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Haut-Farben

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18.03.2018
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Haut-Farben

Als ich mich gestern zu einer stoischen Ruhe gebettet hatte, da fiel ich in einen tiefen, fruchtigen Schlaf und erhob mich sogleich darauf in einem von Farben umspielten Hain, in dem der tosende Wind fremdartig musizierte.
Ich drehte und wand mich, sondierte gehetzt die Umgebung, suchte nach einem Versteck für meine Gestalt, verbarg mich zwischen gesprenkelten Pilzen und unter knorrigen Ästen und beobachtete das Geschehen.
Sogleich krabbelten jadegrüne, waldige Menschen aus einer übbigen Baumreihe auf eine in goldenen Sonnenstrahlen getränkte Lichtung und breiteten sonderlich pralle Früchte in saftigem Abendrot und berstendem Purpur auf silbrigem Stein aus.
Smaragdgrüne Menschen erschienen und schöpften Wasser aus einer klaren Quelle, als auch schon kehlige Betlaute an mein Ohr drangen. Aus meiner Verhüllung observierte ich kobaltblaue Priesterinnen mit wallenden Gewändern.
Ausgemergelt und demütig schleppten sich die Diener höherer Mächte auf ihrem Bußgang vom Himmel herab den Pilgerpfad entlang, erreichten die Lichtung, hielten für eine kurze Pause inne und wurden augenblicklich von Waldmenschen umringt.
Die Jade- und Smaragdgrünen boten den kobaltblauen Priesterinnen süßliche, triefende Früchte und glitzerndes, reinstes Wasser und schnell erhob sich ein Geschwätz über die Götter, die Natur und alle andere Schöpfungen.
Ich verließ mein Versteck, ließ den verstohlenen Hain hinter mir, fand mich sogleich auf einer kargen Steppe mit karmesinroten Gräsern und duftender Erde wieder und entdeckte nicht weit von hier eine Stadt mit einem fiebrigen Platz davor.
Eine Phalanx aus opalenen Adeptinnen glitt wie wallende Vipern über die Ebene, zu auf ein gläsernes Gebirge, welches von quellenden Wolken umhüllt wurde. Ihre Zaubersprüche und druidischen Gesänge schwängerten die Luft und magische Wirbel umspielten ihren Weg.
Dürstend überquerte ich die flirrende Einöde in sengender Hitze, bis ich endlich den geschäftigen Marktplatz erreichte, wo mir von einem magentanen Wächter ein asch-hölzerner Eimer mit erdbeerblauem Wasser überreicht wurde.
Ich trank gierig und beobachtete fasziniert türkisene Weber, cyane Töpfer, anthrazitgraue Abte, altrosa Schneider, ananasgelbe Spielmänner, roséene Krämer, aquamarine Schreiber, beige Ausrufer, bronzene Schleifer, dunkellilane Kesselflicker, haselnussbraune Stallknechte und Indigo-Bogenbauer mit purpurnen Händlern feilschen.
Ockerfarbene Fremdländerinnen spielten gemeinsam mit nebulösen Flickschustern und fahlen Gerbern mit einer Hundertschaft an bunten Kindern, die voller Freude zwischen den eisblauen Zunftmeistern und sonnengelben Gelehrten mit den Tieren der phosphornen Schäfer tollten.
Die Stadttore öffneten sich und das gemeine Volk strömte auf den pulsierenden Marktplatz, um zu handeln und zu erwerben, zu sehen und gesehen zu werden. Es waren die Schwarzen, die Braunen, die Roten und die Gelben und jeder hätte sich gewundert, wenn sie nicht gekommen wären. Das freudige Treiben des Volkes vitalisierte Jung und Alt.
Und als selbst jene aus dem Untergrund und dem Nebel und die Seeleute von den purpurnen Häfen jenseits des Mondes und die Onyxen-Reiterinnen aus der Wüste der Zeit den Marktplatz erreichten, da waren sie alle vereint.
Eine vielschichtige Musik erklang bei jedem Stand, in jeder Ecke und auf all den Wegen und während das bunte Volk zu tanzen begann, bereiteten die orangenen Meisterköche ein Festmahl und tränkten die Luft mit Düften von fremden Gewürzen und brutzelndem Gut.
Ohne es zu wollen erwachte ich aus meinem fruchtigen Traum und fand mich in einer farblosen, weißen Welt wieder.

 

Hola Haidenraik,

Dein Text endet so:

... fand mich in einer farblosen, weißen Welt wieder.
Und das ist nur logisch – hast ja alle Farben und Farbtöne abgeklappert bis zum Gähnen.
Doch erzählen tust Du nicht und nichts.
Die Farbtabelle runterzubeten kann keine Kurzgeschichte ergeben. Mein Vorschlag:
Schau Dich um im Forum und finde heraus, ob Dir hier mitzumachen Spaß bereiten würde. Nimm Dir Zeit bei Deinen Beobachtungen, hier herrscht jeden Tag anderes Wetter.

José

 

Hallo, Haidenraik

Ich habe ein paar Fragen:

Ich drehte und wand mich, sondierte gehetzt die Umgebung, suchte nach einem Versteck für meine Gestalt, verbarg mich zwischen gesprenkelten Pilzen und unter knorrigen Ästen und beobachtete das Geschehen.

