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Freifrau gesucht!

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15.04.2009
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Freifrau gesucht!

Marlen wurde schon früh wach. Sie brauchte einen Moment, bis sie wieder wusste wo sie sich befand. Dann aber stellte sich sofort ein unangenehmes Gefühl in ihrer Magengrube ein. Heute also sollte sie Paul Potts spielen. Und wenn sie auch keine Opernarien singen musste, so fühlte sie sich doch mindestens so aufgeregt, als wäre dies ihre Aufgabe. Im Interesse aller Anwesenden und um ihre Chancen bei Raimund nicht gleich im Keim zu ersticken, würde sie aber besser nicht singen.
Trotzdem musste sie lachen, als sie sich die Szene vorstellte. Sie betrat zögernd, im wallenden Abendkleid, den Raum, stellte sich in die Mitte und sagte: " Hallo, ich bin die Marlen und ich habe ein Lied vorbereitet. Ich werde heute eine Opernarie für dich singen. "
Der gute Raimund würde mit Sicherheit ziemlich erstaunt sein und sie hörte Frau Bauer im Geiste schon sagen: "Mein liebes Kind, Sie sind hier in der falschen Sendung. Gesungen wird beim Bohlen. Hier haben Sie nett auszusehen und sich gut zu benehmen. Also gehen Sie bitte noch einmal raus, klopfen ordentlich an bevor sie hereinkommen und versuchen es noch einmal."

Jetzt allerdings klopfte sie erst mal an Patricias Tür. Ihre neue Freundin nahm ebenfalls an dem Fernsehspektakel teil, hatte sich glücklicherweise aber für einen anderen Kandidaten beworben.
"Einen Moment!" rief es von drinnen. Dann öffnete eine etwas zerzauste Patricia die Tür.
"Ich bin noch nicht ganz fertig", rief sie außer Atem. "Komm doch kurz rein. Ich kann einfach nicht entscheiden, was ich anziehen soll. Gestern war ich mir noch ganz sicher, dass ich mein grünes Kostüm anziehen würde. Aber heute Morgen denke ich, dass ein fröhliches Sommerkleid doch besser zu der Gelegenheit passen würde. Außerdem wirkt das nicht ganz so förmlich. Nachher denkt Laurenz noch, dass ich eine verklemmte Jungfer bin."
"Da würde ich mir keine allzu großen Sorgen machen. Spätestens nach zwei Minuten in deiner Gesellschaft, weiß Laurenz ohnehin, dass bei dir von verklemmt keine Rede sein kann."
Marlen zog zwei Kleider aus dem offenen Kleiderschrank, der sehr gut gefüllt war. Im Gegensatz zu Marlens Schrank, mussten die Sachen hier keine Angst haben sich zu verlaufen.
"Zieh doch eines von diesen Kleidern an. Die sind beide wunderschön."
"Nein, das geht doch nicht ", rief Patricia entsetzt aus. "Die sind doch noch aus der letzten Saison. Die habe ich nur eingepackt um mit Polly Gassi zu gehen. So einen alten Fetzen kann ich heute auf gar keinen Fall tragen. Laurenz soll doch vom ersten Moment an überwältigt von mir sein. Was hältst du von diesem hier?"
Patricia hielt ein weinrotes Kleid, mit schmal geschnittenem Oberteil und weit schwingendem der Rock in die Höhe, dass einfach atemberaubend war. Sie hatte tatsächlich Recht. Dieses kleid war noch schöner und vor allem noch aufregender, als die beiden anderen Modelle.
"Wenn du ihm darin nicht gefällst, muss er blind sein" meinte Marlen trocken. "Jetzt beeil dich aber ein bisschen. Ich möchte vor dem Treffen wenigstens noch eine Tasse Kaffee trinken."
Patricia verschwand im Badezimmer und tauchte nach erstaunlich kurzer Zeit, komplett umgezogen und zurecht gemacht wieder auf.
"So, jetzt können wir los. Ich muss Polly nur rasch ihr Halsband anziehen. Du siehst übrigens richtig toll aus. Entschuldige bitte, dass ich eben nichts zu deinen Outfit gesagt habe. Aber es macht mich ganz verrückt wenn ich mich nicht entscheiden kann. Zum Glück bist du gekommen. Das rote Kleid ist einfach perfekt."

