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Gjarborns Herz

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13.09.2009
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Gjarborns Herz

Ein Heulen zog durch die tiefen Schluchten und vereiste ihnen sämtliche Glieder. Tief unter ihnen riss ein wilder Gebirgsfluss große Eisbrocken aus den Wänden der Gletscherspalte. Die Eiswände waren steil und glatt, ein Sturz in die eisigen Fluten hätte den sicheren Tod zur Folge. Wie ein tiefgrauer Mantel verhangen Wolken den Himmel und zeugten von dessen stürmischen Zorn.
Unentwegt peitschte ihnen der Wind Schnee und Eis entgegen. Schneidende Kälte gefror ihre Gliedmaßen, ließ ihre Finger taub werden. Nur lange Pelzmäntel, die sich fest um ihre Träger wanden, verhinderten, dass sie vollends dem Erfrierungstod erlagen. Dicke Flocken verfingen sich in buschigen Augenbrauen und langen Bärten, bedeckten sie mit körnigem Weiß. In ihren braunen Augen stand eiserne Entschlossenheit. Erneut zerrte eine Windböe an den Haaren und Mänteln, ließ Umhänge wehen und ihre Träger zittern.
Sie waren nahe an ihrem Ziel. Hier und dort blitzten bronzene Rüstungsteile an den Körpern der kleinen Gestalten auf. Kurz stach ein Emblem hervor, bis der Träger seinen Mantel bibbernd enger um sich schlang. Ein goldener Hammer, umschlossen von einem Band aus Runen. Übersetzt lauteten sie: „Kraft, Geist und Geschick mögen all eure Taten leiten!“
Es waren die Insignien der Ingenieure Tjorondjils, deren geniale Zwerge und Kobolde laufend neue Maschinen entwarfen und das Rückgrat des zwergischen Königreichs bildeten.
Vor ihnen lag eine schwankende Brücke.
Einer der Zwerge schrie gegen den Wind an, der daraufhin laut zu protestieren schien. Die kehlige Stimme des Ingenieurs ertönte: „Wie weit ist es noch, Meister Kordaran?“
Der Angesprochene hob eine rissige, wettergegerbte Hand. Zitternd deuteten blaue Finger in Richtung der tanzenden Brücke und ihrer vereisten Pfosten.
„Hinter der Brücke, dann noch um den Berg herum“. Seine Stimme klang dumpf im heulenden Wind.
„Seid vorsichtig!“, rief er. Kordaran wusste, dass sie ihrem Ziel nahe waren. Gjarborns Höhle. Als der Meisteringenieur an ihr Ziel dachte, durchfuhr ihn ein warmes Schütteln und vertrieb für kurze Zeit die klirrende Kälte aus seinen Gliedern. Ein sagenumwobener Schatz. Ein Stein, so klar wie das Eis selbst, erfüllt von mächtiger Energie. Kordaran konnte es kaum erwarten die Kräfte des Steins näher zu erforschen und die uralte Magie den Ingenieuren Tjorondjils gefügig zu machen. Kaum auszumalen, welche Möglichkeiten sich daraus ergeben würden.
Er kniff die Augen zusammen und hätte schwören können in der gegenüberliegenden Gletscherwand tiefblaue Augen zu erkennen, die ihm wie zwei riesige Saphire entgegen blitzten. Schließlich zerschmolz das Bild im Schneesturm und man hörte das Ächzen mächtiger Schwingen. Der Drache beobachtet uns, dachte Kordaran.
Seine gerissenen Lippen verzogen sich zu einem Grinsen, welches unter dem dichten, braunen Bart kaum erkennbar war. Struppiges Haar rahmte das lederige Gesicht und die ernsten Augen ein.
Eine mächtige dreiläufige Kanone war auf seinen Rücken geschnallt und tanzte, als der Wind an ihr zerrte. Sie hatte ihm auf vielen Schatzjagden gute Dienste erwiesen. Der hölzerne Griff war zerkratzt, auf den drei Metallrohren zeichneten sich die Spuren zahlreicher Kämpfe und Begegnungen mit mächtigen Kreaturen ab. Ruß färbte das Innere der Läufe schwarz wie die Nacht.
Trotz der schmutzigen äußeren Erscheinung, funktionierte der Drehmechanismus, der automatisch mit jeder Drehung nachlud. So konnte er bei vollen Pulver und Munitionsreserven, welche sich im hölzernen Griff verbargen, bis zu achtzehn Schuss verschießen bevor er das Kugellager nachfüllen musste. Für den Nahkampf war ein langes Klingenblatt an der Unterseite befestigt und bildete ein Bajonett mit dem man Hiebe abwehren und selbst zuschlagen konnte.
Kordaran kniff die Augen zusammen und versuchte die dichte Wand des Schneegestöbers zu durchdringen. Er achtete gleichzeitig darauf auf den gefrorenen Steinstufen nicht auszurutschen.
Schließlich entdeckte er das Ziel ihrer Expedition. Zuerst öffnete sich vor ihrem Blick nur ein verschwommener Spalt, der sich allmählich zu einer breiten Kluft im Fels verdeutlichte. Rechts und Links erhoben sich die weißen Giganten der Gletscher und wachten stumm über die hohe schwarze Öffnung im Berg. Klagend hallte ihnen der Wind wie ein heulendes Echo entgegen.
Die Spuren mächtiger Klauen in Fels und Eis blieben Kordarans Augen nicht verborgen. Wie die Fährte eines gewaltigen Raubtiers führten sie in die Höhle hinein. Kordaran gab seinen Männern mit einem Handzeichen zu verstehen, dass sie sich in die Höhle begeben sollten.

