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Geschichte eines Verräters (Mittelalter; ca. 1109)

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19.09.2006
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Geschichte eines Verräters (Mittelalter; ca. 1109)

Die in blanken Fels gehauenen Stufen waren feucht und rutschig vom morgendlichen Tau, als ich mich an jenem Sonntagmorgen zur Kapelle begab. Begleitet wurde ich lediglich von meinem Freund Lovald und einer handvoll Spießgesellen; ein tumber Haufen aus Räubern und Mördern, die für ein paar Münzen zu allem bereit waren. Damit sie nicht auffielen und als Leute meines Standes durchgingen, hatte ich sie notdürftig einkleiden lassen. Es missfiel mir, auf derartige Leute zurückgreifen zu müssen, aber meine Pläne erforderten ein Maß an Gewalt, zu dem ich mich selbst außerstande sah.
Als ich das untere Ende der Treppe erreichte und aus dem engen Schluchtgang trat, ließ ich meinen Blick über die Umgebung schweifen: Trotz des steilen Abstiegs, befanden wir uns immer noch an die zweihundert Meter über dem Dorf, das von dichten Tannenwäldern umgeben war. Über uns, von wo wir gekommen waren, ragten drohend die Kreidefelsen der Burg Guido-Fels, gegen den grauen Himmel auf. All mein Begehren richtete sich auf dieses Meisterstück der Baukunst. Der Berg selbst, machte einen Großteil der Festung aus - so brauchte es kaum Wehranlagen, denn die engen Schluchten, Gänge und Höhlen boten eine perfekte, natürliche Verteidigung. Keine hundert Meter Luftlinie entfernt floss die Seine in einer breiten Kurve um den Berg herum und die Straße Paris-Rouen, auf welcher einige Karren unterwegs waren, zwängte sich zwischen Wasser und Fels hindurch. Hierin lag der eigentliche Reichtum der Burg - wer sie kontrollierte, der kontrollierte auch die Handelswege.

Das Ziel unseres Ausflugs, die Kapelle, war ein unscheinbares steinernes Gebäude, das sich nach einer Seite an den Fels schmiegte. Eben dort, befand sich ein zweiter Eingang, der nur für den Burgherren angelegt war. Zu jener Zeit war das Guido von La Roche-Guyon.
Ich kann nicht einmal behaupten, dass ich eine persönliche Abneigung gegen ihn hegte, schließlich war ich sein Schwager und schon öfter zu Besuch gewesen - er stand nur schlicht zwischen mir und der Herrschaft über diese Burg. Verdacht schöpfte er keinen, seit einigen Wochen verweilte ich nun schon hier und hatte es geschafft sein Vertrauen zu gewinnen. Er betrachtete mich quasi als Berater.
Als wir eintraten waren kaum Besucher anwesend und Priester und Messdiener trafen letzte Vorbereitungen. Nachdem ich niedergekniet und mich bekreuzigt hatte, setzte ich mich in eine der hinteren Reihen, von wo ich alles gut im Blick hatte. Meine Begleiter nahmen, wie abgesprochen, direkt neben besagtem zweiten Eingang platz.
Dann begann das Warten. Ein schier endlos langes Warten, währenddessen sich meine Nervosität steigerte. Allmählich füllte sich die Kapelle mit einer bunten Mischung aus Bürgern, Adligen und einigen Bauern. Ich beachtete sie kaum, sondern war darum bemüht nicht aufzufallen, indem ich so tat, der Herrgott möge es mir verzeihen, als sei ich ins Gebet vertieft; tatsächlich aber, war mein Seelenheil das Letzte woran ich in diesem Moment denken konnte.
Schon schickte sich der Pater an mit der Messe zu beginnen, als endlich mit einem Quietschen die Eichentür aufschwang. Herein traten nacheinander, in kostbares Gewand gekleidet und erhofftermaßen waffenlos, der Burgherr Guido, seine Frau und seine beiden Söhne. Die versammelte Menge sah sich nach ihnen um und senkte das Haupt, nur Lovald blickte mich finster an. Für einen Moment zögerte ich, dann nickte ich ihm kurz zu und wandte mich sogleich ab.
Was daraufhin geschah, sah ich nicht. Ich hielt den Blick fest auf den Boden gerichtet – konnte einfach nicht zusehen.
Doch hören tat ich alles um so deutlicher: Schwerter glitten aus Scheiden und ihre Schreie, erst erschrocken, dann schmerzverzerrt, fuhren mir durch Mark und Bein. Es folgte ein allgemeines entsetztes Stimmengewirr, begleitet von dem Gepolter aufspringender Menschen. Erst als alles verstummt war, traute ich mich den Blick zu heben.
Bis auf Lovald und meine Schergen war die Kapelle leer. Die meisten Bänke lagen umgestoßen im Raum verteilt. Guidos Körper war blutüberströmt und an vielen Stellen durchbohrt worden. Sein Gesicht, verzerrt im Todeskampf, starrte mit trüben Augen an die Decke. Dem älteren Sohn fehlte ein Arm, vom Schwerthieb abgetrennt, als er versuchte sich zu schützen. Der Jüngere hatte es fast bis zum Ausgang geschafft, bevor er von hinten erdolcht wurde.
Und seine Frau... die lag stöhnend und sich unter Schmerzen krümmend neben ihrem Mann.
Mir wurde schlecht.
Ich hastete nach draußen, sog begierig die frische Luft ein und kam langsam wieder zur Besinnung. Da fragte Lovald, der mir gefolgt war:
"Geht es wieder?"
"Ja... alles klar. Mir war nur kurz etwas schwindelig."
"Das Schlimmste ist geschafft. Jetzt bist du der Fürst."
"Noch nicht ganz... was ist mit der Frau? Warum hat sie noch gelebt?"
"Nun ja, sie ist doch keine Gefahr und außerdem,... sie ist halt eine Frau, da haben die Männer gezögert."
"Ich glaub, ich hör nicht recht! Sie ist doch schon halb tot. Schafft sie sofort hier raus und bringt es zu Ende. Keine Überlebenden innerhalb der Familie, das hab ich euch doch klar gemacht. Ach, und wo ihr schon mal dabei seit: Köpft Guido und seine Söhne und spießt sie an der Burgmauer auf."
Lovald sah mich ungläubig an und sagte nichts.
"Worauf wartest du noch? Na los, das war ein Befehl."
Darauf ging er zurück in die Kapelle und ich wieder auf die Burg.

