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Honigmond

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17.10.2005
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Honigmond

„Wenn du in die Höhle rein gehst, wirst du sterben. Du weißt das genau.“ Jack blickte in die stahlblauen Augen seiner Gefährtin Sandy. Er konnte die Sorge, die er darin sah, sehr gut verstehen. „Ich kann dich dieses Mal nicht beschützen.“

Unterbewusst ahnte er, dass sein Vorhaben absoluter Wahnsinn war, dass Sandy mit jedem einzelnen Wort Recht hatte, aber sein Bewusstsein war für solche Einflüsterungen nicht mehr empfänglich. Wie in einem Rausch dachte er nur noch an die Möglichkeit, ihr das Gegenteil zu beweisen und ihr zu zeigen, dass Jack Judge diese knallharte Prüfung mit Cleverness, ein wenig Glück und mit seiner Tripple-B-Kanone bestehen würde. Er musste es versuchen. Er würde da rein gehen und er würde es schaffen!

Ein letztes Mal überprüfte er seine Ausrüstung, dann beugte er sich zu ihr und hauchte einen Kuss auf die Wange. „Mach dir keine Sorgen, ich tue es für dich.“ Der Eingangsbereich der Höhle war von spitzen Stalagmiten und Stalaktiten eingefasst und erinnerte ihn an das Gebiss eines riesigen Haifischrachens. Es war alles andere als einladend. Mit eiserner Entschlossenheit schritt er in die Dunkelheit, als beträte er eine Gruft. „Ich bin in einer Stunde bei dir“, rief er ihr zu, bevor hinter ihm ein Kraftfeld aufleuchtete und damit jeden weiteren Zutritt versperrte. Solange er hier drinnen blieb, konnte niemand sonst hinein. Keine Feuerdeckung, keine zusätzliche Munition und erst recht kein Sanitäter. Jack war auf seine eigenen Fähigkeiten angewiesen.

Er stampfte vorsichtig durch den knirschenden Quarzstaub, welcher der Höhle ihren eigentümlichen, matten Glanz verlieh. Mit jedem Schritt verstärkte sich der beißende Geruch nach Schwefel und Exkrementen. Die wabernden Nebelmassen ließen ihn die drückende Schwüle der Höhle spüren. Bereits nach wenigen Metern durch die mäandrierenden Tropfsteingänge war das natürliche Licht so sehr verblasst, dass er seine Multivisor-Brille aufsetzen musste. Er schaltete zunächst auf Infrarotsicht, überlegte kurz und schaltete dann die Aktivausleuchtung mit Millimeterwellen dazu.

Nach einem kurzen Marsch blieb Jack plötzlich stehen. Durch den Multivisor konnte er hinter einer dünnen Kalkwand eine mannshohe Gestalt ausmachen. Mit einem leichten Anspannen eines Muskels seiner linken Hand löste er einen Befehl an den implantierten Kommunikator aus. Die optischen Reize des Visors wurden mit der Datenbank abgeglichen und in wenigen Nanosekunden erschienen die benötigten Informationen als Reflexbild vor seiner Brille.

„Grundgütiger!“, entfauchte es ihm. Das Wesen wurde in der Holoschrift als Dinomantis furmicida oder auch schreckliche Gottesanbeterameise ausgewiesen. Erleichtert nahm Jack zur Kenntnis, dass das Insekt taub war und somit sein Fluch unbemerkt geblieben sein musste. Die Spezies lebte in Form eines Ameisenstaates und gemäß der Datenbank schien das diffuse Wärmebild hinter der Tropfseinwand einer Arbeiterin zu gehören. Anhand von Erfahrungsberichten konnte die Software einige Hinweise zur Gefährlichkeit dieses Ungeheuers zusammenstellen. Alles in allem war es ein bezwingbarer Gegner. Nahkämpfer, für gewöhnlich passiv, aber hochaggressiv sobald man in die Nähe der Brutstätte kam – aber genau diese war Jacks Ziel und der Weg führte an dem Geschmeiß vorbei.

Er peilte mit dem Tripple-B auf den Infrarotschatten, trat langsam zur Seite bis er freies Schussfeld hatte und – wazzzzzz – fräste einen gewaltigen Riss in das Exoskelett der Fangheuschrecke, aus dem die gallertartige Körpermasse herausquoll. Das Wesen zuckte noch in einem letzten epileptischen Anfall, um dann regungs- und leblos liegen zu bleiben. Der Anblick des gigantischen Kadavers löste bei Jack einen leichten Endorphinausstoß aus. „Von wegen ‚beschützen’. Das ist der reinste Kindergeburtstag!“ Mit einem lässigen Lächeln stieg er weiter in den Schlund hinab. Bereits einige Meter weiter erspähte er ein zweites Insektenviech, das er - wazzzzzz - mit der gleichen Souveränität beseitigte.

Er arbeitete sich tiefer in die Grotte hinein und zerlegte dabei einen Sechsbeiner nach dem anderen. Ein fröhliches Jahrmarktschießen, an dessen Ende der große Preis winkt. Schon bald traf er auf Gruppen von zwei oder mehr Arbeiterinnen. Später stellten sich ihm auch Gottesanbetersoldaten entgegen, die erheblich mehr Widerstand zu leisten vermochten. Auf diese dick gepanzerten Monster musste er ein halbes Dutzend Schüsse abfeuern, bis diese endlich einsehen wollten, dass sie bei seinem Anblick zu krepieren hatten. Minutenlang marschierte, ballerte und grinste Jack die Gänge entlang. Nach einer scheinbaren Ewigkeit kam es ihm vor, als hätte er so viele von den Drecksviechern zerlegt, dass diese Art allmählich vom Aussterben betroffen sein müsste.

