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Freunde fürs Leben

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30.08.2005
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Freunde fürs Leben

´Junge, Junge, du siehst ganz schön kaputt aus´, sage ich dem Spiegel an der Decke.
Das Bett indem ich liege, wackelt bedenklich und ich weiß nicht warum. Aus irgendeinem Grund will ich mich zu Michelle umdrehen, doch nur Mike liegt neben mir. Er atmet ganz ruhig, ich mustere sein Gesicht genau, selbst wenn er schläft, bemerkt man diesen rastlosen, nachdenklichen Ausdruck in seinen fein geschliffenen Gesichtszügen und plötzlich streifen Fragmente einer Erinnerung mein Gedächtnis und ich werde ein bisschen unruhig. Aber ich weiß wieder wo ich bin. Immerhin.
Ich versuche langsam, vorsichtig aus Luitpolds Wasserbett zu klettern, doch selbst bei der allerkleinsten Bewegung wackelt, schwankt die Matratze so heftig, dass Mike schließlich doch aufwacht, irgendetwas murmelt – Panik ergreift mich und ich will mit einem mächtigen Satz aus dem Bett flüchten – sich dann aber wieder auf die Seite dreht und weiterschläft. Mein Körper erfährt etwas höchst seltenes – einen Adrenalinstoss. Ich bleibe zwei Minuten regungslos sitzen und beobachte Mike mit wachsamem Blick, doch er zuckt nicht einmal mehr kurz und ich bin darüber irgendwie ein bisschen enttäuscht, als ich aus dem Bett steige.
Irgend so ein Arschloch knallt mir ein Brett vor die Stirn, gerade als ich aufstehen will und mit einem Mal bin ich wieder betrunken, ich schwanke unkoordiniert durch den Raum, mein Blick ist stark getrübt, wieder von diesem weißen Rand, der mich immer ein bisschen an frischen Puderschnee erinnert, stark eingegrenzt.
Als ich endlich die Zimmertür finden kann, habe ich mich wieder halbwegs gefangen, doch mein rechter, großer Zeh blutet ein wenig und das fehlende Stück Fleisch klebt an irgendeinem Möbelstück an das ich mich schon nicht mehr erinnern kann.
Im Treppenhaus hängt immer noch das Plakat des letztjährigen Faschingsballs. Unseres Faschingsballs. Einzigartige Momente, grandiose Bilder, ein schlicht endloser Film der letzten drei Jahre läuft durch meinen Kopf, der für einige Augenblicke die gestrige Vergewaltigung von Gehirnzellen vergessen haben muss, und irgendwie will ich lächeln, irgendwie bin ich den Tränen nahe, und irgendwie überfordert das alles meinen Kreislauf, mir wird plötzlich übel und auch wieder etwas schwindlig. Ich nehme mir eine Minute Zeit, setze mich auf die angenehm kühlen, weißen Marmorstufen und rauche die Zigarette, die ich in der Brusttasche meines Pullovers gefunden habe.
Ich denke an meine neue Wohnung in Trier. Ich muss noch eine Kaffeemaschine besorgen, denke ich jetzt.
Ich ziehe ein letztes Mal an meiner Zigarette, den Rest überlasse ich den Geranien auf der Fensterbank.
`Guten Morgen, der Herr!´, kreischt es mir schon von weitem aus der Küche entgegen. ´Frühstück!?´, bei jedem einzelnen Buchstaben dreht sich mir der Magen um, bis er schließlich Kopf steht und ich nur mit großer Mühe den Brechreiz unterdrücken kann.
´Nein, danke. Nur das Übliche bitte!´, antworte ich und stecke den Kopf durch die Küchentür. Maria, Luitpolds Mum, streckt mir bereits eine Aspirin und ein Glas Wasser entgegen.
´Was mach ich nur ohne dich? Willst du mich nicht doch heiraten, Maria?´, brabble ich, während ich die Kautablette unter meinen Backenzähne zermalme und dann einen Schluck Wasser nehme. Sie boxt mich und lacht nur laut. Ich unterhalte mich noch ein wenig mit ihr, sie stellt mir einige Frage über mein Studium, ich erzähle ihr irgendetwas, was ich in einer Broschüre gelesen habe, und dass ich den neuen ´Creative Writing´ Kurs belegen will, mehr fällt mir nicht ein, da ich selbst eigentlich keine Ahnung habe, was mich erwartet.
