fremde Welten
Unter uns liegt der ausgewählte Landeplatz. Aus großer Höhe sah die Stelle noch vielversprechend aus, eine weite Ebene ohne viele Erhebungen, doch die Wirklichkeit sieht leider anders aus. Riesige Felsbrocken, manche fast so groß wie unser Raumschiff liegen umher, einer neben dem anderen entlang des gesamten Blickfeldes. Der Autopilot hat es gerade noch geschafft, unser Raumschiff halbwegs heil zwischen einigen kleineren Felsbrocken, die immer noch die größe eines kleinen Wohnhauses haben, zu landen. Mehrere Landestützen sind eingeknickt, die metallene Panzerung unseres Raumschiffes ist an mehreren Stellen aufgerissen, einige Besatzungsmitglieder sind verletzt, es hätte aber auch noch schlimmer ausgehen können, die Landung auf einem fremden Planeten ist immer riskant.
Während sich Roboter um die Verletzten kümmern und damit begannen, die entstandenen Schäden auszubessern, schickt der Kommandant einen ersten Erkundungstrupp aus. Gibt es Leben auf dieser Welt? Diese Frage zu klären ist unsere vordringlichste Aufgabe. Aus der Tiefe des Weltalls sahen wir viele grüne Flächen, wahrscheinlich Zeichen von Bewuchs, und große Meere. Ein idealer Ort für die Entstehung von Leben. Eine erste Untersuchung der Luftproben bestätigt unsere Vermutung, die Luft ist für uns atembar, Spuren schädlicher Mikroben enthält sie nicht.
Ein kleiner Erkundungstrupp in leichten Raumanzügen ist schnell zusammengestellt und wartet an einer Luftschleuse auf letzte Instruktionen. Alle Mitglieder des Trupps kennen ihre Aufgaben wie im Schlaf, niemand stellt unnötige Fragen, obwohl dies die erste fremde Welt ist, die wir zu untersuchen haben. Neidisch beobachten die restlichen Besatzungsmitglieder den Erkundungstrupp, jeder wäre gerne an seiner Stelle gewesen, aber es gibt keine Diskussionen, später werden alle Besatzungsmitglieder ausreichend Gelegenheit haben, diesen fremden Planeten zu erkunden.
Vielfältige exotische Geräusche erfüllen die Luft der fremden Welt. Manche kommen uns vor wie Stimmen heimischer Tiere, andere wiederum erfüllen uns mit unangenehmen Schaudern. Um unser Raumschiff liegt alles wie leblos da, keine Bewegung ist zu erkennen. Langsam umrundet der Erkundungstrupp einige größere, jedoch ausgesprochen kahle und teilweise stark zerklüftete Felsbrocken. Spuren von Pflanzenleben gibt es dort nicht. Deshalb weist der Kommandant sie an, geschützte Stellen zwischen den Felsen zu suchen, wo pflanzliches Leben eventuell bessere Bedingungen vorfindet.
In größerer Entfernung vom Raumschiff trifft der Trupp endlich auf einen ausgedehnten See, dessen anderes Ufer kaum in der Ferne zu erkennen ist. Die Meßgeräte des Erkundungstrupps arbeiten auf Hochtouren, und schlagen endlich aus. Der See dort draußen muß von verschiedensten Lebewesen nur so wimmeln, das zeigen die Geräte jedenfalls an. Viele von ihnen sind mindestens so groß wie wie wir. Riesige Tiere tauchen ab und zu auf, um Luft zu schnappen, ihr Aussehen ist so fremd und bizarr, daß wir kaum Vergleiche in unserer Tierwelt finden.
Gerade gibt der Kommandant das Zeichen zur Rückkehr des Erkundungstrupps als wir leise, weit entfernte Erschütterungen wahrnehmen, die sich langsam aber stetig nähern. Der Kommandant befiehlt dem Erkundungstrupp in Deckung zu gehen und abzuwarten. Unser beschädigtes Raumschiff wird gefechtsklar gemacht, man kann nie wissen, was sich uns da nähert, es muß jedenfalls gigantisch sein, denn noch ist nichts zu sehen und die Erschütterungen nehmen weiter zu, Gegenstände beginnen bereits in der Zentrale unseres Raumschiffes leise zu klirren. Da, endlich, unsere Monitore zeigen etwas an, etwas wahrhaft Gigantisches kommt auf uns zu, wir können den Sensoren kaum glauben, das Wesen, muß vielfach größer sein als unser Raumschiff, unglaublich, so etwas kann es doch nicht geben, wir können kaum etwas von ihm erkennen, nur undeutliche Umrisse, denn es ist zu groß und bewegt sich zu schnell, als daß die Sensoren sich einstellen können, und es kommt direkt auf uns zu. Panik bricht aus, es wird uns zertrampeln, rette sich wer kann, brechen erste Schreckensrufe aus den Mündern unserer sonst so disziplinierten Besatzung hervor. Wir können nichts tun als abzuwarten, auf eine solche Begegnung sind wir nicht vorbereitet. Unsere schnell angelegten Raumanzüge mit allen erdenklichen Sicherheitsvorkehrungen kommen uns in diesem Falle geradezu lächerlich klein vor. Die Erschütterungen werden so stark, daß wir trotz Gurten auf unseren Plätzen wild hin und her geschleudert werden. Meßgeräte zerplatzen, die Panik erreicht ihren Höhepunkt. Plötzlich schießt etwas Riesiges auf unser Raumschiff zu, wir werden hochgerissen, unsere Andruckabsorber fallen aufgrund der rasenden Beschleunigung aus, unsere Besatzung wird dadurch regelrecht zerquetscht. Es gibt keine Überlebenden, den darauf folgenden heftigen Aufprall auf den felsigen Untergrund können nicht einmal die Sensoren mehr registrieren, das Raumschiff zerbricht in viele Teile.
„Daß die Kinder aber auch wirklich überall ihr Spielzeug herumliegen lassen müssen“, schimpft jemand ausgiebig und wirft das gerade am steinigen Strand gefundene, kaum fünf Zentimeter durchmessende Raumschiffsminiatur erbost auf den Boden, wo sie in mehrere Teile zerbricht.