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Frohes Fest!

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11.11.2000
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Frohes Fest!

Frohes Fest

Eine Naturkatastrophe bahnt sich langsam an. Wochen vor seinem todbringenden Ausbruch faucht, spuckt und rülpst der Vulkan, zieht Scharen von Geologen und Schaulustigen an, ehe er seine Asche und Lava über die evakuierten Dörfer aushustet. Erdbeben, Orkane und Grippeepidemien gehen gleichfalls düstere Vorzeichen voraus. Attentate werden nicht selten in einschlägigen Sendungen andiskutiert, ehe sie ausgeführt werden. Staus z.B. treten voraussehbar immer wieder an gleichen Orten auf, aber es bleibt in der Regel den himmlischen Launen vorbehalten sie zu echten Jahrhundertstaus aufzublähen. All diese Katastrophen lösen prickelnde Erwartung einerseits und banges Warten andererseits aus – wird die Katastrophe eintreten oder uns verschonen? – Gar an uns vorüberziehen, wie der Haleysche Komet? Hat unser letztes Stündlein geschlagen oder werden wir in der Kantine nichts zum Tagesgeschehen beitragen können? Katastrophen sind das Salz unseres Lebens, sie beflügeln die Quote unserer Nachrichtensender und sind die einsamen Erinnerungswipfel im grauen Tal unserer Gedächtnislücken, wenn wir später das Leben Revue passieren lassen. Sie sind spannend, weil sie selten so eintreffen wie angekündigt. Gelegentlich bleiben sie aus und enttäuschte Reporter müssen andernorts nach blutigen Ereignissen fahnden oder es kommt viel schlimmer aber zu sendeuntauglichen Zeiten. Die Unberechenbarkeit kitzelt unsere Nerven und speist eine Hoffnung: dabei zu sein oder davon zu kommen, je nach Standpunkt. Manche Katastrophen erweisen sich im nach hinein als wahrer Segen: der Rinderwahnsinn verschafft den Ökoschlächtern ein schönes Zusatzbrot, die Bombenabwürfe amerikanischer B 52 Bomber erweitern unseren geographischen Horizont – wer kannte früher schon Hué oder Kandahar? – und die Bildungskatastrophe beschert dem deutschen Fernsehen ein dankbares Publikum.

Weihnachten und Silvester aber sind programmierte Katastrophen. Schrecken ohne Spannung. Der Zeitablauf läßt sich durch keine Macht der Welt beeinflussen und ist durch eine schlichte klassische Dramaturgie gekennzeichnet: 30 Auftritte, 5 Akte (von denen 4 als Advent bezeichnet werden) und ein erschöpfendes mehrtägiges Finale. „Durch 24 Türchen mußt du gehen/ um am Schluß den Höllenschlund zu sehen“ berichten die alten Chronisten. Beten, singen, Kerzen anzünden, wegfahren – vergeblich! Das Krippenspiel in wechselnder Besetzung ist, ebenso wenig zu vermeiden wie die Ausstrahlung von „Dinner For One“ am Silvesterabend. „Der Mensch“, so heißt es beim Einzelhändlerverband (oder war es die katholische Kirche?, muß jahreszeitlich getaktet werden, um sein sinnloses Kreiseln auf dem Erdenrund häppchenweise zu zerlegen und damit erträglich zu gestalten. 3 Mahlzeiten am Tag, Samstag Fußball, Sonntags Braten, 3 Wochen Strand, 46 Wochen Fron, Sommerschluß und Winterschlußverkauf und jeden Feierabend Umschluß mit den Lieben und die Tagesschau um uns den Rest der Welt zu erklären.