In der Dunkelheit der Kluft war es wärmer, als im Schneesturm draußen, aber die Kälte brachte den zwölfköpfigen Trupp trotzdem zum Zittern. Mit einem Knistern wurden mehrere Fackeln entzündet und erleuchteten ihren Weg. Schnee bedeckte den Boden. Kordaran konnte keine verdächtigen Geräusche ausmachen, nur der monotone Klang ihrer Schritte und das Knirschen des Schnees unter ihren Füßen. Dies beunruhigte ihn. Wenn der Drache wusste, dass sie kamen, warum zeigte er sich nicht? Oder hielt er es nicht für nötig sich um die Eindringlinge zu kümmern? Dieser letzte Gedanke mehrte das Unbehagen des Meisteringenieurs. Er lauschte in die Dunkelheit. Sein Atem ging ruhig und kondensierte an der kalten Luft. Kordarans Augen wanderten über die rauen unbehauenen Felswände und das Geröll, das wie Inseln aus der monotonen weißen Decke hervorragte. Er konnte die Nervosität spüren, die seine Kameraden umgab. Auch sie hatte dieses Unbehagen gepackt, etwas stimmte hier nicht. Mit zitternden Händen tastete der Zwerg nach der Waffe auf seinem Rücken und schnallte sie ab. Er fühlte die Kälte des Griffs und umschloss ihn fester.
Die wachsamen Augen glitten von Felswand zu Felswand und erkundeten jede dunkle Nische. Er hörte den stoßartigen Atem eines Zwergs und drehte sich um. Es war Gesgar. Dessen rotgeäderte Augen wanderten panisch hin und her.
„Hast du etwas gehört Gesgar?“
Der Zwerg mit dem Namen Gesgar, legte seinen Rucksack ab und steckte die Fackel in den tiefen Schnee. Aus der Tasche rollte eine metallene Kugel, aus der sich ein schwarzer Faden emporschlängelte. Pulvergranaten, wusste Kordaran, für den Fall, dass die Höhle verschlossen worden war. Doch der Weg präsentierte sich ihnen offen. Erneut befiel Kordaran ein ungutes Gefühl. Es war zu leicht, viel zu leicht. Dies war nicht die Art, wie man seinen wertvollsten Besitz schützte.
„Er … Er spricht zu mir!“
„Wer?“
„E-Eine Stimme. Sie warnt mich … Ein Verräter“
Hektisch zog er seine Waffe und fixierte einen Zwerg, an dessen Namen sich Kordaran nicht erinnerte.
„Du!“
„I-Ich?“, erwiderte der Angesprochene unsicher.
„Du wirst mir den Schatz nicht wegnehmen!“, schrie Gesgar. Aus seinen Augen sprach der Wahnsinn. Bevor der Zwerg reagieren konnte war Gesgar bereits bei ihm und zerteilte dessen Schädel mit der gezogenen Axt. Es knackte und ächzend wandte sich Gesgar um. Seine Augen wanderten panisch von Gesicht zu Gesicht.
Kordaran hob die Waffe.
„Was soll das??“, rief er schockiert. Die drei Läufe blitzten dem Wahnsinnigen entgegen.
Mit lautem Gebrüll stürmte Gesgar auf ihn zu. Er tötete zwei Zwerge, die ihm im Weg waren. Die Schreie der Sterbenden hallten durch die Höhle und wurden als Echo zurückgeworfen. Mit weitaufgerissenen Augen und einem Ausdruck schockierter Überaschung gingen sie zu Boden. Blut färbte die weiße Decke purpurn und es glitzerte rubingleich im Licht einer zu Boden gefallenen Fackel.
„Ihr werdet es mir nicht nehmen!“, brüllte Gesgar. Dann ein donnernder Knall und Kordarans ehemaliger Freund stürzte wimmernd, die Hände an die Brust gepresst, wo in die Metallkugel getroffen hatte. Die Kanone rauchte und klickend setzte sich der Drehmechanismus in Gang, als Kordaran den nächsten Lauf hochdrehte. Stille erfasste die Höhle, als Gesgar mit einem letzten Gurgeln und Ächzen sein Leben aushauchte. Kordaran suchte die Gesichter der verbliebenden Truppe ab. In Ihnen stand Schock und Unverständnis. Gesgar war ein Freund gewesen, ein langjähriger Kampfgefährte, auf den man sich verlassen konnte. Niemand konnte ihm eine solche Tat zutrauen. Vier von ihnen waren tot. Trauer überfiel Kordaran, er kannte diese Zwerge schon lange. Mit einem bitteren Geschmack auf der Zunge schluckte er den Kloß herunter und verdrängte seine Gefühle. Sie hatten eine Mission zu erfüllen.


