Was ist neu

Jascha

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01.12.2015
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Jascha

1​
„Selbst Schuld, Süße!“
Sie zerrte verzweifelt an ihren Fesseln,
„Es kann nur einen Captain geben und du bist nur ein Mädchen.“
Sein Fußtritt riss ihr die Beine weg und sie schlug mit dem Gesicht auf den staubigen Boden. Sie lag da. Überall Blut.
„Mama!“
Diese Augen dunkel und starr.
„Hör auf zu flennen, du Gör!“
„Renn, Jascha!“
„Schlag fester!“
„Wer schwach ist, stirbt wie deine Mutter!“
Das Papier auf dem Tisch.
Überall Blut. Die toten Augen.
„Nein!“

Jascha schreckte hoch. Ihr Herz raste. Sie schnappte nach Luft, gierig, verzweifelt und mit jedem Atemzug schien der fensterlose Raum, in dem die Waffenliga sie eingesperrt hatte, kleiner und kleiner zu werden. Sie verschränkte die Arme vor der Brust und krallte die Fingernägel in ihre Oberarme. Der Schmerz half ihr, sich zu konzentrieren. Diese verdammte Hitze! Wenn Tuk-Van sie holen ließ, musste sie hellwach sein, bereit jede Möglichkeit zur Flucht zu nutzen.
Jascha hatte gedacht, nichts könne schlimmer sein als Babkas Tod, doch sie hatte sich geirrt. Die Männer hatten sie einfach vor Tuk-Vans Außenposten abgeworfen und sie hatte es nicht verhindern können. Sie krallte die Nägel noch fester in ihre Arme. Wehr dich! Wer aufgibt, ist tot. Aber sie war nicht tot. Noch nicht. Sie würde das hier überstehen und sie würde sich rächen.
Dieser Gedanke gab Jascha neue Energie und als sich die Tür öffnete und ein kräftiger, kahlköpfiger Tuk in den Raum rollte, federte sie vom Bett hoch und duckte sich an dem schneemannförmigen Wesen vorbei. Aber ein zweiter Tuk blockierte die Tür mit seinem Kugelbauch, packte ihren Zopf und schleifte sie in den Gang. Jascha versuchte verzweifelt, auf die Beine zu kommen, aber der Tuk war zu schnell und ihr blieb nichts als sich so gut es ging, schützend zusammen zu rollen.
Halb ohnmächtig wurde Jascha vor Tuk-Vans Stuhl auf die Knie gezwungen. Sie spürte den Schmerz abebben und ihre Augen suchten Halt an dem harmlosen Äußeren ihres Gegenübers, auch wenn sie nur zu gut wusste, dass der Chef der Waffenliga kein Spielzeug-Schneemann war, der mit schwarzer Weste und Hut Revolverheld spielte.
„Hey Van, hast du Sehnsucht nach deinem besten Kurier?“, polterte sie los, während sie fieberhaft nach einem Ausweg suchte, nach einer glaubhaften Lüge, nach einem guten Deal.
„Wo ist mein Geld, Elankowa?“ Tuk-Van taxierte Jascha mit seinen schmalen Augen. „Wie man hört, treibt sich die Rote Oktober im Kiruna-Sektor herum und es sieht nicht so aus, als ob sie Kurs auf Tuk nimmt.“
„Ach Van, du weißt doch, wie das ist. Für einen guten Deal macht man schon mal einen Umweg. Sobald meine Mannschaft da ist, bekommst du dein Geld und einen fetten Bonus für´s Warten.“
„Quatsch nicht! Denkst du, es hat sich noch nicht herum gesprochen, dass die kleine Jascha verarscht wurde, kaum dass ihr alter Babka ins Gras gebissen hat.“ Ein böses, rollendes Lachen schüttelte Tuk-Vans Leib und Jascha fühlte sich wie eine Puppe in der Faust eines wütenden Kindes, das kurz davor war, ihr einen Arm auszureißen und sie dann auf dem Boden zu zertrümmern.
Es hatte sich also herumgesprochen.
„Das ist nur ´ne kleine Streitigkeit unter Freunden. Das krieg ich wieder hin.“ Jascha versuchte zu lächeln, beugte sich vor und streichelte dem Chef der Waffenliga über die elegante Seidenweste. Doch Tuk-Vans Greifer legte sich wie ein Schraubstock um ihr schmales Handgelenk, als er ihre Hand von seinem Bauch wegzog.
„Du stinkst, Elankowa. Bringt sie weg! Sie soll sich waschen und etwas Hübsches anziehen, dann kommt sie ins Schaufenster!“
Jaschas Augen weiteten sich. „Das, das meinst du nicht ernst“, stammelte sie, „Meine Talente liegen ganz wo anders. Ey, ich brauche nur ein Schiff“, schrie sie, doch Tuk-Van richtete seine Aufmerksamkeit jetzt auf die Schale mit süßduftenden Tuk-Melen, die ein Diener neben ihn auf den Tisch gestellt hatte.

Als Jascha erkannte, dass Reden zwecklos war, konzentrierte sie sich darauf, ihre Umgebung zu scannen, wie ihr Großvater es von klein auf mit ihr trainiert hatte. Immer und immer wieder. Im Rücken: Körperwärme. Einer der Tuk stand dicht hinter ihr. Vor sich: Tuk-Van, die linke Westentasche ausgebeult von einem Mikrophaser klein aber effektiv. Rechts: der verschwundene Diener, ein wehender Vorhang, ein runder Tablett-Tisch auf Drachenfüßen, eine Obstschale, ein Schälmesser. Jascha spürte, wie sich der Zug auf ihre Haarwurzeln wieder verstärkte. 300 Haare pro Quadratzentimeter. Eine stabile Fessel. Sie gab dem Zug nach und ließ sich nach hinten fallen. 1,76 Meter plus zehn Zentimeter, wenn sie den Fuß streckte. Sie kickte das Tablett mit der Obstschale in die Luft, fing das Messer und durchschnitt mit einer schnellen Bewegung ihren dicken blonden Zopf. Das fehlende Gegengewicht ließ den Tuk hinter ihr taumeln. Jascha sprang auf. Aus den Augenwinkeln sah sie Tuk-Van nach seinem Phaser greifen.
Jascha hechtete durch den Vorhang und deckte ihren Kopf mit den Armen, als der Phaser die Wand hinter ihr wegsprengte. Der Gedanke, dass Van ihren Körper wie ein Stück Fleisch verkaufen wollte, trieb Jascha durch die Flure und schärfte ihre Sinne: Rollgeräusche in ihrem Rücken. Die Tuk hatten also die Verfolgung aufgenommen und dann ein schwacher Geruch von gebratenem Fisch. Küche: Müll, Liefereingang, Messer. Küche war gut. Sie schlug eine Rechtskurve und folgte den Duftmolekülen, bis ihr die Hitze der Garküche entgegenschlug. Durch den Dampf, der den großen Pfannen entströmte, erkannte sie eine offene Tür, die in einen Hof hinausführte. Noch während Jaschas Augen den dicken Holzbalken registrierten, der das Hoftor verriegelte, machten sich ihre Beine bereit zum Sprung. Ihr linker Fuß landete auf dem Balken, drückte sich ab und gab Jascha genug Auftrieb, um die Mauerkrone zu erwischen und sich auf der anderen Seite hinuntergleiten zu lassen.

Das Adrenalin in ihrem Blut ließ Jaschas Sinne nun bis zur Grenze des Erträglichen arbeiten und während sie hörte wie Tuk-Vans Männer das Tor entriegelten, explodierte eine Welle aus Formen, Farben und Gerüchen in ihrem Kopf. Jascha musste kurz die Hände an ihre Schläfen pressen, um sich zu fokussieren. Rechts: eine kleine Gasse, aus der keiner heraus kam. Schlechtes Zeichen. Wahrscheinlich eine Sackgasse. Sie schlängelte sich weiter durch die enge Straße und schubste zwei Tuk-Frauen aus dem Weg, die an einem Marktstand mit einem Händler feilschten. Der süßliche Schweißgeruch der beiden Fremden klebte an Jascha wie heißer Tuk-Melen-Honig und sie hatte Mühe ihn abzuschütteln und sich wieder auf ihre Umgebung zu konzentrieren. Links: breitere Straße, weniger schäbig, mehr Grün. Auf keinen Fall! Zu wenig los, zu viel Platz. Jascha tauchte in die dichter werdende Menge. Unter die Tuk- Händler mischten sich jetzt andere Spezies: verschleierte Karan Beduinen, vielarmige Tektarianer und langmähnige Wus. Das grelle Sonnengelb der Beduinengewänder prallte auf das Azurblau der Wu-Haare und Jascha musste immer häufiger mit den Augen zwinkern, um die Flut der Farben, zumindest temporär, aus ihrem Sinnesspeicher zu löschen. Der Strom der Leiber spülte sie geradewegs in den Raumhafen von Tuk. Jascha atmete auf, als das Gedränge nachließ und sich das Veilchenparfüm der Wus nicht mehr dick und schwer über den süßen Geruch des Obstes legte und mit der Schärfe der Tuk-Zwiebeln vermengte.
Doch jetzt, wo das Gelände offener wurde, konnten die rollenden Tuk-Verfolger ihre Geschwindigkeit ausspielen. Sie waren Jascha dicht auf den Fersen. In ihrem rechten Augenwinkel nahm sie einen Schatten wahr, ein Gepäckgleiter. Jascha sprang. Ihre rechte Hand griff ins Leere. Ihr Körper machte sich bereit für den Aufprall, als sie sich mit letzter Verzweiflung streckte und mit der linken Hand die Kufe des Gleiters erwischte. Sie griff zu, zog die Beine an und trat mit voller Wucht in das siegessicher grinsende Gesicht ihres Verfolgers, der nach ihren Beinen schnappte.
Der Gleiter flog nun in bedenklicher Schräglage die Docks entlang. Jascha schloss für einen Moment die Augen und atmete tief ein und aus. Ihre Arme fingen an zu verkrampfen.
Hektisch blickte sie sich um. Der Anblick der Frachtschiffe an den Docks gab ihr einen Stich, der noch stärker schmerzte als der Krampf in ihren Armen. Noch vor einer Woche war sie, den Rucksack voll kostbarer Beute, die Laderampe der Roten Oktober hochgesprintet, Gregori hatte die Maschinen gestartet und sie waren ihren Verfolgern mit einem Schnellstart entkommen. Babka hatte die Wodkaflasche unter dem Bett hervorgeholt und einen mit ihr gekippt. Jascha war stolz gewesen. Aber Babkas Tod hatte alles geändert und Gregori war jetzt ihr Feind.

Jascha schaute zurück. Ihre Verfolger hatten inzwischen ebenfalls ein Gefährt gekapert und holten auf. Verzweifelt suchte Jascha nach einem Ausweg, doch ihre verkrampften Muskeln streikten. Sie konnte die Kufen des Gleiters nicht länger halten. Instinktiv rollte sie sich ab. Trotzdem nahm ihr der Aufprall für einen Moment die Luft.
„Hör auf zu flennen, du Gör. Wehr dich! Wer aufgibt, ist tot“, peitschten die Worte ihres Großvaters sie hoch. Und dann sah sie es. Ein großes Schiff am Dock direkt vor ihr, das dabei war, die Laderampe zu schließen. Jascha rappelte sich hoch und sprintete los. Sie erreichte die Heckklappe und schwang ihre Beine mit letzter Kraft über die Metallplatte. Dann ließ sie los. Verzweifelt probierte sie ihre Rutschfahrt mit den Füßen zu steuern, aber die Rampe stand jetzt fast senkrecht. Mit einem letzten Versuch ihren Sturz zu beeinflussen, stieß sich Jascha ab und steuerte einen Haufen mit prall gefüllten Säcken an, die etwas weicher aussahen als die Kisten daneben.


