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Geschmacksfrage - eine Ausrede?

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17.10.2007
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Geschmacksfrage - eine Ausrede?

Mal liest in den Kritiken immer wieder, dass in einer Geschichte zwar dies oder jenes nicht stimme bzw. nicht gefällt, aber dass das nicht entscheidend sei, weil angeblich eine Frage des Geschmacks.
Das ist nichts als eine Ausrede, meine ich, und zwar eine sehr wirkungsvolle, denn dagegen kann man nichts mehr einwenden, sonst bekommt man sofort gesagt: Über Geschmack lässt sich bekanntlich nicht streiten.
Dabei kommt auch der Geschmack nicht vom Himmel, sondern wird durch Dinge begründet, die man nennen könnte, wenn man wollte. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass man selbst um diese Gründe weiß. Und hier wird’s schwierig, die wenigsten wissen nämlich, warum sie etwas mögen und anderes ablehnen.
Zu allem Überfluss scheint der Geschmack in einem über weite Strecke wie zementiert, obwohl er sich ständig ändert, weil dem Zeitgeist unterworfen. Nichtsdestotrotz meint jeder, sein Geschmack wäre „besser“ oder „feiner“ als das der anderen, ja man geht sogar so weit und unterstellt dem anderen, wenig bis nichts von Kunst zu verstehen, natürlich nicht so direkt, sondern mehr im Unterton.
Es ist klar, dass Solches umso deutlicher ausgesprochen wird, je mehr sich der Sprecher dem Mainstream zugehörig fühlt. Und das Tolle daran: Er muss das nicht einmal begründen, er sagt einfach, „mit dieser Geschichte hast du meinen Geschmack nicht getroffen“ und schon kann der Autor das höchstens bedauern, dagegen argumentieren kann er nicht.

Um aus dem Gesagten etwas Konstruktives folgen zu lassen, schlage ich vor, dass künftig die Geschmacksausrede in den Kritiken bzw. Repliken nicht beachtet wird. Was meint ihr davon?

 

Hallo Sirius,

eine Kritik ist meistens etwas Persönliches. Und auch wenn ein Autor sehr gerne hört "mir hat es gefallen", so wird er weniger gerne hören "war nicht so mein Geschmack". Noch lieber höre, zumindest geht es mir so, wenn jemand seine Meinung auch begründen kann.

Ich muss als Autor keine Geschichten schreiben, die jedem gefallen. Das ist eine sehr schwere Sache. Aber wenn ich als Resonanz bekomme, dass meine Geschichte zwanzig Prozent der Kritiken-schreibenden Lesern gefallen hat, und dem Rest nicht, dann kann ich dem auch etwas abringen.

Würdest du denn ein "Ich fand deine Geschichte wunderschön!" auch als Geschmacksausrede titulieren? Oder würdest du dich darüber freuen?

Ich finde, man muss als Autor auch mit negativen und unsachlichen, weil emotional geschriebenen, Kritiken zurechtkommen können. Deshalb finde ich die pure Nennung, ob einem eine Geschichte gefallen hat, oder ob nicht, ist keine Ausrede.

Davon ausgenommen, und da gebe ich dir Recht, sind die Kritiken, die "von oben herab" entwürdigend oder sogar beleidigend sind. Aber auch hier steht es jedem Autor doch frei, entsprechend darauf einzugehen, oder eben nicht.

Vorteilhafter wäre es, wenn mehr begründet werden würde.

Ist jedoch, wie immer, nur meine Meinung.

Schöne Grüße,

yours

 

