Was ist neu

Gespräche

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22.11.2002
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Gespräche

Das Telefon.

- Hallo?
- Ich bin’s.
- So.

- Was machst du?
- Ich.
- Ich wollte dich fragen,...
- Ja?
- ...ob du mit in die Stadt gehst?
- Nein.

- Was machst du?
- Ich bin...
- Ja?
- ...nackt.
- Nackt.
- Ich hab gebadet.
- Du kommst also nicht.
- Ich habe gebadet.
- Warum kommst du nicht.
- Ich habe gebadet, ich muss jetzt duschen.
- Ja.

- Ist dir kalt?
- Warum?
- Du hast gebadet?
- Habe ich.
- Nun, ist dir nicht kalt?
- Warum?
- Du bist nackt.
- Ich heize.
- Ich auch.
- Wann?
- Jetzt.
- Wohin?
- In die Stadt?

- Du heizt in die Stadt?
- Und zu Hause.
- Ich bin auch zu Hause. Und heize.

- Du kommst nicht?
- Warum.
- Es wird lustig.
- Woher weißt du?
- Ich glaube.

- Glaubst du an Gott?
- Ja.
- Auch in der Stadt?
- Manchmal.
- Was denkst du dann?
- Ich...
- Ja?
- ...denke an Gott.

- Ist Gott in der Stadt?
- Glaubst du an Gott?
- Wenn er mal in der Stadt ist.

- Was machst du?
- Ich telefoniere. Du?
- Kommuniziere.
- So.
- Ich werde nicht baden.
- Ich habe gebadet.
- Ich werde mich waschen, jedoch nicht duschen.
- Ich habe mich gewaschen. Ich werde mich duschen.

- Bist du sauber.
- Nein.

- Wasch dich mal!
- Ich werde mich duschen.
- Wo?
- Im Regen.
- Du kommst also?
- Ich weiß noch nicht.
- Wer kommt noch?
- Vielleicht du.
- So.
- Und...
- Und?
- ...nein.

- Kenne ich es nicht?
- Du kennst sie.
- Wen?
- Sie.
- Sie?
- Ja.
- Stimmt, ich kenne sie gut.
- Siehst du?

- Ich werde nicht mehr sauber.
- Ich auch nicht.
- Werde nicht duschen, hat ja doch keinen Sinn.
- Nein.
- Ich bin.
- Das stimmt.
- Nimm dich nicht so hart dran!
- Doch.
- Keiner wird sauber.
- Werden, wird es keiner.
- Nein.
- Man versagt sich zu säubern.
- Wird man unsauber geboren.
- Vielleicht.
- Man ist also dreckig bei der Geburt?
- Nein.
- Die Gebärende, ist die Gebärende unsauber, verstehst du, unsauber?
- Notwendigerweise.
- Weil sie gebärt, oder weil sie geboren ist?
- Weil sie geboren ist.

- Der Mann?
- Ist dreckig?
- Scheinbar nur unsauber.

- Ist die Stadt unsauber?
- Die Stadt müsste dreckig sein.
- Weil der Mann dreckig war?
- Und die Frau vielleicht auch.

- Das Kind.
- Macht sich irgendwann unsauber.
- Aber es ist doch noch ein Kind!
- Und es macht sich irgendwann unsauber.
- Wann?
- Mit einem Monat vielleicht.
- Immer mit einem Monat?
- Nein. Vielleicht mit einem Jahr, mit 34, mit 80, mit seinem Tod?

- Werde ich dich heute Abend sehen?
- Die Stadt ist unsauber, vielleicht dreckig.
- Du auch.
- Ich vergaß.
- Das ist es, was dich...
- Ja?
- ...unsauber macht.

- Mir ist schlecht.
- Nein.
- Wieso?
- Schau dich an, du kannst heizen.
- Ja, und?
- Telefonieren.

- Der Mensch ist auch nur ein Tier.
- Ein unsauberes.
- Sie essen gerne fettig.
- Wer?
- Manche.
- Macht sie das zum Tier.
- Nein. Vielleicht? Nein.
- Das Tier will sich messen.
- Es geht nicht sozial.
- Das liegt in der Natur.
- Die Natur will keine Sozialität.
- Auch Darwin nicht.
- Auch Darwin ist Natur.
- Die Natur wusste das schon.
- Darwin nicht.