Von wegen das Schlimmste geschafft - Lovald war ein fähiger Kämpfer, aber von Politik verstand er absolut nichts. Alles Bisherige war lediglich Formsache gewesen, das Ränkespiel um die Macht hatte gerade erst begonnen. Eine Burg allein ist nichts, erst die Menschen die sie bemannen und versorgen, machen sie relevant. Worauf es jetzt ankam war, die ortsansässige Bevölkerung zu gewinnen und die Nachbarfürsten zu Allianzen zu überreden. Und, bei aller Bescheidenheit, das war ein Handwerk auf das ich mich verstand.
Erlernt habe ich es auf der Burg meines Vaters. Er war kein großer Mann, nein, Bewunderung brachte ich ihm nie entgegen. Das mag daran gelegen haben, dass er sich stets mit dem zufrieden gab, was Gott ihm zudachte. Nie sah ich ihn in Ehrgeiz glühen oder irgendwas riskieren. Freilich, das Volk liebte ihn für seine Milde, doch was konnte man sich davon schon kaufen? Sein Fürstentum und damit mein Erbe, ging in die Brüche und bald waren wir ein Adelshaus, das nur noch seinen Namen hatte. Eine verzweifelte Zweck-Heirat war der letzte Ausweg. Doch auch das schlug fehl. Die Frau, aus niederem Hause, die ich ehelichte, starb im Fieber und bald darauf folgte ihr mein Vater. So stand ich allein, ohne Geld und Land - aber ein Gutes hatte meine Heirat: Sie machte mich zum Schwager von besagtem Guido von La-Roche, den ich soeben aufs verächtlichste meucheln ließ. Ich bin nicht stolz drauf und werde sicher dafür zahlen müssen, doch ich hatte es endgültig satt auf mein Glück zu warten, wie es mein seliger Vater stets getan hatte.

In der Feste selbst war alles nach Plan verlaufen. Einen Großteil der Besatzung hatte ich während meines mehrwöchigen Aufenthalts nach und nach, mit der Aussicht auf Land und höheren Sold erkauft. Die wenigen Treuen, die fest zu Guido hielten, waren bereits in Ketten gelegt oder tot, als ich den steilen Aufstieg hinter mich gebracht hatte. Ich wurde von Belchant, dem ehemaligen Hauptmann Guidos, empfangen. Er war ein aufgesetzter Mensch, der seine Maske des Anstands sorgsam pflegte, darunter aber ein einfacher Söldner war. Dementsprechend wenig Anstrengung hatte es mich gekostet, ihm einen Machtsturz schmackhaft zu machen.
Er führte mich durch einige Felsgänge zu Guidos Gemächern, schloss die Tür auf und wies mir grinsend einzutreten.
Erst jetzt, als ich mich hinter den schweren Eichentisch auf den Herrschersessel sinken ließ, fühlte ich mich auf der sicheren Seite. Meine Finger strichen über die teuren Samt-Lehnen, als liebkosten sie meine neugewonnene Macht selbst. Ich genoss den Triumph in vollen Zügen, konnte ihn förmlich schmecken. Nur Belchant störte die Perfektion des Augenblicks, er stand mit auf dem Rücken verschränkten Armen vor mir und hatte sein süffisantes Lächeln noch immer nicht abgelegt. Während ich begann einige Unterlagen auf dem Tisch durchzusehen, sprach ich wie beiläufig zu ihm:
"Wie viele Gefangene?"
"Dreizehn an der Zahl. Fünf wurden getötet als sie sich widersetzten, auf unserer Seite gab es keine Verluste."
"Sehr gut... das heißt wir haben so um die achtzig Mann als Besatzung?"
"dreiundachtzig"
"Na gut, das muss vorerst reichen. Ich wünsche eine genaue Auflistung aller Vorräte sowie Wert- und Waffenbestände der Burg."
"Wird erledigt, mein Fürst."
Belchant wand sich zu gehen, doch ich hielt ihn zurück.
"Und noch etwas, gebt Bier und Essen für alle Männer aus... und die Gefangenen werden gehängt."
Als keine Antwort kam, sah ich von meinen Unterlagen auf.
"Ist noch etwas Belchant?"
"Nun ja, mein Herr... die Gefangenen haben sich nicht widersetzt und einige von ihnen sind keine schlechten Soldaten, ich dachte man könnte sie vielleicht... na ja, zur Besinnung bringen."
"Und den Wolf in den Stall einladen? Mein lieber Belchant, Mitleid ist eine Eigenschaft, die ich an euch noch gar nicht kenne. Aber ich werde euch gern erklären, was ich bezwecke; ich brauche eine wirksame Abschreckung, um die ansässigen Bauern in Schach zu halten. Deshalb sollt ihr sie auch gut sichtbar, an exponierten Punkten aufknüpfen und dort hängen lassen, bis sich die Raben ihrer annehmen."
"Mit Verlaub, ich denke ihr werdet mit solchen Taten hauptsächlich den Zorn des Volkes auf euch ziehen."
"Blieben Hinrichtungen meine einzigen Aktionen, könntet ihr recht haben. Aber ich gedenke dem Pöbel im selben Atemzug großzügige Schenkungen und Versprechen zu machen. Ihr werdet schon sehen Belchant, Zuckerbrot und Peitsche sind eine mächtige Kombination. Und jetzt geht und führt meine Befehle aus."

Trotz Belchants offensichtlichen Zweifeln an meiner Vorgehensweise, tat er brav wie ich ihm geheißen hatte. Vor aller Augen wurden die Gefangenen gehängt und die Köpfe der ehemaligen Herren an der Mauer aufgespießt. Das Dorfvolk reagierte prompt, unorganisiert und durchschaubar, mit zögerlicher Zusammenrottung. Doch ich war vorbereitet. Schnell schickte ich Redner sowie bewaffnete Truppen und karrenweise Nahrung, Wein, Decken etc. ins Dorf. In Kombination mit den wildesten Anschuldigungen gegen Guido und seine Familie, tat dies seine Wirkung. Der Pöbel ist wankelmütig. Ebenso schnell wie er mich verdammt hatte, begann er mich zu lieben.
Die ersten Hürden waren gemeistert. Jetzt kam es auf die Reaktionen der Nachbarfürsten an. Ich sandte Lovald ins Fürstentum Vexin, um dort die Wogen zu glätten und Friedensangebote zu überbringen. Nach vier Tagen kehrte er zurück und betrat eilig mein Gemach.
"Wilhelm, ich fürchte ich habe schlechte Nachrichten!"
"Wieso, was ist geschehen?"
"Ein Heer, geführt von Adligen aus Vexin, folgt mir auf dem Fuß!"
"Was?! Wie konnten sie so schnell reagieren? Ist das ihre Antwort auf meine Anfragen?"
"Nein, sie haben mich kaum angehört und wussten schon lange vor meiner Ankunft von den Geschehnissen. Jemand aus dem Dorf muss uns verraten haben. Als ich eintraf sah ich schon allerlei Truppen, wurde misstrauisch und hörte mich um. Sie haben Angst, ihr würdet euch mit dem englischen König verbünden und haben deshalb beschlossen sofort zu reagieren und uns von allen Zufahrtswegen zu englischem Hoheitsgebiet abzuschneiden."