Schließlich verabschieden wir uns – ´Pass auf dich auf, Junge!´, sagt sie grinsend - ´Bis bald´, rutscht mir endlich über die Lippen, als ich schon halb im Flur stehe. Im Spiegel über der Kommode bemerke ich, dass ich immer noch die blaue Jeans und den (ehemals) weißen Ralph Lauren Pullover von gestern Abend trage.
Ein traumhaft schöner Spätsommermorgen strahlt mir bereits entgegen als ich das Haus verlasse und vor die Tür trete. Die Sonne steht bereits hoch am Himmel – es wird wohl doch schon Mittag sein – und ihre wärmenden Strahlen kitzeln angenehm auf meinen Wangen – mein Kater ist auf einmal wie weggeblasen.
Die Straße ist wie ausgestorben, kein Auto ist zu sehen und ich balanciere ein bisschen den weißen Seitenstreifen entlang, in Richtung Garagen, zu unsrer eigenen Bar. Eine sanfte Sommerbrise streichelt sanft die bunten Wiesen links und rechts neben der Straße, ich beobachte reifen Löwenzahn, würzig duftenden, purpurfarbenen Klee und winzige, zerbrechliche Gänseblümchen, die das üppige Grün um mich herum, zu einem einzigen, großen Mandale werden lassen.
Ich gehe auf die rechte Garage zu und dann links an ihr vorbei, die Wendeltreppe hinunter zur Bar. Komischerweise kann ich keine Musik hören, als ich die Türklinge nach unten drücke, aber viele vertraute Stimmen. Die Tür fliegt auf und sofort beginnt das Grölen und Grunzen. Luitpold – den ich ja um seinetwillen normal Louis nenne – steht zusammen mit Dom hinter dem Tresen und beide starren dumpf auf Louis´ Digi-Cam, Sven sitzt mit der Kasse auf der Couch und macht das was er am besten kann – er rechnet irgendetwas aus.
Auf der kleinen Couch, neben ihm liegt ein echt hübsches Girl mit langen, schwarzen Haaren und schläft.
Hat diese Michelle schwarze Haare?
Der Boden klebt wie Kaugummi, ich glaube den Tresen kaum erreichen zu können und überhaupt ähnelt unsre Bar mal wieder einem Schlachtfeld. Der Boden ist übersät mit Scherben und Brandflecken, ich sehe Aschenbecher die in der Mitte durchgebrochen sind, was irgendwie absurd ist, da sie eigentlich kein Mensch benutzt hat, überall liegen zerquetschte Zitronen und manchmal knirscht es beim Laufen, wahrscheinlich Salz, was ich aber irgendwie doch ganz nützlich finde, da es die klebrige Cola auf dem Boden neutralisiert. Ich bemerke, dass wieder irgend ein Trottel, irgend welche undefinierbare Figuren an die Wand gekritzelt hat, quer über mein Paul Giamatti Poster steht in dicken, roten Lettern, ´Marc, du verdammte Schwuchtel´, geschrieben, das Master of Puppets Poster scheint ganz zu fehlen. Nicht zu vergessen, der hoch dosierte Alkoholgehalt der Luft, die man hier atmet. Ich erinnere mich daran wie wir, damals, im Frühjahr letzten Jahres, zusammen diesen langweiligen Keller ausgebaut hatten. Wände isolieren, Strom verlegen, Decke abschleifen, Wände verputzen und die eigentliche Bar aufbauen – eine Heidenarbeit, doch wir kamen alle zu dem Schluss, dass es sich doch gelohnt hatte, weshalb es mir auch jedes Mal das Herz bricht, wenn ich am ´Morgen danach´ durch diese Tür komme. Eher zufällig entdecke ich Svens Freundin Maja, die auf der Schlafcouch in der Ecke sitzt und anscheind SMS schreibt und ich muss fast lachen weil sie einfach überhaupt nicht in dieses Bild passt.