In diesem Moment erblickte er die Brutkammer. Vorsichtig näherte er sich der Gangöffnung. Er spürte ein leichtes Frösteln, das sich mit jedem Schritt intensivierte und schließlich seine gesamte anfängliche Lässigkeit in einem Eisblock einzufrieren schien. Vor ihm erstreckte sich ein fußballfeldgroßer Raum, dessen Boden über und über mit ovalen, weißtransparenten Insekteneiern bedeckt war. Eine verhöhnende Demonstration an Fruchtbarkeit, die seine Ausrottungsphantasien mit einem Schlag wegfegte. Inmitten des Nachkommensberges thronte eine Königin wie ein majestätischer Drache und schied im Minutentakt ein neues, schleimiges Leben aus. Jack dachte daran, dass jedes einzelne Ei später einmal zu einem Ersatz der gefallenen Koloniebewohner heranwachsen sollte.

Er wusste, dass er an seinem Ziel angekommen war. Hier sollte das Ende seiner Odyssee sein und dort, in der Mitte der gigantischen Grotte war das Objekt, für das er gerade sein Leben riskierte: der Stachel der Königin.

Mit seinem Multivisor tastete er die verschiedenen Zuläufe, Abgänge und Nischen der Bruthöhle ab und dachte über eine Angriffstaktik nach. Sandy hatte ihm empfohlen, die Wachen an den einzelnen Gängen gruppenweise auszuschalten, immer dann, wenn ein Trupp aus der Sichtweite der anderen war. Wenn alle erledigt waren, könnte er sich der Königin widmen. Diese war zwar mindestens so gefährlich, wie eine Horde Tyrannosaurier auf Crack, aber er würde die Details später überlegen, sobald er mehr über seine Umgebung wusste.

In diesem Moment nahm er eine rasche Bewegung in seinem Augenwinkel wahr. „Verdammte Schei…!“ Er riss die Tripple-B herum und feuerte auf die Soldaten, die aus einer der zurückliegenden Passagen herausströmten. In seiner Ungeduld, den Brutraum zu betreten, hatte Jack einen kleinen Seitengang nicht ausreichend gesichert, und nun entpuppte sich dieser als eine sprudelnde Quelle von Mantisleibern. „Fresst Dreck, ihr schmierigen Küchenschaben!“ Der Ansturm schnitt ihm den Rückweg ab und die Viecher waren ihm schon zu nahe. „Ihr kriegt mich nicht.“ Jack ballerte hektisch auf die Ungeheuer ein und wich gleichzeitig den rasiermesserscharfen Fangarmen aus. Dabei musste er Schritt für Schritt in den Brutraum zurückweichen. Er brannte Löcher in die Insektenköpfe und Abdomen, zerfetzte Gliedmaßen und nahm langsam wahr, wie das gute Dutzend allmählich dezimiert wurde, bis nur noch ein Exemplar übrig war.

Als der letzte Gliederfüßler durch einen perfekten Kopfschuss gefallen war, blickte er sich um, und sein Blut schien augenblicklich in seinen Adern zu kristallisieren. „Das kann nicht wahr sein!“ Aufgeschreckt durch die Kampfbewegungen hatten mittlerweile an die einhundert Soldaten Stellung vor der Königin bezogen. Eine weitere Zenturie näherte sich von der Seite und schien entschlossen, ihre Regentin bis auf den letzten Thorax zu verteidigen.

Ohne nachzudenken hob Jack seine Tripple-B und jagte Salve um Salve in die näher kommende Phalanx aus Chitinleibern. Aus der Entfernung sah er einige der Arthropoden fallen, aber es waren einfach zu viele. Sehr bald war er umzingelt. Die Greifarme hiebten in einem mörderischen Stakkato auf seinen Schutzanzug ein. Angesichts der brachialen Gewalt versagte die Autoreparaturfunktion und ließ zu, dass die Dornen tief in Jacks Fleisch schnitten.

Sein rauer Todesschrei gellte quer durch die Brutstätte, aber kein Wesen dort hatte das Gehör, um ihn wahrzunehmen, oder irgendwelche Emotionen, um Mitleid zu empfinden.

*​

„Jack Judge wurde getötet. Wiederbeleben?“. Monoton rotierten die dreidimensionalen Wörter in Jakobs Viewcube, als würden sie seinem Blick ausweichen wollen. Die klare Feststellung, gefolgt von einer einfachen Frage waren zusammen mit dem Design darauf abgestimmt, den Ehrgeiz eines Spielers anzustacheln. Weitermachen! Auf Jakob wirkten die tanzenden Lettern aber gerade so, als würden sie ihn höhnisch verlachen. Sein Blick war auf die hintere Würfelseite fixiert, auf der in goldglänzender Serifenschrift das weltbekannte Logo UniverseQuest prangte.

Jack war tot! Game Over! Natürlich konnte er seine Spielfigur wiederbeleben lassen, aber nicht mehr in der Höhle, in der er auf eine so verdammt peinliche Weise verreckt war. Nicht mal in die Nähe davon. Sie würde etwa tausend fiktive Lichtjahre entfernt auf ihrem virtuellen Heimatplaneten wieder auftauchen, ohne Geld, ohne Ausrüstung und erst recht ohne die verfluchte Trophäe: Den Stachel der Königin.

Als Jakob die Hände aus den Steuerhandschuhen herausfädelte, sah er, dass sie zitterten, als hätte er Parkinson. Er spürte, wie die Wirkung des Adrenalins langsam verebbte und der Normalpuls wieder in seinem Körper einkehrte.