2​
Jascha lag im Dunkeln, bewegungsunfähig vor Erleichterung und vor Schmerz. Sie war entkommen, aber sie wusste nicht, wo sie sich befand, wo sie hinflog und was aus ihr werden sollte. Babka hatte es geschafft, sich fast jeden in der Galaxis zum Feind zu machen. Die Chancen standen also nicht gut, dass sie unter Freunden war. Ohne die Rote Oktober schien ihr Erbe eher ein Fluch als eine Ehre. Doch noch war sie am Leben und das allein zählte. Sie musste sich einen Überblick verschaffen und sie brauchte eine Waffe.
Mühsam stemmte sich Jascha aus den Säcken hoch und tastete sich einen Weg durch die gestapelten Kisten zum Ausgang des Laderaumes. Das Display neben der Tür war per Fingerprint gesichert und verweigerte ihr den Zugriff auf den Schiffsplan. Jascha schlug fluchend auf den Bildschirm. Ein Schiffsmotor war kein Problem für sie, aber so ein blöder Minicomputer blockte sie aus. Blieb also nur die altmodische Art: Jascha betätigte den manuellen Nothebel und warf einen schnellen, aufmerksamen Blick in beide Richtungen. Der Flur war leer, aber sie hörte Stimmen. Zwei Stimmen. Noch sehr leise. Schnell zog Jascha den Kopf zurück.
„Ich hasse dieses belanglose „Bla Bla“, sagte eine Frau.
„Die Chefin kommt erst morgen früh. Also mussten wir diesen Abend charmant überbrücken. Du hättest ja nicht mitkommen müssen.“
„Du glaubst doch nicht, dass ich dich zu so was allein hingehen lasse.“ Die Stimmen kamen näher.
„Wie fürsorglich. Nimmst du noch einen Drink mit mir?“
Jascha schob die Tür zu. Sie hörte jetzt nichts mehr, aber sie hätte 100 Galaxy gewettet, dass die Einladung angenommen wurde und dass es nicht bei dem Drink blieb. Ein Wodka, dann noch einer, zwei eisblaue Augen, die keinen Zweifel daran ließen, was sie wollten und das warme Gefühl in ihrem Bauch begehrt zu werden, gewollt zu werden. Jascha musste sich fest auf die Unterlippe beißen, um nicht vor Wut zu schreien, als sie sich erinnerte, wie sie diesen Verräter Gregori in ihr Bett gelassen hatte. Es wurde Zeit, dass sie hier weg kam. Sie brauchte ein Shuttle, das sie hier raus brachte. Irgendwo hin, wo sie sich Waffen und Geld besorgen und neue Verbündete finden konnte. Und dann würde sie Gregori in die Luftschleuse der Roten Oktober werfen und ihn im All entsorgen wie das Stück Dreck, das er war.
Sie zählte langsam bis zehn und öffnete dann erneut die Tür. Die Stimmen waren verschwunden, der Gang leer, das Licht gedimmt, aber in der Luft lag noch ein schwacher Geruch nach Zitrone und Sandelholz, frisch und kühl, wie eine Dusche am Morgen. Die Sehnsucht nach einem Bad ließ Jascha ihren eigenen Gestank aus Schweiß und Angst noch stärker wahrnehmen. In ihrem Mund sammelte sich Galle. Den Kopf zwischen ihren Händen atmete sie tief ein und aus und wartete, bis die Übelkeit nachließ. Dann löste sie sich aus der schützenden Dunkelheit des Laderaumes und huschte in den Flur. Alle Sinne in Alarmbereitschaft schlich sie den Gang entlang und versuchte eine der Türen zu öffnen, die vom Flur abgingen, doch ihre Fingerabdrücke wurden vom System nicht akzeptiert. Auch bei der nächsten Tür hatte sie keinen Erfolg. Sie probierte es weiter, zunehmend angespannter und frustrierter. Irgendwo musste es Waffen geben und ein Shuttle. Die Türen folgten jetzt in kürzeren Abständen. Die Räume dahinter wurden also kleiner. Jascha hatte das ungute Gefühl, dass sie sich nun den Unterkünften der Crew näherte. Und die Gefahr von der Nachtschicht oder anderen Nachtschwärmern entdeckt zu werden, stieg mit jedem Schritt. Aber sie hatte keine Wahl. Verzweifelt presste Jascha ihre Hand an das nächste Display. Zu ihrer Überraschung öffnete sich die Tür mit einem leisen Klicken.

3​
Jascha schlüpfte schnell hinein. Was war das hier? Ein Bad? Ein Holoraum? Sie stand auf einem schmalen Streifen goldenen Sandes direkt am Eingang. Dem einzigen trockenen Platz, vor dem sich ein Meer glitzernder Wellen ausbreitete, überschirmt von einem künstlichen Sternenhimmel. Die Wellen brachen sich auf dem Strand sanft und kraftvoll zugleich. Jascha hockte sich hin und schob ihrer Zeigefinger vorsichtig über den Sand, bis er das Wasser erreichte. Es fühlte sich weich und warm an, umhüllte ihren Finger, schwappte zu ihrem Handgelenk und Jascha ließ ihre Finger für einen Moment im Wasser hin und her gleiten. Dann ließ sie sich erschöpft in den Sand fallen. Sie wusste, dass sie nicht lange bleiben konnte. Dieses Bad war sicher ein beliebter Freizeitraum und schon am frühen Morgen war mit den ersten Gästen zu rechnen, aber jetzt war es Nacht und Jascha wollte wenigstens einen Moment hier sitzen und ausruhen. Sie schnürte ihre Schuhe auf und grub ihre Zehen in den Sand. Eine kleine Welle leckte an ihrem nackten Fuß, lockte sie und Jascha spürte plötzlich überdeutlich den kalten, stinkenden Schweiß auf ihrer Haut. Hastig zog sie ihren Fuß zurück, richtete sich auf, streifte Hose und Slip herunter und entledigte sich ihres klebrigen Tanktops. Nur kurz untertauchen, den Schweiß und den Dreck abspülen, dann würde sie sich wieder mit ihrer Flucht beschäftigen.
Als Jascha ins Wasser rannte, spritzte es wild auf und umspülte ihren nackten Körper. Sie stieß sich ab, tauchte unter und machte ein paar Schwimmbewegungen. Beim Auftauchen spülte das Wasser ihr ein paar Haare in die Augen und Jascha griff sich erschrocken an ihren Kopf. Statt des vertrauten, schweren Zopfs fühlte sie einzelne Haarsträhnen. Kein dichter, voller Vorhang, der sie umwogte und in dem sie sich verstecken konnte. Nur leichte Federn, die nach allen Seiten abstanden. Jascha fühlte noch einmal den Schnitt des Messers in ihrem Haar und in ihrem Herzen. Sie war nackt, ohne Halt, allein und es geschah ihr Recht.
Sie hatte gedacht, sie gehörte dazu. Sie hatte trainiert und gekämpft, sie war nicht so schwach wie ihre Mutter. Sie war besser als die meisten Männer und sie war Babkas Erbin. Aber kein Einziger hatte auf ihrer Seite gestanden. Als ihr Großvater das Fieber bekam, hatte Jascha an seinem Bett gesessen und die Männer hatten gestritten, statt zu trauern. Und als Jascha Babka die Augen zudrückte, waren sich alle einig gewesen: Lieber Gregori, als eine Frau. Sie hätte an Gregoris Seite bleiben können, aber nicht als der Captain. Doch es war ihr Schiff, ihr Erbe, ihre Rote Oktober. Sie hatte gekämpft und sie hatte verloren. Wütend schlug Jascha auf das Wasser und der Verlust brannte heiß in ihrem Bauch und schmerzte.

Plötzlich wurde sie von einer kühleren Strömung erfasst. Jascha schauderte. Ihre Brustwarzen zogen sich zusammen und ihr Körper zitterte. Sie machte einen Schwimmzug und das Frösteln ließ nach. Das Wasser hatte jetzt genau die Temperatur zwischen warm und kalt, die erfrischte und belebte. Jascha spürte die Kraft ihrer Muskeln in Armen und Beinen, als sie das Wasser teilte und sich vorwärts stieß. Mit einer kindlichen Lebensfreude, die sie schon lange vergessen hatte, nahm sie ihre Bewegung und ihren nackter Körper im Wasser wahr. Sie ließ sich auf den Rücken gleiten. Das Wasser trug sie und murmelte in ihren Ohren. Eine kleine Welle schwappte über Jaschas Bauch und ließ ihre Brüste eintauchen, gab sie frei und umspülte sie erneut. Der Wechsel von Wasser und Luft ließ Jascha erschaudern und sie freute sich auf die nächste Berührung, wartete auf die nächste Welle. Sie sehnte sich danach, angefasst und gestreichelt zu werden. Nach einer Berührung, die zärtlich war, die spielte, die verführte, die wusste. Sie öffnete ihre Schenkel, um ihre Hand dazwischen zu schieben, als sie spürte, wie die Strömung des Wassers sich verstärkte, wie kleine, feste Wirbel sich zwischen ihren Beinen brachen und Lust durchströmte ihren Körper. Jascha schloss die Augen und öffnete sich dem Wasser, überließ sich der Strömung, dem Heranwogen und Abebben. Die Wellen setzten sich in ihrem Körper fort und ließen sie leise aufstöhnen, als sie plötzlich hinuntergezogen wurde, tief hinein in die goldene Flüssigkeit. Panisch schlug Jascha mit Armen und Beinen, wehrte sich gegen das Sinken, schnappte verzweifelt nach Luft. Das Wasser war jetzt überall. Schloss sie ein, strömte in ihren Mund, wogte um sie herum und zugleich in ihr. Und Jascha hörte auf zu strampeln und zu schlagen, ließ los, wurde eins mit dem Wasser, ließ es jeden Winkel ihres Körpers entdecken und entdeckte sich selbst. War Jascha, war das Wasser, liebte und wurde geliebt.
Dann wurden die Wasserwirbel ruhiger, sanfter, spülten Jascha an die Oberfläche und trugen sie an den Strand. Ihre Lungen füllten sich mit Luft und ein Gefühl unendlicher Einsamkeit, machte sich in ihr breit. Verzweifelt hielt sie die letzten goldenen Tropfen an ihren nackten Körper gepresst. Jascha zitterte und ihre Augen füllten sich mit Tränen, als ob auch die letzte Flüssigkeit aus ihrem Körper entweichen wollte. Und dann weinte sie hemmungslos, all die Tränen, die sie nie geweint hatte. Und die Tränen tropften auf das dicke Papier mit Babkas altmodischer Schrift, das die Männer als Beweis vor ihr auf den Tisch gelegt hatten: „Macht mir keine Schande. Seid mutig und erbarmungslos.“ Jascha wollte nicht weiterlesen. Sie kniff die Augen zu, doch die ungelenke Altmännerschrift hatte sich in ihre Augäpfel gebrannt und sie konnte nicht verhindern, dass die Worte sich zusammenfügten: „Und findet einen Mann für Jascha.“ Schwarz auf weiß stand es auf dem Papier, doch dann tropfte eine Träne auf die Schrift, die Tinte fing an zu verwischen, die Buchstaben liefen ineinander, verschwammen und verschwanden. Jascha öffnete die Augen. Sie konnte jetzt weinen, so viel sie wollte. Sie war allein, aber sie war auch frei.
Als das Wasser erneut anfing, ihre Zehen zu umspielen, zog Jascha ihre Füße zurück und sprang auf. Schluss mit dem Baden! Sie zog ihre Anziehsachen über und schnürte ihre Schuhe. Es war Zeit, ein Shuttle zu kapern und hier zu verschwinden.

4​
Jascha schlug die entgegengesetzte Richtung ein, in die sie beim ersten Mal gelaufen war und passierte das verschlossene Tor des Laderaums. Das Format der nächsten Tür ließ ebenfalls auf eine größere Halle schließen. Vielleicht die Shuttle-Rampe. Doch ohne den Zugangscode würde sie nicht hinein kommen. Sie scannte den Boden, die Wände und die Decke des Ganges nach einem Versteck, in dem sie abwarten konnte, bis jemand vorbei kam, den sie dazu zwingen konnte, ihr den Zugang zu öffnen. Da: etwas Dunkles im Grau der Wände. Länglich, in regelmäßigen Abständen, 30 Zentimeter über dem Boden. Lüftungsschlitze. Ein Kabelschacht! Jascha konnte die Enge, den Staub und die Hitze in dem Hohlraum schon in jeder Pore ihres Körpers spüren und sie drückte trotzig ihre Hand auf das Display des Tores, nur um den Moment hinauszuzögern, in dem sie in dieses beklemmende Versteck kriechen musste. Zu ihrer Erleichterung öffnete sich die Tür und mit einem schadenfrohen Grinsen in Richtung Lüftungsschlitze verschwand sie im Dunkeln. Keine zwei Sekunden später tauchte die automatische Beleuchtung den Raum in helles Licht. Drei Shuttles standen nebeneinander aufgereiht. Eine Bauart, die Jascha nicht kannte, aber bisher hatte sie noch jede Kiste in die Luft bekommen. Das einzige Problem war, die Abflugrampe zu öffnen. Sollte morgen nicht jemand eintreffen? Jascha ging in Gedanken die Sternenkarte durch. Es gab keinen Planeten, der sich in Tagesnähe zu Tuk befand. Die Chefin musste also mit einem Shuttle kommen und dann wäre der Hangar offen und bereit für Jascha Elankowa. Alles würde gut. Mehr als gut. Morgen früh wäre sie frei, hätte ein Schiff zumindest ein Shuttle und der Rest würde sich ergeben.

