Höllen Diener
Plötzlich wusste Manuela, dass irgend etwas bei dieser mitternächtlichen Scharade nicht in Ordnung war. "Verdammt, warum habe ich mich überhaupt auf dieses Unternehmen eingelassen?" entfuhr es ihr halblaut. Ihr Onkel, Lord Barnabas Collins, drehte sich zu ihr um und blickte sie missbilligend an, während er und sein Butler damit begannen, die im Kreis aufgestellten Kerzen anzuzünden. Eingeschüchtert sah Manuela den beiden Männern zu. Dabei dachte sie daran, wie diese angebliche Beschwörung des Teufels ihren Anfang genommen hatte.
Es war noch nicht einmal vier Stunden her. Beim Abendessen war irgendwie das Thema Okkultismus aufgekommen und später in gemütlicher Runde fortgesetzt worden. Ihr Onkel hatte dabei eingeworfen, dass er in jungen jahren schon einmal den Leibhaftigen beschworen habe, der ihm zu Geld und Ruhm verholfen habe. Manuela wusste aber, dass Barnabas Collins den grössten Teil seines Vermögens durchgebracht hatte.
"Dann beschwör den Teufel doch noch einmal, Onkel, und beweise, dass du ein guter Höllendiener bist!" reizte sie ihn. "Dazu benötige ich aber eine Jungfrau, Milena. Wie wär's mit dir?" kam die Antwort wie aus der Pistole geschossen. Ihr war keine Wahl geblieben und so machte sie eben mit. Lord Barnabas begann nun, Zaubersprüche zu murmeln. Manuela bekam urplötzlich entsetzliche Angst und unterbrach entschlossen den Onkel: "Hör auf damit! Ich mache bei diesem Mummenschanz nicht mehr mit!" Barnabas blickte sie nur bedauernd an, dann nickte er dem Butler zu. Knapp eine Minute später wand sich Manuela in den Armen des Butlers und ein Knebel verhinderte, dass sie die Beschwörung erneut unterbrach. Als sie dann im Kerzenkreis als roten Schwaden eine grässliche gestallt, mit blutrünstigen Augen formte, wusste sie, das ihr Onkel tatsächlich ein Höllen Diener war. Doch diese Erkenntnis half ihr nicht mehr.