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Kegelclubs

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09.03.2003
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Kegelclubs

Die Auswahl an Sportarten, bei denen man neben der angestrebten körperlichen Ertüchtigung gleichzeitig auch den beliebten Sparten Rauchen und Saufen frönen kann, ist sehr begrenzt. Der berüchtigte sibirische Dreikampf „Wonaren“ – Wodka/Natascha/Rentier- zählt dazu, konnte sich aber bei uns nicht durchsetzen. Die Einzeldisziplinen Wodka und Natascha entsprechen weitgehend auch den Vorlieben der Mehrheit unserer männlichen Bevölkerung. Lediglich die geringe Verfügbarkeit an geeigneten und willigen Rentieren verhinderte eine Verbreitung dieses populären Sportes über den Südural hinaus nach Westen.
Auch das in der DDR beliebte „Schweriner-Roulette“ konnte sich nicht über die Wende retten. Zu jeder Mannschaft gehörte unbedingt eine weibliche Stasimitarbeiterin. Aufgrund ihrer detaillierten Orts- und Personenkenntnisse sattelten viele dieser Fachkräfte zur Taxifahrerin um, und ersparten ihrem Unternehmer damit beträchtliche Kosten für elektronische Navigationssysteme.
In idealer Weise entspricht eine uralte, heute weltweit verbreitete Sportart allen geschilderten Anforderungen, :- es ist das Kegeln. Und in der Tat, dieser Sport ist wirklich uralt.
Aus Überlieferungen ist bekannt, dass schon die Germanen beim "Stein-Ziel-Werfen" auf sieben oder neun Knochen wetteiferten, unterstützt von reichlich Met. Von den üblichen Verdächtigen, den Chinesen ist nichts überliefert. Lediglich Dschingis Khan soll bei seinem rohen Treiben schon mal mit den Köpfen seiner enthaupteten Gegner ein kegelähnliches Spiel aufgezogen haben.
Eingang in unsere Gesellschaft fand dieser Sport im Mittelalter durch die geistliche Obrigkeit. In vielen Klöstern verkörperte der Kegel das Böse und so hatte man wenigstens einen guten Grund, das "Heidenjagen" weiter zu betreiben, zumindest bis zur Zeit der Reformation.
Wie in Deutschland üblich, muss für gemeinsame Vergnügungen stets ein Club gegründet werden. Waren es anfangs nur rein männliche Veranstaltungen, so entstanden spätestens mit den ersten Aktivitäten aktiver Frauenrechtlerinnen auch weibliche Clubs. Mischformen sind bekannt, aber eher selten anzutreffen. Mitglieder sind hier überwiegend auf frischer Tat ertappte Ehemänner, Diplom-Politologinnen und zu Sozialarbeitern umgeschulte Lehrer. Da bei deren regelmässigen Clubtreffen hauptsächlich Apfelschorle und Kräutertee getrunken wird, betrachten die richtigen Clubs diese kauzigen Minderheiten mit deutlichem Misstrauen.
Üblicherweise haben all diese Clubs etwa 8 – 12 Mitglieder. Ihre Geburtsjahrgänge stammen aus einer Zeit, in der der Bundeskanzler Konrad Adenauer hiess, und selbst die SPD mit Herbert Wehner und Carlo Schmid noch über richtige Politiker verfügte. Nach der bewährten Lebensweisheit, wer mit 18 Jahren nicht rot ist, ist herzlos, wer es mit 40 immer noch ist, ist bescheuert, haben alle Mitglieder ihre persönlichen Entwicklungsphasen bereits abgeschlossen.
Ausgeübt wird der Kegelsport auf Kegelbahnen, die in gutbürgerlichen Gaststätten mit Namen wie „Deutsches Haus“, „Bürgerkrug“ oder „Ratskeller“ installiert sind. Nachdem die meisten dieser Gaststätten mittlerweile fest in kroatischer oder bosnischer Hand sind, haben sich auch die Essgewohnheiten der Sportler umgestellt. Anstelle einer Hausmacher Sülze oder Holsteiner Hackbratens wird nun Cevapcicci oder Raznici verzehrt. Von Chinesen übernommene Gaststätten haben sich nicht als Clublokale bewährt, da hier eine zügige und konstante Getränkeversorgung nicht immer gewährleistet ist.
Der Vorsitzende der männlichen Kegelclubs ist der Kegelbaas, bei weiblichen Clubs die Präsidentin. Beide bestimmen durch ihre Persönlichkeit auch das Erscheinungsbild des Clubs.

