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Gutes Blut, schlechtes Blut

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01.01.2002
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Gutes Blut, schlechtes Blut

„Sie haben Aids.“
Gnadenlos straften diese drei Worte Sven´s Hoffnungen Lüge.
Sein behandelnder Arzt blickte ihn durch die Nickelbrille ausdruckslos an. Für Sven brach eine Welt zusammen. Das Krankenhauszimmer mit seinen antiseptisch-weißen Wänden schien über ihm zusammen brechen zu wollen, nur um sich gleichzeitig mit seinem nächsten Herzschlag wieder auszudehnen.
Zusammenfallen-ausdehnen-zusammenfallen
Sven wurde schlecht. Schnell griff er nach der Nierenschale auf seinem Nachttisch und erbrach sein Mittagessen.
Kreidebleich und zitternd stellte er die Schale zurück und ließ sich erschöpft in sein Bett zurücksinken.
Der Arzt verließ ohne ein weiteres Wort das Zimmer.
Dabei hätte der Sommer so schön werden sollen. Manuela und er, sie wollten ihren Urlaub gemeinsam in Thailand verbringen; deshalb jobbte er hier an der Uniklinik neben seinem Medizinstudium noch in seinem altem Ausbildungsberuf, als Krankenpfleger. Dann die ersten Symptome: Schwindel, Kopfschmerzen, Erbrechen, leichtes Fieber. Als Privatpatient packte man ihn in ein Einzelzimmer, Blutproben wurden schnell entnommen, ängstliches Warten zwischen Hoffen und Bangen, dann die Katastrophe. Doch wie sollte er sich infiziert haben? Die einzige plausible Erklärung, die Sven einfiel war die Bluttransfusion, die er hier in der Klinik nach einem Motorradunfall bekam. Er hatte ziemlich viel Blut verloren und lag mehrere Tage im Koma. Sein sexuelles Leben, bevor er Manuela kennenlernte, hätte selbst einem Mönch Respekt abverlangt. Manuela selbst war clean. Sie arbeitete seit einem Jahr als medizinisch technische Assistentin an der Klinik und wurde auf Aids untersucht, der Test war negativ, nein, es konnte nur die Bluttransfusion gewesen sein.
Sven schaut ungeduldig auf die Uhr, wo blieb sie nur? Sie wollte ihn nach ihrer Arbeit besuchen, doch mittlerweile war es weit nach acht Uhr abends.
Als er bei ihr zu Hause anrief, meldete sich nur der Anrufbeantworter.
Sven wurde unruhig, er mußte was unternehmen. Schnell schlüpfte er in seinen Jogginganzug. Auf dem Weg zu ihrer Arbeitstätte würde er an der Blutbank vorbeikommen, vielleicht fand er in den Aufzeichnungen Antworten. Er wußte wie naiv und unwahrscheinlich diese Vorstellung war, doch an irgend etwas mußte sich sein gequälter Geist klammern.
Der Flur wurde von kaltem Neonlicht erhellt. Im Erdgeschoß waren die Umkleideräume für das Pflegepersonal. In seiner Arbeitskleidung würde er sicher keinem auffallen, und Sven hatte schon häufig Nachtschicht geschoben, niemand würde Verdacht schöpfen.
Die Blutkonserven befanden sich im Keller. Die Uniklinik war eine kleine Stadt. Fast jede Abteilung hatte ihr eigenes Gebäude, und jedes Gebäude hatte seinen eigenen Keller, die alle durch unterirdische Gänge miteinander verbunden waren. Dadurch entstand ein riesiges unterirdisches Gängesystem, indem man sich ohne Ortskenntnis leicht verlaufen konnte.
Sven befand sich im Gebäude für innere Medizin, seine Freundin arbeitete in der Hämatologie, am anderen Ende des Geländes. Hier wurden auch, soweit Sven wußte, die Blutkonserven aufbewahrt.
Er entschloß sich den unterirdischen Weg zu nehmen.
Im Treppenschacht roch es muffig. Die Neonröhre warf ihr flackerndes Licht auf die knochenbleichen Wände. Sven fröstelte. Er erreichte das Ende der Treppe und stemmte die schwere Eisentür auf. Vor ihm lag einer der unzähligen düsteren Gänge.
Früher, als Pfleger war er häufiger hier unterwegs. Oftmals um Patienten von einer Abteilung in die andere zu schieben, wenn „überirdisch“ das Wetter zu schlecht war, manchmal aber auch um die Verstorbenen in die Kältekammer zu befördern. Einmal mußte er ein amputiertes Bein in das klinikeigene Krematorium bringen. Es war das Bein eines Kettenrauchers gewesen. Die Zehen waren schwarz, verfault und abgestorben. Das Fleisch war fleckig, die Haut dünn wie Pergament und kalt wie der Tod. Fröhlich pfeifend hatte er damals versucht die Beklemmung zu vertreiben, die dieses kalte Bein in ihm auslöste.
Auch heute fühlte er sich unbehaglich, als würde der Tod persönlich ihn begleiten. Das Echo seiner Schritte klang wie das höhnische Gelächter der Verstorbenen, deren ruhelose Seelen durch diese finsteren Schächte trieben.
