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Jorska

Seniors
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14.08.2012
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Jorska

Natürlich gibt es in meiner Heimatstadt dieses Kaffeehaus nicht, zumindest nicht an dieser Hausecke, zumindest nicht in diesem Viertel. Und natürlich biegt auch keine Straßenbahn um diese Ecke. Denkbar wäre es, doch allein die Topografie, dieser zum Meer hin abfallende Hügel, lässt mich an andere Städte denken, an Städte, die sich an küstennahe Berge ducken, aneinander gedrängte Häuserreihen, ein Häusermeer gewissermaßen, als wäre die Brandung das Steilufer hoch gefegt und zu Stein erstarrt. An Lissabon fühle ich mich erinnert und an Chañaral und an Macondo … als würde das irgendeinen Unterschied machen, so groß wie unsere Welt ist, diese so wunderbare und so grausame Welt mit ihren vielen Städten und ihren vielen Menschen. Aber immer wieder träume ich von diesem Kaffeehaus in dieser Stadt, die nicht mehr die meine ist und deren Namen ich nie wieder aussprechen werde.
Jedenfalls spielten wir Billard in diesem Café, Jorska und ich, in einem seltsam ockerfarbenen Licht, einem goldenen … fast möchte ich sagen, in einem güldenen Licht, das aus kristallenen Lustern fiel. Die Fenster staubig, die Wände vergilbt und rauchig, sienabraun, in den Ecken fast dunkelbraun, fast pompejanischrot, so rot wie die Plüschbänke, und unter all dem ein in Jahrzehnten gealterter, getretener, pechschwarzer Parkettboden, ölig glänzend und unter meinen Chucks knarrend, als wollte er Geschichten von früher erzählen, von irgendwann. Alles, wirklich alles hier, wirkte alt und schäbig, selbst der Kellner mit seinen eisgrauen Haaren.
Wir spielten Karambol mit einer weißen und zwei roten Kugeln. Jorska, ganz Kavalier, ließ mich beginnen, doch schon den dritten Stoß vermasselte ich und rechtfertigte das mit einer Haarsträhne, die mir ins Gesicht gefallen sei, nein, mit dem Zigarettenrauch, der sich in meine Augen gekräuselt hatte. Jorska nahm mich in die Arme und küsste mich. - Du solltest mal wieder zum Friseur, mein Schatz, meinte er, und außerdem rauchst du zu viel.
Aber dann war’s vorbei mit Kavaliersein. Von seinem ersten Stoß an kam ich kaum noch an den Tisch, nahezu fehlerlos spielte Jorska und zauberte ein imaginäres Liniengewirr auf den Filz. Währenddessen sprach er wieder von seinen beiden Töchtern, die er so lange nicht mehr gesehen hatte und die er so sehr vermisste, mit seiner wunderbar tiefen Stimme sprach er, in diesem Singsang, in diesem Idiom, das ich so mochte, das ich liebte, seit ich als Kind einen Sommer bei meiner Patentante in Chișinău verbracht hatte, dieser von mir vergötterten Grande Dame, dieser vollkommen meschuggenen Alten, der verrückten Modeschöpferin mit ihrem betörenden Frauenduft, einem Duft, der mir schon als achtjährigem Mädchen eine Ahnung vermittelt hatte von meiner Zukunft in dieser großartigen Welt.
Jorskas Töchter, Anyana und Carmen, sechs und neun Jahre alt, lebten bei der Oma in Tiraspol, das wusste ich. Sie seien ihrer verstorbenen Mutter wie aus dem Gesicht geschnitten, zum Glück, sagte er, und soweit er das überhaupt noch beurteilen könne aus tausend Kilometern Entfernung. Jedesmal, wenn Jorska sich über den Tisch beugte und die Kugeln längs des Queues anvisierte, wurde seine Stimme leiser und seine Stirn legte sich in Falten und wenn sich der Hemdärmel über das linke Handgelenk schob, zeigte sich sein bescheuerter Glücksbringer, dieses Bändchen aus geflochtenem Elefantenhaar. Ob es denn in Moldawien überhaupt Elefanten gäbe, hatte ich ihn nicht erst einmal gefragt. Soviel ich weiß, schon in unserer ersten gemeinsamen Nacht, damals, als ich ihn als klitschnasses, frierendes Bündel Mensch in dem Park, dessen Namen ich nie mehr nennen werde, aufgelesen hatte, in diesem gottverfluchten Park, wo er unter einer Platane gekauert war, leise singend und mit einem Taschenbuch von Neil Stevenson über dem Kopf, Snow Crash in der Originalfassung. Er könne es ohnehin beinahe auswendig, sagte er, so oft habe er es auf seiner Odyssee gelesen, und als er mich dabei spitzbübisch angrinste und seine dunklen Zigeuneraugen Blitze schleuderten, spürte ich zum ersten Mal dieses Ziehen im Schoß und meine Beine zitterten. In jener Sommernacht vor eineinhalb Jahren, die so regnerisch und stürmisch war, dass Jorska lachend meinte, er sei wohl in Patagonien gestrandet und nicht in … in dieser elendigen Stadt, deren Namen ich nicht mehr weiß. In dieser Stadt, in der ich siebenundzwanzig Jahre glücklich lebte, und deren Namen ich nicht mehr weiß, deren Namen ich nie wieder aussprechen werde.
Als Jorska ein letzter Zweibander zum Sieg fehlte und er sich konzentriert über den Tisch beugte, trat ich hinter ihn und ließ mich mit dem Oberkörper auf seinen sinken, ganz behutsam, ganz leicht nur. Ich rieb meine Brüste an seinem Rücken und ich spürte, dass er das spürte. Dann glitt ich mit den Händen unter sein Hemd, fuhr ihm mit den Fingerspitzen über Bauch und Brust, küsste ihn hinters Ohr und schließlich einigten wir uns auf ein Remis.
Mein Gott, wie ich ihn liebte.
Als wir das Café verließen, war es stockdunkle Nacht, soweit man eine Nacht in der Stadt überhaupt als stockdunkel bezeichnen kann und wenn überdies der Vollmond am Himmel steht. Wir schlenderten Hand in Hand durch den Park, blieben hin und wieder stehen, um uns zu küssen, um uns in die Augen zu blicken und uns anzulächeln, und über das Singen und Grölen, das undeutlich zu hören war, zerbrachen wir uns nicht weiter den Kopf. Wir steckten in einem Kokon reinsten Glücks.
Und auch der Schlag zerbrach meinen Kopf nicht, nein, er ließ mich nicht einmal ohnmächtig werden. Sie rissen mich von Jorska weg und warfen mich zu Boden, schimpften mich Hure und Drecksfotze, stopften mir meinen Seidenschal in den Rachen und fesselten mich an eine Parkbank. Sie waren zu siebt und einer von ihnen hielt meinen Kopf fest und zwang mich, zuzusehen. Zuerst verschlossen sie Jorskas Mund mit Klebeband, wickelten es mehrmals um seinen Kopf und sprühten ihm aus einer Lackdose Farbe in die Augen. Dann brachen sie ihm die Finger, alle zehn, einen nach dem anderen, und noch heute meine ich, Jorskas verzweifeltes, rasendes Knurren zu hören, und dann ... oh Gott, dann stachen sie ihm mit einer Glasscherbe ein Auge aus und ich, ich konnte meine Blicke nicht von Jorska lassen, weil ich wusste, dass ich ihn jetzt zum letzten Mal lebendig sehe. Ich konnte nicht einmal wegschauen, als sie ihn kopfüber an den Stamm einer Linde hängten, als sie Gerüstnägel durch seine Fußgelenke trieben … ja, sie nagelten ihn an, als wäre er ein lebloses Stück Holz, und ja … da lebte mein Jorska noch.
Oh Gott, da lebte mein Jorska noch ...
Mehrere Stunden noch habe er gelebt, hieß es später. Doch ich war irgendwann ohnmächtig geworden. Oder gestorben, ich weiß es nicht, aber wo ist da der Unterschied? Denn Jorskas stummes Schreien hätte mich noch auf der anderen Seite der Erdkugel erreicht, selbst auf einem fernen Planeten, nicht einmal vom Lachen dieser Männer wurde sein stummes Schreien übertönt, sein ersticktes Wimmern, sein Stöhnen, das mir das Herz in Stücke riss … ich hörte sein lautloses Flehen, ihm zu helfen, ich hörte jedes einzelne Wort. Oh Gott, Lucie, hilf mir, hilf mir doch … nein, lauf weg, Lucie, lauf um Himmels Willen weg … oh Gott …
Oh Gott, was haben sie mit dir getan, Jorska? Wo bist du, mein Jorska? Wo sind deine zärtlichen Hände, deine Augen? Wo ist dein Lächeln jetzt?
Verrückte Drogensüchtige seien das gewesen, stand in den nächsten Tagen in den Zeitungen, und dass Jorskas Brust und Rücken und Gesicht mit hineingekratzten, hineingeritzten, hineingeschnittenen, hineingebrannten Schimpfwörtern und Hakenkreuzen übersät gewesen seien, und dass die Spurensicherung und die Gerichtsmediziner, schrieben sie, mehrere Stunden am Tatort verbracht und sich immer wieder abgelöst hatten, weil selbst diese hartgesottenen Typen von der Abscheulichkeit der Tat bisweilen die Augen abwenden mussten. Während Beamte des Sonderkommandos den Park abriegelten, ringsum die neugierigen Gaffer mit ihren Handykameras herumfuchtelten, während ein milder Frühlingsmorgen in einen ebenso milden Vormittag überging, während sich die Weltkugel also langsam weiterdrehte, lag meine Welt in Trümmern.
Warum wir den Weg durch den dunklen Park genommen hätten, fragten sie mich bei der ersten Einvernahme im Krankenhaus. Behutsam, liebevoll, beinahe zärtlich gingen sie mit mir um, wie mit einem verwundeten Rehkitz.
„Wegen des Vollmonds ... und weil es der kürzeste Weg war … und weil wir uns so liebten.“
Und dann begann ich zu weinen und ich weine bis heute. Und nur manchmal träume ich von einer Stadt, die nicht mehr die meine ist und deren Namen ich vergessen habe.