Betrachten wir, stellvertretend für die vielen deutschen Kegelclubs, zwei Paradeexemplare, die „Strammen Jungs“ , mit Kegelbaas Gerd aus Dortmund und als weibliches Pendant, die „Keiner bleibt stehen“ mit Präsidentin Gerda aus Gelsenkirchen.
Gerda ist Inhaberin eines gutgehenden Frisiersalons in der Innenstadt von Gelsenkirchen. Den Kauf dieses Salons ermöglichten ihr eine plötzliche Witwenschaft und eine von langer Hand vorbereitete Scheidung, beide finanziell äusserst einträglich abgewickelt.
Der geschäftliche Erfolg stellte sich ein, als sie ihren „Frisiersalon Gerda Zumbusch“ in „Salon de Coiffure chez Geraldine“ umbenannte, und die Herrenabteilung auflöste.
Nur im speziellen, der Männerwelt nur schwer zu vermittelnden, Ambiente und Flair eines Damensalons fließen die wirklich wichtigen Insiderinformationen. Die Vielzahl der Spiegel, das leise Surren der Föne, die betörende Geruchskombination aus Haarspray, Ammoniak und mindestens 15 mehr oder weniger aktuellen Duftnoten der kosmetischen Industrie lockert die Zungen.
„....., hat Gina nun ein Verhältnis mit Roger oder nicht, bei Anette wird ihre Bindegewebsschwäche immer deutlicher sichtbar, Ingrid ist jetzt auch noch in den Golfclub eingetreten, auch Ritas zweite Schönheitsoperation war ein Flop, der Champagner auf Betties letzter Gartenparty kam von Aldi, Erich der Ehemann von Ulrike soll ein Verhältnis mit seiner Sekretärin haben, ist er etwa doch nicht impotent...“
Das sind die wirklich wichtigen Informationen die die Welt, zumindestens die gutbürgerliche Oberschicht von Gelsenkirchen, braucht.
Mit den so gewonnenen Erkenntnissen steuert und führt Gerda ihren Kegelclub.