Vor den Zwergen teilte sich der dunkle Tunnel in zwei Gänge endloser Schwärze. Sie blieben stehen, fragende Blicke fixierten Kordaran. Wogen kühler Luft schlugen ihnen aus beiden Richtungen entgegen. Im Zwielicht der knisternden Fackeln wirkten beide Wege gleich.
„Wir sollten uns aufteilen“, sagte Kordaran, „Limbur, Korgrim, Kaskar, ihr kommt mit mir! Der Rest folgt Ardun!“
Ein gedrungener schwarzbärtiger Zwerg, dessen Gesicht eine riesige adlerhafte Nase zierte, nickte. Mit einem Handzeichen signalisierte er den Angesprochenen ihm zu folgen. Kordaran wusste, dass Ardun nicht gerne sprach, warum er dies nicht tat, konnte allerdings niemand sagen. Stumm öffnete sich die dunkle Leere des rechten Weges und verschluckte die vierköpfige Zwergentruppe. Schließlich verschwand das Fackellicht hinter einer Beigung und der Klang der Schritte verhallte, bis nur noch das monoton wirkende und regelmäßige Aufheulen des Windes blieb. Kordaran wandte sich der linken Passage zu. Nun denn, dachte er, auf ins Unbekannte.
„Folgt mir“, flüsterte er während er die schroffen Felswände bestaunte. Das Eis der Jahrhunderte hatte das Gestein in bizarre Formen gedrängt. Muster bildeten sich bei längerer Betrachtung, verschmolzen mit dem weißblauen Eis und Schneefragmenten. In einer dunklen Nische meinte er blaue, saphirgleiche Augen zu erkennen. Nach einem Lidschlag waren sie wieder verschwunden. Kordaran tat es als Einbildung ab. Trotzdem spürte er wie er nervöser wurde. Die Zwerge erreichten eine vereiste Halle. In der Mitte der runden Höhle erhob ein eisblauer Obelisk, der sich der Decke entgegen schraubte. Erst jetzt fiel ihm auf wie hell erleuchtet die breite Halle war und erkannte die Quelle des Lichtes. Über der gewaltigen Eissäule hing schweigend ein Kronleuchter. Bläuliche Flammen brannten lautlos in antiken Eisenringen. Gefrorene Zapfen zogen sich von ihnen noch unten und glitzerten. Obwohl es erregt flackerte, schien es so wenig Hitze zu verstrahlen, wie es knisterte. Sie waren wohl magischen Ursprungs, dachte Kordaran.
Sein Blick fiel auf verzerrte dunkle Zeichen. Der Runenschriftzug war wohl mit einer schwarzen Flüssigkeit auf das Eis des Obelisken gezogen. Das werde ich mir genauer ansehen, dachte er. Kordaran musterte die Züge seiner Zwerge. Aus ihnen sprach Erschöpfung und Anspannung.
„Wir machen hier eine kurze Rast!“, sagte er, und ich werde mir diese Inschrift ansehen, fügte er innerlich hinzu.
Mit knirschenden Schritten näherte der Zwerg sich dem Obelisk. Direkt vor ihm schraubte sich nun die Säule wie eine gewaltige Skulptur aus reinem Eis in die Höhe und erzeugte in ihm das Gefühl winzig und unbedeutend zu sein. Die Kanone lehnte er an das Eis. Wettergegerbte Hände tasteten die Runen entlang. Tropfen schlängelten sich wie dunkelrote Speere dem Boden entgegen. Sie schienen in ihrer Bewegung gefroren zu sein. Kordaran wurde bewusst, dass es sich um Blut handelte. Flüsternd las er die Zeilen:

„Dies sei die Warnung, Eindringlinge!
Der Wahn wird selbst die Stärksten in die Knie zwingen,
Wenn ihr weiterhin nach dem Saphir lechzt,
eure Gier ungebrochen ist,
seid ihr verdammt,
Ihr werdet euer eigener Untergang sein“

„Ihr werdet euer eigener Untergang sein … “, wiederholte Kordaran grübelnd. Das bedeutete nichts Gutes. Vielleicht kümmerte sich der Drache deswegen nicht um sie? Vielleicht brauchte er sich nichtmal um sie zu kümmern.
„Vielleicht sind wir durch unsere Gier unser eigener Untergang“, murmelte er.
„Wo du gerade von Gier redest, Kordaran … “, ertönte es von der Seite. Ein Schreck dafür seine Glieder. Es war die grollende Stimme Limburs.
Als Kordaran sich drehte, um ihm in die Augen zu sehen, blickte er in den geladenen Lauf einer Muskete. Ihr werdet euer eigener Untergang sein, hallte es in Kordarans Kopf. Er betrachtete die Züge seines Gegenübers. Die wettergegerbte Haut zuckte nervös, rotgeäderte und weit aufgerissene Augen und gefletschte Zähne zeugten vom Wahnsinn.
„Weißt du was, Kordaran? Weißt du was? Das mit Gesgar hat mir zu denken gegeben. Wer sagt mir ,dass du uns nicht alle abknallst, wenn du den Klunker hast? Wer versichert mir das, hmm? Dein Wort? Nein sicher nicht, ich werde es mir selbst versichern!“, eine trockene Zunge leckte über gerissene Lippen bevor sie wieder in Limburs Schlund verschwand.
„Hör mir zu … d-du willst das nicht tun, Limbur“, erwiderte Kordaran und hob vorsichtig die Hände. Panik erfasste ihn. Limbur zeigte die selben Züge wie der bedauernswerte Gesgar. Die Höhlen des Drachen hatten ihn verrückt gemacht.
„Oh doch! Ich weiß genau was ich will“, klickend entsicherte der wahnsinnige Zwerg den Hahn der Waffe.
„Korgrim, Kaskar bringt ihn wieder zur Vernunft!“
„Nach deinen kriecherischen Freunden fragen wie?“. Limbur kicherte wie besessen, „Glaubst du etwa im Ernst, ich wüsste nicht, dass sie Teil deiner kleinen Verschwörung sind? Oh ja, aber du wirst sie bald genug wieder sehen! Lebt wohl, Meister Kordaran“
Eine Schweißperle rann trotz der schneidenden Kälte über Kordarans Stirn. Es war aus. Die Warnung erfüllte sich. Ihr werdet euer eigener Untergang sein …
Er schloss die Augen, das Donnern explodierenden Pulvers zerriss die Stille.