Im Frühstückssaal des Hotels, in dem sie auf ihre blaublütigen Heiratskandidaten treffen sollten, herrschte reges Treiben. An allen Tischen saßen Frauen, die heute hofften den Mann ihrer Träume zu treffen. Und dass vor laufenden Fernsehkameras. Die meisten machten einen nervösen Eindruck und kaum eine schien etwas zu essen. Auch Marlen nahm sich lediglich einen Apfel.
"Ein bisschen was muss ich einfach essen. Sonst knurrt mir nachher beim Treffen mit Raimund der Magen. Das wäre ziemlich peinlich."
"Ich frühstücke grundsätzlich nie und wenn mein Magen knurren sollte, kann ich es ja immer noch auf Polly schieben“
Nach dem Frühstück versammelten sich alle Kandidatinnen im Blauen Raum. Kurz darauf erschien auch die Redakteurin, Frau Bauer.
"Guten Morgen, meine Damen. Die Herren werden in wenigen Minuten eintreffen, und die Kamerateams haben bereits alles aufgebaut und sind einsatzbereit. Wenn sie an der Reihe sind, wird meine Assistentin sie abholen und zu unserer Maskenbildnerin bringen. Diese wird sie dann kameragerecht zurecht machen. Anschließend wird meine Assistentin sie zu dem Raum bringen, in dem sie ihren Freiherrn treffen."
Ein Stöhnen ging durch den Raum. Von allen Seiten hörte man es flüstern: "Und dafür habe ich mich stundenlangen geschminkt."
Unbeeindruck davon fuhr Frau Bauer fort: "Sie haben dann genau 10 Minuten Zeit. Bitte versuchen Sie nicht diesen Zeitraum zu verlängern. Wir kommen sonst mit unserem Zeitplan durcheinander. Ich werde die ersten Damen in wenigen Minuten abholen, also bleiben sie bitte hier und warten bis sie an der Reihe sind. "
Obwohl die ein oder andere anscheinend noch Fragen hatte, verließ Frau Bauer im Stechschritt den Raum.
"So, jetzt ist es gleich so weit", stöhnte Marlen. "Ich glaube, mir wird schlecht und mein Gehirn löst sich auf. Ich kann keinen klaren Gedanken mehr fassen. Ich kann unmöglich in dieses Zimmer gehen."
" Stell dich nicht so an, jetzt geht der Spaß doch endlich los!", meinte Patrizia und knuffte Marlen aufmunternd in die Seite.
Eine Frau im beigen Seidenkostüm, die sorgfältig geschminkt und mit jeder Menge teurem Goldschmuck behängt war, lief Frau Bauer hinterher, kam aber kurz darauf ganz aufgeregt wieder zurück.
" Ich lasse mich nicht von irgendeiner daher gelaufenen Maskenbildnerin schminken!", rief sie aufgebracht.
"Ich habe meine Kosmetikerin extra ins Hotel kommen lassen. Da lasse ich doch jetzt keinen Stümper mehr ran! Was bildet sich diese Frau Bauer eigentlich ein.
Meine persönliche Kosmetikerin weiß mit Sicherheit am besten wie ich vor einer Kamera optimal zur Geltung komme. Ich lasse dieses Kunstwerk doch jetzt nicht ruinieren. "
Sie zeterte noch eine Weile vor sich hin. Inzwischen interessierte das aber niemand mehr. Alle waren viel zu sehr mit sich selbst und mit dem eigenen Aussehen beschäftigt.
Man sah den Damen förmlich an, wie sie abschätzten, wer wohl zu einer ernsthaften Gefahr werden könnte, und zu wem man getrost nett sein konnte.
An vielen Ecken steckten zwei oder drei den Kopf zusammen und zogen munter über die anderen her. Da wurden wilde Spekulationen über etwaige Schönheitsoperationen angestellt und sämtliche Schönheitsmängel schonungslos diskutiert. Als jetzt die ersten sechs Frauen abgeholt wurden, ging es erst so richtig los.
"Hast du die mit den Schlauchbootlippen gesehen? Da kann man glatt eine Tasse Tee drauf abstellen."
"Und die mit dem roten Rock ist ja wohl etwas zu alt für diese Sendung, oder will sie sich etwa als Mutter bewerben?"
"Am schlimmsten ist aber doch die mit der braunen Hose. Die sollte lieber mal 10 kg abnehmen bevor sie vor einer Fernsehkamera tritt."
Solche und ähnliche Sprüche schwirrten durch den Raum.
"Na, wenn die sonst keine anderen Probleme haben geht's denen doch richtig gut“, flüsterte Marlen. "Aber ich muss zugeben, das hier schon einige sehenswerte Gestalten herumlaufen."
"Ich möchte wetten, dass jeder Freiherr neben den Damen für die er sich wirklich interessiert, auch zwei oder drei schräge Vögel einladen musste, damit die Zuschauer was zum Gucken und Lästern bekommen. Schließlich muss am Ende ja die Quote stimmen. Bei der ein oder anderen kann ich mir nicht vorstellen warum sie sonst hier sein sollte. "