Gerd der Kegelbaas aus Dortmund hat einen ganz anderen Qualifizierungsweg beschritten. Selber Jahrgang 53, hat er als pickliger, spätpubertierender Jüngling die 68er Phase zu ersten, noch recht ungelenken Erkundungen der propagierten sexuellen Freiheit genutzt. Nach Abitur und Zivildienst studierte er sein Traumfach, Pädagogik. Nach leidvollen Erfahrungen während seiner Referendarzeit, und vor allem während der Frühstückspausen im Lehrerzimmer gestaltete er seine persönliche Prioritätenliste radikal um.
Die preiswerten Drucke seiner pädagogischen Idole, Pestalozzi und Fröbel an der Wand seines Arbeitszimmers wurden durch Farbfotos vom letzten Tauchurlaub auf den Malediven und seiner Honda CB ersetzt. Der Duden und andere Fachbücher wurden von seinem Schreibtisch weg in die oberste Reihe seines Bücherregals verbannt. An deren Stelle traten die wirklich wichtigen Druckwerke, die Tariftabellen für den öffentlichen Dienst, Handbücher des Beamtenheimstättenwerks und Kataloge von Sport Scheck und Jacques Weindepot.
Und im örtlichen Weindepot war es auch, in dem die Geburtsstunde der „Strammen Jungens“ schlug. An den monatlichen Aktionstagen, in denen exzellente Weine eines Anbaugebietes zusammen mit regionalen Spezialitäten gratis verkostet werden können, trifft sich schon kurz nach Eröffnung eine Schar Gleichgesinnter. Man probiert exzellente Gran Reserva´s und Grand crus classés, zusammen mit regionalen Käsespezialitäten, um anschliessend mit 6 Flaschen derben Landweines zufrieden des Depot zu verlassen.
Anlässlich einer solchen Aktion gründete Gerd den Club. Auch heute noch werden langfristige Entscheidungen über das Clubleben dort getroffen.
Unabhängig von der individuellen Mitgliederzusammensetzung gibt es für alle Clubs gewisse Grundstrukturen, deren Einhaltung zu empfehlen ist.
Jeder Club sollte mindestens zwei Junggesellen zu seinen Mitgliedern zählen. Sie eignen sich hervorragend als postalische Anlaufadresse für die diskrete Abwicklung von Versandbestellungen, z.B. von Viagra aus den USA. Der Besteller kommt weder bei der Päckchenannahme noch bei den Kontoabbuchungen gegenüber seiner Partnerin in einen Erklärungsnotstand.
Auch weibliche Kegelclubs haben solche Vertrauenspersonen. Hier werden jedoch überwiegend besonders gewagte Dessous geordert. Um alle Rabatte auszuschöpfen, haben sich Sammelbestellungen im Anschluss an Tupperware-Parties bewährt. Renner sind augenblicklich originell bedruckte Slips mit Orientierungshinweisen für lesebrillenbestückte Eroberer. Auch der neue Super-Pushup-BH wird häufig bestellt. Er vermittelt, zumindestens bis zur Stunde der Wahrheit, sprich dem Lösen des letzten Verschlusshakens, optisch den Eindruck, dass Körbchengrösse B(egehrenswert) sich auf wundersame Weise zu D(onnerwetter) verändert hat.
Ausgestattet mit all den Produkten dieser Zubehörindustrie kann man dem jährlichen Höhepunkt aller Kegelclubs, dem Kegelausflug, gelassen entgegensehen. Ob eine solche Aufrüstung überhaupt benötigt wird, sei der Fantasie und dem Tatendrang der Teilnehmer solcher Veranstaltungen überlassen. Für viele wird es sicherlich so sein, als wenn sie mit einer mobilen Trinkwasseraufbereitungsanlage den Sonntagsspaziergang im heimischen Stadtpark antreten. Aber man hat halt das beruhigende Gefühl, was immer da kommen mag, man ist gerüstet.
Der jährliche Kegelausflug ist etwa ab dem Frühjahr in allen Clubs das bestimmende Thema. Die Kernfragen lauten wann und wohin. Das „Wann“ ist relativ schnell geklärt. Das Wetter spielt bei dieser Entscheidung keine allzugrosse Rolle. Man hat ohnehin nicht vor, sich an diesem verlängerten Wochenende ausserhalb geschlossener Räume aufzuhalten. Das zwangsläufig damit verbundene Überangebot an Sauerstoff würde einen schon weit zurückwerfen. Also wird es wieder einmal der Spätherbst.
Das „Wohin“ ist schon eine wesentlich komplexere Fragenstellung. Natürlich spielt das Füllvolumen der Kegelkasse, in diesem Fall auch Kriegskasse genannt, eine entscheidende Rolle. Die wichtigsten Kriterien für die Unterkunft sind überschaubar: das Hotel muss gross genug sein, auch mehrere andere Clubs aufzunehmen. Ein absolutes Muss ist ein grosser Wellness-Bereich mit mehreren Saunen. Sie eignen sich herrlich dazu, bereits aufgenommenen Alkohol zu verdunsten, und sofort Platz für das Nachtanken zu schaffen. Gleichzeitig kann man sich, völlig unverbindlich, ein etwas umfassenderes Bild von den anderen Gästen, speziell von denen des anderen Geschlechtes verschaffen. Diese Möglichkeit wird von beiden Seiten zu einer groben Vorauswahl gerne wahrgenommen. Natürlich muss das Hotel ein musikalisches Rahmenprogramm mit entsprechend grosser Tanzfläche bieten.