Sein Kreislauf war noch nicht stabil genug. Sven mußte stehenbleiben und sich kurz an der Wand festhalten. Plötzlich hörte er Stimmen. Sie waren noch zu weit entfernt um den Inhalt des Gesprochenen zu verstehen. Vorsichtig blickte er um die nächste Ecke. Ein schmaler Lichtspalt einer nur angelehnten Tür tröpfelte auf den Gang. Es war eines der kleinen Labors. Sven schlich näher, er wagte kaum zu atmen. Jetzt konnte er die Stimmen deutlich hören. „Das Blut von diesem Sven Lukas ist hervorragend gelungen. Es ist ein Meilenstein in unserer Forschung und hervorragend für unserer Zwecke geeignet. Leider wurde der Virus zu schnell aktiv, doch das ist gegenüber dem dunklen Rat durchaus vertretbar. Schließlich sind seine antisolaren Eigenschaften so weit perfektioniert, daß wir uns jetzt tagelang und nicht nur Stunden in diesem verdammten Sonnenlicht aufhalten können.“ Ein seelenloses Lachen erklang, das tausendmal von den Wänden zurückgeworfen wurde.
„Sie haben hervorragende Arbeit geleistet Dr. Xantus. Auf ihr Wohl“, sagte eine zweite Stimme
Dr. Xantus, Sven mußte einen überraschten Aufschrei unterdrücken, das war sein Arzt, wegen seinem dürren Körper und der spitzen Nase auch das Frettchen genannt.
Gläser klirrten und er hörte die beiden Männer gierig in großen Schlucken trinken.
Gläser wurden zurückgestellt und Schritte näherten sich der Tür.
Sven warf sich herum und verbarg sich hinter einem Mauervorsprung. Rasch entfernten sich die Schritte vom Labor. Langsam ging er zur Tür. Sie war nur angelehnt, wie leichtsinnig, oder eine Falle? Egal! Sven mußte wissen was hier vor sich ging.
Ein großer Tisch befand sich in der Mitte des Raumes. Er war überhäuft mit Papierstapeln, Büchern und altertümlich aussehenden Folianten. Zwei Kristallgläser standen auf einem alten Sekretär in der Ecke. Sven tunkte den Finger in die restliche Flüssigkeit. Blut-es war Blut. Sven spuckte angeekelt aus; ein eiskalter unheilvoller Schauer rann ihm über den Rücken. Blutkonserven lagen achtlos am Boden. Er bückte sich und erkannte seinen Namen auf dem kleinen Schildchen. Sie hatten sein Blut getrunken!
Sein Blick fiel auf ein riesiges in kostbares rotes Leder eingebundenes Buch, das in der Mitte des großen Tisches lag.
Mit goldenen Buchstaben stand „Absolute Immunity for the Dark Strength“ auf dem Einband. Neugierig schlug Sven es auf.
Lange und komplizierte Chemische Formeln wechselten sich ab mit aberwitzigen Ideen für eine allumfassende Weltherrschaft. Sven schüttelte den Kopf. Das Ganze ergab keinen Sinn. In welchen Horrorfilm war er hier hineingeraten? Schritte! Es näherte sich jemand. Hastig griff Sven nach dem Buch. Der Ärmel seines Hemdes streifte eine offene Phiole und ihr ganzer Inhalt ergoss sich über das Buch. Es roch nach Alkohol. Sven fluchte und packte das nasse Buch. In dem Moment betrat Dr. Xantus den Raum.
Er wirkte nicht mehr wie ein Frettchen, sondern düster und animalisch. Seine Haut spannte sich straff über seine Knochen und gab seinem Schädel das Aussehen eines Totenkopfes. Seine Zunge zuckte in seinem halb geöffneten Mund wie eine fette blasse Made in totem Fleisch. „So, so Sven Lukas. Du hättest nicht hierher kommen sollen. Du hast Sachen gesehen, die für menschliche Augen nicht bestimmt sind.“ Seine Stimme war so kalt und trocken, wie der Totenhauch einer Gruft. Fast schienen die Worte mitten in der Luft zerbröseln zu wollen bevor sie Svens Ohren erreichten.
Dr. Xantus grinste. Seine schwarzen Augen rollten wie dunkle Murmeln in seinen tiefen Augenhöhlen. Jetzt erkannte Sven die spitzen Eckzähne. Vampire - hier an der Uniklinik gab es Vampire? Svens Knie wurden so weich wie verkochtes Fleisch.
Übelkeit stieg in ihm auf.
Die Bedrohung, die von diesem Wesen ausging war körperlich spürbar. Wie ein Alptraum aus dem man aufwacht, aber das Entsetzen ist noch in allen Gliedern zu spüren. Aber hier gibt es nichts aufzuwachen. Dies hier war die Wirklichkeit. Die Panik, die von allen Zellen Besitz ergreift ist nicht mit einem einfachen „ist ja nur ein Traum“ wegzuwischen. Diese Panik ist verdammt real, nicht zu beruhigen, nicht zu besänftigen, Gestalt gewordenes Entsetzen.
