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Gedankenwirbelsturm
Beim dünnen geteerten Weg auf dem keinen Hügel bleib ich stehen. Ein Kaktus befand sich in meiner Brust und ein eiskalter Wind wehte mir zu. Meine übergrosse Kapuze verdecke mein Gesicht fast vollständig. Nebelschwaden machten die Dunkelheit weniger dunkel. Ich drehte mich. Niemand. Ich wusste gar nicht, ob man mich überhaupt sah, ich war beinahe so dunkel wie die Dunkelheit selber. Ich mochte das Alleine-im-Dunkeln-sein gar nicht, aber ich war doch sehr froh, befand sich da keiner. Vor mir waren leuchtende Punkte in weiss getaucht. Ganz viele, die sich sinnvoll anzuordnen schienen. Die Spitze des Kirchturms war genug hell, sodass ich sie als diese erkennen konnte. Meine Finger konnte ich nicht mehr beugen, so eingefroren waren sie. Salzwassertropfen lösten sich langsam und hinterliessen eine kühle Spur auf der Wange bis hin zum Mund. Ich schmeckte das Salz, blinzelte hektisch und schloss dann kurz meine Augen. Es wurden immer mehr und mehr und irgendwann wusste ich gar nicht mehr warum ich so sehr weinte. Meine Augen schwammen im salzigen Wasser. Ein Gedankenwirbelsturm machte meine Gedanken ganz wirr und ich weinte vom Weinen. Ich weinte über den hohen Grashalm und über den schwarzen Wald. Ich weinte auch über den Hügel, auf dem ich mich gerade befand und ich wollte die Sterne vom Himmel reissen und die dichten Tannen vom schwarzen Wald vereinzelt auf eine leere Wiese stellen. Ich konnte mich nicht mehr einkriegen und trat mit meinen Füssen in einen Kuhfladen und setzte mich auf die Sitzbank. Es tat gut zu Weinen und nicht mehr den Kloss runterzuschlucken. Die Wangen waren schon ganz ausgetrocknet von dem vielen Salzwasser und ich fuhr mit einem von meinen gefühlslosen Finger drüber. Ich leckte mir über die trockenen Lippen, doch diese Art von Befeuchtung liess sie nicht unbedingt viel feuchter werden. Feine abgestorbene Hautresten machten die Lippen ganz rau und ich zupfte sie weg. Die Kälte drückte langsam durch meinen Mantel und ich sah runter auf die Nebelsuppe mit den beleuchteten Häuschen mit ihren aufgewärmten Menschen drin und verfolgte, wie sich die Lichtkegel der Autos sinnlos durchschlängelten. Mein Gesicht fühlte sich an, wie von einem Lastwagen überfahren und der Anblick der vielen Lichter liess mich nochmals kurz weinen. Meine Augen brannten und ich rieb sie mit meinem Mantelärmel. Gerne hätte ich in einer warmen duftenden Badewanne gelegen, ich sass aber noch ein wenig da und liess die Tränen trocknen.