Ein melodisches Läuten ertönte aus den Lautsprechern und riss ihn aus seiner Lethargie. Auf der linken Seite des Viewcubes erschien das lächelnde Gesicht einer hübschen Rothaarigen. Mit einem resignierendem „Abheben, mit Bild“ nahm er das Gespräch entgegen. Inmitten des Würfels erschien der Kopf seiner Lebensgefährtin Sandra. Ihre Haare waren zu einem strengen Bauernzopf gebunden. Auf Ihrem Gesicht zeigten sich hunderte kleiner Sommersprossen, als wäre sie beim Deckenstreichen besprenkelt worden. „Hallo Schatz, wie ist es gelaufen?“, fragte sie.

Beim Anblick ihrer besorgten Miene wurde ihm etwas wärmer. „Sorry, Sandy. Ich hab’s vermasselt. Die Schaben haben mich zu Gulasch verarbeitet.“ Er konnte ihr dabei kaum in die Augen blicken.

Deutliche Furchen der Enttäuschung zogen über ihre Stirn. „Ich hab’s geahnt.“ Sie schien traurig etwas in der Ferne zu betrachten. „Das wird nie was mit dem Honigmond.“

Ihre Enttäuschung schmerzte ihn. Er musste sie irgendwie trösten, ihr Mut geben. „Ich werde es noch einmal versuchen. Ich schaffe das schon.“

„Wie stellst du dir das vor?“, fragte sie mit einer überraschenden Lautstärke. „Jack hat doch noch nicht mal einen mittelgroßen Gleiter. Du bist doch nur deshalb bis zur Höhle gekommen, weil ich dich mit meiner Sandy hingefahren habe. Bei dem Piratenangriff wärst du beinahe draufgegangen, und die Ausrüstung hattest du auch nur, weil ich sie dir beschafft habe.“

Ihr Ausfall hatte ihn etwas eingeschüchtert. „Ja, vielleicht hast du Recht.“ Er fühlte sich wie ein Jagdhund, der von seinem Herrchen zu Rechenschaft gezogen wird, weil er das Wild nicht apportiert hatte. „Ich sollte vorher noch ein paar einfachere Quests durchzocken, bis ich eine bessere Ausrüstung habe.“

UniverseQuest bestand aus einer Reihe von Aufgaben – Quests. Man bekam sie vom Computer gestellt und wurde vom Computer belohnt. Mit virtuellem Geld und digitalen Gegenständen, die nur im Spiel existierten. Manchmal auch nur mit Punkten. Je mehr man besaß, desto schneller, geschickter und stärker wurde die Figur und desto schwierigere Quests konnten angegangen werden. Ein niemals endendes Abenteuer auf einem fiktiven Spielplatz, auf dem sich gleichzeitig Millionen von Menschen tummelten.

Über Sandras Gesicht huschte ein kleines, hoffnungsvolles Lächeln. „Wirst du dich sofort wieder dransetzen?“

Die rechte Seite des Viewcubes zeigte Jakob die Uhrzeit. „Nein, das klappt nicht. Ich muss zur Arbeit. Um 14:00 Uhr ist eine Verhandlung.“

Sofort verdunkelten sich ihre Züge wieder. „Ich verstehe.“ Es schien ein Gewitter in der Luft zu liegen.

„Sandra, ich kann froh sein, dass ich überhaupt noch Arbeit habe. Es gibt nicht mehr viele, die sagen können, sie hätten einen sicheren Job.“

„Ja, gut. Ich bin ja auch sehr stolz auf dich. Es ist nur …“ Ihre Augen bekamen einen entfremdeten Glanz, als würde sie einen Brillianten sehen. „Wenn du den Stachel hättest ...“

Er wusste, dass sie zum Honigmond wollte, aber so einfach war das nicht. Es gab immer ein „wenn …“! Wenn er den Stachel hätte, bräuchte er noch einen Kristall vom Meer des Planeten Goradar. Wenn er den Kristall hätte, bräuchte er einen Brocken des Sonnenkerns von Falsit. Wenn er anschließend alle Teile zusammenhätte, würde er einen Beamer bekommen und mit Sandy zusammen auf den Honigmond teleportieren. Und wenn sie dann schließlich den Quest dort schafften, dann bekamen sie das, wovon Sandra in Wirklichkeit träumte: die Unsichtbarkeitsringe. Sie wurden nur an Paare vergeben, welche den Quest gemeinsam bestanden, und durch die Ringe wurde zwischen den beiden Spielfiguren ein virtuelles, kosmisches Band geknüpft, das ihre Zugehörigkeit für alle anderen Spieler dokumentierte.

„Hör mal, ich weiß, dass es für dich wichtig ist, aber Arbeiten geht eben vor dem Spielen.“

„Ja sicher.“ Ihre Stimme klang etwas unsicher. „Es ist ja nur ein Spiel.“

Jakob betrachtete forschend ihr Abbild im Würfel. Er wollte noch etwas fragen, wusste aber nicht wie. „Ich muss los, bis später.“

„Bis später.“ Mit einem leichten Knistern löste sich ihr holografischer Kopf auf. Zurück blieb das nachdenklich stimmende Rauschen der Lautsprecher.

*​

„Angeklagter, bitte erheben Sie sich vor dem ehrenwerten Richter Jakob Brettschneider.“ Die Computerstimme verlieh seinem Auftritt eine gewisse Würde, ohne dabei übertrieben pathetisch zu klingen. Jakob versuchte, dem zu entsprechen und möglichst souverän den Gerichtssaal zu betreten. Die geschmackvolle Einrichtung des Saales strahlte vom Parkettboden über das mahagonigetäfelte Richterpult bis zur gefilterten Tagesbeleuchtung der Decke eine gekonnte Perfektion und Sachlichkeit aus. Das einzig völlig Unpassende in dieser Umgebung schien das bleiche Pickelgesicht auf der Anklagebank zu sein. Außer ihnen beiden war kein anderer Mensch im Raum.