Sven fischte nach seinem Feuerzeug in der Hosentasche. Mit zitternden Fingern hielt er die Flamme an das alkoholgetränkte Buch. „Keinen Schritt näher, oder ihr kostbares Buch geht in Flammen auf.“ Es war nur ein Versuch, er hoffte daß ihm das Buch wirklich so wichtig war. Der Vampir fauchte ihn an. Unter seiner blassen Haut sah man bläuliche Venen zucken, wie Würmer, die unter einem Leichentuch einen makaberen Tanz tanzten. Von den Eckzähnen des Monsters tropfte Speichel auf den Boden. Jede Faser des Vampirs war bis zum Zerreißen gespannt. Er wartete nur darauf, daß Sven einen Fehler beging, doch der hielt das Feuerzeug eisern ganz nah am Buch, jederzeit bereit es in Brand zu stecken. Langsam umrundete Sven den großen Tisch und näherte sich der Tür. Die Augen des Vampirs folgten jeder seiner Bewegungen. Gierig streckte er seine weißen, sehnigen Hände nach dem Buch aus. Seine Gelenke knackten als sich die Finger bewegten. Sven behielt die Nerven und schritt langsam, rückwärts gehend aus der Tür. Er ließ den Vampir keine Sekunde aus den Augen. Dieser wollte ihm folgen, setzte schon einen Fuß vor den nächsten. „Bleib stehen“, Svens Stimme überschlug sich, als er den Vampir anschrie. Dr. Xantus verharrte auf der Stelle. Seine grenzenlose Wut war für Sven körperlich so spürbar, wie sein Daumen der an dem Feuerzeug immer heißer wurde. Svens Herz pumpte mit jedem Schlag eine Mischung aus Panik und Entsetzen in seine Gefäße. Der Vampir stand mit lodernden Augen im Labor, Sven zitternd auf dem Flur, eine Pattsituation. „Mach die Tür zu.“ Svens Stimme zitterte. Der Vampir rührte sich keinen Millimeter. „Mach die verdammte Tür zu.“ Svens Hand zuckte näher zu dem Buch. Mit lautem Krachen fiel die Tür ins Schloss. „Rühr´ dich nicht von der Stelle, oder ich fackel dein scheiß- verdammtes Buch ab.“
„Du entkommst mir nicht, Kleiner. Wo willst du hin? Ich weiß wer du bist, wo du wohnst, ich weiß alles über dich, wir kriegen dich!“, klang die Stimme von Dr. Xantus hohl durch die Tür.
Er hatte Recht, und Sven wußte es. Er hetzte davon. Panik. Panik in seinem Kopf, Panik in seinen Beinen, Panik in seinem ganzen Körper. Konzentrier dich. Mit jedem Schritt seines gehetzten Laufes versuchte er sich Klarheit in den Kopf zu hämmern.
Vampire können nicht bei Tag existieren, dachte er. Aber er hatte Dr. Xantus schon häufig bei Tag gesehen, er hatte ihn auch hin und wieder in der Mensa Gerichte mit Knoblauch essen sehen.
Absolute Immunity for the Dark Strength. AIDS. Irgend etwas müssen die mit diesem Erreger angestellt haben, daß derart verseuchtes Menschenblut den Vampiren Schutz gegen Sonnenlicht, Knoblauch und weiß der liebe Gott, gegen was sonst noch alles gibt.
Sein Atem rasselte, Feuer in seinen Lungen. Schritte hinter ihm, Gelächter, ein kalter Windhauch, der sich an seiner Wirbelsäule verfing, langsam und eisig Wirbel für Wirbel bis in sein Hirn hochkriecht, schleimig, kalt, widerlich. Seine Nervenenden gefrieren, Flimmern vor seinen Augen. Jetzt kommen die Schritte rechts aus einem Gang. Nicht schnell, eher langsam, fast schon gemächlich; der Jäger, der sich genüßlich seinem Opfer nähert. Sven biegt nach rechts ab, stößt eine Eisentür auf. Endstation. Er ist in einem Raum, kein zweiter Ausgang. Sven wirbelt herum.
Dr. Xantus steht in der Tür. Lukas fingerte nach seinem Feuerzeug. „Laß es!“ Nur diese Worte. Unendlich langsam und gedehnt gesprochen, doch die Drohung war nicht zu überhören. Sven wich zurück. Sein Blick huschte fahrig durch den Raum, verzweifelt auf der Suche nach einer Waffe. Ein fahrbares Bett, Leichenteile lagen auf einer stählernen Anrichte. Kein gutes Omen. Doch daneben, ein Skalpell. Der Vampir verfolgte Svens Blick.
„Mit dem Messerchen willst du mir was antun? Sven, du brauchst einen Pflock hier, mitten ins Herz, alles andere ist lächerlich.“
Der Vampir schritt auf ihn zu. Sven prallte mit dem Rücken gegen etwas Hartes. Ein Ofen. Das Krematorium. Auf dem Boden lag noch etwas Staub von den Leichenteilen, die vor kurzem hier verbrannt wurden. Seine Turnschuhe färbten sich grau von dem pudrigen Belag. Der Vampir näherte sich - langsam. Jeden Schritt auskostend. Jede Schweißperle genießend, die die Angst aus dem jungen Studenten herauspreßte.
Schon längst hatte Sven das rote Buch fallen gelassen.
Jetzt stürmte der Vampir heran, seine knochigen Hände legten sich um Svens Kehlkopf. Er suchte verzweifelt nach dem Skalpell, das auf der Anrichte neben ihm lag. Endlich bekam er das kühle Metall zu fassen und rammte es dem Vampir in die Seite. Dieser grunzte nur kurz, doch sein Griff lockerte sich flüchtig um Svens Hals und dieser lies sich schnell zu Boden fallen.
Irritiert stockte der Vampir für einen kurzen Moment seinen vehementen Angriff. Dieser Sekundenbruchteil des Zögerns reichte Sven. Zielsicher fand die Klinge die Sehnen an der Rückseite der Knie. Zwei schnelle Schnitte und den Beinen des Vampirs fehlte der Halt der Muskulatur um den Körper aufrecht zu halten. Mit einem Aufschrei sackte der Vampir zusammen.
