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Gefangen im menschenfressenden Lavatunnel der Jadekrone

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28.05.2008
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Gefangen im menschenfressenden Lavatunnel der Jadekrone

Diese Geschichte ist eine Hommage an die alten Science-Fiction und Abenteuerfilme aus den 50er, 60er und 70er Jahren.

Gefangen im menschenfressenden Lavatunnel der Jadekrone

Afrika, 1935

Der Urwald Afrikas wurde schon für viele unvorsichtige Abenteurer zur tödlichen Falle. Um hier zu überleben, musste man schon die Reflexe einer Katze, die Zähigkeit eines Ochsen und die Wendigkeit einer Schlange besitzen. Man musste wissen wo und wie man zu Nahrung kam. Nicht jede Pflanze war essbar, nicht jede Quelle beherbergte Trinkwasser. Und dort wo das Ess- sowie Trinkbare vorhanden war, musste man sich erst mit den dort ansässigen Raubtieren anlegen.
Es gab nur Wenige die sich in einem Urwald zurechtfinden und überleben konnten. Nur wenige Überlebenskünstler konnten dies. Nur Menschen die dem Tod ins Gesicht lachten und mehrmals am Tage überlisten konnten… Menschen bei denen das Wort „Gefahr“ der zweite Vorname war. Menschen wie… Jebediah Stamm. Captain Jebediah Stamm, Held unzähliger Abenteuer, Schrecken aller Schurken, Finder von unfindbaren Kostbarkeiten und Verführer aller Frauen. Nur Jebediah Stamm sprang von einem Kliff in einen Fluss, ohne das seine Frisur darunter litt. Nur Captain Stamm konnte laufend einem tollwütigen Geparden entkommen und dabei nicht einmal ins Schwitzen geraten. Egal in was für einer Situation er sich gerade befand, er blieb vollkommen ruhig und beherrscht.
So wie in dieser Situation.
Mit seinem langjährigen Freund und Gepäckträger Umbushu, einem Mitglied des afrikanischen Tuschrumbu – Stammes, durchwanderte er gerade den feindlichen Urwald, als plötzlich dutzende Krieger vom Stamm der Zuda wie aus dem Nichts auftauchten, die Beiden umzingelten und mit Speeren und Blasrohren, die mit giftigen Pfeilen geladen waren, bedrohten.
Dazu muss man wissen, dass die Zuda als gefährlichster Stamm in Afrika bekannt und gefürchtet war. Sie mochten keine Fremden und das zeigten sie indem sie jeden unvorsichtigen Reisenden verspeisten. Sie aßen jedoch nicht alle. Die Gefangenen die sie nicht mehr essen wollten, wurden mithilfe von Voodoo – Zauber und starken Drogen in Zombies verwandelt um auf ewig ein Sklave der Zuda zu sein.
Man durfte auf keinen Fall den Fehler begehen die Zudas zu unterschätzen und sie als ungebildete Wilde zu sehen. Sie waren gerissen und höllisch intelligent.
Umbushu ereilte die Panik, er warf das was er trug (ein Zelt, Schlafsäcke, den Proviantrucksack sowie verschiedene Werkzeuge und die Waffen, zum Beispiel die Muskete) zu Boden und versteckte sich dahinter während er voller Furcht anfing zu Zittern. Captain Stamm dagegen blieb aufrecht stehen und schaute den Zudakriegern nacheinander direkt und ruhig, ja, fast gelangweilt in die Augen. Dann holte er eine Kamm aus seiner Jacke und fing an seine blonde Haartolle wieder auf Vordermann zu bringen, die unter dem feucht-heißen Wetter ein wenig gelitten hatte.
„Die werten Herren werden uns doch hoffentlich verraten was sie möchten“, sprach der Captain ruhig in der Sprache der Zuda, die er, wie ein dutzend anderer Sprachen und Dialekte, natürlich fließend beherrschte und steckte seinen Kamm wieder zurück in die Jackentasche. Dafür holte er seine Nagelfeile hervor und feilte sich friedlich seine Fingernägel.
„Die wollen uns bestimmt verspeisen!“ rief Umbushu angsterfüllt aus seinem Versteck heraus, hinter dem man ihn aber nach wie vor erkennen konnte.
„Könnte angehen“, stimmte Captain Stamm seinen Freund und Taschenträger mit völlig gefasster Stimme zu. „Aber lassen wir doch zuerst einmal unsere Freunde hier antworten“
Einige Zeit geschah gar nichts. Es war völlig still. Sah man einmal von dem Kratzen ab, das die Nagelfeile des Captain verursachte oder dem Zähneklappern von Umbushu. Dann trat ein großer Krieger aus dem Busch, der größer als alle anderen Krieger war und zudem einen Knochen im Haar trug. Ein Zeichen dafür, dass dieser Krieger der Anführer der Gruppe war. Captain Stamm, der sich in Anatomie natürlich bestens auskannte, egal ob menschlicher oder tierischer, erkannte auf den ersten Blick, dass es sich bei dem Knochen um einen menschlichen handelte.
„Wer seid ihr?“ fragte der Krieger mit dem Knochen im Haar.
„Mein Name lautet Captain Jebediah Stamm“, antwortete der Captain und steckte seine Nagelfeile weg. „Ich bin Abenteurer und komme aus Wanne-Eikel. Ihnen meine Qualifikationen aufzuzählen würde jetzt viel zu lange dauern. Und der da ist…“ Der Captain zeigte auf Umbushu, der immer noch vergeblich versuchte sich zu verstecken. „… Umbushu. Ein alter Freund von mir. Er ist etwas schüchtern. Und jetzt würde ich gerne wissen wer ihr seid.“
„Unwichtig. Was wollt ihr hier?“
„Wir sind hier weil vor ein paar Tagen der Kontakt zu einem meiner Kolleginnen abgebrochen ist, die hier archäologische Forschungen betrieben hat. Sie wollte die sagenumwobene Jadekrone finden. Ich habe mich freiwillig gemeldet sie wieder zu finden. Ihr Name ist Sarah von und zu Bedensteck. Sagt euch der Name zufällig etwas?“
Der Krieger mit dem Knochen im Haar schaute zu seinen Stammesbrüdern und ein hässliches Grinsen machte unter den Zuda die Runde. Dann wandte sich der Zudakrieger wieder dem Captain zu.
„Bitte folgt uns“, sagte er grinsend. „Wir wissen wo eure vermisste Freundin ist und wir werden es euch auch verraten. Doch zuerst bringen wir euch in unser Dorf zu unserem Medizinmann, der wird euch alles erklären.“
„In Ordnung. Danke“, sagte der Captain und wandte sich dann zu Umbushu. „Hebe bitte die Sachen auf, wir folgen den Zuda in ihr Dorf.“
„Aber Captain“, Umbushu stolperte in Richtung des Captains und flüsterte ihm hastig ins Ohr: „Denen kann man nicht vertrauen. Die werden uns im Dorf aufspießen und zum Mittag verzehren.“
„Ich glaube nicht, dass sie uns zum Mittag verspeisen“, meinte Jebediah.
„Warum denn nicht?“
„Mittag ist vorbei. Schau dir doch mal den Sonnenstand an. Ich muss mich schon sehr über dich wundern. Jetzt hebe bitte die Sachen auf. Wir folgen diesen werten Herren.“
Da half kein Bitten und kein Flehen. Umbushu musste schweren Herzens mitkommen wenn er seinen Freund nicht alleine lassen wollte.
So machten sich Captain Stamm, Umbushu und die Zudakrieger auf ins Dorf der Zuda.