Jakob schritt zu seinem Richterstuhl und setzte sich thronend hin. Er fädelte seinen elektronischen Souffleur in das rechte Ohr und klopfte in einer Jahrhunderte alten Tradition mit einem kleinen, buchenen Holzhammer auf einen Schlagblock. „Die Verhandlung ist eröffnet!“.

Auf dieses Stichwort hin nahm die Gerichtssoftware sofort ihre Pflicht auf und rezitierte die Anklageschrift. „Herr Martin Gander, Ihnen wird folgendes zur Last gelegt: Sie sollen in den vergangenen drei Monaten wiederholt versucht haben, auf dem Server der Firma UniverseQuest durch unrechtmäßigen Zugriff ihren Speicherstand im gleichnamigen Spiel zu ihrem Gunsten zu modifizieren. Die Beweisführung stützt sich dabei auf humanbeglaubigte Zugriffsprotokolle, welche als Beweisstück Nummer eins registriert worden sind. Erschwerend kommt hinzu, dass die Tat während ihrer Dienstzeit in der Firma begangen worden sein soll. Sie sollen die Editionsprivilegien, welche Ihnen für Ihre Aufgabe als Supervisor verliehen worden sind, missbräuchlich eingesetzt haben.
Die Anklage lautet auf versuchte Sachbeschädigung in Form der Datenverfremdung gemäß §1724 Absatz G des Staatlichen Gesetzbuchs in Verbindung mit Amtsmissbrauch gemäß §3455. Haben Sie die Anklageschrift verstanden?“

In der plötzlichen Stille konnte Jakob sein Gegenüber schlucken hören. Unter seinen dichten, schwarzen Lockenhaaren glänzen nervöse Schweißperlen auf der Stirn. Das blasse Gesicht schien noch eine Spur bleicher zu werden. Martin Gander öffnete langsam den Mund, als wäre sein Rachen vor Wassermangel verklebt. „Können … können Sie das bitte wiederholen?“

„Selbstverständlich.“ Die Software nahm in einem beruhigenden, freundlichen Ton die Arbeit wieder auf und rezitierte den Sachverhalt erneut, verwendete dieses Mal aber einfachere Wörter und kürzere Sätze. Als der Angeklagte bei den einzelnen Paragrafen anfing nachzufragen und der Computer ihm geduldige Erklärungen gab, vertrieb sich Jakob die Zeit mit einem kleinen Ratespiel, welches er bei der Arbeit gerne machte. Er versuchte zu erraten, wie der Prozess wohl ausgehen und mit welcher Strafe der Kerl wohl davonkommen würde.

Natürlich war er als Richter hauptverantwortlich für das Urteil und für dieses Menschenrecht hätte er gekämpft, wie eine Bärenmutter um ihr Kind. Auf der anderen Seite gab es aber abertausend Paragrafen und die konnte er sich doch nicht wirklich alle merken. Im Studium hatte er je nach Sachgebiet immer eine Menge Gesetze, Präzendenzfälle und Auslegungen parat gehabt. Vor jeder Prüfung hatte er Abend für Abend gebüffelt und alle Lerntexte mehrfach gehört. Sein menschliches Merkvermögen verhielt sich aber gegenüber der Speicherkapazität eines Gerichtscomputers wie ein Fingerhut gegen einen Mondkrater. Er war nicht traurig darüber. Im Gegenteil, nur den astronomischen Fortschritten der Informatik, insbesondere der praktischen Informatik und der Starken Künstlichen Intelligenz war es zu verdanken, dass künstliches Rechenwerk mehr Ausdauer, Wissen und Kreativität an den Tag legte, als es ihre Schöpfer jemals gekonnt hatten. Es war völlig klar, dass der Gerichtscomputer seine Arbeit tadellos verrichten und eine gerechte Strafe in Übereinstimmung mit dem allerkleinsten Buchstaben der allerletzten Fußnote vorschlagen würde.

Als die Computer für immer verantwortungsvollere Aufgaben eingesetzt wurden, hatte es zunächst Widerstand gegeben. Die übertriebene Panikmache unzähliger Science-Fiction-Filme hatte der Menschheit eine gehörige Angst vor einer Herrschaft der Maschinen eingejagt. Wichtige Entscheidungsposten in Legislative, Jurisdiktive und Exekutive mussten daher nach wie vor von Menschen besetzt werden, die sich aber auf Wunsch gerne von Expertensystemen beraten lassen konnten.

„Ich bekenne mich schuldig!“ Der Angeklagte hatte in einem langwierigen Frage- und Antwortspiel mit dem Rechner herausgefunden, dass die Beweislast erdrückender war, als ein blutiges Messer in der Hand und dass ein Geständnis ihm eine Strafmilderung versprach.

Jakob wusste, dass nun bald ein Urteil gesprochen werden würde und tippte auf zwei Monatsgehälter Strafe und eine Entlassung von der Arbeitsstelle. Der Typ hatte es sich selbst zuzuschreiben. Nach der Automatisierung waren die Jobs rar gesät. In Jakobs rechtem Ohr wurde eine Stimme laut. „Richter Brettschneider, der vorliegende Sachverhalt wurde mit den Datenbanken abgeglichen. Es existieren vierundsechzig vergleichbare Präzendenzfälle. Alle wurden mit einem identischen Urteil abgeschlossen, welches sich gemäß meiner Analyse vollständig mit sämtlichen Gesetzesvorgaben deckt.“ Das klang, als wäre die Sache so eindeutig, wie der Sonnenuntergang am Abend.