Sven schnellte sich zur Seite und lief zu dem Bett. Mit oft geübten Griffen löste er das Gitter und hielt es wie ein Schild vor sich. Das Skalpell klemmte zwischen seinen Zähnen.
Der Vampir versuchte sich aufzurichten, doch seine durchtrennten Sehnen konnten seine Kniegelenke nicht stabilisieren. Immer wieder knickte er ein. Sterben würde er an diesen Verletzungen gewiß nicht, doch seine Kampfkraft war um einiges geschwächt. Sven mußte trotzdem aufpassen, daß er dem Vampir nicht zu nahe kam. Ein Biß konnte immer noch tödlich sein, oder ihn in eines dieser Monster verwandeln. Das lange Bettgestell hielt ihm den Vampir vom Leib. Immer wieder hieb er damit auf ihn ein. Etliche Hiebe und einige knirschende Geräusche, die wie brechende Knochen klangen, dann rührte sich Dr. Xantus nicht mehr. Ein Trick? Sven stieß das Frettchen mit dem Bettgestell an. Nichts. Noch einmal schlug er kräftig zu. Er hörte wie eine Rippe knackend nachgab. Keine Regung. Der Vampir war tatsächlich tot oder bewußtlos.. Sven ließ das Bettgestell zu Boden gleiten. Er packte das Messer mit der rechten Hand und eilte zum Verbrennungsofen um ihn auf die höchste Leistung einzustellen.
Langsam näherte er sich wieder dem Vampir. Noch immer keine Bewegung. Selbst der Brustkorb hob und senkte sich nicht mehr. Atmen Vampire überhaupt? Ein kräftiger Tritt in die Leber; kein Muskel zuckte. Sven beugte sich über den Vampir, bereit ihn in die tödliche Hitze zu schieben. Seine Hand, die das Skalpell hielt war schweißnaß.
Zu schnell waren die Hände, die Svens Hals unbarmherzig zudrückten. Ein kaltes Grinsen lag auf dem Gesicht des Untoten. Schmale Blutfäden rannen aus seinem Mundwinkel. Blutblasen zerplatzten auf seinen Lippen. Sein Hände jedoch, waren kräftig wie Schraubstöcke. „Du kannst deinem Schicksal nicht entkommen, Sven Lukas; auch deine Freundin Michaela ist uns eine große Hilfe.“
Verzweifelt bäumte sich Sven auf. Er spürte wie langsam die Kraft aus seinem Körper wich. Jede Zelle schrie nach Sauerstoff. Angst machte sich in ihm breit. In heller Panik stach der junge Student blind mit dem Skalpell zu. Zitternd blieb es in der Stirn des Vampirs stecken. Das war selbst für ein Wesen der Nacht zu viel. Schreiend vor Schmerz wälzte es sich hin und her. Sven erkannte seine Chance. Mit aller Kraft schmetterte er den Schädel des Vampirs, mit der Stirn voraus auf den Boden. Der harte Beton trieb das Skalpell tief in das Hirn des Monsters hinein. Die Bewegungen erstarrten. Sven starrte auf den Hinterkopf des Vampirs und rang mühsam nach Atem. Blut quoll unter dem Kopf hervor. Sven rappelte sich auf und quetschte den Arzt in den glühend heißen Ofen. Keine Sekunde zu früh. Der Vampir begann sich schon wieder zu regen. Fassungslos schüttelte Sven den Kopf, als er die Ofentür hastig verriegelte. „Die sind wirklich nicht tot zu kriegen“, dachte er.
Angeekelt sah er wie das Frettchen langsam den Kopf hob und ihn mit unbändigem Haß durch das feuerfeste Glas des Ofens anstarrte. Aus dem Loch in seiner Stirn tropfte eine weiße, zähe Flüssigkeit, die aber sofort auf dem heißen Boden des Ofens verdampfte. Mit der geballten Faust schlug er gegen das zentimeterdicke Glas der Tür. Sven schreckte zusammen, doch das Material hielt den Angriffen stand. Die Hitze stieg weiter an und schmolz der Kreatur das untote Fleisch von den Knochen. Die Augen traten aus den Höhlen und zerplatzten wie Seifenblasen. Etliche Augenblicke später hatte die Hitze dem Vampirkörper sämtliche Flüssigkeit entzogen. Verkohltes und zusammengeschrumpeltes Fleisch wurde zu einem rotglühenden Aschehaufen verbrannt. Es war vorbei.
Sven ließ sich erschöpft zu Boden sinken. Das rote Buch lag neben ihm. Mit müden Fingern griff er danach und fing an zu blättern, in der Hoffnung eine Antwort auf all seine Fragen zu finden.
Die Vampire schienen schon lange nach einem Mittel zu forschen, welches es ihnen ermöglichen würde sich gefahrlos dem Sonnenlicht auszusetzen. Sie haben den AIDS Virus entwickelt, in der Hoffnung, das so verseuchte Blut der Menschen würde den Geschöpfen der Nacht Immunität gegenüber dem Tageslicht verschaffen. Und sie hatten Recht. Und als Bonus wurden sie auch noch unempfindlich gegenüber Knoblauch und Weihwasser.
Die einzige Einschränkung war die Dauer der Immunität. Anfangs betrug sie nur Minuten; jedoch steigerten die Vampire dies mit jedem neuen Typus des Erregers auf einige Stunden bis zu höchstens einem Tag. Doch eine verlängerte Immunität ging Hand in Hand mit einer erhöhten Aggressivität des Erregers. Das bedeutet, der Wirt, also der Mensch erkrankte schneller an AIDS und stirbt auch schneller. Er, Sven war Träger des neuesten Erregers, der eine Immunität für Jahre garantierte. Erst dann war eine Auffrischung durch einen neuen ´Schluck´ nötig.