Kleinere Hotels haben sich nicht bewährt. Diese werden zur angestrebten Jahreszeit gerne von Scharen an rüstigen Frührentnern für Wandertouren aufgesucht. Zu erkennen sind sie an ihrer uniformen Kleidung – Filzhut, grauer Anorak, Kniebundhose, derbe Schuhe, Teleskopwanderstock – die ein grosser Kaffeeröster preisgünstig zur Verfügung stellt. Es hat schon Berichte über gewalttätige Übergriffe zwischen den wandernden Frührentnern und den Kegelbrüdern gegeben.
In idealer Weise erfüllt der Sauerländer Stern in Willingen all diese Anforderungen. So kommt es, dass im Spätherbst über 500 Betten auf die vielen, vielen Kegelclubs warten. Und sie kommen, wie jedes Jahr, in grosser Zahl.
Begleiten wir unsere beiden Clubs aus Gelsenkirchen und Dortmund auf ihrem jährlichen Ausflug zum Sauerlandstern.
Clubpräsidentin Gerda, kampferprobt in vielen Kegelausflügen, muss schon bei der Anreise im Bus die ersten wichtigen Entscheidungen treffen. Das Geheimnis eines halbwegs friedlichen Wochenendes mit zehn Kegelschwestern liegt in der Zimmerbelegung. Zehn wild entschlossene Damen in fünf Doppelzimmern. Hier helfen nur intime Kenntnisse der allgegenwärtigen, aber unterschiedlich heftigen Stutenbissigkeiten. Und die bezieht sie bekanntlich aus ihrem Frisiersalon.
Kegelbaas Gerd von den strammen Jungs steht jährlich ebenfalls vor dem Problem der Zimmerbelegung. Die Lösung ist für ihn jedoch viel simpler. Es reicht völlig, seiner Truppe in Schalke-/Dortmund-Fans und Raucher/Nichtraucher zu trennen. Als gewiefter Taktiker hat er jedoch für seine 10erGruppe sechs Doppelzimmer reserviert. Die beiden, - nur einfach belegten Doppelzimmer dienen der Gruppe als Springerzimmer. Für den Eventualfall, dass sich anbahnende zwischenmenschliche Beziehungen nur unter vier Augen geklärt werden können, greift ein ausgeklügeltes logistisches Meisterwerk. Vorher schon festgelegt, können durch flexibles Bettenwechseln jederzeit ein oder mehrere individuelle Rückzugsnester geschaffen werden.
Erarbeitet hat sich Gerd diese Technik in seinem Hauptberuf als Oberstudienrat. Keiner kann so virtuos wie er die Stundenpläne seiner Schule gestalten. Man munkelt, das er dafür eigens ein kleines PC-Programm erstellt hat, ursprünglich nur für Kegelausflüge konzipiert. Nach erfolgreich verlaufenen Einsätzen unter härtesten Bedingungen war die Nutzung auch für Stundenpläne nur noch eine logische Schlussfolgerung.
Allen anreisenden Gruppen ist eines gemeinsam. Schon auf der Fahrt wird durch diverse Getränke die Betriebstemperatur angeheizt. Die Busfahrer haben sich akribisch darauf vorbereitet, und schon im Vorfeld die Geschlechterzuordnung der Fahrgäste geklärt. Schliesslich zählt der Getränkeverkauf während solcher Fahrten zu den fest eingeplanten Nebeneinkünften der Fahrer. Die bordeigenen Kühlschränke der Reisebusse sind randvoll gefüllt, bei Bedarf werden auch die extra für skandinavische Reisegruppen angeschafften Kühltaschen aktiviert.
Als Faustformel gilt: pro Mann und Fahrstunde ein halber Liter Bier. Bei den Damen führt aktuell Prosecco die Beliebtheitsliste an. Als kleiner Zwischentrunk werden gerne und reichlich handliche Minifläschchen, mit Mischgetränken wie „Kleiner Feigling“, „Altfränkische Pflaume“ oder „Dirty Harry“ geleert.
Unerlässlich für die gute Laune während der Fahrt ist auf jeden Fall ein musikalisches Rahmenprogramm. Alle deutschen Sendeanstalten bieten gesonderte Programme an, die sich auf deutsche Schlager der 50er bis 70er Jahre und Volksmusik spezialisiert haben. Mit diesen Programmen ist es genau so wie mit der Bild Zeitung, die angeblich keiner liest. Sie haben nach allen Erhebungen die höchsten Einschaltquoten. Sollte wider Erwarten das angebotene Radioprogramm nicht den Wünschen der Fahrgäste entsprechen, keine Sorge, dafür haben die Busfahrer speziell zusammengestellte Musikkassetten parat. Nach etwa einer Stunde Fahrt wird kräftig mitgesungen, oder wie immer man diese Geräuschentwicklung bezeichnet. Es ist immer wieder faszinierend zu hören, wie textsicher unsere Ausflügler sind. Erfahrene Mallorca-Touristen, Malle wie die Insider sagen, mit erfolgreich absolviertem Grundstudium an der Ballermann-Universität sind hier eindeutig im Vorteil.
Bei den Männern wird die Hitliste von zwei Liedern angeführt. Das eine beginnt mit der spanischen Aufmunterung Olé! und erzählt von der wilden Entschlossenheit ein Rotlichtetablissement in der katalanischen Hauptstadt Barcelona zu besuchen. Der absolute Hit ist immer Drafi Deutscher´s „Marmor, Stein und Eisen bricht“. Es gibt kein anderes Lied, dass sich so herrlich mitgröhlen lässt. Gerd, der vor Urzeiten seinen Grundwehrdienst noch zu 69 DM Monatssold abgeleistet hat, stimmt dann gerne noch Lili Marleen an.
Bei den Damen geht es etwas leiser zu. Mit nicht mehr ganz so glockenhellen Stimmchen beim Mitsingen führt hier eindeutig Wolfgang „Wolle“ Petri´s „Wahnsinn....Hölle Hölle“ . Ab dem dritten Prosecco ermuntert Gerda ihre Truppe zu einer leicht abgewandelten Version von „Einer geht noch, einer geht noch rein“.