´Schau dir den Macker an! Erst diese kleine, Schwarzhaarige auf der Fete und dann noch eine kleine Menage-á-trois mit mir und Mike heute Nacht, nicht schlecht!´, wirft mir Louis, bewusst provozierend entgegen. Ich gehe auf so was schon gar nicht mehr ein.
„Was schaut ihr euch da an?“, frage ich Dom und ignoriere Louis durchaus bewusst.
„Bilder von Mikes monströsem Glied!“, entgegnet mir Louis mit Koboldstimme, „Nett“
„Monströs?“, ich zweifle an meinem Verstand.
„Naja“, durchbricht Dom eine eher kurze Phase der nachdenklichen Stille. „Gremlins sind ja auch Monster, nich!?“.
Wir lachen beide und geben uns High-Five.
Ich will gerade Sven nach dem gestrigen Umsatz fragen, als die mysteriöse, unbekannte Schönheit zu meiner linken plötzlich die Augen aufschlägt und irgendwelche unverständlichen Satzfetzen von sich gibt. Ich lehne mich leicht auf die Couchlehne und flüstere ihr so leise wie möglich zu, ´Michelle!?´.
´Jennifer´, glaube ich sie glucksen zu hören, noch bevor sie sich wegdreht und der erste Schwall Erbrochenes sich über die Fliesen ergießt.
Resignation macht sich in mir breit, es finden sich einfach keine Anhaltspunkte mehr, außer dieser gottverdammte Name und eine Haarfarbe, in meinem Kopf und ich sehe wieder Louis an, der gerade eine Runde Desperados aufmacht, Dom steht mit breitem Grinsen daneben und beobachtet mich vermutlich schon die ganze Zeit, jetzt macht er dieses ´I´m-Watching-You´- Zeichen mit seinen Fingern, das man aus Robert-de-Niro-Mafia Filmen kennt, wendet sich ab und nimmt einen Schluck aus der Desperadoflasche, die ihm Louis gereicht hat.
Ich will gar nicht wissen, was das jetzt wieder zu bedeuten hatte, denke ich und die Tür fliegt wieder auf und Mike kommt herein, und die zwischenzeitlich etwas ruhigere Stimmung ist wie ausgelöscht.
´Da isser ja, der Voyeur!´
´Zieht einfach so, ohne Vorwarnung die Hose runter!´
´Bäääh!´
´Ich konnt die ganze Nacht nicht schlafen!´
´Mein Psychiater wird sich freuen!´
´Hey Jungs, ich sag euch, Jacky-Kaffee is schlimmer als Viagra´
´Du hast gesagt, du würdest jetzt sogar die Ramona knallen! Das ist einfach nicht mehr witzig, tut mir Leid!´
´Mit dem schlaf ich nie wieder in einem Bett!´
´Och komm Marc, du stehst doch auf so was!´
´Ey, wenn du des nochmal machst!´
´Der kriegt nie wieder Jacky!´
´Boah ey, ich hatt so dicke Eier, ich wär fast geplatzt!´
´Bääääääääh!´
´217,35€´, Sven fällt irgendwie wieder aus dem Raster.
´Was?´ Alle einstimmig.
´217,35€ Umsatz!´, wiederholt Sven.
´Was, soviel? Bei der kleinen Fete?´ Louis.
´Naja, wir sind eben einfach die Besten!´, sage ich, ohne groß darüber nachzudenken.
´Ich sag euch, mein Onkel besorgt uns ne Ausschanklizenz und dann machen wir hieraus eine echt Bar.´
Alle lachen, oder lächeln zumindest ein bisschen. Anders kennen wir Louis nun mal nicht.
´Nein Leute, ich mein das ernst, mir machen hieraus nen echt angesagten Schuppen! Schaut euch doch mal um, was wir schon geschafft haben, mit den geringsten Mitteln. Jetzt haben wir die Chance, was wirklich großes zu schaffen! Überlegt doch mal, das Kapitel könnten wir uns vorerst bei meinen und Svens Eltern leihen, Dom hat die nötigen Connections, der kann uns Material und die nötigen Gäste besorgen, die Werbung kommt dann von ganz allein! Überlegt doch mal! Das wird groß! Ganz groß!´
´Louis, ähm, dir ist schon klar, dass wir morgen alle wegfahren...und unser Studium beginnen?`, Dom versucht ihn zurückzuholen.
´Scheiß auf das Studium!´ Hoffnungslos. ´Dieser ganze Kram ist doch einfach total weltfremd, hat mit dem richtigen Leben mal gar nichts zu tun! Hier haben wir die Chance wirklich etwas außergewöhnliches zu schaffen!´