Der sommerliche Ferienausbruch aus dem grauen Alltagskorsett findet in Weihnachten sein dialektisches Gegenstück. „Raus!“ titelt das Sommertheater und „Heim!“ wird die Weihnachtsgeschichte überschrieben. Es ist das Familienereignis schlechthin. Dort finden sich alle wieder, die die Postmoderne erfolgreich aus dem heiligen Schoß der Familie in unsichere Einkommens- und Liebesverhältnisse vertrieben hat und weinen der Dreieinigkeit von Vater, Mutter & Kind hinterher. Leider führt diese hochdosierte Innigkeit gepaart mit latenten Haßgefühlen und freudiger Erwartung nicht selten beim ersten Christkindgeläute zu unerwarteten Ausbrüchen. Kurzum Katastrophen. Definitionsgemäß nicht vorhersehbar und darum alle Qualitätsmerkmale von natürlichen Katastrophen erfüllend. Hierüber wird im nachfolgenden aus erster Hand zu berichten sein.

Erste schmerzliche Ahnungen suchten mich Ende November heim, als meine Schwägerin überraschend am Samstagnachmittag anrief.
„Ich habe schon alles und Ihr?“
„Was alles?“ Fragte ich verwirrt. Draußen, im Vorgarten gegenüber, schlang mein Nachbar eine Lichtgirlande, um eine zerzauste Konifere. Sein Sohn hielt die Leiter fest damit er - beidhändig - das Stromkabel lassoähnlich um den Baum werfen konnte. Ich klopfte grüßend gegen das Fenster, der Bub ließ die Leiter los und winkte fröhlich. Die Leiter begann augenblicklich zu schwanken und zog alsbald den beleibten Vater, samt Kabel und Konifere in die Tiefe.
„Wau, das war knapp!“ sagte ich und trat hinter die Gardine zurück.
„Nee, für Dich wird s knapp. Morgen ist erster Advent mein Lieber. Ich jedenfalls habe schon alles. Für Dich auch!“
„Was soll ich tun? Ich habe nicht mal einen Adventskranz und jetzt kommt der Jahresabschluß, dann das Referat...ich weiß nicht ein noch aus“ jammerte ich und fühlte mich plötzlich sehr überfordert.
„Deine Ex-Frau hatte für Weihnachten etwas übrig. Ihr hattet früher immer einen schönen Baum...“
Der Krankenwagen bog um die Ecke
„Hoffentlich nichts ernstes“ sprach ich mehr zu mir selbst „Weihnachtsbäume sind viel zu gefährlich“
„Blödsinn! Du drückst Dich vor Deinen Familienpflichten!“
„Ich habe keine Zeit. Punktum!“
„Zeit hat jeder!“ dozierte meine Schwägerin mit der halben Lehrerstelle. „Man muß sie sich nehmen“
„Bei mir ist sie vergriffen. Erkläre das meinem Chef!“
„Und die Kinder? Sind die bei Dir oder bei der Mutter?“
„Keine Ahnung. Ich frag mal.“
„Wenn Du keinen Baum hast, brauchst du nicht fragen. Dann sind sie Weihnachten über alle Berge und du betrinkst Dich in deiner Eckkneipe!“
„Da habe ich meinen Sohn letzte Woche herausgeholt. Außerdem sind beide schon strafmündig. Weißt Du noch? Vor zwei Jahren hat mein Sohn den Baum abgefackelt und davor war dieser Eklat mit dem zweiten Freund meiner Ex-Frau, der als Weihnachtsmann verkleidet das Büfett abgeräumt hat. Und da soll ich Bäume schmücken? Ich bin doch nicht lebensmüde.“
Die Stimmung war dahin. Ich bastelte einen Adventskranz aus den Resten vom Gummibaum und zündete eine Kerze an. Man möchte seinen Kindern etwas bieten. Auf einem großen Blatt Papier notierte ich Geschenkideen.
Mein Sohn pfiff anerkennend, als er nach Hause kam „Gemütlich! Was ist hier los? Hast du mal 10 Mark?“
„Wozu?“
„Für den Weihnachtsmarkt! „
„Willst du mir etwas kaufen?“?
„Nee, aber da gibt’s Glühwein bis zum abwinken, Mann!“
„Zieh Dich warm an“, ermahnte ich väterlich, und er trollte sich zufrieden.

