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In die Finsternis

Seniors
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01.10.2002
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In die Finsternis

Nach dem Sturm bedeckten Hagelkörner groß wie Kirschen das Land. Von den Bäumen geschüttelte Äpfel leuchteten im Gras wie kandierte Früchte. Nura bemerkte, dass etwas nicht stimmte. Das Eis auf den Früchten schmolz nicht, sondern klebte wie Zucker am Obst.
Die Kinder jagten auf die Wiesen und streckten ihre weichen Hände nach den Früchten.
„Esst sie nicht“, warnte sie, aber die Kleinen hörten nicht. Nura war zart für ihre siebzehn Jahre und wirkte fast selbst noch wie ein Kind.
Vielleicht war die Gefahr doch nicht so ernst, wie sie dachte. Wie oft hatte sie sich vor Dingen gefürchtet, die sich im Nachhinein als harmlos herausstellten.
Ein kleines Stückchen wird schon nicht schaden, fand sie und das Wasser lief ihr im Mund zusammen. Die Äpfel sahen verlockender aus als auf dem Jahrmarkt und nachdem sie sicher war, dass keins der Kinder zuschaute, biss sie herzhaft in den schönsten hinein.

***​

Nura schaute in die besorgten Gesichter ihrer Gefährtinnen. Mit leisen Flügelschlägen waren sie durch die offenen Gewächshausluken geflogen und versammelten sich jetzt um ihren Schlafplatz, Aeshna zu ihrer Rechten, Lestida am Fußende.
„Was ist passiert?“, flüsterte Nura und ihr Hals schmerzte.
Nura sah über die Köpfe ihrer Freundinnen nach oben in die Glaskuppel. Wolken jagten über einen blauen Himmel.
„Du hast lange geschlafen“, begann Lestida, die ihre roten Locken diesmal streng aus dem Gesicht trug. „Zwei Tage und zwei Nächte haben wir gewacht, du leichtsinniges Mädchen.“
„Was ist mit den Kindern?“, fragte Nura besorgt.
„Wir konnten sie rechtzeitig vor Schlimmerem bewahren“, meinte Aeshna und ihre sommersprossige Stirn bewölkte sich. „Du hast nicht aufgepasst. Weder auf die Kinder noch auf dich selbst.“
Nura bekam Kopfschmerzen und fühlte sich nun richtig krank. Das war typisch Aeshna. Nie nahm sie Rücksicht; als ob ein Tadel hülfe, wieder gesund zu werden. Doch sie verstand die Sorge ihrer besten Freundin. Und was bedeutete der Hagelregen? Wie aus einem gewaltigen Zuckerstreuer war er auf Wiesen und Gewächshäuser gefallen. Hatte Ereba, die böse Göttin, ihre Hände im Spiel?

„Anis wusste, was zu tun war“, meinte Lestida. „Er half, die Kinder einzufangen.“
Nura errötete beim Gedanken an ihn.
„Und Deva hat es regnen lassen“, sagte Aeshna. „Der Zucker ließ sich zum Glück abwaschen. Die Äpfel sind wieder essbar.“
„Unsere Ernte ist noch nicht in Gefahr“, beruhigte Lestida, die ernstere der Freundinnen. „Noch muss das Volk nicht hungern.“
Nura fühlte sich erleichtert. Hatte Deva, ihre geliebte Göttin, alles zum Guten wenden können?
„Vielleicht schafft es Anis, am Abend zu dir zu kommen“, sagte Aeshna tröstend, bevor sie ging.
Das Licht vergoldete Nuras Zimmer, als Anis eintraf. Sein Blick war weich wie das Gras unten am Fluss, wenn sie am Ufer tollten. Und traurig, so kannte Nura ihn nicht. Sah sie noch krank aus?
Seine Augen glühten in der einbrechenden Dämmerung, er fuhr mit seiner breiten Hand über ihre Decke und Nura sehnte sich nach seiner Umarmung.
„Ich glaubte, dich schon verloren zu haben“, sagte er und eine Träne rann über seine stoppeligen Wangen.
Warum konnte auch Anis nicht auf sie eingehen, dachte Nura.
Warum küsst er mich nicht wenigstens? Warum nimmt er alles so ernst?
„Ich möchte von dir eine Entscheidung“, flüsterte er, seine Stimme rau, wie seine von der Arbeit schwieligen Hände, die über ihre Stirn strichen. „Die Zeiten werden schwerer und ich möchte, dass du zu mir gehörst.“
„Lass mich erst wieder gesund werden“, sagte sie ausweichend. Noch konnte sie ihm nicht geben, was er brauchte. Sie wollte lieber die Welt erkunden, bevor sie Verantwortung übernahm. Bevor sie die Wahl traf – zwischen ihm und Deva, zwischen einem Leben als Gefährtin oder Dienerin der Göttin, die für das Überleben der Pflanzen sorgen musste.
„Ich will, dass du erwachsen wirst“, sagte er.
Da war er wieder, der Satz, der ihr Blut zum Kochen brachte. Doch Nura war zu schwach, um sich zu wehren.
„Aber ich möchte noch Leichtigkeit spüren“, sagte sie stattdessen und hoffte, dass Anis sie in Ruhe ließ, zumindest an diesem Abend.
Sie wollte weder heiraten noch ihre Flügel aushärten lassen wie manche ihre Freundinnen. Sie wollte fliegen können. Richtig fliegen! Und nicht ihre Flügel zu einem lebendigen Gewächshaus formen, in dem Jungpflanzen beschützt heranwachsen konnten.
Nura spürte, dass Anis ihr entglitt. Er war voller Prinzipien und es gefiel ihr nicht, von ihm wie ein Kind behandelt zu werden.

Aber es wartete ein schlimmerer Kampf auf Nura.
Der Kampf zwischen Ereba, der Göttin der Finsternis, und Deva, der Sommergöttin, hatte erst begonnen. Und es würde schlimmer kommen.
Die Nacht wollte nicht enden. Kein Sonnenstrahl weckte sie wie sonst. Als Nura nach oben in die Glaskuppel schaute, erschrak sie. Was sie für Dunkelheit gehalten hatte, erwies sich als etwas Widerwärtiges.
Fledermausähnliche Tiere hockten auf den Fensterscheiben, und ihre aufgespannten Flügel verdunkelten wie schwarze Tücher ihr Zimmer, wie Trauertücher der Witwen, deren Männer im Kampf getötet worden waren.
Hatten die Fledermäuse ihre Kuppel ausgewählt wie ein Schwarm Vögel einen Baum? Nicht rastloses Geschnatter und Trompeten. Nur unheilvolle Stille. Die Welt war eine andere als am Abend zuvor.

Vor allem die Lichtlosigkeit hielt Nura nicht mehr aus. Seit sie ein Kind war, hatte sie Angst vor der Dunkelheit, weshalb sie mit fünfzehn ins Gewächshaus gezogen war. Und diese Angst jagte sie nach draußen.
Es stürmte und einige Tiere rutschten vom Dach. Einem konnte sie nur knapp ausweichen und aus der Nähe sah es noch unheimlicher aus. Spitze, überraschend lange Zähne ragten aus dem kleinen Maul und orangefarbene Augen schimmerten gefährlich. Aber was Nura sonst sah, gefiel ihr noch weniger.
Ein weiterer Eisregen, heftiger als der erste, hatte das Land in der Nacht schwer getroffen und mit ihm war das Böse in ihre Welt gekommen. Die großen, steinernen Gewächshäuser waren großteils zerstört und auch manche ihrer Freundinnen, die als lebendige Gewächshausmädchen dienten, waren schwer verletzt worden. Wo vorher Blumen wuchsen, übersäten Glasscherben den Boden. Verbogene Türen klapperten im Wind und der Wind strich ungehindert durch das Innere. Nura schaute, was sie retten konnte. Sie sah ihre Freundinnen, deren Flügel keine Pflänzchen mehr schützten vor dem Unbill des Wetters. Ihre zarten Flügel, in denen das Sonnenlicht sonst glitzerte, sahen jetzt aus wie Schirme, die ein Sturm boshaft umgestülpt hatte. In einem der hinteren Glashaufen lag etwas. Eins der Pflanzenkinder, ein Steckling mit weichen Blättern, den Nura geschwind ausbuddelte. Hoffnung in all der Trauer. Und sie wickelte ihn rasch in ein Tuch, nahm ihn an die Brust und flog eilig davon. Bevor der Sturm wieder lostobte.

Am Nachmittag zog Starkregen über das Land und Gefahr von der Bodenseite drohte, die Fundamente der Gewächshäuser zu zerstören und die wenigen, noch bestehenden zum Einsturz zu bringen. Schlammlawinen rissen kleinere Gewächshäuser mit.
„Du darfst es eigentlich nicht wissen, weil du zu jung bist, Nura“, sagte Anis und seine braunen Augen verdunkelten sich. „Ereba hat Deva den Krieg erklärt.“
„Und Deva?“, fragte Nura beunruhigt. „Schaut sie tatenlos zu?“
Was Anis erzählte, hörte sich trostlos und bedrohlich an.
Ereba ließ Kotballen ihrer Riesenkäfer wie Kanonenkugeln vom Himmel regnen und was der Hagel nicht geschafft hatte, zerstörten diese bestialisch stinkenden Kugeln.
„Warum löst Deva nicht alles mit ihrer Magie?“, meinte Nura. „Ist sie zu geschwächt?“
„Sie wird noch schwächer, wenn sie zum Gegenschlag ausholen muss.“
„Was ist ihre Strategie?“
„Sie wird sich erst einmal zurückziehen und Kräfte sammeln.“
„Und was ist mit uns?“
„Deva wird schon etwas einfallen, sorge dich nicht“, sagte Anis.
Nura fühlte sich von ihm verraten und wie ein kleines Kind behandelt. Aber das war in Zeiten der Not ihr kleineres Problem.
„Ich werde jetzt gehen“, sagte er und sie konnte ihn nicht mehr aufhalten.

Am Abend traf man sich im Festsaal, der vom Krieg bisher verschont geblieben war. Brennende Kerzen verdoppelten sich in den Spiegeln. Noch war es nicht dunkel, die Flügeltüren standen offen, man sah die Zerstörungen, doch Deva hatte es geschafft, Einiges wieder aufzuräumen. Die Luft war mild und ein feiner Abendhauch wehte zu ihnen hinein.
„Eine von uns muss in das Reich der Gegenseite“, verkündete eine junge Frau mit blauschillernden Flügeln, „um die Pläne von Ereba auszukundschaften.“
Sie stellte ihren Plan vor.
„Wir bringen ein Opfer dar“, sagte sie. „Ein Ablenkungsopfer, das Erebas Liebhaber ablenkt.“
„Was ist ein Ablenkungsopfer?“, wollte eins der Kinder wissen.
„Weißt du, wir haben nicht nur unseren Dienstbotentisch und natürlich euren Kindertisch“, erklärte die Blauschillernde, „sondern auch ein gedecktes Plätzchen für unsere Wespen, damit sie uns beim Essen in Ruhe lassen.“ Mit dieser Erklärung gab sich das Kind zufrieden und die Pläne konnten weiter ungestört besprochen werden.
„Eine von uns wird sich opfern müssen und als Spionin Geheimnisse aus Erebas Geliebten entlocken, die uns helfen, die Göttin zu schwächen.“
Wer würde die Spionin sein? Ein Raunen ging durch den Saal. Niemand meldete sich freiwillig. Der Ältestenrat würde eine bestimmen.

„Am Abend wird die Entscheidung fallen“, verkündete Deva, jetzt in der Gestalt einer jungen Frau. Goldene Locken fielen in Kaskaden über ihren schmalen Körper und glühten im Kerzenschein wie Feuer.
Lauter werdendes Murmeln erfüllte den Raum.
„Die Ausgewählte werde ich selbst benachrichtigen“, sprach die Göttin zum Abschied. „Und jetzt geht alle auf eure Zimmer.“

In der Nacht erfuhr Nura, dass sie auserwählt worden war.
Sie hatte schon geschlafen, als ein Ruf sie weckte. Eine im Mondlicht schimmernde Eule hockte neben ihrem Bett und schaute sie aus schwarzen Augen unverwandt an.
„Warum habt ihr mich auserkoren?“, flüsterte Nura, obwohl sie beide allein waren.
„Was glaubst du?“, entgegnete das Tier.
Weil ich klug bin? Hübsch und begehrenswert?
Nura wollte nicht eingebildet erscheinen. Oder gab es andere Gründe?
Weil ich noch keine Kinder habe?
Sie fühlte sich in Gegenwart der Göttin unsicher und wusste nicht, wie sie mit Deva sprechen sollte.
„Ich kann das nicht“, sagte sie matt. „Ich bin noch so jung.“
„Deine fehlende Erfahrung ist ohne Bedeutung“, sagte die Eule und flog in die Nacht.

Nura konnte nicht wieder einschlafen. Angst hielt sie wach, strich mit eisigen Fingern über ihren Körper und die nächtliche Kälte des Gewächshaus ließ sie noch mehr zittern.
Nura wollte dableiben. Und nicht als Spionin in das Feindesland, um einen der wichtigsten Männer der bösen Göttin abzulenken, indem sie scheinbar seine Geliebte wurde.
Ihr fiel ein, was im Saal geflüstert worden war.
Junge Frauen tragen nie Verantwortung. Im Zweifelsfall ist es nicht schlimm, wenn sie sterben.
Sie bereute, dass sie Anis nicht schon früher die Ehe versprochen hatte.
Oder warum hatte sie nicht den anderen Weg gewählt?
Und ihre Flügel aushärten lassen?
Dann könnte sie zu den mobilen Gewächshausfrauen gehören und so der Göttin dienen.
Aber sie hatte frei sein wollen! Und jetzt hatte sie den Schlamassel. Sie musste nun diese Reise in das Herz der Finsternis antreten, ob sie wollte oder nicht. Und wenn sie zurückkam, liebte Anis womöglich eine andere. Wenn sie zurückkam.