Mit einem Räuspern, welches seine Autorität unterstreichen sollte, nahm Jakob das Wort auf. „Angeklagter …“ Er blickte auf den Schirm im Richterpult „ … Gander, ich bitte Sie sich zu erheben.“ Leicht zitternd stellte sich das blasse Männchen auf. „Im Namen des Volkes ergeht folgendes Urteil: … “ Der Computer nahm die zuvor einprogrammierte Handbewegung wahr und soufflierte Jakob das Strafmaß ins Ohr. „Sie wurden in Bezug auf alle Punkte der Anklageschrift für schuldig befunden. Ihr Geständnis wird ihnen begünstigend angerechnet.“ Jakob sprach die Flüsterbotschaft mit ernsthaftem Ton nach. „Gegen Sie wird ein Zwangsgeld in der Höhe von zwei Monatsgehältern erhoben. Darüber hinaus wird mit sofortiger Wirkung das staatliche Arbeitsverhältnis aufgehoben.“ Jakob spürte einen kleinen Triumph und hoffte, dass man ihm dies nicht ansah oder aus seiner nachplappernden Stimmer heraushören konnte. Überraschenderweise schien der Mann aber von seinen Worten nicht besonders getroffen zu sein. Hatte er schlimmeres erwartet?

Es schien noch nicht vorbei zu sein. Das Flüstern spulte kontinuierlich den Inhalt der Datenbank wieder und nannte die letzte Strafe. Jakob schluckte kurz und sprach dann die Worte nach. „Darüber hinaus wird ihr Spielaccount gelöscht und sie werden zukünftig von der Teilnahme bei UniverseQuest ausgeschlossen.“

Mit einem Mal verzerrte sich das aknebesäte Gesicht zu einer schrecklichen Fratze. „Scheiße, das könnt ihr doch nicht machen!“

Für den Fall einer solchen Reaktion hatte Jakob tausendfach eingeübte Floskeln parat. „Bitte beruhigen Sie sich. Ich denke, dass Sie die Verantwortung für Ihr Handeln übernehmen sollten. Das ist ein abgesichertes Urteil, gegen das Sie jederzeit Berufung einlegen können.“

Wenn er nicht bereits gestanden hätte, so wäre der Verurteilte sicher aufgesprungen. Jetzt blieb ihm nur, zornig gegen die Trennscheibe zu schlagen. „Die Berufung kannst du dir in deine Richterrobe stecken. Ihr habt doch alle nur das gleiche vorgefertigte Urteil auf Lager.“

Jakobs Schweigen verriet dem Mann, dass er wahrscheinlich Recht hatte.

Martin Gander rang verzweifelt mit den Händen. „Das dürft ihr mit mir nicht machen. Bitte! Ich bin auch bereit, noch mehr Strafe zu zahlen. Um Himmels Willen, ich würde sogar für eine Weile ins Gefängnis gehen.“ An seinem Auge schein eine kleine Perle zu glänzen und die Wange herabzukullern.

Ohne auf die Würde seines Amtes zu achten, nahm Jakob einen kollegialen Ton an. „Hey, was nehmen Sie das so schwer? Das mit dem Job scheint Sie doch auch gar nicht mitgenommen zu haben.“

Sein Gegenüber sah ihn an, als würde er nicht sicher sein, ob er auf den Arm genommen werden würde. Dann zuckte ein seufzendes Lächeln im Mundwinkel auf. „Was soll ich denn mit diesem schäbigen Job? Seien Sie doch ehrlich: Was bringt einem denn das bisschen Extragehalt gegenüber dem Arbeitslosengeld? Klar, ich fahre einen größeren Schlitten und kann teurere Klamotten tragen. Aber was habe ich denn davon? Die Fabriken produzieren doch Tonnen von Gegenständen, die wir in unserem Leben nicht mehr verbrauchen können. Und alles, ohne dass wir auch nur einen Finger rühren müssen. Selbst der ärmste Krüppel bekommt vom Staat noch seine eigene Wohnung mit Swimmingpool, modernster Kücheneinrichtung, Unterhaltungselektronik und sogar die Möglichkeit, eigene Spielfilme bei den VirtualStudios in Auftrag zu geben.“

Bei diesen Worten musste Jakob an Sandra denken. Das stimmte irgendwie. Sie hatte noch nie gearbeitet, aber ihr Haus geschmackvoller eingerichtet als sein eigenes. Sie hatte auch nie den Ehrgeiz gezeigt, „mehr aus sich zu machen“, sondern begnügte sich mit ihrem bescheidenen, staatlich subventionierten Leben.

„Ganz so einfach ist das auch nicht. Mit einem Job kann man ein größeres Schwimmbecken oder mehr Dienstroboter kaufen als die anderen.“

Mit einem Kopfschütteln signalisierte Martin Gander, dass Jakob nichts begriff. „Wozu? Drei Roboter sind doch mehr als ausreichend für jedermann. Ein staatliches Becken ist groß genug und die persönliche Wohnfläche ist sowieso naturschutzrechtlich begrenzt. Aber das Wichtigste ist … „ Er machte eine bedeutungsvolle Pause. „ … es kümmert keinen auch nur einen Krümel, was du real besitzt! Ich kann noch so viel Zeug kaufen, Respekt bekomme ich nie dafür. Wissen Sie, dass es meine Freunde einen Dreck interessiert, dass ich viel Geld verdiene? Oder dass ich ein promovierter Informatiker bin und mehrere Bücher gelesen – ja, sie haben richtig gehört – gelesen habe?“

Wieder erinnerte sich Jakob an Sandra, wusste aber diesmal nicht sofort warum.

