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Gruber

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25.05.2013
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Gruber

"GRUBER"

Als sie die Augen aufschlug, war es stockdunkel. Es roch muffig. Ihre Bewegungsfreiheit war eingeschränkt. Was war passiert? Sie versuchte die Gedankenfetzen, die durch ihren Kopf jagten, zu sortiere. Es war spät in der Nacht, als sie durch die Lessinggasse nach Hause geschlendert war. Das Geräusch eines Schlüsselbundes hatte sie erschreckt. Dann ein stechender Schmerz. Blackout. Wo befand
sie sich jetzt? Dann die Erkenntnis: Sie lag in einem Sarg! Die Luft reichte nicht einmal mehr um zu schreien. Minuten später endete das Leben von Alicia Graf.

In einem Copyshop in der Wiener Mariahilferstrasse tat Gerhard Gruber seinen Job. Sein Vater hatte die Familie alleine gelassen, da war er fünf Jahre alt. Seine Mutter war eine hübsche, blonde junge Frau mit schlanker Figur und kümmerte sich kaum um ihr Kind. Gerhard liebte sie, vergötterte sie. Das einzige Geschenk, das er je bekam, war ein Wohnungsschlüssel. Er war oft allein und ein so genanntes "Schlüsselkind". Auffällig an seiner Person, war er aufgeregt, stach er sich unaufhörlich mit seinem Schlüssel in den Unterarm, bis dieser blutig war. Er war jetzt dreiundzwanzig Jahre alt und seine Mutter vor einem Jahr an einer Infektion gestorben. Er hatte die Schule geschmissen und keine Ausbildung. So kam ihm der Hilfs-Job sehr gelegen. Er war für das Lager zuständig, wurde nicht belästigt und pflegte auch sonst keine Freundschaften. Gruber hatte keinen Kundenkontakt und das gefiel ihm, denn er war es gewohnt allein zu sein.

Susanne Adler schleppte sich müde und erschöpft von ihrem Arbeitsplatz in einer Maschinenfabrik durch das Industrieviertel. Die Überstunden waren die Hölle. Sie dachte an ihre Kinder, die zu Hause auf sie warteten und freute sich, denn ihre Mädchen waren ihr Ein und Alles. Die Beiden waren, mit ihrem langen blonden Haar, so hübsch wie ihre Mutter. Um diese Zeit, es war bereits zehn Uhr abends, war niemand in dieser Gegend unterwegs. Sie hörte ihre Schritte auf dem Pflaster nachhallen. Doch da war noch etwas. Sie vernahm das Geräusch eines klirrenden Schlüsselbundes. Es klang rhythmisch. Sie drehte sich um. Nichts. Sie ging weiter, bog um die Ecke. Da stand ein Mann vor ihr. Plötzlich wurde ihr schwarz vor den Augen.

Gruber stand über der bewusstlosen Frau, in der rechten Hand einen Elektroschocker, in der Anderen den Schlüsselbund. Er packte sie bei den Beinen und schleifte ihren bewegungslosen Körper polternd über die Straße, zu seinem Pickup. Dort schmiss er ihn auf die Ladefläche, verhüllte diesen mit einer Decke und fuhr nach Aspern, einem Dorf nahe Wien. Er bog in ein stillgelegtes Fabrikgelände ein und hielt auf einer Wiese hinter der Halle F. Gruber lud die noch bewusstlose Susanne ab und legte sie in eine bereits vorbereitet Holzkiste. Ein zwei mal ein Meter großes Loch im Boden hatte er bereits ausgegraben. Er zog den Behälter in die Öffnung und begann, Schaufel für Schaufel, das Grab wieder zu zuschütten. Nach getaner Arbeit legte er sich zufrieden auf den frischen Boden und breitete seine Arme aus mit den Worten: "Ich liebe dich, Mama. Ich bin bei Dir."