Kordaran spürte warme Tropfen auf seinem Gesicht. Uerst öffnete sich ein Auge, dann das andere. Der Zwerg starrte direkt in ein blutiges leeren Tunnel, der einmal Limburs Auge gewesen sein musste. Als Kordaran durchblickte erkannte er einen Schemen, konnte aber keine weiteren Details erkennen. Auf dem Anderen zeichnete sich immer noch der verzerrte Ausdruck des Wahnsinns ab. Die Muskete, welche immer noch auf ihn zielte fiel und blieb im Schnee liegen, der sich im Blut des fallenden Wahnsinnigen rotfärbte. Der Zwerg gab keinen Laut mehr von sich, er war sofort tot gewesen. Dumpf schlug der Körper im Schnee auf. Ungläubig starrte er die Gestalt im Halbschatten des gegenüberliegenden Ganges an. Die gedrungene Figur Arduns erschien. Sein tiefschwarzer Bart wurde sichtbar, die goldenen Ringe glitzerten an den Ohren und gaben ihm die Erscheinung eines Korsaren. In der rechten Hand hielt er die rauchende Muskete, von der linken, die schlaff vom Körper herabhing, tropften dicke Blutstropfen. Sie versanken im Schnee als sich Ardun näherte.
„Was ist mit deiner Gruppe geschehen Ardun?“, keuchte Kordaran und machte keinen Hehl aus seiner Dankbarkeit.
„Sie sind tot“, zischte er, „ Wir waren in einer großen Halle, der Frostsaphir lag direkt vor uns auf seinem Sockel. Dann wurden sie vom Wahn gepackt und fingen an mit mir zu streiten. Er- … Es ist es … der Saphir… er verwirrt den Geist. Ich war gezwungen sie zu töten“
Etwas an Ardun, verunsicherte Kordaran. Es war die gelassene Selbstverständlichkeit mit der er sprach. Langsam bewegte er sich in Richtung seiner Kanone und ließ den Zwerg keinen Moment aus den Augen. Seine Finger fühlten den kalten Holzgriff und er nahm die Waffe auf. Unruhe breitete sich in seinem Körper aus.
„Sie mussten sterben. Sie begehrten den Stein, er funkelte aus seinen Augen, blitzte aus ihren Seelen heraus“. Ein Lächeln formte sich in den Tiefen des schwarzen Bartes, „Warum bist du denn so schweigsam, Kordaran ... , hm? Ist es wegen meiner Botschaft dort“, er deutete auf den Obelisken. Interessant nicht wahr, dieser Saphir, ein Schatz der sich selbst bewacht“
Dann fiel es Kordaran wie Schuppen von den Haaren, diese saphirblauen Augen, Ardun hatte Braune gehabt.
„Oh … ja ich kann es spüren wie die Erkenntnis deinen Geist flutet, Sterblicher. Dieser Narr hier hatte es vor langer Zeit versucht den Schatz an sich zu reißen. Seine Expedition verfiel dem Wahnsinn, er war der stärkste und überlebte“
„G-Gjarborn, der Frostdrache“
„Schlaues Kerlchen“, lachte Ardun, „dieser Narr, den du Ardun nennst, glaubte er hätte damit den Schatz errungen. Er glaubte er konnte meine Kammern plündern. Du hättest seine riesigen Glubschaugen und sein aufgerissenes Maul sehen sollen, als ich schließlich erschein, kurz bevor er den Frostsaphir in den Händen gehabt hätte. Seit dem nutze ich diesen Körper, um Abenteurergruppen hierher zu lotsen direkt in meine Fänge“. Ein diabolisches Grinsen verzog seine Lippen.
„Oh … ja da wird dir einiges klarer, nicht wahr? Es war Ardun, der euch das Kartenmaterial besorgte? Der euch den Standort dieser Hallen verriet und von den Kräften des Saphirs berichtete, nicht wahr“
„ Nein … nein … “, er konnte nicht fassen was er dort hörte. Es war von Anfang an eine Falle gewesen. Voller Zorn hob er die Waffe und schoss. Die Kugel zerfetzte die lachende Fratze Arduns. Der Stoß katapultierte den Zwerg in den Schnee. Doch er starb nicht. Das Lachen wurde tiefer, finsterer. Eisblaue Schuppen glitzerten an der Einschussstelle.