- Wie willst du leben.
- Wie ein Tier.
- Das tust du.
- Ich.
- Du bist schließlich eins.
- Warum habe ich die Verantwortung.
- Über was?
- Über die Natur.
- Die machst du dir.
- Stimmt, schließlich bin ich Natur.
- Und die Natur will das du sie zerstörst?
- Ich verändere sie.
- Wieso?
- Es liegt in meiner Natur.
- Warum schützt du Sie?
- Weil ich merke, dass ich ohne sie zu schütze bald keine Meinung mehr haben kann.

- Dann hast du jetzt schon keine Meinung mehr.
- Aber in anderen Dingen habe ich Meinung, an die klammere ich mich, die Hauptmeinung habe ich nicht, das liegt in meiner Natur.

- Warum zerstörst du dich nicht?
- Weil ich klammere. Das ist meine Natur.

- Wenn du es besser haben willst, folge deiner Grundnatur.
- Dann sehe ich dich heute Abend nicht.
- Aber danach.

- Sehr viel später. Nie?
- Du musst sie erst überzeugen, das ist wahr.
- Sozial Denkende können nicht mit Geld umgehen.
- Geld regiert die Welt.
- Sozial denkende wollen auch Geld.
- Leute, die mit Geld umgehen können,...
- Ja?
- ...können nicht mit Tieren umgehen.
- Man kann nicht beides haben.
- Nur in stärkster Form.
- Ja.

- Nach dem du es gemacht hast, fühlt es sich so an als ob man beides hätte.
- Nach was?
- Dem Krieg.
- Ach ja.

- Die Natur will den periodischen Krieg.
- Das will sie.
- Das zeigt sie.
- In allen Geschöpfen.

- Machst du Krieg?
- Ich kann nicht, will nicht.

- Werde Politiker!
- Politik liegt mir nicht.
- Aber reden.
- Ja.

- Warst du gut?
- Wann?
- In der Schule?
- Worin, sag mir worin, sag es mir!
- Im reden.
- Ich wäre besser im Interpretieren gut gewesen.
- Man sagte mir vor der Schule...
- Ja?
- ...wenn ich sie verlassen würde, würde ich gut im Interpretieren gewesen sein.
- Manche sind es noch.
- Ja.
- Man kann nicht mehr.
- Nein.

- Was magst du?
- Hopfen
Orchideen
Flusspferde
Füße
Enten in Flüssen
Natur
Teilchen vom Bäcker
Licht
Ignorante Busfahrer
Chlorfrei gebleicht
Hanf
Musik
Untergrund
Seide
Styliten
Destillation
Angst
Saxophon
Kanülen
Emulsin
Imbroglio bei meiner Lieblingsmusik
Navicula
Metaplasmus
Elektrifikation
Napalm
Schrittmacher
Chlamys
Helios
Intelligenz bei promiskuitären Frauen
Narziss
Taft
Emersion
Reboundeffekte
Präparate
Rodonkuchen
Eviktion
Trichotomie
Imputationen
Emanation
Rhagaden
Enteroklysma bei meinem Lieblingsarzt
Negride
- Sonst nichts?
- Doch.
- Aber?
- Es soll nun nicht hier hin.
- Ja.
- Warum magst du es?
- Liegt es in meiner Natur?
- Die Natur hat dich dazu gebracht.
- Meine Umwelt?
- In allen Aspekten.
- Es hätte anders kommen können.
- Hättest du heute nicht gebadet...
- Dann wäre ich anders?
- Nein.
- Ich.
- Du hättest heute nicht gebadet, und hättest du heute nicht gebadet, wärst du jetzt anders.
- Ich bin noch nicht sauber.
- Das ist keiner.
- Wieso?
- Weil die Natur es so will, oder weil es die Natur einmal so wollte.
- Danach konnte nie jemand mehr sauber werden.
- Weil es danach die Umwelt auch nicht mehr war.

- Das denke ich.
- Sonst kannst du nichts denken.
- Doch.
- Aber nicht zugleich.
- Doch.
- Nein, nur kurz hintereinander.
- Ja.
- Du kannst nicht zwei Sachen denken.
- Doch.
- Nicht zugleich.
- Ja.

- Warum ist es für Erwachsene schlimmer...
- Ja?
- ...wenn ein Kind stirbt?
- Weil sie älter sind.
- Und?
- Weil die Anderen nicht so alt sind.
- Und?
- Alte wissen wie lange es dauert.
- Andere nicht?
- Nein.