„Nein, ich werde nicht reisen!“, empörte sich Nura am nächsten Morgen und stampfte wütend mit dem Fuß auf wie ein kleines Mädchen.
„Möchtest du dich dem Rat der Göttin widersetzen?“, sagte Lestida.“ Glaubst du, dass Deva unüberlegt handelt?“
„Aber die anderen haben eine bessere Flugtechnik“, versuchte Nura abzulenken, obwohl sie wusste, dass Lestida nicht darauf reinfallen würde. „Schau Dir Angelia an, wie sie beim letzten Turnier Schleifen geflogen war.“
„Du weißt, dass Angelia verunglückte?“
„Verunglückt?“, fragte Nura erschrocken und schämte sich. Sie war so mit sich beschäftigt gewesen, dass sie Angelia aus den Augen verloren hatte.
Was für eine Rabenfreundin sie gewesen war!
„Und deshalb hat die Göttin eine unerfahrene Fliegerin ausgewählt“, sagte Lestida. „Weil du die Gefahren noch fürchtest.“
Es verletzte Nura, dass man ihre Flugkünste als schlecht beurteilte. Und sie würde es den anderen zeigen, heimlich würde sie trainieren. Sie wollte nicht ein Mädchen sein, das im Flug im Schnabel eines Vogels landete, um als Mahlzeit für seine gierige Brut zu enden, sondern wollte beweisen, dass sie die Mission erfüllen konnte.

Vor allem musste Nura lernen, mit der Angst vor der Dunkelheit umzugehen und in der Nacht zu sehen. Als Kind des Lichts fürchtete sie am meisten die Lichtlosigkeit. Aber es musste sein.
Um in das Land der Finsternis zu reisen, musste sie ihre Flügel schwärzen.
Mit klopfendem Herz öffnete Nura das Gefäß, das die Eule ihr in der Nacht mitgebracht hatte. Der Lack schimmerte wie ein schwarzer See.
Nura zauderte, aber es half nichts. Sie musste es tun, musste in das Unbekannte, und jetzt den Pflanzenstiel in die Dunkelheit tauchen, in dieses sirupartige Etwas.
Deva war immer gut zu mir gewesen. Jetzt bin ich an der Reihe, um ihr zu helfen.
Nura drehte sich vor ihrem Spiegel.
Puh, es ist gar nicht einfach, den Lack aufzutragen!
Unbeholfen versuchte Nura jede Stelle ihrer Flügel zu erreichen. Kein Fleckchen durfte hell bleiben, sonst war jede Tarnung umsonst.
Sie startete einen Probeflug.
Verdammt, jetzt kann ich nicht einmal mehr richtig fliegen!
Der Lack auf ihren Flügeln machte sie schwerer als sonst. Vor Wut heulte Nura auf. Das Ganze hatte etwas Endgültiges, so als wären ihre Flügel amputiert. Der Lack war wasserfest und gehörte nun für immer zu ihr. Niemals könnte sie jetzt eins der Gewächshausmädchen werden. Und auch Anis würde sie nicht mehr haben wollen.
Aber das war das kleinste Problem, am nächsten Tag begann die Reise.

Deva gab ihr ein Tuch mit Perlen mit. Es waren magische Kugeln in Blau und Weiß.
„Die weißen nimmst du, wenn du hungrig bist.“, sagte sie. „Die blauen, wenn es dich dürstet. Trinke niemals etwas anderes. Und lass dich mit niemandem unterwegs ein. Sonst kann ich dir nicht mehr helfen. Dann kann mein Zauber dich nicht mehr erreichen.“

Nura flog im Morgengrauen los, bevor die anderen erwachten. Von Anis hatte sie sich schon am Vorabend verabschiedet, bevor ihre Flügel sich schwärzten. Sie nahm den Weg nach Osten, über sanft bewaldete Hügel, dem Sonnenlicht entgegen.
Von oben sah sie, wie verheerend der Krieg sich bisher ausgewirkt hatte.
Sie flog an geköpften, turmhohen Sonnenblumen vorbei. Blüten lagen auf trostlosen Äckern. Blumenkonfetti wie nach einer Hochzeit, nur das jetzt nichts Fruchtbares mehr folgte. Mit etwas Glück erholten sich die Pflanzen und setzten einen neuen Trieb mit kleineren Blüten an. Noch war nicht alles verloren und die Hungersnot fern.

Nura war schon einige Tage geflogen, als sie das Land der Grautöne erreichte. Düsternis erfasste ihr Herz. Die Konturen der Berge schwächten sich und auch ihre Energie schwächelte. Und wie sehr vermisste sie das saftige Grün der vertrauten Wiese, das Sonnenlicht, die Welt der Glashäuser! Das Lachen ihrer Freundinnen. Vielleicht sogar Anis. In der grauen Welt wuchs nichts mehr. Die Bergausläufer waren von einer schleimigen Schicht bedeckt, die sie lieber nicht berührte und so flog sie länger, als ihr gut tat. Nirgendswo konnte sie landen, alles war glatt und schmierig. Schlimmer quälten sie Durst und Einsamkeit. Aus Melancholie wuchs Verzweiflung. Doch es war gut, dass sie keinen Kontrast mehr zu ihrer Umgebung bot und gefahrlos weite Strecken fliegen konnte. Schroffe Felsformationen lösten die Berge ab und zwischendurch ruhte sie sich in den Felsspalten aus, die glücklicherweise vom Schleim verschont blieben. Bald konnte sie keine Nuancen mehr unterscheiden und in der Finsternis verlor sie ihre Orientierung.
Gleichwohl zahlte sich ihr hartes Training aus und sie spürte die Wände, auch ohne sie zu sehen, weil sie deren Echos wahrnahm. Bald konnte sie in den Spalten manövrieren, ihre Flügel einklappen und rasante Manöver fliegen wie nie zuvor.
Doch sie überschätzte sich und blieb letztendlich an einer rauhen Wand hängen. Ihr Proviantbeutel zerfetzte und die letzten Perlen fielen heraus. Devas Geschenk, Ihr Essensvorrat! Sie flogen in die Nacht und leuchteten im Sinkflug. Nura versuchte ein paar im Flug zu erwischen, vergeblich. Warum hatte Deva ihr kein reißfestes Tuch mitgegeben? Für eine Göttin wäre dies doch kein Problem. Warum half Deva ihr nicht und ließ sie im Stich? Und wie sollte sie überleben – ohne zu essen und zu trinken? Die Mission konnte sie vergessen.

Nura kam zu den kalten Seen. War das Wasser trinkbar? Sie beugte sich hinunter, ließ Wasser in ihre Hand, da spürte sie etwas in ihrem Rücken und fiel vor Schreck in das kühle Nass, in die wilde Strömung am Ufer und sie wusste nicht, vor was sie sich mehr fürchten sollte, vor dem unbekannten Wesen, das sie berührt hatte, oder vor den Geistern im Wasser, die sie in die Dunkelheit hinunterziehen würden. Sie konnte nicht schwimmen und doch wollte sie am liebsten ertrinken.
Dann wäre es vorbei.
Aber nun flog sie gegen ihren Willen durch die Lüfte und hier oben wurde es noch kälter. Nie hatte sie so gefroren, die Kleider verwandelten sich in starres Eis.
„Warum lässt Du mich nicht einfach in Ruhe!“, schrie sie mit letzter Kraft. „Lass mich einfach fallen.“
Sie fürchtete, in einem Vogelschnabel zu stecken und bald verfüttert zu werden. Lieber ertrinken als Stück für Stück gefressen.
Aber die luftige Fahrt nahm ein Ende und der Vogel legte sie behutsam auf einem moosbewachsenen Stein ab. Um seinen Hals trug er ein Amulett mit einem leuchtenden Edelstein, der wie eine tröstende Lampe die Umgebung erhellte. Beruhigend sprach er auf sie ein wie ein väterlicher Freund.
Er war ein großer, schwarzer Rabe mit einzelnen weißen Federn, die ihm ein weises Aussehen verliehen, und sein warmer Atem trocknete ihre Kleider. Das fühlte sich gleich viel wohliger an und auf seinem Rücken flog sie immer tiefer in das Reich der Finsternis.

Als das Tageslicht sich neigte, tauchten aus dem Nebel die Tore der schwarzen Stadt auf.
“Hier endet unsere gemeinsame Reise“, sagte er. „Du bist ab nun auf Dich allein gestellt.“ Sie fürchtete sich. Ohne seine beschützende Gesellschaft fühlte sie verlassen und verlor jeden Mut.
„Du hast mir so geholfen“, sagte sie mit leiser Stimme. „Aber ich will dich nicht aufhalten und in Gefahr bringen. Wenn ich nur wüsste, wie ich dir danken könnte.“
„Erweise Deine Dankbarkeit Deva“, erwiderte er. „Indem du zeigst, wie mutig du geworden bist. Ich wünsche Dir viel Stärke.“
Und dann ließ er sie allein.

Da war er, der Palast der Finsternis. Das gleißende Licht überraschte sie nach der Reise durch die Dunkelheit und schmerzte in ihren Augen. Sie blinzelte und konnte nicht richtig sehen. Das Licht war kalt und wärmte nicht. Und es gab keinen Ort, wo sie sich verstecken konnte. Sie überlegte, wie sie sich unerkannt einschmuggeln konnte. Aber da wurde sie schon von den Palastwachen ergriffen, sie verbanden ihre Augen, die sich eben erst etwas an das Licht gewöhnt hatten. Wieder war sie in der Finsternis, die schrecklicher war als vorher. Sie spürte stinkenden Atem, Krallen, die ihre zarte Haut schnitten, als wollten sie Glas zerschneiden. Sie fürchtete um ihre Flügel. Nie könnte sie wieder fliegen, wenn sie weiterhin so grob behandelt würde. Und dann zog man sie über rauhen Boden, später Stufe für Stufe erst eine Treppe hinunter, dann weitere. Endlos schien der Weg zu sein.

Im Kerker, tief unten im Palast der bösen Göttin, war es eisig. Aber sie konnte immerhin wieder sehen. Fackeln brannten vor den Wänden. Ereba wollte wohl, dass Nura kein Detail entgehen sollte. Ihre Füße waren an einen schweren Ring gefesselt, wie an einen überdimensionierten Vogelring. Sie versuchte mit ihren Flügeln zu schlagen. Sie funktionieren noch, das tröstete sie für einen Moment. Aber die zarte Haut ihrer Flügel konnte bald nicht mehr atmen unter dem schwarzen Lack, in dieser modrigen Atmosphäre. Sie würde bei lebendigem Leib verschimmeln, wenn nicht bald Hilfe käme. Sie fragte sich, was man mit ihr vorhatte.
Wollte man sie töten?
Oder einem Richter vorführen? Oder Schlimmeres.

Da hörte sie ein Summen. Ein warmes, kleines Licht, ein Glühwürmchen besuchte sie in der Dunkelheit.
„Ich kann dir helfen“, sagte das Tierchen mit einschmeichelnder Stimme. „So wie ich selbst meine Gestalt wandeln kann.“
Und es konnte sich tatsächlich zu einem Raubvogel vergrößern, dessen Schatten bedrohlich über die Wände huschte. Im magischen Licht verkleinerte es sich danach zu einer kleinen Maus, die über den Boden huschte. Dann verwandelte es sich in eine Motte und setzte sich auf ihren Arm.
„Ich kann dich ebenfalls kleinschrumpfen“, versprach es und tanzte vor ihren Augen. „Dann kannst du durch die Ritzen fliehen.“
Nura wurde fast schwach, aber sie erkannte die List. Ereba selbst steckte hinter dem Zauber und wollte sie auf ihre Seite locken, wollte einen Keil zwischen Nura und ihrer Göttin treiben.
„Ich bin keine Verräterin“, flüsterte Nura mit nachlassender Kraft. „Lieber sterbe ich.“
„Du wirst es noch bereuen“, meinte die Motte und verschwand zwischen zwei Steinen im Verlies.
Nura verdurstete schon, als die Palastwachen erschienen und sie zum obersten Richter brachten. In seinen Gemächern war alles lackartig, die Wände schwarz und kühl. Er hieß Bos und war der Stratege des Reichs der Finsternis, der göttliche Berater. War das Eberas Geliebter, der sie verhören sollte?