„Ich werde ihnen mal etwas über meine Ex erzählen. Das Miststück verzockt den ganzen Tag vor dem Viewcube. Sie hat mich wegen einem Typen verlassen, der einen eigenen Planeten besitzt! Können Sie sich das vorstellen? Und wissen Sie, warum ich keinen Planeten habe? Weil ich diesem verdammten Job nachgehen muss … oder musste … und mir wie ein kleiner Schuljunge eingeredet habe, das wäre das Wichtigste auf der Welt. Ich habe Jahre meines Lebens dafür geopfert, die Aufsicht über ein selbstprogrammierendes System zu führen, welches seit mehreren Generationen keinen Fehler mehr gemacht hat. Während dessen vögelt ein ungebildeter Arbeitsloser meine Freundin, weil er ihr mehr virtuelles Geld bieten kann.“ Nur mühsam konnte er seine Tränen zurückhalten. „Aber jetzt ist es ja sowieso egal, wenn Ihr mich aus dem Spiel werft.“ Der Verurteilte sah seinen Richter an, als hätte ihn dieser in die Mitte eines Sees gefahren und einen großen Mühlstein um den Hals gelegt.

Jakob verlor allmählich das Gefühl dafür, wer eigentlich auf der Anklagebank saß. Mit jedem Satz schlug dieser Mann in sein Weltbild kleine Risse, die dann anfingen, sich von alleine weiter auszudehnen. „Vielleicht gibt es ja eine Möglichkeit, die Strafe irgendwie abzumildern oder umzuwandeln“, murmelte er so leise, dass es von der Anklagebank aus unhörbar war.

Der allgegenwärtige Computer reagierte sofort, indem er ihm diskret in seine Ohrmuschel flüsterte. „Richter Brettschneider, ich muss dringend abraten. Gemäß §3455 enthält das Mindeststrafmaß den Ausschluss von der Partizipation an alle Aktivitäten, welche durch den Amtsmissbrauch betroffen sind. Dies wurde in mehreren Auslegungs-Vergleichsrechenläufen bestätigt.“ Als Jakob sich nicht sofort bewegte, fügte er noch hinzu. „Falls von den Präzedenzurteilen abgewichen wird, wäre ich gezwungen, eine Berufung einzulegen, welche vor dem Richter Frankenhorst neu verhandelt werden müsste.“

Nein! Torben Frankenhorst würde sein Urteil in der Luft zerpflücken und ihn im Chatroom vor allen Kollegen auslachen. Schon während der Studienzeit hatte er noch nie eine Gelegenheit ausgespart, sich auf Jakobs Kosten zu profilieren. Der Computer schien genau zu wissen, mit welchen Kniffen er seine Ordnung durchsetzen konnte.

Mit einem kurzen Ruck setzte Jakob sich gerade und hob den Hammer. „Das Urteil ist rechtskräftig. Die Verhandlung ist beendet!“ Der Schlag auf den Block peitschte durch den klinisch sauberen Saal.

*​

Völlig entrückt ließ sich Jakob von seinem Wagen nach Hause fahren. Die Zurechtweisung der Gerichtssoftware nagte an seinem Selbstbewusstsein, aber das schien nur der Rand eines riesigen Abgrunds zu sein.

Sein Wagen fuhr an das Museum für Weltreligionen vorbei. Jakob erinnerte sich an eine Roboterführung, in der ihm eine Geschichte erzählt wurde. Darin ging es um einen Zimmermann, der in seinem dreißigsten Lebensjahr beschloss, den Hammer hinzulegen und durch die Lande zu ziehen, um sich mehr seinen Mitmenschen zu widmen. Jakob wusste nicht mehr genau, wie die Geschichte ausgegangen war, aber er glaubte sich erinnern zu können, dass der Zimmermann sehr beliebt wurde und ihn viele Menschen noch lange Jahre für seine Taten bewundert hatten.

Bei diesen Überlegungen kam ihm der Gedanke. Zunächst wurde er aus alter Gewohnheit verdrängt, aber diesmal konnte er von der Quelle der Verunsicherung speisen und wurde so stark, dass er in das Bewusstsein durchbrach und schließlich sogar zu Worten geformt wurde. „Ich werde meinen Job kündigen.“ Er sagte den Satz laut vor sich her und es kam ihm nicht mehr so verrückt vor, wie es sich noch vor wenigen Stunden angehört hätte.

Das war es! Das einzig Vernünftige in einer Welt, in der Wissen und Können nichts wert waren, sofern sie nicht zur Anhäufung fiktiver Güter genutzt wurden. Jakob hatte noch viel mehr zu bieten, als seine zweifelhaften juristischen Talente. Er war ein Mann, ein Freund, ein Partner, ein leidenschaftlicher Liebhaber und vielleicht sogar einmal ein fürsorglicher Vater. Mit ein wenig Fleiß und Glück konnte er sich auch einen eigenen Planeten erspielen. Je länger er den Gedanken drehte und von allen Seiten darauf herumkaute, desto selbstverständlicher kam es ihm vor. Dieses Gefühl konnte ihn nicht trügen. Es war richtig!

Noch in der Einfahrt stellte er sich vor, wie er zu seinem Roboter gehen würde, um ihm die Kündigung zu diktieren. Es wären einige belanglose Formalien durchzuführen, Fristen abzuwarten, womöglich persönliche Vorsprachen. Aber das waren vernachlässigbare Herausforderungen, welche seine Entschlossenheit genauso wenig aufhalten konnten, wie Grashalme einen herabrollenden Granitfelsen.

Er sprang aus dem Wagen und hetzte beinahe im Laufschritt zur Eingangstür. Als er die Türschwelle übertrat, meldete sich eine Stimme. „Sie haben eine Nachricht von Sandra. Nur Stimmaufzeichnung.“ Jakob blieb auf seinem Weg zum Roboter stehen. „Abspielen!“ Der Computer nannte Datum und Uhrzeit der Aufzeichnung. Keine zwei Stunden her. Dann gab er die Aufnahme wieder.