 

Hallo ernst,

ich weiß gar nicht so richtig, was ich hierzu sagen soll. Versuchen will ich es trotzdem.

Eine schöne Geschichte mit bitterem Ende. Dass du ein Meister der ausgefeilten Sprache bist, weißt du ja sicher selbst. Dass du darüber gerne mal den Plot vernachlässigst, sicher auch ;) Ich erinnere mich an eine Geschichte von dir (leider ist mir ihr Titel entgangen), da hast du deinen Erzähler auf die vorangegangene Nacht mit einer Frau zurückblicken lassen und das ganze lief - zumindest nach meinem Eindruck - auf nichts hinaus. Diesen Vorwurf kann ich dir hier - zum Glück - nicht machen. Das Ende kommt bitter und vor allem plötzlich. Ein krasser Kontrast zu der vorangehenden Szenerie, dem Billardspiel, das du so malerisch beschreibst.

diese so wunderbare und so grausame Welt

In diesen Worten am Ende des ersten Absatzes steckt ja schon alles (so mein Eindruck, aber ich will mir nicht anmaßen, deinen Text bereits in Gänze durchdrungen zu haben), was uns im Folgenden erwartet. Erst das träumerische Billardspiel, dann das gewaltsame Eindringen in diese Harmonie durch die Psychos. Schönheit und Grausamkeit so nah beieinander, Grausamkeit, für die es auch gar keine richtige Erklärung gibt, weil Grausamkeit manchmal eben einfach zuschlägt. Das ist jedenfalls das, was ich aus deiner Geschichte mitnehme. Bemerkenswert finde ich, dass die Erzählerin nach dem Erlebten tatsächlich noch in der Lage ist, die Welt sowohl als "grausam", als auch als "wunderbar" zu bezeichnen.

Bemerkenswert ist auch diese Geschichte. Hat mir sehr gut gefallen.

Zum Schluss eine Kleinigkeit:

Als Jimmy ein letzter Zweibander zum endgü[l]tigen Sieg fehlte [...]

Ach, und ein paar deiner Sätze waren für meinen Geschmack etwas zu lang, aber ich vermute ja, dass das pure Absicht ist ...

Grüße
Mix

 
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Lieber offshore,

Hass, versetzt mit der Freude daran, andere zu quälen, sucht sich einen Vorwand. Manchmal monströs wie in deiner schmerzlichen Geschichte, manchmal und häufiger in kleineren Aktionen oder Wörtern. Gegenwärtig (wieder mal) gerne mit Rechtsaußen-pseudo-Begründungen.
Eine sehr, sehr gut erzählte Story, deren grausames Ende umso schlimmer trifft, weil man zuvor durch die detailreiche Schilderung - zum Beispiel seines Gesichts, seines Arms, zum Beispiel hier:

Jedesmal, wenn Jimmy sich über den Tisch beugte und die Kugeln längs des Queues anvisierte, furchte sich seine Stirn und seine Stimme wurde leiser und wenn sich der Hemdärmel über das linke Handgelenk schob, zeigte sich sein bescheuerter Glücksbringer, dieses Bändchen aus geflochtenen Nashornhaaren.
- zum Komplizen ihrer Vertrautheit wird. Und dann dieses unerwartete, schlimme Ende. Es lässt einen in den Abgrund schauen.
Einzig dieser Satz gefällt mir nicht so gut, (gemahnt, hoch gewogt - das kommt mir hier ein wenig geschraubt vor) :
Denkbar wäre es allerdings, doch allein die Topografie, dieser weniger sanft als vielmehr steil abfallende Hügel hinab zum Meer gemahnt an andere Städte, an Städte die sich an küstennahe Berge ducken, aneinander gedrängte Häuserreihen, ein Häusermeer gewissermaßen, als wäre die Brandung das Steilufer hoch gewogt und zu Stein erstarrt.
Aber das ist eine Kleinigkeit und Geschmacksache.
Gute Geschichte Ernst!

Grüße,

Eva

 

Hallo ernst,

Deine Geschichte beginnt ganz “romantisch”, mit schönen Worten, (etwas zu) ausgiebigen Beschreibungen, um am Ende ganz grausam und in einer anderen Sprache zu enden. Gefällt mir.

Nur ein paar Kleinigkeiten:

Natürlich gibt es in meiner Heimatstadt dieses Kaffeehaus nicht, zumindest nicht an dieser Hausecke, zumindest nicht in Hernals.
Heimatstadt und Hernals: Diese Wiederholung wirkte etwas störend auf mich, da ich zuerst dachte, es seien zwei verschiedene Städte gemeint.