Nura fürchtete sich. Aber vor allem dachte sie an ihre Mission und ihre Göttin.
Sie durfte keine Angst haben.
Sie sollte das Ablenkungsopfer sein.
So lautete der Plan. Aber Bos wollte sich nicht ablenken lassen.
Wie konnte sie sein Herz erobern?
„Warum verhörst du mich nicht einfach?“, fragte Nura ihn, als sie es nicht mehr aushielt. Seit Tagen hatte er nicht mit ihr gesprochen und sie war mit ihren Plänen kein Stück voran gekommen.
„„Findest du es klug, mich zu provozieren?“, entgegnete er. „Vielleicht denkst du lieber über dich selbst nach!“
Und sie war wieder allein mit ihren Gedanken.
Wie kann ich sein Herz erobern?
Sie erkannte, dass es darauf nicht ankam. Nicht, weil er kein Herz hatte. Aber es schien ihm nicht wichtig. Er machte es ihr zunächst einfach.
Gierig wie ein Säugling nahm er sich, was er brauchte und das war überraschenderweise weniger, als sie befürchtet hatte. Er mochte es, wenn sie über seine glatte Rüstung strich. Schon die kleinste Zuwendung genoss er, was sie rührte. Das hatte sie von diesem Finsterling nicht erwartet.
Letztendlich war das der Punkt, warum sie ihn doch etwas mochte. Und sie ließ ihn gewähren und mit sich machen, was er wollte. Insgeheim gefiel ihr manches, was er tat. Aber vor allem schaffte sie es, dass Bos ihr vertraute und sie mitnahm, heimlich, manchmal sogar in die Welt außerhalb des dunklen Palastes. Er schien hin und hergerissen zu sein, so wie sie selbst auch. Und er spielte ein doppeltes Spiel gegenüber seiner Göttin, die ihm bislang vertraute, was Nura nicht verstand.
Merkte Ereba nicht, was hinter ihrem Rücken gespielt wurde? Als Göttin würde ihr doch nichts entgehen? Eifersüchtige Göttinnen waren eine größere Gefahr als eifersüchtige Frauen.
Oder hatte Bos etwas vor, von dem sie nichts ahnte, und spielte mit ihr wie eine Katze mit einer Maus?
Sie fürchtete sich. Aber mehr noch vor sich selbst.
Sie konnte es sich kaum eingestehen. Sie wollte nicht mehr zurück. Nicht mehr nach Hause, zu Anis und den anderen. Sie fühlte sich bei Bos auf merkwürdige Weise wohl, im Kontrast zu ihm fühlte sie sich zarter, liebenswerter. Bei Anis hatte sie immer das Gefühl, nicht gut genug für ihn gewesen zu sein.

Nura veränderte sich. Sie verlor ihre Sehnsucht nach Sonnenschein. Aber nun hat sie das Problem, dass sie sich wie eine Verräterin vorkam.
Nein, sie war eine Verräterin!
Sie hatte den Schwur gebrochen. Der Kontakt zu Deva ließ nach. Sie konnte sie nicht mehr spüren. Sie war jetzt mutterseelenallein. Und hatte nur noch ihn, Bos.
Sein Körper war käferartig, lackartig, nicht so vertraut wie der von Anis. Sie mochte das Schillern von Anis Flügeln, wenn sich Lichtreflexe sammelten, Anis war wie die Sonne selbst. Bei Bos waren die Flügel wie harte Zangen, kantig und glatt, die sie jeder Zeit zerstören konnten.
Die Gefahr faszinierte sie.
Und gleichzeitig war er so unbeholfen, so unbeweglich.
Doch mit der Zeit verstand sie nicht mehr, wie seine Ungeschicklichkeit sie anfänglich hatte rühren können.
Denn er blieb ein Mann der Finsternis, der Kälte.
Endlich erkannte sie es wieder. Und der Kontakt zu Deva funktionierte wieder wie ein kleines Irrlicht.
Die Sehnsucht nach ihrem geliebten Land wuchs in Nura unaufhaltsam. Aber Bos würde sie nicht gehen lassen.
Sie würde kämpfen müssen.
Ihren Fluchtplan hielt sie vor Bos geheim und tat so, als ob es wie immer zwischen ihnen war.
Sie verhielt sich sogar noch liebenswürdiger zu ihm und er schöpfte keinen Verdacht.
Im Gegenteil. Er belohnte sie, indem sie mehr Ausflüge nach draußen machten als vorher.
Nura fühlte sich schlecht, Bos zu verraten. Aber es musste sein.
Und an einem Abend, als Bos nur für einen Moment in den Palast verschwand, um ihr einen warmen Mantel zu bringen, sah sie wieder den Vogel.
Er nahm sie ein zweites Mal mit.
Sie versteckte sich zwischen seinen Federn. Niemand sah, dass sie mit ihm davonflog. Sie waren schon fast aus dem Reich der Finsternis entkommen, als Pfeile hinter ihnen auftauchten. Aber sie schafften es, ihnen zu entkommen.

Zuhause hatte sich die Landschaft wieder etwas erholt, es sah grüner aus, die Wälder wieder dichter.
War Deva stärker geworden?
War der Krieg womöglich schon vorbei und man hatte sie im Reich der Finsternis einfach vergessen?
Nuras Herz wurde schwer. Noch nie fühlte sie sich so enttäuscht und sie fragte sich, warum Deva sie nicht zurück geholt habe.
Aber sie war es selbst, die den Kontakt abbrach und brauchte sich jetzt nicht zu beschweren.

Ihr Herz jubelte, als die Gewächshäuser in Sicht kamen. Manche wurden wieder aufgebaut. Sie sah von hier oben, Anis und seinen besten Freund Rupprecht schwere Baumstämme schleppen. Unter der drückenden Last bogen sich ihre Körper in der heißen Sommerglut und ihre nackten Oberkörper verbrannten dunkelrot. Anis tat ihr so leid und am liebsten hätte sie gerufen und gewunken, aber er konnte sie nicht sehen hier oben im Gefieder des Vogels. Doch schon bald könnte sie ihn in die Arme schließen. Wenn er sie noch wieder sehen wollte.

Ihre Freundinnen freuten sich sehr, als sie wieder auftauchte, und umarmten und küssten sie, das es eine Freude war. Es gab ein herrliches Fest zu ihren Ehren. Wein floss in großen Mengen und die Tische brachen unter den Essensmengen fast zusammen. Wo kamen all die prächtigen Dinge nur her? In Zeiten, wo viele Äcker verdorrten und die Bäume wenig Früchte trugen. Nura bekam ein schlechtes Gewissen, dass man wegen ihr die knappen Vorräte verbrauchte und sie mit spärlichen, aber mit viel Liebe gekochten Speisen belohnte für ihre Rückkehr. Man feierte sie als Heldin, die aus Liebe zu allen jede Gefahr überstanden hatte.
„Ich bin so stolz auf dich“, sagte Anis mit warmer Stimme und nahm sie auf eine Weise in den Arm, wie nie zuvor.
Nura bekam Angst.
Wenn er wüsste, was sie getan hatte, wäre er alles andere als stolz.
„Du bist als Mädchen gegangen und als starke Frau zurückgekehrt“, raunte Anis zärtlich in ihr Ohr und drückte sie noch fester an sich.

Da sah Nura einen Schatten hinter den Glaswänden des Festsaals.
Ein später Gast.
Ein uneingeladener Gast.
Bos! Nura konnte nicht glauben, was sie sah.
Wollte er sie zurückholen?
Sie stürmte nach draußen.
„Was willst du von mir?“, fragte sie hastig.
Bos blickte sie traurig an. Da näherten sich Schritte.
Nura blieb nichts übrig, als Bos wie einen Hund zu verjagen.
Doch die anderen im Saal spürten intuitiv, dass sie von der Gegenseite berührt worden war.
Kälte wehte durch den Raum.

Anis Liebe schwand. Und auch ihre Freundinnen wollten nichts mehr von ihr wissen.
„Ich könnte seine Geheimnisse verraten“, sagte Nura „und Bos mehr schaden, als wenn ich mich nie mit ihm eingelassen hätte.“
„Du bleibst die Verräterin“, riefen die anderen im Chor.
„Wie hätte ich zurückkommen sollen?“, erwiderte Nura. „Ohne Bos wäre ich gestorben. Ich habe ihm auch zu danken. So schwarzweiß ist die Welt nicht.“
Aber es änderte nichts.
Nun war Nura allein, nie hatte sie sich so einsam gefühlt.

Wochen gingen ins Land, die Pflaumenbäume ächzten unter der Last ihrer Früchte, das Korn leuchtete unter der Sonne.
Und der Krieg kehrte zurück.
Mitten im Sommer überzog Schnee das Land. Eiszapfen hingen von Bäumen und Dächern und Eiskristalle ließen Blumen und Früchte verderben.
Ereba meldete sich zurück, vielleicht aus Rache für Bos Besuch.
Und dann kam der Angriff. Sturm jagte über das Land. Eisklumpen, manche so groß wie Äpfel regneten vom Himmel und trafen jeden, der draußen war. Aus der Luft fielen schwarze, lackierte Käfermänner und landeten zwischen den Bäumen. Die Kälte schien den Feinden nichts auszumachen, während die Gewächshausmädchen ihre Flügel kaum noch bewegen konnten und vor den Eisgeschossen Schutz suchten. Schwarze Giftpfeile schossen aus den Reihen der Käferarmee und verfolgten Nuras Gefährtinnen.
Anis und Rupprecht und die anderen Männer verteidigten das Reich. Ihre Pfeile verfolgten und vernichteten jeden Fremden. In den Farben des Regenbogens leuchteten sie vor dem schweren Himmel.
Unter den Schneelasten verbogen sich Bäume und Sträucher. Dächer stürzten ein und herabfallende Balken klemmten Nura am Boden ein.
Ihre Flügel froren ein und hielten sie am Boden fest. Sie konnte sich nicht mehr bewegen. Panik erfasste sie. Sie war festgefroren, wie eine Tierzunge an einem winterlichen Zaun und würde sterben.
Auf Hilfe brauchte sie nicht zu hoffen.
Alle waren mit sich selbst beschäftigt.
Und einer Verräterin würde niemand helfen.
Nura sah die bösen Blicke der Freundinnen. Aber keine wollte ihr helfen.

Da spürte sie einen warmen Hauch.
Vielleicht war das der Tod. Sie spürte seine vertraute Nähe.
Aber sie starb nicht.
Jemand half ihr.
Und sie erkannte ihn.
Bos!
Ihre Rettung war sein letztes Geschenk an sie.
Dann wurde er mit einem der Regenbogenpfeile aus Nuras Reihen getroffen und sank blutend zusammen.
Sterbend gab er ihr ein schwarzes Tuch: „Gib dies an Deva.“
Da traf auch sie ein Pfeil. Sie hatte den Pfeil nicht kommen sehen.
Sie sah ihr Blut im Schnee.
Sie würde verbluten.
Aber sie starb nicht. Warum starb sie nicht? Das Gift des schwarzen Pfeils wirkte nicht.
Spät in der Nacht wachte sie in ihrem Zimmer auf.
Alles schmerzte, aber noch mehr ihr Herz.
Sie war eine Verlorene zwischen den Welten. Zwischen den Reichen von Ereba und Deva, zwischen der Finsternis und dem Guten. Genauso hätte sie bei Bos bleiben können. Ihre Freundinnen waren keinen Deut besser.
Und auch in der Finsternis gab es gute Menschen.
Sie dachte an Bos und nahm sein Tuch und drückte es an ihr Herz.
Da fiel etwas heraus.
Ein magischer Stein, der alles in ein grelles Licht versetzte.
Nura konnte mit der Magie nicht umgehen, mit dieser Energie, die losgelöst von ihr den Raum erfüllte.
Erschöpft fiel sie auf ihr Lager.

Aber Deva half die Kraft des Steins, wie Nura am nächsten Tag erkannte.
Die Göttin selbst hatte an ihrem Bett gewacht und sich liebevoll um sie gekümmert.
Und als die Sonne Nura wach kitzelte, hörte sie fröhliches Vogelgezwitscher wie schon lange nicht mehr. Die Glaskuppel funkelte und ein warmes Lüftchen wehte hinein. Süßer Duft liebkoste sie.
Und draußen grünte und blühte es, dass es nur eine Freude war.
Deva, die Sommergöttin, hatte sich erholt. Eine Zeit des Glücks brach heran.
Wie durch Zauberhand waren die Gewächshäuser wieder heil.
Und sie hörte wieder das Lachen ihrer Freundinnen.
Deva hatte mit ihnen und Anis ein Machtwort gesprochen und sie entschuldigten sich bei Nura.
Und bald gab es ein rauschendes Fest.
Eine Hochzeit, zu der das ganze Land eingeladen war.
Die Gewächshäuser waren mit Blumen geschmückt. Kinder mit Blüten im Haar tanzten über die Wiesen. Blüten wirbelten durch die Luft, als Anis und Nura aus dem Tempel kamen. Nur Rupprecht fehlte. Aber als Trauzeuge war der schwarzweiße Rabe eingesprungen, der diese Rolle noch nie ausgeübt hatte.
„Weißt du, was mit Rupprecht ist?“, fragte Nura Anis später am Abend, während sie glücklich in seinen Armen lag und den anderen beim Essen und Tanzen zuschaute.
„Das wollte ich dir eigentlich nicht erzählen“, erwiderte Anis. „Eigentlich sollte er mit dem Tod bestraft werden, für das was er getan hat.“
Und Nura begriff, warum sie den Pfeil nicht hatte kommen sehen.
Und auf einmal verstand Nura, warum er sie nicht hatte töten können.
Er war aus der falschen Richtung gekommen.
Und Anis hatte es herausgefunden.
Der Pfeil war nicht schwarz gewesen.
Sondern bunt wie der Regenbogen, so heiter wie die tanzenden Bänder in den Haaren ihrer Freundinnen.

 

Hallo @petdays,

wie schön, dass du wieder so aktiv bist!

Obwohl ich mir nicht sicher bin, ob du dir einen Gefallen tust, so viele Geschichten kurz hintereinander zu posten. Klar, du kommentierst auch fleißig, aber man kommt ja kaum dazu sich wirklich mit deinen Texten auseinander zusetzen. Und ich frage mich schon, ob du selbst überhaupt Zeit findest allen Texten gerecht zu werden. Feedback will ja auch verarbeitet werden, erst im Kopf, dann auf dem Papier.

