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Freitagabend Blues

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15.01.2001
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Freitagabend Blues

Ein Blick zu mir vielleicht ein Blick in weite Ferne.
Ihre Augen sind wieder weit fort von mir, ihre grünen Augen, die ein bisschen Sehnsucht, ein bisschen Verlangen und ein bisschen Trauer ausstrahlen.
ICH bin wieder allein mit mir, mit meinen Augen, die ich im Spiegel sehe. Was sagen sie mir? Das ich böse bin? Oder herzlos? Das ich nur für mich alleine bin, nicht in der Lage irgendein Gefühl außer für mich selbst zu entwickeln? So kommt es mir jedenfalls vor.
Wenn der Wind um meine Hände streicht, ich in eine kalte Nacht mitten im Juli hinaussehe, denke ich mir, dass alles doch ganz anders laufen sollte, ohne eine innere Blockade meiner Gefühle, ohne den nicht zu bändigenden Drang vor mir selbst zu bestehen.
Damit komme ich für mich selbst wieder bei ihren Augen an, vor denen ich nicht bestehen kann, in die ich sehe und deren Blick ich nicht erwidern kann. Es ging mir noch nie so. Es ist kein Schuldgefühl, nur der bewusste Gedanke eine Zeit lang allein sein zu MÜSSEN.
So, wie ich das noch nie erlebt habe.
Allein sehne ich mich danach etwas zu schaffen, ja, etwas zu schreiben, so wie dieses hier, doch ich weiß ganz ehrlich, dass DIESES hier mich niemals weiterbringen wird-!
Nur noch einen weiteren Schritt in Richtung ich zu tun, dann wüsste ich, woran ich an mir bin. Du nicht auch?

 

Hm, Matthäus,

bist du sicher, dass du diese Geschichte in der richtigen Rubrik untergebracht hast? Meines Erachtens gehört dies hier eher unter die Kategorie Philosophie oder Romantik.

 

Kategorien sind doch Schall und Rauch. :)
Es kann ja immer noch unter "sonstiges" laufen.

 

Gefällt mir, besonders der Titel!
(ich liebe Blues)

Die Umstände der Entstehung sind sehr offensichtlich. Das macht den Text irgendwie sympathisch.

...ich in eine kalte Nacht mitten im Juli hinaussehe,...
Oh ja, wann wird es endlich wieder wärmer?

Meiner Meinung nach passt diese Geschichte durchaus in diese Kategorie.

 

schön, dass Ihr die Geschichte mögt.
Nur Hendik: Da gibt es weder etwas Philosophisches und schon gar nichts Romantisches an dieser Geschichte, es ist ja einfach nur eine Beschreibung von etwas, dass wir alle kennen. Es ist alltäglich.

 

Hallo Matthäus,

der kurze Text erscheint mir wie ein Brief an dich selbst. Wer kennt das nicht, den Blick in den Spiegel, aus den einen die eigenen Augen forschend ansehen?! Die Augen scheinen immer ernst, Sehnsucht, Verlangen, Trauer, durchaus nicht verharmlost mit dem Beiwort "ein bisschen". Der Kernsatz des Textes ist wohl die Frage an sich selbst: "dass ich nicht in der Lage bin irgendein Gefühl außer für mich selbst zu entwickeln." Um diesen Satz dreht sich der ganze Text. Das Schreiben als Sinn und Zweck des Alleinseins dient vermutlich auch nur dem Ziel der eigenen Standortsuche. Die Erkenntnis, "vor ihren Augen nicht bestehen zu können", schildert vermutlich die Grunderfahrung, dass eine heftige Empfindung für einen anderen Menschen auch das eigene Ich in Frage stellen kann. Ich überlege, wer als Adressat gemeint ist, beim Schlusssatz "Du nicht auch?"
Der Text in seiner Prägnanz hat sehr viel mit Lyrik zu tun, ließe sich leicht in ein Gedicht umschreiben. Vielleicht sollte man ihn auch umschreiben. Es ist keine Geschichte im eigentlichen Sinn, denn es geschieht eigentlich nichts, oder doch, im Inneren der Hauptperson, sehr viel. Diese inneren Vorgänge, das sich Reiben an der "inneren Blockade der eigenen Gefühle", an die ich als Leser nicht ganz glaube, ließen sich in der verkürzten Sprache des Gedichts noch eindringlicher zeigen.

Ein guter Text

Hans Werner

 

Danke Hans, ich freue mich über das Lob und die - wie ich meine - sehr gute Analyse.

 

Lieber Matthäus, deine Geschichte an sich gefällt mir soweit ganz gut. Ich weiß, das ist nicht gerade das, was du hören wolltest. Ich schließe mich Hans-Werner an, dass der Text sehr an Lyrik erinnert, was ich im Grunde genommen mag. Allerdings hätte ich mir beim Lesen des Titels mehr versprochen. Vielleicht fehlt mir die nötige Toleranz, aber das Zusammenspiel von Geschichte und Titel empfinde ich als sehr unkoordiniert.

 

Muss mich dem anschließen. Wobei mir im Endeffekt die geschichte besser als der Titel gefällt, was lyrik anscheinend anders sieht.

Sehr interessante Gedanke, sehr ehrlich und überraschend klar auf den PUnkt gebracht. (Bessr als ich es kann!)

Nur sitze ich jetzt hier im Zwiespalt: Ist das eine kurzgeschichte? Ich finde nicht, aber ich suche verzweifelt nach einem anderen Begriff, damit mir solche Gedanken weiter erhalten bleiben.

kc

 

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