- Dachtest du an etwas?
- Wann?
- Vorhin.
- An Tote.
- Und?
- Nichts.

Da schoss es ihm in den Sinn, wie ein Blitz traf in der Gedanke. Jener Gedanke, der ihm so viele Bedürfnisse befriedigen würde. Jener Gedanke war so gut, ausgereift, souverän und kurz vor der Perfektion. Er war einfach, genial und nur er zählte in diesem Moment. Nahm besitz von ihm.
Dieser Gedanke, er kam so unvorhersehbar, schnell und unangekündigt, obwohl er etwas ahnte. Man hätte es voraussehen können. Man hätte ihn prophezeien können, ihn sicher deuten können. Er bahnte sich an, in seiner ganzen Gefühlswelt, Gedankenwelt. Es war so klar, dass er irgendwann kommen musste. Jetzt war der Augenblick.
Und es schoss schon wieder. Jenes Gefühl machte sich breit. Mitten in seinem Hirn. Für kurze Zeit merkte er es. Er merkte es mitten in seinem Hirn. Es musste wirklich ein guter Gedanke sein, er war schließlich, und das wusste, nein das spürte er, mitten in seinem Schädel, mitten drin. Dieser Gedanke. Er nahm besitz von ihm, überwältigte ihn, steuerte ihn und sprang über. Führte sich aus. Er würde so viele Bedürfnisse befriedigen, dass wusste er. Er malte sich schon aus, wie es besser werden würde, doch konnte er nicht denken. Er hatte das Gefühl, dieser Sinn, würde ihn völlig beherrschen. Er war nicht mehr er selbst, er war dieser Gedanke. Der Gedanke war nun er. Es gab nichts neben ihm und seiner Erfindung, doch konnte er alles spüren, immer wieder. Stolz war er nicht, dazu fehlte die Zeit. Was lenkte ihn, er wusste es nicht, konnte es nicht sagen, vertraute dem Gedanken. Und er wurde stärker.
Es gab keine Gelegenheit mehr etwas zu denken, nur dieser Akt war wichtig, ihn durchzuführen und seine befriedigende Wirkung zu erfahren. Und es zischte, jetzt war nur noch der Gedanke Herr über seinen Körper, nur noch er Herrscher aller Ereignisse.
Seine Hand. Er erhob sie. Seine Hand, umspannt mit zarter weißer Haut, ohne Falten, beweglich und sensibel, unbenutzt und weich, nicht die Hand eines Mannes der arbeitet, nein, so war seine Hand nicht, seine Hand war ihm hörig, doch nun war selbst er sich nicht mehr hörig. Diese Hand, gelenkt von seinem Gedanken, ohne diesen Gedanken denken zu können, dazu war er nicht mehr in der Lage, dazu war sein Gedanken zu erwachsen geworden, er würde jetzt trauern wenn ein Kind stirbt. So war sein Gedanke. Und dieser Gedanke wollte, dass die Hand sich öffnet. Und die Hand folgt ihm, hört ihm zu. Devot folgt sie ihm, dem Gedanken, selbst kann sie nichts denken, alleine ist sie tot. Und sie öffnet ihre Handfläche, formt einen Bogen, einen halbrunden, weichen Bogen. Denkt nicht, formt nur, ist deutsch.
Sie kommt dem Ziel des Gedanken näher, stetig näher. Berührt es fast. Umgreift es. Besitzt es, der Gedanken besitzt es. Die Hand erzählt. Sie erzählt dem Gedanken von ihrem Besitztum. Sie erzählt von der frische ihres Besitztums. Der Besitztum ist kühl, sagt sie, erfrischt, und ist hart, so sagt sie, er widersteht mir, so hart ist er.
Und wieder hebt sich seine Hand. Bewegt sich zu seinem Mund. Die Hand. Die Hand, zeigt dem Mund ihre Kostbarkeit, die alles besser machen wird. Sie lässt den Mund teilhabe an ihrem Besitztum.
Auch der Mund erzählt. Er erzählt von der Frische. Und die Augen erzählen, erzählen von der Frische, wie das Wasser perlt, wie die Kohlensaure des Wassers die Wände des Glases hochklettern. Das Wasser ist eins mit dem Glas. Das Wasser ist weich, und verbunden mit dem Glas. Doch der Gedanke probiert es, will das Wasser. Er will, dass das Wasser alles besser macht. Das Wasser.
Das Wasser löst sich tatsächlich. Ist Brücke zwischen Glas und Mund. Findet den Weg in den Mund, füllt den Mund, ist nicht eins mit dem Glas. Und es macht alles besser.