Inspektor Elisa Bergmanns nächster Fall, waren Frauen, die spurlos verschwanden. Mütter und Ehefrauen im Alter zwischen 30 und 40 Jahren. Das einzige Indiz, dass die Personen verband: lange blonde Haare und eine schlanke Statur. Durch Befragung der Verwandten wurde ersichtlich, dass sie keinen Grund hatten, die Familien im Stich zu lassen. Die Kripo konnte daher ein Gewaltverbrechen nicht ausschließen. Alle weiblichen Personen verschwanden zwischen 21:00 und 23:00 am Abend. Bergmann konnte das Gebiet der verschwundenen Personen nicht eingrenzen, da diese in verschiedenen Wiener Bezirken abhanden gekommen waren. So versuchte sie, mit Hilfe eines Kollegenteams, in verschiedenen Gassen die abgelegen erschienen, nach einer verdächtigen Person Ausschau zu halten. Dies war nicht so einfach, da die Polizei und die Kripo nicht so viele Einsatzkräfte zu Verfügung hatten wie dafür nötig gewesen wären. Viele Nächte wartete sie vergebens. Eines Abends war Elisa mit Franz Schutz, einem Mitarbeiter, auf Streife. Sie wollte ein wenig frische Luft schnappen, da der Dienstwagen nach McDonalds - Resten und abgestandenem Kaffee roch. Bergmann ging ein paar Schritte um die Ecke. Sie war außer Sichtweite ihres Kollegen, da stand plötzlich eine Person vor ihr. Er musterte sie von oben bis unten, dann zog er abrupt einen Elektroschocker und Elisa fiel lautlos zu Boden.

Bergmann erwachte unter einer stinkenden Decke. Sie wurde heftig durchgeschüttelt. Vorsichtig lugte sie unter dem Tuch hervor und erkannte die Ladefläche eines Pickups. Da hielt der Wagen plötzlich an. Sie hörte jemanden aussteigen und blitzartig stellte sie sich wieder bewusstlos. Elisa wurde unsanft hochgehoben und auf den Boden geschmissen. Jedes Glied ihres Körpers schmerzte, aber sie gab keinen Laut von sich. Sie fühlte sich schwach und wusste, dass sie keine Chance gegen den Entführer hatte. Dann hörte sie ein schleifendes Geräusch, als würde etwas Schweres über den Rasen gezogen. Dann ein Rumpeln. Sie konnte die Augen nicht öffnen, wollte einen Blick riskieren, da fühlte sie seine Anwesenheit über ihr. Er hob sie hoch und warf sie in eine enge Holzkiste. Elisa wollte schreien, aber kein Ton kam aus ihrem Mund. Der Schocker hatte offenbar ihre Stimmbänder gelähmt. Als der Deckel zugemacht wurde hob sie mit aller Kraft den rechten Arm aber es gelang ihr nur ganz wenig. Wieso kann ich mich nicht bewegen?
"Ah, Du bist ja wach, das ist schön, Mama. Ich habe hier ein Geschenk für Dich."
Er stach sich den Schlüssel in seinen Unterarm. Immer wieder bis dieser blutig war.
Dann lachte er mit einem kehligen gurgeln.
"Schlaf gut, Mama, ich liebe Dich", dann legte er den Schlüsselbund zu Elisa in den Sarg und wollte den Deckel auf die Kiste legen.
Plötzlich ein Schuss. Gruber griff sich mit erstauntem Blick an die Schulter. Er drehte sich langsam um. Wut stieg in ihm hoch. Er schnappte sich die Schaufel. Schreiend und fluchend lief er auf seinen Angreifer zu.
"Ich will nicht gestört werden, Du machst alles kaputt, hau ab, geh weg, verschwinde!"
Ein weiterer Schuss, Gerhards Füße knickten ein, ein letztes Gurgeln, dann Stille. Elisa machte ihre Augen auf und blickte in das Gesicht von Franz.
"Ich bin dem Pickup gefolgt, wollte nachsehen wo du hin bist und sah dich nicht, aber das Auto. Ich hatte das Gefühl, du wärst auf diesem Wagen. Also bin ich hinterhergefahren ... zum Glück!"
Er hob sie sanft aus dem selbstgezimmerten Sarg und trug sie zum Auto. Dann verständigte er seine Kollegen bei der Kripo. Am nächsten Tag fand man auf dem Gelände zehn Opfer, die Gruber lebendig begraben hatte. Jetzt hatte der Schrecken ein Ende.

 

Hallo nathaniel nelles,

herzlich willkommen!

Deine Geschichte hat alle Zutaten für einen Thriller. Abwechselnd wird aus Sicht des Täters, der Ermittler und des Opfers berichtet; die investigative Aufklärung tritt in der Gewichtung hinter die Überwältigung des Täters zurück.

Der erste Absatz (Alicia Graf) nimmt jede Spannung aus dem Geschehen um Susanne Adler. Man weiß, wie es für Susanne endet. Ich würde den ersten Absatz löschen.
Überhaupt meine ich, die Spannung kann allein durch Umsortieren der Szenen leicht erhöht werden.