Am zweiten Advent war ich nicht viel weiter gekommen. Aber immerhin waren alle Grundsatzfragen angesprochen worden:
Was schenke ich wem?
Gibt es Kipferl?
Bei dir oder bei mir?
Lädst Du Deine Mutter ein oder bleibe ich Zuhause?
Jeden Tag durfte ich im Büro ein Türchen in einem Werbeweihnachstkalender öffnen, der allerlei Besinnliches zum Thema Mensch und Tier zu berichten wußte. Mit jedem offenen Türchen wurde mir klammer ums Herz. Nikolaus ging gerade noch gut, weil ich beruflich unterwegs war. Die Kolleginnen schenkten mir Zahnkaugummi, die Kinder hatten eine Tafel „Herrenschokolade“ gekauft. Leider war sie schon aufgegessen, als ich wieder zurückkam. In der Firma wurden die Bildschirmschoner auf Schneetreiben und Santa Claus Bilder umgestellt. Duftkerzen brannten von früh bis spät. Meine Postablage war voller Mürbeteigbrösel aus einem Päckchen meiner Lebensgefährtin. Sie hatte die Kekse ihrer Mutter weitergeleitet. Die Bundespost geht rücksichtslos mit der Weihnachtspost um. Das hätte ich wissen können.

Dem Nachbar stellte ich eine bunte Tüte mit Weihnachtsgebäck vor die Tür. Er würde nicht vor Februar aufstehen können. Die Liste mit den Weihnachtwünschen meiner Kinder gab ich zurück mit der Bitte, sie mit Preisangaben zu versehen.
„Wenn wir das tun, magst Du uns nicht mehr!“
„Kann schon sein“ murrte ich „Aber was ist die Alternative?“
„Geh mit mir einkaufen!“ schmeichelte mir meine Tochter
„Mache ich!“ sagte ich gerührt „nächsten Samstag!“
„Ok“ antworte die Tochter etwas verlegen „aber ich glaube es ist besser du wartest im Auto. Wenn mich meine Freundinnen mit Dir in der Stadt sehen, bin ich unten durch“
„Richte mir einen Dauerauftrag ein“ schlug mein Sohn vor. „Dann brauchst Du nicht im Auto zu warten.“

Am dritten Advent empfand ich erstmalig religiöse Anwandlungen. Mein Chef hatte mein Budget und meine Gehaltsvorstellungen zurückwiesen. Er erkundigte sich interessiert nach meinen Kündigungsfristen. Enttäuscht stolperte ich in dünnen Straßenschuhen durch eine schneematschgesprenkelte Fußgängerzone. Ich ließ mich in der Tahitibar nieder und trank einen oder zwei Gin Fizz .Deprimiert kaufte ich einem pakistanischen Rosenverkäufer eine Pflanze ab, um sie dem Kellner prompt zurückzuschenken, mangels anderer Personen im Raum. Der zierliche Mann verstand etwas falsch – allen Beteuerungen zum Trotz – und stieß mich mit Tritten zum Ausgang. Mühsam erhob ich mich, fühlte die zerknüllte Weihnachtswunschliste in der Tasche und stapfte unverrichteter Dinge nach Hause: Die Liste der Beschenkten war sehr lang und alle wollten ein sehr persönliches Geschenk: eine CD, ein Buch und einen Scheck mit einer persönlichen Widmung. Im Gegenzug übte ich schon jetzt ein dankbares Lächeln ein, wenn sich der Stapel von Polyacryl-Hemden, Aldi-Krawatten und Bertelsmann Buchclub-Titel aus dem Geschenkpapier schälen würde. Meine Verwandten schenken mir gerne die Sonderangebote des Vorjahres, weil sie es nicht über das Herz bringen sie wegzuwerfen, solange Kinder in der Dritten Welt Teppichläufer weben müssen. Anderseits wirft mir unsere Mischpoke vor, nicht aussuchen zu können und die Kassenzettel zu verschlampen.