Captain Jebediah Stamm war ein erfolgreicher Absolvent der hoch angesehenen Wanne–Eikel Universität. Er hatte dort studiert und gelernt was es nur zu studieren und lernen gab. Nicht weil er es musste… nein, ihm war einfach langweilig. Aus reiner Langeweile hatte er alles studiert was es so gab. Geschichte der Erde und der verschiedenen Länder, unterschiedliche Sprachen und Dialekte, Mathematik, Geographie, Archäologie, Biologie, Chemie, Physik, Literatur, Medizin (für Menschen und Tiere), Landwirtschaft, Hauswirtschaft, Weltwirtschaft, Politik, Religionswissenschaften, Rechtswissenschaften, Kunstwissenschaften, Sportwissenschaften, Technik, Architektur und Soziologie… nur um einen kleinen Bruchteil dessen zu nennen was er mit Erfolg erlernt hatte. Er beherrschte zum Beispiel das Bäcker-, Fleischer-, Steinmetz-, Friseur-, oder Stahlhandwerk wie ein Meister dieses Faches. Jebediah konnte die gebildesten Leute unter den Tisch diskutieren, doch natürlich tat er das nicht. Seine angeborene Bescheidenheit hielt ihn davon ab. Selbstverständlich hatte Stamm auch einige Kurse im guten Benehmen absolviert. Natürlich mit überragendem Erfolg.
Der Captain konnte Autofahren, Bootfahren, Reiten und Fliegen. Darum auch der Zusatzname „Captain“. Er ist Schiffskapitän, Flugkapitän… und jede Menge mehr.
Sportlich engagiert war er auch. Jede Sportart hatte er schon mindestens einmal erfolgreich ausprobiert. Ob Marathonlaufen, Sprinten, Stabhochsprung, Weitsprung, Surfen, Tanzen, Skilaufen, Diskus-, und Speerwerfen oder die Mannschaftssportarten wie zum Beispiel Fußball, Basketball oder Eishockey. Genauso wie bei allen bekannten Kampfsportarten wie zum Beispiel Boxen, Ringen und Judo. Den einen und anderen Rekord hatte er selbstverständlich auch schon gebrochen. Bei der Sportart bei der er noch keinen Rekord gebrochen hatte, hatte er einfach keine Lust dazu gehabt. Seine Bescheidenheit verbot ihm selbstredend über seine Rekorde ein großes Aufsehen zu machen.
Auch in Kunst war er nicht ganz untalentiert. Er malte Landschaftsbilder mit solchem Realismus, dass der Betrachter nicht wusste ob er sich gerade ein Bild anschaute oder aus dem Fenster sah.
Der Captain komponierte auch gerne. Beethovens Fünfte zum Beispiel… Jebediah Stamm hatte dieses Stück gehört, sich dran gesetzt und es verbessert.
Haben Sie schon einmal gehört, dass Menschen nicht in der Lage sind mit der einen Hand einen Kreis zu zeichnen und mit der anderen Hand gleichzeitig ein Quadrat? Der Captain konnte es. Aber seine göttliche Bescheidenheit… Sie wissen ja.
Nur zu gerne bereiste Captain Stamm die große, weite Welt, erlebte die wildesten Abenteuer und brach reihenweise die Herzen der schönsten Frauen auf Erden. Nicht weil er es musste… nein… ihm war einfach nur langweilig.
Dieses Jahr feierte der Captain seinen siebenundzwanzigsten Geburtstag.