„Glaubst du ernsthaft, ein Sterblicher könnte einen Frostdrachen zu leicht töten!“
Wie von Sinnen drehte sich Kordaran um und rannte. Seine Gedanken waren leer. Er musste hier weg. Diese … Kreatur, er musste Tjorontdjil warnen, die Ingenieure …
Hinter ihn ertönte das gräuliche Geräusch knackender Knochen und ein schriller Schrei ertönte. Schon sah er den Ausgang vor sich. Nur noch ein wenig. Dort ein Rucksack, er erkannte eine der Pulvergranaten, die Gesgar mit sich zu führen pflegte. Ihm kam eine Idee. Ohne an Geschwindigkeit zu verlieren fischte er danach und seine Finger umschlossen das kühle Metall der Außenschale. Aus der Kugel schlängelte sich eine schwarze Lunte.
„Ich komme!“, grollte ihm die spöttische Stimme des Drachen aus erschreckender Nähe entgegen. Hastig sah er sich um. Dort steckte noch eine Fackel im Schnee hinter einem Felsen geschützt vom heulenden Außenwind. Er schlang sich seine Kanone um den Rücken und eilte zur Fackel. Die Flamme war kurz vorm Sterben. Kordaran hielt die Lunte an die verblassenden Funken. Panik stieg in ihm auf, als er das Stampfen mächtiger Krallen spürte. Die Schritte brachten den Boden zum zittern. Die Lunte fing Feuer. Kordaran achtete nicht auf seine schmerzenden Glieder, die tauben Finger und seine rasenden Gedanken, die nur eins zu schreien schienen: Mach das du hier wegkommst!
Komm schon … Komm schon!
Er achtete nicht auf seinen rasselnden Atem und seine brennenden Augen, hatte den Blick nur noch auf die Lunte gerichtet. Er erinnerte sich an eine Präsentation dieser neuartigen Waffen, die Stein zu zerfetzen vermochten. Anzünden. Die Lunte hält zehn Sekunden, hatte der Vorführende gesagt.
Acht … Sieben … Sechs …
Der Drache kam krachend um die Ecke. Schnee stob auseinander und wirbelte herum.
Fünf … vier …
Anvisieren, zielen, Deckung suchen, erinnerte sich Kordaran.
Drei …
Kordaran warf die Granate. Er visierte nicht den Drachen an, sondern schleuderte den Sprengkörper der Höhlendecke entgegen. Hoffentlich klappte sein Plan.
Keuchend wandte er sich ab und verschwendete keinen weiteren Gedanken daran. Es musste klappen. Er fing an zu rennen.
Zwei …
Die Granate flog und erreichte klackend ihren Höhepunkt, als sie an den rauen Fels stieß.
Eins …
Kordaran schlug einen Haken und brachte sich in eine Nische zwischen Gletscher und Berg neben der Höhle in Sicherheit. Er hörte das markerschütternde Fauchen Gjarborns und dann den Knall. Die Explosion riss Schnee und Fels aus der dunklen Höhle und schleuderte sich in die reißenden Fänge des Gletscherflusses. Mit lautem Getöse stürzte die Höhle ein. Der Drache war begraben. Kordaran brachte eine Weile um dies zu realisieren, starrte gebannt auf die zugeschüttete Höhle, in der nun zwölf seiner Freunde begraben waren. Verbittert löste er sich von diesem Anblick. Der Schneesturm hatte aufgehört, aber es zerrte nach wie vor ein starker Wind an den struppigen und der Kleidung. Den Helm hatte Kordaran auf seiner Flucht wohl verloren, es war ihm gar nicht aufgefallen. Aber jetzt spürte er, wie die Kälte nach seinen Ohren griff. Es war vorbei. Er musste zurück nach Tjorindjil und berichten, was hier vorgefallen war. Schnaufend und um seine Kameraden trauernd machte er sich auf den beschwerlichen Rückweg. Sie waren umsonst gestorben. Der Saphir ist immer noch in den Händen des Drachen und ich habe nichts vorzuweisen. Es war ein Desaster. Der zugeschüttete Höhleneingang würde den Drachen nicht lange aufhalten, Kordaran musste sich beeilen.