Diese Neuigkeiten verkomplizierten die Lage stark. Ich wusste wohl, dass der Vexiner Adel kaum ohne Genehmigung des französischen Königs so entschlossen vorgehen würde. Verloren war aber noch lange nichts. Sie würden an die zwölf Stunden brauchen, um her zu gelangen, genug Zeit also, um die Vorräte aufzustocken und sich auf eine Belagerung einzustellen. Die Burg war nahezu uneinnehmbar - selbst wenn ich zehn zu eins unterlegen sein mochte. Also schön, sollten sie kommen.

Und wie sie kamen. Es mochten um die sechshundert gewesen sein. Die Kernarmee bestand aus Bauernpack mit Keulen, Äxten und zumeist Pfeil und Bogen. Die adligen Vasallen kamen zu Pferd, doch von ihnen sah man nicht viel. Die meisten ritten weiter, um die Burg in Richtung des englischen Königs abzuriegeln. Mit einigen, im Dorf angeheuerten Söldnern, umfasste mein Heer vielleicht hundert Mann. Das war deutlich zuwenig für einen Ausfall, aber genug, um den Angreifern in den engen Steingängen empfindliche Verluste beibringen zu können. Das wusste auch der Gegner und so ließen sie sich nicht zu einem Sturmangriff hinreißen. Stattdessen wurden wir allmählich umzingelt, Zelte aufgeschlagen und sich auf eine längere Belagerung eingestellt. Soweit verlief alles unüberraschend. Schweres Kriegsgerät hatten die Belagerer nicht, es hätte gegen den Berg auch kaum etwas gebracht – man wollte uns aushungern.
An dieser Stelle wurde es interessant. Die Vorratskammern waren gut gefüllt und die burgeigene Zisterne versorgte uns mit Wasser. Ich schätzte, wir könnten gut und gern einige Monate auskommen, ohne wirklich in Bedrängnis zu geraten. Vielleicht konnte ich die Zeit als Druckmittel verwenden.

Es dauerte nicht lang, da kamen drei Reiter unter Parlamentärsflagge vor die Burg geritten und forderten Verhandlungen. Also ließ ich mich auf der Mauer über ihnen blicken und hörte mir an, was sie zu sagen hatten:
"Im Namen von Ludwig IV, König von Frankreich, fordern wir euch auf die Burg sofort kampflos zu übergeben."
"Ich hätte einen besseren Vorschlag: Ihr zieht mit euren Truppen ab und ich verpflichte mich Ludwig eidlich als Gefolgsmann."
Die Antwort kam prompt.
"Wir lehnen euer Gesuch ab. Ihr habt den rechtmäßigen Besitzer, Guido von La-Roche, ermordet und seid des Verrats schuldig. Ergebt euch und man wird eure Männer verschonen. Solltet ihr euch weigern, werden wir die Burg stürmen und niemanden am Leben lassen."
"Wen wollt ihr mit solchen leeren Drohungen beeindrucken? Hättet ihr genug Soldaten diese Festung zu stürmen, so wärt ihr jetzt nicht hier."
"Wir werden erst angreifen, wenn Hunger und Durst euch so geschwächt haben, dass ihr unfähig seid euer Schwert zu heben."
"Große Worte, wie lange gedenken die Herren von Vexin, denn mit einem ganzen Heer hier zu lagern? Ich für meinen Teil habe es nicht eilig und vielleicht sind andere Könige meinem Angebot ja aufgeschlossener?"
Bevor sie etwas zur Antwort geben konnten, drehte ich mich um und lies sie mit der Ungewissheit zurück, ob es mir nicht trotz der Blockade gelungen war, dem englischen König eine Nachricht zukommen zu lassen.

Nach wenigen Schritten hielt mich Lovald zurück.
"Wilhelm! Was sollte das gerade? Wenn die denken, das wir die Engländer um Hilfe gebeten haben, dann werden sie stürmen und auf ihre Verluste keinen Pfifferling geben. Oder schlimmer noch, sie werden Ludwig um Verstärkung bitten. Dann können wir auch gleich von der Mauer springen."
"Verlier jetzt nicht die Nerven, Lovald. Sie können nicht stürmen, sie sind zu wenige und die Zeit uns auszuhungern, oder Ludwigs Truppen zu rufen, haben sie auch nicht. Mach dir also keine Sorgen, sonst steckst du die Männer noch damit an. Wichtig ist jetzt, dass wir uns selbstsicher geben. Sie sollen Angst bekommen, dass die englischen Truppen schon auf dem Weg sein könnten... und mit der Zeit wird ihnen mein Angebot immer verlockender erscheinen. Verstanden?"
Lovald besann sich und ließ meinen Arm los. Ich klopfte ihm auf die Schulter und ging.

Natürlich, es war ein gewagtes Spiel, doch ich war mir sicher alles unter Kontrolle zu haben. Ein Irrtum, wie sich zwei Tage später herausstellen sollte. Auf einmal wuchsen die Truppen des Gegners sprunghaft an. Wie Pilze, schossen die bewaffneten Bauern aus dem Boden und verbündeten sich mit meinen Feinden. Eines nachts, im Schutz der Dunkelheit, gelang es mir einen Kundschafter in das feindliche Lager zu senden. In Lumpen getarnt, hörte er sich an den Feuern um und gelangte unbemerkt zurück in die Burg. Sofort ließ ich ihn zu mir kommen.
"Es freut mich euch unbeschadet zu sehen. Kommt, setzt euch und nehmt euch ein Glas Wein."
"Danke, Herr."
Nachdem er einen großen Schluck getrunken hatte fuhr ich fort.
"Also, habt ihr rauskriegen können woher die ganzen Streitkräfte plötzlich kommen?"
"Ja, ich habe mich mit einigen Neuankömmlingen unterhalten und sie sagten mir, die Adligen aus Vexin würden in jedes Dorf der Umgebung gehen und jeden, der ein Schwert halten kann, zu den Waffen rufen."
"Und alle folgen ihnen ohne Weiteres?"
"Man sagte mir, sie hätten einen direkten Befehl von Ludwig bei sich, welcher euch, verzeiht mir, als gottlosen Verräter zum Tode verurteilt. Außerdem machen sie allen Angst mit der Aussicht auf einen Einfall der Engländer, sollte die Burg nicht schnell zu Fall gebracht werden."
"Verdammt! Sie wollen wohl lieber alle ansässigen Bauern opfern, anstatt mir die Burg zu überlassen. Na schön, aber ich glaube trotzdem nicht, dass sie besonders erpicht auf ein Blutbad sind. Wenn ich ihnen die Angst vor den Engländern nehme, werden sie vielleicht zu einem Kompromiss bereit sein."

