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Fleischerliebe
Die Blockers waren schon seltsam, fand Tom, der eigentlich Thomas hieß. Nie verließen sie ihr Haus und er sah schon mal einen Menschen hineingehen und hat ihn seitdem nicht mehr gesehen. Er sollte das eigentlich der Polizei erzählen, doch bei dem Gedanken kam er sich lächerlich vor. Es könnte ganz simple Gründe haben. Er könnte zum Beispiel umgezogen sein. Er kannte den Typen ja kaum. Gerade brachte der Briefträger ein Paket und verschwand in dem Haus. "Seltsam", dachte Tom.
Als er am nächsten Morgen frühstückte, las sein Vater gerade vor:" ...winden des Briefträgers Michael Kock verwundert die gesamte Stadt. Die Polizei durchsucht grade die gesamte Umgebung nach ihm. Menschen, die ihn zuletzt gesehen haben melden sich bitte bei der Polizei." "Schon wieder jemand verschwunden, ist hier aber auch wie verhext", sagte die Mutter.
Tom war ein typischer Teenager, er war klein, hatte Sommersprossen und hatte eine etwas zu hohe Stimme. Und manchmal war er sehr neugierig und tat Dinge, die er sonst nicht tat. Und jetzt wollte er es jetzt genau wissen. Er ging zu den Blockers und klingelte. Als er Schritte hörte, durchfuhr ihn ein leichtes Schauern. Doch es öffnete ein ältere, nett aussehende Dame die Tür. Nun hatte er sich noch gar nicht den Text überlegt, warum er hier klingelte. "Ähh... wissen sie zufällig, wo der Briefträger Kock ist, ich sah ihn gestern in ihr Haus gehen und jetzt ist er verschwunden." Für einen kurzen Moment sah es so aus, als grinse die Frau hämisch, doch als er genauer hinsah lächelte sie nett. "Komm doch erstmal rein. Du hast bestimmt Hunger." Das stimmte. Seit dem Frühstück hatte er nichts mehr gegessen und nun war es schon halb vier. Nach der Schule fuhr er direkt hierhin. Doch er zögerte. Einerseits waren ihm die Blockers unheimlich. Andererseits wollte er die Frau nicht beleidigen. Doch er entschied sich, das Angebot anzunehmen.
Als er in den Flur trat, fiel ihm auf, das es sehr dunkel im Haus war. Die Fenster waren zugezogen und nirgendwo brannte Licht. Nur die Küche war voll ausgeleuchtet. Und nun viel ihm auch auf, dass die Blockers nie einkaufen gingen. "Was gibt es denn?", fragte er höflich. "Oh, sehr leckeres Fleisch", sagte sie mit Betonung auf "sehr". Das erweckte Misstrauen in Tom. Doch jetzt könnte er nicht verschwinden, denn das wäre zu auffällig. Vielleicht gab es später noch eine Chance sich herauszuschleichen. Also ging er höflich mit zum Tisch und aß ein Stück Fleisch. Obwohl er dieses Fleisch noch nie gegessen hatte, kam es ihm doch bekannt vor. "Von welchem Tier ist das denn?" fragte er mit vollem Mund. Diese Frage brachte die Blockers zum Lachen. Sie konnten sich gar nicht mehr einkriegen. Da bemerkte er, dass an der Wand überall Kleidung hing. Er übersah sie, weil er vorher nur auf seinen Teller gestarrt hatte. Er sah auch ihm sehr bekannte Briefträgerkleidung. Dies ließ ihn erstarren. Seine Blicke wanderten wild umher, nach einer Fluchtmöglichkeit suchend. Doch er fand keine. Die Tür war geschlossen. "Endlich hast du die Kleidung entdeckt, hat ja auch lange genug gedauert", sagte der Mann, grinste ihn an und holte aus einem Schrank seelenruhig eine Axt und ein Fleischermesser. Tom war vor Angst wie gebannt. Der Mann ging mit beiden Dingen so auf Tom zu, als wäre es das normalste der Welt und Tom sah nur noch, wie ihn die Frau weiter anlächelte.