Ich glaube nicht, dass man diese Frage außer acht lassen kann. Man kann zwar versuchen, eine Kritik von subjektiven Eindrücken unabhängig zu machen, aber das wird niemals ganz gelingen.
Und ich muss doch einem Autor auch mal schreiben dürfen: "Deine Geschichte trifft nicht meinen Geschmack (weil mich das Thema nicht so interessiert, weil der Stil nicht mein Ding ist, weil ich die Erzählperspektive seltsam finde oder was auch immer), aber handwerklich ist sie einwandfrei."
Das ist doch für den Autor ein umso größeres Kompliment, mit der Geschichte sogar jemanden zu überzeugen, dessen persönlichem Geschmack sie eben nicht entspricht.
Ich glaube auch nicht, dass es eine Ausrede ist, wenn man sagt, das der eigene Geschmack nicht getroffen wurde. Es ist eine persönliche Note, wir sind ja keine Kritikroboter. Und warum sollte der Autor überhaupt dagegen argumentieren? Jeder, der schreibt, weiß doch, dass er niemals jedermanns Geschmack treffen kann, und ich bin ziemlich sicher, dass das auch niemand möchte. So eine Kritik kann doch trotzdem hilfreich sein.
Ob man die Dinge, die einem nicht gefallen, wirklich immer benennen kann, da bin ich mir nicht sicher. So was kann durchaus unbewusst sein. Manchmal warte ich mit einer Kritik, weil ich nicht genau den Finger auf das legen kann, was mich an einer Geschichte stört, und schreibe die Kritik erst dann, wenn ich glaube, es herausgefunden zu haben. Aber manchmal ist es auch so, dass ich es auch nach längerem Nachdenken nicht genau sagen kann. Meistens schreibe ich dann keinen Kommentar, denn natürlich hilft es dem Autor mehr, wenn man genau sagen kann, was einem komisch vorkommt oder nicht gefällt. Aber jeder Autor muss auch damit leben können, dass ihm ein Leser einfach aus dem Bauch raus sagt: Das gefällt mir nicht. Frag nicht warum, das ist einfach so. Wenn dem Autor die Meinung dieses speziellen Lesers wichtig ist, kann er nachhaken, oder ein bisschen experimentieren, um rauszufinden, was diesem Leser denn gefallen würde. Wenn sie ihm nicht so wichtig ist, warum soll er nicht einfach drüber hinweggehen, ohne zwanghaft dagegen zu argumentieren? Ist doch sein gutes Recht.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Sirius,
das ist ein wichtiges Thema wie ich finde, ähnliche Gedanken kenne ich auch. Mit dem Geschmack kann man wirklich jemanden aushebeln, allerdings darf er auch nicht außer Acht gelassen werden. Schlimm wird es, wenn er das einzige Kritium bleibt. Meine Kriterien sind folgende: Ein Minimum an Orthografie und Zeichensetzung, Protagonisten, die Konturen annehmen und eine Geschichte gestalten, die mich gerne auf den unterschiedlichsten Ebenen erreichen darf, Hauptsache, sie fesselt mich für die Lesezeit und wenn`s geht, auch darüber hinaus. Ich mag keine missionarischen Ergüsse oder moralische Belehrungen, auch keine Texte, die über politische Lippenbekenntnisse nicht hinausgehen, oder lediglich durch Blutmatsche faszinieren sollen, weil jeglicher Inhalt gemeuchelt wurde, wobei eine gut erzählte Geschichte diese Aspekte ja alle beinhalten kann. Mit dem Geschmack sehe ich es so: Jeder hat sicher eine Richtung, einen Stil, den er/sie bevorzugt, doch ich lese hier z.T. Beiträge, die ich niemals so oder ähnlich schreiben würde (auch nicht könnte!), die mir aber gut gefallen, weil sie intelligent und flüssig geschrieben sind. Fantasy und Horror sind da Beispiele für mich, habe ich immer ganz schlimm gefunden! Geschichten, die mir gefallen, haben immer einen Aufbau, einen Höhepunkt, der in einer Überraschung, einer Erkenntnis, einem Schrecken u.ä. liegt und einem Schluß, der mir noch Raum für Fantasie und Denken läßt. Jetzt sage ich was, was sich vielleicht sehr seicht anhört, doch ich meine es wirklich so: Eine gute Geschichte ist auch mit Liebe, Sorgfalt und einem Schuß Humor gemacht, was nichts über den Zeitraum des Schreibens aussagt, wohl aber etwas über die Intention des Schreibenden. Da wir aber alle von ganz unterschiedlichen Voraussetzungen ausgehen, kann der gemeinsame Nenner nur in dem Bemühen liegen, sich zu verbessern. Bei den Kritiken ergeht es mir so: Wenn ich sie lese, spüre ich schon, welche Schwachstellen angesprochen werden, irgendwas klingelt dann bei mir, und manchmal werden Dinge benannt, die ich selbst noch gar nicht in Worte fassen konnte. Allerdings ist das nicht immer so; finde ich auch okay. Wer selbstkritisch genug ist, kriegt das doch raus. Geschichten, die nicht funktionieren, sind aber oft genau so hilfreich und können zur Verbesserung des Stils beitragen. Die Kenntnisse vom und über das Schreiben erweitern sicher den Beurteilungsspielraum und helfen zu erkennen, wer sich ernsthaft damit beschäftigt. Wenn es so funktioniert, darf der Rest gerne persönlicher Geschmack sein. Danke für die Anregung!
LG,
Jutta

 
Zuletzt bearbeitet:

Für mich ist die Geschmacksfrage ein wesentlicher Aspekt beim Kritisieren. Man kann Kritiken nicht nur nach objektiven Grundlagen schreiben/begründen. Die Geschmacksfrage ist sogar - und dagegen kann sich meines Erachtens keiner wehren - eine gewisse Weichenstellung während des Lesens eines Textes. Die Frage, wie und ob sich das dann immer begründen lässt (und ob das immer begründet werden muss) führt zur nächsten Ebene.

Eine Geschichte über Sex mit Tieren kann literarisch durchaus anspruchsvoll geschrieben sein, doch bin ich als Kritiker dankbar für die Option, äußern zu können, dass solche Dinge inhaltlich nicht meinen Geschmack treffen. Viel schlimmer finde ich die, die dann eine genauere Begründung für eine solche Aussage einfordern, und meine Meinung/meinen Geschmack so lange nicht für relevant erachten, bis ich eine entsprechende Begründung dafür geliefert habe. Nein, es gibt sehr viele klare Aspekte, die sich sehr wohl mit dem Hinweis kritisieren lassen, dass sie nicht meinen Geschmack treffen. Ich gebe Perdita absolut recht in der Aussage, dass es ja eher noch eine zusätzliche feine Nuance des Kritisieren sein kann, wenn ich sage: "Die Geschichte ist sehr gut geschrieben, aber Sexszenen mit einem Schaf sind so gar nicht mein Geschmack." Im Sinne eines auf diese Weise eingeschränkten Komplimentes.