Nehmen ist geselliger als Geben, aber ich habe noch nicht herausgefunden ob das Schenken unangenehmer ist als beschenkt zu werden. Schlimmer als der rituelle Polpatsch der Christenheit ist das Fest und spätestens am 4. Advent als mir siedend heiß einfiel, dass weder Mastente noch Karpfen vorbestellt waren, erlitt ich einen kleinen Migräneschub – nur unwesentlich durch einen Liter Glühwein und ein Telefonat meiner Mutter mit beeinflusst („Mein Lieber ich komme – aber ich bin spätestens Fasnacht bei deiner Schwester – mach Dir also keine Sorgen: ich schicke Dir eine Einkaufsliste&#8220.

Früher war alles Einfach: eine Orange für das Kind, einen Schal für die Frau und einen Pulswärmer für den Herrn. Am 24.12 gab es Kartoffelsalat mit Würstchen und später klare Schnäpse. Am 25. schneite es und alle waren glücklich, weil sie um den Kirchgang herum kamen. Die Verwandten versammelten sich einträchtig und verließen spätestens am 2. Weihnachtsfeiertag das rauchgeschwängerte Wohnzimmer, die fetttriefende Küche und die wund gelegenen Polstergarnituren, um neue Kräfte für Silvester zu sammeln.


Heute gleicht der Kreis der Lieben den olympischen Ringen und es ist eine Kunst alle unter einem Hut geschweige denn um einen Tisch zu bringen. Die Frau aus der ersten Ehe , mit dem Stiefsohn aus der zweiten und den beiden Großmüttern, die sich abgrundtief hassen. Dazwischen die evangelische Pastorentochter mit dem Freund aus Kabul und der Bruder mit der neuen Freundin die keiner kennt (warte mal, wie hieß die noch?), die zwei Tanten, die immer da sind und keiner weiß mehr warum und ein Haufen unerzogener Gören die Schokolade auf den weißen Leinensofas essen. Die heimliche Geliebte ist beleidigt, weil sie sich Weihnachten ausgeschlossen fühlt und ihre alte Mutter im Seniorenheim besuchen muß, so daß sie sich den jungen Assistenzarzt anlachen wird, der dann Dienst hat. Treuloses Weib! Für meine Missstimmung bringt meine Lebensgefährtin kein Verständnis auf, auch die Kinder nicht, die gerne einen Obdachlosen zu Tisch bitten würde, um die Pastorentochter einer Nagelprobe zu unterziehen und meine Mutter nicht, die meine Lebensgefährtin einen Abend lang mit ihrer Vorgängerin verwechseln wird.

Am vierten Advent war die Liste immer noch nicht abgearbeitet, und ich fing an Reisekataloge zu blättern und Gutscheine zu malen. Mein Bruder ist Arzt und hat Weihnachten jahraus jahrein freiwillig Dienst gemacht. Diese Ausrede habe ich nicht. Alle Flüge sind ausgebucht – was wunder - und Weihnachten steht vor der Tür.

Am 24. kaufte ich wahllos Geschenke ein und schmückte den nahezu blattlosen Gummibaum. Den Abend verbrachte ich mit meiner Lebensgefährtin, ihren Kindern aus zweiter Ehe, dem alleinstehenden Nachbar aus dem ersten Stock („Der hat doch keinen! „Klar. Ich weiß warum!&#8220, Tante Berta. („Kind, sag mal von wem ist der Mann da?“ „ Das ist Mamis neuer Freund.“ „Schön. Junger Mann arbeiten sie auch?&#8220 und ihrem Vater, den ich eigens aus dem Seniorenheim geholt hatte, mit alten Heinz Rühmann- Filmen. Tante Berta zuliebe. Am 25 feierte ich mit meinen Kindern, meiner Mutter, meiner Schwester, weil der Mann in Thailand war, den drei Neffen und Tante Berta, die sie nicht wusste wohin. Meine Lebensgefährtin stieß erst zum Kaffee dazu. Sie hatte mittags ihren Vater im Seniorenheim besucht und dort stundenlang mit dem Assistenzarzt geschäkert. Als ich abends im dünnen Spencer auf dem Balkon mit dem Handy telefonierte, vertraute mir die heimliche Geliebte an, sie habe das schönste Geschenk ihres Leben von einem gutaussehenden Assistenzarzt erhalten: eine chromblitzende Kanüle mit ihrem eingravierten Namen. Allerdings habe sie ein Miststück von aufdringlichem Weibsbild über den Flur jagen müssen, die ihr die Chance ihres Lebens vergällen wollte.

