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Horst the bachelor
Horst Hödensück war ein 44-jähriger Junggeselle. Er war verliebt in die Kioskverkäuferin Ursula, die von den Anwohnern auch Urs genannt wurde. Horst war für sein hohes Alter noch relativ gutaussehend, litt aber unter einem medizinischen Problem: Seine Wangen schwollen extrem stark an, wenn er nervös war. Dies hatte ihm schon so manches Vorstellungsgespräch versaut. Doch leider hatte er bisher keine Möglichkeit gefunden, sein Leiden zu lindern.
An einem lauwarmen Sonntagmorgen verliess Horst seine Wohnung, um sich am Kiosk die neueste Ausgabe von "Wissenschaft aktuell" zu holen. Horst war für sein Alter nämlich geistig noch relativ fit. Er hoffte, am Kiosk Ursula anzutreffen. Manchmal arbeitete Ursulas Mutter im Kiosk: Harry, eine ziemliche Rübennase, wie Horst sie manchmal unter Freunden nannte.
Doch er hatte Glück und Ursula stand strahlend hinter der Theke und begrüsste Horst mit einem Lächeln: "Hallo Horst, was darf’s dann heute sein?"
"Hi Ursi! Einmal «Wissenschaft aktuell» sowie einen Negerkuss bitte?", antwortete er während er merkte, dass seine Wangen bereits zu jucken begannen.
"Negerkuss? Was soll das sein?", fragte Ursa verdutzt.
"Na dieses Schokoding mit Zuckermasse drin... Negerkuss halt."
"Ach sooo... tut mir leid, da wo ich herkomme nennt man das Mohrenkopf", sagte Ursa lachend. Was niemand wusste: Ursula stammte ursprünglich aus der Schweiz, genauer gesagt aus einem kleinen Kaff in der Ostschweiz.
Horst lächelte verlegen zurück. "Ach so, entschuldige bitte, daran habe ich nicht gedacht."
Ursa händigte Horst die besagte Süssigkeit sowie ein Exemplar von «Wissenschaft aktuell» aus und sagte: "Für dich heute gratis ..."
Horst bedankte sich und machte sich vom Acker, bevor seine Wangen anzuschwellen begannen. Sein nächster Halt war die Imbissbude von Gunnar Erkan, seinem besten Freund, den er schon aus der Schulzeit kannte. Schon von weitem hörte er Gunnar rufen:
"Horst, mein Lieblingskunde! Was darf’s denn sein?"Gunnar hatte sich offensichtlich am Wochenende einen Sonnenbrand geholt. Er war türkischstämmig. So rief Horst scherzend zurück: "Gunnar, du elende Rothaut! Komm, mach mir ein Zigeunerschnitzel!"
"He du Spacki, was hast den hier wieder für ein Emanzen-Blatt gekauft?", meinte Gunnar während er sich hinter der Theke den Schweiss mit dem Hemd abwischte.
"Das ist das «Wissenschaft aktuell» Magazin", antworte Horst und drehte das Magazin so, dass Gunnar das Frontblatt lesen konnte.
Gunnar kniff kurz die Augen zusammen und meinte: "Geh weg mit diesem schwulen Ding."
Horst begann zu lachen und meinte: "Ach Gunnar, du alter Kanake, wie hast du dich durch die Schule gemogelt ohne Lesen zu lernen."
Inzwischen bereitete Gunnar das Schnitzel für Horst zu und fragte: "Willst du noch Pommes dazu, du Hurenbock?"
"Sicher, man braucht ja schliesslich auch ein paar Vitamine! Aber lass das Schnitzel nicht wieder anbrennen, ich will keinen Neger essen!"
Just in diesem Moment kurvte Ursula mit dem Fahrrad um die Ecke. Sie hatte Feierabend und wollte noch in die Bibliothek.
Natürlich wusste Gunnar von der Liebelei mit Ursula deswegen rief er aus dem Laden: "Ursula, komm doch auf einen türkischen Kaffee."
Diese stoppte, obwohl sie Gunnar nicht kannte. Horst wurde direkt wieder nervös und merkte, wie seine Wangen zu pulsieren begannen. Ursula stieg vom Fahrrad und ging auf die Beiden zu.
"Hallo Leute. Ein türkischer Kaffee? Wo sind wir denn hier, im Kuffnuckenland? Haha!"
Nun wurde es Gunnar zu bunt. Horst durfte ihn beleidigen, er war schliesslich sein Freund und Gunnar wusste, dass er nur spasste. Aber von einer Frau liess er sich so etwas nicht bieten. "Du blödes Kamel!", schrie er aus seinem Laden. Zufälligerweise lief ein ortsansässiger Tierschützer vorbei, welcher diese Beleidigung hörte. Dieser war entsetzt und setzte direkt ein:
"Es ist für das Tier nicht gerade schön, als Schimpfwort benutzt zu werden! Ich werde das melden!" Just in diesem Moment kam der Dorfpolizist um die Ecke. Gunnar wurde von der Polizei schon lange wegen versuchten Mordes und Rauschgifthandel gesucht, und so duckte er sich schnell, als der das "Bullenschwein", wie er zu sagen pflegte, erblickte. Horst sah in der Zwischenzeit aus wie ein Hamster; seine Wangen schienen fast zu bersten! Er hielt sich die Hände vors Gesicht, dabei fiel das "Wissenschaft-heute-Magazin" zu Boden und eine Doppelseite mit folgender Headline schlug Horst ins Gesicht: "Absurde Story entpuppt sich als Traum!"
In diesem Moment erwachte Horst erschrocken in seinem Bett. Er brauchte einige Sekunden, um zu begreifen, dass er alles nur geträumt hatte. Er hiess in Wirklichkeit Erika Pfündner und war transsexuell. Privat sowie berufliche setzte er sich erfolgreich für Klos für das dritte Geschlecht ein. Im Jahr 2045 war sein Traum erfüllt - sämtliche öffentlichen Klos in Deutschland bestanden aus drei Bereichen für folgendes Zielpublikum: Für Schwule, fürs dritte Geschlecht sowie Pissoirs für Männer und Frauen. Die Frauen waren bis dahin soweit emanzipiert, dass sie ebenfalls in Pissoirs urinieren konnten.
ENDE