Rick

 

Der Geschmack des Kritikers, lässt sich nicht einfach ausblenden. Auch wenn er es nicht explizit unter die Geschichte schreibt. Da schließe ich mich Ricks wie immer sehr bildlichen ;) Vergleichen an. Geschichten sind keine mathematischen Formeln, die man rein objektiv betrachten kann.
Und wenn, wie sollte die Regel aussehen. Der kg.de User versichert hiermit den Geschmackspunkt aus seinen Kritiken komplett auszublenden. Das wort Geschmack zerstört sich in wenigen Minuten selbst ...

dieser Vorschlag ist ehrlich gesagt nicht nach meinem Geschmack.

 

Hi Sirius,

bin mir nicht sicher, ob ich "dein Problem" ;) überhaupt richtig verstanden hab. Ich benutze "ist nicht mein Geschmack" eigentlich in der Hoffnung, es macht es für den Autor leichter, meine Meckereien zu schlucken. Wenn ich zum Beispiel finde "der Stil liest sich zäh, die Schachtelsätze verderben die Geschichte", dann sollte ich zwingend darauf hinweisen, dass das eben mein Geschmack ist. Es gibt Leser, die lieben lange verschnörkelte Sätze. Ich nicht. Das macht die Geschichte nicht mies, aber es macht sie mies für mich. Wenn ich den Autor darauf hinweise, dass die Schachtelsätze bei einem Teil seines Publikums schlecht ankommen, ist es doch nur fair zu betonen "manche Leute mögen das aber so und es sind schon Autoren mit sowas berühmt geworden". Ob sich der Autor aufgrund meines Kommentars überlegt, seine Schachtelsätze zu bügeln oder nicht, ist ganz seine Sache. Aber gerät die Stimmung zwischen Kommentator und Autor nicht versöhnlicher, wenn man gelegentlich einschränkt im Sinne von "das war jetzt nicht so mein Fall, aber mit deiner Vampir-Zombie-Splatter-Story bin ich vielleicht auch nicht deine Zielgruppe, ich habe mich gelangweilt, weil es das alles schon gegeben hat, aber die Art Geschichte hat sicher noch viele Fans".

Ausschließlich entscheidend ist Geschmack bei "Humor". Der eine findet die Geschichte nicht lustig, weil er grundsätzlich keine Wortspiele mag. Der andere findet die Geschichte genial. Der eine mag es slapstick-mäßig, der andere findet das albern. Wie soll man "lustige" Texte rein objektiv beurteilen? Das geht überhaupt gar nicht, oder?

Was heißt eigentlich objektiv, ich stelle mal Folgendes in den Raum:
Mit der Ausnahme von Rechtschreibung und Zeichensetzung ist alles, was man an einem Text kritisieren kann, Geschmackssache.
Selbst Logikfehler und Unglaubwürdigkeiten lassen sich als Kunst einstufen, man muss eigentlich nur behaupten, es ist gewollt und hat eine tiefere Bedeutung. :D

 

Und das Tolle daran: Er muss das nicht einmal begründen, er sagt einfach, „mit dieser Geschichte hast du meinen Geschmack nicht getroffen“ und schon kann der Autor das höchstens bedauern, dagegen argumentieren kann er nicht.
Kann es sein, daß Du das Forum verwechselt hast und den Beitrag eigentlich bei der Leselupe posten wolltest? Jedenfalls ist das, wovon Du hier sprichst, nicht kg.de.

 

Hallo Sirius,

jede Kritik ist subjektiv, es sei denn, sie bezieht sich auf Rechtschreib-, Grammatik- und Zeichensetzungsfehler. Der Geschmack des Kritikers spielt somit immer eine Rolle. Als Ausrede kann man so etwas doch höchstens sehen, wenn die Kritik kurz ausfällt und der Kritiker keine Gründe dafür nennt, warum etwas nicht seinen Geschmack trifft bzw. ihm nicht gefällt. Ein Allgemeines „mir hat deine Geschichte nicht gefallen/ deine Geschichte trifft nicht meinen Geschmack“ ohne Begründung hilft dem Autor nicht und legt nahe, dass der Kritiker keine Zeit oder keine Lust hatte, sich näher mit der Geschichte zu beschäftigen. Begründet derjenige aber, warum etwas nicht seinen Geschmack trifft, ist es konstruktive Kritik. Ich verwende in Kritiken häufig die Formulierung „meiner Meinung nach“ in einschränkender Weise, und auch dagegen kannst du als Autor nur schwer etwas einwenden. Es ist eben meine Meinung. Es ist aber auch „nur“ meine Meinung, nicht die Meinung der Allgemeinheit. Gerade bei Geschichten, an denen ich viel zu kritisieren habe, finde ich diese Einschränkung sinnvoll. Eine Kritik, in der ich viele Rechtschreib- und Zeichensetzungsfehler aufliste, Schachtelsätze und Wortwiederholungen bemängele, und dann auch noch behaupte, die Charaktere seien flach und die Handlung nicht nachvollziehbar, mag auf den Autor vielleicht wie ein heilsamer Schock wirken – zunächst einmal wird sie ihm aber möglicherweise den Tag versauen. Mit Formulierungen wie „mMn“ oder „trifft nicht meinen Geschmack, weil ...“ kann sich der Autor dann immer noch damit trösten: Na ja, Stefan hat’s nicht gefallen, mal sehen, was andere zu der Geschichte sagen.