Die erste Gruppe Kandidatinnen kehrten von ihrem Date zurück.
" Also meiner ist ja total süß! Nein, wie nett der lächelt, und was für süße Grübchen der hat. Ich glaube, ich habe mich sofort verliebt und er sich auch, so süß wie der mich angeguckt hat. Als wäre ich ein zarter Sahnetrüffel, den er sich gleich auf der Zunge zergehen lassen will."
Auch die anderen Damen schienen nicht minder begeistert von ihren Herren zu sein, wenn sich auch nicht alle in einem Zuckerrausch befanden.
Man hätte meinen können hinter den Türen verbergen sich perfekte Traumprinzen aus der Märchenwelt und keine lebendigen Männer aus Fleisch und Blut.
"Meinst du nicht die übertreiben ein bisschen?" Marlen konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass es für jede der sechs Damen Liebe auf den ersten Blick gewesen sein sollte. Das gab es doch gar nicht! Entweder hatten die ihnen beim Frühstück etwas in den Kaffee gemischt. Oder die Hormone spielten unter der Einwirkung der Fernsehkameras verrückt.

Kurz darauf wurden auch Patricia und sie zur Maskenbildnerin geschickt. Zum Glück fand ihr Speed Date zur gleichen Zeit statt. So musste Marlen nicht alleine zurückbleiben
Ihr Make-up wurde nur kurz aufgefrischt und über gepudert. Und dann war es fast so weit. Mit schweißnassen Händen und zitternden Knien stand Marlen im Flur und wartete darauf zu Raimund vorgelassen zu werden.
Was mache ich hier eigentlich? fragte sie sich erneut. Bin ich denn von allen guten Geistern verlassen? Am besten ich drehe mich jetzt um, gehe langsam und unauffällig in mein Zimmer, packe meine Siebensachen zusammen und verschwinde so schnell ich kann.
Gerade wollte Marlen sich umdrehen und verschwinden, als eine junge Frau auf sie zukam und rief: "Schnell, mitkommen, sie sind jetzt dran.“
Marlen wollte noch sagen: "Das ist ein Irrtum, ich wollte gerade nach Hause fahren.“ Aber dann ging sie doch durch die große, jetzt weit geöffnete Tür und fand sich mitten im Scheinwerferlicht wieder. Von nun an verfolgte eine Kamera jede ihrer Bewegungen. Die hellen Scheinwerfer blendeten sie. Durch den Wechsel vom dunklen Flur in das gleißende Licht konnte sie nichts erkennen. Wo war Raimund? Was sollte sie jetzt tun? War die Kamera etwa schon eingeschaltet? Wurde sie jetzt schon gefilmt? Konnte sie eventuell noch umkehren oder war der Fluchtweg bereits versperrt?
1000 Fragen schwirrten innerhalb von Sekunden durch ihren Kopf. Aber es wollten ihr einfach keine Antworten dazu einfallen. Da sah sie endlich jemand auf sich zukommen.
"Hallo Marlen", sagte eine dunkle, angenehm weiche Stimme " Ich bin Raimund. Ich habe mich schon sehr darauf gefreut dich kennen zu lernen. Wollen wir uns nicht setzen?"
Sein Händedruck fühlte sich erfreulich fest an. Er hatte ihre Finger weder wie im Schraubstock zerquetscht, noch hatte seine Hand wie ein nasser Schwamm in ihrer gelegen. Im Geiste notierte Marlen schon einmal einen Pluspunkt auf ihrer Bewertungsliste.
Statt ihm zu antworten, folgte Marlen Raimund stumm zu den beiden weichen Sesseln, die an einem kleinen, mahagonifarbenen Tisch standen. Inzwischen hatten sich ihre Augen an das helle Scheinwerferlicht gewöhnt.
"Setz dich doch bitte."
Raimund griff nach einer kleinen Stoppuhr die auf 10 Minuten eingestellt war.
"So, jetzt haben wir genau 10 Minuten Zeit, um uns ein wenig kennen zu lernen."
Leider versagte Marlens Stimme immer noch. Statt etwas geistreiches von sich zu geben, mit dem sie ihn hätte beeindrucken können, starrte sie Raimund einfach nur stumm an. Obwohl sie sich wie gelähmt fühlte, war sie doch immerhin noch in de3r Lage festzustellen, dass das was sie da anstarrte, ihr ganz gut gefiel.