Ich liebe Fantasy und freue mich immer, wenn es dort einen neuen Text gibt. Deiner hat mir leider nicht gefallen. Mir fällt es schwer in diese Welt einzutauchen, eine Verbindung zu den Charakteren aufzubauen. Es ist als würde ich alles durch eine milchige Scheibe beobachten. Deswegen habe ich die zweite Hälfte auch nur überflogen.
Ich versuche trotzdem mal zu erklären, wie ich zu meinem Eindruck komme.

Nura bemerkte, dass etwas nicht stimmte. Das Eis auf den Früchten schmolz nicht, sondern klebte wie Zucker am Obst. Was konnte das sein?
Schon den Einstieg finde ich schwierig. Ich wunder mich nicht darüber, dass das Eis nicht schmilzt. Vllt herrschen Minusgrade. Den Vergleich mit dem Zucker finde ich schwierig, denn Zucker an Obst ist für mich positiv. Die Frage am Ende würde ich streichen, sie bringt keinen Mehrwert.

Die Kinder jagten auf die Wiesen und streckten ihre weichen Hände nach den Früchten.
Ich kann das irgendwie nicht so richtig in Worte fassen. Im Kommentieren bin ich leider immer noch nicht so gut. Tut mir leid, ich versuche es trotzdem.
Ich finde diesen Satz altmodisch und kitschig. Diese gesichtslosen Kinder mit weichen Händen – wieso sind die Hände weich? Ist das wichtig? Was für Kinder? Warum beschreibst du das als unpersönliche Masse? Nura wird die Kinder ja kennen.

Vielleicht war die Gefahr doch nicht so ernst, wie sie dachte. Die Äpfel sahen verlockender aus als auf dem Jahrmarkt und so biss sie herzhaft in den Schönsten hinein.
Gerade warnt sie die Kinder noch und schon beisst sie selbst hinein. Das macht für mich keinen Sinn.

„Zwei Tage und zwei Nächte haben wir gewacht. Du leichtsinniges Mädchen.“
„Du hast nicht aufgepasst. Weder auf die Kinder noch auf dich selbst.“
Die Dialoge gefallen mir nicht. So redet doch niemand.

Sein Blick war weich wie das Gras unten am Fluss, wenn sie am Ufer tollten.
Das ist mir einfach zu viel. Der Blick sieht aus wie weiches Gras? Das funktioniert für mich leider auch nicht.

Du benutzt sehr viele Vergleiche und die meisten davon finde ich leider nicht passend, weil sie entweder schief oder übertrieben sind.

Tränen rannen wie aus den Wasserkrügen in den Obstgärten über seine stoppeligen Wangen.
Übertrieben.
Ihre Füße waren an einen schweren Ring gefesselt, wie an einen überdimensionierten Vogelring.
Schief. Ein Vogelring dient nur zur Markierung und nicht der Gefangenahme.

Da würde ich an deiner Stelle noch mal drüber schauen. Vielleicht kannst du den ein oder anderen Vergleich auch ganz rausschmeissen.

„Ich glaubte, dich schon verloren zu haben“, sagte er stattdessen und Tränen rannen wie aus den Wasserkrügen in den Obstgärten über seine stoppeligen Wangen.
Warum konnte auch Anis nicht auf sie eingehen, dachte Nura.
Warum lacht er nicht mit mir? Warum küsst er mich nicht? Warum nimmt er alles so ernst?
Ich weiß nicht, ob du das so möchtest, aber auf mich wirkt Nura wie ein ziemlich jungens Naivchen,

Noch konnte sie ihm nicht geben, was er brauchte. Sie wollte lieber noch ein wenig die Welt erkunden, bevor sie Verantwortung übernahm. Bevor sie die Wahl traf – zwischen ihm und Deva, zwischen einem Leben als Gefährtin oder Dienerin der Göttin, die für das Überleben der Pflanzen sorgen musste.
Dann ist es doch sie, die nicht will, oder? Irgendwie passt das für mich nicht ganz zusammen. Entweder verzehrt sie sich nach ihm und ist bereit ihre Träume für ihn aufzugeben, oder sie entscheidet sich bewusst dagegen und will erst ihr Leben leben – dazu passen dann aber nicht die Sätze davor.

Sie wollte noch nicht ihre Flügel aushärten lassen wie ihre Freundinnen. Sie wollte fliegen können und nicht ihre Flügel zu einem lebendigen Gewächshaus formen, in dem Jungpflanzen beschützt heranwachsen konnten.
Hier wurde mir irgendwie nicht klar, dass Nura wirklich Flügel hat. Ich dachte, das wäre eine Metapher.

Aber es wartete ein schlimmerer Kampf auf Nura.
Der Kampf zwischen Ereba, der Göttin der Finsternis und Deva, der Sommergöttin, hatte erst begonnen. Und es würde noch schlimmer kommen.
Unnötige Tell-Passage.

Kein kecker Sonnenstrahl weckte sie wie sonst.
Ich mag Adjektive nicht. Ich verwende sie nur, wenn es sein muss. Und dieses Adjektiv finde ich schrecklich. Wieso muss der Sonnenstrahl keck sein? Was bezweckst du damit? Wieso denkst du, dass es den Text besser macht, wenn du keck schreibst, anstatt es wegzulassen? Das Frage ich ganz ernsthaft, denn du wirst dir ja etwas dabei gedacht haben und mich würde interessieren was.

Nura konnte die Lichtlosigkeit nicht ertragen und floh nach draußen.
Merkwürdig, dass sie nach draußen flieht, obwohl sie doch drinnen vor den Fledermäusen sicher ist. Oder braucht sie Licht wie eine Pflanze?

auch manche ihrer Freundinnen, die als lebendige Gewächshausmädchen dienten, waren schwer verletzt worden.
Hier war ich erst verwirrt und erst dann habe ich verstanden, dass die tatsächlich Flügel haben. Und die benutzen sie als Gewächshaus? Dürfen die Mädchen sich dann nie bewegen? Wieso ist das besser, als einfach ein weiteres festes Gewächshaus zu bauen?

Eins der Pflanzenkinder, das Nura geschwind ausbuddelte. Hoffnung in all der Trauer. Und sie wickelte es rasch in ein Tuch, nahm es an die Brust und flog eilig davon.
Also sind die Pflanzen auch lebendige Wesen? Das ist mir bisher nicht klar geworden.

„Du darfst es eigentlich nicht wissen, weil du zu jung bist, Nura“, sagte Anis und seine braunen Augen verdunkelten sich. „Ereba hat Deva den Krieg erklärt.“
„Und Deva?“, fragte Nura beunruhigt. „Schaut sie tatenlos zu?“
Die Gespräche sind merkwürdig. Warum erzählt ihr Anis davon, wenn er es eigentlich nicht darf? Und Nuras Frage finde ich unpassend. Jemand dem der Krieg erklärt wurde, schaut wohl nicht nur zu. Vielleicht eher: Und Deva lässt alles über sich ergehen?

In der Nacht erfuhr Nura, dass sie auserwählt war. Warum hatte man sie auserkoren? Weil sie klug war? Hübsch und begehrenswert? Weil sie noch keine Kinder hatte?
So eine wichtige Szene handelst du einfach mit ein bisschen Tell ab. Das verstehe ich nicht.

So ich steig hier mal aus. Ich verstehe leider noch nicht, was für Wesen Nura und ihr Volk sind. Feen? Elfen? Sie pflegen die Pflanzen, die anscheinend auch lebendig sind. Aber das sind nicht die eigenen Kinder, richtig?

Die Beweggründe der Charaktere bleiben für mich vollkommen im Dunkeln. Ich wunder mich über ihr Handeln. Und da mir alle so fern bleiben, baut sich für mich auch gar keine Spannung auf.
Für mich müsste die Struktur der Geschichte komplett überarbeitet werden. Ich würde Nura gerne besser kennen lernen, um ihr dann zu folgen.
Ich bin mir nicht sicher, ob du die Welt dort noch nicht richtig ausgearbeitet hast, oder ob es im Text einfach nicht richtig rüber kommt, aber für mich bleibt da einiges im Unklaren. Wieso sind diese Wesen auf einmal mitten drin in dem Krieg zwischen Göttern? Wieso können sie da überhaupt etwas ausrichten?

Ich hoffe, du kannst mit meinen Bemerkungen etwas anfangen. Bei Unklarheiten einfach melden. :)

Liebe Grüße,
Nichtgeburtstagskind

 

Hey @petdays,

so, jetzt dein nächster Text. Diesmal Fantasy, ich freu mich schon.

im Gras wie kandierte Früchte und Nura bemerkte, dass etwas nicht stimmte.
Würde das und streichen, zwei Sätze, finde ich schärfer.

Was konnte das sein?
Würde ich komplett streichen, da der Leser sich das auch ohne fragt.

„Esst sie nicht“, warnte sie, aber die Kleinen wollten wieder mal nicht auf sie hören und vielleicht lag es daran, dass Nura mit ihren 17 Jahren nur wenig älter war, mit ihrer zarten Gestalt wirkte sie fast selbst noch wie ein Kind.
Würde ich etwas eindampfen: „Esst sie nicht“, warnte sie, aber die Kleinen hörten nicht. Nura war zart für ihre siebzehn Jahre und wirkte fast selbst noch wie ein Kind.
Die Erklärung ergibt sich daraus, die braucht es nicht explizit.

Vielleicht war die Gefahr doch nicht so ernst, wie sie dachte. Die Äpfel sahen verlockender aus als auf dem Jahrmarkt und so biss sie herzhaft in den Schönsten hinein.
Sorry, aber da packt mich das selbe Unverständnis wie NGK. Warum machts sie das, wo sie es direkt zuvor den kleinen Kindern verbieten will? :confused:

Den nachfolgenden Dialog finde ich richtig gut, da kommt was an. Aber hier:

Nura bekam Kopfschmerzen und fühlte sich nun richtig krank. Das war typisch Aeshna. Nie nahm sie Rücksicht; als ob ein Tadel half, wieder gesund zu werden. Doch sie verstand die Sorge ihrer besten Freundin. Der Hagelregen, den Ereba, die böse Göttin, die Herrscherin über das Reich der Finsternis, wie aus einem gewaltigen Zuckerstreuer über das Land gekippt hatte, musste wohl voller Gift gewesen sein.
tappst du wieder in die Tell-Falle. Da werden Fakten verklickert, statt gezeigt. Warum löst du das Geschehen so früh auf? Lass es im Unklaren garen, lass mich als Leser fragen und Vermutungen anstellen. Auch hier:
Nura fühlte sich erleichtert, als sie hörte, dass Deva, ihre geliebte Göttin, alles zum Guten hatte wenden können.
würde ich weniger erklären und den Plot offener lassen. Wenn du direkt alles erklärst, nimmst du dem Text die Spannung.

„Anis wusste, was zu tun war“, meinte Lestida. „Er half, die Kinder einzufangen.“
Warum Vergangenheit, ist er tot? Sonst müsste es heißen: „Anis wüsste, was zu tun ist“, meinte Lestida. „Er hilft immer, die Kinder einzufangen.“

Nura errötete beim Gedanken an den Mann, in den sie heimlich verliebt war.
Auch hier ist die Erklärung unnötig. Wenn du schreibst, Nura errötete beim Gedanken an Anis, versteht sich der Rest von selbst. Leser*in ist nicht doof, es braucht keine weitere Erklärung.

sagte er stattdessen und Tränen rannen wie aus den Wasserkrügen in den Obstgärten über seine stoppeligen Wangen.
Das Bild ist mir persönlich zu dick, zu süßlich. Ihm werden die Tränen nicht literweise über das Gesicht fließen.

„Ich will, dass du erwachsen wirst“, sagte er.
Dem, der sowas zu mir sagt, würde ich den Hals umdrehen.

Nura spürte, dass Anis ihr entglitt, er war ein Mann voller Prinzipien und es gefiel ihr nicht, dass er sie für ein Kind hielt.
Was findet er an ihr, wenn er ein gestandener Mann ist und sie ein Kind? (Hm!)

Was sie für Dunkelheit gehalten hatte, erwies sich als etwas Widerwärtiges.
Fledermausähnliche Tiere hockten auf den Fensterscheiben,
Das ist mir zu willkürlich, die kommen quasi aus dem Nichts, genau wie der Krieg und die ganze Zerstörung. Sie wacht morgens auf und die Welt ist eine andere. Warum erleben wir den Wandel, die Bedrohung nicht stärker?

In der Nacht erfuhr Nura, dass sie auserwählt war. Warum hatte man sie auserkoren? Weil sie klug war? Hübsch und begehrenswert? Weil sie noch keine Kinder hatte? Sie wollte nicht als Spionin in das Feindesland, um einen der wichtigsten Männer der bösen Göttin abzulenken, indem sie scheinbar seine Geliebte wurde.
Nura fiel ein, was im Saal geflüstert worden war, junge Frauen trügen nie Verantwortung, im Zweifelsfall wäre es nicht so schlimm, wenn sie sterben müssten. Sie bereute, dass sie Anis nicht schon früher die Ehe versprochen hatte. Oder ihre Flügel aushärten ließ, um zu den mobilen Gewächshausfrauen zu gehören. Aber sie hatte frei sein wollen! Und jetzt hatte sie den Schlamassel. Sie musste nun diese Reise in das Herz der Finsternis antreten, ob sie wollte oder nicht. Und wenn sie zurückkam, liebte Anis womöglich eine andere. Wenn sie überhaupt zurückkam.
Ein Infoblock. Du schilderst die Gedanken deiner Prota und die Handlung hat Zwangspause. An der Stelle verlierst du manchen Leser. Lös das szenisch auf, pack es in Dialoge, lass sie ihre Sorgen irgendwem erzählen, zur Not ihrem Spiegelbild.