 

Ähem, ja, das, was Stefan da geschrieben hat, wollte ich genauso auch sagen. Aber ihn versteht man besser :lol:
(Nicht ironisch gemeint, ganz im Ernst. Also wer meinen Kommentar verwirrend findet: Ich schließe mich Herrn S an)

 

jede Kritik ist subjektiv, es sei denn, sie bezieht sich auf Rechtschreib-, Grammatik- und Zeichensetzungsfehler.
Das Handwerkliche greift noch viel weiter. Figurenanlage, Plotstruktur, Stilebene, Erzählstimme, ein Stück weit sogar die hier oft verspottete Innovation gehören genau so zum Handwerk.
Es ist nicht alles eine Frage des Geschmacks, es ist vieles eine Frage des Niveaus. Und das ist ein Problem des Forums, es wird zu oft bewertet, ob ein Text inhaltlich dem eigenen Weltbild entspricht, das Handwerkliche bleibt uninteressant. Und klar, auch beim Handwerklichen gibt's dann unterschiedliche Ausrichtungen, unterschiedliche Prioritäten, die sind aber lange nicht so nebulös wie das Rumgeschmäckle.
Hier findet in den letzten Monaten nen ganz seltsamer Trend weg von der Geschichte, hin zur Kolummne statt, und das gilt für Texte wie für Kritiken gleichermaßen.

 

Hallo Sirius,

für mich ist das keine Ausrede.
Natürlich KANN man es sich mit einer solchen Aussage auch einfach machen, aber es gibt viele Fälle, in denen es stimmt.
Wenn ein bestimmtes Thema mich einfach nicht interessiert oder mir nicht gefällt, sprich, wenn es nicht meinem Geschmack entspricht, tut das der Qualität der Geschichte als solche doch keinen Abbruch.
Ähnlich ist es ja auch mit dem Essen - ich mag einfach keine Tomatensuppe. Weder eine supergute noch eine einfache Päckchensuppe.

Viele Grüße, Bella

 

Guten Abend,

Quinn schrieb:
Es ist nicht alles eine Frage des Geschmacks, es ist vieles eine Frage des Niveaus.

Hmm ... ist das Niveau nicht in gewisser Weise auch Geschmackssache? Wenn jemand nun mal nur reine, "leichte" Unterhaltungsliteratur mag, dann wird er einem schwierig zu lesenden, tiefgründigen Text wahrscheinlich nicht so viel abgewinnen können, so gut der auch sein mag. Sollte dieser Leser deswegen nicht kritisieren dürfen, dass ihm der Text zu schwer verdaulich ist? Wenn der Autor nicht beabsichtigt hat, seinen Text "schwierig" zu machen, dann kann gerade diese Kritik für ihn interessant sein. Ich will hier jetzt natürlich nicht irgendwelche Texte, deren Niveau unter aller Sau ist, zur "Geschmackssache" erklären und damit verteidigen. Bei solchen Texten ist in der Regel das Handwerkliche auch nicht so besonders, d.h. die sind meistens objektiv schlecht :). Ich wollte nur anmerken, dass man Geschmack und Niveau vielleicht gar nicht wirklich trennen kann.

Quinn schrieb:
Und das ist ein Problem des Forums, es wird zu oft bewertet, ob ein Text inhaltlich dem eigenen Weltbild entspricht, das Handwerkliche bleibt uninteressant.

Könntest du dafür vielleicht Beispiele nennen? In den Rubriken, wo ich mich rumtreibe, habe ich davon nämlich nichts bemerkt. Deshalb halte ich das nicht für ein Problem des Forums, sondern höchstens für ein Problem in einzelnen Rubriken (Gesellschaft vielleicht?)

 

Hallo Quinn,

natürlich greift das Handwerkliche viel weiter, ich möchte dir da nicht widersprechen. Hier finden sich sowohl Geschichten als auch Kritiken auf sehr unterschiedlichem Niveau. Ein Schreibanfänger schreibt nicht so wie ein „alter Hase“, weder Geschichten noch Kritiken. Beides muss man lernen, beides hängt von der eigenen Schreiberfahrung ab. Mir stellt sich bei jeder Geschichte die Frage: Wo setze ich mit meiner Kritik an? Kann ich überhaupt irgendwo ansetzen, außer die Geschichte zu loben (weil ich sie nämlich selbst niemals so gut hinbekommen hätte). Vor allem aber auch: was kann und was darf ich kritisieren? Darf ich mir anmaßen, ein Thema zu kritisieren, weil ich es geschmacklos finde bzw. es meinen Geschmack nicht trifft? MMn nein, denn das führt doch dazu, dem Autor vorschreiben zu wollen, worüber er schreiben darf und worüber nicht. Man kann einen Roman, der von einem pädophilen Prot. handelt und aus dessen Sicht geschrieben ist, von der Thematik vielleicht geschmacklos finden oder sogar ablehnen, dennoch hat Vladimir Nabokov das Thema in „Lolita“ hervorragend umgesetzt. In dem Fall muss man versuchen, sich seine Objektivität zu bewahren, auch wenn das Inhaltliche einer Geschichte nicht dem eigenen Weltbild entspricht. Trotzdem wird eine Kritik zumindest teilweise immer subjektiv eingefärbt sein. Mit der Qualität bzw. dem Niveau der Kritik halte ich es so, dass ich sie auch vom Alter des Autors sowie von der Anzahl der Geschichten, die er hier eingestellt hat, abhängig mache. Wenn ich einem Schreibanfänger, der vielleicht gerade seine erste Geschichte geschrieben hat, mit Figurenanlage, Plotstruktur und Stilebene komme, kann der damit vielleicht nicht so viel anfangen, als wenn ich ihn erst einmal darauf aufmerksam mache, dass sein Text viele Wortwiederholungen enthält.