Mir kommen im Text zu viele Ortsnamen vor (Hernals, Lissabon, Chañaral, Macondo, Chișinău, Tiraspol, Moldawien, Patagonien).
Auch, wenn sie nicht mehr weiß, wie der Park und die Stadt des Tatortes hießen, könnte man hier etwas kürzen. Sie weiß ja auch noch das Taschenbuch, ihre Schuhe und die Namen der Töchter, da müssen es nicht unbedingt die sieben Orte/Gegenden sein.

Verrückte Hooligans auf Drogen seien das gewesen, las man in den nächsten Tagen in den Zeitungen, oder nein, man ginge nun doch von Rechtsextremen aus, weil Jimmys Brust und Rücken und Gesicht mit hineingekratzten, hineingeritzten, hineingeschnittenen, hineingebrannten Hakenkreuzen übersät gewesen seien, und dass die Spurensicherung und die Gerichtsmediziner, schrieben sie, mehrere Stunden am Tatort verbracht und sich immer wieder abgelöst hatten, weil selbst diese hartgesottenen Typen vor der Abscheulichkeit der Tat bisweilen die Augen schließen mussten.
Irgendwo hatte ich mal diesen Ratschlag gelesen: Wenn ein Satz über mehr als drei Zeilen ginge, sollte man mehrere Sätze raus machen. Man muss nicht allen Ratschlägen folgen, denn hier passt es. ;)

fragten sie mich bei der ersten Einvernahme im Krankenhaus,
Sagt man da tatsächlich „Einvernahme“ im Krankenhaus? Hm …

Hat mir wirklich gut gefallen.
Gerne gelesen.

Einen schönen Tag und

Liebe Grüße,
GoMusic

 
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Hola Ernesto!

Mir fehlen die Worte!
Ich kann nicht glauben, dass Du diese Kurzgeschichte geschrieben hast.
Ich kann es einfach nicht glauben.

Bin völlig durcheinander
José

PS: Romantik mit hineingekratzten Hakenkreuzen?

 

Hi Ernst,

mir hat deine Geschichte im Prinzip ganz gut gefallen. Was du wirklich gut in meinen Augen hinbekommen hast, ist der stellenweise sehr lange Satzbau, der sich jedoch immer noch angenehm und vor allem verständlich liest. Ein schönes Beispiel dafür, dass man durchaus auch ellenlange Bandwurmsätze verwenden kann, wenn man als Autor das nötige Fingerspitzengefühl und natürlich auch Sprachtalent mitbringt. Wirklich gut. Deine Schilderungen waren von der Ausdrucksweise her stellenweise schon fast überborden, aber auch hier glaube ich, besonders in der Gesamtbetrachtung deiner Geschichte, eigentlich nicht an einen Zufall, stimmts?

Zu sehr will ich dich jetzt aber auch nicht mit Lob zuschütten, weil du ja nicht abheben sollst und außerdem mein großes Idol Major Atomblitz "bescheuert" genannt hast - deshalb kommt jetzt dennoch etwas negative Kritik;). Die Rechtsaußen-Skin-Täter fand ich zu platt und ehrlich zu abgedroschen ... im wahrsten Sinne des Wortes. Eva hat das ja auch schon angemerkt - ich finde, hier bringst du so eine (für diese Geschichte irgendwie unpassende) aktuelle sozialkritische, zeitgeist-konforme Komponente ein, die den Fokus deiner Geschichte (unbewusst?) verschiebt. Denn es besteht dann die Gefahr des Intentionswechsels - war es bis dahin eine sehr romantisch, liebevoll beginnende Beschreibung einer lebenslangen Romanze mit einem unerwartet ernüchternden Ende, so wurd am Ende doch wieder nur ein Politikum draus, welches dem täglichen Inhalt unserer Nachrichten Rechnung trägt. War das deine Absicht? Falls nicht, fände ich es jedenfalls wesentlich erfrischender, wenn's ausnahmsweise mal nicht die bösen bösen Kurzhaarträger wären, die das gängige Klischee bedienen müssen.

Abgesehen davon allerdings bleibt mein Gesamturteil bestehen - eine gut zu lesende, klassische Tragödie über die Liebenden, die sich gefunden und dann wieder verloren haben. Nichts, was mich jetzt nächtelang grübelnd wachhalten wird, aber seien wir mal ehrlich: welche Geschichte schafft das schon, nicht wahr?;)

Grüße vom Eisenmann
-----------------------------------------
josé

Moin!

Nur mal aus reiner Neugier - was macht dich denn so fassungslos an dem Umstand, dass Ernst diese Kurzgeschichte geschrieben hat? Und fehlen dir im Guten oder im Schlechten die Worte? Du hast das ja schon mit einem weiten Interpretationsspielraum in alle Richtungen formuliert:D

Grüße

 
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Lieber Ernst.
Ich mag den opulenten Stil. Das habe ich hier wieder gemerkt. Die Sprachverdichtung hat ihren eigenen Zauber, aber Du scheust Dich nicht vor Schachtelsätzen und Adjektiven. Du trägst dick auf. Irgendwie wirkt es aber nicht überladen, da Du Dir bei der Auswahl Mühe gibst. Auch die Frauenperspektive ist gut gelungen.
Zum Inhalt, es ist mir eine kleine Spur zu eindimensional. Alles zielt darauf ab, die Beiden in einem möglichst guten Licht zu zeigen, damit der Leser sie gleich ganz arg lieb hat. Damit es besser knallt. Vielleicht wirkte das ein bisschen zu manipulativ auf mich.
Trotzdem habe ich die Geschichte richtig gerne gelesen. Einfach weil ich Dir sehr gerne zuhöre, Deine Erzählstimme mag. Mitgenommen hat es mich persönlich irgendwie nicht so richtig. Sie waren mir vorher zu perfekt, an Perfektion verliere ich nicht mein Herz und hinterher war es zu brutal um da emotional mirzugehen. Ein bisschen zu viel Holzhammer, die Guten sind zu gut, die Bösen zu böse. Mitnehmen tun mich meist eher die subtilen, leiseren Töne.
Trotzdem sehr gerne gelesen.
Grethanischer Gruß.

 
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Eiwei, offshore, da hat aber ein leidenschaftliches Herz geschrieben. Und es ist richtig gut geworden.
Die Geschichte, der Stil und die Stimmung, die du einfängst, alles gut. Verdammt gut sogar.
Ich mag diesen ein wenig überschwänglichen Stil, der sich mit langen Sätzen schmückt und so voller Detailreichtum und Genauigkeit strotzt, dass jede Ecke im Raum, jede einzelne verdammten Ecke ihre spezielle Farbe erhält.
Es ist auch eine ziemlich arge Geschichte. Voller Grausamkeit.
Dass du so wenig über die Täter schreibst, das kann ich gut nachvollziehen. De Geschichte bekommt dadurch eine bestimmte Gewichtung: Sie legt den Schwerpunkt auf das Glück der beiden und auf den Moment des Glücks und seine Brüchigkeit. Und darauf, dass die Brüchigkeit nicht durch einen puren blinden Zufall erreicht wird, sondern durch andere Menschen,die doch eigentlich Teil dieser schönen und grausamen Welt sind. Du legst den Fokus eben genau auf den Moment des Glücks und seine Brüchigkeit.
Und was mir noch dazu einfällt, ist, dass deine Sprache eigentlich genau das wiederspiegelt, das Furchtbare und das Schöne. Du schaffst es nämlich mit einer ausnehmend gewählten und liebevollen Sprache wirklich sehr Grausames zu zeigen.