Nachdem sie eine Stunde gewandert waren, erreichten die Zudakrieger, Umbushu und Captain Stamm das Dorf der Zuda. Ein großer Palisadenzaun umgab das Dorf. Vor dem Eingang standen drei schwer bewaffnete Zudakrieger und bewachten diesen mit grimmigem Blick. Im Dorf selber herrschte reges Treiben. Einige Zuda waren gerade bei der Essenszubereitung, andere reparierten ihre Hütten und wieder andere trainierten gerade ein wenig um besser mit dem Speer umgehen zu können.
Als die Gruppe das Dorf betrat waren alle Blicke der Dorfbewohner plötzlich auf Captain Stamm und Umbushu gerichtet. Zu Umbushus Entsetzen glitzerten die Augen der Dorfbewohner bei ihren Anblick freudig und so mancher leckte sich sogar die Lippen. Captain Stamm schien das alles gar nicht zu interessieren. Er schaute verträumt in der Gegend herum.
Endlich erreichte die Wandergruppe ihr eigentliches Ziel, das Zelt des Zudahäuptlings. Es war größer als die übrigen Zelte, eine grausige Girlande aus Schrumpfköpfen und toten Schlangen schmückte den Eingang. Als Captain Stamm, Umbushu und die Zudakrieger das Zelt erreichten, drehte sich der Anführer der Gruppe zu ihnen um und erklärte mit einem dreckigem Grinsen: „Ich werde unseren großen Häuptling Fuda von euren Besuch in Kenntnis setzen. Wartet hier!“ befahl er barsch. Kaum hatte er dieses gesagt, verschwand er in dem Zelt.
Alle Stammesangehörigen der Zuda starrten Captain Stamm und Umbushu mit hungrigen Blicken an. Leises, gieriges Flüstern erfüllte die schwülwarme Luft. Sollte man die Fremden grillen, panieren, rösten, backen oder doch lieber roh genießen? Plötzlich ertönte ein lautes Klicken und Klacken. Die Zuda schauten sich verwirrt um, denn man fragte sich woher dieses rätselhafte Geräusch kam. Dann sahen sie wie sich die Gefangenen die Fingernägel kürzten. Jebediah Stamm mit seinem Nagelknipser, den er selbstverständlich immer in der Tasche hatte und Umbushu mithilfe seiner Zähne.
„Die werden uns fressen“, flüsterte Umbushu seinen Freund zu, einer der Zuda winkte mit einer Gabel.
„Keine Sorge, so weit werde ich es nicht kommen lassen“, beruhigte Jebediah seinen hysterischen Kameraden. Dabei steckte er seinen Nagelknipser wieder zurück in seine Jackentasche.
Bevor Umbushu etwas erwidern konnte, kam der Anführer des Spähtrupps wieder aus dem Zelt.
„Der große Fuda will euch jetzt sehen“, teilte er mit und machte den beiden Abenteurern Platz, damit sie ungehindert ins Zelt konnten. Gleichzeitig erhoben die Krieger hinter ihnen ihre Speere und versprachen damit, dass ein eventueller Versuch aus dem Dorf zu entkommen sehr schmerzvoll werden würde.
Würdevoll trat Captain Stamm ins dunkle Innere des Zeltes. Die Luft roch nach Kräutern und verbrannten Gras. Kleine Kerzen, die in Totenschädeln befestigt waren, spendeten diffuses Licht. Vereinzelt huschten Insekten über den Boden. Überall standen geflochtene Körbe herum, die mit Kräuter, Waffen, Kleidungstücken oder Wurzeln gefüllt waren. Ein Korb war sogar mit menschlichen und tierischen Organen gefüllt.
Umringt von diesen Körben saß der Medizinmann Fuda am anderen Ende des Zeltes, auf einer aus Gras geflochtenen Matte. Er musterte die Abenteuer mit einem finsteren Blick und kaute dabei auf einem Zehennagel. Da er diesen Nagel zwischen zwei Fingern hielt und in Anbetracht dessen was die verschiedenen Körbe für merkwürdige und grausige Sachen enthielten, zweifelte Umbushu daran das es Fudas eigener Nagel war.
Fuda war schon sehr alt. Seine faltige Haut war von Narben übersäht. Seine Augen waren blind doch dem Medizinmann behinderte das nicht. Er schien seine Umgebung auf andere Art und Weise wahrnehmen zu können. Umbushu war sich sicher, dass schwarze Magie damit zu tun hatte.
„ Ihr sucht eure Freundin“, sagte Fuda mit rauer Stimme und blickte Jebediah Stamm blind in dessen Augen.
„Ja, genau“, bestätigte der Captain freundlich. „Ihr Name ist Sarah von und zu Bedensteck. Der nette Krieger der uns hierher geführt hat, hatte uns gesagt, dass Sie uns erzählen würden wo wir die werte Dame finden würden.“
Fuda fing an den Zehennagel als Zahnstocher zu gebrauchen und starrte weiterhin zu dem jungen Abenteurer.
„Die haben sie bestimmt gegessen“, flüsterte Umbushu vollkommen überzeugt und entsetzt Jebediah ins Ohr.
„Das haben wir nicht. Noch nicht“, sagte Fuda und bewies damit, dass sein Gehör noch bestens funktionierte. „Im Übrigen essen wir unsere Gefangenen immer nur an heiligen Nächten.“
„Und welche Nächte sind euch heilig?“ wollte Umbushu wissen.
„Nächte, in dem sich der Gott der Dunkelheit in seiner vollen Pracht am Himmelszelt zeigt.“
„Bitte?“
„Vollmondnächte“, erklärte Jebediah.
„Oh… gut.“ Umbushu nickte erleichtert. Dann fiel ihm etwas ein. „Äh… und wann ist das nächste mal Vollmond?“
„Heute Nacht.“