Ein heiliger Zorn ergriff mich:
„Ich werde mit Dir Schluss machen a) du betrügst mich b) du beleidigst meine Freundin.“
Ich legte auf. Die Lebensgefährtin erzählte mir später – wir waren zu „Mensch ärgere Dich nicht“ übergegangen - sie habe von einem lästigen Bewerber ein kleines Geschenk erhalten. „Niedlich, was ist das?“
„Eine Kanüle mit meinen eingravierten Namen. Ist das nicht süß?“
„Auf jeden Fall sehr persönlich. Schenk das den Kindern, aber achte darauf dass sie steril ist“
„Warum bist du so eingeschnappt“
„Ich find man sollte Emergency Room verbieten. Das ist alles.“

Am 26. Dezember räumten wir die Wohnung notdürftig auf und überredeten die Neffen zu einem zweitägigen Skiausflug. Meine Kinder waren bei der Mutter, aber die Mutter der Mutter war trotzdem bei mir, weil sie sich in der neuen Wohnung ihrer Frau nicht zurechtfand. Mein Bruder kam vorbei um die Tante Berta zu behandeln und meine Mutter reiste nicht ab, obwohl mein Vater mit seiner neuen Lebensgefährtin eintraf. Sie war früher im Politbüro der SED und wird nach der ersten Flasche Rotkäppchen sehr grundsätzlich. Unter dem Vorwand frische Luft & ein paar neue Argumente gegen den „Antifaschuwa“ aufschnappen zu müssen, zog sich die Lebensgefährtin erneut zur Beratung beim Assistenzarzt zurück, traf dort auf die heimlichen Geliebten und musste sehr grundsätzlich werden um Gehör zu finden. Ein paar Hautverletzungen konnten vor Ort behandelt werden. Zwischenzeitlich war ihr Vater, beunruhigt über diesen häufigen Besuch, verstorben. Natürlich war Tante Berta geblieben und vermisste ihre häusliche Krankenpflege. Der Hund des Nachbarn war auch da, weil sein Herrchen im Winterurlaub gefahren war.

Am 27. musste ich wieder arbeiten und meine Kinder wollten ihre Gutscheine einlösen. Die Wohnung wurde grob durchgespritzt und notdürftig mit Sakrotan ausgewischt. Das Arbeitszimmer hatte ich für Tante Berta zur Sterbekammer umgebaut. Meine Mutter begleitete ich zur Bahn, damit sie zu ihrem Schwiegersohn führe, weil ihre Tochter mit den Kindern inzwischen alte Freunde aus der früheren WG in Mainz besuchte, allerdings ohne die Kinder, weil die -„ Du versteht schon Bruderherz – die sind alle beim ZDF und haben so empfindliche Möbel.“ Ich hatte Verständnis und meine Möbel waren zugegebenermaßen noch vom letzten Weihnachtsfest ruiniert, da kam es auf ein paar Kotzlachen oder Tiramisuattacken nicht mehr an.