Das hieß, als Dr. Xantus und sein Assistent mit Svens Blut angestoßen hatten, wurden sie für Jahre immun gegen fast alles was einen Vampir früher getötet hätte. Mit Ausnahme der Hitze eines Krematoriumhochofens und des berühmten Holzpflockes im Herzen.
Und es heißt auch, daß er, Sven nicht mehr lange zu leben hat.
Sven schluckte. Ein Klos, so schwer wie eine Bowlingkugel, saß in seinem Hals fest. Er blätterte weiter. Chemische Formeln folgten, die genau beschrieben, wie dieses Blut, beziehungsweise der neue Erreger herzustellen war. Es folgten Lagepläne des Klinikgeländes, einschließlich aller Kellergebäude und Gänge. Ganz im Norden des Geländes erkannte Sven einen Raum, der, wenn der Masstab stimmte, riesig sein mußte. Sven vermutete hier das eigentliche Zentrum der Macht.
Er schreckte hoch. Michaela. Er war so in der Lektüre des Buches vertieft gewesen. Der Vampir hatte ihren Namen genannt. War sie etwa auch mit dem Virus verseucht? Ihm fiel ein, daß sie ihn im Krankenzimmer besuchen wollte. Normalerweise vergißt sie so etwas nicht. Vielleicht wurde sie von diesen Monstern gefangen gehalten? Sein einziger Anhaltspunkt war die riesige, unterirdische Halle im Norden des Klinikgeländes.
Nach zwanzig Minuten Fußmarsch erreichte er eine schwarz lackierte Stahltür, daneben ein Tastenfeld mit den Ziffern von null bis neun. Das rote Buch, das immer noch schrecklich nach Alkohol roch, hatte er unter den linken Arm geklemmt.
Sven drückte leicht gegen die Tür. Zu seiner Überraschung schwang sie vollkommen lautlos auf und gab den Blick auf eine sich schier endlos in die Dunkelheit hinabschraubende Wendeltreppe frei. Das roch verdammt nach einer Falle, doch Sven hatte keine Wahl. Er befürchtete, daß sich seine Freundin in höchster Gefahr befand. Er mußte sich entscheiden.
Entschlossen setzte er einen Fuß auf die erste Stufe. Mit rechts hielt er sein Feuerzeug und ließ es regelmäßig aufleuchten. Nachdem Sven etliche Minuten mit klopfendem Herzen Stufe um Stufe überwunden hatte, drang ein rötliches Glimmen zu ihm hinauf. Ein tiefes monotones Summen, wie von riesigen Aggregaten, brachte seine Eingeweide zum Schwingen. Nach einigen Minuten erreichte er die letzte Stufe. In der Luft hing ein süßlich, metallischer Geruch, der sich schwer auf Svens Denken legte.
Was er sah, verschlug ihm den Atem. Zahllose, nackte Leiber baumelten von der Decke einer schier endlos weiten Halle. Die bleichen Arme waren zur Seite gespreizt, die Füße hingen schlaff und scheinbar leblos nach unten. Wie gekreuzigt hingen tausende dieser Körper in der Luft; nur gehalten von breiten Lederriemen. Der Kopf fiel kraftlos und kahlrasiert zu einer Seite. Ein durchsichtiger Schlauch bohrte sich in die Blutgefäße, nahe des Schlüsselbeines. Eine grünliche Flüssigkeit rann durch den Schlauch in den Körper der Menschen. Drei Reihen von ihnen baumelten jeweils leicht versetzt untereinander. Der Erste hing fast unter der schmutzig-grauen Decke und der Dritte schwebte nur noch einen halben Meter über einen riesigen roten See. So hingen sie, aufgereiht wie Puppen, soweit das Auge reichte.
Von jedem so tot und leblos wirkenden Arm fiel in regelmäßigen Abständen ein rubinroter Tropfen Blut in den See. Ein stetiger, fast schon sanfter und warmer Regen diese Lebenssaftes webte einen roten Vorhang, dessen monotones Rieseln Sven das Blut in den Adern zu Staub zerfielen ließ.
Doch das Schlimmste erblickte Sven erst jetzt. Michaela; schlaff hing sie in einer Liege. Von ihrem rechten Arm führte ein Schlauch zu einem unfaßbar bleichen Wesen – ein Vampir, der gerade dabei war Michaela buchstäblich anzuzapfen um mit ihrem Blut sein gräßliches Leben zu verlängern. Mit einem Aufschrei stürzte sich Sven nach vorne, ließ Buch und Feuerzeug fallen und riß den Schlauch aus Manuelas Arm. Ihr Blick war verschleiert, ihre Augen irrten umherr wie zwei Murmeln in einem Spiegellabyrinth. Sie versuchte sein Gesicht zu fixieren. Langsam verschwand der Nebel aus ihren Augen, verwirrt schaute sie ihn an. Mühsam stemmte sie sich hoch, nur um sich mit einem erleichterten Seufzen in Svens Arme sinken zu lassen. Sie umschlang ihn, verzog hinter seinem Rücken ihr Gesicht zu einem diabolischen Grinsen. Zwei spitze Eckzähne funkelten in dem düster-roten Licht der unterirdischen Halle. Zärtlich schienen ihre Hände über Svens Nacken und Hals zu streichen, doch als sie das kräftige Pulsieren der Halsschlagader fühlte, drückte sie mit aller Kraft zu. Übergangslos wurde es dunkel um Sven Lukas.
