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Kein Leben ohne Sterne

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19.02.2020
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Kein Leben ohne Sterne

“Du wirst die Sterne nicht sehen, wenn du nicht nach oben blickst.“

Ich habe eine Menge Freunde, die so sind wie ich. Nahezu perfekt. Gute Noten, eine Menge Geld, hübsch und unfassbar beliebt.
Ich bin 18 Jahre alt und habe meine Matura vor einem Monat mit ausgezeichnetem Erfolg bestanden. Nun werde ich mich auf mein Studium konzentrieren. Medizin. Der Meinung meiner Eltern nach ist das die beste Entscheidung.
Bis jetzt habe ich alles in meinem Leben erreicht, was meine Eltern, aber vor allem ich von mir selber erwartet habe.
Jeder und jede kennt mich. Die Jungs in der Schule sahen mir hinterher, wenn ich bei ihnen vorbeilief und stießen anerkennende Pfiffe aus. Manche Mädels erdolchten mich nahezu mit Blicken, manche sahen mich eifersüchtig oder auch bewundernd an.
Alle meine Freunde sagen ich entspreche dem Schönheitsideal. Und so arrogant es auch klingen mag, manchmal wenn ich mich im Spiegel sehe habe ich nichts gegen diese Aussage einzuwenden.

Es ist ein Freitag wie jeder andere. Ich bin mit meiner Hündin Molly im Wald joggen und hänge meinen Gedanken nach. Das Zwitschern der Vögel und mein Atem sind das Einzige was ich höre.
Jetzt bin ich in meinem Leben an diesem Zeitpunkt angelangt, wo ich alles erreicht habe, was ich erreichen wollte und trotzdem habe ich das Gefühl, dass mir etwas fehlt. Etwas, das nicht zu dem perfekten Leben gehört, das ich führe. Etwas, das vermutlich den Schein trügen würde. Doch solange ich auch überlege und versuche in mich zu gehen, ich kann das unbekannte Begehren nicht identifizieren.
Plötzlich werde ich aus meinen Gedanken zurück in die Realität katapuliert. Ich vernehme gedämpftes Stimmengewirr und Gelächter, das von Nahem zu mir rüberweht. Ich blicke in die Richtung aus der es kommt und bleibe stehen. Mit den Händen auf meinen Knien abgestützt beobachte ich mit keuchenden Atem die ausgelassene Stimmung, die dort herrscht.
Mehrere Leute in meinem Alter sitzen auf dem Waldboden, unterhalten sich und wirken unbeschwert und ... frei.
Ich denke an meine eigenen Freunde, mit denen ich so etwas nie erleben könnte. Unsere Markenklamotten würden dreckig werden und vorallem würden wir uns nicht im Wald treffen sondern in einer schicken Bar, wo uns alle Leute sehen und bewundern können.
Ich gehe in die Knie und tue so als würde ich meine Schnürsenkel binden, um sie weiter unauffällig beobachten zu können. Dem Drang, zu ihnen zu laufen und genauso ausgelassen und schwerelos zu sein, ist schwer zu widerstehen. Leise seufzend schüttle ich den Kopf und konzentriere mich nun wirklich auf meine Schnürsenkel. Hastig binde ich sie neu und stehe auf. Nun möchte ich so schnell wie möglich weg. Gedanken, um ein Leben, das ich aus Prinzip sowieso nicht führen könnte bringen mich durcheinander und schwirren in meinem Kopf. Leise fluchend stehe ich auf und wage einen Blick in Richtung der Gruppe. Zum Glück hat mich niemand gesehen und ich kann unbemerkt wieder verschwinden. Ich lasse meinen Blick noch einmal schweifen und stelle im nächsten Moment fest, dass das ein fataler Fehler gewesen ist. Denn nun schaue ich geradewegs in das Gesicht eines Jugendlichen der Gruppe.
Unverwandt starrt er mich an und mustert mich. Verlegen wende ich den Blick ab und schabe mit meinen Füßen im weichen Waldboden herum. In der Hoffnung, dass er sich ohne weiteres
Interesse abgewandt hat, hebe ich scheu den Kopf und begegne wieder seinem Blick. Inzwischen grinst er mich an und flüstert einem weiteren Jugendlichen neben sich etwas zu.
Daraufhin dreht sich dieser in meine Richtung und grinst ebenfalls. In Gedanken verfluche ich mich selbst und drehe mich nun endlich um.
Leise fluchend mache ich mich auf den Heimweg, doch ich spüre den stechenden Blick in meinen Rücken als ich plötzlich einen Ruf höre: „Hey, du da. Bleib doch noch bei uns!“
Erschrocken bleibe ich stehen, ohne mich umzudrehen. Spätestens jetzt sind alle auf mich aufmerksam geworden und ich möchte am liebsten vor Scham im Boden versinken.
Doch plötzlich kommen in mir Gefühle hoch, die mir bis zu diesem Zeitpunkt unbekannt waren. Aufgestautes Adrenalin, dem ich nie die Chance gab ausgeschüttet zu werden, überrollt mich und bringt mich in Ekstase. Mir wird schwindelig vor Euphorie und Nervosität.
Ich nehme all meinen Mut zusammen und straffe meine Schultern, um mehr Selbstbewusstsein rüberzubringen. 1
Langsam und würdevoll drehe ich mich auf den Absatz um und gehe mit großen Schritten auf die Gruppe zu.
Manche schauen mich argwöhnisch an und mustern mich, andere lächeln mir aufmunternd zu.
Der Junge der mich angesprochen hat streckt mir seine Hand entgegen, sobald ich vor ihm stehen bleibe: „Hey, ich bin Noah und wer bist du?“
Lächelnd ergreife ich seine ausgestreckte Hand und erwidere: „Ich bin Ilvy, freut mich.“
Und obwohl ich diese Leute nicht kenne und nicht weiß auf was ich mich da einlasse, kann ich dieses unbekannte Begehren, das ich gespürt habe, nun identifizieren:
Man sollte mal nach oben schauen, um die Sterne zu sehen. Denn Sterne müssen nicht immer das sein, wofür wir sie halten. Sie können auch die Menschen in deinem Leben sein, die dich aufrütteln und dir sagen zu leben.