 

So nach längerer Abwesenheit, mal wieder ne Gescichte von mir:)
Die Story spielt ebenfalls in Avarion und handelt wieder von Zwergen. Tjorondjil ist das technische Hochzentrum des zwergischen Königreichs. Kobolden und Zwerge haben sich zusammengeschlossen und die Ingenieure gegründet, auf deren Erfolg die Stadt beruht.
Viel Spaß beim Lesen.

mfg Leos

 

Hallo Leos!

Gleich ein Tipp zum Anfang: SCHREIB NICHT IN GROSSBUCHSTABEN! Wenn Pratchett das macht, dann nur als Stilmittel, um den Tod sprechen zu lassen - und in humoristischen Texten geht sowas ohnehin eher. Ansonsten sollte man auf andere, weniger aufdringliche literarische Möglichkeiten zurückgreifen.

Okay, und damit kehre ich an den Anfang deines Textes zurück. Also, ich bin der Leser und ich weiß erstmal gar nichts. Ich bin darauf angewiesen, dass der Autor mir möglichst rasch präzise etwas erzählt, aus dem ich mir ein Bild machen kann.
Du schreibst im ersten Satz: "und vereiste ihnen sämtliche Glieder." => Tja, hm, wer soll den "ihnen" sein? Ebenso geht es weiter: "Tief unter ihnen", "peitschte ihnen der Wind", "ihre Gliedmaßen, ließ ihre Finger taub werden.", "die sich fest um ihre Träger wanden," u.s.w. u.s.f.
=> Stell dem Leser am Anfang deines Textes erstmal die Protagonisten vor. Dass kann man machen, indem man einfach ihre Namen einsetzt, oder sie Zwerge, Kobolde oder Ingenieure nennt, was sie eben sein sollen.
Im Moment kann ich am Anfang des Textes nur erkennen, dass da irgendwelche Irgendwere rumlaufen. Das erzeugt leider nur Fragezeichen, weckt kein Interesse.

"Mantel verhingen Wolken den Himmel" => verhängten (oder vielleicht auch verhangen?)

"Nur lange Pelzmäntel, die sich fest um ihre Träger wanden," => Das klingt, als ob sich die Mäntel selbsttätig winden, sie also lebendig sind. Vermutlich meinst du das nicht, also drück dich besser anders aus.

"Dicke Flocken verfingen sich in buschigen Augenbrauen und langen Bärten, bedeckte sie mit körnigem Weiß. " => bedeckten, Mehrzahl.

"Hier und Dort" => dort klein

"Kurz war ein Emblem zu erkennen," => War zu erkennen? Von wem denn? Ist da noch jemand anders, der die Irgendwere beobachtet? Falls nicht, solltest du dich anders ausdrücken, z.B.: kurz schaute ein Emblem unter dem Mantel hervor. Falls doch, schreib in den Text, wer es erkennt.

"eure Taten leiten" => Hier fehlt ein Satzzeichen am Satzende.

"Vor Ihnen lag eine" => Sie und ihnen schreibt man nur als Anrede groß.

"Einer der Zwerge versuchte gegen den Wind anzuschreien, der daraufhin laut zu protestieren schien:
„Wie weit ist es noch Meister Kordaran?""
=> Der Wind schreit, wie weit es noch ist? Hier liegt einiges im Argen. Wenn der Wind da irgendwie protestiert, dann beschreibe es. Wenn der Zwerg schreit, dann muss die wörtliche Rede (durch den Doppelpunkt) sich auch auf den Zwerg beziehen, nicht auf das "protestieren"; kein Zeilenumbruch nach dem Doppelpunkt und als letztes: Ein Komma zwischen noch und Meister.

"Einer der Zwerge versuchte gegen den Wind anzuschreien,"
"Der Angesprochene hob eine rissige" => Wenn der Angesprochene antwortet, dann hat der Zwerg nicht nur versucht, etwas zu schreien, nein, dann hat er es getan, ohne wenn und aber.

"Hinter der Brücke, dann noch um den Berg herum", seine Stimme klang dumpf im heulenden Wind." => Hier muss ein Punkt ans Ende der wörtlichen Rede und dann groß weitergeschrieben werden. Nur echte Redebegleitung (sagte, rief, schrie, flüsterte, meinte ...) wird durch ein Komma abgetrennt.

„Hinter der Brücke, dann noch um den Berg herum", seine Stimme klang dumpf im heulenden Wind.
„Seid vorsichtig!", rief er.
=> Allgemein: Man macht immer nur einen Zeilenumbruch, wenn der Sprecher wechselt. Wenn derselbe wie zuvor etwas sagt oder tut, kommt da kein Zeilenumbruch hin. (Sonst verliert der Leser den Überblick.)

"Als der Meisteringenieur an ihr Ziel dachte, dafür ihn ein warmes Schütteln" => Bei solchen Fehlern kann ich nur Korrekturlesen empfehlen!

"die uralte Magie den den Ingenieuren Tjorondjils gefügig zu machen." => Dito. Mensch, sowas muss dir doch selbst auffallen! Mein Tipp: Lies dir den Text einmal selbst laut vor.