Dass der Name der Stadt nicht genannt wird (das fällt mir nur grad ein, weil jemand vorhin davon sprach) das erkläre ich mir so, dass die Frau den Namen der Stadt nicht wissen will. Sie erinnert sich an jedes Detail, jeden Geruch ihrer Zeit mit Jimmy, sogar an den Namen des Buches auf seinem Kopf, aber den Namen der Stadt, den will sie einfach nicht mehr kennen.

Ein bisschen sprachliche oder Orientiertungsprobleme hatte ich dennoch. Ich liste mal auf:

Natürlich gibt es in meiner Heimatstadt dieses Kaffeehaus nicht, zumindest nicht an dieser Hausecke, zumindest nicht in Hernals.
Es klingt schön, wie du das schreibst, aber wieso sollte denn das Kaffeehaus auch in der Heimatstadt sein? Das ist doch keine Kette, so wie du es beschrieben hast. Also bitte, da muss was Fassbareres hin. Und was soll der markierte Nachklapp? Ich find, auch der klingt schön, aber mir ist die Intention davon nicht klar. Hernals ist die Heimatstadt. Richtig? Das mit dem Kaffeehaus find ich noch gut, das ist, als müsste die Erzählerin sich selbst vergewissern, dass es das Kaffeehaus wirklich in Hernals nicht gibt. Aber so wie du das machst, ist es zwar sprachlich wirkungsvoll, aber wenn man sich von der Geschichte abtrennt und die Sätze anschaut, dann fehlt ein Grund und eine Ausgestaltung dafür, warum du diesen Anfang wählst.

Und natürlich biegt auch der Dreiundvierziger nicht um diese Ecke.
Ich verlier den Ortsfokus. Es ist von zwei Städten die Rede. Richtig? Und der Dreiundvieriger ist in ihrer Heimatstadt. Und diese Ecke in der Stadt, in der das Verbrechen geschehen ist. Richtig?

Denkbar wäre es allerdings, doch allein die Topografie, dieser weniger sanft als vielmehr steil abfallende Hügel hinab zum Meer gemahnt an andere Städte, an Städte KOMMA die sich an küstennahe Berge ducken, aneinander gedrängte Häuserreihen, ein Häusermeer gewissermaßen, als wäre die Brandung das Steilufer hoch gewogt und zu Stein erstarrt. Lissabon fällt mir ein und Chañaral und Macondo.
Okay, jetzt kommt ein Grund, weshalb man auf solche Gedanken kommen könnte, denn du sagst denkbar wärs schon, dass das Cafe im Heimatort liegt, aber dann lieferst du den Grund doch nicht, denn allein schon die Topografie ist eine ganz andere. Verstehst du, das führt dann dazu, dass man mehr auf die Sprache schaut und auf ihre Wirkung, weil es schön fließt, aber es fehlt der Grund für deinen Beginn, der mit der Beschreibung der Stadt spielt, es ist wirkungvoll, weil es so schön fließt, aber sobald ich in die Tiefe gehe, verlier ich den inneren Grund dafür, warum du das so setzt. Hinzu kommt, dass ich irgendwann wirklich nicht mehr wusste, von welcher Stadt denn nun eigentlich die Rede ist.
Ich glaube zu verstehen, warum du das machst, du willst suggerieren, dass das entsetzliche Zerbrechen des Glücks an jedem x-beliebigen Ort passieren könnte, aber mich jedenfalls verwirrst du damit, gut, vielleicht bin ich ja auch zu dusselig, das zu verstehen, aber eigentlich schau ich schon sehr exakt nach, was du eigentlich sagst.
Dann der Satz mit der Topografie - der hier:
die Topografie, dieser weniger sanft als vielmehr steil abfallende Hügel hinab zum Meer gemahnt an andere Städte, der ist sprachlich verzwickt, ich würd nach Topografie ausnahmsweise ein deutlicheres Trennungszeichen machen, denn allzuleicht will man die Topografie und die oder den nachfolgenden Hügel nicht als Aufzählung sehen, sondern aufeinander beziehen, und dann hättest du, wenn man die Hügel im Plural sieht, und das geht mir unablässig so, einen Fallfehler. So - da würd ich einfach mal schauen, ob das noch jemandem so geht, denn vielleicht bin ich einfach zu analytisch.
Der andere Punkt hier ist, dass das Markierte echt zuviel ist. Überleg mal, das ist schwafelig, das hast du, gib es zu, wirklich nur wegen des Rhythmus drin. Es klingt schön, aber probiers mal ohne diese Redundanz, diese inhaltlich leere Selbstverständlichkeit, es klingt echt besser, immer noch rhythmisch und ich find den Satz viel verständlicher. Danach ist alles in bester sprachlicher Butter, sogar sehr sehr schön. Genauso empfindet man das manchmal, dass Meer und Wellen und Gischt zu Häusern geworden sind.

Als würde das einen Unterschied machen, so groß wie diese Welt ist, diese so wunderbare und so grausame Welt mit ihren vielen Städten und ihren vielen Menschen.
Ja, das ist typisch offshore. Und so wunderschön.

Jedenfalls spielten wir Billard in diesem Café, Jimmy und ich, in einem seltsam ockerfarbenen Licht, einem goldenen … fast möchte ich sagen, in einem güldenen Lichtregen, der aus kristallenen Deckenlustern herabfiel.
Auch das hier, sehr schön. Auch die Stelle danach, wo du mit großerAkribie diesen Raum beschreibst, und die knarrenden Chucks auf dem getretenen Boden haben mir auch sehr gefallen.

Jimmys Töchter, Anyana und Carmen, sechs und neun Jahre alt, lebten bei der Oma in Tiraspol und seien ihrer Mutter wie aus dem Gesicht geschnitten, zum Glück, sagte er, und soweit er das überhaupt noch beurteilen könne aus tausend Kilometern Entfernung.
Den Ortsnamen brauchst du jetzt aber wirklich nicht.

Ob es denn in Moldawien überhaupt Nashörner gäbe, hatte ich ihn nicht erst einmal gefragt. Soweit ich weiß, schon in unserer ersten gemeinsamen Nacht, damals,
Ich glaub, das ging jetzt nur mir so, aber ich hab soweit ich weiß als Antwort aufgefasst, zunächst mal, aber es irritierte und warf mich für einen Moment raus.

In jener Sommernacht vor eineinhalb Jahren, die so regnerisch und stürmisch war, dass Jimmy lachend meinte, er sei wohl in Patagonien gestrandet und nicht in … in dieser elendigen Stadt, deren Namen ich nicht mehr weiß. In dieser Stadt, in der ich siebenundzwanzig Jahre ein glückliches Leben geführt hatte, und deren Namen ich nicht mehr weiß, deren Namen ich nie wieder aussprechen werde.
Und hier hast du mich dann endgültig wieder verwirrt. Wenn sie 27 Jahre in einer Stadt war, dann ist das doch wohl auch ihre Heimatstadt - oder? So jung, wie die klingt? Was soll dann der Beginn?