Als Jascha die Bewegung in ihrem Rücken spürte, war die Angreiferin schon dicht hinter ihr. Sie konnte den Schlag gerade noch abwehren. Mit einem wütenden Schrei stürzte sich Jascha auf die Fremde. Die war klein, drahtig und deutlich älter als Jascha, aber schon der erste Schlag zeichnete sie als geübte Kämpferin aus. Ihre Gegnerin wich aus und landete einen Schlag in Jaschas Seite. Sie atmete den Schmerz weg, täuschte einen Haken an und trat der Fremden mit einem langen Fußtritt in den Magen. Doch auch die Andere war hart im Nehmen. Sie wich nur einen Schritt zurück, um dann gleich wieder Anlauf zu nehmen und sich mit einem gesprungen Hammerschlag auf Jascha zu stürzen. Durch geschicktes Ausweichen konnte Jascha verhindern, dass der Schlag sie mit voller Wucht traf. Er streifte lediglich ihren Oberarm und gab ihr die Chance, in den Rücken ihrer Gegnerin zu gelangen, die durch die Wucht der eigenen Bewegung an ihr vorbei stolperte. Jascha fuhr den Ellenbogen aus und versuchte den Hinterkopf ihrer Widersacherin zu treffen, doch die Fremde duckte ihren roten Bob geschickt weg und traf Jascha mit einem Rückwärtstritt in die Seite. Jascha taumelte zurück. Sie war jetzt richtig wütend. Wütend auf sich selbst, dass sie den Raum nicht gecheckt hatte und wütend auf diesen Rotkopf, der ihr so kurz vor dem Ziel in die Quere kam. Sie rannte auf ihre Gegnerin zu, sprang ab, klammerte ihre Beine fest um die Hüften der Anderen und brachte die leichtere und kleinere Kämpferin mit einem gezielten Stoß ihres Oberkörpers zu Fall. Die Rote schnappte nach Luft, als Jascha mit ihrem vollen Gewicht auf ihr landete, doch sie hatte sich so unter Kontrolle, dass sie Jaschas Fauststoß zu ihrem Kopf auswich und Jaschas Hand knallte schmerzhaft auf den Boden. Die Gegnerin nutzte den kurzen Moment des Schocks, um sich unter Jaschas Körper hervor zu winden. Jascha warf sich nach vorne, um die Rote bei den Beinen zu packen, doch ein Tritt ließ sie ausweichen und zur Seite rollen. Das rote Biest war zäher, als sie dachte. Jascha rappelte sich hoch und fixierte ihre Angreiferin. Sie spannte die Muskeln, doch ihre Beine gehorchten ihr nicht. Sie fingen an zu zittern und sackten dann weg. Erst im Fallen spürte Jascha das Kribbeln des Phasers, der sie in ihrem Rücken getroffen hatte. Während sie ungeschützt mit dem Kinn auf den Boden schlug, hörte sie die Frau zornig zischen: „Ey, was soll das? Der Spaß hat doch gerade erst angefangen.“
Ein blondgelockter Männerkopf beugte sich zu Jascha hinunter. „Ich fand, das ging jetzt lange genug.“
„Du weißt einen guten Kampf eben nicht zu schätzen, du Weichei.“
Ein intensiver Geruch von Zitrone und Sandelholz strömte in Jaschas Nasenhöhlen und verstopfte ihr Hirn.

5​
Jascha wurde an den Schultern gepackt und hochgezogen. Ihr Kopf fühlte sich an wie Watte und sie brauchte einen Moment, bis ihr Gehirn bereit war, die Arbeit aufzunehmen. Ihr Kiefer: schmerzte, war aber nicht gebrochen. Ihre Hände: gefesselt hinter dem Rücken. Ihre Wache: der Rotschopf von gestern. Also nicht zu unterschätzen. Der Betäubungsphaser: das einzig Gute an ihrer Situation. Wenn die es gewollt hätten, wäre sie tot, also bestand Hoffnung.
Die Frau stieß Jascha in einen Gang. Sie waren jetzt in einem anderen Teil des Raumschiffes. Die Rote und der Blondschopf hatten den gemeinsamen Drink also mit einer Runde im Shuttle beendet. So kurz vor dem Ziel, so unaufmerksam zu sein, Jascha verfluchte ihre eigene Blödheit, aber was brachte das schon. Sie musste sich wieder auf das Hier und Jetzt konzentrieren. Die Gänge: belebt. Spezies: Mensch, aber keine erkennbare Gruppierung. Weder russische Föderation, noch arabische Liga und auch keine Sterne von Amerika. Fluchtchancen: keine.
Die Rote öffnete jetzt eine Tür und bugsierte Jascha in einen Raum, in dem eine Besprechung abgehalten wurde. Drei Personen saßen um einen großzügigen, ovalen Tisch. Zwei Männer und eine Frau. Der Blondgelockte aus dem Hangar: Mitte 30, heute ohne Phaser, also ungefährlich. Der Andere: Ende 40, Körperhaltung und Aussehen eindeutig militärisch. Trotz seines Alters nicht zu unterschätzen. Die Frau: Anfang 40, gut gekleidet, unter der hochgeschlossenen Bluse, üppige Brüste, die nicht zu übersehen waren. Rolle: unklar.
„Jeanne, was gibt es denn? Wir haben uns gerade mit Botschafter Wave bekannt gemacht. Ist es dringend?“ Die Mischung aus Autorität und Kollegialität in der Stimme der Frau lieferte Jascha ebenso unklare Botschaften, wie ihr Aussehen.
„Pardon, Karen, nicht so wichtig. Ich dachte Sie wären noch allein. Ich hab´ hier einen Eindringling. Wahrscheinlich ein Spitzel, der unsere Ladung ausspionieren soll. Ich bringe sie wieder in die Zelle und sie können sich später mit ihr befassen.“
„Herr Botschafter, darf ich Ihnen Jeanne Morel vorstellen, unsere Sicherheitschefin. Manchmal ein wenig rau, aber sehr tüchtig. Sie sehen, wir sind eine bunte Truppe, flache Hierarchien, viel Individualität und ein verdammt gutes Team.“
Die großen blauen Augen der Frau strahlten vor Charme und Enthusiasmus, als sie sich wieder dem Tisch zu wandte und Jascha fiel es plötzlich, wie Schuppen von den Augen: eine Zivilistin an der Spitze, ein Militär ohne Uniform und eine Sicherheitschefin ohne Respekt. Sie musste auf der Ambassador sein. Dem neusten Klatsch der Galaxis zufolge, hatte nun auch die Kooperation der Demokratien der Erde ein erstes Raumschiff entsandt, um den anderen Spezies zu zeigen, dass die Erde nicht nur Piraten, Söldner und fanatische Gotteskämpfer hervorbrachte. Babka hatte sich schlapp gelacht, als er davon gehört hatte.
„Das klingt wundervoll, sehr sympathisch“ antwortete eine dunkle, volle Stimme, die die Worte leicht rollend aussprach. „Auf Aquaria entscheiden wir alles gemeinsam, ganz ohne Hierarchie. Nur mit der Individualität haben wir keine Erfahrung. Entschuldigen Sie, dass ich mich einmische, Frau Jeanne“, wandte sich die Stimme jetzt an die Sicherheitschefin, „Jascha spioniert nicht für Weltraumpiraten. Sie hat ihr Schiff verloren, ihren Großvater, sie ist ganz allein.“
Verdammt, was war das für ein Scheiß? Jascha hätte die Stimme gerne zum Schweigen gebracht und sie bedachte die beiden Männer mit einem bösen Blick.
„Und außerdem ist sie meine Frau.“

Die Augen der Anwesenden richteten sich jetzt überrascht und neugierig auf eine Welle goldener Flüssigkeit, die in rhythmischen Bewegungen am rechten Rand des Tisches hin und her wogte. Erst jetzt nahm Jascha die Welle und den Universalübersetzer auf dem Besprechungstisch wahr, der mit einem Frequenzerweiterer gekoppelt war. Konnte es sein, dass diese Welle, dass das goldene Wasser…. Jascha fühlte sich, als hätte ihr jemand in den Bauch getreten.
„Blödsinn“, hörte sie Morel in ihrem Rücken, die sie immer noch fest im Griff hielt. „Ich habe die hier im Shuttlehangar überrascht und sie hat mich angegriffen. Außerdem ist sie ja offensichtlich keine Aquarianerin. Eher russische Föderation würde ich tippen, mit den breiten Wangenknochen.“
„Ja, wunderschön, nicht wahr“, schwärmte Botschafter Wave.
Jascha wusste nicht, wo sie hingucken sollte.
„Jascha, man sagt doch „Frau“ zu einer Gefährtin, mit der man sich vereinigt hat, oder? Die Mönche haben zwar viel darüber gesprochen, aber vielleicht habe ich da etwas falsch verstanden. Die Kommunikation ist nicht immer einfach für mich“, entschuldigte sich der Botschafter, während sich die Welle ausdehnte und zu Jaschas Arm hinüberschwappte.
Die Berührung des Wassers traf Jascha wie ein elektrischer Schlag. Erschrocken zuckte sie zusammen, doch dann spürte sie eine vertraute Wärme und ihr ganzer Körper bebte vor Erinnerung. Jascha sah sich nackt im Wasser, die Schenkel geöffnet. Sie schluckte.
„Oh! Entschuldige, ich bringe dich in Verlegenheit.“
Eine Welle, na und. Sie hatte schon jede Menge seltsamer Spezies kennen gelernt und zumindest hatte sie ihren Spaß gehabt. Aber die Frau einer Welle, für immer vereint auf einem Planeten aus Wasser?
„Unser Planet ist sehr schön, Jascha. Eine Ansammlung aus reiner Energie, Harmonie und Gemeinschaft.“
Doch diese Vorstellung beruhigte Jascha nicht im Geringsten. Es klang beängstigend und vor allem übelst langweilig.
„Das ist es auch. Manchmal“, schob der Aquarianer nach. „Ein Grund warum ich als Erster meines Volkes das Energiegitter verlassen habe, das unseren Planeten abschirmt und mich an das Schiff der Mönche von Murr geheftet habe.“
„Kann er Gedanken lesen?“ fragte Morel, der nicht mehr klar war, mit wem der Botschafter sprach.
Der Blondgelockte versuchte ihr ein Zeichen zu geben: „Wir reden nicht in der dritten Person über Anwesende“, flüsterte er.
„Und wir reden nicht immer im Plural und sagen Anderen, wie sie sich verhalten sollen“ patzte die Sicherheitschefin zurück.
„Keine Sorge“, Waves dunkle Stimme klang amüsiert, „Ich kann nur dann die Gedanken und Gefühle einer Person spüren, wenn ich sie berühre. Also, so lange Sie mich nicht umarmen, Frau Jeanne…“
Jascha zog erschrocken ihren Arm aus der Flüssigkeit.
„Wir müssen aber noch nicht zurück nach Aquaria, Jascha. Ich habe noch so wenig von der Galaxie gesehen. Die Ambassador ist erst das zweite Schiff, das ich besuche und mit dir an meiner Seite wird das Reisen so viel einfacher, die Kommunikation leichter. Wir könnten ein eigenes Schiff haben. Du willst doch, Jascha? Oder?“
„Klar.“ Jascha räusperte sich, „Ein eigenes Schiff, klingt … prima“, stammelte sie und fühlte, wie sich die Neugier der Anderen wieder auf sie konzentrierte.
„Und willst du auch mit mir sein, Jascha?“
„Ich glaub´s nicht“, zischte Morel in Jaschas Ohr, „Eine Welle heiratet eine Weltraumpiratin. Ich weiß nicht, wen von euch beiden ich da mehr bedauern soll.“
Jascha ruckelte wütend an ihren Fesseln. „Ja, natürlich will ich“, sagte sie trotzig und laut.
„Jascha.“ Die Stimme des Aquarianas klang so verliebt und glücklich, dass sich die Chefin der Ambassador eine Träne aus ihren babyblauen Augen wischen musste.
„Dann fliegen Sie bitte zurück nach Tuk, verehrte Karen. Das hier wird doch reichen, um ein Schiff zu kaufen?“ Die Welle spülte einen kleinen Haufen Sand auf die Tischplatte.
Die Anwesenden starrten verwirrt auf die goldenen Krümel.
„Oder?“, frage Wave unsicher. „Die Mönche waren zumindest ganz begeistert, von den Resten meines Stoffwechsels.“
„Sir“, der militärische Berater fing sich als Erster, „Sie sollten das nicht so öffentlich zeigen. Das könnte Sie in Gefahr bringen.“
„Vor allem mit einer Weltraumpiratin an seiner Seite“, ergänzte Morel.
Jascha drehte sich um und lächelte zuckersüß: „Liebe Frau Jeanne, wären Sie wohl so gut, dem Wunsch des Botschafters zu entsprechen und mir endlich diese Scheiß-Fesseln abzunehmen?“
Mit einem frustrierten Blick auf ihre Chefin und mit sichtlichem Widerwillen löste die Sicherheitschefin Jaschas Handschellen, blieb aber dicht hinter ihr stehen.
„Vielleicht sollten wir unser Schiff nicht gerade auf Tuk kaufen, Wave.“ Jascha rieb sich die Handgelenke und trat etwas näher an den Aquarianer heran.
„Aber sollten wir nicht deine Schulden bei der Waffenliga…“
Jascha griff schnell in die Welle und versetzte Wave einen gedanklichen Tritt vor das Schienbein.
„Ist ja okay“, antwortete der Botschafter, „ich dachte ja nur...“
„Und ich habe jetzt Hunger“, schnitt ihm Jascha das Wort ab. „Könnten Sie uns einen hübschen, nicht zu kleinen Picknickkorb auf unser Quartier bringen, aber nicht so ein repliziertes Zeug“, wandte sie sich an Morel.
„Aber gerne doch. Und eine Wache stelle ich dir auch vor die Tür“, konterte die Rote und betätigte ihren Kommunikator.
„Und dann kannst du mich noch einmal ausführlich fluten“ fügte Jascha in Gedanken hinzu, während sie ihre Hand in der Welle spielen ließ.
Der Botschafter räusperte sich hörbar und Jascha hätte schwören können, dass die energiestrotzende Welle für einen kurzen Moment ihre Form verlor.
Jascha strahlte. Das Leben war schön.
Und es würde halten, so lange es eben hielt, dachte sie, nachdem sie ihre Hand von Wave gelöst hatte.

