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Kalt

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16.01.2009
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Kalt

Ihre klammen Füße tappten leise über die kalten Fliesen. Das Geräusch hatte etwas Mechanisches an sich. Überhaupt wirkten ihre Bewegungen, als würden sie von einer fremden Macht gesteuert, sie hatte überhaupt keinen Einfluss auf sie. Das Wasser plätscherte in die kalkweiße Wanne, so unschuldig und nichtsahnend von dem, was bald passieren würde. Sie legte den Brief auf den schmuddeligen Bezug der Waschmaschine. Gut sichtbar sollte er sein. Schließlich sollte dieses Dokument erklären, was niemand verstehen würde. Adressiert war es an ihre Eltern. Ihre Eltern, die immer so großzügig über die Wahrheit hinweg gesehen oder wahlweise auch einfach die Augen davor geschlossen hatten. Ihre Eltern, die sie nie verstanden hatten, die nie begriffen hatten, was in ihr vor sich ging.
Zitternd stützte sie sich auf das Waschbecken, ebenso kalkweiß und unwissend, wie die Badewanne. Langsam hob sie den Kopf. Jemand starrte sie an, das Gesicht nur wenige Zentimeter von dem ihren entfernt. Wie sie mit dem Blick in den Spiegel feststellte, hatte ihr Gesicht eine ähnliche kalkweiße Farbe, wie Wanne und Waschbecken. Einzig die roten Augen unter den tränenschweren, geschwollenen Lidern hoben sich gegen ihren Untergrund ab. Sie konnte diesen Anblick nicht mehr ertragen. Und sie wusste, die Menschen in ihrer Umgebung konnten es auch nicht. Sie würde sie nun alle davon erlösen. Nie mehr würde sie es zulassen, dass dieses Gesicht im Spiegel sie noch einmal fragte, wie es weiter gehen solle. Nie mehr würde sie es zulassen, dass diese Lippen einer anderen Person ihr Leid klagten. Sie würde dafür sorgen, dass sie verstummten.
Tapp, tapp, tapp. Wieder dieses Geräusch, als sie sich zu der Badewanne umwandte und hinüberging. Sie ließ den Blick sinken, in der Angst, den Mut zu verlieren, jetzt wo sie ihr Ziel so genau und unverblümt vor Augen hatte. Langsam hob sie ein Bein in das Wasser. Dann das Zweite. Während sie sich hinunter gleiten ließ, verdrängte sie immer mehr von der kalten Flüssigkeit in Richtung Wannenrand.
Sie nahm die Klinge, die sie sich vorher zurechtgelegt hatte in die linke Hand, ließ sie in die Rechte gleiten und wieder zurück. Die Kälte schien durch ihre Zehen in ihren Körper zu strömen und umschloss sie bald gänzlich, so dass sie erneut zitterte. Es mögen Minuten oder Jahre vergangen sein, als sie die Klinge endlich ansetzte. Die Wut, die plötzlich in ihr aufkochte, gab ihr die Kraft, sie zu führen. Ein sauberer, tiefer Schnitt zog sich nun von ihrem linken Handgelenk über ihren Unterarm, fast bis zur Armbeuge. Eine Sekunde später ereilte das rechte Gegenstück dasselbe Schicksal.
Noch während sie fasziniert auf die rote Substanz starrte, die ihr aus beiden Armen quoll, überkam sie das unwirkliche Gefühl zu schweben. Merkwürdigerweise tat es überhaupt nicht weh. Hatte sie sich das Sterben so vorgestellt? Das Blut wärmte das kalte Wasser um sie herum, während eben dieses sich langsam über den Wannenrand ergoss. Das laute Platschen, mit dem es auf die Fliesen traf, hörte sich sehr fern an. Fast so, als hätte sie den Raum verlassen. So, als hätte sie diese Welt verlassen.

 

Hallo cut,

mir fällt zu der Geschichte eigentlich nur "schade" ein.
Schade deswegen, weil du recht gut schreiben kannst, dein Talent aber an einem solch abgedroschenen Thema verschwendest. Der x-te Suizid ohne weiteren Tiefgang.
Deine Schreibe verdient besseres, also versuch dich mal an etwas originellerem. Man muss nicht das Genre neu erfiinden, man muss aber auch nicht ohne Eigenantireb im Kielwasser des Lauwarmen mittreiben.

grüßlichst
weltenläufer

 

erstmal schließe ich mich meinen vorrednern an, deine art zu schreiben ist nicht schlecht, aber an diesem emotionslosen Badewannen-Schlitzen würden wohl die meisten zu Grunde gehen, es ist einfach zu ausgelutscht.

Dann fiel mir noch das hier auf:
"Ihre Eltern, die immer so großzügig über die Wahrheit hinweg gesehen oder wahlweise auch einfach die Augen davor geschlossen hatten."
Ist das nicht dasselbe? Oder bin ich einfach zu doof?

 

Zuerst einmal kann ich sagen , dass du wirklich gut schreiben kannst. Auch wenn für die wenigen Sekunden, die deine Momentaufnaheme dauert, etwas viel Text geschrieben wurde. An manchen Stellen verliert man den Faden ein wenig, an anderen klingt etwas doppelt oder einfach zu unglaublich.
Die Frage wäre doch, warum sich manche umbringen.
So einfach bringt sich niemand um, es geschehen vorher immer einige Dinge, die vielleicht nicht wahrgenommen werden, aber darin könnte man die Situation, die du beschrieben hast einbetten.
Versuch es einfach mal mit einer Kurzgeschichte.

Gruß
Kyrios

 

An Sim & Hanniball: Nein, wir sind durchaus nicht auf www.momentaufnahmen.de. Aber in euren Nutzungsregeln steht Folgendes: "Wir meinen mit "Kurzgeschichte" zwar nicht unbedingt den Literaturbegriff Kurzgeschichte, sondern eher einen etwas weiter gefassten Begriff, aber es sollte dennoch erkennbar bleiben, dass es sich bei dem Text um eine Geschichte handelt."
Und das dürfte ja erkennbar sein, also wäre das Problem geklärt.

 

Wozu dann eine vorweggreifende Entschuldigung? Wenn du selbst glaubt, dich schon vorher für einen Text entschuldigen zu müssen, weil du ihn eben eher als "Momentaufnahme" als eine Geschichte empfindest, dann poste ihn doch einfach nicht oder lasse die Entschuldigung (und dann auch noch gleich über zwei Texten).

 

Ich habe mich mit keiner Silbe entschuldigt. Ich wollte mir nur die Hinweise darauf ersparen, dass dieser Ausschnitt nicht die Standardkriterien einer KG erfüllt.

Grüße

 

Jedenfalls habe ich die Vorbemerkung

Eher eine Momentaufnahme, als eine KG:
bei beiden Geschichten enfernt, da solche Zusätze hier immer in eigene Beiträge zu setzen sind. Bitte beachte das in Zukunft, Cut.

 

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