„Du weißt, dass Angelia verunglückte?“
„Verunglückt?“, fragte Nura erschrocken und schämte sich.
Warum weiß die Prota das nicht, herrscht Nachrichtensperre?

Es verletzte Nura, dass man ihre Flugkünste als schlecht beurteilte. Und sie würde es den anderen noch zeigen, heimlich würde sie trainieren. Sie wollte nicht ein Mädchen sein, das im Flug im Schnabel eines Vogels landete, um als Mahlzeit für seine gierige Brut zu enden, sondern wollte beweisen, dass sie die Mission erfüllen konnte.

Vor allem musste Nura lernen, mit der Angst vor der Dunkelheit umzugehen und in der Nacht zu sehen. Als Kind des Lichts fürchtete sie am meisten die Lichtlosigkeit. Aber es musste sein.
Um in das Land der Finsternis zu reisen, musste sie ihre Flügel schwärzen. Der Lack auf ihren Flügeln, ließ sie schwerer fliegen als sonst. Es war etwas Endgültiges, so als wären ihre Flügel amputiert. Sie würde den Lack kaum abbekommen, er war wasserfest und gehörte nun für immer zu ihr. Niemals würde sie jetzt eins der Gewächshausmädchen werden können. Und auch Anis würde sie nicht mehr haben wollen.
Aber das war das kleinste Problem, denn am nächsten Tag ging die Reise schon los.

Auch hier werden die Infos wieder tellig in Behauptungen und die Schilderung der Gedanken verpackt. Zeig doch, wie sie den schwarzen Lack aufbringt, lass sie einmal auffliegen und sie spüren, dass es schwerer geht. Dann kann sie auch bedauern, was sie verloren hat.

So, jetzt muss ich schlafen, aber ich denke, es reicht bis hierhin an Input. Auch unter diesem Text nochmal der Hinweis: Ich hoffe, du nimmst die Anmerkungen als konstruktive Kritik. Ich möchte dir nicht zu nahe treten oder dich persönlich angreifen. Es ist immer nur der Text gemeint.

Peace, linktofink

 

Hallo Nichtgeburtstagskind,

Danke fürs Lesen und die Beschäftigung mit der Geschichte.

Fangen wir mal an.

Obwohl ich mir nicht sicher bin, ob du dir einen Gefallen tust, so viele Geschichten kurz hintereinander zu posten. Klar, du kommentierst auch fleißig, aber man kommt ja kaum dazu sich wirklich mit deinen Texten auseinander zusetzen. Und ich frage mich schon, ob du selbst überhaupt Zeit findest allen Texten gerecht zu werden. Feedback will ja auch verarbeitet werden, erst im Kopf, dann auf dem Papier.
>>> Ich selber schreibe ausgesprochen viel, weit aus mehr, als ich poste... und manchmal hätte ich gern eine Rückmeldung zu manchem Text.
Gern kommentiere ich viele andere Texte, weil ich es für wichtig halte, auch andere mit Feedback, Kritik und Lob zu unterstützen.
Feedback verarbeiten? Auf jeden Fall! Ich lese jede Kritik sehr aufmerksam, versuche herauszufinden, welchen Fokus sie hat. Oft ist wertvoller Input dabei. Kleinere Dinge wie Rechtschreibfehler etc. korrigiere ich gleich. Über konzeptionelle Dinge denke ich gern länger nach, auch über die eigentliche Geschichte hinaus. Manches kann ich erst in einem neuen Text "anwenden". Manches lasse ich auch stehen, weil ich einen anderen Zugang, ein anderes Textverständnis habe. Manche Texte habe ich wirklich lange überarbeitet, wie z.B. "Haarrisse". Bei anderen Texten kann ich die Sichtweise der Kritik nachvollziehen, aber nicht gleich eine Lösung finden....
Ich selber bin jemand, die an vielen Texten parallel arbeitet und damit besser vorankommt. Mir liegt es nicht, wochenlang an einer Geschichte zu arbeiten, dann die nächste, dann die übernächste... Das ist einfach nicht meine Arbeitsweise. Überarbeiten liebe ich und dieser Prozess kann sich wochen- und monatelang hinziehen.... Auch ältere Texte nehme ich mir ab und zu wieder vor...
Mir fällt es schwer in diese Welt einzutauchen, eine Verbindung zu den Charakteren aufzubauen. Es ist als würde ich alles durch eine milchige Scheibe beobachten.
>> Interessante Sicht. Ich wollte eine märchenhafte Geschichte schreiben, mit mehr Tell, auch mit einer gewissen Distanz, allerdings nicht zur Protagonistin. Das Setting ist eventuell zu ausführlich für die Länge der Geschichte, deshalb habe ich manches eher getellt.
Schon den Einstieg finde ich schwierig. Ich wunder mich nicht darüber, dass das Eis nicht schmilzt. Vllt herrschen Minusgrade. Den Vergleich mit dem Zucker finde ich schwierig, denn Zucker an Obst ist für mich positiv.
>>> Das ganze spielt im Sommer. Hagelregen an einem Sommertag. Da schmilzt Hagel normalerweise recht zügig. Zucker auf dem Obst klingt positiv, aber ich wollte hier ein kleines Horrorelement einbauen, dass der süß aussehende Zucker kein richtiger Zucker ist.
Diese gesichtslosen Kinder mit weichen Händen – wieso sind die Hände weich? Ist das wichtig? Was für Kinder? Warum beschreibst du das als unpersönliche Masse? Nura wird die Kinder ja kennen.
>> Der Fokus sollte auf Nura liegen. Die Kinder sind in diesem Fall die Nebenfiguren. Un da es viele Kinder sind, wollte ich den Anfang nicht aufblähen, indem ich einzelne Kinder beschreibe. Wäre es ein Roman, hätte ich sicherlich einzelne näher beschrieben.... So wollte ich erzählökonomisch den Anfang richtig gewichten, so dass man schneller zur eigentlichen geschichte kommt. Der Zucker ist nur der Auslöser der späteren Handlung
Gerade warnt sie die Kinder noch und schon beisst sie selbst hinein. Das macht für mich keinen Sinn.
>>> ich wollte Nura als in diesem einen Aspekt noch etwas kindliche 17jährige kennzeichnen, die den Äpfeln einfach nicht widerstehen kann.... Gegenüber den anvertrauten Kindern verhält sie sich verantwortungsbewusst. Gegenüber sich selbst nicht.
Die Dialoge gefallen mir nicht. So redet doch niemand.
>>> Meinst du in einer Fantasywelt nicht?
Das ist mir einfach zu viel. Der Blick sieht aus wie weiches Gras? Das funktioniert für mich leider auch nicht.
>>> Das ganze spielt in einem verwunschenen Gartenreich und deshalb wollte ich auch die metaphorische Ebene auf die Gartenwelt beziehen. Nura als elfenartiges Wesen mit Libellenanteilen nimmt die Welt sicherlich anders wahr als ein Mensch.
Du benutzt sehr viele Vergleiche und die meisten davon finde ich leider nicht passend, weil sie entweder schief oder übertrieben sind.
Tränen rannen wie aus den Wasserkrügen in den Obstgärten über seine stoppeligen Wangen.
Übertrieben.
>>> vielleicht hast Du Recht. Mir gefiel es. Ich wollte damit Figur und Setting verknüpfen und das Setting nebenbei "miterzählen".
Ihre Füße waren an einen schweren Ring gefesselt, wie an einen überdimensionierten Vogelring.
Schief. Ein Vogelring dient nur zur Markierung und nicht der Gefangenahme.
>>> Klar dient ein Vogelring der Markierung und trotzdem kann ein Metallring, der an einer Wand angebracht ist, an einen überdimensionalen Vogelring erinnern, wenn man ein Wesen ist, das in einer Garten/Vogelwelt lebt... Aber ich verstehe, was du meinst, Vergleiche sollten vielleich unauffälliger sein...
Vielleicht kannst du den ein oder anderen Vergleich auch ganz rausschmeissen.
>>> Auf jeden Fall kann ich noch mal drüberschauen. Ich liebe Vergleiche, aber manchmal ist es eben zu viel.
Ich weiß nicht, ob du das so möchtest, aber auf mich wirkt Nura wie ein ziemlich jungens Naivchen,
>>> sie ist jung, etwas leichtfertig, verspielt, das könnte man als naiv bzeichnen...
Noch konnte sie ihm nicht geben, was er brauchte. Sie wollte lieber noch ein wenig die Welt erkunden, bevor sie Verantwortung übernahm. Bevor sie die Wahl traf – zwischen ihm und Deva, zwischen einem Leben als Gefährtin oder Dienerin der Göttin, die für das Überleben der Pflanzen sorgen musste.
Dann ist es doch sie, die nicht will, oder? Irgendwie passt das für mich nicht ganz zusammen. Entweder verzehrt sie sich nach ihm und ist bereit ihre Träume für ihn aufzugeben, oder sie entscheidet sich bewusst dagegen und will erst ihr Leben leben – dazu passen dann aber nicht die Sätze davor.
>>> Ich wollte Nuras Zerrissenheit darstellen. Sie ist noch sehr jung und möchte noch frei sein, gleichzeitig hat sie sich in Anis verliebt. Sie möchte das ganze in diesem Schwebezustand lassen, er selber als der Ältere, möchte mehr Klärung. Nur weil sie verliebt ist, heißt das nicht, dass sie ihren eigenen Reifungsprozess beschleunigen will, nur aus Liebe zu ihm, sie braucht eben noch Entscheidungszeit.
Sie wollte noch nicht ihre Flügel aushärten lassen wie ihre Freundinnen. Sie wollte fliegen können und nicht ihre Flügel zu einem lebendigen Gewächshaus formen, in dem Jungpflanzen beschützt heranwachsen konnten.
Hier wurde mir irgendwie nicht klar, dass Nura wirklich Flügel hat. Ich dachte, das wäre eine Metapher.
>> keine Metapher. Nura ist elfenähnlich, aber keine Elfe. Ich habe Figuren geschaffen, die etwas von Elfen haben, aber ansonsten an die Welt der Libellen andocken. Das habe ich auch auf der Namensebene umgesetzt. Die Namen sind Libellenbezeichnungen. Nura, z.B. die Pechlibelle (Ischnura), weil sie das "Pech" hat ausgewählt worden zu sein. Nura muss in die Finsternis, die zu ihrer persönlichen Heldenreise wird. Anis kommt von Anisoptera/Großlibelle.

Aber es wartete ein schlimmerer Kampf auf Nura.
Der Kampf zwischen Ereba, der Göttin der Finsternis und Deva, der Sommergöttin, hatte erst begonnen. Und es würde noch schlimmer kommen.
Unnötige Tell-Passage.
Ich finde, dass Texte Tell und Show-Passagen haben dürfen, oft auch sollten.
Hier könnte es u.U. zu auktorial wirken. Aber ich wollte an dieser Stelle den Kampf im kleinen [Nuras Welt] mit dem Kampf im Großen [die Bühne der feindlichen Göttinnen] kontrastieren.
Kein kecker Sonnenstrahl weckte sie wie sonst.
Ich mag Adjektive nicht. Ich verwende sie nur, wenn es sein muss. Und dieses Adjektiv finde ich schrecklich. Wieso muss der Sonnenstrahl keck sein? Was bezweckst du damit? Wieso denkst du, dass es den Text besser macht, wenn du keck schreibst, anstatt es wegzulassen? Das Frage ich ganz ernsthaft, denn du wirst dir ja etwas dabei gedacht haben und mich würde interessieren was.
>>> ein kecker Sonnenstrahl hat für mich etwas fröhlich-unbeschwert-kitzelndes
Nura konnte die Lichtlosigkeit nicht ertragen und floh nach draußen.
Merkwürdig, dass sie nach draußen flieht, obwohl sie doch drinnen vor den Fledermäusen sicher ist. Oder braucht sie Licht wie eine Pflanze?
>>> Die Lichtlosigkeit stört sie mehr. Nura erkennt, dass es Fledermäuse sind, aber sie will schauen, ob sie sich überall niedergelassen haben oder nur auf dem Gewächshausdach, unter dem sie schläft. Vielleicht ist sie unvorsichtig und denkt wieder einmal zu wenig über ihre Sicherheit nach.
auch manche ihrer Freundinnen, die als lebendige Gewächshausmädchen dienten, waren schwer verletzt worden.
Hier war ich erst verwirrt und erst dann habe ich verstanden, dass die tatsächlich Flügel haben. Und die benutzen sie als Gewächshaus? Dürfen die Mädchen sich dann nie bewegen? Wieso ist das besser, als einfach ein weiteres festes Gewächshaus zu bauen?

