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Serie In Athen

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16.03.2002
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In Athen

Am dritten Tag fühlten sich Grete und Hans in dieser riesigen Stadt mit viereinhalbmillionen Einwohnern schon sehr sicher. Hier war pralles Leben. Nicht nur auf breiten, mehrspurigen Straßen tobte ein gewaltiger Verkehr; sondern auch in kleinsten Gassen jagten dicke Autos, knallgelbe Taxi und wendige Zweiräder schnell eilende Fußgänger.
Nach einer Stadtrundfahrt wollten sie zu Fuß zum Hotel und marschierten los. Gleich links um ein Haus, bergauf weiter, doch bald waren sie im dichten Gedränge. Vor Hans laufend rief Grete: "Hier durch", er folgte, rannte gegen einen großen Kebab, ein Kerl schimpfte hinter ihm her, dann vorbei an einer proppenvollen Taverne und bis zur Ecke mit den Fixern aus Nordeuropa. Der Weg war falsch! Zurück, durch Menschenmassen, drücken und schubsen, Kamera unter die Jacke, da, eine Kreuzung. Ein Schild für Fußgänger, in Griechisch geschrieben, das wird die Richtung sein, hinein, ätsch, sie waren auf dem Flohmarkt! Händler und Kunden gafften sie an, schätzten sie ab, bereit, die Fremden auszunehmen. Steiler wand sich der Steg, Ende des Marktes, große Afrikaner in blauen, schmutzigen Gewändern, hielten ihnen Holzfiguren unter die Nase. Sie wurden schneller, schon Angst im Nacken, es war unheimlich. Noch eine enge Gasse, links und rechts bedruckte, schwarze Fetzen, mit Mustern von weißen Fratzen, Gerippen und Totenschädeln, schwarze Magie. Endlich weitete sich der steinerne Dschungel, vor ihnen ein Maschendrahtzaun, ohne Tür und Tor, dahinter eine Ausgrabung, also zurück.
Panik war nah, Gretes Augen flatterten vor Angst. Hans versuchte Ruhe zu geben, doch sie drängte weiter, wollte dem Spuk ein Ende bereiten. Wieder die Gasse der Fratzen, der flatternden, schwarzen Fetzen, danach blaue, verdreckte Kaftane, ein Tisch voller, alter Brillen, daneben Gebisse, Unter- und Oberkiefer, einzeln und paarweise, mit gelben, ekligen Zähnen. Hier stank es. Vorbei an Ständen mit Ringen für Ohr, Nase, Bauch und Zeh, Räucherkerzen, second-hand-Klamotten, dazwischen pickelige, lallige, fixe Girls, ein Bachant, viele Vögel in kleinen Käfigen - Flohmarkt eben. Junge und alte Menschen, dicht an dicht, drängend durch schmale Gänge schiebend, plötzlich stopp, halt, ein Knäul, Fußgängerstau, Reihe um Reihe vor beiden. Wieder glotzten alle sie an. Grete schob verstohlen ihre linke in seine rechte Hand, er hielt sie ganz fest. Langsam kam Bewegung in die Menge, Hans starrte seinem Gegenüber in die Augen, dieser wich, auch sein Hintermann ging zur Seite, sie wurden flotter, sahen weit hinten, noch sehr verdeckt, etwas Gelbes in der Sonne blinken. Schnell, voran, hindurch, ah, sie ahnten es, ein Taxi, die Rettung, hinein in das Auto, Tür zu.
Es war geschafft!

 

Hmm.
Kapier ich nicht - wie jetzt? Schnall ich nicht.
Da wird eine tierisch hektische Atmosphäre kreiert (und dabei echt alle Register gezogen, gar nicht schlecht), um was auszusagen?
Es ist schwer, sich in Athen zurechtzufinden? Gut, von mir aus.
:whocares: ?

Vielleicht ein wenig mit Kanonen auf Spatzen geballert, hätte mehr werden können.
Vielleicht bin ich zu beschränkt, um den tiefen Sinn zu finden. Man nenne ihn mir beizeiten.
:cool:

Gruß, BBQ!

 

Hallo Joachim,

im Gegensatz zu deiner Geschichte Portugal hast du in diesen Text wesentlich mehr Beschleunigung hineingebracht. Er wirkt rasant.

Was tatsächlich fehlt, und hier muß ich dem Vorkritiker beipflichten, ist die Intention dieser Geschichte. Man liest es und fragt sich dann am Ende, was du damit erzählen wolltest.
Verzeih meine Direktheit, aber in unserer heutigen schnelllebigen Zeit ist kaum noch ein Mensch daran interessiert, eine einfache Reisebeschreibung zu lesen.
Sie müßte irgend etwas Außergewöhnliches bieten, um für gut befunden zu werden. Es ist leider so, dass jeder selbst dorthin gelangen könnte, sich also nicht von einem reiseerfahrenem Abenteurer die Örtlichkeiten beschreiben lassen muß.
Das ist der Preis unserer heutigen Zeit, dass damit auf der Stelle fast alle Reisebeschreibungen uninteressant geworden sind, es sei denn, sie bieten etwas Besonderes oder Ungewöhnliches.

Sollte deine Geschichte eine Art Milieustudie dieser Stadt sein, so hätte es diesem Text besser angestanden, wenn du mehr Atmosphäre hineingebracht hättest. Mehr detaillierte Beschreibungen darüber, was deine Augen gesehen haben, damit sich der Leser selbst ein Bild daraus erlesen kann.
Sollte es eine Darstellung darüber sein, wie schnell man sich verirren kann und dann Befremdliches und damit Bedrohliches erleben kann in der Fremde, so hätte hier eine viel deutlichere Schilderung der Gefühle des Ehepaares erfolgen müssen.
Ich glaube auch fast, ohne dich hier in eine Richtung drängen zu wollen, dass du die Geschichte sehr gut dahin ausbauen könntest. Die Verlorenheit des Ehepaares, die beklemmende Situation irgendwo in der Fremde, noch eben glücklich und selbstsicher zu erleben, wie einem alles bedrohlich und unheimlich vorkommen kann.
Interessant wäre auch, die beiden Ehegatten in ihrer Gegensätzlichkeit darzustellen.
Während sie vielleicht kurz davor ist, die Fassung zu verlieren, bemüht er sich um Beherrschtheit. Dies sind nur so Ideen, die mir grad durch den Kopf gehen und keineswegs Ansprüche, die ich an dich stelle.
Auf jeden Fall wären die Gefühle der Personen hier die Hauptakteure und Träger einer solchen Geschichte.
Im Moment wirkt also deine Geschichte trotz ihrer nicht unreizvollen Rasanz etwas fad und wirkt nicht genügend in einen Sinn eingebunden.
Vielleicht versuchst du einfach mal mehr Gefühltes in diese Geschichte hinein zu bringen. Das bietet sich geradezu an.

Grüße
elvira

 

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