´Hier, auf dem Kaff?´
´Von mir aus auch direkt in Lohr. Da, dieser komische Schuppen in der Innenstadt, das, das...Bistro, genau, die haben doch zugemacht, ich sag euch, das ist unsre Chance, kommt Jungs, das wird spitze!´
Langsam wird mir klar, dass er es ernst meint.
´Und wie willst du das bezahlen?´, frage ich, in der Hoffnung seinen Elan zu bremsen.
´Ich hab doch gesagt, meine Eltern stellen uns das Kapital bestimmt, auf Leihbasis versteht sich, und wir haben doch alle noch irgendwelche alten Sparbücher herumfliegen und du Marc, du musst dann nicht in diese teure Wohnung in Trier ziehen, und das Geld das du dadurch sparst kannst du auch wieder investieren, wir andern genauso! Ich sag euch doch, das ist einfach perfekt, das wird groß, ganz groß, wie in alten Zeiten!´
Schweigen. Ich merke ihnen an, Sven, Dom und auch Mike, dass sie zumindest darüber nachdenken. Ich tue dasselbe.
´Das Bistro ist pleite, wieso sollte es uns dann anders gehen?´, fragt Mike.
´Du hast doch gestern Abend gesehen wie angesagt wir sind! Die haben uns die Bude eingerannt und wir haben 217,35€ verdient! Mit unsren im Moment noch begrenzten Möglichkeiten! Was glaubst du, wie das wird, wenn wir erst mal dieses langweilige und muffige Bistro rausgeputzt haben!? Die Bude einrennen werden sie uns! Auf dem katastrophalen Arbeitsmarkt hat man doch eh nur noch eine Chance wenn man was riskiert und sich selbstständig macht. Kommt schon Jungs, wir haben eine Gabe! Es ist fast schon unsere Pflicht! Das wird wie die alten Kollegstufenzeiten und wir können alle zusammen bleiben!´
Schweigen. Keiner scheint zu wissen was er sagen soll. Die Versuchung scheint so groß, die alten Zeiten...wem hatten sie nicht gefallen?
´Falsch!´, beginnt Sven. ´Wir haben vielleicht 50€ Gewinn gemacht, wenn überhaupt. Und außerdem ist das hier keine Bar, das ist nichts weiter als ein scheiss Partykeller! Weißt du was das kostet eine ganze Kneipe Grundzurenovieren, so wie du`s vorhast? Frag mal deine Ma, ob sie dir das Geld leiht, die lässt dich einweißen! Und, Chef, wenn du von deinen 50€ noch Steuern abziehst, Gewerbesteuer, Alkoholsteuer, usw. was bleibt dann noch übrig? En Sparmenü bei Mc´Donald´s wenn du Glück hast! Und, glaubst du wirklich du bekommst eine Ausschanklizenz, wenn die erfahren was wir hier die letzten Jahre abgezogen haben?´
Sven wendet sich nun auch an uns.
´Leute, bitte versteht mich nicht falsch, ihr bedeutet mir alles, ihr seit wie Brüder für mich, nur dieses Kapitel unseres Lebens, so toll es auch gewesen sein mag, neigt sich dem Ende zu und es wird jetzt, für uns alle Zeit ein neues aufzuschlagen. Ich will nicht sagen, dass die Charaktere ausgetauscht werden sollen, das meine ich nicht, nur für die Entwicklung des Hauptcharakters, bei jedem einzelnen von uns, ist es jetzt wichtig neue Erfahrungen zu sammeln und nicht auf der Stelle zu treten, wir werden uns das sonst nie verzeihen, glaubt mir bitte. Wir sind jung, wir haben noch so viele Kapitel unsres Lebens vor uns, was macht es da, wenn sich unsre Wege für einige Kapitel jetzt einmal trennen?.´ Sven lächelt.
Dom, Mike und ich lächeln verlegen zurück. Mir wird jetzt schmerzlich bewusst, dass obwohl ich mir eingeredet habe, ich würde wirklich über Louis´ Vorschlag nachdenken, meine Antwort eigentlich schon von vornherein feststand, ich es mir nur nicht einmal selbst eingestehen wollte. Ich glaube Dom und Mike geht es ähnlich.
Louis´ Gesicht bleibt hart wie Stein.
´Verstehst du was ich meine?´, fragt Sven Louis, mit versucht ruhigem Ton.