Die Flügel der Libellen haben oft etwas starres, so dass mir die Assoziation zu Glasfenstern gekommen war, allein die feinen Äderungen sehen aus wie Strukturen in einem Kirchenfenster...
Die Mädchen können sich noch bewegen, aber nicht mehr gut fliegen, weil die Flügel sich verbreitert und versteift haben. Ein mobiles Gewächshaus hat den Vorteil der Mobilität. Ein festes Gewächshaus ist stationär und kann nicht so schnell in Sicherheit gebracht werden.
Eins der Pflanzenkinder, das Nura geschwind ausbuddelte. Hoffnung in all der Trauer. Und sie wickelte es rasch in ein Tuch, nahm es an die Brust und flog eilig davon.
Also sind die Pflanzen auch lebendige Wesen? Das ist mir bisher nicht klar geworden.
Pflanzen sind natürlich auch lebendige Wesen. :)
„Du darfst es eigentlich nicht wissen, weil du zu jung bist, Nura“, sagte Anis und seine braunen Augen verdunkelten sich. „Ereba hat Deva den Krieg erklärt.“
„Und Deva?“, fragte Nura beunruhigt. „Schaut sie tatenlos zu?“
Die Gespräche sind merkwürdig. Warum erzählt ihr Anis davon, wenn er es eigentlich nicht darf? Und Nuras Frage finde ich unpassend. Jemand dem der Krieg erklärt wurde, schaut wohl nicht nur zu. Vielleicht eher: Und Deva lässt alles über sich ergehen?
>> Deva schaut "scheinbar" tatenlos zu. Das kann man vielfach interpretieren: Schwäche. Es über sich ergehen lassen. Aber auch: inne halten, sich postionieren, eine Strategie entwickeln, seine Kräfte nicht vorzeitig verschleißen. Deva setzt auf Strategie. Gleichzeitig ist sie tatsächlich zu geschwächt und ihre Dienerinnen beschließen, ihr zu helfen. Diesmal ist es umgekehrt. Und aus Dankbarkeit zur Göttin helfen sie.
In der Nacht erfuhr Nura, dass sie auserwählt war. Warum hatte man sie auserkoren? Weil sie klug war? Hübsch und begehrenswert? Weil sie noch keine Kinder hatte?
So eine wichtige Szene handelst du einfach mit ein bisschen Tell ab. Das verstehe ich nicht.
>>> Ja, da hatte ich auch erst überlegt, ob es zu kurz ist...
So ich steig hier mal aus. Ich verstehe leider noch nicht, was für Wesen Nura und ihr Volk sind. Feen? Elfen? Sie pflegen die Pflanzen, die anscheinend auch lebendig sind. Aber das sind nicht die eigenen Kinder, richtig?
Nura und ihr Volk sind Wesen, die etwas mit Elfen und Libellen gemeinsam haben, manche dienen der Sommergöttin, die für die Gärten, die Landwirtschaft etc, verantwortlich ist.
Die Beweggründe der Charaktere bleiben für mich vollkommen im Dunkeln. Ich wunder mich über ihr Handeln.
>> siehe oben
Ich bin mir nicht sicher, ob du die Welt dort noch nicht richtig ausgearbeitet hast, oder ob es im Text einfach nicht richtig rüber kommt, aber für mich bleibt da einiges im Unklaren. Wieso sind diese Wesen auf einmal mitten drin in dem Krieg zwischen Göttern? Wieso können sie da überhaupt etwas ausrichten?
>>> Selber steckt man oft so in seiner fiktionalen Welt, das man betriebsblind wird.... Ich denke, ein mögliches Problem dieser Geschichte ist, dass sie nicht mit "eingeführten", allgemein bekannten Figuren arbeitet wie Elfen, sondern neue Figuren in ein Setting stellt. Das hat auch Terry Pratchett gemacht. Aber es bleibt ein Risiko. Ich selber mag es sehr, wenn ich überrascht werde, wenn es neue Ideen gibt, gerade auch im Worldbuilding. Dabei muss ich sagen, dass ich von meinen Lesegewohnheiten eher im Bereich Thriller, Krimi, Dark Fantasy, Horror unterwegs bin...

Thema Krieg:
Es gibt die große Bühne (Ebene der Götter mit ihrem Krieg) und die kleine Bühne (Nuras Welt, als auch die Welt um Bos). Beide Bühnen haben Verknüpfungspunkte, ähnlich wie in der griechischen Mythologie, wo sich die Göttern gern ins Leben der Menschen einmischen, ihnen Streiche spielen, sei es in Form von amourösen Verwicklungen oder ausufernden Konfliktszenarios. Die Götter nutzen Menschen und Wesen wie Schachfiguren, oft mit einer gewissen Ironie, oft sehr selbstsüchtig. Deva ist anders, liebevoller zu ihrem Volk und die Prämisse der Geschichte war, was ihren character arc betrifft, dass sie in einer Phase der Schwäche ist und u.a. durch die elfenähnlichen Protagonisten und Bos Geschenk wieder zu ihrer eigenen Stärke zurückfindet.

liebe Grüße und ich hoffe, dir wird mit meinem Kommentar etwas klarer, worin meine Intentionen lagen.

petdays

Hallo linktofink,

Danke für deine ausführliche Kritik, sie hilft mir sehr weiter.

Würde das und streichen, zwei Sätze, finde ich schärfer.
Gekauft, dein Vorschlag ist gut!
Würde ich komplett streichen, da der Leser sich das auch ohne fragt.
Gekauft.
Würde ich etwas eindampfen: „Esst sie nicht“, warnte sie, aber die Kleinen hörten nicht. Nura war zart für ihre siebzehn Jahre und wirkte fast selbst noch wie ein Kind.
Die Erklärung ergibt sich daraus, die braucht es nicht explizit.
>> sehr guter Änderungsvorschlag!
tappst du wieder in die Tell-Falle. Da werden Fakten verklickert, statt gezeigt. Warum löst du das Geschehen so früh auf?
>> du könntest recht haben.
würde ich weniger erklären und den Plot offener lassen. Wenn du direkt alles erklärst, nimmst du dem Text die Spannung.
>> ja, könnte sein.
Warum Vergangenheit, ist er tot? Sonst müsste es heißen: „Anis wüsste, was zu tun ist“, meinte Lestida. „Er hilft immer, die Kinder einzufangen.“
>> wollte darauf anspielen, dass er die Kinder vor zwei Tagen eingefangen hat (abgeschlossene Vergangenheit).
Auch hier ist die Erklärung unnötig. Wenn du schreibst, Nura errötete beim Gedanken an Anis, versteht sich der Rest von selbst. Leser*in ist nicht doof, es braucht keine weitere Erklärung.
>> guter Vorschlag!
Das Bild ist mir persönlich zu dick, zu süßlich. Ihm werden die Tränen nicht literweise über das Gesicht fließen.
>> ich versteh, was du meinst. Find es auch etwas dick aufgetragen, aber ich wollte eine bukolische Landschaft schildern, wo der Wein auch mal klebrig sein darf. Gleichzeitig wollte ich das Gartenanbau-Setting im Nebensatz erzählökonomisch unterbringen, ohne es in Form eines Infodumps an anderer Stelle zu behandeln. Aber vielleicht hab ich damit auf der anderen Seite die Figurencharakterisierung verdorben...
Dem, der sowas zu mir sagt, würde ich den Hals umdrehen.
Ich auch.
Was findet er an ihr, wenn er ein gestandener Mann ist und sie ein Kind? (Hm!)
Sie ist 17, eine Frau, aber teilweise noch kindlich. Im Laufe ihrer (Helden)Reise wird sie erwachsen. Ich wollte sozusagen ein Gefälle zwischen Ist-Zustand vor der Reise und nach der Reise schaffen.
Das ist mir zu willkürlich, die kommen quasi aus dem Nichts, genau wie der Krieg und die ganze Zerstörung. Sie wacht morgens auf und die Welt ist eine andere. Warum erleben wir den Wandel, die Bedrohung nicht stärker?
>> Der falsche Zucker sollte das erste Unheil sein, die Fledermäuse das zweite. Und dann wird es schlimmer. Aber vielleicht entwickelt sich Eskalation zu abrupt. Ich bin mir hier unsicher. Kriegstypisch finde ich plötzliche Überfälle, wie sie auch in der Geschichte häufiger waren. Klar, gab es immer Vorzeichen, kein Krieg kommt über Nacht, aber oft sieht es tatsächlich auf vordergründiger (Fakten)ebene so aus. Nura ist zudem jemand, der sich für Krieg vorher nicht interessiert hat.
Ein Infoblock. Du schilderst die Gedanken deiner Prota und die Handlung hat Zwangspause. An der Stelle verlierst du manchen Leser. Lös das szenisch auf, pack es in Dialoge, lass sie ihre Sorgen irgendwem erzählen, zur Not ihrem Spiegelbild.
>>> gute Idee!
Warum weiß die Prota das nicht, herrscht Nachrichtensperre?
>>> sie war zu viel mit sich selbst beschäftigt, so dass sie diese Frau (die keine direkte Freundin, sondern eher eine Bekannte) ist, aus den Augen verloren hatte. Also keine Nachrichtensperre. Nura schämt sich etwas, dass sie sich für die Geschicke der anderen nicht interessierte. In der längeren Erstfassung hatte ich das noch drin und weggekürzt.
Auch hier werden die Infos wieder tellig in Behauptungen und die Schilderung der Gedanken verpackt. Zeig doch, wie sie den schwarzen Lack aufbringt, lass sie einmal auffliegen und sie spüren, dass es schwerer geht. Dann kann sie auch bedauern, was sie verloren hat.
>>> gute Idee! Ja, so kommt wieder mehr Handlung rein.
So, jetzt muss ich schlafen, aber ich denke, es reicht bis hierhin an Input. Auch unter diesem Text nochmal der Hinweis: Ich hoffe, du nimmst die Anmerkungen als konstruktive Kritik. Ich möchte dir nicht zu nahe treten oder dich persönlich angreifen. Es ist immer nur der Text gemeint.
>>> Deine Anmerkungen empfinde ich als ernsthafte Auseinandersetzung und wertvollen Input und ich werde viel davon in den nächsten Tagen umsetzen. Danke!

liebe Grüße, petdays

 

Hallo @petdays,

ich hoffe, dir wird mit meinem Kommentar etwas klarer, worin meine Intentionen lagen.
Teilweise ja, aber darum geht es ja gar nicht. Mit meinem Kommentar wollte ich dir zeigen, wie bestimmte Dinge bei mir ankommen, was unverständlich bleibt. Du musst mir ja gar nicht jedes Detail erklären. Es geht darum, dass du mir all das in einem Kommentar erklären musst, obwohl der Text das ja eigentlich mit sich bringen sollte.

Manchmal helfen solche Erklärungen den Kritikern zu verstehen, in welche Richtung der Autor wollte, und können ihm dann besser helfen, in die richtige Richtung zu laufen. Das ist bei dir aber meiner Meinung nach nicht das Problem, sondern dass du zu nah an der Geschichte bist und nicht siehst welche Informationen für den Leser relevant und nötig sind.

Ich selber bin jemand, die an vielen Texten parallel arbeitet und damit besser vorankommt.
Alles klar, jeder so wie er will. :)

Das Setting ist eventuell zu ausführlich für die Länge der Geschichte, deshalb habe ich manches eher getellt.
Vielleicht macht es Sinn später einzusteigen? Brauchst du das ganze Vorgeplänkel mit den Äpfeln?

Meinst du in einer Fantasywelt nicht?
Klar, in einer Fantasywelt ist alles möglich. Mir sind die Dialoge trotzdem zu gestelzt. Geschmackssache.

Aber ich verstehe, was du meinst, Vergleiche sollten vielleich unauffälliger sein...
Nee, nicht unauffälliger. Passender. Ein Vergleich sollte klar sein. Wenn der Leser erst kurz grübeln muss, wie das gemeint ist, dann ist der Vergleich nicht gut. Ein Vergleich sollte den Leser auch immer emotional in die gleiche Richtung mitnehmen. Wenn du etwas Negatives beschreiben willst, wäre ein Vergleich mit einer positiv besetzten Sache nicht der richtige.

ein kecker Sonnenstrahl hat für mich etwas fröhlich-unbeschwert-kitzelndes
Ein Adjektiv hat doch nur einen Mehrwert, wenn es dem Leser etwas neues bzw. unerwartetes mitgibt. Ich würde nie „der warme Sommertag“ schreiben, denn das ist es was ich automatisch mit einem Sommertag verbinde – also reicht „der Sommertag“. „Der kalte Sommertag“ wäre allerdings unerwartet, hier ist das Adjektiv also angebracht.
Ein Sonnenstrahl ist für mich eigentlich nicht traurig und depressiv. Das Wort bringt für mich keinen Mehrwert.

Ich selber mag es sehr, wenn ich überrascht werde, wenn es neue Ideen gibt, gerade auch im Worldbuilding.
Ich finde deine Ideen auch super! Aber gerade wenn man von gängigen Mustern abweicht, muss man den Leser abholen. Wenn der Leser die Welt nicht begreifen kann, bringt das schönste World Building nichts.

Viele Grüße,
Nichtgeburtstagskind

 

Hallo Nichtgeburtstagskind,

Nee, nicht unauffälliger. Passender. Ein Vergleich sollte klar sein. Wenn der Leser erst kurz grübeln muss, wie das gemeint ist, dann ist der Vergleich nicht gut. Ein Vergleich sollte den Leser auch immer emotional in die gleiche Richtung mitnehmen. Wenn du etwas Negatives beschreiben willst, wäre ein Vergleich mit einer positiv besetzten Sache nicht der richtige.
>>> Das finde ich spannend und ein hilfreiches "Überprüfungs-Werkzeug", ob Metaphern auch auf der emotionalen Ebene funktionieren. Ich habe sie zum Teil eher als Mittel der Figurencharakterisierung eingesetzt, oder um erzählökonomisch das Setting aus der Sicht der Figur zu beschreiben. Aber an die emotionale Ebene muss man natürlich auch noch denken....
Ich finde deine Ideen auch super! Aber gerade wenn man von gängigen Mustern abweicht, muss man den Leser abholen. Wenn der Leser die Welt nicht begreifen kann, bringt das schönste World Building nichts.
>>> Freut mich, dass Dir die Ideen gefallen. :) Und der nächste Schritt beim Schreiben besteht darin, die Geschichte nachvollziehbarer zu gestalten...

liebe Grüße, petdays

 
Zuletzt bearbeitet:

@Nichtgeburtstagskind @linktofink

Hab die erste Seite vorläufig überarbeitet. Und eure Anmerkungen haben mir sehr geholfen. Ich finde, der Anfang klingt jetzt glaubwürdiger. Auch die Fledermausszene habe ich überarbeitet.

liebe Grüße, petdays

PS: die nächsten Punkte nehme ich mir in den nächsten Tagen vor.