Nachdem sein Durst gestillt war, war auch der Gedanke verloren gegangen.


- Ich kann nicht zwei Dinge denken.
- Nein, das kannst du nicht.

- Sehe ich dich heute Abend?
- Du hörst mich.
- Sehe ich dich?
- Jetzt nicht.
- Heute Abend?
- Vielleicht.

- Ist dir kalt?
- Warum?
- Du hast gebadet?
- Habe ich.
- Nun, ist dir nicht kalt.
- Ich brenne.
- Ja.

- Aaaaaaaaaaahhhhhhhhhhhhhh.
- Halt ’s Maul

- Mir ist nicht kalt.
- Mir auch nicht.
- Ich brenne.
- Ich nicht, ich heize.
- Ich auch.
- Du brennst und heizt?
- Nein.
- Du brennst und heizt?
- Nein.
- Du brennst und heizt?
- Ich heize indem ich brenne.
- Du brennst?
- Ich brenne...
- Ja?
- ...das Holz.

- Du hast keine Heizung.
- Doch.
- Du heizt nicht mit ihr.
- Nein.
- Du heizt mit dem Kamin.
- Ja.
- Ich kenne dich.
- Ich kenne dich.
- Ja.
- Gut.

- Ich rief vorhin schon an, um dich zu fragen...
- Ja?
- ...ob du mit in die Stadt gehst.
- Ich badete.
- Ja.

- Hast du sie gesehen?
- Nein.
- Kommt sie heute Abend.
- Vielleicht.
- Nicht sicher?
- Nein.
- Ich möchte sie wieder sehen.
- Du siehst sie täglich.
- Trotzdem.
- Du magst sie?
- Ja.
- Du siehst sie täglich.
- Ja.
- Was magst du noch?
- Das weißt du.
- Ja.
- Das ist alles, was ich sagen will.
- Du redest wenig.
- Du auch.
- Wir reden wenig.
- Wir reden wenig.
- Nein.
- Ich mag sie.
- Sie ist nett.
- Sie ist nicht wie die Anderen.
- Ja.
- Sie ist nicht netter.
- Nein, aber anders.
- Aber nicht netter.
- Geduldiger.
- Ja, das ist sie.
- Gefällt sie dir.
- Sie ist hübsch.
- Nicht hübscher als die Anderen.
- In meinen Augen ist sie hübsch.
- Nicht hübscher als die anderen.
- Nein.
- Aber...
- Ja?
- ...nein.
- Ich finde sie schön.
- Ja.
- Es gibt Schönere.
- Ja.
- Aber sie sind nicht so attraktiv.
- Das stimmt.
- Sie ist die schönste.
- In allen Facetten.
- Sie nervt nicht.
- Nein.
- Schöne nerven bald.
- Sehr bald.
- Ich assoziiere schon.
- Was?
- Dinge mit Ihr.
- Orte?
- Auch.
- Liebst du sie.
- Ich weiß noch nicht, vielleicht nervt sie bald.
- Könnte sein.
- Noch stört sie nicht.
- Nein.
- Ich glaube nicht, dass sie nervt.
- Ich auch nicht.
- Gut.
- Sehr gut.
- Ja, das ist es.
- Das ist sie.
- Das ist sie.
- Ja.

- Wenn sie kommt, siehst du mich heute Abend.
- Ich höre dich.
- Wenn sie kommt,...
- Ja?
- ...siehst du mich.
- Frage sie doch mal.
- Ich könnte sie fragen.
- Ja.
- Du könntest sie einmal...
- ...anrufen?

 

Das nenne ich ein Experiment. Auch wenn es nicht viel mit einer Geschichte zu tun hat, muss ich dir dazu ein Kompliment machen. Es ist echt lustig...

 

Wow... Genial. Das ist echt genial. Diese Geschichte ist verwirrend und sinnlos, aber genial. Oder vielleicht deswegen so genial. Hat etwas von den Filmen von Andrej Tarkovski.

Nur die Sache mit der Hand... deutsch? Ich kann mir nicht vorstellen, was dieses Wort an der dortigen Stelle bedeuten sollte.

Ansonsten einfach nur... genial.

 

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