Als er zu sich kam war er gefesselt auf der Liege, auf der vorher Michaela gelegen hatte. Neben ihm befand sich noch der bleiche Mann. Michaela kniete vor ihm und saugte gierig das Blut aus seinem Arm. Sven erkannte seinen folgenschweren Irrtum. Nicht der Mann war der Vampir, sondern seine Freundin. Hätte er sich den Schlauch, der beide miteinander verband, genauer betrachtet, hätte er gesehen, daß das Blut von ihm zu ihr lief, um sie zu ernähren, und nicht umgekehrt. Langsam schaute er sich um. Das rote Buch lag aufgeschlagen neben seinen Füßen. Man konnte die chemischen Formeln erkennen, die es erlaubten das gute Blut herzustellen. „Was für eine Ironie des Schicksals“, dachte Sven „sollte diese Formel das letzte sein, was ich vor meinem Tod zu sehen bekomme?“
Michaela bemerkte die Bewegung seines Kopfes und schaute ihn mit blutverschmiertem Mund an.
„Wie..., wie lange bist du schon...dieses, dieses ...Monster?“ würgte Sven hervor.
„Schon seit wir uns kennen, Schätzchen und etliche hundert Jahre länger.“ Mit aufreizenden Bewegungen ging sie zu ihm. Ihre blutverschmierten Finger hinterließen zartrote Streifen als ihre Finger seine Wangen berührten. „Ich bin die rechte Hand von Dr. Xantus.“, fuhr sie fort „Er ist einer unserer genialsten Wissenschaftler. Seine Forschungen sind ein Quantensprung für unsere Spezies. Endlich sind wir dem Ziel der Weltherrschaft einen großen Schritt näher gekommen. Jahrelange Immunität gegenüber allem was uns schwächt. Endlich können wir auch tagsüber uneingeschränkt tätig werden. Wir können alle wichtigen Schlüsselpositionen in Politik und Wirtschaft einnehmen. Und diese jahrelang unter unserer Kontrolle halten. Nichts kann uns aufhalten. Und hier ist der Schlüssel zu allem.“ Mit vor Erregung zitternden Fingern zeigte sie auf das Buch, das neben Sven lag.
„Sie weiß noch nichts vom Tod Dr. Xantus“, dachte Sven bei sich, nur - diese Wissen half ihm im Moment auch nicht weiter.
„Aber diese Halle, all diese Menschen, all diese Blut“, Lukas versagte die Stimme.“
„Oh, diese Menschen sind nicht tot. Sie werden durch die Schläuche an ihrem Hals mit allem Notwendigen am Leben erhalten. Ihr Blut wurde so verändert, dass es nicht gerinnt.“, erklärte der weibliche Vampir stolz. Während sie mit ihren Ausführungen fortfuhr, fing sie an Svens Arbeitshemd langsam aufzuknöpfen:
“Sie sind Träger der ersten und zweiten Generation. Ihr Blut macht uns für ein paar Stunden immun. Wir sammeln es und verschicken es in die ganze Welt. Doch die meisten dieser Menschen sterben an dem Virus nach einigen Wochen. Wir brauchen immer neuen Nachschub und müssen dabei extrem vorsichtig sein um keinen Verdacht zu erregen. Dr. Xantus Weiterentwicklung des Virus entlastet uns nicht unerheblich von diesem Nachschubproblem. Wir brauchen nicht so viel Blut, weil schon kleinste Mengen, vermischt mit der ersten oder zweiten Generation für Jahre der Immunität ausreichen werden. Schon ein paar Tropfen von deinem Blut in diesem See läßt Hunderte von Vampiren über Jahre all ihre Sorgen vergessen. Leider wirst du schon in ein paar Tagen sterben, aber wir haben ja noch Dr. Xantus Aufzeichnungen um ganz schnell einen Nachfolger für dich zu schaffen.“ Mit diesen Worten riß sie ihm Hemd und Hose vom Leib und wollte ihm den durchsichtigen Schlauch an den Hals setzen, um ihn einzugliedern in die lange Reihe schlaffer Leiber über ihm.
„Willst du einem Todgeweihten nicht noch einem letzten Gefallen erweisen?“, fragte Sven.
Zögernd blickte Michaela ihn an. „Na gut, um der alten Zeiten willen. War ja manchmal auch ganz nett mit dir. Was willst du?“
„Eine letzte Zigarette“.
Kopfschüttelnd ging sie zu einem nahegelegenem Schreibtisch, fischte nach einer Kippe, und erst nachdem sie ihm diese angezündet hatte, löste sie den Gurt der rechten Hand, damit Sven alleine rauchen konnte.
Sven zog tief und heftig an der Zigarette, damit der Tabak sich stark erhitzte. Dann ließ er die Zigarette fallen - genau auf die geöffneten Seiten des Buches mit den chemischen Formeln. Rasend schnell verschlang das Feuer die wichtigsten Unterlagen der Vampirgeschichte.
Michaela kreischte auf, schlug mit der Hand das Feuer aus, doch die Formeln waren unweigerlich verloren.
Voller Wut rammte seine ehemalige Freundin Sven den Schlauch in den Hals.
Als er über dem Blut baumelte und sein erster Tropfen in den See fiel, hatte er schon längst das Bewußtsein verloren.