Raimund trug dunkle Jeans, ein weißes Polo-Shirt und ein dunkelblaues Jackett. Er war ein bisschen der George Cloony Typ, nur jünger. Und er hatte so ein süßes, jungenhaftes Grinsen. Zum Glück war er nicht der aalglatter Brad Pitt Verschnitt, nach dem ihre Freundinnen ganz verrückt waren.
Marlen mochte diese weichgespülten Sunnyboys nicht, die mehr an ihrem eigenen Aussehen, als an dem Wohlergehen ihrer Freundin interessiert waren.
Dieser Raimund aber war zumindest schon mal rein Äußerlich genau ihr Fall!
Aber was fand er nur an ihr? Im Blauen Raum warteten außer den etwas absonderlichen Typen, auch ein paar wunderschöne Frauen auf ihn. Warum also, wollte er seine Zeit mit ihr vergeuden?
Oder fiel sie etwa auch in die Kategorie: Freak der die Einschaltquoten erhöht? Bitte nicht! Flehte sie innerlich.
Wenn sie allerdings weiterhin stumm wie ein Fisch da saß und ihn anstarrte, würde sie nie erfahren, warum er sie zu diesem Date eingeladen hatte.
Vielleicht konnte sie es ja doch schaffen, die eine oder andere Gehirnzelle aus dem Versteck hervor zu locken, in das diese sich beim Betreten des Raumes verschüchtert zurückgezogen hatten.
Wenn sie es wenigstens schaffen könnte ihr Sprachzentrum zu reaktivieren.
"Hattest du eine gute Anreise?"
Das war eine einfache Frage. Ein echter Klassiker, um ein wenig das Eis zu brechen. Die hatte er geschickt ausgewählt. Wahrscheinlich hatte Raimund längst bemerkt was für eine taube Nuss ihm da gegenüber saß. Hätte sie sich doch bloß vorher einen genauen Plan gemacht, worüber sie mit ihm reden wollte. Aber so schlau war sie natürlich nicht gewesen. Wenn sie es jetzt nicht gleich schaffte zu reden, wäre die Chance vorbei. Und auf ihrer Liste befanden sich jetzt immerhin schon drei Pluspunkte für ihn. Grund genug also, sich endlich zusammen zu reißen.
"Ja, die Fahrt war ganz gut“, plapperte sie endlich drauf los.
„Zumindest waren keine aufdringlichen Mitreisenden in meinem Abteil."
Oh Gott! Was hatte sie denn da gesagt? So konnte sie doch unmöglich eine Unterhaltung mit ihm beginnen! Was sollte er denn jetzt von ihr denken?
Raimund lachte. " Na, da bin ich ja beruhigt. Kommt so etwas denn sonst öfter vor? Du musst wissen, dass ich eigentlich nie mit dem Zug fahre. Aber selbst wenn, würde mich wahrscheinlich niemand belästigen."
"Das ist mir auch nur so heraus gerutscht", versuchte Marlen zu retten was noch zu retten war.
"Ich bin in letzter Zeit öfters mit der Bahn gefahren. Und auf meiner letzten Reise nach Frankreich hat so ein schmieriger Typ versucht seine Hand auf meinem Knie zu parken. Glücklicherweise hat mich eine ältere Dame gerettet. Stell dir mal vor, der Kerl war verheiratet und hatte zwei Kinder, und die Dame war seine Nachbarin, die er aber nicht erkannt hatte, weil sie wohl nicht in sein Beuteschema passte. Was für ein Zufall! Na, er ist jedenfalls schnell verschwunden und hatte hinterher bestimmt ein paar schlaflose Nächte. Ich wüsste zu gerne ob Frau Winter, so hieß die Dame, seiner Frau von ihrer gemeinsamen Fahrt berichtet hat. "
Was redete sie da eigentlich? Das interessierte Raimund doch bestimmt nicht! Meine Güte, erst brachte sie kein Wort heraus und jetzt plapperte sie wie ein kleines Schulmädchen. Der musste sie doch für völlig verrückt halten. Jetzt schnell das Thema wechseln, zu etwas Unverfänglichem.
