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Gott ist tot
Gott ist tot
Ich lief durch die Straßen, ohne Grund, vergessen das Warum und Wieso, der Weg war das Ziel. Orientierungslos, wie in Trance, da stand es auf einmal vor mir. In einer Schrift die so Rot war wie das Blut, das jedem Moment in der Welt fließt, stand es vor mir:
Gott ist tot, stand da in großen Buchstaben.
Ich war geschockt, weiter in Trance.
Ich fing an zu schreien, oh mein Gott, Gott ist tot. Die Menschen um mich herum schauten mich nur verwundert an, wie einen Geisteskranken. Sie liefen an mir vorbei, drehten sich um, und liefen weiter. Ich konnte es nicht fassen, ich lief weiter zu einem Zeitungsstand. Ich schaute mir alle Zeitungen an, las jede Überschrift, nirgends steht etwas davon. Ich fragte den Zeitungshändler ob er keine aktuellen Zeitungen habe mit der großen Nachricht. Er fragte welche Nachricht. Als ich sagte Gott sei tot, meinte er das sei seit Jahrtausenden so. Der Zeitungsverkäufer zweifelte sogar ob er je geboren wurde. Ich konnte es nicht Glauben, wie dieser Mensch über einen Toten redete.
Ich lief weiter, ohne Ziel, und nuschelte es vor mich hin.
Irgendwann kam ich noch mal an die Wand wo es stand, und es stand immer noch da. Gott ist tot, ich fing an zu schreien. Als ein Mann zu mir kam, er fragte was los sei. Was los sei, Gott sei tot. Er sagte davon würde die Welt nicht gleich untergehen. Oder doch? Ich zeige auf die Wand, wo es groß stand. Gott ist tot, und keiner kümmert sich darum, ist diese Welt denn gottlos? Der Mann schaute mich an als ob ich ihm etwas von einer Alien-Invasion aufs Nimmerland erzähle, und sagte willst du ihn etwa beerdigen?
Genau rief ich, wir müssen ihn beerdigen, wo ist seine Leiche? Der Mann lachte, hat Gott denn eine Leiche?
Und dies war auch eine gute Frage. Ich dachte nach, natürlich hat er eine Leiche, wie kann jemand Tod ohne Leiche sein? Wir brauchen ein riesiges Grab, einen riesigen Friedhof. Wo sollen wir nur Gott beerdigen? Der Mann sagte, komm mit ich zeig dir was.
Ich ging mit, mit einem Ziel, ich wusste nur nicht wo es lag.
Wir kamen an einen Friedhof, es lief eine Beerdigung.
„Ein kleiner Junge“, sagte der Mann,“13 Jahre alt, beginn Selbstmord weil er von seinem Pfarrer misshandelt wurde!“
„Das ist ja schrecklich, und ist dieser Junge Gott?“
Der Mann lachte, Nein, sagte er, „Aber wenn es Gott jemals gab, dann stirbt er jede Sekunde auf dieser Welt. Er muss doch nur seine Augen aufmachen und sehen was die Menschen in seinem Namen machen. Sie töten, lügen, predigen und lassen dennoch Menschen verhungern. Wenn es Gott gibt, stirbt er mit jeder Lüge, jedem Mord, jedem verhungerten Kind..“
„Das ist alles schrecklich, aber verstehst du denn nicht, Gott ist tot, es stand vor mir.“
Der Mann sagte komm wir gehen näher.
Wir gingen Näher, sahen die Tränen einer Mutter, die Verzweiflung eines Vaters. Und dann deutete der Mann auf den Grabstein, der noch darauf wartete an seinen Platz zu kommen.
Schau mal wie er heißt.
Und da stand es in großen weichen Buchstaben vor mir, ich konnte es nicht fassen:
“Gottfried“.
Und ich schrie so laut ich kann, „Gott, ruhe in Frieden!“