Während Beamte des Sonderkommandos den Park abriegelten, ringsum die neugierigen Gaffer mit ihren Handykameras herumfuchtelten, während ein milder Frühlingstag in einen ebenso milden Abend überging, während sich die Weltkugel also langsam weiterdrehte, lag mein Leben und meine Welt in Trümmern.
lagen

Wie kommt man auf eine solche Story. Ich würds gerne wissen, was dich dazu gebracht hat.
Warum auch immer, sieist jedenfalls verdammt gut geworden. Dass ich sie gerne gelesen habe,das kann ich (das wirst du verstehen) nicht behaupten. Dazu ist sie einfach zu traurig. Und ich möcht auch nicht, dass der Mann Jimmy heißt. Hmm, aber darauf hörst du wahrscheinlich nicht. :(
Lieber offshore, was für eine Geschichte. Und das so schnell nach deinem wunderbaren Maulwurf.

Viele Grüße an dich aus Frankfurt

 
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Das ist noch keine Kommentarantwort, sondern nur eine kleine Leseanleitung quasi. (Bzw. ein Hinweis darauf, dass der letzte Satz den ersten Absatz erklären soll.)
Vor allem für Novak und GoMusic..

Natürlich gibt es in meiner Heimatstadt dieses Kaffeehaus nicht, zumindest nicht an dieser Hausecke, zumindest nicht in diesem Bezirk. Und natürlich biegt auch keine Straßenbahn um diese Ecke. Denkbar wäre es allerdings, doch allein die Topografie, dieser sanft abfallende Hügel hinab zum Meer lässt mich an andere Städte denken, an Städte, die sich an küstennahe Berge ducken, aneinander gedrängte Häuserreihen, ein Häusermeer gewissermaßen, als wäre die Brandung das Steilufer hoch gefegt und zu Stein erstarrt. Lissabon fällt mir ein und Chañaral und Macondo. Als würde es einen Unterschied machen, so groß wie diese Welt ist, diese so wunderbare und so grausame Welt mit ihren vielen Städten und ihren vielen Menschen.

Und dann begann ich zu weinen und ich weine bis heute. Und nur manchmal träume ich von einer Stadt, deren Namen ich nicht mehr weiß.

(Überdies habe ich im ersten Absatz ein paar Worte geändert)

Ihr hört von mir. Vielen Dank einstweilen.

offshore

 
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Lieber Ernst

Dieser Text ist ein Kunstprodukt. Und somit eine Ungeheuerlichkeit.

Ein Kunstprodukt in stilistischer Hinsicht. Diese wohlgedrechselten Sätze, die nachgestellten Teilsätze („an andere Städte denken, an Städte, die …“ / „rot, so rot wie Plüschbänke“ / „wie gross diese Welt ist, diese so wunderbare und so grausame Welt“), die Harmonie und Kontinuität generieren, so als würde man sanft über den Text hinweggleiten, mit den Fingerkuppen über geöltes Holz, die feine Maserung ertastend.

Ein Kunstprodukt aber auch, weil hier das Opfer sein eigenes Leiden stilisiert. Das ist ungeheuerlich! Wer, der so was tatsächlich erlebt hat, würde einen solchen Text schreiben? Die Pointe, den Bruch gegen Ende des Textes so gekonnt vorbereiten, damit der Kontrast maximale Wirkung erzielt? So erzählt man sich Geschichten über Banales: „Zuerst sah das Hotelzimmer wunderschön aus, weisst du, so Schokolade auf den Kissen und überall Marmor und ein weiches Sofa. Aber dann die Ratten …“. Aber den Verlust seines Liebsten auf diese Art und Weise aufbereiten? Geschmacklos? Nein, denn du schreibst ja den Text, die Erzählerin gibt’s gar nicht. Dennoch – oder gerade deswegen - geschmacklos?

Ich denke nicht. Du hättest das alles leicht vermeiden, abschwächen können, indem du keine Ich-Erzählerin einsetzt. Das hast du zum Glück nicht getan. Denn durch diesen Entscheid, durch die – so nehme ich das wahr, andere mögen das anders sehen – eklatante Kluft zwischen Autor und Erzählerin, bringst du mich zum Nachdenken.

Mich bewegt der Text nicht so sehr auf der Ebene dessen, was geschieht. Dafür ist er zu stilisiert, zu durchkomponiert. (Nur die Nägel, diese verdammten Nägel in Jimmy, da hattest du mich ganz!)

Vielmehr lässt du mich durch diese unglaubwürdige Erzählerin darüber nachdenken, was wir tun, wenn wir Texte schreiben, wenn wir über Flüchtlinge und Pädophile und Rechtsextreme und so weiter schreiben und das möglichst in perfekter Form. Triumph der Ästhetik. Das Opfer als Vorlage und Ideengeber.

Ich weiss, diese Gedanken sind nicht neu. Vielleicht übertreibe ich auch und du nennst mir hundert Texte, wo das ebenfalls gemacht wird. Aber dein Text hat mich zum Grübeln gebracht, weil ich das hier ziemlich auf die Spitze getrieben sehe und weil er einfach verdammt gut gemacht ist. Du verstehst mich richtig, wenn du das alles als Lob verstehst.

Lieber Gruss
Peeperkorn

 

Hallo ernst,

wie Peeperkorn schon sagte, ein Kunstprodukt. Sehr bildhaft erzählt, es lässt sich gut lesen, trotz der langen Sätze, ist aber alles schon gesagt worden.

Ich habe mit der Geschichte ein kleines Problem. 27 Jahre lebt deine Protagonistin in der Stadt, ich nehme an, sie ist auch dort geboren. Aber die Erzählerin ist für mein Empfinden älter, denn so erzählt keine 27-Jährige. Es sei denn, sie ist eine Diva, die es gewohnt ist, mit schweren Texten umzugehen, und im Kreise ihrer Freundinnen in diesem Duktus ihr Leben auszubreiten.

Und auch der Schlag zerbrach meinen Kopf nicht, nein, er ließ mich nicht einmal ohnmächtig werden. Sie nannten mich Drecksfotze und wollten, dass ich zusähe, gefesselt und mit einem Knebel im Mund.

Das erscheint mir nicht logisch. Wenn sie wollen, dass sie zusieht, wie sie ihn an den Baum nageln, warum verpassen sie ihr einen Schlag, der sie hätte wenigstens ohnmächtig werden lassen können?
Außerdem fehlt mir hier ein bisschen der Grund des Angriffs, das Motiv. Wenn es Rechtsextremisten waren, muss es politisch motiviert gewesen sein. Das sollte stärker rauskommen.

Sonst kann ich auch nur sagen, dass der Text vom handwerklichen her gut gemacht ist, guter Kontrast. Ich hab’s gern gelesen.

Schönen Gruß
khnebel

 

Das ist noch keine Kommentarantwort, sondern nur eine kleine Leseanleitung quasi. (Bzw. ein Hinweis darauf, dass der letzte Satz den ersten Absatz erklären soll.)
Und du meinst jetzt echt, dein letzter Satz würd deinen sumseligen Anfang rehabilitieren? So ziehst du dich nicht aus der Affäre, mein Lieber.
Lieber offshore, so sehr ich dich liebe, aber den Spruch mit der Leseanleitung kannst du nur wieder mit einer riesigen Portion Kaiserschmarren gut machen.

PS: Anfang ist jetzt auf jeden Fall besser.

Trotzdem :kuss:

 
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Hey ernst,

und wo bitte steht, bitte postet alle heute! Ich guck in die Liste mit neuen Geschichten und glaub, mich trifft der Schlag ... das ist ja wie zu TdM Zeiten hier ... hört das denn nie auf? :D

Also eine kleine Neue von Dir. Ich habe nicht geheult, um das mal vorweg zu nehmen. Ich habe breit gegrinst und dachte, was für ein A..., wie dreist. Da nimmt er sein Sprachschmuckkästchen und seine Pastellpalette und dann tupft er ein bisschen hier und da und Küstenorte und Sonnenuntergang und Zigeunerleben und zwanziger Jahre Charme und Liebe, ja Liebe muss noch unbedingt rein, und dann, als das Bild wirklich anmütig zart da auf der Leinwand schimmert, da tritt der Ernst einmal kraftvoll hinein. Das nehme ich Dir noch nicht mal übel, weil Du ja genau diesen Gegensatz brauchst, den Bruch, damit das Ganze über die Kürze funktioniert und es funktioniert sehr gut. Weißt Du, was ich Dir echt übel nehme, diesen Tritt in der selben schnörckeligen, verspielten Art und Weise auszuführen wie den Rest, so dass er sich einfügt, als gehöre er dazu, nur haben wir jetzt eben ein bisschen Dreck im Bild. Frech. Und irgendwie auch gut.

Natürlich gibt es in meiner Heimatstadt dieses Kaffeehaus nicht, zumindest nicht an dieser Hausecke, zumindest nicht in diesem Bezirk. Und natürlich biegt auch keine Straßenbahn um diese Ecke. Denkbar wäre es allerdings, doch allein die Topografie, dieser sanft abfallende Hügel hinab zum Meer lässt mich an andere Städte denken, an Städte, die sich an küstennahe Berge ducken, aneinander gedrängte Häuserreihen, ein Häusermeer gewissermaßen, als wäre die Brandung das Steilufer hoch gefegt und zu Stein erstarrt. Lissabon fällt mir ein und Chañaral und Macondo. Als würde es einen Unterschied machen, so groß wie diese Welt ist, diese so wunderbare und so grausame Welt mit ihren vielen Städten und ihren vielen Menschen.

Das dagegen gehört überhaupt nicht zur Geschichte, das ist so verliebtes Sprachzeug vom Ernst, Kunstkitsch - sorry - was anderes fällt mir dazu nicht ein.

Der Rest dagegen, der ist schon: lass sie leiden und guck ihnen dabei zu - sehr wörtlich genommen und funktioniert hervorragend in meinen Augen. Ich würde den Text gar nicht mal so in der Zeit verorten. Sinti und Roma wurden zu keiner Zeit gut in unseren Regionen behandelt und Willkommen geheißen. Das kann ruhig auch universell stehenbleiben. Ausländerfeindlichkeit erfolgt nicht nur durch Nazis. Das ist ja das gefährliche. Also, lass die Gefahr ruhig groß und dämme sie nicht auf Zeit und Gruppe ein.

Beste Grüße (von einer immer noch über die Dreistigkeit kopfschüttelnden) Fliege

 

Hallo ernst,

für mich ist das ein Traum. Der Erzähler ist so verworren, so sprunghaft, mich erinnert das an einen Film von Louis Malle, Terry Gilliam. Fiebertraum, noch besser. Die Zigeuneraugen, die würde man dir in einem politisch korrekten Forum eventuell als "rassistisch" auslegen. Man muss heute vorsichtig sein.

Ich sehe hier keine Stilisierung des Opfers. Denn im Grunde ist sie nicht das Opfer, sie ist diejenige, die das Opfer sieht. Sie ist in einer anderen Position, sie dramatisiert, aber sie ist eine Mitleidende. Für Mitleid benötigt man immer die andere Seite der Medaille, und das ist eben primär Leid, Schmerz. Man muss sicher nicht aus der Opferpose heraus beschreiben, wie einem Gewalt angetan wird, aber hier verhält es sich ein wenig postmodern, das Leid wird durch den Anderen erfahrbar gemacht, da ist schon noch eine Distanz. Solche Texte sollen ja auch nicht neutral sein, ich finde, das ist immer so eine Herkulesaufgabe, sie für alle Seiten einsehbar zu machen.

Allerdings würde ich die Hakenkreuze und die Hools rausnehmen, das wirkt so reingewürgt, so gewollt. Fliege hat da schon Recht, das würde ich universeller machen.

Ja, ist schon ein mächtiges Ding, ernst, habe ich gerne gelesen.

Gruss, äh, Jimmy

 
Zuletzt bearbeitet:

… diese so wunderbare und so grausame Welt mit ihren vielen Städten und ihren vielen Menschen.

Novak schrieb:
Sie [die Geschichte] legt den Schwerpunkt auf das Glück der beiden und auf den Moment des Glücks und seine Brüchigkeit. Und darauf, dass die Brüchigkeit nicht durch einen puren blinden Zufall erreicht wird, sondern durch andere Menschen, die doch eigentlich Teil dieser schönen und grausamen Welt sind
Pff, es fällt mir gar nicht so leicht, über diese Geschichte zu sprechen. Irgendwie ist das ja gar keine richtige Kurzgeschichte …
Die Schlüsselszenen nämlich (das Café, das Billardspiel, Jimmys Ermordung) habe ich haargenau und in allen Details so geträumt. Und zwar nicht irgendwann, sondern in der Nacht von Sonntag auf Montag. Es war einer meiner bösesten Alpträume seit langem und er ist mir dann den ganzen Tag lang nicht aus dem Kopf gegangen. Und in all die Gedanken, die mir tagsüber dazu im Kopf rumgegeistert sind, mischten sich so wahnsinnig viele Gefühle, die sich in letzter Zeit (eigentlich schon immer) in mir angesammelt hatten, meine Verstörtheit über all den täglichen Wahnsinn, mit dem man konfrontiert ist, dieses so offensichtliche Unvermögen von uns Menschen, in unserer doch so wunderbaren Welt halbwegs normal miteinander umzugehen, all diese Gewalt aufgrund weltanschaulicher und religiöser Verblendung, diese Banalität des Bösen … diese aberwitzige Diskrepanz zwischen unserem Vermögen, unseren unglaublichen Fähigkeiten und unseren manchmal so unvorstellbar schrecklichen Taten. Eben all dieser Kram, der einem zwar täglich begegnet, den man in aller Regel aber verdrängen muss, um nicht verrückt zu werden.
Wäre ich, was den Zustand unserer Welt betrifft, mittlerweile nicht ein vollkommen desillusionierter, pessimistischer, zynischer Hund, hätte ich gestern vermutlich den ganzen Tag mit den Zähnen geknirscht, so elend ging‘s mir.
Und dann hab ich mich halt abends hingesetzt und das geschrieben. Innerhalb von eineinhalb Stunden. Und die ganze Zeit hatte ich eine Gänsehaut dabei. Und je trauriger ich wurde, umso mehr konzentrierte ich mich auf die Sprache, ich hab ja nur das niedergeschrieben, was ich mir vorgesprochen habe.

jimmysalaryman schrieb:
für mich ist das ein Traum.

Jimmy (der echte) hat natürlich recht, wenn er diese Geschichte einen Traum nennt, aber ob es nun mein Traum, der Traum des Autors ist, oder der Alptraum der Erzählerin? Ich weiß es nicht …

Alles dürft ihr mir zu diesem Text vorwerfen, nur nicht, dass er aus Kalkül entstanden ist.

Ich schreibe euch morgen noch mehr dazu. Oder übermorgen.

Vielen Dank euch allen

 

Ach offshore, und ich verarsch dich auch noch mit Kaiserschmarren und so. Das tut mir ehrlich Leid.

