Gedanken zu Weihnachten
Hier stehe ich nun mitten auf den Weihnachtsmarkt mit einer Tasse Glühwein in der Hand. Nicht daß das nötig gewesen wäre. Es ist schon lange nicht mehr so kalt wie früher und weiße Weihnachten kennt nach meiner Generation niemand mehr.
Ich beobachte die Kinder auf dem nostalgischen Karussell. Die funkelnden Augen wecken Erinnerungen. Wie schön war es doch, auf den verschneiten Straßen zu rutschen, mit dem Schlitten den Hang hinunter zu rauschen und abends in die nach Tannenbaum duftende Wohnung zu kommen. Wie schön war es doch, am Heiligen Abend mit Vater einen Spaziergang durch die ausgestorbenen Straßen zu machen und den Geist der weihnachtlichen Ruhe in sich aufzunehmen. Und wie schön war der hell erleuchtete Tannenbaum bei der Bescherung.
Und heute? Alles weg. Es fällt mir schwer, eine weihnachtliche Stimmung zu entwickeln. Wie sollte das auch möglich sein? Schon Mitte Oktober steht Lebkuchen in den Regalen. Jeder jammert darüber, daß das Geschäft nicht läuft. Ja sogar Freundlichkeit ist selbst in der Adventszeit ein seltenes Gut. Weihnachten ist auf Umsatzzahlen degradiert.
Ich gehe nach Hause und freue mich auf die großen Augen meiner Kinder, wenn bei der Bescherung der Tannenbaum hell erleuchtet im Zimmer steht. Dann, ja dann werde auch ich den letzten Funken Kindheit in mir finden und endlich eine weihnachtliche Stimmung haben.