Gespräch auf der Damentoilette
„Ist er nicht süüüss!“
„Gefällt er Dir? Ich finde er hat eine etwas zu grosse Nase, aber sonst...“ Sie zog sich die Lippen im großen Spiegel nach. Ihre Freundin beobachtete sie dabei mit einem leicht abwesenden Blick. Dann: „Er findet mich bestimmt fett.“
„Wie kommst Du denn darauf.“ Sie blickte ernst an den üppigen Hüften der Freundin vorbei, als wären sie gar nicht vorhanden. „Ich finde Du bist überhaupt nicht dick“, log sie. Sie wollte ihr nicht den Mut nehmen.
„Findest Du wirklich?“, fragte die Freundin zweifelnd und sah an sich herab. „Glaubst Du ihm gefällt meine Frisur?“ Sie blickte in den Spiegel und fuhr sich durch den Kurzhaarschnitt. „Irgendwie liegen sie so platt. Sie mal.“
Sie blickte auf den Hinterkopf ihrer Freundin, der so flach war wie ein Brett war. „Hattest Du das Gefühl, dass er etwas von Dir wollte“, versuchte sie abzulenken. Sie hatte es satt zu lügen.
„Hat er mich nicht die ganze Zeit angesehen?“ Ihr Stimmung hob sich deutlich.
„Oder?“, verlangte sie eine Zustimmung.
„Kann schon sein.“ Sie tat als würde sie überlegen.
„Findest Du nicht?“ Ihr Stimme nahm wieder einen zweifelnden und gleichzeitig fordernden Ton an, während sie ihre Freundin bittend im Spiegel ansah.
„Doch....“ Sie tat als würde sie sich erinnern. „Ja, er sah Dich schon immer wieder an.“ Sie dachte an den jungen Mann, der draußen alleine an ihrem Tisch saß. Es machte keinen Unterschied, dass sie noch kein einziges Wort mit ihm gewechselt hatten. Auch nicht, dass sie sich zu ihm gesetzt hatten, weil sonst kein Tisch mehr frei war.
„Soll ich ihn ansprechen?“, platzte ihre Freundin plötzlich hervor.
Warum eigentlich nicht. „Ja, warum nicht“, antwortete sie ihr mit einer leichten Sensationsgier. Vielleicht wurde ja wirklich etwas daraus, wer weiss? „Auf wen hat er eigentlich gewartet?“ Sie zog ihre Strümpfe hoch.
„Keine Ahnung.“ Ihre Freundin sah sie fragend an.
Eine viertel Stunde war vergangen, als sie wieder zurück ins Lokal gingen.
„Wer ist denn diiee Tussi!“ Ein Mädchen saß neben ihm, seinen Arm um ihre Schultern.
„Komm gehen wir in ein anderes Lokal“, versuchte sie ihre hysterisch werdende Freundin von hier wegzubringen. Es war ihr schon peinlich wie die Leute hersahen. Plötzlich blieb der wildgewordene Blick ihrer Freundin an einem entsetzt starrenden Jungen hängen. Ein Lächeln umspielte ihre Lippen. „Sieh mal, dort ist noch ein Platz frei.“