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Honig
Nein danke, er habe schon genug, sagte der Mann. "Ich kann allem widerstehen - nur nicht der Versuchung", entgegnete der andere Mann. Er griff nach der grünlichen Flasche, die auf einem kleinen Tischchen neben ihm stand und goss sich ein. Er füllte sein Glas nur halb. Ein honigfarbener Tropfen rann über den Kelch des Glases, entlang des gedrehten Fußes und bildete auf dem Tischchen einen kleinen See aus Blütenstaub. Er fasste das Glas sorgsam und führte es bedächtig zu seinem Mund und höher, um die Welt durch den gelblichen Schleier zu betrachten. Er versuchte die Sonne einzufangen, sie schickte einen schwachen Strahl und brachte den roten Stein seines Ringes zum Glühen. Ein Vogel flog auf, seine schwarze Silhouette huschte über den Abendhimmel und verschwand am Horizont. Ihm sei es zu kalt, sagte der Mann, er gehe hinein. Der andere Mann hob das Glas vor seine Augen.