"Warum hast du mich eigentlich zu dem Speed-Date eingeladen?“ Oh, nein! Hatte sie das jetzt wirklich gefragt? Meine Güte warum fiel ihr nichts denn auch nichts Besseres ein? Was sollte er auf so eine Frage schon antworten? Etwa: weil sich nichts besseres für mich beworben hat?
"Das ist eine gute Frage." Raimund lächelte immer noch. So schnell schien ihn nichts aus der Ruhe zu bringen. Nicht einmal eine völlig Verrückte, die vom stummen Fisch zum sinnlos plappernden Papagei mutierte und sich einbildete, sie könnte ihm mit der Nummer auch noch gefallen.
"Du bist mir aufgefallen, weil du so schöne mandelförmige Augen hast. Außerdem war dein Brief recht schmeichelhaft. Jetzt möchte ich aber auch wissen, warum du mir geschrieben hast?"
"Aber das habe ich ja gar nicht!" Mist! Schon wieder hatte sie geredet ohne nachzudenken! Das hatte sie ihm doch auf gar keinen Fall verraten wollen. Zumindest jetzt noch nicht. Garantiert würde er sie jetzt rausschmeißen und die nächste Kandidatin zu sich bitten.
Aber er lachte nur.
"Na, da habe ich wohl die Falsche vor mir sitzen. Aber ich muss sagen, du siehst genauso aus wie die Frau auf dem Foto, die mir geschrieben hat."
Humor hatte er anscheinend auch noch. Jetzt musste sie die Situation irgendwie retten bevor alles endgültig vermasselt war.
"Das bin ja auch ich. Aber den Brief habe nicht ich, sondern meine Freundin Anna geschrieben. Eigentlich wollte sie sich für ein Treffen mit dir bewerben, aber da sie ins Krankenhaus musste, hat sie einfach in meinem Namen geschrieben und ein Foto von mir dazugelegt."
"Und du Arme musstest dich opfern und dich an ihrer Stelle mit mir treffen, obwohl du eigentlich gar nicht an mir interessiert bist." Raimund amüsierte sich anscheinend immer besser.
"Also von opfern kann jetzt nicht unbedingt die Rede sein….
Anna und ich haben uns den Trailer zu der Sendung gemeinsam angesehen. Und ich muss zugeben, dass du mir damals ganz gut gefallen hast. Deshalb hat sich Anna gedacht, wenn sie schon nicht fahren kann, soll ich wenigstens teilnehmen. Ich habe selbst erst vorgestern davon erfahren und extra meinen Frankreichurlaub abgebrochen."
Ein lautes Piepen unterbrach die beiden. Die 10 Minuten waren abgelaufen.
Jetzt hatte sie ihre Chance vertan. Sie hatte ihm nichts über sich erzählen können und von ihm hatte sie auch kaum etwas erfahren. Wenn man es genau nahm sogar gar nichts. Außer, dass er eine gesunde Portion Humor hatte und es geschlagene 10 Minuten mit einer Verrückten im selben Raum aushielt. Und dann war da noch etwas...
"Schade, unsere Zeit ist leider um. Und ich habe strikte Anweisung nicht zu überziehen. Dabei hätte ich gerne noch mehr gehört."
Er sah tief in Marlens Augen und sie war fast bereit zu glauben, dass er diese Worte ehrlich meinte. Aber wahrscheinlich war er einfach nur höflich, und lies jede Kandidatin erst mal in dem Glauben, dass sie eine Runde weiter war.
"Ich geh dann mal." Jetzt hörte sie sich auch noch an wie in der Kinderschokolade Werbung. Fehlte nur noch, dass er ihr aufmunternd auf die Schulter klopfte und „Du schaffst das schon Marlen“, sagte.
Mit wackeligen Beinen stand Marlen auf und schaffte es irgendwie zur Tür zu gelangen. Dort drehte sie sich noch einmal um und lächelte Raimund an.
"Vielleicht bis später." Wenigstens das hatte einigermaßen geklappt. Sie verließ den Raum und lehnte sich erst einmal an die gegenüberliegende Wand. Das war geschafft. Jetzt musste sie nur noch nach oben gehen und ihren Koffer packen. Dann war das Kapitel Freifrau für sie erledigt. Von Raimund würde sie mit Sicherheit nie wieder etwas hören.