 

Liebe @buecherliebe,

wie eine Kurzgeschichte mit 'richtiger' Handlung wirkt dein Text für mich noch nicht. Wir haben eine Einleitung, in der die Protagonistin sich vorstellt und wenig Sympathie beim Leser weckt. Falls es nach dieser Präambel dennoch geneigte Leser gibt, dann werden sie eventuell, so wie ich, nicht ganz verstehen, was genau diese Begegnung beim Joggen im Wald so besonders macht.

Das verwöhnte Mädchen, das sich wegen drohender Verunreinigung von Markenklamotten eigentlich nicht in den Wald zum Feiern setzt, lässt sich letztendlich doch dazu herab. Der Sinneswandel kommt m.E. allzu plötzlich daher und wirkt auf mich nicht so bahnbrechend und schicksalhaft wie die Protagonistin mir weismachen möchte. Und so wirkt dann auch der philosophische Spruch am Ende für mich ein wenig überzogen.

Sprachliches:

Die Jungs in der Schule sahen mir hinterher, wenn ich bei ihnen vorbeilief und stießen anerkennende Pfiffe aus.

an ihnen vorbeilief (bei ihnen suggeriert bei ihnen zuhause)

Und so arrogant es auch klingen mag, manchmal wenn ich mich im Spiegel sehe habe ich nichts gegen diese Aussage einzuwenden.

Komma nach manchmal

Alle meine Freunde sagen ich entspreche dem Schönheitsideal.

Hier bin ich mir nicht sicher, meine aber, es müsste 'entspräche' heißen

Unsere Markenklamotten würden dreckig werden und vorallem würden wir uns nicht im Wald treffen sondern in einer schicken Bar, wo uns alle Leute sehen und bewundern können.

vor allem

Gedanken, um ein Leben, das ich aus Prinzip sowieso nicht führen könnte bringen mich durcheinander und schwirren in meinem Kopf.

Kommata falsch
Dem Drang, zu ihnen zu laufen und genauso ausgelassen und schwerelos zu sein, ist schwer zu widerstehen.

Den Satz empfinde ich als ungelenk.

Hastig binde ich sie neu und stehe auf. Nun möchte ich so schnell wie möglich weg. Gedanken, um ein Leben, das ich aus Prinzip sowieso nicht führen könnte bringen mich durcheinander und schwirren in meinem Kopf. Leise fluchend stehe ich auf und wage einen Blick in Richtung der Gruppe.

Hier wird zweimal aufgestanden. Einmal reicht.

Ich lasse meinen Blick noch einmal schweifen und stelle im nächsten Moment fest, dass das ein fataler Fehler gewesen ist. Denn nun schaue ich geradewegs in das Gesicht eines Jugendlichen der Gruppe.

Dieser Junge taucht aber unnatürlich abrupt auf.

Verlegen wende ich den Blick ab und schabe mit meinen Füßen im weichen Waldboden herum. In der Hoffnung, dass er sich ohne weiteres
Interesse abgewandt hat, hebe ich scheu den Kopf und begegne wieder seinem Blick.