Hab ich doch richtig gedacht, als ich deine Geschichte am Anfang las, dass sie sehr aus dem Gefühl heraus, aus der Leidenschaft heraus, entstanden ist. Denn es ist ja Leidenschaft, wenn man über aktuelle Ereignisse an den Rand kommt. Da nützt es einem dann wenig, sich das alles politisch zu erklären, manchmal schnürt es einem trotzdem den Hals zu und die Seele gleich mit. Und deine Sprache ist so ein bisschen das Mittel, Kontrolle über das Gefühl zu behalten. Du formst dir damit so ein bisschen die Welt, machst sie handhabbarer.
Ich finde es gut, dass du uns die Herkunft der Geschichte erzählt hast. Nein, nicht nur gut, ich bin sogar ausgesprochen dankbar für deine Ehrlichkeit.
Ich meine aber, jetzt solltest du dir auch überlegen und eine Entscheidung treffen, was du mit der Geschichte machen willst. Ich persönlich hätt jetzt nämlich ein komisches Gefühl, weiter an der Geschichte zu kommentieren oder zu arbeiten. Weil ich einfach nicht weiß, ob du nach dem Schreiben Distanz zu der Geschichte hast. Unsere Eindrücke, unser Gemecker, die Überlegungen zur Wirkung etc. als Anregung zu (eben irgendeiner Geschichte) nehmen kannst. Denn manchmal gibt es ja auch Geschichten, an denen man nichts ändern will und kann. Oder die einem auch einfach so nahe noch sind, dass es nicht gut tut, sie einer allgemeinen Beurteilung auszusetzen. Und das akzeptiert hier jeder, auch wenn man als Autor das erst im nachhinein merkt.
Also mir wär das jedenfalls wichtig, das zu wissen. Und ich hoffe, du verzeihst, wenn ich das so öffentlich schreibe, aber ich dachte, dass vielleicht nicht nur ich nun ein bisschen Skrupel verspüre.

Lieber offshore, ich wünsch dir glaub ich jetzt mal ein paar Träume, die dich morgens mit einem Grinsen erwachen lassen. Den genauen Inhalt kann man sich ja nicht bestellen, aber im Zweifel denk an einen Haufen süßer, kleiner Wortkriegerchen, männliche wie weibliche, die im Juli in deine Wohnung einfallen, die Taschen voller Würste und goldgelber Getränke. Was die da alles anstellen, also ich bin sicher, das vertreibt Alpträume. Jedenfalls ernste.
Das ist nämlich selbst schon einer. :D

 

Danke, lieber offshore, für deine Ausführungen. Ich lese den Text ein zweites Mal und nun unter anderem Blickwinkel und mit Gänsehaut. Bitte verzeih, nicht alle können so hinter einen Text blicken, wie das Jimmy getan hat. Der Text, das musst du wohl zugeben, kann als Konstrukt wahrgenommen werden, und deshalb habe ich ihn ein Kunstprodukt genannt. An Kalkül aber habe ich keineswegs gedacht und ich denke auch nicht, dass dir das jemand unterstellt hat oder unterstellen wird.
Ich bin sehr froh, dass du uns die Entstehungsbedingungen des Textes offen gelegt hast.
Danke.

Peeperkorn

 

[Anm.: Folgender Text ohne Kenntnis von #15]

Jessas, offshore, was hast du dir dabei gedacht? Oder eben nicht gedacht, direkt aus dem Herzen durch die Brust geschrieben, ganz ohne Rast im Hirn. Ja spinnst du? Du zeichnest da(- Fliege, reich mal die Leinwand rüber -) genau, hier. Siehst du? Wunderschöne Gefühlslandschaften, in güldenem Lichtermeer getauchte Bergspitzen. Zwei Liebende in vollkommener Harmonie irgendwann, irgendwo, irgendwie ...
Und dann - BAMM - ein ansatzloser Uppercut, nein, ein Schlag in die Magengrube, noch besser, voll auf die Zwölf, aber so richtig. Nix mit Vorbereitung, kein sachtes Heranführen, dass ich als Leser weiss, was da nun unweigerlich kommen muss. Nein, erst mal rührig einlullen und dann - haste nicht gesehen - liege ich am Boden, versuche, meine bisherigen Eindrücke zu sortieren, irgendwie einzuordnen. Was war das jetzt? Eine Geschichte? Eine Szene mit Rückblende?
Das ist schon gut gemacht (wie Jimmysalariman zu sagen pflegt ;)), da ist vor allem viel Gefühl drin, facettenreich geschrieben und bis an den Rand des Erträglichen ausgereizt. Diese blühende Bildsprache, die ausufernde Erinnerung an namenlose Eindrücke, Gerüche, Gefühle, Freud und Leid in für mich grausamem Wechsel, dass ich gerne an ein Kunstobjekt glauben möchte. Doch was gebar diese traurige Episode, wo bleibt der Lichtblick? Warum quält die Figur sich, der Autor den Leser, anfänglich mit zarten, anrührigen Streicheleinheiten, nur um durch die vernichtenden Ereignisse danach das ganze zu zerreissen, zerfetzen, zertrampelen, verbrennen.

fast möchte ich sagen, in einem güldenen Lichtregen,
Die Sprache ist so fliessend, da hakt der "Lichtregen" etwas. => Lichterregen?


***
[mit Kenntnis #15]
Ich musste das erst mal sacken lassen, bevor ich was dazu schreiben konnte. Die bisherigen Kommentare halfen dabei und dann schiebst du (zum Glück) diese Erklärung (#15) nach, ein making off, nein besser: eine russgeschwärzte Glasscheibe über der gähnenden Tiefe der Seele, aus der du die ganze Szenerie herausgekratzt hast. Uff, offshore, du eröffnest mir da einen verstörenden Blick auf einen intimen Text, geboren aus der Ohnmacht, angesammelte Eindrücke dieser verrückten Welt irgendwie verarbeiten zu können. Erst im Traum, dann über die Tastatur, offshores Ventil, um nicht selber verrückt zu werden.

Einzig der 'Jimmy' irritiert mich. Warum nicht Slatko, oder Jonas, oder ist der Name 'Jimmy' gerade ein wichtiges Detail? Das würde mich zwar interessieren, erwarte aber nicht unbedingt eine Antwort. Nicht zu einem solch persönlichen Einblick.

Danke und liebe Grüsse,
ein etwas aufgewühlter dot

 
Zuletzt bearbeitet:

(Das hab ich noch gestern Nacht geschrieben)

Die „Natur der Dinge“, einschließlich der Natur der Gesellschaft,
wurde so definiert, dass sie Verdrängung und selbst Unterdrückung
als völlig rational rechtfertigte. Wahre Erkenntnis und Vernunft
verlangen Herrschaft über die Sinne - wenn nicht Befreiung von ihnen.

Herbert Marcuse, Der eindimensionale Mensch

Ihr habt da in euren Kommentaren ein paar Fragen aufgeworfen, zu denen ich wahnsinnig viel zu sagen hätte. Aber ich will jetzt nicht chronologisch und jedem von euch persönlich antworten, sondern werde die Themen, die von mehreren angesprochen worden sind (die politische Konnotation des Textes, das Problem der Verortung, mein Schreibstil, „postmodernistischer Kunstkitsch“ :D usw.) Stück für Stück abarbeiten.

Lasst mich damit beginnen:

Eisenmann schrieb:
Die Rechtsaußen-Skin-Täter fand ich zu platt und ehrlich zu abgedroschen ... im wahrsten Sinne des Wortes. Eva hat das ja auch schon angemerkt - ich finde, hier bringst du so eine (für diese Geschichte irgendwie unpassende) aktuelle sozialkritische, zeitgeist-konforme Komponente ein, die den Fokus deiner Geschichte (unbewusst?) verschiebt. Denn es besteht dann die Gefahr des Intentionswechsels - war es bis dahin eine sehr romantisch, liebevoll beginnende Beschreibung einer lebenslangen Romanze mit einem unerwartet ernüchternden Ende, so wurde am Ende doch wieder nur ein Politikum draus, welches dem täglichen Inhalt unserer Nachrichten Rechnung trägt. War das deine Absicht? Falls nicht, fände ich es jedenfalls wesentlich erfrischender, wenn's ausnahmsweise mal nicht die bösen bösen Kurzhaarträger wären, die das gängige Klischee bedienen müssen.

Fliege schrieb:
Ich würde den Text gar nicht mal so in der Zeit verorten. Zigeuner wurden zu keiner Zeit gut in unseren Regionen behandelt und Willkommen geheißen. Das kann ruhig auch universell stehenbleiben. Ausländerfeindlichkeit erfolgt nicht nur durch Nazis. Das ist ja das gefährliche. Also, lass die Gefahr ruhig groß und dämme sie nicht auf Zeit und Gruppe ein.

jimmysalaryman schrieb:
Allerdings würde ich die Hakenkreuze und die Hools rausnehmen, das wirkt so reingewürgt, so gewollt. Fliege hat da schon Recht, das würde ich universeller machen.

Der Grundgedanke, das Thema, der Plot waren mir durch meinen Traum vorgegeben:

„Ein Mensch stirbt einen entsetzlichen, grausamen, letztlich sinnlosen Tod. Aus dem einzigen Grund, weil er ein bisschen anders aussieht und anders spricht als die Täter.

Das Motiv der Mörder ist also durch und durch archaisch, es gemahnt an die Revierkämpfe von, was weiß ich, Affenhorden oder prähistorischen Hominidenstämmen. Denn diese Abgrenzung vor dem Fremden ist ja über Jahrmillionen quasi evolutionär etabliert worden.
Um was geht es im Leben? Und zwar im Leben jeglicher Bioform, von der winzigsten Hefebakterie über das Erdhörnchen bis zum Grindwal, von der Fruchtfliege über die Regenbogenforelle bis zum Börsenspekulanten? Es geht ausschließlich darum, solange am Leben zu bleiben, dass man die eigenen Gene zum Zwecke der Arterhaltung weitergeben kann (und im besten Fall dem eigenen Nachwuchs solange zur Seite stehen, bis der wiederum dazu imstande ist.) Und wir Menschen sind ja im Grunde nichts anderes als eine Lebensform unter Milliarden anderer - noch lebender oder schon vor Urzeiten ausgestorbener - Lebensformen.
Aber dadurch, dass wir mittlerweile mit so extravaganten Gehirn-Features wie Bewusstsein, Denkfähigkeit, Selbsterkenntnis, Sprache, Reflektionsvermögen, usw. ausgestattet sind, sollten wir eigentlich auch längst dazu fähig sein, dieses anachronistische Verhalten der Revierverteidigung - wenn man’s so nennen will - als nicht mehr zeitgemäß und nicht notwendig für unser Überleben zu begreifen.
Aber warum können wir das nicht? Warum können wir nicht aus unserer Haut heraus?
Diese Frage kann ich natürlich nicht beantworten. Aber als Thema wollte ich sie eben darstellen. Die gleichsam unmenschliche Brutalität, zu der Menschen fähig sind.

Und dazu brauchte ich natürlich Figuren.
Das Allerletzte aber, was ich wollte, war, mich an die aktuelle Flüchtlingproblematik anzulehnen. Also kamen keine Syrer in Frage, keine Schwarzafrikaner, keine Afghanen, keine Tschetschenen, keine Kriegsflüchtlinge usw.
Und so dachte ich mir eben den Moldawier Jimmy aus, einen abenteuerlustigen, gebildeten, charmanten Roma, ein Mensch wie du und ich eben, und als seine Freundin die wunderschöne, eloquente, namenlose junge Frau. Deren ethnische Wurzeln werden zwar nicht näher erklärt, tun auch nichts zur Sache, aber schon ihr blondes Haar sollte sie äußerlich von Jimmy unterscheiden.

Und klar, jetzt wird’s politisch: Welche Gruppe sollte sich an diesem Pärchen, an dieser Romanze stören? Linke Anarchos? Katholische Eiferer? Vegetarier? Fußballfans? Kommunisten? Tja, wenn ich an vollkommen verblendete, verblödete, gewaltbereite junge Männer denke, fallen mir - offenbar sogar in meinen Träumen - halt als erstes Neonazis ein. (Und als zweites IS-Selbstmordattentäter mit ihren pathologischen Sexualfantasien.)

Und überhaupt, ich kann dieses Thema doch nicht vollkommen aus unserem Alltag, aus unserer momentanen Lebensrealität herausgelöst behandeln, wie es Fliege verlangt. („… dämme die Gefahr nicht auf Zeit und Gruppe ein.“)
Ich brauchte einfach die Guten (die „Normalen“) und die Bösen („das Böse“). Ansonsten hätte ich doch die Geschichte gar nicht schreiben können. Inwiefern ich damit jetzt gängige Klischees bediene, weiß ich ehrlich gesagt nicht. Wie sollte ich das „universeller darstellen“ können, Jimmy? Anhand einer apolitischen Bande Jugendlicher, die sich ihre Hirne mit Crack oder sonst irgendeiner Scheiße weggeballert haben und gar nicht mehr wissen, was sie in ihrem Drogenrausch tun? Oder anhand einer vollkommen irren religiösen Sekte ala Charles-Manson-Bande?

Äh, ich lebe nun mal in Wien und kann halt nur über Dinge aus meinem Lebensumfeld schreiben.

Morgen geht’s weiter.

 

Hallo Ernst,

puh, harter Tobak. Hat mich mitgenommen, bin echt erschrocken, als die Geschichte plötzlich Knall auf Fall eine unerwartete Wendung genommen hat. Am Ende wirkt die Reaktion der Protagonisten allerdings etwas teilnahmslos, finde ich.

Mir hat deine Geschichte gut gefallen (auch wenn mein Bauch immer noch etwas verkrampft ist, ob des Schocks am Ende ;) )

Hier meine Notizen während des Lesens:

Währenddessen erzählte er mir seelenruhig von seinen beiden Töchtern, die er so lange nicht mehr gesehen hatte und die er so sehr vermisste,
Das verstehe ich nicht ganz. Jimmy ist anderweitig verheiratet und geht nun fremd mit seiner alten Bekanntschaft? Da fehlt mir irgendwie die Erklärung. Hat er sich getrennt und besucht nun seine alte Liebe? Ist er im Urlaub und einem Abenteuer nicht abgeneigt?


[...]in dem Park, dessen Namen ich nicht mehr weiß
[...]
in dieser elendigen Stadt, deren Namen ich nicht mehr weiß. In dieser Stadt, in der ich siebenundzwanzig Jahre ein glückliches Leben geführt hatte
Ganz schön viel, was die Dame nicht mehr weiß ;)

 

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