 

Hallo, @Snowmaid

Ich lese jetzt nur den Anfang, denn ich muss sofort ganz ehrlich sagen: Ich bin kein großer Fan von langen Actionszenen. Ich glaube, in der Literatur bin ich noch nie einer langen Actionszene begegnet, die mich fesseln konnte. Im Film langweile ich mich nach mehr als fünf Minuten, in denen nur gerannt und gekämpft wird. Ausnahme: „Mad Max: Fury Road.“ Ich glaube aber, in Worte zu fassen, was dazu führt, dass ich diese zweieinhalbstündige Actionszene schon siebenmal geguckt habe und sie immer noch spannend finde, wird Dir nicht helfen: Denn das ist einfach tolles Filmhandwerk. Und darum geht’s ja hier nicht.

Ich gehe erstmal auf die Details ein und sage vielleicht morgen mehr zum Inhalt:

Jascha Elankowa rannte, so schnell ihre gut trainierten Beine sie trugen.

Diese „gut trainierten Beine“ haben mich, ehrlich gesagt, irritiert. Das klingt so technisch und fast ein bisschen angeberisch. Ich würde das weglassen. Wir sehen ja später, dass Jascha kräftig ist.

Ich habe überlegt, ob Du das vielleicht machst, weil Dir bewusst ist, dass man zu Anfang am besten was Besonderes zu seinem Charakter erzählt. Ich finde das aber nicht besonders. Ich finde, es klingt floskelhaft. Wenn ich mir den ganzen ersten Absatz ansehe, fällt mir auf, dass Du bei der Umgebung, also bei den Verfolgern anfängst, und dann zu Jascha springst, Deiner Prota. Ich würde anregen, es andersherum zu machen, bei der Prota zu beginnen. Zeig sie rennend, atemlos, auf der Suche nach einem Fluchtweg. Zeig uns danach die Verfolger. Ich glaube, das könnte spannender sein und besser hooken.

Rechts: eine enge Gasse, einige Menschen die hinein, aber Keiner der heraus kam.

Komma vor „die“, „keiner“ klein, Komma vor „der“.

Mit diesem Umschauen und Analysieren der Umgebung willst Du klarmachen, dass die Jascha eine ganz taffe ist, was? Ich finde das schwierig. Das wirkt so gechillt, wie sie sich die Zeit nimmt, die Umgebung zu betrachten. Mein Vorschlag: Mach es genauso wie jetzt, ergänze aber, was Jascha tut. Wie sie sich umsieht, ihr Herz rast, wie sie halb abbiegt, schlitternd doch noch die Richtung ändert. Denn so ist das reine Beobachtung, und was Deine Prota tut, während sie beobachtet: Na ja, wir wissen, sie rennt halt. Das ist ja aber das Wesentliche, was sie gerade tut. Das würde ich nicht einfach „vergessen“.

Das Adrenalin in ihrem Blut schärfte Jaschas Sinne bis zur Grenze des Erträglichen und ließ sie ihre Umgebung, wie durch einen Scanner betrachten.

Komma weg vor „wie“. Außerdem finde ich, der ganze Satz sieht aus wie eine Entschuldigung für das Analytische davor. Da merke ich: Ach, die Autorin weiß, dass das skurril ist. Würde ich komplett weglassen, dafür vielleicht mehr darauf eingehen, was Jascha, abgesehen davon, was sie sieht, tut. Die Art, wie sie sich bewegt, und so etwas, das könnte viel gehaltvoller sein als solche Rechtfertigungen. Weil ich dann WIRKLICH etwas über sie erfahre.

Jascha rannte weiter, schlängelte sich durch die dichte Menschenmenge, schlug Haken um die Verkaufsstände und versuchte nicht zurück zu schauen.

Komma vor „nicht“.

Ihre Verfolger holten auf.

Und woher weiß sie das, wenn sie nicht zurückschaut?

Jascha sprang. Ihre rechte Hand griff ins Leere. Ihr Körper machte sich bereit für den Aufprall, als sie sich mit letzter Verzweiflung streckte und mit der linken Hand die Kufe des Gleiters erwischte. Sie griff zu, klammerte sich mit beiden Händen fest und zog die Beine an. Dann trat sie mit voller Wucht in das siegessichere Grinsen auf dem Gesicht ihres Verfolgers, der nach ihren Beinen schnappte.

Das finde ich gut geschrieben. Ich glaube, wenn Du Dich im ganzen Text davor mehr auf Jascha konzentrieren würdest, bei der ganzen Beobachtung der Umgebung nicht vergisst, dass Du aus der Perspektive einer Prota schreibst, die etwas tut, die sich nämlich körperlich verausgabt, dann hättest Du mich mehr reinziehen können. Um doch noch diesen Exkurs zu wagen: Bei „Mad Max“ spüre ich auch pausenlos die glühende Wüstenhitze, den Staub, das Feuer, das Benzin, Schweiß und Blut und Erschöpfung. Keinen Augenblick, in dem das nicht ganz, ganz deutlich gemacht wird. Das würde ich Dir auch raten.

Sie brauchte einen Plan.

Das würde ich streichen. Das kommt gleich mit dem Augenschließen, und das finde ich richtig gut. Da stinkt dieser müde Floskelsatz ziemlich gegen ab.

Jascha schloss für einen Moment die Augen und atmete tief ein und aus. Eine kleine Pause. Nur einen Moment, um Kraft zu sammeln, um eine Idee zu bekommen, wie sie aus dieser Sache heraus kam.

Hier: sehr gut. Viel besser als: „Sie brauchte einen Plan.“

Dort lag die „Rote Oktober“ Babkas „Rote Oktober“.

Komma oder Punkt nach dem ersten „Rote Oktober“.

Der Anblick des alten Frachtschiffes gab ihr einen Stich, der noch stärker schmerzte, als der Krampf in ihren Armen.

Komma weg vor „als“.

Noch vor einer Woche, noch vor drei Tagen, wäre sie jetzt einfach abgesprungen, die Laderampe hochgesprintet, hätte Gregori zugerufen, die Motoren zu starten und dann hätten sie ihren Verfolgern die Heckklappe vor der Nase zugeknallt und wären mit einem sensationellen Schnellstart in den Weiten des Alls verschwunden, lachend und auf ihren Erfolg mit einem Wodka anstoßend.

Ziemlich langer Satz, aber da er relativ simpel aufgebaut ist, trotzdem lesbar. Aber Komma weg nach „Tagen“ und Komma vor „und“ (obgleich das wohl Geschmackssache ist, aber bei langen Sätzen besser ein paar mehr Kann-Kommata einbauen).

Die Verfolger waren ihr wieder auf den Fersen und hier in der Luft, würden sie sich nicht scheuen, auf sie zu schießen.

Komma weg vor „würden“. Und waren die nicht die ganze Zeit hinter ihr? Warum „wieder“?

Jascha wusste, dass sie keine Chance hatte. Sie hatte kein Zuhause mehr, keinen Babka, kein Geld, keine Freunde. Sie war eine Weltraumpiratin, 21, top ausgebildet, aber ohne jegliche Perspektive und wenn die Waffenliga sie lebend schnappte, würde sie ihre Schulden die nächsten Jahrzehnte in irgendeinem Bordell abarbeiten.

Hm, also mal ganz davon ab, dass ich die Zahl ausschreiben würde … Erstens: Eine topausgebildete Piratin? Srsly? Zweitens: Das ist ein totaler Erklärblock. Hier kommt so die Autorin rein und sagt: Wartet mal kurz, Leute, unterbrecht die Handlung, ich will eben erklären, was los ist. Nicht tun, wie mein Großvater sagen würde.

Jaschas verkrampfte Muskeln nahmen ihr die Entscheidung ab, was zu tun sei.

Den Nebensatz würde ich streichen.

„Hör auf zu flennen, du Gör. Steh auf und wehr dich! Wer aufgibt, ist tot.“ Drangen Großvaters Worte durch ihren Schmerz.

Ah, Jaschas Großvater sagt auch Dinge. Du stellst einen Redebegleitsatz nach, also Punkt weg am Ende der wörtlichen Rede, Komma nach dem Anführungszeichen oben, „drangen“ klein.

Also, Snowmaid, ich höre erstmal auf. Ich glaube, Du machst es Dir selbst extrem schwer damit, mit einer Verfolgungsjagd zu starten. Theoretisch würde man denken: Wieso, da passiert viel, ist doch super. Das Ding ist: In Actionszenen passiert nur dann was Spannendes, wenn ich weiß, wer was mit der Action erreichen will, und wenn ich mir um jemanden Sorgen machen kann. Da ich Deine Figuren und die Situation aber nicht kenne, ist mir das ziemlich egal. So rennen nur ein paar Leute, die ich nicht kenne, und wollen dabei Dinge erreichen, über die ich nichts weiß. Spannend wäre es, ich würde am Anfang gleich was über Jascha und ihre Situation erfahren. So etwas in Actionszenen einzuweben, ist schwierig. Also, ich würde mir überlegen, das anders aufzuziehen. "Mad Max" beginnt z.B. mit Max' Gefangennahme. Es schließt sich gleich die erste Actionszene an. Als er tätowiert und geschoren wird, unternimmt er einen ziemlich verzweifelten Fluchtversuch. Zu dem Zeitpunkt weiß ich aber schon: Er wurde gefangen und wie Vieh behandelt. Er will sich befreien. Die Situation ist aussichtslos, denn ich habe diesen Ort von außen gesehen, und er ist eine Festung. Etwas Derartiges weiß ich über Jascha und ihre Situation nicht, als die Action losgeht. D.h., es fällt mir recht schwer, mitzufiebern, weil ich gar nicht weiß, was sie überhaupt erreichen will, und die Situation kann ich auch nicht einschätzen. Es wirkt also alles ziemlich 08/15-mäßig.

Dazu muss aber wohl gesagt werden, dass ich nur bis hierhin gelesen habe und deshalb natürlich nicht weiß, welche Möglichkeiten es noch so gibt und worum es eigentlich geht. Aber wie gesagt, Du machst es mir auch schwer, denn ich finde den Einstieg eher ermüdend.

Das war’s erstmal von mir. Ich schaue die Tage nochmal rein, bin aber erstmal unterwegs. Deshalb nur der kurze Besuch. Make it work!

Actionreiche Grüße,
Maria

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi @TeddyMaria,
das ist ja schon eine Menge zum Nachdenken. Danke, dass du reingeschaut hast.
Grüße von Snowmaid

 

@TeddyMaria,
endlich geschafft. Jascha ist jetzt komplett überarbeitet. Stärker fokussiert und hoffentlich ist mir das "show" statt "tell" jetzt besser gelungen.
Freue mich, wenn du noch mal reinschaust.
LG Snowmaid

 

Hallo Snowmaid,
Ich hatte die erste Fassung gelesen aber nicht kommentiert. Die aktuelle Fassung gefällt mir sehr gut und ich würde die Geschichte gerne weiterlesen. Der Anfang ist zwar etwas geradlinig und enthält viel Infos, aber im zweiten Teil gibt es mehr Dialoge und die Geschichte wird farbiger.
Weiter so und viel Spaß beim Schreiben,

Werner am NO Kanal

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @Snowmaid,

ich habe die bisherigen Kommentare nicht gelesen und steige sofort ein.