Warum? Zuvor benutzt Du die Wörter: "fruchtig", "Farben", "umspielten", "Hain", "musizierten". Es klingt, als wäre Dieser Ort ein wunderbarer. Die Furcht Deines Prots erklärt sich mir also nicht.

Aus meiner Verhüllung observierte ich kobaltblaue Priesterinnen mit wallenden Gewändern.

"observierte", das klingt so analytisch. Passt nicht zum Text.

Ausgemergelt und demütig schleppten sich die Diener höherer Mächte auf ihrem Bußgang vom Himmel herab den Pilgerpfad entlang, erreichten die Lichtung, hielten für eine kurze Pause inne und wurden augenblicklich von Waldmenschen umringt.

Welche Farbe haben die Diener? Wohin verschwinden sie im Absatz danach? Sind das die gleichen wie die Priester? Nee, oder?

Eine Phalanx aus opalenen Adeptinnen glitt wie wallende Vipern über die Ebene, zu auf ein gläsernes Gebirge, welches von quellenden Wolken umhüllt wurde.

"zu auf ein gläsernes Gebirge"? No way. Wie wäre es mit: "auf ein gläsernes Gebirge zu" oder "in Richtung eines gläsernen Gebirges"?

Ich trank gierig und beobachtete fasziniert türkisene Weber, cyane Töpfer, anthrazitgraue Abte, altrosa Schneider, ananasgelbe Spielmänner, roséene Krämer, aquamarine Schreiber, beige Ausrufer, bronzene Schleifer, dunkellilane Kesselflicker, haselnussbraune Stallknechte und Indigo-Bogenbauer mit purpurnen Händlern feilschen.

"türkisene, cyane, roséene, bronzene, dunkellilane", das ist alles Umgangssprache. Diese Farben sind nur schwerlich eingedeutscht. Sie werden, wie Du es im Absatz danach machst, mit "farben" geendet: "türkisfarbene, cyanfarbene, roséfarbene, bronzefarbene, dunkellilafarbene." Klingt halt blöd, aber nicht so blöd wie diese Umgangssprache.

Eine vielschichtige Musik erklang bei jedem Stand, in jeder Ecke und auf all den Wegen und während das bunte Volk zu tanzen begann, bereiteten die orangenen Meisterköche ein Festmahl und tränkten die Luft mit Düften von fremden Gewürzen und brutzelndem Gut.

"orangenen" - o Graus!

Ohne es zu wollen erwachte ich aus meinem fruchtigen Traum und fand mich in einer farblosen, weißen Welt wieder.

Ich habe das Gefühl, es gibt eine Moral von der Geschicht. Problem wurde schon angedeutet: Es gibt eigentlich keine Geschichte. Es gibt eine Menge Farben, und ich erkenne eine Art Moral. Aber was tut Dein Charakter: Er versteckt sich, läuft, trinkt was - danach verschwindet er im Treiben. Es gibt keine Handlung und damit auch keinen Spannungsbogen. Das ist ein Problem.

Vielleicht besteht ja am Anfang wirklich irgendeine Gefahr. Dein Prot versteckt sich, wird gefunden, angsterfüllt wird er in eine Stadt gebracht. Dort stellt sich heraus, dass seine vermeintlichen Peiniger ihm gar nichts Böses wollten und er nur Vorurteile hatte, weil sie so bunt waren. Das wäre eine Handlung. Vielleicht fällt Dir etwas ein.

Deine Bilder fand ich nämlich eigentlich nicht schlecht. Du warst auf jeden Fall kreativ. Wenn Du jetzt vom reinen Beschreiben ins Erzählen kommst, dann kann daraus richtig was werden.

Ich hoffe, ich konnte Dir weiterhelfen. Make it work!

Viele Grüße,
Maria

 
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Hallo zusammen!

Vielen Dank für eure Rückmeldungen.
Die grundlegende Idee der „Geschichte“ war, dass der Protagonist eine Reflektion des Träumenden ist und nur beobachten und nicht eingreifen kann. Ihm ist diese farbenfrohe Welt fremd und er verbirgt sich.
(Ich habe diese Geschichte tatsächlich geträumt, nach dem ich am Vortag wohl zu viele H.P.-Lovecraft-Geschichten gelesen habe.)
Letztendlich steht die extrem farbenfrohe Welt im Kontrast mit den deutschsprachigen Ländern, bei denen es in ländlichen Gegenden immer noch eine Ausnahme sein kann, wenn man einer andere Hautfarbe angehört.

Die Diener höherer Mächte sollen die Priester sein.
Das mit der Farbbenennung wusste ich nicht. Danke dafür!

Die Idee von Maria gefällt mir sehr gut. Es ist natürlich wesentlich spannender, wenn der Protagonist erkannt werden und auch Einfluss nehmen kann. Ich werde meinen Text auf alle Fälle noch umarbeiten!
LG, Haidenraik

Hallo Manlio!
Vielen Dank für deine Korrektur! Einige Bilder, die ich "malen" wollte, müssen auf alle Fälle noch überarbeitet werden :-)
LG, Haidenraik

 

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