Was ist neu

Könige der Fußgängerzone

Mitglied
Beitritt
02.09.2001
Beiträge
72

Könige der Fußgängerzone

-----------------------------------
Hier eine meiner besten Kurzgeschichten die ich sicher noch irgendwann irgendwie weiterverarbeiten werde:
( Hab nur schnell die Einleitung editiert, ist falsch rübergekommen, glaub ich )
-----------------------------------

Unter starkem Einfluss von Alkohol, Gras und den magischen Pilzen, alles schon vor einigen Stunden konsumiert, torkele ich mit Willi durch die Fußgängerzonen und Nebenstraßen der Stadt.
Wir können kaum noch gehen und mussten schon mehrmals kotzen, haben aber verdammt viel Spaß.
Willi hat gerade eben wieder versucht die Straße mit seiner Faust zu zertrümmern.

Wir singen irgendwelche Lieder, besser gesagt wir gröhlen sie, sprechen wirres Zeug, kein Wunder mit dem was da in uns ist, wir versuchen auch mal den einen oder anderen Fußgänger anzusprechen, doch die weichen allen erschrocken zurück, drehen sich um und gehen weiter ihre Wege, auch verständlich, das Volk wird nicht oft von den Königen besucht, wir springen herum, tanzen, setzen uns mitten auf der Straße hin um sich auszuruhen oder um zu kotzen, benehmen uns als wollten wir die größtmögliche Aufmerksamkeit erreichen, auf äußerst peinliche Art und Weise, wie mir nach solchen Ausflügen immer klar wird.
Obwohl das eigentlich falsch ist, wir, wir machen das alles nur für uns, nicht für irgendjemand sonst.
Die, die können uns alle !
Was ich auch gleich in die Straßen brülle.

Und die Passanten starren uns entsetzt und verständnislos an, ich denke, nein, zu dem Zeitpunkt glaubte ich, ich glaubte zu wissen dass diese Blicke der verdiente Respekt war, der uns, dem edlem Geschlecht entgegengebracht wird.
Willi kotzt schon wieder... unglaublich wie viel der im Magen hat... und schon gehen wir fröhlich wieder weiter...

Wir sind die Fürsten der Fußgängerzonen.
Die Könige der Nebenstraßen.
Die Kaiser der Stadt.
So fühlen wir uns zumindest.

Wir fühlen uns gut. Wirklich gut. Ohne Probleme. Alle Probleme mit königlicher Erhabenheit beseitigend.
Es muss wohl ein guter Tag sein.
Wir fühlen uns nicht nur gut, ich zumindest nicht, ich glaube fast eine gewisse Freiheit zu verspüren.

Eine halbe Stunde später, in Etwa, bin ich wieder so gut wie ganz da... verdammte Scheiße... dabei war es gerade so schön... und jetzt geht es mir wirklich beschissen.
Und das Schlimmste an der Sache:
Die höllischen Kopfschmerzen, die Magenschmerzen und der andauernde Brechreiz sind nicht das Schlimmste.
Das Schlimmste ist die wieder erlangte Fähigkeit die ganze Scheiße voll und ganz ertragen zu müssen, die mich überkommt.

„Oh Scheiße... ich hab Kopfweh....“ dann lacht Willi wieder, er hat was gesehen „....siehst du diese Frau da drüben ?“ Ich reagiere nicht, spüre fast nichts mehr von der Wirkung die mir immer kürzer vorkommt, und will nichts mehr mit Willis Spinnereien zu tun haben .
„Hey Daniel ? Hast du gehört ?“
Er zeigt mit der Hand kurz in Richtung der Frau
„...wow, Daniel... Scheiße...die ist vielleicht seltsam... sieht irgendwie aus wie eine Giraffe, oder ? Ich mein jetzt von den Gesichtszügen her, oder ?“
„Hmm, ja, hast wahrscheinlich recht...“
Sag ich, nur damit Willi endlich aufhört zu reden, ich hab jetzt andere Dinge die mich mehr befassen als Frauen die wie Tiere mit langen Hälsen aussehen.
„Ach komm schon, kaum bist du runter bist du schon wieder Scheiße drauf.“
„Als ob es bei dir nicht auch so wäre“
Ich bin genervt.
„Fuck... dann gehen wir halt heim zu mir und hauen uns vor die Glotze...“
„Wie du meinst ... mir ist schlecht...“
„Du schaust auch wirklich Scheiße aus“ Meint Willi aufmunternd zu mir.
„Setzen wir uns einfach irgendwohin.... wie wär’s wenn wir uns einfach in ein Lokal setzen ?“

Unsere Wahl fiel auf eine heruntergekommene kleine Spelunke ganz in unserer Nähe. Am Tag war hier meistens niemand drin, am Abend eigentlich auch nicht, höchstens der eine oder andere Alkoholiker, der sich hier einen billigen Rausch holen wollte.
Wir bestellen zwei Orangensäfte.
Entgiftung, wie Willi immer sagt.
Willi zehrt noch an den Resten seines Rausches und ich bin in Gedanken versunken, außerdem ist mir schlecht.