Nun ja, so wurde mir meine Drohung letztlich zum Verhängnis. Hätte ich sie nicht gereizt, so wären wir kaum so schnell in Bedrängnis geraten. Auf jeden Fall war die Armee der Belagerer nun zu einer Masse angeschwollen, die es ihnen ermöglichen würde, die Feste im Sturm zu nehmen. Also spielte ich meine letzten Karten aus und ließ die Parlamentärsflagge hissen, als Zeichen, dass ich zu Gesprächen bereit war. Es dauerte auch nicht lange, da kamen die mir wohlbekannten Reiter vors Tor und ich begab mich auf die Mauer. Nicht ohne eine gewisse Genugtuung in der Stimme, begann einer von ihnen:
"Kein englischer König wird euch jetzt noch retten können, Wilhelm! Werdet ihr euch nun ergeben?"
Bemüht gelassen gab ich zur Antwort:
"Es wird kein englisches Heer kommen."
Daraufhin steckten die drei kurz die Köpfe zusammen. Dann fuhr einer fort:
"Das ändert nichts an eurer Lage und beantwortet nicht unsere Frage. Kapituliert oder sterbt!"
"Betrachten wir es doch mal nüchtern meine Herren. Ihr habt ein Heer, das groß genug ist uns zu besiegen. Dennoch, würde es kein Spaziergang werden - ich garantiere euch, dass mehr als die Hälfte eurer Männer fallen wird, solltet ihr versuchen hier einzudringen. Und wozu das alles? Der englische König wird nicht kommen, es tut also nicht Not, all das Blut zu vergießen. Ihr könntet warten, uns aushungern. Sicher, aber auch das wäre nicht ohne Folgen. Monat um Monat können meine Leute hier ausharren und abgesehen davon, dass der Winter für euch härter werden dürfte als für uns, wäre ein Großteil eures Militärs auf lange Zeit hier gebunden und eure Grenzen blieben unbewacht. Und wofür das alles? Um einen einzelnen Mann zu bestrafen? Noch dazu einen, der niemals eure Feindschaft gesucht hat?"
Eine kurze Stille trat ein. Die Männer auf ihren Rösser schauten sich an und berieten sich, schließlich sprach einer:
"Was ist euer Angebot?"
"Ich werde euch die Burg kampflos übergeben. Aber... ich und meine Männer werden sie nicht als Gefangene verlassen. Ich fordere ein Lehen in Frankreich und für meine Leute die Freiheit sowie eine bescheidene Abfindung. Ich denke nicht, dass das zuviel verlangt ist für eine ganze Burg."
Erneutes Beraten. Ich sah mich um und in die Gesichter der Männer, die sich knapp hinter mir hielten. Ihre Anspannung und Angst waren unverkennbar. Hätten meine Verhandlungspartner sie sehen können, sie hätten keine Sekunde überlegt und abgelehnt. Es war offensichtlich, dass mein eigenes Gefolge mich lieber tot als lebendig ausliefern würde, um seine Haut zu retten. Zu einem Kampf wäre es so oder so nicht gekommen. Jedoch, der Feind bemerkte von alldem nichts und folglich war seine Antwort:
"Wir akzeptieren euren Vorschlag, aber ihr werdet uns zu weiteren Verhandlungen sofort die Burg öffnen, ihr habt unser Wort, dass euch nichts geschehen wird."
Wie aus einem Munde vernahm ich hinter mir die erleichterten Seufzer der Männer und ich gestehe, auch von mir viel eine schwere Last ab. Ich gab zur Antwort:
"Es freut mich, dass wir dies ohne Gewalt lösen konnten. Eure Männer werden eingelassen, aber meine Leute verbleiben auf ihren Posten bis unsere Abmachung urkundlich festgehalten wurde."
"Einverstanden, öffnet nun das Tor."

Ich nickte Lovald zu und dieser gab Befehl nach unten.
Hereinströmten an die fünfzig Mann, allen voran meine drei Verhandlungspartner und deren Leibgarden. Man führte sie in mein Zimmer und ich empfing sie standesgemäß, mit Speise und Trank. Wir waren alle froh, dem Kampf entronnen zu sein und in der Burg herrschte eine gelöste Stimmung, die kaum erahnen ließ, dass wir uns vor ein paar Minuten noch niedermetzeln wollten.
Ja, auch ich war zufrieden. Zwar hatte ich nicht erreicht was ich wollte, die Burg war schließlich verloren, aber ein Lehen in Frankreich war auf jeden Fall ein Gewinn. Und allemal besser, als an einem Strick zu enden.
So diskutierte ich mit den vexiner Adligen über mein zukünftiges Land, während die Männer feierten. Es war schon spät geworden und die Sonne untergegangen, als der Vertrag fast ausformuliert war. Da erhob sich plötzlich ein Tumult vor der Burg und ich hörte viele wütende Rufe. Schnell verließen wir mein Gemach und begaben uns auf die Zinnen.

Wir sahen ein wogendes Meer aus Fackeln, das mit wütendem Gebrüll gegen die Tore brandete. Als wir noch ungläubig starrten und uns fragten, was dieser Tumult zu bedeuten hatte, kam ein Soldat der Vexiner Leibgarde und erstattete Bericht.
"Sir, die Bauern greifen die Burg an."
"DAS SEHE ICH! Aber warum tun sie das!?"
"Es fing alles mit einigen Wanderpredigern an, die unserem Aufruf, zusammen mit dem Landvolk gefolgt waren. Als wir verkündeten, dass eine Abmachung getroffen worden sei und kein Grund mehr für eine Schlacht bestünde, da haben einige von ihnen angefangen Reden zu halten und zum Kampf aufzurufen. Wie es aussieht, berufen sie sich auf den Befehl des Königs und damit, so meinen sie, Gottes Gesetz. Sie fordern Wilhelms Tot als Verräter und drohen allen, die sich in der Burg befinden und ihn nicht ausliefern wollen, mit der gleichen Strafe."
Auf diese Rede, wurden mir Blicke zugeworfen, die nichts Gutes verhießen. Das Bauernheer, vom religiösen Eifer angestachelt, war entschlossen und zahlenmäßig weit überlegen. Einmal mehr, schien meine Auslieferung sehr verlockend für alle Anwesenden zu sein.
Doch, Gott sei dank, ist Geduld eine Tugend die dem Pöbel ebenso abgeht, wie Zuverlässigkeit. Kaum eine Sekunde später zischten Pfeile über unsere Köpfe und wurden brennende Fackeln an die Felsen geworfen. Kampfgeschrei hob an - die Schlacht hatte begonnen.
Jetzt war sich jeder selbst der Nächste. Man zog die Schwerter und brüllte Befehle, die Niemand mehr verstand – alle Ordnung war dahin. Die Männer an den Toren flohen in wilder Panik vor der anstürmenden Masse, die in Rachegelüsten derartig aufgeflammt war, dass nur noch Blut sie würde löschen können. Ich erkannte schnell, dass außer der eigenen Haut, hier nichts mehr zu retten war und so suchte ich nach einer Möglichkeit zur Flucht. Zunächst musste ich meine Sachen loswerden. In der ausbrechenden Orgie aus Angst und Gewalt gelang es mir, einem der Gefallenen seine Sachen auszuziehen und mich notdürftig mit einem zerlumpten Umhang und Ruß im Gesicht zu tarnen. So schlich ich mich durch das Gemetzel und näherte mich langsam dem Ausgang. Nie erschien mir ein Weg länger, als jener durch die Felsengemäuer, der mir nun verhassten Burg. Zeuge vieler Grausamkeiten wurde ich da; in religiöser Verzückung begangen, von Christenmenschen, die sich gebärdeten wie Folterknechte des Leibhaftigen. Ausgeweidet und zerstückelt wurden Verteidiger wie Angreifer, denn Niemand hatte einen Überblick, wer zu wem gehörte. Dass man mich verschonte, habe ich einzig der schützenden Hand des barmherzigen Gottes zu verdanken. Lovald hatte weniger Glück, ich sah ihn tot, nahe beim Ausgang liegen. Treu wie er war, hatte er wohl als Einziger versucht das Tor zu halten. Als ich den steilen Abstieg nach draußen erreichte, erinnerte ich mich deutlich an jenen Tag, mit dem alles begonnen hatte. Auch damals, waren die Stufen feucht und rutschig gewesen, doch nicht vom Blut wie heute.
Schließlich schaffte ich es nach draußen. Ich tat, als wäre ich einer von vielen Verletzten und wurde nicht weiter behelligt. Bei der Kapelle ging ich vom Weg ab, rannte in den Wald und dann immer bergab, hinunter zur Seine. Erst als ich dort anlangte traute ich mich zu verschnaufen und schaute zur Burg hinauf. Der schwarze Fels, von vielen Feuern erhellt, sah aus wie das Tor zur Hölle und noch immer drangen leise die Schreie jener zu mir, welche von den Zinnen geworfen wurden.

Ich habe später gehört, die Burg sei wieder fest in französischer Hand. Und warum auch nicht? Genau genommen wurden nur Ludwigs Befehle ausgeführt. Ich, Wilhelm, gelte heute als tot, umgekommen wie die adligen Anführer des vexinischen Heeres. Das sie auf meiner Seite standen, als sie fielen und das ihre Mörder aus den eigenen Reihen kamen, das weis heute Niemand mehr. Sie starben offiziell als Helden, ich als Verräter.

 

Hallo Skalde,

mir hat deine Mittelaltergeschichte gut gefallen. Man konnte das mittelalterliche Flair richtig fühlen. Da gab es oft Gemetzel um Burgen und Besitzungen.
Ich finde, du hast die Zeit recht gut eingefangen. Aber Expertin bin ich nicht von dieser Zeit. Lese aber mittelalterliche Romane, Krimis und Geschichten. Und daher ist meine Beurteilung eher ein Bauchgefühl.
Was ich ein bisschen vermisst habe, das ist die Beschreibung über das Aussehen der Menschen, sei es die Soldaten, Bauern oder auch Adligen.

Ein paar Kleinigkeiten sind mir noch aufgefallen, die aber der Geschichte keinen Abbruch tun.

In Lumpen getarnt, hörte er sich an den Feuern um und gelangte unbemerkt zurück in die Burg.
Verstößt diese Stelle nicht gegen die Erzählperspektive? Du schreibst in der Ich-Form. Daher würde hier eher schreiben:
Er sollte sich, in Lumpen getarnt, am Lagerfeuer der Feinde umhören und versuchen, mit Neuigkeiten unbemerkt in die Burg zurückzukommen.
Bin mir aber nicht sicher.

Ich denke nicht, das das zuviel verlangt ist für eine ganze Burg.
dass

"Wir akzeptieren euren Vorschlag, aber ihr werdet uns zu weiteren Verhandlungen sofort die Burg öffnen, ihr habt unser Wort, das euch nichts geschehen wird."
dass euch ...

Doch, Gott sei dank, ist Geduld eine Tugend die dem Pöbel ebenso abgeht, wie Zuverlässigkeit.
Komma nach Tugend

Das man mich verschonte, habe ich einzig der schützenden Hand des barmherzigen Gottes zu verdanken.
Dass man mich ....

Bei der Kapelle ging ich vom Weg ab, rannte in den Wald und dann immer bergab, hinunter zu Seine.
zur Seine

Der schwarze Fels, von vielen Feuern erhellt, sah aus wie das Tor zu Hölle und ...
zur Hölle

Das sie auf meiner Seite standen, als sie fielen und das ihre Mörder aus den eigenen Reihen kamen, das weis heute Niemand mehr.
Dass sie auf meiner Seite standen, als sie fielen und dass ihre Mörder aus den eigenen Reihen kamen, das weiß heute niemand(?) mehr.

So, das war es von meiner Seite. Habe die Geschichte gern gelesen.

Viele Grüße
bambu

 

Hallo Skalde,

leider kann ich mich Bambus positivem Urteil nicht anschließen. Mich hat deine Geschichte nicht wirklich überzeugt.
Auch ich bin kein Experte in Sachen Mittelalter - trotzdem meine ich, dass du das Flair gut eingefangen hast. Weniger gut eingefangen hast du, meines Erachtens, die Protagonisten. Sie leben zwar im Mittelalter, handeln aber wie Menschen aus der heutigen Zeit.
Hier müsste es viel mehr Beachtung finden, dass z. B. die Leute in der damaligen Zeit überhaupt ganz anders mit ihrem Glauben umgegangen sind. Dass sie sich wirklich sehr vor Gott und seinen Strafen gefürchtet haben und daher von z. B. Bischöfen oder Priestern sehr leicht in Schach zu halten waren. Auch dein Protagonist müsste hier ein wenig an den Zorn Gottes denken, schließlich hat er ja dem rechtmäßigen, "gottgewollten" Herrscher der Burg getötet und verraten.

Das ist jetzt nur als ein Beispiel zu sehen, warum die Menschen für mich nicht ganz stimmig waren.

Textkram:

Als ich das untere Ende der Treppe erreichte und aus dem engen Schluchtgang trat, ließ ich meinen Blick über die Umgebung schweifen: Trotz des steilen Abstiegs, befanden wir uns immer noch an die zweihundert Meter über dem Dorf, das von dichten Tannenwäldern umgeben war.

Dieses "an die" ist meines Erachtens umgangssprachlich.

