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Fünf Wochen

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24.01.2009
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Fünf Wochen

Sie ist betrunken, als sie die Bar in den frühen Morgenstunden verlassen. Diesmal bringt er sie nach Hause, nach oben, ins Bett. Alles an ihm ist so vertraut, sein Geruch, seine Haut, seine Bewegungen ...

Getrennt hatte er sich bereits vor Jahren. Seitdem kam und ging er als Freund. Sie verbrachte viel Zeit mit Warten. Auf ihn oder ein Ende.

… seine Mimik kurz vor dem Höhepunkt. Alles scheint wie damals und doch ist da - nichts. Keine Ameisenarmee, kein Feuerwerk. Während er schläft, raucht sie die Zigarette danach. Ihr Verlangen löst sich in Luft auf und zieht durch die offenen Fenster in den Morgen.

Sie steht hinter der Wohnungstür und lauscht den Schritten im Treppenhaus. Er geht und es fühlt sich gut an. Aus dem Kühlschrank holt sie eine Flasche Sekt, aus der Kammer - Eimer und Putzlappen. Sie arbeitet sich vom Bad über das Schlafzimmer zum Wohnzimmer vor. Wie besessen putzt, saugt, wischt und wäscht sie. Ihr Chaos findet Platz in einem Müllbeutel und acht Litern Wischwasser.

Immer wieder schiebt sie den kleinen Pfeil über den Link, hinter welchem sich die Bilder ihres Ferienhauses verbergen. Es ist eine Frage von Minuten, bis sie das Telefon in ihr Großstadt-Großraumbüro zurückholt. Sie hat zu arbeiten, diese Woche noch.

Ihr Haus ist das letzte an der Straße, welche durch das kleine Dorf führt. Wenige Häuser, umgeben von Wald.
Innen ist es still und hell und sauber. Ja, beinahe steril. Sie streift die Sandalen ab und geht barfuß in den Garten. Die Grashalme erzeugen ein angenehmes Kribbeln, während ihr Fuß leicht über deren Spitzen streift.
Im Haus breitet sie großzügig ihre Sachen aus, schafft absichtlich etwas Unordnung. Mit einem Roman und einer Tasse Kaffee setzt sie sich auf die Terrasse. Für einen kurzen Augenblick genießt sie die Wärme der Sonne auf ihrer Haut, schließt die Augen und überlegt, was sie noch tun müsse. Alles, woran sie denken kann, bewegt sich um die Frage, was noch zu erledigen sei. Ihr fällt nichts ein, es ist alles getan. Für heute und für die nächsten vier Wochen.
Sie schlägt das Buch auf, die Wörter rauschen Zeile für Zeile an ihr vorbei, aber sie ergeben keinen Sinn. Am Ende der ersten Seite beginnt sie von vorn. Nach dem dritten Versuch gibt sie auf.

In der Nacht kann sie nicht schlafen. Sie lauscht in die Stille, wartet auf ein Geräusch – ein Auto, das Bellen eines Hundes, auf irgendwas, auf irgendwen. Erst im Morgengrauen, mit dem einsetzenden Zwitschern der Vögel, kommt sie zur Ruhe.
So sehr sie sich auch an diesem Nachmittag bemüht, es gelingt ihr nicht, den Zeilen von Uwe Johnson zu folgen. Vielleicht sollte sie es mit Maeve Binchy versuchen. Maeve würde es ihr leichter machen.

Als der Abend anbricht, zieht sie ihre Turnschuhe an und beginnt zu laufen, bis das Seitenstechen so heftig ist, dass sie aufhören muss. Sie ringt nach Luft, spürt den Schmerz, das wilde Schlagen ihres Herzens und den klebrigen Schweiß auf der Haut. Sie ist kraftlos, aber glücklich. Erschöpfung und Rotwein lassen sie in dieser Nacht tief und fest schlafen.

Die folgenden Tage vergehen im gleichbleibenden Rhythmus. Sie enden, wie sie begonnen haben.
Wenn sie nicht gerade liest, ist sie in der Küche beschäftigt, entzieht sich der Mittagssonne durch Spaziergänge im Schatten des Waldes oder besorgt im Dorf Nachschub für den Kühlschrank.
Anfangs erschien ihr dieser Weg noch lästig. Sie hatte befürchtet, dass die Bewohner ihr durch Neugierde zu nahe kommen, sie wie einen Eindringling beobachten würden. Aber diese grüßten stets nur freundlich und dafür ist sie ihnen dankbar.
Auch der Einkauf bei der alten Dame im Bäcker vollzieht sich stets nach dem gleichen Muster.
„Ich hätte gern ein Halbes von dem Kleinen dort.“
„Ein halbes Schrotbrot?“
„Ja.“
Dann packt die Alte es umständlich lange ein. Zeit, die ihr zu Beginn wie eine Ewigkeit vorkam, aber inzwischen hat sie sich daran gewöhnt.
„Ein Euro vierzig, bitte.“
Sie zahlt, nimmt das Brot und wünscht noch einen angenehmen Tag.
„Ihnen auch“, hört sie, immer wenn sie den Laden verlässt.
Heute jedoch sagt die Alte, während sie das Brot dreimal in Papier einschlägt,
„Siehst dünne aus, Kindchen“. Dieser Satz stellt sie vor ein Rätsel, aber die Alte scheint nicht gewillt, einen weiteren Satz anzufügen.
Später, im Haus, muss sie schmunzeln. Wie hat sie es nur geschafft, unbemerkt eine Streuselschnecke zwischen den Papierlagen unterzubringen? Sie ist nicht dünn. Sie hat Übergewicht. Nicht viel, aber genug, um die Waage im Badezimmer zu meiden.
Die abendlichen Runden im Wald tun ihr gut. Nicht nur körperlich. Sie vermisst nichts und niemanden.

In der Nacht zieht ein ordentliches Gewitter auf. Es riecht herrlich am Morgen. Mit der ersten Tasse Kaffee genießt sie die frische Luft. Es ist kühler als an den vorherigen Tagen, fröstelnd geht sie zurück ins Haus.
In der Küche klingelt das Handy. Nicht jetzt! Der Morgen und der erste Kaffee gehören nur ihr. Es ist Zeit für Johnson.
Wieder das Telefon. Sie hat keine Zeit, der Roman lässt sie nicht gehen. Später zwingt sie der Hunger in die Küche. Das Display zeigt nun drei Anrufe in Abwesenheit. Einen hat sie wohl überhört. Alle aus der Firma, aber es war nicht ihr Büro. Nein, diesmal nicht!
Nach dem alltäglichen Spaziergang im Wald ist sie heute ungewohnt müde. Erst spät am Nachmittag wird sie, durch das Trommeln der Regentropfen am Fenster, geweckt. Noch nie zuvor hat sie hier einen Nachmittag verschlafen. Eine SMS bittet um dringenden Rückruf.

Die Hände zittern bei dem Versuch, eine Zigarette anzuzünden. In ihrem Kopf herrscht Chaos. Keine klaren Gedanken. In einer Woche soll sie sich entschieden haben.
In großen Buchstaben schreibt sie IRLAND auf ein Blatt, darunter teilt sie es in zwei Spalten, pro und contra.
Alles, was ihr durch den Kopf geht, ordnet sie der einen oder anderen Seite zu. Es ist nicht immer einfach zu entscheiden, ob etwas nun dafür oder dagegen spricht. Nach einer halben Stunde schaut sie auf das vollgeschriebene Blatt. Denke rational! Alle emotional gefärbten Bedenken werden gestrichen, unterm Strich bleibt nicht viel. Sie überträgt die wenigen Stichpunkte auf ein neues Blatt und pinnt es an den Kühlschrank. Noch ist Zeit.
Ihr Chef will sie für diesen Job in Irland. Eine Streuselschnecke zur Feier des Tages. Sie wird nur eine Streuselschnecke kaufen, kein Brot. Die Alte wird verstehen. Beim Bäcker steht ein junges Mädchen am Tresen. Die Alte ist nicht zu sehen. Sie kauft ein halbes Schrotbrot.
Auch am nächsten und übernächsten Tag kann sie die Alte durch die Fenster der Bäckerei nicht erspähen. Sie will nicht fragen. Es ist gewiss nichts passiert. Sicher ist sie okay. Sie zwingt sich zu diesem Gedanken. Sie will, dass es ihr gut geht.

Erst an ihrem vorletzten Urlaubstag ist sie wieder im Geschäft. Obwohl sie diesmal wegen eines Brotes kommt, kauft sie eine Streuselschnecke. Nur eine Streuselschnecke.
Die Alte schmunzelt: „Siehst gut aus, Kindchen.“
Zurück im Haus nimmt sie die Pro-Contra-Irlandliste vom Kühlschrank und setzt sich auf die Terrasse. Es ist nicht viel dazugekommen. Genau genommen nichts. Die rationale Sicht der Dinge hat einen eindeutigen Pro-Überhang erschaffen. Die Vorstellung, das zweijährige Projekt in Irland zu betreuen, gefällt ihr. Es schmeichelt ihrem Selbstbewusstsein. Ja, sie wird im Herbst nach Irland fliegen.
Trotz der Vorfreude fällt ihr der Gedanke, dieses Haus und den Garten zu verlassen, nicht leicht. Sie hat sich sehr wohl gefühlt, es geht ihr gut.

Am letzten Morgen sitzt sie in der Küche, nicht wie sonst draußen auf der Terrasse. Im Haus ist es wieder alles steril. Sie wird bald fahren, es ist Zeit, ins Bad zu gehen.

Sie hatte gedacht, sie ist ihn los, hatte ihn gehen lassen, ohne zu denken, komm wieder, bleib hier. Neununddreißig, sie muss sich entscheiden. Mit zittriger Hand ergänzt sie auf der Liste – schwanger.

 

Hallo Fliege,

als ich den Beginn deiner Geschichte las – die Einleitung – da dachte ich nur „Ach Gottchen, was für ein Gesülze."
Aber dann wurde es ja zum Glück besser.
Die Einleitung tut der Geschichte nicht unbedingt gut, will ich damit sagen. Das mit den Kalenderwochen fand ich auch nicht so prickelnd, Am Schluss dachte ich – ah- schwanger, daher die Kalenderwochen, aber das ergibt ja auch keinen Sinn, denn in der 27. Woche wäre sie ja schon rund wie ein Fass und würde keinen Wein mehr trinken. Und was sollte das Sternchen?

Aber, genug gemeckert, abgesehen davon fand ich es gut. Der ganze Teil im Ferienhaus war sehr treffend beschrieben, besonders als sich die Ferienlaune nicht einstellen will, trotz aller äußerlichen Bedingungen. Und wie sie da vor sich hin liest, futtert, rennt konnte ich sehr gut nachvollziehen.
Und gerade als man denkt, jetzt hat sie ihr Leben im Griff kommt die Schwangerschaft, wobei ich es sehr schön finde, dass du ihre Reaktion darüber (Entsetzen? Freude?) offen lässt.


Viele Grüße

Sammamish

 

Liebe Fliege,

danke für Deine Geschichte. Leider hat sie mir nicht sehr gut gefallen. Erstens springst Du in denn Zeiten. Mal Präsens, Perfekt, Präteritum, entscheide Dich. Dann ist die Handlung nicht besonders spannend und man fragt sich, was das mit der Wochenzählerei soll. Und Du legst falsche Fährten, wie die Handlung mit der alten Frau beim Bäcker, daraus hätte mehr werden können.
Mit ein paar Änderungen kannst Du noch was rausreißen.

Lg,
catlucy

 

Mir hat die Geschichte sehr gefallen. Du hast mich mit den Ende wirklich überrascht. Irgenddwie dachte ich ja schon, dass er sich wieder in ihr Leben drängen wird, aber auf diese Weise habe ich es nicht erwartet.

 

Lieben Dank Euch Dreien fürs Lesen und Zeit nehmen mir Eure Anmerkungen zu schreiben.

Da bin ich ja froh, dass es auch jemanden gibt, dem die Geschichte inhaltlich gefällt.

Also, ich habe versucht, die Wochenzählerei wegzunehmen und hoffe, dass der Leser immer noch nachvollziehen kann, dass hier 5 Wochen vergehen, vom Sekt trinken bis zur Abreise.
Auch im ersten Absatz habe ich Veränderungen vorgenommen und hoffe es kommt jetzt nicht mehr ganz so "sülzig" rüber.
Oh ja, die Zeitformen. Ich weiß und ich bin mir sicher, ich habe immer noch welche überlesen. Aber ein paar habe ich erwischt :)

Ich weiß nicht, ob ich hier was reißen will, eine saubere Geschichte zu schreiben, würde mir für den Anfang schon genügen ;)

Lieben Dank an Euch
Fliege

 

Hallo Fliege!

Eine Frau empfindet anfangs nur Leere, nachdem sie ihre Sehnsucht zu einem Mann, mit dem sie anscheinend über Jahre eine unsichere, belastende Beziehung hatte, verloren hat. Du zeigst die Heldin an einem Scheideweg in ihres Lebens, und am Ende wird ihr die Entscheidung anscheinend aus den Händen genommen, die mühsam erarbeitete Selbstbestimmtheit ist vielleicht wieder weg. Dass sie das nicht so positiv aufnimmt, zeigt, dass sie es als erneutes Eindringen des Mannes in ihr Leben auffasst.

Alles ist auf Beruhigung ausgerichtet in der Geschichte, sie will ja ohne Emotionen entscheiden, und auch die Geschichte als Ganzes deutet das Belastende in der Beziehung zu diesem Mann nur an. Kein Wort über den Mann mehr in der Zeit im Ferienhaus.

Ja, hat mir nicht schlecht gefallen, obwohl sehr wenig passiert, aber man spürt doch in der Beschreibung dieses etwas monotonen Tagesablaufs, dass da einiges in der Frau in Bewegung ist. Im Stil bist du noch etwas unsicher, aber sonst ist es, von den doch zahlreichen Fehlern mal abgesehen, schon recht sauber geschrieben, ja. ;)

Sie schaute auf den Wald, der sich dem Garten anschließt und weiß nicht einmal woran sie denken kann.
im Präsens bleiben: schaut, Komma: einmal, woran ...
und beginnt zu laufen bis die Seitenstechen so heftig sind
Komma: laufen, bis ...
findet sie kaum Zeit ins Dorf zu gehen um Einkäufe zu tätigen.
Kommas: Zeit, ins ... gehen, um ...
durch freundlichen Smalltalk zu Nahe kommen
klein: zu nahe
Mit Ausnahme der alten Dame (sie könnte längst im Ruhestand sein) im Bäcker.
beim Bäcker
Ich hätte gern ein Halbes von dem Kleinen dort
in dem Fall klein, weil es sich deutlich auf Brot bezieht
Minuten die ihr zu Beginn wie eine Ewigkeit
Komma: Minuten, die ...
Ihnen auch.“ hört sie immer
Rufzeichen und Komma: auch!", hört ...
Heute jedoch sagt die Alte, während sie das Brot dreimal in Papier einschlug
Zeit einhalten: einschlägt
Sie hat Übergewicht. Nicht viel, aber über.
klingt komisch, Vorschlag: Nicht viel, aber ein bisschen zuviel oder so ähnlich ;)
Beim nächsten Einkauf würde sie ein halbes Schrotbrot kaufen und eine Streuselschnecke.
wird sie
Schließlich gibt ihr Speiseplan sonst kaum Sünden her
weist ihr Speiseplan kaum Sünden auf
Ihr konditionelles Durchhaltevermögen ist in den letzten 14 Tagen beträchtlich gestiegen
warum so kompliziert? warum nicht einfach: Ihre Kondition ist in den letzten vierzehn Tagen beträchtlich besser gworden?
In der letzten Nacht zog ein ordentliches Gewitter auf. Es riecht herrlich an diesem Morgen.
Zeit einhalten: zieht - Es riecht herrlich am Morgen danach.
Sie greift sich einen neuen Roman, einen Finnischen.
klein: finnischen
Nach einem langen Spaziergang im Wald, schaut sie beim Bäcker vorbei
ohne Komma
Ihr Brot würde ohnehin noch bis morgen reichen, also geht sie weiter.
Das Brot wird ohnehin ...
fällt es ihr schwer die Augen offen zu halten
Komma: schwer, die ...
Alles was ihr durch den Kopf geht
Komma: Alles, was ...
Ihr Chef will SIE für diesen JOB in IRLAND.
lass das mit den Großbuchstaben
Sie würde nur eine Streuselschnecke kaufen, kein Brot.
wird
Das sie sich nicht von der Alten verabschieden konnte
Dass
nach frisch gebrühten Kaffee
gebrühtem
nicht wie an den letzten Morgenden im Garten
Morgen
Es wird Zeit ins Bad zu gehen.
Komma: Zeit, ins

Gruß
Andrea

 

Hallo Andrea H.,

WOW! So viel Arbeit. Ich danke Dir!!

Die Zeitformensprünge, haben mir meine Lehrer schon unter die Aufsätze zu Schulzeiten geschrieben, aber dass ich auch ein "Kommavergesser" bin, muss ich wohl in meine persönliche Mängelliste aufnehmen.

Ich habe mich sehr über Deine Korrektur gefreut. Ist ja auch nicht schön, mit so vielen Fehlern.

Auch habe ich Deine Interpretation sehr gern gelesen. Ist ja spannend, was beim Leser so ankommt, von dem, was man sich so gedacht hat. Und da scheint mir ja was geglückt zu sein :).

Ich wünsche Dir noch einen schönen Sonntag.

Lieben Gruß und Dank
Fliege

 

Hallo Fliege,

im großen und ganzen kann ich mich Andrea H anschließen. Obwohl wenig geschiehet, gelingt es dir ganz gut, den Ablauf des Wartens/ Verdauens/ Überlegens darzustellen.
Die emotionale Seite, die sie versucht auszublenden, finde ich eine sehr gute Idee, ist es doch anscheinend genau das, wovor sie letztlich wirklich flüchtet/ bzw von dem sie eine Auszeit nehmen will. Entsprechend nimmst du auch die Emotionen aus deinen Schilderungen.
In meiner Lesart macht sich deine Prota etwas vor. Sie will glücklich sein und redet sich das recht erfolgreich ein, aber letztlich ist sie das nicht. Was wiederum mit den ausgesparten Emotionen zusammen hängt.
Ohne das Ende, würde die GEschichte nicht richtig rund wirken, so aber gewinnt die Geschichte einen gelungenen Schweif, der den Kreis schließt (in welchen sich die Prota selbst isoliert hat).
Wenn man so ins Deuten kommt, empfinde ich auch das Wegbleiben der Alten Dame als sehr treffend. Vorher isoliert sie sich nur, als sie sich auf die Welt zubewegen möchte, fehlt plötzlich der entsprechende Part.

So ganz rund ist dein Schreibstil jedoch noch nicht, Da gibt es noch einige Ecken und Kanten, die hin und wieder den Rhythmus stören.

Zeitangaben dergestalt unterzujubeln

Eine Woche später sitzt sie im Garten ihres Ferienhauses.
hat etwas sehr unelegantes an sich, finde ich. Das ist zu berichtartig.

Hier wird es ganz bunt:

Vier Tage später
Inzwischen ist sie ganz angekommen. Nicht nur physisch.

grüßlichst
weltenläufer

 

Vielen Dank weltenläufer,

eigentlich wollte ich das schon vor einigen Tagen sagen, habe mich aber entschieden, dies mit der Überarbeitung gleichzusetzen und nun stell ich fest, dass ist nicht so schnell getan.

Deine Interpretation habe ich mit Spannung gelesen. Und das, was Du in meiner Geschichte liest, gefällt mir. Deshalb auch noch mal die Komplettüberarbeitung der Geschichte, manche Aspekte verstärken, andere abschwächen.

Vor allem wollte ich den Leser gar nicht so sehr im Unklaren über den Mann lassen, er sollte mehr über ihn erfahren, denn es ist schon eine Art "Erlösung" die sie empfindet, indem sie sich von ihm "abnabelt". Aber natürlich hinterlässt er auch eine Lücke, mit welcher sie erst einmal gar nichts anfangen kann. Irgendwie scheint es ja schon drin zu stecken, aber da ich auf Ecken und Kanten ohnehin noch mal den Stift ansetze, dann gleich richtig :).

Beste Grüße und nochmals Dank
Fliege

 

..., aber da ich auf Ecken und Kanten ohnehin noch mal den Stift ansetze, dann gleich richtig :).

Ich habe nun einige Absätze hinzugefügt, andere raus genommen, um die Situation, in welcher sich meine Prot befindet, zu verdeutlichen.
Da mein Herz irgendwie an dieser Geschichte hängt, würde ich mich sehr freuen, wenn sich jemand noch einmal die Zeit nähme, sich dieser Fassung anzunehmen.

Vielen Dank
Fliege

 

Hallo Fliege,
habe deine Geschichte gerade zum ersten Mal gelesen und finde sie überzeugend. Die ruhige Art des Erzählens mindert die innere Spannung nicht. In Gedanken gehe ich mit deiner P. durch das Haus, auf die Terrasse und vollziehe nach, wie sie um eine Entscheidung ringt, sich nicht ablenken lassen will und von ihrer Ambivalenz nicht loskommt. Mir gefallen die kleinen Bilder sehr gut, (Vergleich Johnson-Binchy, Die Kuchenoma mit ihrem 'bist dünne Kindchen'), alles das sagt mehr als ausschweifende Analysen. Mir gefällt die klare Sprache, keine unnütze Adjektivüberfrachtung, dafür pointierte Aussagen über die P., dazu ihr Handeln, das sie lebendig werden lässt. Außerdem gefällt es mir total gut, dass du dich mit der Geschichte auseinandersetzt und an ihr hängst. So soll es sein. Sehr gerne gelesen und geeignet für eine Empfehlung.
LG,
Jutta

 

Hallo Fliege!

Eine schöne Geschichte mit eindringlichen Bildern, die bei mir funktionieren. Ich kann mir die Frau vorstellen und auch die Ambivalenz, in der sie lebt. Mir gefällt, wie die Bilder die Geschichte treiben, die Handlung tut es nicht - aber das muss sie auch nicht. Es geschieht ja nicht viel, eigentlich, und das Ende sagt ja bereits: Es kommt immer anders, als man es plant.

So, wie ich denke, wird sie aber gut zurechtkommen damit, dass sie nun schwanger ist. Vielleicht wird sie eine Liste machen, mit Pro- und Kontrapunkten und eine Entscheidung finden, ob sie Zeit und Energie darauf verwenden soll, "ihn" zum Bleiben zu überreden.

Und er wird an ihrem Kühlschrank hängen, dieser Zettel, damit sie ihn immer im Blick hat - wenn der Hunger kommt.

Armeisenarmee

"Ameisen..."

auf irgend was, auf irgend wen

Schreibt man das jetzt wirklich aus ein an der?

bis die Seitenstechen

Ich würde hier "das Seitenstechen" sagen.

Erschöpfung und Rotwein lassen sie, in dieser Nacht tief und fest schlafen

Ohne Komma.

Auch der Einkauf bei der alten Dame im Bäcker, vollzieht sich stets nach dem gleichen Muster.

Dito.

Später im Haus muss sie schmunzeln.

Hier würde ich zwei Kommas hinschreiben, die das Haus vom "später" trennen ... denn es ist ja "später in der Zeit", "später am Abend". Also: "Später, im Haus, muss sie ..."

In der Küche klingelt ihr Handy. Nicht jetzt.

Das klingt nach: "Später ... nicht jetzt." Hier könnte man vielleicht ein Rufezeichen hinter das "jetzt" setzen, damit erkennbar wird, dass das ja ihr Gedanke ist, und nicht ein Bezug auf das "In der Küche".

Nach dem alltäglichen Spaziergang im Wald, ist sie heute ungewohnt müde.

Kein Komma.

Alles was ihr durch den Kopf geht, ordnet sie der einen oder anderen Seite zu.

Komma nach "Alles".

Ihr Chef will sie, für diesen Job, in Irland.

Keine Kommas.

Schrottbrot

Echt? "Schrotbrot", würde ich sagen.

Auch am nächsten und übernächsten Tag, kann sie die Alte, durch die Fenster der Bäckerei, nicht erspähen.

Ohne Kommas.

sagt diesmal „siehst gut aus Kindchen“.

Doppelpunkt nach "diesmal", dann "Siehst". (Groß) Komma nach "aus". Den Punkt innerhalb der Rede.

Also insgesamt:

sagt diesmal: "Siehst gut aus, Kindchen."

Zurück im Haus, nimmt sie die Pro-Contra-Irlandliste vom Kühlschrank und setzt sich auf die Terrasse.

Ohne Komma.

Ja, sie wird, in zwei Monaten nach Irland fliegen.

Kein Komma nach "wird".

Sie hat sich hier, in den letzten vier Wochen, sehr wohl gefühlt.

Ohne Kommas.

Am letzten Morgen duftet die Küche nach frisch gebrühten Kaffee.

"gebrühteM" - nach wem oder was duftet es? Nach dem Kaffee.

Schöne Grüße,

yours

 

Hallo Fliege

... ganz nach dem Motto von John Lennon: Während Du dabei bist, Pläne für die Zukunft zu machen, hat das Leben ganz andere Dinge mit Dir vor ... schön finde ich schon das Thema der Geschichte, aber die Umsetzung ist mir zu wenig emotional. Manche Worte werden nicht besser, wenn man sie fünf mal hintereinander in den folgenden Sätzen auflistet. Das war mir dann oft zu monoton. Mit Mehrfachnennung kann man natürlich schon auch ein Gefühl verstärken, aber hier in der Geschichte klingt es holprig. Teilweise klingt es dann auch ungelenk. z.B.: ... hat sie keinen Schimmer, was sie gerade gelesen hat.

Manchmal war mir das mit dem Rasen vorm Haus und dem Kaffee im Haus etc. einfach zu detailiert, da schrumpfte mir die Phantasie und ich hänge dann nur an den Worten und die wiederum waren mir zu wenig Literatur.
... so genug gemault, trotzdem ein lesenwerter Text.
Liebe Grüße
Detlev

 

Ich bin platt!
Vielen lieben Dank für Eure schnellen Zeilen, die lieben Worte und die kritischen.