Beispiel:
Den ersten Absatz löschen. Der wird nicht gebraucht.
Die Geschichte mit Susanne Adler beginnen:

Susanne Adler schleppte sich müde und erschöpft von ihrem Arbeitsplatz
[…]
Plötzlich wurde ihr schwarz vor den Augen.

Den letzten Satz würde ich als Cliffhanger zunächst so stehen lassen
und mit Gruber weitermachen:

In einem Copyshop in der Wiener Mariahilferstrasse tat Gerhard Gruber seinen Job.
[…]
Gruber hatte keinen Kundenkontakt und das gefiel ihm, denn er war es gewohnt allein zu sein.


Dann vielleicht die Polizei ins Spiel bringen:
Inspektor Elisa Bergmanns nächster Fall, waren Frauen, die spurlos verschwanden.
[…]
Die Kripo konnte daher ein Gewaltverbrechen nicht ausschließen.

Dann einen weiteren Part „Gruber“ einfügen:
Gruber stand über der bewusstlosen Frau, in der rechten Hand einen Elektroschocker,
[…]
Nach getaner Arbeit legte er sich zufrieden auf den frischen Boden und breitete seine Arme aus mit den Worten: "Ich liebe dich, Mama. Ich bin bei Dir."

Verbrecher und Verbrechen sind nun bekannt. Jetzt kann die Jagd dem Ende zugeführt werden.
Rest aus dem Polizei Part und die letzten Absätze:

Alle weiblichen Personen verschwanden zwischen 21:00 und 23:00 am Abend.
[…]
Jetzt hatte der Schrecken ein Ende.

Details (nicht vollständig):

Sein Vater hatte die Familie alleine gelassen, da war er fünf Jahre alt.
Da stimmt der Bezug nicht. Gerhard war fünf Jahre alt.
Besonders im Text dieses Absatzes stimmen die Zeiten nicht immer. Achte auf Vergangenheit/Vorvergangenheit.

Er war oft allein und ein so genanntes "Schlüsselkind".
„ oft allein“ sind Schlüsselkinder nun einmal. Kann raus.

Auffällig an seiner Person, war er aufgeregt, stach er sich unaufhörlich mit seinem Schlüssel in den Unterarm, bis dieser blutig war.
Da stimmt im Satzbau etwas nicht.
Auffällig an seiner Person war, wenn er sich aufregte, stach er sich …
Oder kürzer (dieses Verhalten legte er bestimmt nicht in der Öffentlichkeit an den Tag): Wenn er sich aufregte, stach er sich …

… wurde nicht belästigt und pflegte auch sonst keine Freundschaften.
Das ist irgendwie unglücklich witzig. Würd ich anders formulieren.

Die Überstunden waren die Hölle. Sie dachte an ihre Kinder, die zu Hause auf sie warteten und freute sich, denn ihre Mädchen waren ihr Ein und Alles. Die Beiden waren, mit ihrem langen blonden Haar, so hübsch wie ihre Mutter. Um diese Zeit, es war bereits zehn Uhr abends, war niemand in dieser Gegend unterwegs. Sie hörte ihre Schritte auf dem Pflaster nachhallen. Doch da war noch etwas.
Zu viel „war“. Einige kann man ersetzen.
Ein und Alles = Floskelalarm!

Das einzige Indiz, dass die Personen verband: lange blonde Haare und eine schlanke Statur.
Das sind schon zwei Indizien. Und da von „Personen“ gesprochen wird, sind es genaugenommen drei:
Statur, Haare, weiblich.

Die Kripo konnte daher ein Gewaltverbrechen nicht ausschließen.
„ein“ einfach weglassen. Es sind mehrere Verbrechen (an Frauen) geschehen.

So versuchte sie, mit Hilfe eines Kollegenteams, in verschiedenen Gassen die abgelegen erschienen, nach einer verdächtigen Person Ausschau zu halten.
Nun ja, ein etwas dünner Ermittlungsansatz. Da gibt es mehr Möglichkeiten.

konnte die Augen nicht öffnen, wollte einen Blick riskieren,
Das verstehe ich nicht. Zuvor konnte sie die Augen öffnen: Vorsichtig lugte sie unter dem Tuch hervor und erkannte die Ladefläche eines Pickups.