„Hallo Jakob, hier ist Sandra. Ich habe es mir noch ein paar Mal durch den Kopf gehen lassen, aber ich denke das hat keinen Sinn mehr, auf dich zu warten. Ich bin ja sehr stolz auf dich, aber es ist auch ziemlich hart, sich jedes Mal anhören zu müssen, man sei eine lahme Schnecke, bloß weil ich immer auf dich und deinen langsamen Gleiter warten muss. Heute sind alle wieder auf die Jagd nach den Phönixen auf Capricorn gewesen und ich konnte nicht mit, weil der Durchgang ohne den Unsichtbarkeitsring nicht passierbar ist.
Ich denke damit muss Schluss sein. Unser Freund Blizzard hat mich heute gefragt, ob ich mit ihn auf den Honigmond gehe. Seine Partnerin hat ihre Verbindung getrennt und er braucht einen neuen Ring. Wir beide haben schon öfter in deiner Abwesenheit im Team gespielt und er hat eine so geile Ausrüstung, dass einem die Augen aus dem Kopf fallen könnten. Ich habe ja gesagt.
Wir werden natürlich weiter Freunde bleiben, und ich kann dich gerne bei deinen Quests beschützen. Sein nicht traurig, es ist nur ein Spiel. Bis dann!“

In dem Ton, mit dem die Wiedergabe endete, mischte sich Jakobs leises Schluchzen.

 

Hallo Mihai,

also, was soll ich sagen. Den Anfang fand ich richtig gut, das wo du da dieses Inektenvolk platt machst fand ich spannend und mitreißend erzählt. Auch die Idee, dass das ganze nur in einem Spiel stattfand fand ich gut, wenn diese Idee auch sicherlich nicht wahnsinnig neu ist.
Danach wurde es leider aber schlechter. Nicht wirklich schlecht, gut unterhalten habe ich mich auf jeden Fall. Aber eben weniger spannend. Was bei dem Beginn aber auch in der Natur der Sache liegt, dass es so nicht geblieben ist. Ein wenig gestört hat mich auch, dass du ein wenig unterschwellig, für meinen Geschmack, zu sehr mit dem erhobenen Zeigefinger agiert hast.
Alles in allem aber eine richtig gute Geschichte, hat mir gefallen.

einem Schlag weggefegte
wegfegte

Soldaten Stellung vor die Königin bezogen.
vor der Königin

bei den einzelnen Paragrafen anfing
aber abertausend Paragraphen und die
Paragrafen oder Paragraphen ... du musst dich schon entscheiden :)

naturschutzrechtlich begrenz.
begrenzt

Gruß
Lemmi

 

Hi Lemmi,

Den Anfang fand ich richtig gut
Na, wenigstens etwas :)

Danach wurde es leider aber schlechter. Nicht wirklich schlecht, gut unterhalten habe ich mich auf jeden Fall. Aber eben weniger spannend. Was bei dem Beginn aber auch in der Natur der Sache liegt, dass es so nicht geblieben ist.
Danke, dass du dich trotzem durch den Text gearbeitet hast.

Fällt mir schwer, etwas darauf zu entgegnen, denn mir persönlich gefällt der Anfang weniger, als der Rest. Das mag aber auch daran liegen, dass die Geschichte, die ich schreiben wollte, sich eigentlich um die Beziehung des Paars dreht.

Der Anfang war natürlich dazu da, den Leser zu packen, vielleicht weckt er aber gewisse Erwartungen an den Storytyp, die dann enttäuscht werden. Kann das sein? :confused: Da war doch irgendwas mit diesem Vertrag zwischen Autor und Leser nach James N.Frey.

Ein wenig gestört hat mich auch, dass du ein wenig unterschwellig, für meinen Geschmack, zu sehr mit dem erhobenen Zeigefinger agiert hast.
Hmm, der moralische Zeigefinger wird mir jetzt schon in der zweiten Geschichte in Folge vorgeworfen. :susp: Ich habe mal von einem polnischen Sprichwort gehört: "Wenn einer sagt, du seiest ein Pferd, dann lach ihn aus. Wenn es dir zehn sagen, dann kauf dir besser einen Sattel."

Was sagen denn die anderen? Besteht noch Hoffnung? Wenn ja, worauf ist denn genau zu achten? Wenn nein, wo gibt es einen guten Sattelmacher?

Liebe Grüße,

Euer Sattelschlepper

 

Hi Mihai!

Das ist jetzt meine erste Kritik hier, also bitte noch nicht zu viel erwarten.

Ich muss dir sagen, den Anfang fand ich nicht so gut. Ich fühlte mich zeitweise nach Doom versetzt und ich muss sagen, Ego-Shooter mag ich überhaupt nicht. Aber ich habe mich durchgekämpft und ich muss sagen, es hat sich gelohnt. Die Beschreibung der Gesellschaft aus der Sicht deines Helden war gut. Der Hacker hat für meinen Geschmack aber etwas zu sehr doziert. Der Schluss war vorhersehbar, aber jeder andere Schluss hätte die Geschichte wahrscheinlich zerstört.

Ein Zeigefinger ist mir nicht ins Auge gesprungen. Du hast den Hacker dozieren lassen - ist das schon der Zeigefinger?

Alles in allem eine nette Dystopie. Zumindest möchte ich in dieser Gesellschaft nicht leben - währ mir viel zu langweilig.

CU
Thomas

 

Hi thomas,

Ich muss dir sagen, den Anfang fand ich nicht so gut. (...) Aber ich habe mich durchgekämpft und ich muss sagen, es hat sich gelohnt.
Na Klasse! Lemmi liebt den Anfang und mag den Rest weniger, und jetzt kommst du!
Im Ernst: Das freut mich, dass wohl für jeden was dabei war, auch wenn der Mix etwas ... ähm, polarisisierend zu sein scheint.