Zunächst frage ich mich, warum der Text so framentiert aussieht, du so viele Absätze/Leerzeilen machst. Fast alle kannst du dir sparen.

Jascha saß auf dem Bett und bewegte ihre nackten Zehen
Oh, ich kenne Jascha nur als Jungennamen (Radiomoderator beim WDR). Wieder was dazugelernt. :)

in dem die Waffenliga sie eingesperrt hatte,
Da möchte ich schon wissen, wer oder was die Waffenliga ist. Hast mich am Haken.

Jascha saß auf dem Bett und bewegte ihre nackten Zehen in den verschwitzten, klobigen Boots. Das feuchte Leder fühlte sich glitschig an. Das Tanktop klebte an ihrem Körper und Jascha spürte das Blut heiß in ihrem Organismus pulsieren.
M.E. ein paar Adjektive zu viel.
Vor allem, dass die Boots drei Eigenschaften haben, finde ich übertrieben. Verschwitzt, klobig, feucht.
Ich hätte die Dinger längst ausgezogen und Schuhe und Füße gelüftet ... ;)

Doch Jascha hatte einsehen müssen, dass sie nichts hatte, was sie der Waffenliga anbieten konnte: Die Ware war verkauft, das Geld hatte Gregori und die „Rote Oktober“ war fort. Jascha hatte gedacht, nichts könne schlimmer sein, als Babkas Tod, doch sie hatte sich geirrt.
Kein Einziger hatte auf ihrer Seite gestanden. Und die Erinnerung, wie sie sie, als Geschenk verschnürt, vor Tuk-Vans Außenposten geworfen hatten ...
und ein kräftiger, kahlköpfiger Tuk in den Raum rollte,
Ich weiß noch nichts Konkretes über Jascha, und dann werden noch Waffenliga, Gregori, Roter Oktober und Babka und noch Tuk-Van bzw. Tuk eingeführt. Finde ich anstrengend und ich überlege, ob ich überhaupt noch dranbleiben soll.
Ich finde, du hättest dir mehr Zeit für die Figuren lassen sollen. Die "einfache" Aufzählung hilft mir nicht weiter.

und Jascha wurde an ihrem Zopf gepackt.

Der Schmerz schoss heiß in ihre Kopfhaut,

Hier ein Beispiel, wo der Absatz überflüssig ist. Die Handlung fließt hier; der Absatz unterbricht bloß den Fluss.

Der Schmerz schoss heiß in ihre Kopfhaut, als der Tuk sie in den Gang hinaus schleifte. Jascha stolperte in großen Schritten hinter ihm her, den Oberkörper weit vorgebeugt, bemüht mit dem Tuk Schritt zu halten, um nicht skalpiert zu werden.
"Hinausgeschleppt werden" und "mit großen Schritten hinterherstolpern" sind für mich zwei völlig verschiedene Bewegungen. Und dann wird ihre Bewegung noch ein drittes Mal erwähnt, dieses Mal als "bemüht, den Schritt zu halten".
Ich würde mir die beste Beschreibung aussuchen und nur diese benutzen. M.E. "hinausschleifen".

„Hey Van, hast du Sehnsucht nach deinem besten Kurier?“

„Wo ist mein Geld, Elankowa?“ Tuk-Van taxierte Jascha mit seinen schmalen Augen und sie bemühte sich, locker zu wirken, während ihr Gehirn auf Hochtouren arbeitete.

„Wie man hört, treibt sich die „Rote Oktober“ im Kiruna-Sektor herum und es sieht nicht so aus, als ob sie Kurs auf Tuk nimmt.“

„Ach Van, du weißt doch, wie das ist. Für einen guten Deal, macht man auch mal einen Umweg. Sobald meine Mannschaft da ist, bekommst du dein Geld und einen fetten Bonus als für´s Warten.“

Weg mit den ganzen Absätzen.

„Wie man hört, treibt sich die „Rote Oktober“ im Kiruna-Sektor herum und es sieht nicht so aus, als ob sie Kurs auf Tuk nimmt.“
Gänsefüßchen innerhalb von Gänsefüßchen sollte man vermeiden. Schreib doch "Roter Oktober" durchgängig kursiv.

Sobald meine Mannschaft da ist, bekommst du dein Geld und einen fetten Bonus als für´s Warten
"einen fetten Bonus als für's Warten"? Du meinst bestimmt "einen fetteren Bonus ..."

dicken Kugelbauch ... kugeligen Leib ... kugelförmigen Körper ...
Mittlerweile weiß ich, wie er aussieht. :rolleyes:

„Du stinkst, Elankowa. Bringt sie weg.(!) Sie soll sich waschen und etwas Hübsches anziehen, dann kommt sie ins Schaufenster.(!)“
Bei den letzten beiden Sätzen würde ich Ausrufezeichen setzten.

Jaschas Augen weiteten sich vor Entsetzen.
Das finde ich auch zu erklärend. Dass sich ihre Augen weiten, reicht mir als Leser. Ich möchte selbst dahinterkommen, dass es aus Entsetzen ist.

Jascha spürte, wie sich der Zug auf ihre Haarwurzeln wieder verstärkte. 200 Haare pro Quadratzentimeter. Eine stabile Fessel, die sich nicht lösen ließ.
Find ich nicht besonders stabil. 200 Haare pro cm² sind unterdurchschnittlich. Normal sind 220. Einige Menschen haben sogar bis zu 300. :teach:

1,76 Meter plus zehn Zentimeter, wenn sie den Fuß streckte
Wofür hier die Details?

Der Hebel funktionierte. Sie kickte das Tablett mit der Obstschale in die Luft, fing das Messer und schnitt mit einer schnellen Bewegung ihren dicken Zopf ab
Auch hier sehe ich Kürzungspotenzial.
Es heißt, dass es funktioniert, dann beschreibst du, wie es funktioniert.

So, ich höre hier mal auf, weil ich nicht richtig in den Text reinkomme.
Ich kann mit Jascha nicht mitfühlen, werde mit vielen Namen und Begriffen überschwemmt, lese Wiederholungen, zu viele Beschreibungen und Erklärungen, meine Augen mögen das fragmentierte Format nicht ...

Hoffe, du kannst mit meinen Hinweisen trotzdem etwas anfangen.


Schönen Abend noch und liebe Grüße,
GoMusic

 

Hallo @GoMusic,
danke für deine Kommentare. Da muss ich wohl noch Mal ran und die Hintergründe etwas langsamer aufbauen.
Die Hinweise auf Kürzungspotential sind auch sehr willkommen, weil es eh schon eine sehr lange Geschichte ist, zumindest für mich. Vielen Dank also für deine Rückmeldung. Grüße von Snowmaid

 

Hej @Snowmaid ,

ich hoffe, du bist mir nicht böse, wenn ich zugebe, deine Geschichte gelesen zu haben, um mal von gesellschaftskritischem Gedings Abstand zu nehmen, denn ich kann gar nicht SF, eben nicht mal gut lesen. :shy: Aber ich hatte Lust und dann gibbet kein Halten. Du wirst ja sehen, ob du mit der Art meines Kommentars etwas gewinnen kannst oder eben nur müde lächeln. Eine Art zu schreiben passt mir sehr gut und das macht es ja schon mal leicht.

Anfangs hatte ihr Gehirn fieberhaft nach einem Ausweg gesucht, nach einer glaubhaften Lüge, nach einem guten Deal. Doch Jascha hatte einsehen müssen, dass sie nichts hatte, was sie der Waffenliga anbieten konnte: Die Ware war verkauft, das Geld hatte Gregori und die „Rote Oktober“ war fort. Jascha hatte gedacht, nichts könne schlimmer sein, als Babkas Tod, doch sie hatte sich geirrt.

Aber hier, so ganz am Anfang und ich bin maßlos überfordert. Too much information für mich.

Eine Hilflosigkeit breitete sich in Jascha aus, rasant wachsend, wie Blitzeis,

Hilflosigkeit wie Blitzeis ist superklasse ...

erstickte jede Hoffnung und trieb ihr die Tränen in die Augen.

... wobei mir in diesem Zusammenhang ersticken nicht gefallen mag. Ich sehe die Hoffnung herumschlittern, was allerdings nicht so schön dramatisch klingt, wie ich zugeben muss.

Sie würde das hier überstehen. Sie würde Gregori finden, ihn in die Luftschleuse der „Roten Oktober“ werfen und ihn im All entsorgen, wie das Stück Dreck, das er war.

Ich Dummi! Klar. N Raumschiff.

bemüht mit dem Tuk Schritt zu halten, um nicht skalpiert zu werden.

Ach, die halten schon was aus. Im Zirkus gab’s mal ne Artistin, die an ihrem Zopf unter dem Trapez schaukelte und wirbelte ... aber skalpiert klingt natürlich drastischer.

und Jascha fühlte sich wie eine Puppe in der Faust eines wütenden Kindes, das kurz davor war, ihr einen Arm auszureißen und sie dann auf dem Boden zu zertrümmern.

Das ist drollig.

Aber dann verlor ich doch die Geduld, denn ich hatte plötzlich einen Film vor Augen: Nikita und deshalb scrollte ich bloß. Zudem ist die Beschreibung tatsächlich auch lang geraten, wobei du sicher auch auf verschiedene Leerzeilen verzichten könntest/solltest.

Es tut mir ein bisschen leid, dass du dich hier auch mit Lesern abplagen musst, die SF nicht zu schätzen wissen und trotzdem kommentieren, aber ich mir halt grad so.

Wenn du sie abgespeckt hast, werde ich aber trotzdem noch mal hineinlesen, weil mir Jascha als Charakter gut gefällt.

Freundlicher Gruß, Kanji

 

Hallo Snowmaid,

ich bin mir nicht sicher, ob das schon jemand angemerkt hat, aber ich würde einfach mal auf die Sprache eingehen. Die finde ich weitestgehend lesbar, doch:

Jascha saß auf dem Bett und bewegte ihre nackten Zehen in den verschwitzten, klobigen Boots. Das feuchte Leder fühlte sich glitschig an. Das Tanktop klebte an ihrem Körper und Jascha spürte das Blut heiß in ihrem Organismus pulsieren. Es kam ihr vor, als ob die Hitze alles an ihr ausgedehnt hätte, wie einen Ballon kurz vor dem Platzen und mit jedem Atemzug schien der fensterlose, kahle Raum, in dem die Waffenliga sie eingesperrt hatte, kleiner und kleiner zu werden.

Um Nacken und Achseln etwas Kühlung zu verschaffen, hob Jascha ihre Arme, nahm ihre blonden Haare hoch auf dem Kopf zusammen und flocht sie zu einem dicken, langen Zopf. Wenn Tuk-Van sie holen ließ, musste sie hellwach sein, bereit, jede Möglichkeit zur Flucht zu nutzen.

Anfangs hatte ihr Gehirn fieberhaft nach einem Ausweg gesucht, nach einer glaubhaften Lüge, nach einem guten Deal. Doch Jascha hatte einsehen müssen, dass sie nichts hatte, was sie der Waffenliga anbieten konnte: Die Ware war verkauft, das Geld hatte Gregori und die „Rote Oktober“ war fort. Jascha hatte gedacht, nichts könne schlimmer sein, als Babkas Tod, doch sie hatte sich geirrt.

Ich weiß, das wirkt jetzt vielleicht kleinlich, aber dein Text beinhaltet wirklich sehr viele Adjektive. Gerade die ersten Absätze, danach nimmt es ab, aber ich finde, man könnte noch weiter abspecken. Ich hoffe, du nimmst das nicht falsch auf, aber (und ich kann da aus eigener Erfahrung sprechen) gerade Schreibanfänger versuchen ihren Text oft aufzuwerten bzw. anschaulich zu gestalten, in dem sie möglichst viele Adjektive verwenden. Mir hat damals, als ich hier neu war, ein schlauer Kommentator mal gesagt, Adjektive sind ein wenig wie Salz: in der richtigen Dosis gut, bei zu viel macht es den Text ungenießbar. Ich würde dir empfehlen 80% der hier markierten Adjektive hier mal zu streichen und den Text probehalber zu lesen, und das auch auf den gesamten Text auszuweiten. Ich garantiere dir, der Text wird durch diese Reduktion an Fahrt und Flüssigkeit gewinnen. Adjektive sind gut, um eine bestimmte Sache hervorzuheben und zu lenken, bei zu vielen wird das für den Leser leider immer schwieriger zu lesen.

Nach einer Überarbeitung würde ich gerne noch mal reinschauen und etwas zur Gesamtstory sagen.