 

Wow! Die Geschichte hat was! Hat mich vom ersten Augenblick an gefesselt und zum weiterlesen "gezwungen". Auch die Idee mit Aids als Erfindung der Vampire ist nicht schlecht und recht überraschend in die Geschichte eingebaut.
Dein Schreibstil ist leicht zu lesen und man kann sich alles ziemlich gut vorstellen.

Fazit: Lesenswert

Grüße
Morticinus

 

Hi Morticinus,

vielen Dank für das Lob,
geht runter wie Öl :)

Grüße vom Zauberer

 

Hallo ProgMan,

vielen Dank für deine sehr kreative Kritik.
Das mit dem Aids habe ich deshalb an den Anfang gestellt, weil ich gehofft hatte, damit den Leser sofort in die Geschichte ziehen zu können.
Bei deinen Vorschlägen vermisse ich die Idee, daß die Vampire Aids hergestellt haben, um so ihre Immunität gegenüber Sonnenlicht zu erreichen, insofern ist der Professor schon ein Aids Spezialist, aber eben auf Seiten der Vampire; langes Leben für die Vampire, kurzes Leben für die Menschen. Ich wollte eben auch eine Geschichte schreiben in der der Held am Ende unterliegt, und die Vampire weiterleben (nach dem Motto: Fortsetzung folgt:)

Zauberer68

 

Hallo ProgMan,

ursprünglich war der Plot gedacht um daraus etwas Umfassenderes zu machen.(vielleicht sogar bishin zu einem Buch). Natürlich wäre der Held hier nicht sofort in den Katakomben der Klinik fündig geworden, sondern wäre vielleicht um die halbe Welt geflogen, und hätte nach und nach das Komplott der Vampire aufgedeckt. Hier läßt sich deine Idee gut verarbeiten.
Jetzt müßte ich nur noch Zeit genug für eine lange Erzählung haben.
Vielen Dank für deine Ideen.

Gruß
Zauberer

 

Hallo zauberer68,

mir hat die Geschichte auch gut gefallen.

Der einleitende Satz ist ziemlich heftig. Schlimmer, sehr realer Horror. Das hat mich fast ein wenig abgeschreckt. Ich hatte die Geschichte vor ein paar Tagen schon mal aufgerufen und nach einigen Sätzen mit dem Lesen aufgehört, weil mir das doch irgendwie sehr nahe ging. War fast zu real – was keine Kritik sein soll. Ich lese aber im Allgemeinen lieber Horrorstories, von denen ich weiß, dass sie nichts mit der Wirklichkeit zu tun haben. Da kann dann passieren, was will. Selbst schlimmste Dinge machen mir dann nichts aus.

Wie ProgMan auch schon geschrieben hat, ist die Einleitung problematisch für die Spannungskurve. Eine Zeitlang hat mich nur Svens Schicksal beschäftigt, und erst allmählich hat mich dann die Geschichte in ihren Bann gezogen. Von da ab fand ich sie aber interessant und auch spannend. Allerdings hat dann das Wissen um Svens Schicksal wieder geholfen, mit ihm mitzufühlen und mitzufiebern.

Ich denke, dass so eine Einleitung in einem längeren Werk (Roman) weniger schadet, weil der Autor danach Zeit hat, den Leser in die eigentliche Story einzuführen und diese (und die Spannung) langsam aufzubauen.

Obwohl ich mich eher für klassische Vampirgeschichten begeistern kann, haben deine Ansätze ihren Reiz. Die Erschaffung eines Virus gegen die Schwächen der Vampire ist eine interessante Ausgangsposition für eine Geschichte. Die Beseitigung dieser Schwächen ist noch nicht so oft zum Thema von Vampirstories gemacht worden, soweit ich weiß.

Stilistisch fand ich den Text weitgehend gelungen. Ein paar Anmerkungen dazu hab ich aber noch:

Du wechselst manchmal die Zeitebene. Ich konnte das nicht immer nachvollziehen.

Sein Atem rasselte, Feuer in seinen Lungen. Schritte hinter ihm, Gelächter, ein kalter Windhauch, der sich an seiner Wirbelsäule verfängt, langsam und eisig Wirbel für Wirbel bis in sein Hirn hochkriecht, schleimig, kalt, widerlich. Seine Nervenenden gefrieren, Flimmern vor seinen Augen...

Dr. Xantus steht in der Tür. Lukas fingert nach seinem Feuerzeug. „Laß es!“ Nur diese Worte. Unendlich langsam und gedehnt gesprochen, doch die Drohung war nicht zu überhören. Sven wich zurück.

Du hast hier Tempuswechsel innerhalb eines Absatzes drin. Das gefiel mir nicht so gut. Generell würde ich so einen Tempuswechsel nur anbringen, um eine ganz bestimmte, aus dem Geschehen weit herausragende Passage besonders zu kennzeichnen. Meiner Ansicht nach war dies keine solche Passage.
Und wenn du einen Tempuswechsel einbaust, dann solltest du vielleicht konsequent sein und die Passage komplett in der anderen Zeitebene niederschreiben - evtl. sogar in einem eigenen Absatz bzw. durch Leerzeilen getrennt. Du hast hier mitten in der Szene wieder zur alten Zeitschiene gewechselt. Insofern konnte ich den Wechsel nicht ganz nachvollziehen.

Das heißt, als Dr. Xantus und sein Assistent mit Svens Blut angestoßen hatten, wurden sie für Jahre immun gegen fast alles was einen Vampir früher getötet hätte.
Auch hier hätte ich die Zeitebene beibehalten, also "Das hieß" geschrieben.

Als er zu sich kam war er gefesselt auf der Liege, auf der vorher Michaela lag.
"Als er zu sich kam, war er gefesselt auf der Liege, auf der vorher Michaela gelegen hatte."
Vorvergangenheit.

Wörtliche Rede:

„Sie haben hervorragende Arbeit geleistet Dr. Xantus. Auf ihr Wohl.“, sagte eine zweite Stimme
Der Punkt vor den schließenden Anführungsstrichern entfällt >> "...Auf ihr Wohl", sagte eine ... (Punkt nach "Stimme" fehlt)

„Mach die Tür zu“, Svens Stimme zitterte.
"Mach die Tür zu." Svens Stimme zitterte.

