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Gottes Schöpfung

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07.10.2005
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Gottes Schöpfung

Gottes Schöpfung

Es war Nacht und eine kleine Gruppe junger gebildeter Menschen saß im Mondenschein beisammen. Der Dichter Donatus, der Älteste der Anwesenden, befand sich unter einer Laterne, die nur schwach die Gäste dieses Festes beleuchtete, und erzählte der kleinen Gesellschaft eine Geschichte:

Es war ein Tag wie jeder andere, bloß machte sich niemand die Mühe, die Tage zu zählen. Es gab auch niemanden, der sich Sorgen wegen der Zeit machte; niemand dachte an die Zeit, denn das einzige Lebewesen, das existierte, war Gott. Gott aber kauerte in einer dunklen Ecke des Alls, er bewegte seinen Oberkörper hin und her und Kälte umhüllte ihn. Wenn er ausatmete, sah er den Dunst seines warmen Atems.
Auf der Erde verfinsterte sich alles und Gottes Atem wehte wie ein Geist durch den Himmel, dessen Wolken dunkel und schwer über der Erde hingen. In den Tälern, die er geschaffen hatte, pfiff der Wind und das Laub der Bäume raschelte lärmend wie im Sturm. Die Vögel versteckten sich in ihren Nestern im zerbrechlichen Schutz der Äste, die Tiere des Waldes hörten auf, ihren Durst am Fluss zu stillen und flohen in die Wälder, selbst die Fische tauchten tiefer ins Meer, um dem Wirbeln des Wassers zu entkommen.
Plötzlich erschall Donner und der Wind hob an, wandelte sich in einen brausenden Sturm, die Erde bebte und alles wurde so kalt, als gäbe es die Sonne nicht. Kein Mensch konnte sich erinnern, jemals so etwas erlebt zu haben und die Angst erfüllte das Herz eines jeden.
Doch dann kehrte Ruhe ein, es war als könnte man das Zittern aller Lebewesen auf der Erde noch hören, bald aber tönte das erste Zwitschern einer Amsel durch die Lüfte. Das Leben selbst sang ein Lied und das Zittern wich freudiger Entspannung. Langsam und unsicher bewegten sich die Menschen aus ihren Höhlen, sie sahen in der Ferne noch die Dunkelheit des grauen Himmels und fanden sich in sanftem Sonnenschein wieder.
Einer der Weisesten lobte den Schöpfer der Erde, dass er sie verschont habe, er sang den Lobpreis, den schon sein Vater und dessen Vater gesungen hatten. Es war ein altes Lied, ein Lied, das den Menschen mit Gott verbindet. Nur die Weisesten waren es wert, dieses Lied lernen und singen zu dürfen.
Als aber eines anderen Tages Gott von der Kälte umhüllt in seiner Ecke kauerte, schloss er seine Augen und verbarg sein Antlitz, so dass sich der Himmel abermals verdunkelte, alles Leben floh und die Menschen bekamen Angst, diesmal aber entstand die Kälte zwischen ihnen, jeder beargwöhnte seinen Nächsten und keiner traute sich mehr, sich im Inneren berühren zu lassen. Alles war so verschlossen, als ob der Tod selbst unter ihnen säße – sie starben langsam und ohne es zu merken vor sich hin.
Da tropfte eine Träne aus Gottes Auge, denn das hatte er nicht gewollt, er hob also seinen Kopf und öffnete seine Augen, und gleich breitete sich die Wärme zwischen den Menschen aus und die Menschen sagte einander wieder: „Ich liebe dich.“

In diesem Augenblick sprang Florio, der junge Dichter auf. Er hatte die ganze Zeit ungeduldig zugehört und musste sich zurückhalten, jetzt aber konnte er es nicht mehr und rief: „Ich glaube nicht an Gott!“ Daraufhin drehte sich die junge Dame, die gespannt der Erzählung des Alten gefolgt war, zu Florio um und schaute ihn mit glänzenden Venusaugen an. Ihr Gesicht glich einem Marmorbild und sie hatte sich den gesamten Abend nur wenig zu Wort gemeldet, jetzt aber blickte sie Florio tief ins Gemüt und flüsterte: „Ich liebe dich.“

 
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Also erst mal: Richtig!
Bis auf ein paar Kleinheiten
a) Also die Zeit ist relativ, was für Gott ein Ausatmen oder Seufzen ist, ist für den Menschen unermeßlich, d.h. die Geschichte erzählt den Schöpfungsakt so indirekt wie möglich.
b) Das Ende sollte eigentlich eine Anspielung auf Eichendorffs "Marmorbild" sein, ohne dieses Wissen gewinnt man tatsächlich den Eindruck: Boah, so ein kitsch!
Mit diesem Wissen, wird klar, dass Gott nie wiedergekehrt ist.

Wenn das ohne das Wissen nicht klar wird, hab ich es wohl vermasselt.
Aber danke fürs Lesen

 

hi gonzoalex
lies doch einfach mal was anderes als die Bibel, dann kommst auch auf bessere Ideen ;)

 

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