Besten Gruß
zigga

 

@GoMusic , @Kanji, @zigga,
ich danke euch vielmals für´s Lesen und Kommentieren. Habe Jascha gerade überarbeitet. Version 3.0 sozusagen. Jascha nimmt zwar alles sehr intensiv wahr, aber die vielen Adjektive am Anfang waren wirklich ein bisschen dick. Ich habe jetzt auch versucht, Jaschas Geschichte etwas dosierter einzuführen, damit am Anfang nicht gleich zu viele Namen auftauchen. Gregori, Babka, Tuk-Van usw.

So, ich höre hier mal auf, weil ich nicht richtig in den Text reinkomme.
Ich kann mit Jascha nicht mitfühlen, werde mit vielen Namen und Begriffen überschwemmt, lese Wiederholungen, zu viele Beschreibungen und Erklärungen, meine Augen mögen das fragmentierte Format nicht ...
Die Absätze sind jetzt deutlich reduziert und ich habe versucht, Jascha klarer und stringenter zu zeichnen. Vielleicht gibst du ihr noch eine Chance ;)

Es tut mir ein bisschen leid, dass du dich hier auch mit Lesern abplagen musst, die SF nicht zu schätzen wissen und trotzdem kommentieren, aber ich mir halt grad so.
im Gegenteil. Ich freue mich, dass du die Geschichte liest. Ich bin SF-Fan, aber, wie man an meiner Geschichte wahrscheinlich sieht, bin ich kein Technik-Nerd, sondern die Geschichte ist mir wichtiger, als das Science. Also freue ich mich über deinen Blick auf die Story.

Ich weiß, das wirkt jetzt vielleicht kleinlich, aber dein Text beinhaltet wirklich sehr viele Adjektive.
Nein, ich fand das nicht kleinlich. Du hattest ja Recht. Ich habe versucht Jaschas Situation damit plastischer zu machen, aber eigentlich ging es darum, Jascha deutlicher herauszuarbeiten. Also habe ich mir noch einmal die Frage gestellt, was ist Jascha für ein Mensch. Wie tickt sie?
Und ich hoffe, ich habe es jetzt besser hinbekommen.

Ich fand eure Kommentare sehr hilfreich, auch wenn ich jetzt nicht auf jedes Detail eingehe, denn durch die Überarbeitung hat sich einiges (hoffentlich) überholt.
Freue mich darauf zu hören, ob ihr die Geschichte jetzt besser findet.
LG Snowmaid

 

Jascha saß auf dem Bett. Das Tanktop klebte an ihrem Körper und die feuchte Hitze fing an, sie einzulullen. Sie beugte und streckte ihre nackten Zehen in den verschwitzten, klobigen Boots, ein schwaches Aufbegehren gegen die zunehmende Müdigkeit. Die Hitze schien alles an ihr auszudehnen, wie einen Ballon kurz vor dem Platzen und mit jedem Atemzug schien der fensterlose, kahle Raum, in dem die Waffenliga sie eingesperrt hatte, kleiner und kleiner zu werden. Um sich etwas Kühlung zu verschaffen, nahm Jascha ihre schweren, blonden Haare hoch auf dem Kopf zusammen und flocht sie zu einem dicken Zopf. Wenn Tuk-Van sie holen ließ, musste sie hellwach sein, bereit, jede Möglichkeit zur Flucht zu nutzen.
Nee, Snowmaid, du hast zwar schon gut abgespeckt und dein Text liest sich wirklich wesentlich flüssiger, aber ich finde, gerade der erste Absatz ist noch viel zu beladen mit Adjektiven. ich weiß, das tut weh, man hat sie alle lieb, aber es gibt beim Schreiben einen tollen Leitsatz: Kill your darlings.
Ich hab dir mal die Adjektive, die ich killen würde, angemerkt. Lies den Text mal ohne diesen Füllwörtern, und ich finde, du wirst als Leser überhaupt nichts vermissen. Wen interessiert es, dass die Hitze auch noch feucht ist, dass der Raum fensterlos und kahl ist oder dass ihre Haare schwer sind? :) Dein Leser möchte in die Story und nicht mit Nebeneffekten abgelenkt werden.

Ein böses, rollendes Lachen schüttelte Tuk-Vans kugeligen Leib
Was ist denn ein rollendes Lachend? :D

Jascha fühlte sich wie eine Puppe in der Faust eines wütenden Kindes, das kurz davor war, ihr einen Arm auszureißen und sie dann auf dem Boden zu zertrümmern.
Der Schmerz bohrte sich, wie glühende Nadeln in ihren Kopf.
Scham überfiel Jascha, rasant wachsend, wie Blitzeis, ließ sie erstarrten und schrumpfen, bis sie wieder das kleine Mädchen war, das vor Angst zitternd in die toten Augen ihrer Mutter starrte.
Ja, Kritik: Ich kenne das, irgendwie hat man als angehender Autor Angst, zu langweilen, gerade in der Sprache. Dann (das habe ich auch gemacht) findet man Gefallen an Vergleichen - ein guter Vergleich, das ist ähnlich wie mit Adjektiven, kann eine Geschichte wirklich aufwerten. Ich finde - ohne das böse zu meinen -, dass du oftmals ein wenig schiefe Vergleiche anführst. Mittlerweile bin ich auch der Meinung, diese Art von Vergleichen braucht es gar nicht in Erzählungen, das ist so ein bisschen Nebelkerzen und Lichteffekte, weil man der Geschichte, den Figuren und der Erzählung an sich nicht wirklich vertraut und unterhalten will. Wenn man so will, könntest du viele Vergleiche entweder komplett löschen - ginge es nach mir -, oder wenn, dann stark darauf achten, ob das ein gerader Vergleich ist. Blitzeis, glühende Nadeln - das sind halt krasse Bilder, aber, nimm es mir nicht übel, ganz passen tun sie leider nicht. Soweit ich weiß, ist Blitzeis - der Name sagt es - blitzartig da, und wächst nicht an; wenn man an den Haaren gezogen wird, ich nehme stark an, das fühlt sich auch nicht ganz genauso an wie glühende Nadeln, die man dir in den Kopf steckt. :) Nichts für ungut.

Als Jascha erkannte, dass Reden zwecklos war, schaltete ihr Gehirn um und sie scannte ihre Umgebung, wie ihr Großvater es von klein auf mit ihr trainiert hatte.
Das hast du öfter: Ihr Gehirn übernimmt plötzlich Kommando. Ich weiß, was du sagen willst, aber das ist nicht ganz genau. Im Endeffekt ist ihr Gehirn ja auch Jascha selbst, und es führt kein Eigenleben (sofern sie kein Cyborg ist)

Zur Geschichte: Puh, ja. Du hast dich schon gleich an etwas Längerem gewagt, ich weiß nicht, wie viele Seiten das jetzt sind, aber es ist ja schon länger. Schwer, etwas dazu zu sagen. @TeddyMaria hat dir empfohlen, die Action-Szenen zu kürzen, ich weiß nicht, wieviel zuvor im Text waren, aber jetzt sind ja immer noch große Teile der Story einfach nur Verfolgungs- oder Kampfszenen. Mich packen solche Szenen als Leser auch nicht, wenn ich nicht genau weiß, für was oder mit welchem Sinn und Dilemma die Figuren diesen Kampf ausfechten. Mir fehlt hier - nimm es nicht persönlich - die eigentliche Geschichte, die Figur Jascha, das geklaute Schiff. Die Geschichte wird nebenher immer mal erwähnt, aber der wirkliche Großteil des Textes sind Action-Szenen. Sprachlich ist das - bis auf die Adjektivlas am Anfang - leserlich, nur sehe ich als Leser über lange Strecken des Textes keinen Sinn, weswegen Jascha den Kampf, von dem geschildert wird, ausführt. Bei Star Wars meinetwegen weiß man in den epischen Endschlachten und Laserschwert-Kämpfen nach 90 Minuten Film, weswegen dieser Kampf geführt wird; man kennt die Figuren und weiß, es geht um Gut gegen Böse. Da ist man beim Kampf voll dabei, man kauft die Action ab und spürt ihren Sinn - hier kommt zuerst Action, habe ich das Gefühl, und dann wird ein wenig Backstory erzählt, aber mir ist da die Gewichtung ein wenig aus dem Ruder geraten. Würde ich in den ersten 80% der Geschichte szenisch gezeigt bekommen, was zum Dilemma führt, und die restlichen 20% sind dann ein Kampf oder eine Befreiung, könnte ich als Leser wohl viel mehr mitfühlen und verstehen, wieso das, was Jascha hier durchmacht, wichtig ist und ich mitfiebern muss, dass sie es schafft.

Dennoch stehe ich deinem Text nicht per se negativ gegenüber. Man merkt wirklich, dass du erzählen willst, dass du Ideen hast und sprachlich das auch zu großen Teilen umsetzen kannst (dazu hab ich dir ja ein paar Tipps gegeben, wie du dich da noch stärken kannst). Ich sehe bei dir auf jeden Fall Potential, auch wenn ich den Text wie so etwas wie erste Schritte im Schreiben sehe.
Mein Tipp, ohne besserwisserisch klingen zu wollen: Versuche dich an etwas Kürzerem. SF ist ein hartes Pflaster, um einzusteigen, es sei denn, du bist der total SF-Freak und für dich kommt nichts anderes in Frage. Ansonsten hätte ich gesagt, überlege dir einen Konflikt, meinetwegen einen, den du selbst durchlebt hast oder von dem du gehört hast, und versuche den szenisch in einer Geschichte aufzuschreiben. SF ist schwierig, weil hinter jeder Geschichte gleich ein ganz eigenes Universum steht, das erklärt und gezeigt werden muss, eigene Geschöpfe, und dann kommen noch die Protagonisten und der eigentliche Konflikt obendrauf. Nicht einfach, um zu starten. Trotzdem Hut ab, dass du es versuchst. Ich wünsche dir alles Beste.

Gruß
zigga

 

Hi @zigga,
danke für´s nochmalige Kommentieren. Meine erste Geschichte ist es ja nicht grad, aber trotzdem sehr hilfreich, was du schreibst.
Ich werd also noch ein paar darlings killen und hoffe, es ist kein Massenmord nötig ;)

Blitzeis, glühende Nadeln - das sind halt krasse Bilder, aber, nimm es mir nicht übel, ganz passen tun sie leider nicht. Soweit ich weiß, ist Blitzeis - der Name sagt es - blitzartig da, und wächst nicht an; wenn man an den Haaren gezogen wird, ich nehme stark an, das fühlt sich auch nicht ganz genauso an wie glühende Nadeln, die man dir in den Kopf steckt
Das mit dem Blitzeis werde ich noch mal anpassen, aber das Haareziehen fühlt sich genauso an. Man spürt jedes einzelne Haar, heiß und stechend. Das weiß ich als Langhaarmensch aus eigener Erfahrung.

Das hast du öfter: Ihr Gehirn übernimmt plötzlich Kommando.
Hab noch mal genau geschaut, da steht nicht schaltet auf ihr Gehirn um, sondern schaltete ihr Gehirn um. Vielleicht hast du das überlesen. Jaschas Gehirn übernimmt an dieser Stelle also nicht plötzlich das Kommando. Es switched nur um von krampfhaftem Nachdenken auf visuelle Wahrnehmung bei der Suche nach einem Fluchtweg. Jascha hat das ja durch gnadenloses Training perfektioniert.

Mir fehlt hier - nimm es nicht persönlich - die eigentliche Geschichte, die Figur Jascha, das geklaute Schiff.
Eine Frage, um deinen Kommentar besser zu verstehen: Hast du die Geschichte zu Ende gelesen?
Wenn ja, dann habe ich ein wirkliches Problem, denn der Konflikt und die Lovestory haben dich dann nicht erreicht. Wenn nein, dann habe ich auch ein Problem, weil du den Anfang nicht spannend genug fandest, um den Weg mit Jascha zu Ende zu gehen.

Also wie auch immer. Ich mach mich noch mal an die Arbeit.
Liebe Grüße
Snowmaid

 

So, noch einmal stark gekürzt und ein paar weitere Darlings gekillt.
Euch allen vielen Dank für eure Kommentare.
LG Snowmaid

 

Hallo @Snowmaid,

Der Anfang ist schon "hart":

Jascha saß auf dem Bett. Das Tanktop klebte an ihrem Körper. Die Hitze schien alles an ihr auszudehnen, wie einen Ballon kurz vor dem Platzen ...
Nur mal die Wörter zusammen mit dem Erotik-Tag: Da dachte ich, es geht um was anderes. :D
war das gewollt?