Zwei kleine Tippfehler sind mir noch aufgefallen:

und Schritte näehrten sich der Tür
näherten
Ihr Blut wurde so verändert, das es nicht gerinnt.
dass

Wie gesagt, insgesamt hat mir die Geschichte gut gefallen! Vielleicht kannst du mit meinen Anmerkungen was anfangen.

Viele Grüße

Christian

 

hi zauberer68,

sehr gute geschichte. war richtig spannend und sehr einfallsreich. hab mich nicht gelangweilt. der einstieg hat einen , wie beabsichtigt, mitgerissen. alles in allem gute story, hat spaß gemacht.

gruß

toxine

 

Hi zauberer68!!!

Schön, wieder etwas von dir zu lesen zu bekomen:) !!!
Horror ist sonst nicht mein Ding, doch diese Geschichte ist wirklich außergewöhnlich gut. Man kann nicht bereuhen, sie gelesen zu haben.

Dein Schreibstil gefällt mir gut, flüssig zu lesen und nicht um den heißen Brei herum geschrieben. Ein paar kleine Ungereimtheiten sind mir aufgefallen:

Kreidebleich und zitternd stellte er die vollgekotzte Schale
'vollgekotz' finde ich an der Stelle etwas zu vulgär, das solltest du ein wenig umändern.

Er hatte ziemlich viel Blut verloren, lag mehrere Tage im Koma, und sein sexuelles Leben, bevor er Manuela kennenlernte, hätte selbst einem Mönch Respekt abverlangt.
Mache daraus besser zwei Sätze, das ist verständlicher für den Leser, da es sich um zwei verschiedene Informationen handeln. Das Koma hat ja nichts mit seinem Sexual-Leben zu tun.


Besonders gur gelungen ist meines Erachtens der zweite Abschnitt. Du beschreibst die ganze Szeneri mit ansprechenden Worten, sodass man sich die Situation wunderbar vorstellen kann. Man spürt als Leser die Gefahr, es fesselt und man ist gezwungen, weiter zu lesen.

Nun zu der Textstelle, wo Sven mit dem Vampir-Arzt kämpft und ihn schließlich verbrennt. Dass Vampire nun ausgerechnet in der Hitze eines Krematoriumhochofens
sterben können und dass dann auch noch ein solches Ding zufällig dort steht, wo der Kampf stattfindet, finde ich ein bisschen weit hergezogen; es ist nicht gerade sehr glaubwürdig. Wie wäre es denn, wenn die Vampire durch das menschliche ADIS-Blut nicht nur immun gegen alles mögliche würden, sondern als kleinen Nachteil durch das Blut große Probleme mit Feuer und Hitze bekämen??? Das wäre, glaube ich, einsichtiger.

Die Stelle, wo er in die große Halle kommt und seine Freundin sieht, ist auch gut. Man weiß nicht so genau, ob sie nun zu den Bösen oder Guten gehört, du verwirrst den Leser leicht, das hält die Spannung.

Die Idee hinter der Story ist gut, und wurde von dir schön umgesetzt.
Alles im allen einfach empfehlenswert!!!

Ciao

liebe Grüße
Kaschi

P.S. Ich hoffe, du findest Zeit um eine Fortsetztung zu schreiben; das würde sich lohnen, wenn du in der gleichen Art weiterschreibst, wie du begonnen hast.

 

Hallo Criss,
hallo Toxinchen,
hallo Kashi,

vielen Dank für all euer Lob, eure Kritik und Vorschläge.

@ Criss: Das Durcheinanderschmeissen der Zeiten ist eine kleine, aber lästige Angewohnheit von mir (schäm, im Boden versink). Habe alle die von dir gefundenen "Zeitverirrungen" sofort verbessert. Vielen Dank für´s Auffinden.
Zum Anfang: irgendjemand sagte mir einmal, der erste Satz sollte, wenn er wirklich fesseln soll in der Gegenwartsform geschrieben sein und, nun ja, eben fesseln. Bei einer Gruselgeschichte dachte ich, wäre es schon in Ordnung mit einem Schock zu beginnen.
Deshalb dieser, zugegeben etwas brutale Eröffnungssatz des Arztes.

@ Kashi. ich habe mir lange überlegt, ob ich "vollgekotzt" hinschreiebn soll. Ich habs jetzt einfach mal ersatzlos gestrichen. Ich denke, der Leser weiss auch so, daß die Schale "vollgekotzt" ist.
Auch deine zweite Anmerkung habe ich verbessert.
Zu deiner Idee mit dem Nachteil des veränderten Blutes: finde ich eine gute Idee, vielleicht nicht nur in Form einer gesteigerten Hitzeunverträglichkeit, sondern auch in Form z.B. einer Allergie (Hautausschläge beim Genuss von blaublütigem Blut, Haarausfall beim Genuss von Knoblauch), also eher etwas, was die Atmosphäre wieder auflockert.
Zum Krematoriumsofen: ich hatte ihn genau deshalb im ersten Teil kurz erwähnt, damit der Leser nicht total erstaunt ist, nach dem Motto:"wo kommt denn jetzt der Ofen her?"
Sven wußte, dass es den Ofen gibt und er wußte den Weg dorthin. Vielleicht hat sein Unterbewußtsein in der Panik die Führung übernommen und ihn dorthin gelenkt?

Euch allen drei noch mal vielen Dank fürs Lesen und für die Verbesserungsvorschläge.

Viele Grüße,

Zauberer68

 

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