Plötzlich ein Schuss. Gruber griff sich mit erstauntem Blick an die Schulter.
Nee, so hat der gute Franz das sicher nicht auf der Polizeischule gelernt.
Also, das geht gar nicht.

Lieben Gruß

Asterix

 

Hallo Asterix
danke für deine Hilfestellung. Ich finde es toll, das hier in diesem, quasi Forum,
die Möglichkeit besteht, Anregungen von anderen Autoren zu bekommen. Was gibt es Besseres.
Grundsätzlich würde ich diese Geschichte nicht so veröffentlichen, da ich Diese erst zweimal redigiert habe. So fungiert der Leser in diesem Forum für mich als Beta Tester, und das meine ich nicht böse. Bin für jede Anregung dankbar. So kann ich feststlellen ob ich in dieser Richtung weitermachen soll.
Zu meinem Anfang: Ich wollte damit nur zeigen, dass dieser Mörder nicht ein Opfer sondern mehrere Frauen tötet. Die anderen Punkte werde ich mir noch einmal genauer ansehen und deine Vorschläge integrieren. Dann das Ganze redigieren und mal sehen was rauskommt.

LG Nathaniel

 

Hallo Nathaniel!

Die anderen Punkte werde ich mir noch einmal genauer ansehen und deine Vorschläge integrieren. Dann das Ganze redigieren und mal sehen was rauskommt.
Genau! Als Autor sollte man abwägen, was und wieviel man übernimmt. ;)

Ich wollte damit nur zeigen, dass dieser Mörder nicht ein Opfer sondern mehrere Frauen tötet.
Da frag dich einfach mal: Warum gleich zu Anfang? Welchen Vorteil hätte das? :D

Lieben Gruß

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Nahaniel,

Storys mit dem Thema „lebendig begraben“ finde ich immer wieder spannend. Der Niederländer Tim Krabbe hat in seinem Roman „Het gouden Ei“ einen Psychopathen geschildert, der keinerlei emotionale Beziehung zu seinem Opfer hat. Dem Protagonisten geht es nur darum, ob er wirklich in der Lage ist, die „schrecklichste aller Taten“ zu begehen. Das Opfer seines skurrilen Planes ist zufällig und lediglich ein Versuchsobjekt. Er geht methodisch und emotionslos vor, denn für ihn ist alles nur ein Experiment. Hat er die Macht, Dinge kontrollieren zu können?

In Deiner Geschichte geht mir das „warum“ etwas verloren. Die gestörte Beziehung Grubers zu seiner Mutter gehört noch etwas ausgebaut. Er wurde vernachlässigt und ist ein Schlüsselkind, was jedoch die drastische Entwicklung zu einem Mörder nicht erklärt.
Weshalb verletzt er sich mit seinem Schlüssel und den Worten „ich liebe dich Mama, ich bin bei dir.“
Und alles was danach kommt: „Mama, ich habe ein Geschenk für dich“ und „schlaf gut, ich liebe dich.“ ist in dieser Widersprüchlichkeit für den Leser schwer nachvollziehbar.
Ich finde, Du solltest den Mutter-Sohn Konflikt noch etwas ausbauen, damit sein Handeln und seine Beweggründe verständlicher werden.
Dass Du Deine Hauptperson nur „Gruber“ nennst, finde ich sehr gelungen; dadurch wird die Distanz zu seinen Opfern deutlich.
Hätte er einen Vornamen, wäre er bereits eine Person. In Deiner Geschichte hat „Gruber“ als Individuum jedoch keinen Raum. Nur seine Taten werden beleuchtet.

Deine Geschichte ist interessant, aber Du solltest noch einen psychologischen Tiefgang mit hineinbringen. Das Täterprofil ist zu dürftig, um alle Handlungen nachvollziehen zu können.

Grüße von

mamamauzi

 

Hallo Mamamauzi,
Ich danke dir vielmals für dein tolles Feedback. Du hast Recht, die Figur hat noch zu wenig Tiefgang. Ich denke, das ist das Schwierigste, einer Figur echtes Leben einzuhauchen. Ich werde die Beziehung zur Mutter nochmals intensiver bearbeiten und das "warum" seiner Handlungen.
Ich finde es super, dass es auf dieser Plattform Autoren gibt, die mich in meinen Ambitionen unterstützen, ich danke dir dafür
LG Nathaniel

 

Lieber Asterix
alles gute Fragen. Habe auch von anderen gute Tipps bekommen und freue mich, mit Elan, eine neue Version zu schreiben
LG Nathaniel

 

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