Ich kenne ja die Vorgängerversion nicht, aber von dem was ich lese hat die Kürzung gut getan - und ich fand es trotzdem an einigen Stellen noch langatmig oder verwirrend. Oder es kam mir wegen dem verwirrten langatmig vor. Vielelicht bleibe ich mal beim Anfang und nehmen wir mal nur ihre körperliche Verfassung:
- Schwitzend sitzend
- zunehmend müde
- in Gedanken (an die Vergangenheit) versunken
- bishin zu: erstarrt (Blitzeis-artig auch noch - passt nicht zur anfangs erwähnten Hitze)
- Gedanke gab neue Energie.
---> und dann geht sie ab wie'n Klappmesser.
Klar verstehe ich das innere Zerwürfniss, was du darstellen willst. Und die Wörter sollen das ja nur bebildern. versteh mich bitte nicht falsch - ich finde den Einstieg vom Inhalt her gelungen - die Informationen haben mich nicht "überlastet" - war ok. Ich will nur Anregen, ob die die Bilder, die Du als Vergleich anbringst ("blitzeisartig", etc.) nochmal überdenken magst.
Auch der Anschließende Dialog und die Flucht hatten drive. Fand ich gut.

Einzig, dass die Verfolger sooo nah waren, aber nicht mitbekommen haben sollen, dass sie sich in eine sich schließende (als bewegende) Tür verkriecht, fand ich "komisch" - aber das finde ich bei Actionfilmen auch oft komisch, dass das so geht.

Vorsichtig späte Jascha durch die Tür. Was war das hier? Ein Bad? Ein Holoraum? Sie stand auf einem schmalen Streifen goldenen Sandes direkt am Eingang.
Mein Vorschlag: das "Vorsichtig spähen" durch ein schnelles Hineinschlüpfen ersetzen. Zumindest mir fehlte das Hineingehen.
Leider war genau das das Kapitel, was ich aus Langatmigkeit dann nur überflogen habe. Ich habe es dann erst gelesen, als ich den Schluss gelesen hatte.
Das viele Replikator-Essen fand ich unpassend. besonders als sie sich dann noch'n Bier reinpfeift. Und dann schwimmen gehen - nee!! :) Vielleicht magst du das noch kürzen und es mehr in Richtung Candle-Light-Dinner bringen.

Bei der Schlussszene hat mich dann nur die Botschafterin verwirrt. Von wem war sie die Botschafterin? Zu wem gehörte die eigentlich?

Trotz aller Kritik mein Fazit: Schöne Geschichte, stellenweise mit viel Drive geschrieben --> gern gelesen.

ich hoffe Du kannst mit meinem Kommentar etwas anfangen.
Gruß
pantoholli

 

Hi, @Snowmaid

Mensch, da hat sich ja richtig was getan. Zumindest am Anfang, denn ehrlich gesagt, ich bin jetzt zwar besser vorangekommen, aber richtig packen konntest Du mich noch nicht, um über die ganze Länge der Geschichte durchzuhalten. Ich vermute mal, es ist auch ein undankbarer Job, hier eine lange Geschichte zu vertreten. Andererseits: Das ist die Challenge, die Leser/innen so lange und vor allem von Anfang an zu fesseln.

Was Du meiner Meinung nach noch tun könntest, um mich als Leserin vom ersten Satz an in die Geschichte zu ziehen, dazu komme ich gleich, denn eigentlich finde ich es fast ein bisschen unfair, wenn ich was zum Inhalt sage. Ich beginne deshalb mit zwei formalen Dingen, die mir aufgefallen sind.

Erstens: Du setzt viel zu viele Kommata. Ich zeige mal ein bisschen was davon.

(Ach, zuerst noch was anderes. Schau mal hier:

Jascha Jascha
Jascha

So beginnt Dein Text. Sieht doof aus. Bei WK wird der Titel Deiner Geschichte automatisch als Überschrift gesetzt, da musst Du nicht selbst noch eine hinzufügen. Tatsächlich ist mir aufgefallen, dass die Kapitel später nummeriert sind, nur die „1“ fehlt. Das würde ich hier statt des zweiten „Jascha“ einsetzen.)

Jetzt aber die lieben kleinen Kommata.

Die Hitze schien alles an ihr auszudehnen, wie einen Ballon kurz vor dem Platzen und mit jedem Atemzug schien der fensterlose Raum, in dem die Waffenliga sie eingesperrt hatte, kleiner und kleiner zu werden.

Komma weg vor „wie einen Ballon“. Übrigens finde ich den Vergleich ein bisschen lustig. Erinnert mich an meine Kindheit, wo wir Witze darüber gemacht haben, wie komisch und eklig das wäre, wenn man beim Essen platzt. Also: ein bisschen kindisch und irgendwie missglückt, der Vergleich. Ich habe tatsächlich alle restlichen Kommentare mindestens überflogen und lese da, dass es auch anderen Leser/inne/n mit anderen Vergleichen so geht. Damit solltest Du sehr, sehr vorsichtig sein. So ein Vergleich muss wirklich sitzen und sollte keine unfreiwillige Komik beinhalten.

Jascha hatte gedacht, nichts könne schlimmer sein, als Babkas Tod, doch sie hatte sich geirrt.

Komma weg vor „als Babkas Tod“.

Das ist das gleiche Problem wie mit dem „wie“, deshalb erkläre ich das kurz. „als“ und „wie“ können tatsächlich Nebensätze einleiten, das tun sie aber nicht immer. Und wenn Letzteres der Fall ist, kommt da kein Komma hin.

Warum? Kommata benutzt man i.d.R. zur Trennung von Haupt- und Nebensätzen. Ausnahmen gibt es natürlich, zum Beispiel setzt man sie auch bei Aufzählungen ein, aber das tut hier nichts zur Sache. Was kennzeichnet einen Satz? Ein Satz enthält mindestens Subjekt und Prädikat. „wie einen Ballon kurz vor dem Platzen“ und „als Babkas Tod“ enthalten aber keine Prädikate (das sind konjugierte Verben). Wenn Du schreiben würdest: „als Babkas Tod gewesen war“, dann wäre ein Komma richtig, weil das dann ein vollständiger Nebensatz wäre, erkennbar am „war“, dem Prädikat, das sich am Ende des Satzes befindet, was ein Zeichen für einen Nebensatz ist. Solange Du ein solches Prädikat nach „wie“ und „als“ aber nicht findest, gehört da kein Komma hin.

Diesen Fehler machst Du sehr häufig, also aufmerksam im gesamten Text korrigieren. Ich weiß, wenn man Kommata nicht so sehr liebt wie ich (guck mal, noch ein Beispiel für ein „wie“ ohne Komma), ist das eine echt nervige Arbeit, aber es wird das Lesen Deines Textes erleichtern, und wenn Du Dich damit beschäftigst, passiert das richtige Setzen oder in Deinem Fall das Weglassen von Kommata irgendwann von selbst.

Es gibt einen weiteren Grund, aus dem einige Leute dazu verleitet sind, zu viele Kommata zu setzen.

Scham überfiel Jascha wie Blitzeis, ließ sie erstarren und machte sie wieder, zu dem kleinen Mädchen, das zitternd in die toten Augen ihrer Mutter starrte, unfähig sich zu bewegen.

Komma weg vor „zu“.

Für einen guten Deal, macht man schon mal einen Umweg.

Komma weg vor „macht“.

Das Adrenalin in ihrem Blut ließ Jaschas Sinne nun bis zur Grenze des Erträglichen arbeiten und während sie hörte, wie Tuk-Vans Männer, das Tor entriegelten, explodierte eine Welle aus Formen, Farben und Gerüchen in ihrem Kopf.

Komma weg vor „das Tor“.

Ich weiß ehrlich gesagt nicht genau, wie ich das erklären soll, denn die Kommata gehören da einfach nicht hin. Ich glaube, das kommt davon, wenn man Kommata nach Gefühl setzt, also da, wo es vom Satzrhythmus her so klingt, als wäre da ein Komma. Das ist so ein Ratschlag, den manche Lehrer/innen geben, aber ich weiß nicht, was das soll. Wenn man total viel Lese- und Schreibroutine hat, dann klappt das vielleicht, weil man einfach ein Gefühl dafür hat. Aber ich bin davon überzeugt, dass die wenigsten Leute (obgleich es auch hier einige von ihnen gibt) ein solches Gefühl für Kommata haben.

Alle anderen Schreibenden müssen die Kommaregeln kennen. Auch hier hilft wieder, die Sätze auf Prädikate zu prüfen. Wenn etwas von Kommata eingekastelt ist, es sich aber weder um eine Aufzählung (z.B. „Im Urlaub kaufte ich Äpfel, Karotten, Tomaten und Bananen“), noch um einen Einschub (z.B. „Im Urlaub kaufte ich Obst, Äpfel und Bananen, und Gemüse, Karotten und Tomaten“), dann tut es den Satzteilen total weh, wenn sie von ihrem Prädikat getrennt werden. Ein Satz ohne Prädikat (Beispiel aus Deinem Text: „Für einen guten Deal“) ist sehr, sehr unglücklich, denn es ist kein Satz. Du darfst die Satzteile (bis auf in einigen Ausnahmen) nicht vom Prädikat trennen. „Für einen guten Deal“ funktioniert einfach nicht ohne „macht man einen Umweg“.

Übrigens ist die Zeichensetzung auch sonst teilweise recht … na ja … verkorkst. Beispiel:

Jascha versuchte verzweifelt auf die Beine zu kommen, aber der Tuk war zu schnell und ihr blieb nichts, als sich so gut es ging schützend zusammen zu rollen.

Komma vor „auf die Beine“, Komma weg vor „als“, Komma vor „so“ und vor „schützend“.

Also, insgesamt, der Text braucht eine ordentliche Zeichensetzungsrevision, und ich ahne, wie ätzend das ist. Ich würde Dir empfehlen, schon beim Schreiben auf Prädikate zu achten, sie sind die besten Anzeichen für Kommata. Dazu vielleicht nochmal online die Zeichensetzungsregeln im Detail nachlesen. Und danach eine/n Korrekturleser/in an Deinen Text setzen, jemanden, der sich damit super auskennt. Bei mir macht das z.B. meine Omi. Zum Inhalt sagt sie kaum was, dafür habe ich WK. Aber Ausdruck, Rechtschreibung und Zeichensetzung, das machen wir zusammen, bevor ich irgendwas hier hochlade. Inzwischen mache ich das nicht mehr so akribisch wie früher, aber ich halte mich persönlich inzwischen auch für relativ sattelfest. Also: Ein/e Korrekturleser/in kann eine unglaubliche Bereicherung sein und muss gar kein Literaturcrack sein. RGZ-Kenntnisse, Geduld und ein guter Bleistift reichen normalerweise aus.

So, jetzt das zweite Problem. Absätze. Da ich in der Begrifflichkeit selbst nicht ganz sattelfest bin, führe ich der Anschaulichkeit halber und damit keine Missverständnisse entstehen, mal zwei Begriffe ein.

Erstens: Einfacher Zeilenumbruch. Der sieht so
aus. Man setzt ihn innerhalb einer Szene, wenn etwas inhaltlich Neues passiert oder ein Sprecherwechsel stattfindet. In den meisten Schreibprogrammen erzeugt man ihn, indem man einmal auf „Enter“ haut. (Nagel mich darauf bitte nicht fest, aber ich glaube, es müsste fast überall so sein.)

Zweitens: Doppelter Zeilenumbruch. Der sieht so

aus. Man setzt ihn normalerweise, wenn eine neue Szene beginnt, sich also Ort und Zeit der Handlung ohne Übergang ändern. In den meisten Schreibprogrammen erzeugt man ihn, indem man zweimal auf „Enter“ haut.

Was das Lesen Deines Textes stark erschwert, ist, dass Du zu wenige einfache Zeilenumbrüche und zu viele doppelte Zeilenumbrüche setzt. Das mit den doppelten Zeilenumbrüchen ist ja recht einfach: Wenn sich Ort und Zeit der Handlung ändern, also eine neue Szene oder ein neues Kapitel beginnt, dann brauchst Du einen. Sonst eher nicht (es gibt Leute, die sie großzügiger verwenden, da bin ich persönlich aber gar kein Fan von).

Von den einfachen Zeilenumbrüchen brauchst Du viel mehr. Du hast oft sehr, sehr lange Textblöcke, was das Lesen stark erschwert.

Halb ohnmächtig wurde Jascha vor Tuk-Vans Stuhl auf die Knie gezwungen.

Vor diesen Satz z.B. würde ein einfacher Zeilenumbruch super passen. Vorher hat Jascha gekämpft, jetzt trifft sie geschlagen auf den Tuk-Chef. Es passiert also etwas Neues. Wenn etwas Neues passiert, ist ein guter Moment für einen einfachen Zeilenumbruch. Generell finde ich, gerade in Actionszenen sind mehr Zeilenumbrüche besser, weil sich dadurch der Text flüssiger und damit schneller und eben actionreicher liest. Lange Textblöcke sehen immer sehr nach komplexen Gedanken und langsamer Handlung aus.