 

Hi Sirius,

ich finde "nach bzw. nicht nach meinen Geschmack" durchaus als Erweiterung oder auch Abmilderung meiner Kritik. Denn ich bin mir bewusst genug, dass meine kritische Meinung nicht unbedingt die Meinung sein muß.

Beispielsweise finde ich weder Joanne K. Rowling noch Donna Leon nach meinem Geschmack, doch zu ihrem persönlichen Glück waren beide Damen nicht von meiner Meinung und Kritik abhängig.

Rechtschreib- Grammatik- und inhaltiche Fehler sind, um nur einige zu nennen, die Fehler, welche man konkret kritisieren kann. Doch wenn das Feeling nicht bzw. trotzdem passt, kann noch immer eine Spitzen-Story oder auch das komplette Gegenteil geschrieben sein. In derartigen Fällen finde ich meinen (oder auch den meiner Kritiker) Geschmack sehr wichtig.

lg
lev

 

Würdest du denn ein "Ich fand deine Geschichte wunderschön!" auch als Geschmacksausrede titulieren? Oder würdest du dich darüber freuen?
Klar würde ich mich freuen, yours, keine Frage! Noch mehr freuen würde ich mich, wenn da noch stünde, warum die Geschichte als wunderschön gefunden wurde. Sonst könnte so eine Meinungsäußerung auch ein Blurb für den schreibenden Freund sein, denn wenn es Blurbs für die richtigen Bücher gibt, dann gibt es sie sicher auch hier, und eine Forderung, Lob bzw. Kritik auch zu begründen, macht solche „Freundschaftsdienste“ schwerer durchführbar.

Man kann zwar versuchen, eine Kritik von subjektiven Eindrücken unabhängig zu machen, aber das wird niemals ganz gelingen.
Und ich muss doch einem Autor auch mal schreiben dürfen: "Deine Geschichte trifft nicht meinen Geschmack (weil mich das Thema nicht so interessiert, weil der Stil nicht mein Ding ist, weil ich die Erzählperspektive seltsam finde oder was auch immer), aber handwerklich ist sie einwandfrei."
Wie bereits gesagt, Perdita, soll eine Kritik schon persönlich sein, insofern ist das wohl ein Missverständnis. Aber wenn einen das Thema nicht interessiert, dann braucht man de Geschichte nicht zu lesen, und wenn man sie trotzdem gelesen hat, dann braucht man nicht zu sagen, dass sie einem nicht gefallen hat, oder? Was kann der Autor mit so einer Äußerung schon anfangen? Das ist so als ob man sagen würde, ich mag keine Bananen und diese Banane auch nicht. Was anderes wäre aber, wenn er sagen würde, ich mag zwar keine Bananen, aber diese schmeckte mir.

Meine Kriterien sind folgende: Ein Minimum an Orthografie und Zeichensetzung, Protagonisten, die Konturen annehmen und eine Geschichte gestalten, die mich gerne auf den unterschiedlichsten Ebenen erreichen darf, Hauptsache, sie fesselt mich für die Lesezeit und wenn`s geht, auch darüber hinaus. Ich mag keine missionarischen Ergüsse oder moralische Belehrungen, auch keine Texte, die über politische Lippenbekenntnisse nicht hinausgehen, oder lediglich durch Blutmatsche faszinieren sollen, weil jeglicher Inhalt gemeuchelt wurde, wobei eine gut erzählte Geschichte diese Aspekte ja alle beinhalten kann.
[…]
doch ich lese hier z.T. Beiträge, die ich niemals so oder ähnlich schreiben würde (auch nicht könnte!), die mir aber gut gefallen, weil sie intelligent und flüssig geschrieben sind. Fantasy und Horror sind da Beispiele für mich, habe ich immer ganz schlimm gefunden! Geschichten, die mir gefallen, haben immer einen Aufbau, einen Höhepunkt, der in einer Überraschung, einer Erkenntnis, einem Schrecken u.ä. liegt und einem Schluß, der mir noch Raum für Fantasie und Denken läßt. Jetzt sage ich was, was sich vielleicht sehr seicht anhört, doch ich meine es wirklich so: Eine gute Geschichte ist auch mit Liebe, Sorgfalt und einem Schuß Humor gemacht, was nichts über den Zeitraum des Schreibens aussagt, wohl aber etwas über die Intention des Schreibenden.
Dagegen, Jutta, ist gar nichts einzuwenden, nur wer weiß schon, welche Kriterien du an eine Geschichte angelegt hast, um dann sagen zu können: Deine Geschichte hat mir gefallen? Darum geht es mir.

