Inhalt Null
Inhalt Null
Im Großhirn herrscht Chaos, synaptisches Schneegestöber, glatteisige Erinnerungsfallen trachten danach, ausrutschen zu lassen. Knochenbruchgefahr. Tornados spontaner Irrgedanken. Ein Labyrinth aus Abfall, hohe Mauern, undurchdringlich, ausweglos.
Jeder Weg blockiert, keine Fluchtmöglichkeit, kein Ruhepol in Aussicht. Widersprüche schreien sich gegenseitig bösartige Beleidigungen ins Antlitz. Keiner gewinnt, weil es keine Lösung gibt.
Zum sterben bin ich zu schön, denkt sich Maria, zum Leben zu naiv.
Sie fährt in der Bahn durch den Untergrund , der undurchdringlich-überschaubaren Geisterstadt.
Es wimmelt vor Geistern, Masken, Irrlichtern.
Alles strahlt trüb seinen trügerischen Glanz. Keiner wagt einen zweiten Blick. Gesichter hinter Zeitungen, niveaulosen Bestsellern... Flucht, Hetze, Ignoranz und nochmal Flucht.
Tägliche Kollision mit nie enden wollendem Alltag. Kein Ausweg, der ein leuchtendes Schild am Rahmen trägt. Die Stadt ist nicht tot, sie lebt nur nicht. Sie greift nach dem Mobiltelefon, Beklemmung abschütteln. Kommunizieren. Immer wieder kommunizieren. An der Brust der Nähe saugen – aus der Distanz. Könnte sich infizieren.
„Hey, was machst du so?“... „Nix! Und Du?“... „Auch nich!“...
„Gähn!“ Denken Leser und Verfasser gleichermaßen. „Seht ihr!“ denkt der Autor...
„Nö.“ meint der Leser. „Ich auch nicht!“ mischt sich Gott ein. „Wer hat dich denn gefragt?“ ruft ein unbeteiligter und läuft puterrot an, weil er sich schämt, das Wort erhoben zu haben.
Gott schweigt und die Bahn hält an. Mitten im Tunnel. Suizid eines Geschäftsmannes mal wieder. Nach Entlassung wertlos, ins Nichts gefallen. Tod im Armani, falsche Prioritäten gesetzt.
Gott grinst. Das ist nicht christlich, aber er hat ja sonst nicht viel zu lachen. Ich lache auch und verzeih ihm die Schadenfreude.
Maria ärgert sich über die Verzögerung, beschwert sich beim Personal. Inzwischen hat keiner bemerkt, dass die zwei halben Geschäftsmänner aufgestanden sind und sich am Kiosk Pommes und Zigaretten holen. Nur 'ne Halloween-Verkleidung, war vorher schon tot.
Eine Nonne betet und friemelt am Rosenkranz aus Liebeskugeln. Ein Hund pisst an ein Hosenbein, kriegt seine Lektion. Gott schaltet um, hat Premiere abonniert. Schaut lieber Monumentarfilme an – da kommt er besser weg. Wer will sich schon ärgern?