Ich fühlte mich zeitweise nach Doom versetzt
War ja auch irgendwie beabsichtigt :shy:

Alles in allem eine nette Dystopie. Zumindest möchte ich in dieser Gesellschaft nicht leben - währ mir viel zu langweilig.
Dystopie? Meinst du ein Leben in totaler Freizeit wäre so schlimm? Es scheint mir jedenfalls, dass wir darauf zusteuern.

Liebe Grüße,

Mihai

P.S: Dank Deinem Veto liegt der Punktestand bei 3:1 für den Sattel

 

Dystopie? Meinst du ein Leben in totaler Freizeit wäre so schlimm?

Es ist weniger die Totale Feizeit, als die Totale Fixierung auf ein einziges Spiel, was ich schlimm finde. Ich kann nicht einmal den selben Musikstil auf dauer hören ... ;)

 

Hi gbwolf,

danke, dass du dich der Geschichte erbarmt hast. Ich hatte sie bereits geistig und administrativ zu den Akten gelegt, bin aber über deine Hinweise sehr froh. Ich werde mich sicher irgendwann an eine Überarbeitung machen, aber aus den Tipps habe ich auch einiges Grundsätzliches für andere Stories ziehen können.

Im Detail:

Genau zwei gesprochene Sätze im ersten Abschnitt, einen davon habe ich falsch zugeordnet, den zweiten konnte ich nicht zuordnen. Ich dachte zuerst, nur Sandy spricht. Mittlerweile denke ich, erst Jack, dann Sandy, bin mir aber nicht sicher.
Ich lerne: Völlig holpriger Anfang. Gemeint war, dass beide Sätze von Sandy kommen sollten. Die eingeflochtene Erzählperspektive Jacks ist in diesem Kontext aber offenbar zu verwirrend.
Wenn die Höhle von warmem Nebel durchzogen ist, wieviel sieht man dann auf dem Infrarotschirm? Und wie warm sind die Viecher eigentlich?
Ähm, ein Softwarebug? Nee ... Du hast natürlich recht.
später sprichst Du nur noch von Heuschrecken und lässt alle Ameiseneigenschaften unter den Tisch fallen (ausgenommen, dass es innerhalb eines Baues spielt).
Tatsächlich meinte ich das Staatenwesen und die Königin. Eine Erklärung war sogar einmal drin, wurde aber gekürzt.
Du tust Dir insgesamt noch ein wenig schwer mit den Adjektiven.
Du wirst lachen. Trotz aller Witze, die wir darüber gemacht haben, ist es mir bisher nicht aufgefallen. Ich werde einen Adjektiv-Terminator programmieren.
Auf die Eindämmung der Adjektive sollte meiner Ansicht nach die Bekämpfung von "war" und "hatte" folgen. Vor allem, wenn "war" wie hier im Zusammenspiel mit dem Gleichklingenden "wahr" auftritt
Kommt als Subroutine in den Terminator rein.
Charaktere: Nett, auch wenn ich diesen typischen Frauencharakter nicht besonders mag und etwas stereotyp finde
Jupp. Ich glaube sogar, dass beide Charaktere sehr klischeehaft sind. Auch der Mann bietet charakterlich nur wenig Grund, ihn in Erinnerung zu behalten. Falls ich den Text überarbeite, würde ich hier einen Schwerpunkt setzen.

Für das zwischendurch eingestreute Lob bedanke ich mich natürlich. Ganz besonders aber für die Ermutigungen, weiterzumachen. Es gibt so furchtbar viel zu beachten und zu üben. :schiel: Werde mich in meine Gruft zurückziehen und was Neues kritzeln.

Liebe Grüße,

Mihai

 

Hi, Mihai,
Sorry, aber spätestens bei der “Tripple-B-Kanone” mußte ich lachen und konnte mich auch mit bestem Zureden nicht überwinden weiter zu lesen.
Es ist ja keine Schande, solche Art von SF zu schreiben, aber ich verstehe nicht, wie Du einerseits Storys, die das genaue Gegenteil von SF repräsentieren (Polonius und Hylas-Dialog) interessant finden und das sowas schreiben kannst. Ich finde das Schade, zumal ich nicht einmal die Qualität des Plotes beurteilen kann, denn ich schaffe es wirklich nicht, dergleichen zu lesen.
Wäre über eine Erklärung (auch per PN) dankbar.
Proxi

 

Hi Proxi,

Du hast ja gerade eine volle Breitseite von Kommentaren losgelassen, die hart an der Grenzen zu SPAM liegt. Ich wage es nicht, zu beurteilen, auf welcher Seite der Grenze du gelandet bist. :D

Da dir jetzt einige zurückschreiben werden, hoffe ich, dass meine Rückmeldung nicht untergeht. Zu deiner Frage:
Der erste Abschnitt in meiner Story ist eher eine Parodie und unterscheidet sich völlig von dem Rest der Geschichte, die einen eher nachdenklichen Ton annimmt. Das fügt sich in die Rahmenhandlung der Geschichte ein, ist also nicht gezwungen, wobei ich auch ein wenig mit unterschiedlichen Stilen und Stimmungen üben wollte.

Das Ergebnis hat mich etwas enttäuscht, weil es zu wenig gelesen (bzw. kommentiert) wurde. Hier meine Theorie: Leser, die etwas tiefgründiges erwartet hatten, wurden vom ersten Absatz abgeschreckt. Andere, die einfach ein wenig Mainstream-Action haben wollten, wurden zwar angelockt, fanden sich aber ab dem zweiten Abschnitt aber in eine Social-Fiction-Geschichte wieder und wendeten sich dort ab.
Daraus kann auch Einiges für die nachfolgenden Stories lernen. Achja: Und einen solch blöden Titel werde ich auch nicht mehr produzieren

Liebe Grüße,

Mihai

 

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