Ich gebe Perdita absolut recht in der Aussage, dass es ja eher noch eine zusätzliche feine Nuance des Kritisieren sein kann, wenn ich sage: "Die Geschichte ist sehr gut geschrieben, aber Sexszenen mit einem Schaf sind so gar nicht mein Geschmack." Im Sinne eines auf diese Weise eingeschränkten Komplimentes.
Eine solche Aussage, Rick, ist absolut nachvollziehbar, denn du nennst ja den Stein des Anstoßes. Das sind klare Worte, mit denen jeder etwas anfangen kann (und hoffentlich auch der Autor).


Der Geschmack des Kritikers, lässt sich nicht einfach ausblenden. Auch wenn er es nicht explizit unter die Geschichte schreibt. Da schließe ich mich Ricks wie immer sehr bildlichen ;) Vergleichen an.
Na prima, krilliam, dann sind wir einer Meinung und haben trotzdem nicht den gleichen Geschmack über was auch immer.

Ich benutze "ist nicht mein Geschmack" eigentlich in der Hoffnung, es macht es für den Autor leichter, meine Meckereien zu schlucken. Wenn ich zum Beispiel finde "der Stil liest sich zäh, die Schachtelsätze verderben die Geschichte", dann sollte ich zwingend darauf hinweisen, dass das eben mein Geschmack ist.
Perfekt, Möctegern, so sollte es sein: Zu sagen, warum man den Text schlecht findet, d.h. die Kriterien nennen.

Kann es sein, daß Du das Forum verwechselt hast und den Beitrag eigentlich bei der Leselupe posten wolltest? Jedenfalls ist das, wovon Du hier sprichst, nicht kg.de.
Ach, Häferl, warum unterstellst mir Dinge, von denen ich keine Ahnung habe. So weiß ich erstens nicht, was bei Leselupe so gepostet wird (war noch nie auf der Seite) und zweitens überrascht mich schon, mit welcher Bestimmtheit du zu wissen glaubst, was kg.de ist.

Als Ausrede kann man so etwas doch höchstens sehen, wenn die Kritik kurz ausfällt und der Kritiker keine Gründe dafür nennt, warum etwas nicht seinen Geschmack trifft bzw. ihm nicht gefällt. Ein Allgemeines „mir hat deine Geschichte nicht gefallen/ deine Geschichte trifft nicht meinen Geschmack“ ohne Begründung hilft dem Autor nicht und legt nahe, dass der Kritiker keine Zeit oder keine Lust hatte, sich näher mit der Geschichte zu beschäftigen. Begründet derjenige aber, warum etwas nicht seinen Geschmack trifft, ist es konstruktive Kritik.
Meine Rede, Stefan, meine Rede!

Es ist nicht alles eine Frage des Geschmacks, es ist vieles eine Frage des Niveaus. Und das ist ein Problem des Forums, es wird zu oft bewertet, ob ein Text inhaltlich dem eigenen Weltbild entspricht, das Handwerkliche bleibt uninteressant.
Ich fürchte, Quinn, das wird sich nie vermeiden lassen. Rick hat es auf den Punkt gebracht: Man muss sagen, warum einem etwas gefällt oder nicht gefällt. Mehr wollte ich mit diesem Thread nicht erreichen: Dass die lapidaren Aussagen ohne Begründung oder ohne der Nennung der Kriterien weniger werden.


reich-ranicki hat in seinen wunderbar ungerechten und vollkommen subjektiv gefärbten tiraden bewiesen, dass literatur nur dann vergnügen macht, wenn man sie von der reinen arbeit (es gibt das schöne deutsche wort textarbeit)
befreit und die eigene interpretation hinzufügt.
Ach, kind, Reich-Ranicki hat nur bewiesen, dass wir alle Voyeure und voller Schadenfreude sind. Ihm zuzuschauen und zuzuhören machte Spaß, weil er aus einem reichen Kenntnisfundus schöpfte und das in gestochen scharfen Sätze verpacken konnte. Er sagte nie einfach „hat mir nicht gefallen“, er begründete seine Kritiken immer mit stichhaltigen Argumenten, so dass die anderen drei in der Runde oft fassungslos waren und kaum etwas dagegen sagen konnten.

Wenn ein bestimmtes Thema mich einfach nicht interessiert oder mir nicht gefällt, sprich, wenn es nicht meinem Geschmack entspricht, tut das der Qualität der Geschichte als solche doch keinen Abbruch.
Warum, Bella, schweigst du in solchen Fällen nicht? Oder sagst wenigstens dazu, was an der Geschichte dir nicht gefallen hat? Beispiel: Jetzt wissen wir zwar, dass du keine Tomatensuppe magst, aber wissen wir, was du sonst nicht magst? Natürlich wissen wir es nicht, und auch das mit der Tomatensuppe werden wir bald vergessen haben. D.h., du solltest das jedes Mal sagen, wenn es um die Suppen geht, und bei den Geschichten, wenn es um deine speziellen Kriterien geht.