An diesem Wochenende haben alleine 17 Kegelclubs, davon 9 Herrenclubs und 8 Damenclubs den Sauerländer Stern gebucht. Die Busse haben 97 Herren und 84 Damen, also 181 wildentschlossene und nach vielen Seiten offene Kegler und Keglerinnen ausgeladen. Rein mathematisch gesehen sind damit 8148 verschiedene Kontakte möglich. Das ist die Idealzahl, die sich auf rein heterosexuelle Kombinationen bezieht. Durch Abweichungen von dieser Konstellation, temporären Unpässlichkeiten sowie einer realen Trefferquote, die in der Grössenordnung von Hütchenspielen liegt, hat es an diesem Wochenende tatsächlich nur 59 mehr oder weniger heftige Begegnungen gegeben. Fünf (für Mathematiker = 0,06%) davon zählen zu den Volltreffern. Für Realisten bedeutet diese Zahl aber auch, dass 142 Kondome in den verschiedensten Formen, Farben und Geschmacksrichtungen, sowie 37 Viagra-Tabletten am Sonntag originalverpackt den Heimweg antraten.

Einer der hoffnungsvollsten Begegnungen endete nahezu tragisch. Rita aus Hagen und Jürgen aus Dortmund hatten schon am späten Nachmittag in der Sauna die ersten Blickkontakte aufgenommen. Abends sah man sie, vor allem bei den langsamen Schmusestücken engumschlungen auf der Tanzfläche. Auch bei den Pausen an der Sektbar bemühten sie sich nicht unbedingt um einen Sicherheitsabstand. Ohne längere Diskussion verständigte man sich, den gemütlichen Abend unter vier Augen ausklingen zu lassen. Dank der ausgeklügelten Strategie von Kegelbaas Gerd, konnte Jürgen einen geeigneten Raum zur Verfügung stellen.