 

Hallo Rosa,

ein herzliches Willkommen meinerseits im Forum.

Inhaltlich hat mich Deine Geschichte leider nicht überzeugen können. Immer wieder stelle ich mir beim Lesen Zwischenfragen, deren Antwort ich dann erst später im Text erfahre.

Um Dir ein Beispiel zu geben:

Sie brauchte einen Moment, bis sie wieder wusste wo sie sich befand.

Warum erzählst Du nicht gleich im nächsten Satz, dass sie in einem Hotelbett aufwacht? Dadurch würden sich auch die Lücken im weiteren Verlauf schließen. Ich bin nämlich davon ausgegeangen, dass die beiden Mädels in einer WG leben.
Auch bin ich durch die Arie davon ausgegangen, dass sie sich tatsächlich zu einem Casting begibt, Raimund in der Jury sitzt, aber so richtig Sinn machte es auch nicht, da war der "Raum" und nicht die Bühne.
Was ich mit den Beispielen sagen möchte, Du erklärst ja, nur leider zu spät. Bis dahin, hast Du vielleicht schon den ein oder anderen Leser verloren.

Ich finde auch die Passage, wo eigentlich die Freundin die Bewerbung ausfüllt, aber im gleichen Moment feststellt, dass sie nicht teilnehmen kann und deshalb Marlen hinschickt, mehr als fragwürdig.

Und so weiter und so fort.

Am Ende, ja, da nehmen zwei Frauen an einer "Suche Traummann" Fernsehshow teil, dessen Ausgang ungewiss ist. Mehr erzählst Du eigentlich nicht.

So viel zum Inhalt. Sprachlich verwirrst Du durch wechselnde Zeitformen. Ein Satz in der Vergangenheit, einer in der Gegenwart. Da gäbe es einiges zu berichtigen, sofern Du an der Geschichte weiterarbeiten möchtest.

Kleinkram:

Ich kann einfach nicht entscheiden

Ich kann mich ..

Marlen zog zwei Kleider aus dem offenen Kleiderschrank

Wortwiederholungen, wie in diesem Beispielsatz sind sehr ... nicht schön jedenfalls :).

Dieses kleid war noch schöner

Kleid

... verließ Frau Bauer im Stechschritt den Raum.

:confused:

war sie doch immerhin noch in de3r Lage festzustellen

Für mich:

Leider nicht das große Leseerlebnis, aber es geht bei weitem schlimmer :).
So irgendwo dazwischen.

Beste Grüße, hier kann man eine Menge lernen und jeder fängt nun mal irgendwann damit an. Ich selber auch ;).
Also, lass den Kopf nicht hängen und greif zur Feder!

Fliege

 

Danke für die Anregungen!
Ich fange ja wirklich erst an, also erwartet bitte keine literarischen Ergüsse...
Dies ist mein erster Versuch und ich gebe zu, bestimmt noch nicht so toll, aber ich bin je hier um es irgendwann einmal hoffentlich besser zu machen.
Also allen vielen Dank, die mir dabei helfen.
Rosa Stern

 

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