"Eine mächtige dreiläufige Kanone war auf seinen Rücken geschnallt und klimperte, als der Wind an ihr zerrte." => Die Kanone klimpert? Also, wenn es eine Gitarre wäre, und der Wind an den Saiten zerrt, könnte ich mir das vorstellen. Eine klimpernde Kanone ist mir hingegen fremd.

"Rechts und Links" => links klein

Okay, soviel zum ersten Abschnitt. Weiter kommentieren werde ich nicht, denn ich habe leider nicht ewig Zeit. Außerdem lässt sich ja das meiste, was ich bisher erwähnt habe, auch auf den Rest des Textes übertragen.

Inhaltlich zu dem bisherigen: Du beschreibst nur. Die Ingenieure laufen durch die Kälte auf ein Ziel zu. Für den Leser ist das recht langweilig. Es gäbe verschiedene Möglichkeiten, das zu ändern. Du könntest z.B. deine Protagonisten interagieren lassen. Idealer wäre es, wenn du gleich zu Beginn einen Konflikt einbaust. Wenn sie z.B. vor dem Drachen fliehen müssten, statt nur mal flüchtig seine zwei Augen in der Ferne auszumachen. Noch idealer wäre es, wenn du gleich am Anfang mit inhaltlichem Spannungsaufbau beginnst. Was haben die Ingenieure eigentlich vor, warum laufen sie da durch die Kälte? Zuhause am warmen Kamin wäre es doch viel gemütlicher. Erzähle dem Leser, welchen Grund sie haben, in die eisige Kälte hinauszugehen, und lass den Leser dann mit den Protagonisten mitfiebern. Werden sie ihr Ziel erreichen? Das Schlüsselwort ist: Konflikt!

Oh, noch zwei Dinge, die ich noch nicht erwähnt haben, aber später vorkommen: Man macht in literarischen Texten niemals mehrere Frage- oder Ausrufezeichen!!!! (Genau, das nicht. Immer nur eins zur Zeit!)
Außerdem: Die drei Auslassungspünktchen ("mich…Ein") werden immer durch ein Leerzeichen vom vollständigen Wort getrennt. So ... verstehst du?


Okay, es gibt viel zu tun - pack es an!

Grüße
Chris

 

Hallo Chris,

Inhaltlich zu dem bisherigen: Du beschreibst nur. Die Ingenieure laufen durch die Kälte auf ein Ziel zu. Für den Leser ist das recht langweilig.
zuerst einmal danke für die umfangreiche Kritik. Die Beschreibung am Anfang und die Anonymität der Personen mag ein wenig lang erscheinen, ist aber beabsichtigt. Ich lasse den Leser gern in Unkenntnis über Namen, um ihn vorerst die Umgebung in sich aufnehmen zu lassen. Das ist mein Stil. Die Namen füge ich dann meistens über Konversation ein, falls sie noch nicht bekannt sind.
Ansonsten die ganzen formalen Tipps habe ich umgesetzt und ich hoffe auch die Fehler soweit es geht korrigiert.

mfg Leos

 

Hallo Leos!

Okay, das ist natürlich deine Sache, wenn dir sowas gefällt, und du das für deinen Stil hältst - ich gehöre nur zu der Sorte Leser, die, bevor du zum Punkt kommst, längst wieder ausgestiegen ist. Sorry. Denkst du nicht, dass es vielleicht bessere Möglichkeiten gibt?
Übrigens, wenn du dich jetzt schon auf einen einzigen Stil festlegst, hast du ja überhaupt keine Chance, dich (und deine Texte) zu entwickeln. Wäre schade.

Grüße
Chris

 

Hallo Chris
Ich bin immer bereit mich weiterzuentwickeln^^
Ich habe nur versucht zu erklären, wie es dazu kam. Ich leite Geschichten nunmal gerne mit einem allgemeinen Einblick an. Wenn man direkt Namen über Namen in den Raum wirft weiß der Leser ja nicht wo die aufeinmal herkommt. Ich will dir da nicht in deine Meinung reinreden, ist nun mal deine Einschätzung. Bei der Beschreibung der Umgebung stimm ich dir zu, die ist in der Einleitung ein wenig sehr ausführlich ausgefallen. Es gibt übrigens viele Autoren, die mit einer er/sie Konstellation anfangen, um das Interesse des Lesers zu wecken und Fragen in seinem Kopf zu erzeugen.
mfg Leos

 

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