„Ouh.“ Umbushu wandte sich an den Medizinmann. „Sind wir Gefangene?“
Fuda schaute ihm ungläubig ins Gesicht. „Natürlich“, antwortete er überrascht. Genauso gut hätte Umbushu ihn fragen können ob es tagsüber draußen heller sei als in der Nacht.
Umbushu war auf einmal sehr niedergeschlagen. Captain Stamm klopfte ihm ermutigend auf die Schulter. „Noch ist nichts verloren“, sagte er zu seinem Freund. Dann wandte er sich an Fuda. „Also, wenn ihr Fräulein von und zu Bedensteck nicht verspeist habt, wo ist sie dann? Noch hier im Dorf?“
„Nein, aber ganz in der Nähe“, sagte Fuda und schnipste den Zehennagel auf den Boden. „Ich habe ihr einen Handel vorgeschlagen, als sie hier bei uns… zu Gast war.“
„Zu Gast?“ fragte Captain Stamm skeptisch.
„Wenn man in der Nähe unseres Dorfes herumschleicht wird man automatisch zu unserem Gast, ob man nun will oder nicht“, erklärte Fuda. „Und das hat sie gemacht. Es ist ungefähr zwei Wochen her, wo einer unserer Jagdtrupps sie erwischt hat. Man brachte sie sogleich zu mir und ich fragte was sie hier in der Gegend wolle. Zunächst weigerte sie sich mir zu antworten.“ Der Medizinmann schwieg eine Weile.
„Und dann?“ fragte Jebediah.
„Hat sie es mir schließlich doch verraten. Die Drohung ein Körperteil zu verlieren löst bei manchen Menschen die Zunge.“ Fuda senkte bedrohlich seine Stimme. „Sie wollte unser größtes Heiligtum stehlen. Die Jadekrone. Aber wir konnten diese Grabräuberin abfangen bevor er die heilige Grotte erreichte.“ Der Medizinmann verfiel in Schweigen.
„Ihr Zuda habt ein Problem“, stellte Jebediah trocken fest. „Sonst wäre Fräulein von und zu Bedensteck noch hier im Dorf.“
„So ist es.“ Fuda holte, in Gedanken versunken, etwas aus einem der Körbe. Man konnte nicht mehr erkennen ob es sich dabei um ein Stück Fleisch oder Obst handelte. Aber egal was es war, es war alt und scheinbar essbar, denn der Medizinmann biss hinein und kaute mürrisch darauf herum. Was er als nächstes zu sagte, schien ihn zu bedrücken.
„Schon seit geraumer Zeit sind uns unsere Götter nicht mehr gewogen. Sie haben meinen Stamm mit einem Fluch belegt. Unsere Nahrung verdirbt schneller als es normal wäre.“ Er wedelte mit dem verdorbenen Etwas in seiner Hand. „Das Trinkwasser schmeckt säuerlich, viele sind schon daran erkrankt. Ich weiß nicht wie wir die Götter besänftigen könnten.“
„Vielleicht brauchen sie mehr menschliche Opfer“, schlug Umbushu vor. Der Captain und der Medizinmann schauten ihn an. Umbushu schien was einzufallen. „Äh…“
„Leider ist es nicht so einfach“, sagte Fuda. „Egal wie viel Blut wir auf dem Opferstein in unserem Dorf vergießen, die Situation wird nicht besser. Ich habe versucht mit unseren Göttern in Kontakt zu treten aber auch das hat leider nichts geholfen. Sie antworteten mir nicht. Aber als dann eure Freundin…“ Er sprach das Wort wie ,Ungeziefer’ aus. „… bei uns auftauchte, kam mir eine Idee. Vielleicht wollen unsere Götter selber wieder Blut vergießen, selbst Leben auslöschen und sich an dem Blut und der herausgerissenen Seele laben. So schickte ich eure Freundin in unsere heilige Grotte auf das sie die Götter selber richten.“
„Scheinen keine mächtigen Götter zu sein“, überlegte Umbushu laut. „Wenn sie warten müssen, dass ein Opfer in ihre Grotte kommt damit sie es töten können.“ Er schaute zum Medizinmann und bemerkte, dass dieser ihn finster anschaute. Als Umbushu in die blinden Augen schaute die ihn trotzdem zu sehen schien, lief es ihm eiskalt den Rücken herunter und er schwor sich insgeheim nie wieder den Mund aufzumachen.
„Sie redeten von einem Handel den Sie mit Fräulein von und zu Bedensteck abgeschlossen haben“, sagte Jebediah und löste somit die unangenehme Situation für seinen Freund. „Ich sehe hier aber keinen Handel.“
„Der Einigung sah so aus, dass eure Freundin hätte gehen dürfen, falls sie die Grotte lebend verlassen hätte“, erklärte Fuda. „Hätte sie sich geweigert diesen Handel zuzustimmen wäre sie zu einem weiteren Zombie für unseren Stamm geworden.“
Der Captain nickte. „Dachte ich mir schon, dass es sich um so eine Art von Handel dreht.“
„Eure Freundin ist aber nie wieder aus der Grotte zurückgekehrt und der Fluch liegt immer noch über uns.“ Fudas Stimme bekam einen bedrohlichen Unterton. „Deshalb werdet ihr…“
„Wir gehen in die heilige Grotte und werden nach ihr suchen“, sagte Jebediah gelangweilt und verscheuchte eine Fliege, die sich auf seine Schulter niedergelassen hatte. „Und dann werden wir herausfinden wie es euren Göttern so geht.“
In der darauf folgenden Stille war nur das Summen der Fliege zu hören, die Jebediah aus ihren Nickerchen gerissen hatte.
„Am besten wir starten heute Abend nach dem Abendessen“, beschloss Captain Stamm. „Je früher daran, desto früher davon wie meine werte Frau Großmutter immer zu sagen pflegte. Gott habe sie selig.“