Insgesamt hilft einfach: Schau Dir an, wie die Zeilenumbrüche in Büchern gestaltet sind. Es gibt dafür Konventionen, und wenn Du ein wenig aufmerksam liest, wird es Dir sicher nicht schwerfallen, dafür ein Gespür zu entwickeln. Insgesamt glaube ich, dass ich durchs wissenschaftliche Schreiben da Vorteile habe, weil wir da sehr streng darauf achten: Ein neuer Gedanke bekommt einen Zeilenumbruch. Genauso ist es in Geschichten auch, da ist es aber manchmal schwieriger, festzustellen, was „ein neuer Gedanke“ ist, denn da geht es ja auch um eine Änderung von sprechenden und handelnden Figuren, Wechsel von innerer zur äußerer Handlung, das Schildern verschiedener Sinnesmodalitäten usw. Aber Hexenwerk ist das auch nicht.

So, ganz kurz aber nochmal zum Inhalt. @zigga hat ja schon schlau gesagt, dass Du durch die ganze Action eigentlich an der Figur vorbeierzählst. Ich habe ein bisschen den Eindruck, dass Du sehr viele Filme wie z.B. „Avengers“ schaust. Die beginnen ganz klassisch mit einer Actionszene. So fühlt sich das hier auch ein bisschen an, weshalb ich diese klassischen Actionfilmanfänge mal als Beispiel anführe.

„Avengers“ haben „Jascha“ gegenüber einen riesigen Vorteil: Ein Großteil des Publikums kennt die handelnden Figuren schon, weiß, warum sie wogegen kämpfen (obgleich ich sagen muss, dass ich nie ganz gecheckt habe, was die Avengers eigentlich tun, aber ich penne in den ersten zehn Minuten auch immer weg, kann also zusammenhängen). Um auch das DC-Universe einzubeziehen, ist mir aber aufgefallen, dass all diese Universen sehr viel Zeit damit verbringen, ihre Figuren zu zeigen und zu expositionieren. Jede Figur bekommt ein Spin-Off, und in „Justice League“ ist mir eine Szene aufgefallen, die reines Liebhaberpotenzial hat und eher wie eine Deleted Scene wirkt, es aber trotzdem in den Film geschafft hat: In einer Szene sitzt Aquaman auf der Peitsche von Wonder Woman, die jeden dazu zwingt, die Wahrheit zu sagen, und erzählt, was für große Angst er hat. Das ist eine Szene, die keine große Bedeutung für die Handlung hat, aber eine Riesenbedeutung für die Figur. Und deshalb ist sie dabei.

Wie gesagt, aber, das Kinopublikum kennt die Avengers und die Mitglieder der Justice League schon. Jascha kennen sie nicht. Also anderes Beispiel: In Den Haag habe ich mir mal IMAX gegönnt und deshalb „Alpha“ gesehen, einen Film über die Domestizierung des Hundes. Auch dieser Film beginnt mit einer Actionszene: Jäger jagen eine Herde Büffel. Aber bevor die Action beginnt, werden ein paar Dinge gezeigt: Jäger liegen im Gras und beobachten die Herde. Ein Mann gibt das Zeichen zum Abwarten. Wir lernen: Er ist der Anführer. Neben dem Anführer liegt ein Junge, der verdammt ängstlich aussieht. Der Anführer wirft ihm einen besorgten Blick zu, vergewissert sich, dass der Junge bereit ist. Wir lernen: Der Junge ist sehr unerfahren und nervös, der Anführer ist besorgt um ihn, väterlich besorgt. Und DANACH beginnt die Action.

Das heißt, der Film macht etwas sehr, sehr Wichtiges: Er bringt uns die Hauptfiguren (Keda und seinen Vater, den Stammeshäuptling) nahe, bevor er in die Action startet. Der Anfang Deiner Geschichte liest sich schon etwas besser, weil Du das jetzt, anders als in der Vorgängerversion, auch probierst. Aber was ist der erste Satz:

Jascha saß auf dem Bett.

Viel besser wäre es, Du würdest ganz zu Anfang schon etwas super Catchiges über Jascha sagen. Es geht wirklich um den allerersten Satz. Für die Figur der Jascha und ihre Geschichte ist völlig irrelevant, dass sie auf einem Bett sitzt. Spannender wäre, wenn sie weinen würde oder mit der Faust gegen die Wand schlagen würde, wenn ich sie sofort bei etwas sähe, was mir etwas über sie sagt, was mich mitfiebern lässt. Wenn ich also erfahre, wofür sie kämpft und warum sie in Schwierigkeiten ist.

Etwas, das mich reinzieht. Du kannst Dir Deine Geschichte aus der Perspektive der Leser/innen wie eine Nebelwand vorstellen. Deine Leser/innen wissen zu Anfang nicht, was dahinterliegt, und so eine Ansammlung von Buchstaben sieht ja auch erstmal nicht besonders sexy aus. Was Du also tun musst, ist, aus dem Nebel heraus die Angel auszuwerfen und den/die Leser/in einfach reinzureißen. Mit Wucht. Und „Wucht“ heißt nicht „Action“. Das ist, denke ich, ein häufiges Missverständnis. Viele Schreibende denken, dass man das Reinreißen erzeugt, indem man vielviel geschehen lässt. Aber das stimmt nicht (meine Meinung). Wucht heißt „Mitgefühl“. Von Anfang an solltest Du Mitgefühl mit Deiner Figur erzeugen, so wie ich mir sofort Sorgen um den jungen Keda auf seiner ersten Jagd gemacht habe und die Verzweiflung seines Vaters nachvollziehen konnte, als der Junge von einem Büffel attackiert wurde. Wenn dieses Mitgefühl erstmal da ist, bin ich bereit, mit allem mitzufiebern, was Deine Prota durchmacht. Von Anfang an.

Das ist alles, was ich erstmal zum Inhalt sagen werde. Fairerweise. Hoffe, das hilft Dir trotzdem.

Noch eine Ergänzung: Ich finde die Action an sich ziemlich cool. Die Sache mit dem Zopf zum Beispiel, das gefällt mir super. Sehr dynamisch geschrieben. In meinen Augen beweist das so ein bisschen, dass Action ohne Mitgefühl ziemlich hohl ist. Denn Du schreibst gute Action. Aber dadurch, dass Deine Figur mir vorher gar nicht nahe gekommen ist, bleibt mir die Action trotzdem gleichgültig. Auch ich würde stark anregen, dass Du das anders gewichtet.

Als Inspiration der erste Satz meiner Lieblings-SF-Reihe:

The Scopuli had been taken eight days ago, and Julie Mao was finally ready to be shot.

Wir lernen im ersten Satz, wer die Prota ist (Julie Mao), in welchen Schwierigkeiten sie steckt (ihr Schiff wurde gekapert) und wie sie sich fühlt (mit ihrem Leben hat sie abgeschlossen). Ich erwarte prinzipiell keine ersten Sätze von einem solchen Format. Aber schon mehr als die Info, dass die Prota auf einem Bett sitzt.

Und nu bleibt nur noch: Make it work!

Very much Grüße,
Maria

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi @Snowmaid ,
Ich habe die voherigen Versionen nicht gelesen und kann dir daher nicht sagen, was man groß besser oder anders machen kann. Das überlasse ich dann lieber den Profis :D .

Deshalb nur ein paar Sachen, die mir beim Lesen aufgefallen sind.

Scham überfiel Jascha wie Blitzeis, ließ sie erstarren und machte sie wieder, zu dem kleinen Mädchen, das zitternd in die toten Augen ihrer Mutter starrte, unfähig sich zu bewegen. „Hör auf zu flennen, du Gör“, ermahnte sie sich. Sie war kein kleines Kind mehr und sie war auch nicht schwach, wie ihre Mutter. Sie würde das hier überstehen und sie würde sich rächen.

Diese Stelle erzeugt bei mir zwei Eindrücke. Erstens, dass Jasha entweder ein Arsch ist oder eine verdammt schwere Kindheit hatte. Und Zweitens, dass ihr Wunsch nach Rache gar nicht so sehr groß sein kann. Anstatt gegen die Wände zu treten und die Wärter wüst zu beschimpfen, weil alles in ihr Blut sehen will, denkt sie an ihre tote Mutter. Klingt für mich nach eine Trauma. :bonk:

schaltete ihr Gehirn um und sie scannte ihre Umgebung,

Ich weiß zwar was du sagen willst, aber es klingt irgendwie komisch. Vielleicht eher: "Sie verwarf den Gedanken, sich herausreden zu wollen, und betrachtete ihr Umgebung nach einer Möglichkeit...."


Muss ich das Gerät kennen? :hmm: Oder wird das einfach anders geschrieben?

100 Galaxy

Ich mag deine kleinen, feinen Details :D.

Verzweifelt presste Jascha ihre Hand an das nächste Display und zu ihrer Überraschung öffnete sich die Tür mit einem leisen Klicken.

Mach da zwei Hauptsätze raus. Hört sich schöner an und betont die Überraschung.

Das war es jetzt auch schon von meiner Seite.

Hauste rein,
Michel

 

Hallo @pantoholli,
danke dir für´s Lesen und Kommentieren. War sehr hilfreich.

Ich will nur Anregen, ob die die Bilder, die Du als Vergleich anbringst ("blitzeisartig", etc.) nochmal überdenken magst.
Ist jetzt geändert. Ich hoffe, es ist jetzt klarer.
Mein Vorschlag: das "Vorsichtig spähen" durch ein schnelles Hineinschlüpfen ersetzen. Zumindest mir fehlte das Hineingehen.
auch geändert
Das viele Replikator-Essen fand ich unpassend. besonders als sie sich dann noch'n Bier reinpfeift. Und dann schwimmen gehen - nee!! :)
Das Essen ist jetzt raus. Das macht die Passage auch deutlich kürzer. Und außerdem: welcher Held hat schon Zeit zum Essen ;)
Bei der Schlussszene hat mich dann nur die Botschafterin verwirrt. Von wem war sie die Botschafterin? Zu wem gehörte die eigentlich?
Die Botschafterin ist die Chefin der Ambassador, aber ich habe sie jetzt einfach Chefin genannt. Das ist vielleicht klarer. Außerdem hat sie jetzt einen Namen: Karen.
Trotz aller Kritik mein Fazit: Schöne Geschichte, stellenweise mit viel Drive geschrieben --> gern gelesen.
Das freut mich sehr.
@TeddyMaria
liebe Maria, du warst ja wieder super fleißig. Vielen Dank für deine Rückmeldung.
Erstens: Du setzt viel zu viele Kommata.
Bekenne mich schuldig: ich bin wirklich der Typ, der Zeichen sehr intuitiv setzt und leider habe ich keine Oma, die mir dabei hilft. Aber deine Hinweise waren super verständlich und ich habe mich bemüht, die meisten Fehler zu finden. Schließe aber nicht aus, dass mir immer noch Einiges durchgerutscht ist.
So, jetzt das zweite Problem. Absätze
Auch das habe ich versucht zu ändern. In den ersten Geschichten hatte ich immer zu wenig Absätze und ich glaube, das ist jetzt die Überreaktion.
Viel besser wäre es, Du würdest ganz zu Anfang schon etwas super Catchiges über Jascha sagen. Es geht wirklich um den allerersten Satz. Für die Figur der Jascha und ihre Geschichte ist völlig irrelevant, dass sie auf einem Bett sitzt.
Habe den Anfang noch einmal neu geschrieben und ich hoffe, es ist jetzt nicht zu verwirrend.
@Meuvind
Lieber Michel,
auch dir vielen Dank für deine hilfreichen Anmerkungen.
Diese Stelle erzeugt bei mir zwei Eindrücke. Erstens, dass Jasha entweder ein Arsch ist oder eine verdammt schwere Kindheit hatte. Und Zweitens, dass ihr Wunsch nach Rache gar nicht so sehr groß sein kann. Anstatt gegen die Wände zu treten und die Wärter wüst zu beschimpfen, weil alles in ihr Blut sehen will, denkt sie an ihre tote Mutter. Klingt für mich nach eine Trauma. :bonk:
Ist jetzt geändert. Ein Arsch ist Jascha jetzt hoffentlich nicht mehr, aber ein Trauma hat sie schon.
Ich weiß zwar was du sagen willst, aber es klingt irgendwie komisch. Vielleicht eher: "Sie verwarf den Gedanken, sich herausreden zu wollen, und betrachtete ihr Umgebung nach einer Möglichkeit...."
Auch hier gibt´s jetzt eine Neufassung.
Muss ich das Gerät kennen? :hmm: Oder wird das einfach anders geschrieben?
Sch... Autokorrektur. Muss natürlich Phaser heißen.
Mach da zwei Hauptsätze raus. Hört sich schöner an und betont die Überraschung.
Gemacht!
Vielen Dank euch. Liebe Grüße von Snowmaid

 

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