Vor allem aber auch: was kann und was darf ich kritisieren? Darf ich mir anmaßen, ein Thema zu kritisieren, weil ich es geschmacklos finde bzw. es meinen Geschmack nicht trifft? MMn nein, denn das führt doch dazu, dem Autor vorschreiben zu wollen, worüber er schreiben darf und worüber nicht.
O doch, Stefan, man darf zu jedem Text seinen Senf dazu geben, und es ist der Sache des Autors bzw. anderer Kritiker, dich zurechtzuweisen, wenn du Unsinn redest. Was ich sagen wollte: Hier wird niemandem verboten, sich bloßzustellen. :D

Beispielsweise finde ich weder Joanne K. Rowling noch Donna Leon nach meinem Geschmack, doch zu ihrem persönlichen Glück waren beide Damen nicht von meiner Meinung und Kritik abhängig.
Das, Lev, bedeutet nur, dass du keinen Massen tauglichen Geschmack hast. Das ist nicht das Schlechteste, was einem im Leben passieren kann.

Ich dachte anfangs, ich würde etwas Unmögliches wollen, nun aber sehe ich, dass wir gar nicht so weit auseinander liegen. Ich danke allen, die sich zum Thema geäußert haben und hoffe, dass uns das wenigstens etwas weiter gebracht hat bei der Frage, wie mache ich’s richtig.

Sirius

 

Sirius schrieb:
Aber wenn einen das Thema nicht interessiert, dann braucht man de Geschichte nicht zu lesen, und wenn man sie trotzdem gelesen hat, dann braucht man nicht zu sagen, dass sie einem nicht gefallen hat, oder? Was kann der Autor mit so einer Äußerung schon anfangen? Das ist so als ob man sagen würde, ich mag keine Bananen und diese Banane auch nicht. Was anderes wäre aber, wenn er sagen würde, ich mag zwar keine Bananen, aber diese schmeckte mir.

Das sehe ich anders. Auch wenn ich keine Bananen mag, kann ich sagen, ob eine Banane faule Stellen hat oder ein besonders schönes Exemplar ihrer Art ist. Und ob mich mit der Banane (oder einer Geschichte, deren Thema mich nicht von vornherein interessiert), befassen möchte oder nicht, das ist meine Entscheidung, nicht die des Bananenverkäufers. So, und nun Schluss mit der Metapher :p
Der Autor kann eben meiner Meinung durchaus was damit anfangen, wenn jemand sagt: Ich mag diese Art Geschichten nicht. Wenn das nämlich von einem Leser kommt, den er eigentlich mit der Geschichte erreichen wollte, dann weiß er: aha, es ist mir nicht gelungen, mit dieser Geschichte meine "Zielgruppe" anzusprechen. Wenn der Kritiker dagegen nicht zur Zielgruppe gehört, dann weiß der Autor: na ja, es gibt eben Leute, denen gefällt diese Geschichte nicht - was ja bei jeder Geschichte der Fall ist - das ist mir aber egal, weil andere ihr was abgewinnen können.
Wenn letzteres der Fall ist, tut ihm die Kritik nicht weh, während es anderenfalls schade für ihn wäre, hätte er die Kritik nicht bekommen, weil der Kritiker sich gesagt hätte: Ach was solls, das ist ja "nur" mein Geschmack.
Ich bin grundsätzlich dagegen, dass man in einer Kritik irgendwas von vornherein weg lässt, obwohl es einem wichtig erscheint. Es gibt genügend sprachliche Mittel, um subjektive Meinungen zu kennzeichnen, und jeder Autor muss mit subjektiven Meinungen umgehen können.
Ich meine, es steht dir ja frei, das in deinen Kritiken so zu handhaben wie du möchtest, nur habe ich das Gefühl, du möchtest deine Sichtweise anderen aufdrängen und sie dazu bringen, ihre Kritiken so zu schreiben wie du es gerne hättest. So läuft das aber nun mal nicht.

Grüße von Perdita

 

Autoren sollten Kritiken jedweder Couleur annehmen, respektieren, kompetent beantworten bzw. mindestens höflich ignorieren lernen. Und zwar dies ganz im Sinne der eigenen Fortentwicklung, gibt es doch einen fundamentalen Zusammenhang zwischen der Kunstschafferei und der Umgang mit Öffentlichkeit. Ist es nun wirklich ein Problem, rein geschmacksartiges Missfallen schlicht zu bedauern und gut? Ja gerade da, wo man das Gefühl hat, der Geschmack hält als Begründungslückenfüller her, finde ich das angemessen, man hat schließlich selbst begrenzte Zeit und Nerven, wozu sich lang und breit über die Faulheit seiner zumal freiwilligen Leser aufregen.

Wovon ich längst abgekommen bin, ist, für irgendwelche allgemeingültigen Kritikrichtlinien zu plädieren. Kann mich ja nicht mal hundertprozentig an meine eigenen Vorsätze halten.


-- floritiv.