Fuda und Umbushu schauten den Captain verständnislos an. Dieser prüfte seine Frisur und merkte, dass sie immer noch tadellos sitzt.
„Wir machen was nach dem Abendessen?“ fragte Umbushu entsetzt. Doch bevor Jebediah antworten konnte, fragte Fuda: „Du willst freiwillig in die Grotte gehen?“
„Ja, aber erst nach dem Abendessen“, antwortete Jebediah geduldig. „Ich gehe mal davon aus, dass es hier nicht Ente in Aspik gibt.“ Er schaute in zwei vollkommen verdutzte Gesichter. „Immer wieder schade, das ist meine Lieblingsspeise“, sagte er und verschwand, nachdem er sich höflich von dem noch völlig verwirrten Fuda verabschiedete, aus dem Zelt.
Das Abendessen war leider alles andere als lecker. Wie die Abenteurer schnell bemerkten, hatte der Fluch der über dem Zudastamm lastete, auch bereits den mitgebrachten Proviant befallen. Der Kaviar, die Austern, die Trüffel und sogar die Lachsschnittchen… alles war bereits verdorben. Sogar der Weißwein korkte. Das Abendessen bestand deshalb aus Nussschalen und säuerlich schmeckendem Wasser. Captain Stamm entschied, dass dieses Essen das Schrecklichste war was er bisher erlebt hatte, gleich nach der Klausur in Althebräisch die er vor Jahren mit einer Eins Minus völlig in den Sand gesetzt hatte.
Die beiden Abenteurer wurden von denselben Zudakriegern zu der Grotte geführt, die sie auch ins Dorf geführt hatten, nur mit dem Unterschied das nun auch der Medizinmann Fuda sie begleitete. Die Grotte befand sich etwas außerhalb des Dorfes, so das es schon kurz vor Mitternacht war als der Trupp die Grotte erreichte.
Mit grummelnden Magen standen Umbushu und Captain Stamm vor der Göttergrotte der Zuda. Die Nussschalen hatten nicht satt gemacht. Obwohl… ganz stimmt das nicht, nur Umbushu grummelte der Magen, Jebediah hatte seinen gut im Griff, seiner gab keinen Laut von sich.
Ein riesiger, steinerner Totenkopf bildete den Eingang zur Göttergrotte. Fledermäuse nisteten in den Augenlöchern des Schädels und heilige, unlöschbare Fackeln waren vor den riesigen Felsen in die Erde getrieben worden und tauchten alles in ein gespenstisches Licht. Das Gebilde schien seine Kiefer geöffnet zu haben und gewährte somit Einlass in die finsteren Gewölbe. Fuda trat vor und deutete auf den Eingang. „Dort ist der Eingang zur Grotte der Jadekrone“, sagte er und bewies einmal mehr, dass er nicht auf sein Augenlicht angewiesen war.
Ein Zudakrieger, der Jebediahs Muskete und dessen Revolver trug, trat vor und gab dem Captain seine Waffen. Kaum hatte der Captain die Waffen an sich genommen erhoben die Zuda ihre Speere und Bogen und zielten damit auf die beiden Gefährten.
„Denkt nicht daran euch mit Hilfe eurer Waffen aus dieser Situation zu retten. Bevor ihr den ersten Schuss auf uns abgeben würdet hätten wir euch aufgespießt.“, sagte Zuda zu Umbushu gerichtet, dessen Augen beim Anblick der Waffen hoffnungsvoll glitzerten. „Wir geben sie euch nur deshalb weil ich denke, dass es von Vorteil wäre wenn ihr sie mit hinein nehmen würdet.“
Jebediah musterte seine Waffen und zog seine Stirn kraus. „Die brauchen wir nicht“, entschied er und wollte sie dem Zudakrieger wieder zurückgeben.
„Natürlich brauchen wir sie!“ rief Umbushu, sprang vor und griff sich die Muskete.
„Vertrau mir Umbushu“, sagte Jebediah zuversichtlich. „Wir bekommen die Situation auch so in Griff. Mit den Waffen wird das alles nur noch halb so lustig.“
„Ich fühle mich mit der Muskete aber sicherer“, jammerte Umbushu. „Und was heißt hier ,lustig’? Dort drin erwartet uns der Tod oder sogar noch schlimmeres.“
„Schlimmeres“, versicherte Fuda und nickte.
„Hörst du das? Und du sagst wir brauchen keine Waffen?“ Umbushu war kurz vor dem Nervenzusammenbruch. Seine Stimme überschlug sich fast. Auf der einen Seite eine unheimliche Höhle, auf der anderen Seite ein Kannibalenstamm dessen Medizinmann ihn ohne Probleme in einen Zombie oder ein Schnitzel hätte verwandeln können und mittendrin Jebediah Stamm der zuversichtlich lächelte und immer noch wie frisch geduscht aussah.
„Du kannst auch gerne hierbleiben“, meinte Jebediah. Umbushu schaute zu den Zudakriegern, die immer noch die Waffen auf die beiden gerichtet hatten. Der Anführer des Jagdtrupps drehte sich zu Fuda und meinte: „Wenn wir in töten und sein Fleisch sofort braten würden, würden wir dem Fluch vielleicht zuvorkommen und es würde nicht anfangen zu schimmeln.“
„Ein Versuch wäre es wert“, stimmte Fuda zu. „Aber warten wir erst einmal ob er in die Grotte geht oder nicht.“
„Ich gehe jetzt rein“, sagte der Captain und schlenderte gemütlich zum Eingang. Umbushu sah noch mal zu den Zuda, die ihn hungrig anschauten und seine nächste Entscheidung abwarteten.
„Warte! Ich komme mit“, rief Umbushu und folgte dem Captain, die Muskete fest an sich gepresst.