Meine Finger strichen über die teuren Samt-Lehnen, als liebkosten sie meine neugewonnene Macht selbst.

Hier hört sich das an, als hätten die Finger sich plötzlich selbständig gemacht. Vorschlag: Ich strich mit meinen Fingern über die teuren Samt-Lehnen und es fühlte sich an, als liebkoste ich meine neugewonnene Macht selbst.

Hereinströmten an die fünfzig Mann, allen voran meine drei Verhandlungspartner und deren Leibgarden.

Herein strömten (zusammengeschrieben liest es sich etwas komisch) ...

Man zog die Schwerter und brüllte Befehle, die Niemand mehr verstand – alle Ordnung war dahin.

Ich glaube nicht, dass das ganze so chaotisch ablief. Die Männer dürften ja zumindest zum Teil kampferprobt sein und gerade im Zuge eines drohenen Angriffes, werden sie sich doch auf irgendeine Art vorbereitet haben.

Sie starben offiziell als Helden, ich als Verräter.

Warum redet der Ich-Erzähler von seinem eigenen Tod? So klingt das komisch, als würde er diese erst nach seinem Tod erzählen.

Gruß, Fleur

 

Hallo Zusammen
und danke fürs Lesen und eure Kommentare

@Bambu
Freut mich, dass es dir gefallen hat. Um ehrlich zu sein war ich selber wenig von der Geschichte überzeugt und so lag sie einige Zeit rum, bis ich mich entschlossen habe sie doch reinzustellen, da tut es schon gut zu hören, dass es nicht völlig misslungen ist. :D
Was die Details angeht: Ich hab mich extra zusammengerissen, solche zu vermeiden. Denn ich hab in der Vergangenheit schlechte Erfahrungen gemacht, wenn ich erstmal damit anfange, dann verlier ich mich darin und plötzlich ertrinkt das Tempo in Ausschweifungen. :dozey: Aber du hast schon recht, so ganz ohne Details ist natürlich auch keine Lösung. Mal sehen ob ich da noch was mache.

@Fleur
Hoppla, da hab ich jetzt wohl den Gegenteiligen Fehler vom letzten Mal gemacht. Das die Protagonisten nicht so ganz in die Zeit zu passen scheinen liegt wohl ein bisschen daran, dass ich versucht habe meinen Stil grundlegend zu ändern (was Mittelaltergeschichten betrifft), der ist mir nämlich in der Regel mit der berechtigten Begründung von "nicht zeitgemäß", oder "geselzt" etc. um die Ohren geflogen. Also dachte ich, probier ichs mal anders. Hm, wahrscheinlich liegt der angemessene Stil irgendwo dazwischen - ich werd weiter experimentieren.
Selbiges gilt auch für die Gestaltung der Prots. Wobei dazu noch gesagt sei:
Du hast natürlich recht, dass der durchschnittliche mittelalterliche Mensch viel stärker vom christlichen Glauben geprägt war, als es mein Prot hier ist. Aber Ausnahmen bestätigen die Regel würde ich sagen :shy: , ich wollte bewusst keinen stereotypen Charakter der Zeit entwerfen, sondern selbigen ein wenig zwiespältig gestalten. Was z.B. an solchen Punkten zum Vorschein kommen sollte, wo er christliche-Redensarten oder auch Bilder und Wertungen (z.B. am Ende) benutzt, selber aber zu unreflektiert ist um sich selbst dort einzureihen und zu sehen das letztlich er selbst derjenige ist, der alles zu verantworten hat. Er guckt halt lieber weg, so wie er es bei der Eingangsszene tut. Wahrscheinlich hab ich das nicht prägnant genug rübergebracht.
Was vielleicht auch noch interressant ist: Ereigniss, Ort und Zeit sind real (aufgeschreiben 1144 von Abt Suger von Saint-Denis). Ich hab mir also überlegt, wie ´besagter Wilhelm charakterlich so gewesen sein könnte und allzuviel Gottesfurcht hatte ich da nicht vor Augen, sondern hauptsächlich kalte Berechnung (In Realität hat er allerdings die Schalcht nicht überlebt:Pfeif:. Bei mir gilt er am Ende nur als tot, deshalb auch die komische Formulierung am Ende)

Vielleicht noch ein Punkt zum Chaos in der Schlacht.
Die Sache ist ja, das sie eben nicht vorbereitet sind, sondern eigentlich schon halb am Feiern waren und darüberhinaus: Ordnung gab es meist nur vor einer Schlacht, hier wurden die Strategischen Entscheidunge getroffen, hatte das Handgemenge erstmal begonnen, war die Übersicht meist flöten (vor allem wenn die Befehlshaber schon selber drin waren.)

Also, abschließend nochmal ein Danke für eure Kommentare.:)

Gruß, Skalde.

 

Servus!
Also mir hat deine Geschichte ausnehmend gut gefallen, kleinere Rechtschreibungs- und Formfehler fallen da meiner Meinung nach nicht so schwer ins Gewicht. Dein Protagonist ist durch und durch ein abgeklärter Zyniker, der eine gewisse Bildung hat und "nach oben" will. Dadurch unterscheidet er sich eben von den gottesfürchtigen Bauern und Handwerkern, die es damals bekanntlich haufenweise gab.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo,
deine Geschichte konnte mich nicht richtig überzeugen. Ich hatte nicht das Gefühl, eine Mittelaltergeschichte zu lesen.
Das liegt vor allem am Stil und an der Erzählperspektive. Viele Adelige konnten nicht lesen und schreiben, das war die Sache der Kleriker. Um höhere Authentizität zu erreichen, würde ich dir raten, die Geschichte einen Mönch schreiben zu lassen.
Überleg dir, warum er die Geschichte aufschreibt, welche Intention er verfolgt.
Möchte er ihn "verurteilen" oder "verteidigen"? Häufig wurden Lebensgeschichten im Mittelalter verfasst, um eine Argumentationsgrundlage bei Versammlungen, bei Gerichtstagen etc. zu haben.


Schriftkundige im Mittelalter wurden an antiken Schriften und an der Bibel geschult, was sich auch in ihren eigenen Schriften niederschlägt. Schau dir mal die Originalquelle näher an, les dir ein paar andere Quellentexte durch und schau dir davon was ab. Man kann nicht erwarten, dass du einen an Bibelkenntnis und Stilfertigkeit mit einem mittelalterlichen Autoren gleichfertigen Text verfasst. Aber um den Stil eines mittelalterlichen Autoren, ob nun Adeliger oder Mönch, zu imitieren, sind Bibelzitate etc. unerlässlich. Das kommt bei dir nur zu oberflächlich vor.

Die Geschichte an sich war interessant zu lesen. Aber, ich finde, du könntest noch mehr daraus machen.