 
Zuletzt bearbeitet:

Ach, Häferl, warum unterstellst mir Dinge, von denen ich keine Ahnung habe. So weiß ich erstens nicht, was bei Leselupe so gepostet wird (war noch nie auf der Seite)
Ach, Sirius, ich dachte doch, es wäre aus dem Zusammenhang heraus zu erfassen, daß ich damit sagen wollte, solche Kommentare fände man eher bei der Leselupe als bei uns. Unterstellung sollte das keine gewesen sein.
Leselupe war aber auch einmal sowas wie ein geflügeltes Wort auf kg.de (z. B. hier und da und dort), oder wird/wurde eben oft stellvertretend für Literaturforen verwendet, wo gerne so unkonstruktiv wie von Dir geschildert kommentiert wird.

und zweitens überrascht mich schon, mit welcher Bestimmtheit du zu wissen glaubst, was kg.de ist.
Stimmt, ich bin erst seit gestern da und muß das erst herausfinden. Es war nur eine Eingebung, die mir gesagt hat, daß Kommentare à la "Hat mir (nicht) gefallen" oder eben "War nicht/ganz nach meinem Geschmack" hier nicht toleriert werden, sondern Mitglieder und/oder Mods in so einem Fall Begründungen verlangen, worauf diese Neulinge ihre nächsten Kritiken meistens konstruktiver zu gestalten versuchen (was manche aber auch erst lernen müssen), deshalb kommt die von Dir beschriebene Situation ...
Er muss das nicht einmal begründen, er sagt einfach, „mit dieser Geschichte hast du meinen Geschmack nicht getroffen“ und schon kann der Autor das höchstens bedauern, dagegen argumentieren kann er nicht.
... eigentlich nicht vor. Wenn ein Neuling solche Kommentare schreibt, hat der Autor wie jeder andere im Forum die Möglichkeit, nachzufragen. Niemand kann "höchstens bedauern", wer nicht nachfragt, ist selbst schuld.

Und was die Geschmacksfrage grundsätzlich angeht, finde ich, daß das dem Geschmack des Kritikers überlassen bleiben sollte. Es zeigt ja auch, daß der Kritiker seine Meinung nicht für allgemeingültig hält, sondern sich bewußt ist, daß man das auch ganz anders sehen kann, weil es eben eine Geschmacksfrage ist, ob einem dieses oder jenes gefällt oder nicht.
Es wurde schon gesagt, daß man mit dem Hinweis, etwas an der Geschichte oder gar die ganze sei eben nur nicht nach dem persönlichen Geschmack, eine harte Kritik ein wenig abschwächen kann, man kann sie aber auch im positiven Sinn damit steigern, wenn man z. B. schreibt: "Dialoggeschichten sind zwar gar nicht mein Geschmack, aber Deine hab ich trotzdem gern gelesen, weil ..."

Letztlich obliegt es eben dem Geschmack des Autors, welche Informationen aus den Kritiken er für beachtenswert einstuft und welche nicht, manche werden viel Wert darauf legen, ob sie den Geschmack der Leser treffen, anderen wird es egal sein. - Wenn ich also in einer Kritik etwas mit meinem Geschmack begründe, überlasse ich die Entscheidung dem Autor, ob er darauf Wert legt oder nicht. Würde ich mir darüber den Mund verbieten, würde ich auch dem Autor die Entscheidungsmöglichkeit nehmen, den Geschmack der Leser wichtig zu nehmen oder nicht.

Liebe Grüße,
Susi :)

 
Zuletzt bearbeitet:

Nichtsdestotrotz meint jeder, sein Geschmack wäre „besser“ oder „feiner“ als das der anderen, ja man geht sogar so weit und unterstellt dem anderen, wenig bis nichts von Kunst zu verstehen, natürlich nicht so direkt, sondern mehr im Unterton.

als ob es hier kunst zu lesen gäbe :hmm: diesen aphorismus habe ich mir übrigens selbst ausgedacht: "allein die absicht, kunst zu schaffen, ist größenwahn." ich bin übrigens manchmal etwas größenwahnsinnig.
jeder geht an texte mit bestimmten vorurteilen bzw. einem vorwissen heran. jeder von uns hat ein anderes wissen, eine andere lebenssituation, eine andere leseerfahrung und lesekompetenz. deshalb wird auch jeder von uns einen text komplett unterschiedlich verstehen und auch unterschiedlich gut finden. manche sind sich der bedingungen ihrer urteile bewusst und können erklären, was ihnen an einem text nicht gefällt, andere sind es nicht, die schreiben dann, dass die geschichte nicht ihr geschmack sei. meistens kann man sein urteil nur richtig begründen, wenn man sich wirklich mit einem text beschäftigt hat, man also eine echte grundlage für sein urteil hat. dies scheint mir hier häufig nicht der fall zu sein. ich selbst meide hier längere texte, weil ich weiss, dass ich mich denen allein aus zeitgründen nicht so widmen kann, wie sie es vielleicht verdient hätten, mein urteil also eine schwache basis hätte. wobei ich hier auch leider zugeben muss, dass viele längere texte bereits nach einigen zeilen wie wortschwall auf mich wirken und ich das lesen abbreche, weil ich den eindruck habe, dass es die mühe nicht lohne.
im übrigen schreibe ich lieber selbst, als dass ich kritiken mache. zumindest würde ich beides gerne trennen. vielleicht wäre es sinnvoll, kritiken und texte unter verschiedenen nicknames zu veröffentlichen. zu sehr scheint mir in solchen foren die regel zu gelten: "wie du mir, so ich dir."

 

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