Ich gehe mal der Reihe nach auf einige Punkte ein, die hier angesprochen wurden und zu denen ich glaube, etwas gehaltvolles beitragen zu können.
Sebastian schrieb:
Ist die Erkenntnis, dass man sich nicht selbst helfen kann, nicht philosophisch?
Der korrespondierende Hinweis im Text für diese Frage scheint mir folgende Aussage:
Mir geht auf, dass ich ihm ohnehin nicht helfen kann, solange er sich nicht helfen lassen will.
Wie kommt der Erzähler zu diesen Eindruck? Naja, sein sehr lebendig erscheinendes Spiegelbild "blickt" kurz zuvor "stumm zu Boden", fängt zu weinen an und am Ende... ist eben dieses noch immer ganz einfach "stumm".
Mal abgesehen davon, dass ich finde, dass es doch eigentlich ganz normal ist, dass Spiegelbilder nicht mal eben munter zu plaudern anfangen, kann ich kaum der Versuchung widerstehen, dem Erzähler viel eher mangelnde Geduld oder meinetwegen so etwas wie eine gewisse Mutlosigkeit in dieser Sache zu unterstellen. Hier ernsthaft von einer philosophischen Erkenntnis zu sprechen halte ich für reichlich überzogen.
Dieser Eindruck wird mAn auch noch durch folgenden Satz bekräftigt:
Doch ich weiß, dass es nicht stimmt, dass er sich nur selbst belügt.
Die Begründung für diese Annahme wird dem Leser leider vorenthalten. Warum? Wenn auch das hier eine "Erkenntnis" sein soll, und nicht irgendetwas anderes, dann erwarte ich durchaus eine nachvollziehbare Begründung für diese Annahme. Philosophie lebt in erster Linie von Begründungen. Bleiben solche aus halte ich den philosophischen Gehalt einer Geschichte für grundsätzlich zweifelhaft.
Stichwort Selbstverliebtheit: Ein Mann, der sich vor einen Spiegel stellt, dabei sein Spiegelbild so genau betrachtet, dass er sein Gesicht und dessen diverse Regungen so detailiert beschreibt, wie es hier erläutert wird, der seine Finger nach seinem Spiegelbild ausstreckt und dieses berührt und zuletzt dann noch mit letzterem zu reden anfängt... das alles setzt meiner Ansicht nach eine gehörige Portion Selbstverliebtheit voraus.
Was ist daran nicht so recht nachvollziehbar? Vielleicht, weil sich der Erzähler in dieser Anekdote ostentativ selbst bemitleidet? Soll das denn ein Widerspruch sein? Wer sich selbst bemitleidet, der liebt sich nicht auch zugleich selbst? Oder wie soll ich das verstehen?
Sebastian schrieb:
Und Sentimentalität ist auch ein Aspekt, der in Geschichten vorkommen kann.
Ich habe nichts gegenteiliges gesagt.
Ich versuchte nur auszudrücken, dass Sentimentalität und Philosophie nicht zusammenpassen. Jedenfalls nicht in dieser Verhältnismäßigkeit.
Sebastian schrieb:
Keine Ahnung, was dir über die Leber gelaufen ist, aber gerade als Moderator sollte man stets fair bleiben, und seine Position nicht dazu benutzen, anderen völlig überzogen einen reinzuwürgen.
Ich gebe gerne zu, dass mein Beitrag oben ein wenig ruppig ausgefallen ist was seine Ausdrucksweise betrifft. Wo ich allerdings meine Position als Moderator missbraucht haben soll ist mir nicht klar. Auch etliche Nicht-Moderatoren hier schreiben Verrisse wenn sie es für angebracht halten oder bemängeln gegebenenfalls eine u.U. mangelnde Rubrikzugehörigkeit.
Nyarendil schrieb:
Stilistische Unzulänglichkeit wegen einer Wortwiederholung? Schreibt die Deutschbücher um! Das Stilmittel der Repetitio gibt es nicht! Auch keine Anapher, Paralellismus...(außerdem verweise ich auf Sebastian)
Danke für den Verweis.
Verwendest du gerne Stilmittel, nur weil es für diese einen passenden Begriff gibt? Weil sie in irgendwelchen "Deutschbüchern" stehen? Das impliziert in meinen Augen Wahllosigkeit.
Nyarendil schrieb:
Darüberhinaus ist die Pointe keine Notlösung, sondern von vornherein geplant. Lies dir die Geschichte ein zweites Mal durch (ich unterstell dir zumindest, dass du das nicht getan hast, sorry falls ich mich irre), dann fällt dir vielleicht der eine oder andere Hinweis auf (verweise nochmal an Sebastian)
Und noch ein Verweis! Seid ihr beide eigentlich befreundet oder so?
Ich habe deine "Geschichte" zu Beginn genau zweimal und jetzt für diesen Beitrag ein drittes Mal gelesen. Natürlich ist die Pointe keine Notlösung, sondern von vornherein geplant, wie du sagst. Aber genau das macht den Rest des Erzählten ja schon beinahe zwangsläufig so minderwertig! Und zu guter letzt gibst du außerdem noch offen zu, dass du deine Leser über die wahre Begebenheit der Handlung irre führen möchtest.
Dazu kann ich nur sagen, dass ich persönlich mich beim Lesen einer Geschichte, egal von wem sie stammt, nicht gerne betrügen lasse. Das ist in etwa so, als wenn mir jemand eine spannende Begebenheit erzählt und dann hinterher so ganz nebenbei bemerkt, dass er das alles nur geträumt habe. Da fühle ich mich dann verarscht.
Ganz ähnlich geht es mir mit deinem Text, der mich doch ganz offenbar für dumm zu verkaufen versucht. Wäre ich Augenzeuge genau derselben Begebenheit könnte sich dieser Betrug niemals abspielen, wie leicht nachzuvollziehen ist. Der Erzähler dieser Anekdote jedoch zieht es aus reiner Effekthascherei (damit meine ich die Pointe) vor, mich über die wahre Begebenheit bewusst im Unklaren zu lassen, während ich ihm andererseits zum größten Teil schlicht ausgeliefert bin. Und so etwas kann ich nun mal einfach nicht abhaben.
Nyarendil schrieb:
Finds schade, dass ein Mod scheinbar keine begründete Kritik, sondern nur einen (wenn auch stilistisch sehr ausgefeilten) Verriss zustande bringt.
Erstens: Warum findest du das schade?
Zweitens: Woher willst du wissen, dass ich "keine begründete Kritik" schreiben kann?