 

Hallo Gimli

Danke fürs Lesen und Kommentieren.
Das der Stil nicht sehr Auhentisch ist, da geb ich dir recht. Wie (denke ich) schon mal erwähnt, habe ich mich bei vergangenen Texten aus diesem Zeitrahmen mehr um Authentizität bemüht - Ist aber in der Regel gar nicht angekommen, insofern stellt der Text ein kleines Experiment dar, mittelalterliche Thematik mit etwas zeitgemäßerer Sprache zu verknüpfen. Ist mir nicht wirklich gelungen, da hast du recht. Ich bin noch auf der Suche nach der richtigen Mischung.

Was den Analphabetismus im Mittelalter betrifft und den Intellektuellen Fokus auf dem Klerus - dessen bin ich mir bewusst, allerdings versteh ich dein Argument nicht so ganz. Bedeutet die Tatsache, dass zu bestimmten Zeiten, nur bestimmte Stände schreiben konnten, für dich, dass man nur aus deren Sicht erzählen darf, weil alles andere unrealistisch wäre? Wenn ja, sehe ich das nicht so. Ausserdem hab ich glaub ich auch nicht behauptet, das der Prot diese Geschichte schreibt - Ich hatte also nicht vor eine historische Quelle zu immitieren. Falls du dich aber nur auf den Stil beziehst, kann ich den Einwand verstehen.
Auf jeden fall noch mal Danke für die Kritik.

Gruß, Skalde.

 

Hallo Basti

Sei bedankt für deine Kritik und natürlich freut es mich sehr, dass es dir gefallen hat. :)
Hm, interessanter Aspekt mit der Absolution. Eigentlich hast du recht, das könnte ich noch einbauen. Ich bin gar nicht auf Idee gekommen, da die Quelle, an der ich mich orientiert habe, nicht wirklich darauf eingeht. Der geistliche Autor verurteilt hier zwar die Tat, ist aber auch sonst parteiisch ohne Ende und misst der Tatsache, dass der Mord in einer Kapelle geschah, nicht sonderlich viel Bedeutung bei. Viel mehr wiegt für ihn scheinbar der Verrat an sich.
Übrigens waren Morde in der Burgkapelle nicht so selten wie man meinen würde, einfach weil es die beste Gelegenheit war, das Opfer unaufmerksam, waffenlos und ohne Gefolgschaft anzutreffen.
Darüber hinaus kenne ich einige Quellen, in denen vor allem seitens Räubern, ziemliche Gleichgültigkeit bezüglich Opfern und Ort der Tat vorherrschte. Sprich: Kirchen und Geistliche waren hier kein Tabu.
Es gab freilich Dekrete zur "Religiösen Waffenruhe" ab ca. 1000 n.Chr., aber auch die waren häufig Auslegungssache. So konnte z.B. ein Adeliger oder Bischof diesen Frieden brechen, wenn sich in dem Gebäude Personen befanden die gesucht wurden (und auf wen das zutraf, entschieden die ja meistens selbst). Und Exkomunikation hin oder her, die Realität sah meistens so aus, das die einzellnen Fürsten die Sache unter sich ausmachten.
Aber egal, (ich komme schnell ins Schwafeln bei dem Thema) dir ging es ja eh mehr um die persöhnliche Absolution der einzellnen Mörder und natürlich waren die, allgemein betrachtet, auch mehr oder weniger fromme Christen, die gern geistliche Bestätigung gehabt hätten. Mal sehen, vielleicht baue ich das noch ein.
Danke nochmal für den Hinweis.

Gruß, Skalde.

 

Hallo Skalde,
ich finde, dir ist mit dieser Geschichte eine sehr authentische und nette Geschichte gelungen.
Besonders gut fand ich, dass du es geschafft hast einen vollkommen unsympathischen Protagonisten einen tumultartigen Krieg anzetteln zu lassen, aus dem er dann fast als einziger entwischt und ich, als Leser, freue mich auch noch drüber.
Ja, außerdem finde ich die eingestreuten mittelalterlichen Redewendungen gepaart mit, naja, einfachen Äußerungen der Hauptcharaktere recht gut.
so weit erst mal
grüße, der Literaturignorant

 

Hallo Literaturignorant

Immer wieder eine Freude, wenn sich jemand unverhofft, einer alten Geschichte zuwendet. ;) Umso mehr, wenn sie in der Lage war zu unterhalten.
Was die Redewendungen und die Sprache angeht: War ein Versuch, nicht allzu schwülstig und antiquiert zu schreiben aber trotzdem minnimal authentisch zu bleiben - das Prinzip ist noch nicht ganz ausgereift. :D

danke fürs Lesen und schöne Grüße, Skalde

 

oh ja, die ist ja tatsächlich alt,
hmmm, komisch, ist bei mir auf der ersten Seite der Rubrik "Historik" aufgetaucht. Sehr sonderbar, aber naja, ist ja auch schön zu hören, dass man vor langer Zeit mal gut schreiben konnte, gell (was nicht bedeuten soll, dass es jetzt nicht mehr so ist)
grüße, der Ignorant

 

Hi Skalde,

tjo, die Geschichte ist ... nett. ;)

Aus meiner Sicht ist sie aber sehr überarbeitungsbedürftig - aber auch -würdig. Zum Beispiel sind immens viele Kommafehler enthalten sowie einige (wenige) Rechtschreibfehler. Wichtiger aber ist ein grundsätzlicheres Problem. Ich glaube, das Problem ist einfach die Perspektive, die du gewählt hast. Darunter fallen auch einige der Kritikpunkte, die hier schon angeklungen sind (Prots nicht genug herausgearbeitet, Sprache / Stil, Erzähler). Du bist bei der gewählten Perspektive gezwungen, einige Informationen, die der Leser benötigt, als Reflexionen des Prots zu schildern. In einigen Situationen würde er aber gar nicht solche Überlegungen anstellen - nur damit sie irgendeinem Leser zugänglich gemacht werden. ;)

Als es schließlich zur Sache geht und der Pöbel angreift hätte ich mir einen Wechsel im Stil gewünscht: Kürzere, prägnantere Sätze zumindest. So plätschert alles im gleichen Rhythmus vor sich hin: Ob die Leute gemütlich an der Tafel sitzen oder ob ein heftiges Gemetzel tobt.

Das sind die Hauptpunkte, wegen derer ich nicht so begeistert bin von deiner Geschichte. Ich fände es aber schön, wenn du sie noch überarbeiten würdest.