Danke Jutta,
für Deine Analyse und klar, für die Empfehlung (wow, ich weiß nicht, wie ich es sagen soll - platt halt). Es freut mich zu lesen, dass meine Überarbeitung scheinbar das erreicht hat, was ich beabsichtigt habe. Handlung und Emotionsanalysen durch Bilder zu ersetzen. Bei Deinen Zeilen hab ich immerzu "ja!" gesagt.

Danke yours truly,
für die Fehleranalyse, das Lob und den zweiten Zettel am Kühlschrank. Habe schön gelacht. Vielleicht steht oben aber gar nicht der Name des Mannes, sondern BABY pro/ contra??

Ich sage immer "die Seitenstechen". Ist das jetzt regional oder so ein Ost- West- Ding oder einfach nur ein Fehler in meinem Sprachgebrauch?

Danke Detlev,
jetzt wo Du es sagst, zwei mal "hat" in einem Satz ist wirklich nicht schön. Der kommt mir so nicht durch :-). Und auch die Monotonie werde ich nochmal unter die Lupe nehmen.
Keine Emotionen waren ja Absicht, dafür die Bilder. Und wenn ich diese nun reduziere (zugunsten der Phantasie), dann bin ich mir nicht sicher, ob dann immer noch da steht, dass - wenn es angenehm kribbelt - es schön ist, da im Garten zu stehen, das es sich gut anfühlt. Oder sie krampfhaft nach einem Ziel, einer Aufgabe, einen Ausgleich sucht für die entstandene Leere und sich deshalb z.B. beim joggen völlig verausgabt (Schweiß, flacher Atem etc.). Oder sie sich, im wahrsten Sinne, den Teufel aus dem Leib putzt ...
Es gibt sicher verschiedene Lesarten (mal ganz abgesehen von den Vorlieben). Ich danke Dir, dass Du mir Deine mitgeteilt hast. Man wächst mit seinen Aufgaben.

Ich habe hier in den letzten drei Wochen jedenfalls eine Menge gelernt.
Nicht nur bei dieser Geschichte, sondern auch bei allen, welche ich gelesen habe und meine Eindrücke in Worte zu fassen versuchte.

Sonntagliche Grüße
Fliege

 

Hallo Fliege,

ein entspannter und klarer Stil. Es passiert nicht viel, aber was passiert, kommt bei mir als Leser intensiv an. Es geht um Freiräume, die sich eigentlich jeder Mensch im Leben mal schaffen sollte, um möglicherweise zur grundsätzlicher Klarheit zu finden, wenigstens vorübergehend oder in besonderen Momenten. Du beschreibst sehr anschaulich und in wenigen Worten, wie schwer es ist, sich zunächst diesem anderen Rhythmus anzupassen, diese Entdeckung der Langsamkeit. Die Geschichte macht einen kompletten und in sich geschlossenen Eindruck, obwohl sie längst nicht alles ausführt. Das ist gut gemacht, und so kannst du dir den Luxus erlauben, kein Feuerwerk entzünden zu müssen, um gut zu unterhalten. Dabei trägt der Stil sicher und unaufdringlich durch die Stille.

Irgendwas wollte ich noch ... ach ja, die Maus auf dem Link ... ist das nicht der Mauszeiger?

Ansonsten gern gelesen.

Rick

 

Danke Rick,

für die "ruhigen" Worte zu meinem Text. Ich habe den Satz umgeschrieben und hoffe, der Maus ein realistisches Dasein eingehaucht zu haben :).

... wie schwer es ist, sich zunächst diesem anderen Rhythmus anzupassen, diese Entdeckung der Langsamkeit.

Mein Mann sagte an einem ersten Urlaubstag mal zu mir, ich sitze da wie dieses ewig trommelnde Häschen aus der Werbung ;), ich glaube dieses Bild verfolgt mich, weil er so recht hatte.

und so kannst du dir den Luxus erlauben, kein Feuerwerk entzünden zu müssen, um gut zu unterhalten. Dabei trägt der Stil sicher und unaufdringlich durch die Stille.

Damit hast Du auf jeden Fall ein Feuerwerk entfacht :-).

Besten Dank und Grüße
Fliege

 

Salü Fliege,

ich hab Deine Geschichte mit Freude gelesen und es hat mir gefallen, wie schlicht und auch konsequent Du die 'ihre' Situation beschreibst. Da kommt Spannung auf, die mich aber nicht durch den Text rasen, sondern eher mit der Prota durch die Tage gehen liess, so wie Du sie beschreibst.
Für mich auch wirklich beeindruckend diese kleinen Beschreibungen der freundlichen Bäckersfrau. Da kommt viel Wärme auf, die sich über die rationalen Überlegungen zu Irland und die Einsamkeit der Prota wie ein Lächeln legen.