Im Totenschädel führte eine schmale, in Fels gemeißelte Treppe in die Tiefe hinab. Am Fuße der Treppe sahen sich die beiden Abenteurer einem langen, breiten, steinernen Tunnel gegenüber. Der Boden war weich, feucht, kalt und mit großen Käfern sowie fremdartigen Pilzen übersät. Die Käfer gaben schauererregende, klackende Geräusche von sich während die Pilze ein unheimliches grünes Licht spendeten. So konnte man wenigstens erkennen wohin es ging. Eine ganze Weile ging es geradeaus, dann wurde der Tunnel plötzlich breiter. Mannsgroße sowie kleinere Stalagmiten ragten aus dem Boden und die Anzahl der Käfer und der Pilze wurden mehr. Bei jedem Schritt vom Captain oder von Umbushu wurde entweder ein Käfer oder ein Pilz zertreten.
„Ich glaube es nicht“, sagte Umbushu mehr zu sich selbst als zum Captain. „Das wir an diesen Ort sind mit nichts weiter als einer Muskete.“ Er zitterte vor Aufregung.
„Ich kann es auch fast nicht glauben“, pflichtete der Captain seinem Begleiter bei. „Wo die Muskete doch vollkommen unnötig ist.“
Ein Tausendfüßler, der munter an der Decke krabbelte, schien die Situation angemessen sich von der Decke auf Umbushus Kopf fallen zu lassen. Das war zuviel für den armen Umbushu. Vor Schreck fing er wie wild an zu schreien, fasste sich an den Kopf, packte den Tausendfüßler, warf in an einen Stalagmiten, der neben ihm stand, und trat gegen den Stalagmiten, direkt auf das Insekt.
„Das nimmt er dir übel“, meinte Jebediah.
„Ich glaube, dieses blöde Vieh kann mir nichts mehr übel nehmen“, erwiderte Umbushu erschöpft aber immer noch zitternd. „Es ist tot.“
„Ich meine auch nicht den Tausendfüßler.“
Umbushu schaute zum Stalagmiten der genauso groß war wie er und sah, dass er langsam in die Höhe wuchs da er Arme, Beine und einen Kopf bekam. Die Kreatur die sich dort langsam erhob sah aus wie ein Mensch, der aus verschieden großen Steinen zusammengesetzt war.
„Interessant“, sagte Jebediah. „Ein steinerner Golem.“
Der Golem war nun doppelt so groß wie ein Mensch und starrte Umbushu mit rot leuchtenden Augen zornig an. Bevor er die Muskete anlegen konnte, griff der Golem nach ihm. Er klemmte sich ihn unter den rechten Arm. Umbushu wedelte hilflos mit den Armen und schrie nach Hilfe.
„Ganz ruhig“, beruhigte Jebediah ihn. „Er will dich nicht töten. Sonst hätte er das schon längst getan. Ich glaube er will uns irgendwo hinbringen.“
Der Golem streckte seinen linken Arm aus um Captain Stamm zu packen, dieser aber trat zurück, hob die Hände und sagte: „Du machst mir nur meine Kleider dreckig. Ich habe dir doch nichts getan. Geh voraus, ich folge dir.“ Der Golem schaute ihn an und schien zu überlegen. Dann ging er an dem Captain vorbei und ging voraus, Umbushu weiterhin unter dem rechten Arm geklemmt. Captain Stamm folgte brav und pfiff das Lied „Hänschen Klein“ um seinen Freund Umbushu zu beruhigen. Dieser versuchte derweil verzweifelt aus diesem Traum zu erwachen. Denn das, so schien es ihm, konnte doch nur ein Traum sein.
Leider irrte er sich.

