Kein Weg zurück (ein Monolog)
Donnerstag habe ich ihn noch gefragt. Einfach frei ’raus. „Gehen wir übermorgen ins Kino?“ habe ich ihm einfach an den Kopf geschmissen. Und zu meiner Überraschung sagte Luis zu – das hätte ich mir nie erträumt. Jemand wie ich mit Luis. Ab diesem Moment konnte ich bis Samstag kaum schlafen. Der Mond schaute durch mein halb offenes Rollo auf mein Bett. Er beleuchtete mein Daunenkopfkissen, auf dem mein grübelnder Kopf lag. Irgendwie war es immer wieder eine Mischung aus Vorfreude und Angst. Vorfreude auf den Abend und darauf, wieder in seiner Nähe zu sein. Seine Stimme zu hören, sein Lachen und sein Gesicht zu sehen. Aber eben auch Angst, ich könnte zu schnell zu weit gehen, oder ich könnte einen Fehler machen oder einfach, dass es nicht passen würde. In der Schule am Freitag kaum Konzentration, die Nacht von Freitag auf Samstag in ähnlicher Szenerie. Nur wies dieses Mal das Mondlicht immer wieder auf die leise tickenden Zeiger meines Weckers auf dem Nachttisch. Tick. Drei Uhr, sechsundzwanzig Minuten und dreißig Sekunden. Tick. Ich glaube, irgendwann schlief ich ein. Doch die Gedanken wollten mich nicht verlassen. Ich träumte wirr und obwohl ich mir über all die Zeit immer wieder vor Augen führte, dass es nur ein einfacher Kinobesuch ist, klopfte mein Herz lauter und lauter je näher der Moment kam. Schon am Samstag um siebzehn Uhr überlegte ich, was ich anziehen solle. Ich entschied mich für den roten Rock mit der neuen Bluse. Ob es daran gelegen hat? Dann saßen wir endlich nebeneinander im Kino. Er neben mir und ich neben ihm. Die Spannung in mir war zum zerreißen und eigentlich ohne lange und viel zu überlegen, nahm ich einfach seine Hand. So. Dann der Schlag ins Gesicht. Er riss seine weg und bewarf mich mit Vorwürfen. Er hätte gedacht, wir seien bloß Freunde. Es ging so schnell, dass ich einfach nur rausrannte, obwohl ich nicht genau wusste, wovor ich flüchtete. Ich glaube, es war die Wahrheit, die mich da verfolgte. Jetzt liege ich wieder in meinem Bett. Meinen Kopf auf dem Kopfkissen. Er grübelt nicht mehr so viel. Der Wecker ist wohl leiser geworden. Und das Rollo habe ich ganz nach unten gezogen. Der Mond ist zwar noch da, aber er scheint nicht mehr. Nicht mehr in mein Zimmer.