Der Schluss ist perfekt in seiner Schlichtheit! Da lässt Du dem Leser viel Raum für Eigenes - das gefällt mir sehr. Die Empfehlung hast Du verdient.

Lieben Gruss,
Gisanne

PS: durch freundlichen Smalltalk zu Nahe kommen > nahe

 

Lieben Dank Gisanne,

für Deine Worte, Deine Zeit.

... die mich aber nicht durch den Text rasen, sondern eher mit der Prota durch die Tage gehen ließ ...

Schön, wenn sich der Text so auf das Lesen überträgt. Danke dafür!

Der Schluss ist perfekt in seiner Schlichtheit! Da lässt Du dem Leser viel Raum für Eigenes - das gefällt mir sehr.

Es ist zwei Gründen geschuldet, zum einen, dem von Dir erwähnten, zum anderen, hatte ich selbst aber überhaupt keinen Schimmer, was sie nun mit dieser Nachricht anfangen soll :). Wie ihr Leben weiter laufen wird ...

RS- Fehler korrigiert.

Nochmals lieben Dank für Deinen herzlichen Kommentar.

Liebe Grüße Fliege

 

Hallo Fliege,

Gern gelesen. Ich mag es, wie Du so viel andeutest, ohne es auszusprechen.

Der Anfang reisst mich nicht gerade vom Hocker, und teilweise war mir der Rythmus etwas zu langsam, zu ausführlich was sie so den ganzen Tag lang macht, obwohl schön geschrieben, kam mir vor, ich hatte die Stimmung schon genügend gespürt. Aber vielleicht willst Du ja gerade durch diese Ausführlichkeit dem Leser das Warten der Darstellerin nahelegen.

Über ein Wort bin ich total gestolpert: "Grosstadtgrossraumbüro", weiss nicht, ob das Absicht war, mich hat's beim Lesen gestört.

Das Ende mit Überraschungseffekt kam für meinen Geschmack etwas zu abrupt, ein Bisschen wie die Auflösung der Kriminalfälle von Hercule Poirot, die immer ganz das Gegenteil sind von dem, was man die ganze Geschichte hindurch vermutet hat. Ich vermutete hier eigentlich nicht viel während des Lesens, ausser der Neugier, ob der Ex-Partner vielleicht doch noch mal auftaucht. (z. B. wenn das Telefon klingelt). Gefiel mir aber, wie Du ihre Reaktion offen lässt, und was danach passiert an der Fantasie des Lesers liegt.

Alles Gute

Elisabeth

 

Danke Elisabeth,

für Deine rückmeldenden Worte. Sie haben mich ins Grübeln gebracht und ich weiß noch nicht, in welche Wirkungsrichtung sie gehen werden. Ich werde sie noch etwas auf mich wirken lassen.

... und teilweise war mir der Rhythmus etwas zu langsam, zu ausführlich was sie so den ganzen Tag lang macht, obwohl schön geschrieben, kam mir vor, ich hatte die Stimmung schon genügend gespürt. Aber vielleicht willst Du ja gerade durch diese Ausführlichkeit dem Leser das Warten der Darstellerin nahelegen.

Ich hoffe, ich habe Dich nicht ganz so schlimm gelangweilt.
Ich gebe zu, mir fällt es schwer, jetzt noch mehr herauszustreichen. Ist die Geschichte schon so zusammengeschrumpft. Aber vielleicht sollte ich es auf einen Versuch ankommen lassen, sie noch mal ausdrucken, zusammenstauchen und gucken, wie der Text dann wirkt.
Das mein Ende sich verlängert, dass glaube ich allerdings nicht. Es soll ja aus dem Nichts kommen, ihre ganze "Ferienruhestimmung", ihr Leben, mit einem Schlag auf den Kopf stellen.

Über ein Wort bin ich total gestolpert: "Grosstadtgrossraumbüro", weiss nicht, ob das Absicht war, mich hat's beim Lesen gestört.

Es war Absicht, auch wenn ich weiß, dass es dieses Wort wahrlich nicht gibt :). Wenn sich weitere "Gestörte" :D melden, werde ich es rausnehmen.

Herzlichen Dank
Liebe Grüße Fliege

 

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