Rita trug aufreizende schwarze Dessous. Sie kniete vor Jürgen, der nur noch mit Boxershort und T-Shirt bekleidet auf dem Bett seines Hotelzimmers sass.
„Du hast aber Geschmack, Du trägst ja schon die neueste Kollektion von Calvin Klein“
Jürgen fühlte sich geschmeichelt, gut dass seine Frau Ingrid erst letzte Woche ihm gerade diese Wäsche zum Geburtstag geschenkt hatte. Seine Hände begaben sich auf Erkundungstour an Rita´s überaus fraulicher Figur. Rita rutschte schnurrend wie eine Katze näher.
„Weißt Du, ich habe eine kleine aber feine Wäscheboutique in Dortmund, ich kann das beurteilen“
Rita schob das T-Shirt von Jürgen hoch, während sich seine zittrigen Hände mit ihrem BH-Verschluss beschäftigten.
„Erst letzte Woche habe ich eine solche Garnitur verkauft. Durch einen Zufall habe ich meine beste Schulfreundin Ingrid wieder getroffen, wir hatten uns seit über 25 Jahre aus den Augen verloren. Sie suchte ein Geschenk für den Geburtstag ihres Mannes und betrat zufällig mein Geschäft.“
Rita hatte mittlerweile das T-Shirt in ihren Besitz gebracht. Sanft glitten ihre Hände und Lippen über seinen Oberkörper. Jürgen verharrte regungslos am letzten Haken ihres BH´s, eine unheilvolle Ahnung beschlich ihn.
„Ingrid und ich hatten noch nie ein Geheimnis voreinander. Wir haben beschlossen uns jetzt wieder öfter zu treffen. Sie hat viel Freizeit, ihr Mann ist ein gut verdienender Versicherungsmakler.“
Jürgen schoss das Blut ins Gesicht. Sein Kreislauf nahm dabei den Weg des geringsten Widerstandes und entzog schlagartig das Blut jenem Körperteil, das an sich jetzt gefordert war. Dieses Teil reagierte darauf äusserst beleidigt, anders gesagt, es zog sich spontan in seine Schmollecke zurück. Rita machte sich am Bund seines Boxershorts zu schaffen.
„Ingrid ist immer noch so eine verrückte Ulknudel wie früher. Mit dem Geschenk wollte sie auch gegen ihren Mann etwas sticheln

nur wo Calvin drauf steht, ist auch Klein drin „

Mit oft geübtem Griff zog Rita den Boxershort von Jürgen zärtlich und zugleich fordernd herunter.

PS Ähnlichkeiten mit lebenden Personen und realen Kegelclubs sind vorhanden und gewollt.

 

Hallo Rudi,

herzlichst willkommen auf Kurzgeschichte.de und gleich ein fröhliches :thumbsup: für deine Geschichte!

Ich hab zwischendrin immer wieder laut loslachen müssen, weil mir die humorige Art, wie du schreibst und die vielen kleinen Seitenhiebe auf deutsche Kultur-und Lebensart ausserordentlich gut gefallen haben.

Deine Art von Humor liegt mir sehr. :)

Ich glaube hier hat sich irgendein Fehler eingeschlichen, es fehlt entweder was oder müßte anders formuliert werden:

" in der Bundeskanzlerder Konrad Adenauer hiess, und selbst die SPD mit Herbert Wehner und Carlo Schmid noch über richtige Politiker verfügte."

Was ich allerdings nicht finde, ist, dass dein Text eine echte Satire ist, es fehlt für meine Begriffe am Merkmal der Verfremdung, der Verzerrung, denn letztendlich beschreibst du, auf den Punkt gebracht, das, was so in deutschen Haushalten das Übliche ist.
Aber da werden sich hier auf kg sicherlich die Meinungen sehr teilen. Zumindestens könnte deine Geschichte als sog. Realsatire durchgehen, auch wenn ich dann mir gewünscht hätte, dass sie noch mehr auf den Punkt kommt und vielleicht etwas nüchterner, also schnörkelloser beschreibt. Ironie allein reicht nicht für eine Satire aus. So meine Meinung, die durchaus nicht der Weisheit letzter Schluss darstellt.

Nichts desto trotz, als Humorgeschichte finde ich deinen Text hochgelungen und habe ihn sehr, sehr gerne gelesen und werde ganz gewiß weiterhin schauen, was so noch von dir hier gepostet wird.

Lieben Gruß
lakita

 

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