 
Zuletzt bearbeitet:

Eifersüchtige Göttinnen waren eine noch größere Gefahr als eifersüchtige Frauen.

„Du bleibst die Verräterin“, riefen die anderen im Chor.
„Wie hätte ich zurückkommen sollen?“, erwiderte Nura. „Ohne Bos wäre ich gestorben. Ich habe ihm auch zu danken. So schwarzweiß ist die Welt nicht.
...
Eifersüchtige Göttinnen waren eine noch größere Gefahr als eifersüchtige Frauen.

„Du bleibst die Verräterin“, riefen die anderen im Chor.
„Wie hätte ich zurückkommen sollen?“, erwiderte Nura. „Ohne Bos wäre ich gestorben. Ich habe ihm auch zu danken. So schwarzweiß ist die Welt nicht.“

Na, einige werden sich wundern, dass ich hier gestrandet bin,

liebe petdays,

denn im Gegensatz zu NGK meide ich Fantasialand, wiewohl ich zugebe, Tolkien gelesen zu haben – seine Edda Übersetzung, die mir besser gefällt als die Simrock. Aber vllt. ist engl. mit seinen nordischen Einflüssen (Angeln, Fresen, Sachsen, Wikinger und deren französisierten Ausgaben, den Normannen) Einflüssen besser für Altisländische Übersetzungen als nhd. geeignet.

Nun geht‘s ja zu in den alten Mythen, die vor allem die Welt erklären sollten, wie in der bürgerlichen Familie von Liebe bis Mord und Totschlag (gar Kastration, wenn Zeus seinem alten Herrn … naja, sollen die Unsterblichen unter sich ausmachen.

Hab ich unsterblich behauptet?

Von Ägypten bis in den kühlen Norden werden die „lichten“ Gestalten vom Bruder umgebracht, um im Frühling wieder aufzuerstehen. So ähnlich wie im Monotheismus, weshalb auch die Witwe des Osiris, Isis (übrigens nach griechischer Sage eine Griechin, Emigrantin halt) mit dem Horuskind auf dem Schoß heute noch als Madonna mit Kind angebetet wird. Und Namen wie „Deva“ (germanistische Lautverschiebung zur lat. Diva?) und „Bos“ schon sehr deutlich sind, dass sie zumindest einem Fantasy-Meider nicht arg fremd vorkommen.

Natürlich hätt‘ ich auch den Glauben des Hauses Israel als Beispiel wählen können, wenn ein eingedeutschtes hebräisches Wort (samt Antonym) im Satz

Und jetzt hatte sie den Schlamassel.
auftaucht. Jiddisch ist ein deutscher Dialekt (nahezu noch auf mhd. Stufe, der Schlamassel ist der Antipode des Massels).

Flusenlese

Die Äpfel sahen verlockender aus als auf dem Jahrmarkt und als sie sicher war, dass keins der Kinder zuschaute, biss sie herzhaft in den [ s ]chönsten hinein.
a) Nicht jeder vorangestellte Artikel erzeugt ein Substantiv, hier seh ich einen verkürzten (hört sich schräg an) „den schönsten Apfel“, schön als Attribut

„Wir konnten sie noch rechtzeitig vor Schlimmere[m] bewahren“, meinte Aeshna u…
„vor“ erzwingt idR den Dativ

Nie nahm sie Rücksicht; als ob ein Tadel half, wieder gesund zu werden.
„als ob“ meint allemal unwirkliches, darum Konj. irrealis, „hälfe“ oder – weitaus schöner „hülfe“

„Unsere Ernte ist noch nicht in Gefahr“, beruhigte Lestida, die [e]rnstere der Freundinnen.
Vgl. a)

Hatte Deva, ihre geliebte Göttin[,] alles zum Guten wenden können?
Ich seh da eine Apposition zu „Deva“, wie vergleichbar hier anschließend
Der Kampf zwischen Ereba, der Göttin der Finsternis[,] und Deva, der Sommergöttin, hatte erst begonnen.
was bei Deva ja gelingt und das "und" verbindet ja eigentlich nur die beiden Namen und eher indirekte die gegensätzlichen Funktionen/Erscheinungsweisen des Tages

Seit sie ein Kind war, hatte sie Angst vor der Dunkelheit, weshalb sie mit [f]ünfzehn ins Gewächshaus gezogen war.
Eigentlich ein verkürzte „mit fünfzehn Jahren“ ...

Am Nachmittag zog Starkregen über das Land und Gefahr von der Bodenseite drohte, die Fundamente der Gewächshäuser zu zerstören und die wenigen[,] noch bestehenden zum Einsturz zu bringen.
Komma zwischen gleichrangigen Attributen, wobei das „noch“ eh schon ein Komma erzwungen hätte, weil es das „bestehende“ verstärkt

„Ich werde jetzt gehen“[,] sagte er und sie konnte ihn nicht mehr aufhalten.
Der Lack auf ihren Flügeln, ließ sie schwerer fliegen als sonst.
Warum hier das Komma? Weg mit ihm!

Niemals würde sie jetzt eins der Gewächshausmädchen werden können.
Was ist das für ein Gezwirbel „würde … werden können“, wenn „können“ allein schon in seiner binären Wertigkeit nur zwei Dinge zulässt: Man/Es kann oder kann eben nicht?
Konj. II ist schon okay, aber bitte nur entweder „würde … werden“ oder „könnte … werden“

„Die weißen nimmst du, wenn du hungrig bist[...]“, sagte sie. „Die blauen[,] wenn es dich dürstet.
Zeichensetzung wirstu wissen, aber meine Frage geht ums poetische, neutrale zwote Subjekt „es“, das eigentlich entbehrlich ist und alte Luther-Schule
(„Es werde Licht. Und es ward Licht“, gegenüber der Buber-Rosenzweig-Übersetzung „Licht werde! Licht ward.“)

Bald konnte sie in den Spalten manövrieren, ihre Flügel einklappen und rasante Manöver fliegen[...]wie nie zuvor.
c) Komma weg beim bloßen Vergleich

Doch sie überschätzte sich und blieb letztendlich an einer rau[...]en Wand hängen. Ihr Proviantbeutel zerfetzte und die letzten Perlen fielen heraus. Devas Geschenk, hr Essensvorrat! … Für eine Göttin wäre dies doch kein Problem gewesen.
Der Konjunktiv hat nix mit der Zeitenfolge zu tun! Ist das Universum des Möglichen und Unmöglichen, wahr und falsch, Wahrheit und Lüge und allem, was dazwischen liegt. Also das, was in der Mathematik die Wahrscheinlichkeitsrechnung mit den Werten zwischen 0 und 1 (wahr, wirklich, richtig)

Sie beugte sich hinunter, ließ Wasser in ihre Hand, da spürte sie etwas ihrem Rücken und fiel …
entweder spürte sie ihren Rücken etwas oder sie spürte etwas in ihrem Rücken

... und sie wusste nicht, vor was sie sich mehr fürchten sollte, vor dem unbekannten Wesen, das sie berührt hatte[,] oder vor den Geistern im Wasser, die sie in die Dunkelheit hinunter ziehen würden.
d) Komma, weil der Relativsatz zu Ende ist und der Hauptsatz mit dem Vergleich fortgesetzt wird
und „hinunterziehen“ ein Wort

ohne Komm.:

Aber die luftige Fahrt nahm ein Ende und der Vogel legte sie behutsam auf einem mossbewachsenen Stein ab.

Um seinen Hals trug er ein Amulett mit einem leuchtenden Edelstein, der wie eine tröstende Lampe die Umgebung erhellte. Beruhigend sprach er auf sie ein[…] wie ein väterlicher Freund.
Vgl. c)
Er war ein großer, schwarzer Rabe mit einzelnen weißen Federn, die ihm ein weises Aussehen verliehen[,] und sein warmer Atem trocknete ihre Kleider.
Vgl. d)

Wenn ich nur wüßte, wie ich dir danken könnte.“
das Alte schlägt mal wieder durch, Du weißt schon … gedehnte Silbe wie Fuß und unbetonte, schnelle wie Fluss zum Vergleich und Merksatz

Nie würde sie wieder fliegen können, wenn sie weiterhin so grob behandelt würde.
Wie wär‘s mit dem schlichten Futur?

Sie würde bei lebendige[m] Leib verschimmeln, …

wenn nicht bald Hilfe käme. Sie fragte sich, was man mit ihr vorhatte, ob man sie töten wollte oder einem Richter vorführen. Oder noch Schlimmeres.
Fragen besser als indirekte Rede, selbst wenn sie eine/r selbst stellt

Er schien hin und hergerissen, so wie sie selbst auch.
Hab ich Dear das schon erzählt, dass mein Deutschlehrer auf der Realschule immer behauptete? Nur die Sonne scheine und selbst der Mond leihe sich sein Licht (eben von der Sonne). Darum gelte für „scheinen“ in der Regel, was der Volksmund vom „brauchen“ behauptet. Denn wer brauchen ohne zu gebraucht, braucht brauchen gar nicht zu gebrauchen. Und er hat Recht. „Er schien hin- und hergerissen zu sein ...“
Der Duden umgeht das Problem, indem er die Vorsilbe „er“ verwendet, ist doch „erscheinen“ was anderes als „scheinen“.

Oder hatte Bos etwas vor, von dem sie nichts ahnte[,] und spielte mit ihr wie eine Katze mit einer Maus?
Ähnlich d)

Noch nie fühlte sie sich so enttäuscht und sie fragte sich, warum Deva sie nicht zurück geholt hatte.
„zurückholen“ zusammen, statt Indikativ würd ich bei eine Frage Konj. I vorschlagen, also „zurückgeholt habe“

Aber sie war es selbst, die den Kontakt zerstört hatte und brauchte sich jetzt nicht zu beschweren.
Nicht falsch, ginge aber auch ohne „hatte“.
Aber ist es nicht eher ein „abgebrochener“ Kontakt als ein „zerstörter“ ohne Möglichkeit der Reparatur/Wiedeherstellung?

Sie sah von hier oben, Anis und seinen besten Freund Rupprecht, schwere Baumstämme schleppen.
Warum ohne Not Kommas setzen? Weg mit ihnen!

Ihre Freundinnen freuten sich sehr, als sie wieder auftauchte[,] und umarmten und küssten sie, das es eine Freude war.
(jetzt hab ich den Faden, quatsch, den Buchstaben vergessen. Musstu‘n Moment warten …
da bin ich wieder: analog d) Und das war's dann auch schon für heute vom

Friedel

 

Hallo @petdays

m.E. hättest du viel früher "auflösen" können, wer da in deiner Geschichte wer ist ;)
Habe einige Zeit gebraucht, um dahinterzusteigen (und es am Ende wahrscheinlich doch nicht begriffen.)

Einige Details:

Nach dem Sturm bedeckten Hagelkörner groß wie Kirschen das Land. Von den Bäumen geschüttelte Äpfel leuchteten im Gras wie kandierte Früchte.
Wer hat die Äpfel runtergeschüttelt? Der Sturm? Der Wind kommt doch i.d.R. von einer Seite und schüttelt, wiegt doch nicht etwas hin und her ...

„Esst sie nicht“, warnte sie, aber die Kleinen hörten nicht. Nura war zart für ihre siebzehn Jahre und wirkte fast selbst noch wie ein Kind.
Vielleicht war die Gefahr doch nicht so ernst, wie sie dachte.
Für mich einwandfrei Menschen, die da agieren.

Die Äpfel sahen verlockender aus als auf dem Jahrmarkt und als sie sicher war, dass keins der Kinder zuschaute, biss sie herzhaft in den Schönsten hinein.
den schönsten (da Bezug zu Apfel im selben Satz).

Nura sah über die Köpfe ihrer Freundinnen nach oben in die Glaskuppel und die Sonne warf fröhliche Lichtfelder auf ihr Lager.
Hört sich wie zwei (nacheinanderfolgende) Aktionen an. Sehen und werfen. Dabei sieht sie doch, WIE die Sonne ... wirft.

Ereba, die böse Göttin, ihre Hände im Spiel?

Anis wusste, was zu tun war“, meinte Lestida. „Er half, die Kinder einzufangen.“
Nura errötete beim Gedanken an ihn.
„Und Deva hat es regnen lassen“,

Huch. Ich verliere den Überblick.

am Abend zu Dir zu kommen
zu dir

Sie wollte noch nicht ihre Flügel aushärten lassen wie ihre Freundinnen. Sie wollte fliegen können und nicht ihre Flügel zu einem lebendigen Gewächshaus formen, in dem Jungpflanzen beschützt heranwachsen konnten.
Flügel und Pflanzen ... Hat mich rausgeworfen.

Nura spürte, dass Anis ihr entglitt, er war ein Mann voller Prinzipien und es gefiel ihr nicht, dass er sie für ein Kind hielt.
Mann, Kind ... Wenn es sich um etwas anders als Menschen handelt, muss es dafür doch andere Begriffe geben.

weshalb sie mit Fünfzehn ins
mit fünfzehn (da ausgeschrieben: mit fünfzehn Jahren). Habe da den Friedel im Ohr.

Aber was Nura noch sah, gefiel ihr noch weniger.
noch, noch
Hast noch öfter noch im Text. Könntest du noch prüfen :)

Eins der Pflanzenkinder, das Nura geschwind ausbuddelte.
Aha, Pflanzenkinder. Heißen die nicht Stecklinge oder wie auch immer?

Nura.„Ist
Leerzeichen

„Ich werde jetzt gehen“ sagte er
Komma

der vom Krieg noch verschont geblieben war. Brennende Kerzen verdoppelten sich in den Spiegeln. Noch war es nicht dunkel

verkündete Deva, jetzt in der Gestalt einer jungen Frau.
Nun also eine Frau.
Also mich hast du ein wenig irritiert. Wahrscheinlich mein persönliches Pech :D

So viel für's Erste. Vielleicht später mehr.

Liebe Grüße und schönes Wochenende,
GoMusic

 

Hallo @petdays,

ich bin noch nicht erfahren was das Kommentieren angeht, daher möchte ich nur ein paar allgemeine Sachen anmerken.

Ich lese immer wieder Fantasy-Geschichten, weshalb mich deine auch gleich angesprochen hat. Deine Idee insgesamt fand ich auch sehr gut, nur die Umsetzung war etwas holprig.

Die Schauplätze wechseln im ersten Teil recht schnell. Was mir den Überblick erschwerte. Zudem war mir zunächst nicht ganz klar, in was für eine Welt deine Geschichte spielt. An „Feen“ habe ich zuerst gar nicht gedacht. Eine kleine Einführung wäre schön gewesen.

Als deine Heldin, schließlich ins Reich der Finsternis geschickt wurde, gefielen mir deine Übergänge besser. Man hat gemerkt, dass du zu diesem Zeitpunkt, richtig in deiner Geschichte drinnen warst. Schade fand ich nur, dass es kaum Dialoge gab. Bos hat man gar nicht richtig kennengelernt. Er war plötzlich da. Kurz darauf war die Zeit im Reich der Finsternis, auch schon wieder vorbei. Den Teil hätte man vielleicht etwas ausschmücken können.

Den Abschluss fand ich ganz gut. Allerdings wirkte der Zwischenfall mit Rupprecht dazwischen geschoben. Doch das nur am Rande.

Ich hoffe mein unerfahrener Kommentar, hilft dir etwas.

Gruß

Schwinge

 

@Friedrichard

Lieber Friedel,

Danke für Dein gründliches Lesen und Deine wertvollen Anmerkungen!

denn im Gegensatz zu NGK meide ich Fantasialand, wiewohl ich zugebe, Tolkien gelesen zu haben –
>>> da hab ich mich schon gewundert, Dich hier im Fantasialand zu finden. ;) Aber es hat mich gefreut.
Hab ich Dear das schon erzählt, dass mein Deutschlehrer auf der Realschule immer behauptete? Nur die Sonne scheine und selbst der Mond leihe sich sein Licht (eben von der Sonne). Darum gelte für „scheinen“ in der Regel, was der Volksmund vom „brauchen“ behauptet. Denn wer brauchen ohne zu gebraucht, braucht brauchen gar nicht zu gebrauchen. Und er hat Recht. „Er schien hin- und hergerissen zu sein ...“
Der Duden umgeht das Problem, indem er die Vorsilbe „er“ verwendet, ist doch „erscheinen“ was anderes als „scheinen“.
>>> hast Du toll forumuliert, bzw. Dein Deutschlehrer. ;)
Der Konjunktiv hat nix mit der Zeitenfolge zu tun! I
>>> mit dem Konjunktiv tue ich mich manchmal schwer...
Und Namen wie „Deva“ (germanistische Lautverschiebung zur lat. Diva?) und „Bos“ schon sehr deutlich sind, dass sie zumindest einem Fantasy-Meider nicht arg fremd vorkommen.
>>> Deva war ein Phantasiename, der mir gut gefiel. Beim nochmaligen Recherchieren habe ich erstaunt festgestellt, dass Devas wirklich existieren, als sterbliche Gottheit im Buddhismus.... Aber auch im Hinduismus gibt es die Devi...

Die Tage werde ich Deine Anmerkungen in den Text einbauen. Wahrscheinlich muss ich vorher noch andere Baustellen ändern. Strukturell, mehr Show an manchen Stellen....

Danke Dir auf jeden Fall schon einmal sehr und wünsche Dir ein schönes Wochenende,
liebe Grüße, petdays

@GoMusic,

Danke für Deinen ausführlichen Kommentar! :)

m.E. hättest du viel früher "auflösen" können, wer da in deiner Geschichte wer ist ;)
Habe einige Zeit gebraucht, um dahinterzusteigen (und es am Ende wahrscheinlich doch nicht begriffen.)
>>> Da hast Du sicherlich Recht. Hab den Text schon mehrfach überarbeitet, um die Verständlichkeit zu verbessern, werde wohl noch einiges machen müssen....
Wer hat die Äpfel runtergeschüttelt? Der Sturm? Der Wind kommt doch i.d.R. von einer Seite und schüttelt, wiegt doch nicht etwas hin und her ...
>>> Die Äpfel hat ein Sturm runtergeschüttelt. Von Wiegen hatte ich gar nichts geschrieben. *Grübel*
Hört sich wie zwei (nacheinanderfolgende) Aktionen an. Sehen und werfen. Dabei sieht sie doch, WIE die Sonne ... wirft.
>>> Ja, das ist so ein Perspektivfehler. Eigentlich wollte ich einen Deep point of view wagen und die Sonne personifizieren. Aber das ist in dieser Satzkonstruktion ungünstig.
Huch. Ich verliere den Überblick.
>>> Für mich ein Zeichen, dass ich nachbesser muss. Wie, weiß ich leider noch nicht....
Flügel und Pflanzen ... Hat mich rausgeworfen.
>>> Müsste ebenfalls klarer werden.
Mann, Kind ... Wenn es sich um etwas anders als Menschen handelt, muss es dafür doch andere Begriffe geben.
>>> Da grüble ich auch schon die ganze Zeit drüber nach...
noch, noch
Hast noch öfter noch im Text. Könntest du noch prüfen
>>> Danke für den Hinweis.
Aha, Pflanzenkinder. Heißen die nicht Stecklinge oder wie auch immer?
>>> Viele Pflanzenfreunde reden von Pflanzenkindern, ist aber möglicherweise verwirrend in einem fiktionalen Text...

liebe Grüße und Danke nochmal für Deine Zeit, petdays

@Silberschwinge

Hallo Silberschwinge,
Willkommen bei Wortkrieger.de! Es freut mich, dass mein Text der erste ist, den Du kommentiert hast, das ist schon eine Ehre. :)

ich bin noch nicht erfahren was das Kommentieren angeht, daher möchte ich nur ein paar allgemeine Sachen anmerken.
>>> Jeder Kommentar ist hilfreich! Gerade allgemeine Sachen können wichtig sein! :)
Die Schauplätze wechseln im ersten Teil recht schnell. Was mir den Überblick erschwerte. Zudem war mir zunächst nicht ganz klar, in was für eine Welt deine Geschichte spielt. An „Feen“ habe ich zuerst gar nicht gedacht. Eine kleine Einführung wäre schön gewesen.
>>> Da hast Du bestimmt Recht. Ich wusste allerdings nicht, wie ich all die Dinge in einer Erzählung "unterbringen" sollte.... Und wieweit der Spannungsbogen leidet, wenn zu viel erklärt wird... Zu wenig ist natürlich auch nicht toll...
Als deine Heldin, schließlich ins Reich der Finsternis geschickt wurde, gefielen mir deine Übergänge besser. Man hat gemerkt, dass du zu diesem Zeitpunkt, richtig in deiner Geschichte drinnen warst. Schade fand ich nur, dass es kaum Dialoge gab.
Freut mich, dass Du die Übergänge in Teil 2 besser fandest. Ich werde versuchen, noch mehr Dialoge einzubauen...
Den Abschluss fand ich ganz gut. Allerdings wirkte der Zwischenfall mit Rupprecht dazwischen geschoben. Doch das nur am Rande.
>>> Guter Hinweis. Werde mal schauen, wie ich die Rupprecht-Episode etwas eleganter einbaue.

Hab vielen Dank für Deinen hilfreichen Kommentar, Silberschwinge!

petdays

 
Zuletzt bearbeitet:

@Friedrichard @Silberschwinge @GoMusic @Nichtgeburtstagskind @linktofink

So, ihr Lieben,

Ich habe jetzt größere Partien verändert und hoffe, dass die Geschichte jetzt verständlicher geworden ist.... Es kam mehr Dialog dazu. Einiges an Tell wurde durch Show ersetzt und dramaturgisch wichtige Momente mehr betont. z.B. Lack-Szene. 2 Stellen habe ich trotz vieler Überlegungen nicht in den Griff bekommen, wie z.B. hier:

Ereba, die böse Göttin, ihre Hände im Spiel?

Anis wusste, was zu tun war“, meinte Lestida. „Er half, die Kinder einzufangen.“
Nura errötete beim Gedanken an ihn.
„Und Deva hat es regnen lassen“,

Aber ich hab es erstmal so gelassen.

Die Geschichte ist noch nicht ganz fertig, an Kleinigkeiten, gerade im Schlussbereich werde ich noch weiterfeilen....

Über eine kurze Rückmeldung, ob sich die bisherige Überarbeitung gelohnt hat, würde ich mich freuen.

petdays

 

Hi, petdays,

nur schnell eine Sache.

Wer hat die Äpfel runtergeschüttelt? Der Sturm? Der Wind kommt doch i.d.R. von einer Seite und schüttelt, wiegt doch nicht etwas hin und her ...
>>> Die Äpfel hat ein Sturm runtergeschüttelt. Von Wiegen hatte ich gar nichts geschrieben. *Grübel*

Habe mich da unpräzise ausgedrückt.
M.E. wiegen die Äpfel nicht im Sturm hin und her oder werden vom Sturm runtergeschüttelt, sondern, viel stärker, vom Strom heruntergerissen. Solch ein oder ein ähnlich starkes Verb passt da besser als ein schüttel-schüttel ;)

Ich schau später nochmal rein.

Liebe Grüße,
GoMusic

 

Hallo petdays,

nach der Überarbeitung, liest sich dein Text schon deutlich flüssiger. Außerdem kann man dem Geschehen, einfacher folgen. Ich finde es gut, dass du die Zeit im Reich der Finsternis etwas ausgeschmückt hast. Man bekommt schon eine bessere Vorstellung von der Zeit, die deine Heldin dort verbracht hat.

Ich bin schon gespannt, was du mit dem Ende anstellst.

Nochmal zu der Einleitung.
Ich kann nachvollziehen, dass es schwierig ist, sie nicht zu kurz und nicht zu lang zu gestalten.
Überhaupt eine Idee zu finden, wie man sie schreibt, ist schwierig.

Aber bei deiner Geschichte könnte z.B. der Sturm als Einleitung dienen. Man könnte beschreiben wie er aufzieht. Dies gibt einem die Möglichkeit, die Gewächshäuser und das Volk das dort wohnt zu erwähnen. Stell dir einfach eine Kamera vor, die über das Geschehen schwängt. Man bekommt einen groben Überblick und weiß ungefähr, um was für eine Welt es sich handelt.

Aber das nur als Anregung. Vielleicht auch eher, für eine andere Geschichte.

LG

Schwinge

 

Aber auch im Hinduismus gibt es die Devi...

Wir leben nicht grundlos in einer riesigen Sprachfamilie, die indoeuropäisch genannt wird, und jede gute Etymologie gibt zu der Herkunft der Wörter/des Wortes auch die Verwandtschaft zum Sanskrit gleich mit. Schau mal ins grimmsche Wörterbuch rein (Wörterbuchnetz - Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm usw. usf.

Bei dem Wetter muss, pardon, kann man ja nur klug scheißen ...

Bis bald

Friedel

 

Hallo Schwinge,

Danke für Deine Rückmeldung, hat mich gefreut. :)

nach der Überarbeitung, liest sich dein Text schon deutlich flüssiger.
>> gut zu hören. Da bin ich erleichtert, dass die Überarbeitung dem Text weitergeholfen hat... Ich hatte sehr viele Stunden investiert...
Aber bei deiner Geschichte könnte z.B. der Sturm als Einleitung dienen. Man könnte beschreiben wie er aufzieht. Dies gibt einem die Möglichkeit, die Gewächshäuser und das Volk das dort wohnt zu erwähnen. Stell dir einfach eine Kamera vor, die über das Geschehen schwängt. Man bekommt einen groben Überblick und weiß ungefähr, um was für eine Welt es sich handelt.

Aber das nur als Anregung. Vielleicht auch eher, für eine andere Geschichte.

>> Eine sehr gute Idee! Ja, so könnte man gerade im Fantasy-Bereich vieles der Welt "en passant" vorstellen.... Bei dieser Geschichte werde ich den Anfang wohl so lassen, wie er ist, [ich wollte hier eher leise Töne anschlagen und den Fokus auf die Protaognistin legen... ]und noch am Ende etwas ergänzen.... Für eine der nächsten Geschichten in diesem Genre wäre Deine Vorgehensweise eine tolle Idee. :)

Dir einen schönen Abend!
liebe Grüße, petdays

 

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