Je länger sie liefen, desto wärmer wurde es. Am Ende des großen Tunnels erreichten sie eine riesige Halle, in der ein Lavasee brodelte. Der See füllte die gesamte Halle aus. Nur ein kleiner steinerner Weg führte vom Ausgang des Tunnels, über die Lava zu einer Steininsel die sich mitten auf dem See befand. Die Hallendecke befand sich ungefähr zehn Meter weit oben, aber man konnte erkennen, dass sich genau über der Insel ein Loch in der Decke befand. Durch das Loch konnte man den Nachthimmel sehen. Der Golem führte, beziehungsweise schleppte die Abenteurer über den steinernen Weg. Captain Stamm erfrischte sich derweil mit einem seiner Erfrischungstücher die er natürlich immer in seiner Tasche hatte. Als sie der Insel näher kamen konnte Jebediah erkennen was sich auf ihr befand. Ein halbes Dutzend weiterer Golems standen um einen kastenförmigen Altar herum, hinter dem niemand geringeres stand als… Sarah von und zu Bedensteck, mit der legendären Jadekrone auf ihrem Haupt.
Sarah war so alt wie Jebediah, hatte schulterlanges braunes Haar und trug ebenfalls praktische, eng anliegende dennoch bequeme Abenteurerkleidung die ihre schlanke, attraktive Figur betonte.
Kaum hatten sie die Insel erreicht wurde Umbushu von dem Golem der ihn trug unsanft auf den Boden geworfen. Die Muskete hatte er immer noch fest in den Händen.
„Ich hoffe es ist alles in Ordnung“, sagte Jebediah zu seinem Freund.
„Das sage ich dir, wenn wir wieder hier draußen sind“, erwiderte Umbushu und starrte zu Sarah, deren Augen wie die Krone blau leuchteten und die nun das Wort an die Beiden richtete: „Endlich Sterbliche in diesen heiligen Hallen. Euer Blut auf dem heiligen Altar hier vor mir und euer Fleisch wird es mir ermöglichen über die ganze Welt zu herrschen!“
„Dachte ich mir“, sagte Jebediah.
Sarah stutzte. Dann fragte sie: „Wie bitte?“
„Lassen Sie mich raten. Sie sind eine alte Göttin oder ein Gott der in dieser Jadekrone gefangen ist. Sie belegten den Stamm der Sie anbetet mit einem Fluch, damit sich irgendwann einmal jemand hier hereintraut dessen Blut würdig genug ist um vergossen zu werden, damit sie genug Kraft haben um die Krone zu verlassen und über die Welt zu herrschen. Die arme Sarah haben sie schon in Ihrer Gewalt und nun fehlt nur noch das Blut von Umbushu und mir.“
Stille folgte nach diesen Worten. Sarah, oder das Wesen das sich durch Sarah bewegen und durch sie sprechen konnte, schaute denn Captain mit großen Augen an. Umbushu beobachtete derweil wie sich zwei der Steingolems überhaupt nicht für das aktuelle Geschehen interessierten und lieber „Stein, Schere, Papier“ spielten.
Dann sprach das Wesen durch Sarah wieder und fragte: „Woher weißt du das, sterbliches Gewürm?“
„Ach…“ Jebediah winkte ab. „Das ist eine der ältesten Geschichten der Welt. Habe ich selber schon paar Mal erlebt. Das ist auch nicht mehr besonders originell wenn mir die Kritik erlaubt ist. Erst letzte Woche, da…“
„SCHWEIG!“ schrie das Sarah-Wesen. „Es ist mir egal was du sagst. Euer Blut wird nun vergossen werden um mir mehr Macht zu geben. Tötet sie!“ Die letzten Worte waren an die Golems gerichtet, die sich sofort in Bewegung setzten und sich langsam den beiden Abenteurern. Jebediah fing an zu tanzen. Ein Schritt nach links, ein Schritt nach rechts, eine Drehung, dann ging er in die Hocke und sprang nach vorne. Er bewegte sich so flink, dass die Golems Probleme hatten ihn zu ergreifen.
Umbushu ging derweil ein paar Schritte zurück, hob zitternd die Muskete und zielte auf einen der Golems, die sich ihm näherten. „Weg mit dir, du Höllenbestie!“ schrie er und drückte ab. Ein ohrenbetäubender Knall folgte, der die Halle erzittern ließ. Umbushu wurde von dem Rückstoss nach hinten geschleudert und fiel rücklings auf den Steinboden. Der steinerne Kopf des Golems wurde durch den Schuss von den Schultern gerissen. Der kopflose Körper bewegte sich noch einige Schritte und zerfiel dann in viele kleine Steine. Die anderen Golems die auf den Weg zu Umbushu waren, blieben stehen, wandten sich um und wollten dann offensichtlich lieber ihren Kollegen helfen Jebediah einzufangen, der eine Pirouette nach der nächsten drehte.
„Ich habe ihnen Angst eingejagt“, freute sich Umbushu, immer noch auf den Rücken liegend. Dann sah er es. Die Steine die von dem zerfallenen Golem stammten fingen an zu zittern, bewegten sich wie von Geisterhand und formten sich wieder neu. Diesmal aber nicht einen großen Golem, sondern über ein Dutzend Kleinere, von denen keiner größer als eine Handfläche war. All diese kleinen Golems rannten auf Umbushu zu, krabbelten auf ihn drauf und fingen an mit ihren kleinen Fäusten auf ihn einzuhämmern. Mehr aus Angst als vor Schmerz fing Umbushu an nach Hilfe zu schreien. Mit einer flotten Dreivierteldrehung tanzte Jebediah zwischen den Golems hindurch und rannte dann zu Umbushu. Der Captain packte einen der kleinen Golems. Bevor das kleine Wesen darauf reagieren konnte holte der Captain aus und warf es in Richtung der Jadekrone. Der kleine Golem prallte gegen die Krone und riss diese von Sarahs Kopf. Sie wirbelte zu Boden und kullerte dann in den Lavasee. Kaum war die Krone untergegangen, passierten mehrere Dinge gleichzeitig. Das blaue Leuchten in Sarahs Augen erlosch, die Golems zerfielen in Einzelteile, die sich nun nicht mehr neu formten und ein wütendes, körperloses Heulen erfüllte die Halle. Der Boden, die Wände sowie die Decke fingen plötzlich an zu beben. Gesteinsbrocken lösten sich von der Insel und verschwanden in der Lava. Von der Decke fielen ebenso Brocken und verfehlten Jebediah, Umbushu und Sarah nur knapp. Der Captain schaute erst zum Altar, der heftig erzitterte, dann zum darüberliegenden Loch in der Hallendecke.
„Ach, eine von diesen Höhlen“, sagte Jebediah. Er half Umbushu vom Boden auf. „Halte dich an dem Altar fest“, riet er ihm. Umbushu stellte keine Fragen, rannte zum Altar, sprang darauf und hielt sich fest.
„Was ist hier los?“ fragte Sarah, die nicht mehr unter dem Einfluss der Jadekrone stand.
„Halt Sie sich am Altar fest!“ rief ihr Jebediah zu.
Die Insel zerbröckelte nun vollständig und verschwand in der glühenden Lava. Bevor die Insel vollständig zerstört war, schafften es Jebediah und Sarah noch mit letzter Kraft auf den Altar. Dieser blieb einige Sekunden ganz allein, inmitten des riesigen Lavasees still stehen, als wenn eine unsichtbare Macht in vor dem untergehen bewahren würde. Dann fing er auch an zu beben. Erst leicht, dann immer stärker. Umbushu und Sarah hatten Probleme sich festzuhalten. Captain Stamm natürlich nicht. Er hatte gelernt wie man sich richtig festhält. Das Beben wurde immer stärker, bis plötzlich irgendetwas zu explodieren schien und der der Altar, mitsamt seinen Passagieren, wie eine Rakete in die Höhe geschossen wurde.
Senkrecht nach oben. Immer weiter, immer schneller. Bis durch das Loch in der Hallendecke.