´Nein, Mann!´, fährt ihn Louis an. ´Du, du blöder Rationalitätsfanatiker! Du hast doch einfach keine Träume! Und du hast Angst davor was zu riskieren, nichts weiter! Kommt, leckt mich doch alle!“.
´Ich hab ehrgeizige Ziele, die ich erreichen will, das sind Träume und nicht irgendwelche Hirngespinste! Und lass dir eines gesagt sein, ich fahre morgen weg, in eine Stadt die ich nicht kenne, ich werde an einer der besten Unis des Landes studieren, ich kenne dort niemanden, in dem Haus, wo ich wohnen werde, kenne ich noch niemanden, ich habe dort weder Freunde noch Verwandte, ich hab keine Ahnung wie man eigentlich ´studiert´ und ob ich dem überhaupt gewachsen bin...als erzähl mir nicht, ich würde nichts riskieren!´ Sven atmet schwer.
´Du kannst mich! Los! Verschwindet doch einfach alle!´ Louis scheint es selbst eingesehen zu haben.
´Mein Gott Louis, werde endlich erwachsen! Übernimm doch endlich mal Verantwortung! Herrgott!`
´Geh einfach, Sven bitte geh!´ Sven dreht sich zu uns um.
´Wir telefonieren, macht mir keine Schande, draußen in der großen Welt, Jungs!´ Sven und Maja gehen und ich bemerke plötzlich, dass Jennifer auch schon weg ist. Ich muss an Michelle denken. Oder zumindest an den Namen.
Mike versucht noch ein paar Minuten Louis gut zuzureden, doch im Moment ist jeder Versuch hoffnungslos, dass weiß Mike genauso gut wie Dom oder ich, und schließlich gehen wir, nachdem wir auch mit Louis abgemacht haben zu telefonieren. Ich denke an meine Telefonrechnung.
Es herrscht immer noch Chaos, aber Louis´ Mutter hat sich ausnahmsweise zum Reinemachen bereiterklärt – als verspätetes Geschenk zum bestandenen Abitur sozusagen.
Wir gehen die Wendeltreppe hinauf und laufen noch ein Stück die Straße entlang, bis zu meinem Auto. Ich balanciere wieder ein bisschen auf dem weißen Seitenstreifen. Dann bleibe ich doch noch einmal kurz stehen. Ich beobachte reifen Löwenzahn, würzig duftenden, purpurfarbenen Klee und winzige, zerbrechliche Gänseblümchen, die das üppige Grün um mich herum, zu einem einzigen, großen Mandale werden lassen.
Ich sauge dieses Bild in mir auf, ich brauche es, ich will mich später nicht einfach nur daran erinnern können, ich will es wieder erleben können, immer wieder, mich darin verlieren, wenn es mir schlecht geht, ich mich verloren fühle, oder mir einfach alles zu viel wird, möchte ich mich an diesen Ort der Stille zurückziehen können und für einen Moment alles um mich herum vergessen. Dieser Ort bedeutet für mich Schönheit, Geborgenheit und Frieden. Wenn ich mich hierher zurückziehe, werde ich immer an diese Menschen denken, die meinen Charakter entscheidend geprägt haben und mich zudem gemacht haben, was ich heute bin.. Deshalb ist es er so wichtig für mich, ich möchte das er jede Faser meines Körpers durchzieht.
´Marc, kommst du?´, höre ich Dom fragen.
Ich atme einmal tief durch, dann noch einmal und freue mich jetzt schon auf das nächste Kapitel.
Ich öffne die Zentralverriegelung meines Wagens und wir wollen alle einsteigen.
´Ich will nicht, dass es so endet. Im Streit.´, sagt Mike plötzlich.
Ich zögere kurz, doch dann bin ich mir sicher.
´Enden? Das hier, nein, das ist noch lange nicht das Ende.´, sage ich
Mike lächelt endlich wieder und wir steigen alle ein.
Dom sitzt auf dem Beifahrersitz und grinst mich schon wieder zweideutig an. Ich glaube zu verstehen.
´Sag mal, du kennst meine Michelle, oder?´
´Nein, nicht direkt´, sein grinsen wird breiter und breiter. ´Aber zieh doch mal deinen angesengten Ärmel ein Stück zurück.´

 

Hallo hitch
Zunächstmal sei gesagt, dass ich den Stil im großen und ganzen in Ordnung finde. Fehler sehe ich nicht viele und ein gewisser Lesefluss ist auch gewährleistet.
Aber der Inhalt, na ja, es war schon sehr mühsam weiterzulesen ohne über weite Strecken einzuschlafen :sleep:. Sorry, aber ging mir nun mal so.
Für meinen Geschmack ergehst du dich viel zu sehr in Details und sowas wie Spannung oder Interesse am Fortgang der Geschichte kam bei mir gar nicht auf. Der eigentliche Inhalt ist ja ganz nett, passt gut in diese Rubrik und einige Stellen find ich ganz gelungen, aber im Großen und Ganzen denke ich mir, dass man das auch interressanter umsetzten oder zumindest besser auf den Punkt bringen kann.

Textkram:

Das Bett indem ich liege, wackelt bedenklich und ich weiß nicht warum.

Irgendwie erscheint mir der Satz ziemlich sinnlos, vor allem "und ich weiß nicht warum".

plötzlich streifen Fragmente einer Erinnerung mein Gedächtnis und ich werde ein bisschen unruhig. Aber ich weiß wieder wo ich bin. Immerhin.

Ich weiß auch nicht, irgendwie stören mich solche Sätze, die eigentlich nichts wirklich aussagen und die Sache unnötig in die länge ziehen.

Irgend so ein Arschloch knallt mir ein Brett vor die Stirn, gerade als ich aufstehen will und mit einem Mal bin ich wieder betrunken, ich schwanke unkoordiniert durch den Raum, mein Blick ist stark getrübt, wieder von diesem weißen Rand, der mich immer ein bisschen an frischen Puderschnee erinnert, stark eingegrenzt.

Find die Satzeinleitung etwas irritierend

und irgendwie will ich lächeln, irgendwie bin ich den Tränen nahe, und irgendwie überfordert das alles meinen Kreislauf, mir wird plötzlich übel und auch wieder etwas schwindlig.

War bestimmt kein Zufall, die vielen "irgendwie". Zwei mal find ich es auch ganz ok, um etwas zu unterstreichen, aber beim drittenmal wirds dann ein bisschen zu viel.

Überlegt doch mal, das Kapitel könnten wir uns vorerst bei meinen und Svens Eltern leihen,

Deshalb ist es er so wichtig für mich, ich möchte das er jede Faser meines Körpers durchzieht.

Soweit meine bescheidene Meinung.
Gruß,Skalde.

 

Hallo Hitch,

sprachlich finde ich diesen Ton aus Rotz der Erwartungen und Ängste, die Ambivalenz aus "Ich kann alles schaffen" und "Mir fehlt die Orientierung" im Zwischenraum der Lebensweichen sehr passend. Bei den Personen komme ich manchmal durcheinander, bei den Dialogen der wörtlichen Rede kann ich einiges nicht zuordnen, das hat mich ab und zu aus dem Fluss gebracht.
Gelungen finde ich die Desorientierung durch überholenen Alkoholgenuss als Analogie für die Frage, was das Leben in Zukunft bereithalten wird. Die nächsten Schritte sind zwar schon geplant, aber noch wird alles neu und man möchte am Gewesenen festhalten.
In der Zeichensetzung wiederum bist du ab und zu durcheinander gekommen, bei das/dass und in der Orthografie auch.

Hab ich gern gelesen.

Lieben Gruß, sim

 
Zuletzt bearbeitet:

Tach Hitch!

Am Anfang der Geschichte hat mich eine Stelle etwas irritiert

Irgend so ein Arschloch knallt mir ein Brett vor die Stirn, gerade als ich aufstehen will

Was auch immer... =)

Aber abgesehen davon hast du die Gefühle des Prots realistisch wieder gegeben, und das Ende hat mir auch gut gefallen. Die Idee der Geschichte gefällt mir, da die Situation, in der die Jungs sind, fast schon dramatisch ist;)
Dein Schreibstil ist auch ok. aber man könnte hier und da noch die Gefühle etwas mehr schildern.

Bay bay
DaDiLa

 

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