Viele Grüße
Kerstin

 

Hallo katzano

Vielen Dank für deine Kritik.
Meine Kommasetzung ist wirklich... na ja, äh.... :Pfeif: , diesbezüglich sollte ich die nächsten Tage wirklich nochmal was machen (Zeit ist gerade etwas knapp).
Hm, es stimmt natürlich was du über die Perspektive sagst; also das dadurch einiges an Problemen entsteht. Aber gerade das erzählen aus der Reflexion des Prots heraus war für mich ein wesetliches, na ja, Experiment sozusagen - deshalb werde ich eher nicht noch groß was daran drehen (was keinesfalls bedeutet, dass ich die Probleme mit dem Stil ignorieren will - die sind zweifellsohne vorhanden)


In einigen Situationen würde er aber gar nicht solche Überlegungen anstellen - nur damit sie irgendeinem Leser zugänglich gemacht werden.

Stimmt, würde er warscheinlich nicht, allerdings erzählt er ja auch rückblickend - insofern hab ich das bisher nicht als allzu großes Problem betrachtet.


Als es schließlich zur Sache geht und der Pöbel angreift hätte ich mir einen Wechsel im Stil gewünscht: Kürzere, prägnantere Sätze zumindest. So plätschert alles im gleichen Rhythmus vor sich hin: Ob die Leute gemütlich an der Tafel sitzen oder ob ein heftiges Gemetzel tobt.

Tja, hehe, da hast du mich natürlich festgenagellt :D
Ich stimme dir zu, das die Szene mehr Tempo bräuchte, aber das bringt mich dann wirklich ins Dilemma mit der Perspektive und dem Erzählstil... Werde mal über eine Lösung nachgrübeln :hmm:

Sei abschließend nochmal bedankt fürs lesen und kritisieren.

schöne Grüße, Skalde.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Skalde,

ich hatte diese Geschichte bereits vor etlichen Tagen gelesen, war aber irgendwie zu angespannt, um mich ausreichend konzentrieren zu können. Dennoch hatte ich mir vorgenommen, mich zu Worte zu melden, weil mich die Zeit, in der diese Geschichte spielt, interessierte und weil mich das Thema der Geschichte, nämlich „Verrat“, ansprach. Insofern habe ich die Geschichte erst beim dritten Mal lesen verstanden. Ich fragte mich, in welcher Stellung Willhelm stehen müsse, um einen wirklichen Verrat zu begehen. Ich erwartete einen politischen Verrat, den ich nicht erkennen kann. Na klar, geht es mir jetzt auf: Er ist als Schwager sicherlich moralisch aber auch heutzutage gesetzlich verpflichtet, die durch Heirat zustandegekommene nahe Beziehung so zu betreiben, daß er sich wenigstens neutral, niemals aber gegnerisch gegen seinen Verwandten verhalten darf, schon gar nicht mit der Absicht, ihn zu vernichten. Wo liegt die Straftat?, hatte ich mich zu fragen. Sicherlich nicht im Mord, aber zur Anstiftung dazu, wie es sich herausstellt. Das Mordmotiv wurde dem Leser auch aufgezeigt. Es lag im Willen der Machtübernahme und der Ergreifung der Fürstenwürde und natürlich der Übernahme des Besitzstandes des Verratenen. Das ist Willhelms Opfer jetzt. Er konnte sich auf die Zuverlässigkeit eines nächsten Verwandten nicht verlassen, sondern fiel ihm am Ende, niederer Motive wegen, tödlich zum Opfer. Ein Verbrechen, das in seiner Schwere höher wiegt, als ein gewöhnlicher Mord und das im Mittelalter grundsätzlich mit dem Tode bestraft war. Die Bauern, so erklärt es sich dann, handelten instinktiv: sie wollen ein Verbrechen sühnen und aus praktischer Sicht nicht zulassen, daß künftig ein illegitimer Fürst sie regiert. Es folgte eine dem Mittelalter typische Strafverfolgung. Glück im Unglück des Verräters. Es gelingt ihm, sich aus der Affäre zu ziehen. Er flüchtet und dank mittelalterlicher Lebensverhältnisse kann er sich leicht eine neue Identität zulegen und läßt seine alte Identität für tot erklären. So erkläre ich mir dieses Ende, denn es war ja der Ich-Erzähler, der uns berichtete. Welch ein Früchtchen. Er hinterläßt nur verbrannte Erde. Aber ich liebe gut gemachte Krimis.

Ich möchte Dir erklären, daß ich in jüngerer Vergangenheit aus persönlichem Interesse auf den Spuren Schillers das Drama Wallenstein gelesen habe. Ein sehr ähnlicher Fall, wenn die Umstände auch andere waren und der Verrat sich nicht aus verwandtschaftlicher Beziehung heraus erklärte sondern aus rein politischer. So gesehen ist diese Geschichte für mich hoch interessant, weil sie Vergleiche möglich macht. Außerdem vermittelt mir auch diese Geschichte ein Gefühl für die Zeit des Mittelalters – für seine Lebensumstände, Machtverhältnisse und Moden. Du zeichnest kaum Veränderungen zwischen den Jahrhunderten – hier dem 11. und dem 17. Der Unterschied ist meines Wissens nach im Wesentlichen der, daß sie kein Schwarzpulver kannten, Zeit anders maßen und noch nicht Papier massenhaft bedruckten. Eine wirklich sehr gut erzählte Geschichte, im epischen Stil, die ich mit Interesse verfolgte.

Kritisch Anmerken möchte ich nur weniges: Ich hinterfragte das Leben Ludwig IV, und nach dieser Geschichte muß er ein französischer König gewesen sein. Den hat es nach meinen Recherchen zeitnah gegeben. Allerdings datieren meine Lexika das Leben Ludwigs IV in das 10. Jahrhundert. Es wird mir dann nebensächlich. Vielleicht handelt es sich auch um einen anderen. Beim Lesen störte mich der Verzicht auf die Kommata bei Infinitiven mit Zu. Es ist nach neuer Rechtschreibung aber erlaubt. Ich glaube kaum, daß du noch Lust hast, sie zu korrigieren. Es ist lange her, als du diese Geschichte geschrieben hast. Aber ich habe sie gerne gelesen und mich gerne erinnert.

Grüße von joasch.

 

Hallo Joasch

Schön so ausführlich von dir zu hören und sei bedankt fürs lesen und kritisieren.

Auf jeden Fall hast du den Inhalt exakt erfasst (also auch das Ende - in Wirklichkeit ist der Prot übrigens bei der abschließenden Schlacht gefallen, aber ich mag Antihelden und wollte ihn davon kommen lassen :naughty: )

Bei Wallenstein ist die Motivation natürlich grund verschieden (und nicht so profan und unsympathisch wie hier), aber der Verrat liegt bei beiden im Treuebruch.

Was Ludwig VI betrifft: Er hat 1108 den Thron bestiegen und war davor Graf von Vexin und der Abt von Suger hat seine Lebensgeschichte verfasst, aus welcher die Quelle stammt, die ich als Grundlage für diese Geschichte nahm.

Schöne Grüße, Skalde.

 

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