Am 29. gingen wir für Silvester einkaufen. Mein Sohn besorgte harte Alkoholika, Haschich und Sprengstoff und meine Tochter organisiert eine Party im Gemeindehaus für alle, die zu Hause Eltern haben mit empfindlichen Möbeln. Ich zerbrach mir den Kopf, wie ich Tante Berta zur Rückkehr in ihr Stift überreden konnte. Am 30. kam die Lebensgefährtin mit ihren zwei Töchtern auf einem Sprung vorbei. Ob die über Silvester bleiben könnten. Sie hätten gehört, es gebe bei mir eine rauschende Party.
„Du machst Sachen Axel“, sagte sie und schüttelte den Kopf. „Wann wirst Du erwachsen?“
„Ich weiß von keiner Party!“
„Ach Vater“ flötete meine Tochter im Hintergrund. „War doch nix mit dem Gemeindezentrum, dann haben wir sie halt hier verlegt. Du hast doch nichts dagegen...“
„Ok, aber ihr kümmert euch um Tante Berta“
„Na bitte!“ triumphiert die Lebensgefährtin. „ Aber ich habe die Nase voll. Deine Geschenkgutscheine konnte ich nicht einlösen.“
„Hör mal, die waren handgemalt“
„Haben die im Geschäft auch gesagt.“
„Ich dachte wir würden zusammen einkaufen gehen...“
„Niemals! Ehrlich gesagt bin ich verabredet. Er ist Arzt und nicht so ein Versager wie du. Außerdem kann er meiner Mutter helfen.“
Ich war am Boden zerstört. Die Tochter meldete sich wieder zu Wort:
„Vater, ihr seid so nett am reden, aber ich glaube es ist besser, wenn du geht’s. Du magst die Musik nicht und meine Kumpel sind gehemmt wenn ein Erwachsener bei uns herumhängt“
„Kümmerte euch um Berta!“ Rief ich ihnen nach und trat mit einem kleinen Bündel auf die Straße
„Hallo Ihla“ riefe ich Ihla, die heimliche Geliebte an. “Meine Frau hat mich verlassen.“
„Schon wieder?“
„Mit einem Assistenzarzt aus dem Stefanius Altenzentrum
„Diese Schlampe!“ schrie Ihla unbeherrscht ins Telefon „Der gehört mir.“
„Denk an deinen Blutdruck. Nimm mich. Ich bin gerade frei.“
„Hat er auch gesagt der...“
„Schwamm drüber. Lass uns zusammen Silvester feiern!
„Wo?“
„ Egal. Hauptsache nicht zu Hause.“

So wurde alles gut, und ich war sehr glücklich eine vernünftige Hausratversicherung abgeschlossen zu haben.

Fast. Weil die Geschichte mit den Hausierern eine unangenehme Wendung nahm. Mit Pappkronen und bunten Stoffen dürftig verkleidet wollten sie mir am Neujahrstag die Haustüre mit Grafittis beschmieren. Und diese Migräne! Da rutschte mir die Hand aus. Einer der Könige fiel unglücklich. Neben einem allgemeinen Angriff auf die Kirche, auf minderjährige Kinder und wegen Melchior rassistischer Übergriffe, kam dann noch Trunkenheit in der Wohnung und nach der Hausdurchsuchung, Verwahrlosung von Schutzbefohlenen hinzu. 24h auf der Wache, Entzug der Erziehungsberechtigung, 2 Jahre Gefängnis und ein kleiner Artikel im Lokalteil unserer Tageszeitung. Aber immerhin nur Bewährung. Die Wohnungskündigung ist noch nicht rechtskräftig.

„Schönes, neues Jahr!“ wünschte mir mein Chef mechanisch als er mir den Kündigungsbrief überreichte.
Ihla hatte sich getrennt. Sie ist jetzt die heimliche Geliebte des Assistenzarztes.
Die Kinder wurden der Fürsorge übergeben, die sie an eine therapeutische Wohngemeinschaft vermittelt hat. Aber Tante Berta ist geblieben.

 

Hey Axel!

Insgesamt gesehen fand ich deine Geschichte gar nicht mal übel. Allerdings war sie zwischendurch schon leicht verwirrend und man hat sich zwischendurch gefragt, worum es gerade geht und welcher Verwandte grad was anstellt.
Die Thematik an sich ist sicherlich schon ungemein ausgelaugt, nur kommt es immer drauf an, was man daraus macht.
Stilistisch sind mir noch einige Fehler aufgefallen, und außerdem hast du am Anfang mal "z.B." benutzt, das gehört meiner Meinung nach in Geschichten ausgeschrieben.

Liebe Grüße
Alisha

 

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