Jebediah Stamm lag auf den Rücken und öffnete die Augen. Er war wieder im Dschungel und es wurde langsam wieder hell. Der Morgen graute.
Wie er es sich gedacht hatte, wurden sie mithilfe des Altars wieder in die Freiheit katapultiert. Er setzte sich auf und sah das Loch durch das die Drei geschossen wurden ein paar Meter vor sich im Boden. Daneben lag der steinerne Altar.
„Sarah!“ rief er und stand auf um nach ihr zu suchen.
„Hier!“ rief sie zurück. Sie kam zwischen den Bäumen hervor. Sie hatte ein paar Kratzer, aber allem Anschein nach hatte sie keine großen Verletzungen erlitten.
„Umbushu!“ rief Jebediah.
„Hier oben, Captain!“ kam Umbushus Stimme von oben aus einem der Bäume. „Mir geht’s gut. Wenn man mal von dem Trauma absieht das ich von diesem Erlebnis davontrage.“
„Das gibt sich wieder, Umbushu. Glaub mir.“
„Wenn sie es sagen, Captain. Übrigens, ich kann von hier oben aus ihr kleines Propellerflugzeug auf einer Lichtung stehen sehen.“
„Klasse. Dann können wir gleich von hier verschwinden.“ Der Captain wandte sich an Sarah. „Im Flugzeug finden sie etwas Wasser. Vielleicht ist auch noch das eine oder andere Edelfrikadellensandwich in der Proviantkiste. Sie sollten sich stärken. Sonst sagen Sie bitte einfach Bescheid wenn Sie etwas Bestimmtes brauchen.“
Sarah schaute an sich herab. „Bis auf einige Prellungen und Abschürfungen fehlt mir nichts. Trotzdem danke. Das Merkwürdige ist, ich habe nicht einmal Hunger oder Durst.“
„Der Gott der Zuda hat sie anscheinend am Leben erhalten. Er wollte Sie nicht sterben lassen bis der passende Zeitpunkt da wäre. Trotzdem sollten Sie etwas zu sich nehmen. Ich bestehe darauf.“
„Was ist jetzt mit den Zuda?“
„Der Fluch dürfte aufgehoben sein. Die werden das schon bemerken. Wir sollten jetzt lieber an uns denken und von hier verschwinden.“
„Ja, Sie haben recht.“ Sie ging ein wenig näher zum Captain. „Ich möchte Ihnen nur von Herzen danken, dass Sie mich aus dieser Hölle befreit haben. Wer weiß wie das ausgegangen wäre, wenn Sie nicht gewesen wären.“
Dann kam sie immer näher und schmiegte sich sanft an ihn. Schließlich küssten sie sich beide. Lang und leidenschaftlich.
„Äh, Entschuldigt bitte aber könntet ihr mir hier herunterhelfen?“ fragte Umbushu. Er wollte zwar nicht stören, doch die große Schlange die auf dem Baum wohnte und sich Umbushu langsam näherte, beunruhigte ihn doch ein wenig.


Ende

 

Vielen Dank fürs durchlesen und für die Tipps. Habe fast alle übernommen.
Hier nur ein paar Sachen meinerseits:

1. Ist "anlegen" besser als "kräftemäßig messen", oder wie könnte man es besser formulieren?

2. Bad Salzuflen ist auch klasse. Aber ich bleibe erstmal bei Wanne-Eikel. :)

3. Die Aufzählung seiner Fähigkeiten soll so lang sein. Der Leser soll denken, "Mensch, jetzt ist aber auch mal genug". Also kürzen werde ich dort nichts. Aber über seine Altersangabe können wir noch einmal reden. Wenn es mehrere Leser stört, lösche ich es. Ich wollte damit die Figur noch mehr überzeichnen.

4. Gute Frage. Heißt es "in" oder "an" heiligen Nächten? Habe es erstaml so gelassen wie ich es hatte, bin aber gerne bereit es zu ändern.

Gruß,
J. Stamm

 

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