Blick abwenden bedeutet für mich eher zur Seite. Dann aber geht ihr Blick von unten nach oben. Verwirrend. Die Erwartung, dass er einfach so geht, leuchtet mir nicht ein.

Inzwischen grinst er mich an und flüstert einem weiteren Jugendlichen neben sich etwas zu.

Inzwischen passt hier m.E. nicht. Und der zweite Jugendliche kommt auch wie aus dem Nichts.

Ich nehme all meinen Mut zusammen und straffe meine Schultern, um mehr Selbstbewusstsein rüberzubringen. 1

Hat die 1 eine Bedeutung?

Tja, insgesamt noch recht unausgegoren, für mich persönlich jedenfalls. Lies den Text nochmal durch und versuche sie dir anhand deiner Beschreibungen vorzustellen. Ich meine, dann müssten dir die logischen Fehler quasi ins Gesicht springen.

Liebe Grüße,

HL

 

Hallo @buecherliebe
und auch von mir herlich Willkommen hier.

“Du wirst die Sterne nicht sehen, wenn du nicht nach oben blickst.“

Am Anfang weiß man leider nicht, wer das sagt. Letztendlich ist das ja deine "Moral von der Gechichte", daher kann zu diesem Zeitpunkt die Protagonistin das noch nicht sagen. Abhilfe wäre eine Quellenangabe von wem das Zitat ist.

Ich habe eine Menge Freunde, die so sind wie ich. Nahezu perfekt. Gute Noten, eine Menge Geld, hübsch und unfassbar beliebt.
Spätestens, nachdem man das Geschlecht der Protagonistin raus hat, denkt man (oder: ich): Was für ne Tussi. :) Ok - eine Selbstbeschreibung, die mir für eine Tussi aber eigentlich zu slebstreflektiert rüber kommt.
Alle meine Freunde sagen ich entspreche dem Schönheitsideal.
Spätestens da war ich an "Prinzessin" von Laffee erinnert.
Und so arrogant es auch klingen mag, manchmal wenn ich mich im Spiegel sehe habe ich nichts gegen diese Aussage einzuwenden.
Wenn Du "Show - dont tell" anwenden möchtest, wär mein Tipp: Lass die Selbstdarstellung weg und zeige z.B. den Tag in der Schule, wo ihre Eigenschaften in Begegnungen mit Freunden und anderen deutlich werden.
Es ist ein Freitag wie jeder andere.
Gerade im Zusammenhang mit deinem ersten Satz hätt emir die Erzählweise im Präteritum besser gefallen, als im Präsens. Ist nicht falsch, und wahrscheinlich auch Geschmackssache.
Unsere Markenklamotten würden dreckig werden und vorallem würden wir uns nicht im Wald treffen sondern in einer schicken Bar, wo uns alle Leute sehen und bewundern können.
Hat sie als Tussi, die jeden Freitag mit ihrem Hund joggen geht nicht extra Wald-Sachen an? So ganz kann ich ihr das "ich mache mich nie dreckig" - gerade im Wald mit Hund - nicht abnehmen.
Ich lasse meinen Blick noch einmal schweifen und stelle im nächsten Moment fest, dass das ein fataler Fehler gewesen ist. Denn nun schaue ich geradewegs in das Gesicht eines Jugendlichen der Gruppe.
Auch das passt nicht zu meinem "Tussi-Bild", was ich im Kopf habe - so eingebildet, wie sie sich am Anfang gibt, müsset sie doch geraden Kerlen gegenüber mehr Selbstvertrauen in Begegnungen mit Fremden (z.B. in Bars) haben - nur weil sie im Wald ist, ist sie soooo eingeschüchtert? Dabei ist sie doch jeden Freitag im Wald.
Langsam und würdevoll drehe ich mich auf den Absatz um und gehe mit großen Schritten auf die Gruppe zu.
Das "würdevoll" ist eher ein Wunsch, oder eine Beobachtung von außen, daher würde ich das voll streichen :)
Man sollte mal nach oben schauen, um die Sterne zu sehen. Denn Sterne müssen nicht immer das sein, wofür wir sie halten. Sie können auch die Menschen in deinem Leben sein, die dich aufrütteln und dir sagen zu leben.

Der Einstiegssatz als Fazit hatte mir besser gefallen. Hier deutest Du an, dass sie sich mit den Jungs in den Wald setzt, sagst es aber nicht.

Mein Fazit: An sich eine schöne Idee, das Innenleben einer Tussi mit den Qualen für etwas Neues zu entdecken. Aber ich gehe da mit @HerrLehrer mit, dass es noch zu unausgegoren ist.

Ich hoffe, Du kannst mit meinem Leseeindruck etwas anfangen :)

Viel Spaß hier
pantoholli

 

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