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- 15.05.2014
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Höllenritt
Dieses Mal sind wir nach Budapest gereist. Meistens sind wir nur zu dritt unterwegs, für heute haben wir noch zwei Freundinnen eingeladen. Wenn man zu viel Geld hat, machen solche Trips verdammt viel Spaß. Fast jede Woche fliegen wir wo anders hin, buchen ein Hotel und fahren dort dann Fahrstuhl. Nicht auf herkömmliche Weise. Nein, wir rauchen zu beginn eine Tüte, steigen dann hoch aufs Dach und schlagen uns dort einige psychedelische Pilze in den Bauch. Das Gefühl, über den Dächern, der Blick auf die Stadt, einfach unglaublich. Und dann noch dieser Rausch. Fantastisch sag ich euch. Hin und wieder geht auch mal einer drauf, aber uns drei hat noch nichts aus dem Leben gerissen. Letzten Monat, ist eine verrückte kleine Japanerin, die wir im Flugzeug kennengelernt hatten, vom Four Seasons gesprungen. Hat gedacht, in ihrem Rucksack wäre ein Fallschirm. Mittlerweile liegt eine Schadensklage gegen ihre Eltern vor, weil sie beim Aufschlagen, mit ihrer rechten Hand, einem Taxi den Außenspiegel abgeschlagen hatte. Angeblich, war ihr Großvater schon als Kamikaze-Flieger für den Angriff auf Pearl Harbor bekannt. Fast hätte sie uns davon überzeugt auch zu springen. Gott sei dank sind wir standhaft geblieben, andernfalls hätten wir fast zehntausend Euro bezahlen müssen. So viel Cash hatten wir gar nicht in unseren Taschen, höchstens wenn wir zusammengelegt hätten.
Auf dem Dach sah alles wie gewohnt aus, vergleichbar mit den anderen Hotels. Drei Clubs mit VIP-Eingang, eine Raum-Abschuss-Kapsel, ein Portal und zwei Dixi Klos, dahinter ein Riesenrad. Wäre da nicht dieser marode, enge Fahrstuhl, versteckt in einer der Toiletten. Nicht lange gefackelt und rein da.
»Verdammt ist das eng.«
»Macht mal noch Platz für Anna.«
»Los, quetsch dich noch rein.«
»Hab doch gesagt, das passt.«
Auf dem Armaturenbrett der Spülung, befinden sich total komische Zeichen, die alle fünf Sekunden, in den verschiedensten Farben aufblinken und dann wieder erlöschen.
»Seht ihr das auch?«
»Klar, wir fahren alle den selben Trip.«
»Drück mal auf den Untersten, ich will mindestens achtzig Stockwerke fliegen.«
Ich betätige den letzten Schalter, den meine Augen, im gedämmerten Licht wahrnehmen. Die Lampe, die lose an der Decke baumelt, erschwert die Sicht nur. Dann geht es los. Der Fahrstuhl setzt sich langsam in Bewegung. Wir fühlen leichte Schwerelosigkeit. Stocken. Er hängt.
»Was ist da los?«
»Keine Ahnung, an was das liegt.«
»Drück nochmal.«
Josh setzt sich konzentriert, mit Blick zur Spülung, auf die Schüssel und schmettert seine Handfläche auf die unterste Taste, die dann plötzlich zu blinken beginnt. Grün, rot, gelb, blau. Gefolgt von Stille und Dunkelheit. Auf der Tür öffnet sich eine zweidimensionale Schaltfläche, auf der ein eigenartiger Texte zum Vorschein kommt, gefolgt von mehreren, wie es mir scheint "Auswahlmöglichkeiten".
»Was soll ich nehmen?«
»Nimm das rechts!«
»Das hier?«
»Nein, nimm das Linke.«
»Die sind beide links«
»Ja, aber das eine ist weiter westlich, gesehen vom Linken«
» NOSW!«
»NOSW?«
»Ja, Nicht Oben, Sondern Weiter«
»Du meinst SNOW. Sag Niemals Ober Weite.«
»Okay, und wo ist jetzt Westen?«
»Links«
»Hey, warte. Versuch einfach alle gleichzeitig zu drücken.«
Fehlgeschlagen. Beim Berühren der Felder, fällt die Auswahl auf das links von mir gesehene Rechte und der Fahrstuhl gibt ein leises Zischen von sich. Dann setzt er sich wieder in Bewegung.
»Nice, hat funktioniert.«
Weiter geht die Fahrt. Aber der Fahrstuhl wird plötzlich schneller und auf der Schaltfläche bilden sich seltsame Symbole, die sich verschieben. Sieht aus wie ein Puzzle. Es passiert. Der Fahrstuhl entreist sich seiner Selbst und fällt los.
»Scheiße, Leute. Ist das normal«, kreischt Anna. »Mach doch was!«
»Schau mal, wir sind schon bei Stockwerk siebzig.«
Und wir werden immer schneller. Der panische Rausch breitet sich in uns aus. Die Symbole ergeben keinen Sinn, aber irgendetwas sagt mir, dass wir sie verstehen und lösen müssen, bevor die letzte Ebene erreicht wird und wir jämmerlich am Boden zerschellen.
»Los, mach schon!«
Wie wild, tippe ich auf der Schaltfläche herum. Nichts. Das Ding macht keinen Mucks.
»Noch vierzig!«
»Ich habs, das sind Hieroglyphen!«
Jetzt erkenne ich die Symbole. Uns bleiben noch 20 Stockwerke.
»Welches Wort ist gesucht?«
»Beeil dich, noch zehn.«
Daniel klebt mich, mit seinem Mittelfinger an die Decke, kombiniert die rote Haube, den Strick und die Hand mit dem grünen Beil, dem lila Viereck und dem Adler, der aus sonderbaren Gründen, die Geräusche einer Krähe wiedergibt. Die Schaltfläche verschwindet, schon dem Untergang geweiht, falle ich aus der Luft, doch der Fahrstuhl bremst abrupt ab. Ein bisschen durchgeschleudert, lande ich steif auf den Köpfen der anderen.
»Was war gesucht?«
»Klo-Papier.«
»Wie einfallsreich.«
Letzes Mal war es eine Mathe Aufgabe.