Wir saßen einfach nur da.
Mein Getränk ist leer.
Ich bestelle ein Zweites.
Dann entschließe ich mich endlich etwas zu sagen, wir sitzen hier mindestens schon seit einer halben Stunde ohne ein Wort zu wechseln.
„Und ? Auch schon wieder Down, was ?“
Ich gebe zu, in meinen Worten lässt sich eine gewisse Befriedigung heraushören.
Es ist gut zu wissen das man nicht der Einzige ist dem es dreckig geht.
„Ja, tja... Scheiße.... es kann ... nun mal ..... nicht .... ewig dauern...“
Willi hat offensichtlich Schwierigkeiten die Worte die in seinem Kopf herumgeistern auch anderen verständlich zu machen.
„Da hast du recht...“
Ich bin völlig fertig...
Dann meine ich weiter: „Vielleicht sollten wir mit diesen Sachen überhaupt aufhören, nicht nur wegen dem Risiko aufzufliegen oder so, sondern ich glaub es hat irgendwie keinen Sinn so...“
„Vielleicht hast du Recht, ja... du hast Recht... es ändert sich sowieso nichts...“
Ich zittere am ganzen Körper, ich schließe die Augen, so kann ich besser nachdenken, außerdem ist es angenehmer in meinem Zustand,
„Es ist einfach so dass das was ich erreichen wollte, mit dem ganzem Mist, den wir so gemacht haben... scheinbar kann ich das doch nicht erreichen. Ich weiß du weißt was ich meine. Das Thema haben wir ja schon mehrmals gehabt...“
Willi nickt zustimmend.
Wir waren uns einig.
Dann verließen wir das Lokal.
Nach Hause, ausnüchtern.

Dieser Tag sollte der Letzte gewesen sein.
Der Letzte an dem wir uns in diesem Ausmaß berauschten, uns unserer Sinne beraubten.
Die Suche sollte auf andere Art weitergehen.
Wie ? Keine Ahnung wie.. das werden wir noch herausfinden... irgendwie...
Warum wir das überhaupt gemacht haben ?
Wegen der Suche.
Wir suchten dieses eine Gefühl.
Nicht Rausch, nicht wenn sich alles um dich dreht.
Das ist ein Scheiß, glauben wir zumindest, wenn du dieses andere Gefühl findest.
Es muss wie Geburt sein...
Auf die Art wie wir es machten ging es Jedenfalls nicht.... ich kann es dir nicht erklären warum...
Jedenfalls nicht wirklich...
Kennst du dieses Gefühl wenn dir das scheiß Leben mit der Faust ins Gesicht schlägt ?

 

Jagutäh (© Ben Jokisch),

eine der besten Kurzgeschichten, die Du gelesen hast? Oder geschrieben hast. Das ist mir noch nicht ganz klar.

Aber, naja, dann hast Du noch nicht so viel gelesen. Es gibt schon bessere. So durch die Stadt torkelnd, da kann ich mich auch an genug Szenen erinnern. Damals hat es noch nicht so viele Fußgängerzonen gegeben. LSD auf dem Löschblatt und zum Wachwerden, Espressopulver 5 x neu aufbrühen und danach ein Päckchen Schwarzer Krauser drin baden, trocknen und dann rauchen ... das macht einen gemessenen Blutdruck von 140:230!

Das ist kurz vor dem Herzinfarkt! Leute über 25 wären daran sofort gestorben.

Nicht wir, die Könige ... ja, kenn ich. Aber es ist einfach eine Geschichte aus der Leere. Und wie man krampfhaft versucht die Leere mit irgendwas zu füllen. Traurig ist sie, das schon. Für mich. Weil ich sehe, dass die Zeiten sich für die Jugend doch nicht wirklich geändert haben. Die Leere ist geblieben. Es ist schwierig, mit ihr umzugehen. Und nur die wenigsten schaffen es, in ihrem Leben die Leere zu verbannen.

Heiko

 

Die Geschichte ist nicht schlecht. Allerdings hast Du Vergangenheit und Gegenwart in einigen Sätzen durcheinander geworfen... Ich weiß jetzt leider nicht, ob das Absicht war, oder nicht... :rolleyes: Jedenfalls wollte ich Dich drauf aufmerksam machen... ;)

Zum Inhalt her kann ich nicht viel sagen. Ich hatte nie Freunde, mit denen man "um die Gegend zog" --- und ich mag das selbst überhaupt nicht, dieses "Discoteken" und "Partys"-Abklappern etc... Ist nicht so mein Ding... :rolleyes:

Griasle
stephy

 

Hm, die Darsteller in meiner Geschichte sind auch nicht so. Die gehören auch nicht zu der "Fun" Gesellschaft, sie sind eher das genaue Gegenteil.

Sie versuchen nur mit diesen Besäufnissen usw. etwas zu finden, was sie in dieser Gesellschaft praktisch nicht finden können.

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom