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Keine Neonlichter mehr, keine Zuckerwatte
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Keine Neonlichter mehr, keine Zuckerwatte
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Hallo @Habentus ,
schöne, poetische Geschichte. Die Jugend, die es heute angeblich so gut hat. Deine Hauptfigur hat zwar Familie, aber niemand kümmert sich um sie. Alle sind nur mit sich selber beschäftigt.
Interessant war für mich, dass sie in der Schule als Bitch gilt, obwohl sie vollkommen harmlos ist. Da habe ich mal einen Hollywoodfilm im Fernsehen gesehen mit ähnlicher Thematik.
Ein Teeniemädel wollte sich wichtigmachen und behauptete "schon Erfahrungen" vorweisen zu können. Das sprach sich rum wie ein Lauffeuer. Sie galt als Schlampe, obwohl sie noch völlig ungeküsst war. Ihre Eltern dachten sogar schon daran wegzuziehen.
Extrem kleinbürgerliche Moralvorstellungen herrschten dort, auch unter den Jugendlichen, so wie in Deiner Geschichte ebenfalls. Da fällt mir noch die Biografie von Jennifer Rostock- Weist- ein.
Sie kommt aus meiner Heimat. Mecklenburg. Ihr, die freimütig mit ihrem Liebesleben umging, wurden auf der Straße Schimpfkanonaden hinterhergerufen. Ausdrücke wie "Loch" und Drastischeres fielen, auch von Jungen, mit denen sie mal was gehabt hatte. Was ich las, wunderte mich nicht. Ich kenne meine Landsleute.
Gruß FK
Hallo @Habentus,
runde Sache, Deine Story - hat mich mitgerissen.
Einfühlsam beschreibst Du dieses Erwachen (Pubertieren) eines jungen Menschen, der sich selbst überlassen bleibt. Vom Elternhaus "ungeliebt" trachtet sie in ihrem Umfeld nach Anerkennung, setzt sich als Vorbild ihre Freundin, will dazu gehören und ist doch verletzt in ihrer Unsicherheit. So zerissen, so hilflos, dass sie keine andere Möglichkeit sieht, um mit "Gewalt" auf sich aufmerksam zu machen. Tut sie´s? Der Schluss ist gut gelöst - die Frage nicht nur eines Mädchens, auf der Schwelle zur Frau, sondern auch die Zukunftsfrage einer ganzen Generation, einer ganzen Gesellschaft. Klasse! Wirklich gelungen.
Beste Grüße
Detlev
Die roten, blauen, grünen und gelben Neonlichter der Fahrgeschäfte vermischen sich im Nieselregen zu einem bunten Schleier. Maria ist mit ihrer Cousine unterwegs.
ich würde den Text hier beginnen lassen und dann hauptsächlich – wahrscheinlich inklusive Einsatz des Messers – auf der Kirmes spielen lassen. Denn in meinen Augen ist der Text zu erklärend. Er liest sich irgendwie gar nicht wie eine "echte" Geschichte, sondern mehr wie die Beschreibung einer Geschichte. Heißt, man folgt Maria nicht auf dem Fuß, sondern wird über sie und ihr Leben aufgeklärt. Dadurch verfehlt der Text in meinen Augen eine emotionale Wirkung und bekommt etwas Dozierendes: So sieht soziales Elend aus und das sind dann die Folgen.
In meinen Augen müsstest du hier szenischer, situativer Vorgehen und dem Leser mehr Stoff zum Entdecken und Folgern liefern, mehr mit Andeutungen und Symbolen arbeiten. Momentan bleibt der Text sehr oberflächlich; er sagt, was er sagt, und mehr nicht. Ich finde das schade, denn du hast hier einen guten Stoff für eine Kurzgeschichte. Die Milieubeschreibungen, die du wie gesagt subtiler bzw. pointierter gestalten könntest, stimmen in meinen Augen, ein paar Details sind gut getroffen wie das Sparkassenkartenspiel oder die Sprache. Zusammen mit dem Zeitbezug (Messergewalt bzw. Gewaltexzesse von Teeniemädchen) und einem echten Höhepunkt/Wendepunkt könnte das echt einen tollen Text ergeben, wenn du wirklich Maria handeln und erleben lässt und nicht so von oben auf sie draufschaust.
Freundliche Grüsse
Henry
Hallo @Habentus,
im Großen und Ganzen halte ich die Geschichte für gelungen. Sie 'liest sich auch' gut.
Wenig beleuchtest du das Verhältnis Marias zu den Eltern; die ersten Sätze gehen ja in die Richtung, dass sie nicht gesehen wird, sich stark unterordnen muss, streng behandelt wird.
Das verliert sich dann.
Auch die diversen Probleme mit den Mitschülern sind zwar angerissen, gewinnen aber nicht an Brisanz, das Üble an der Lage (Mobbing) könnte noch deutlicher sein; denn, offen gesagt, ich nehme dir den Schluss nicht ab: dass sie sich jetzt des Messers bedienen wird.
Zu einigen Stellen:
Das ist ein starker Anfang; allerdings wird das kaum vertieft, ich erwähnte das oben.Am besten soll sie nichts sagen, nichts fragen, nichts machen, keinen Mucks, soll sich in Luft auflösen, sich tot langweilen.
Gefällt mir. Eine anschauliche Bilderfolge, was sie 'könnte'.Sie könnte abbiegen, die Kapuze ihrer Jacke hochgeschlagen, könnte an der Kreuzung, wo es zur Sporthalle geht, durch die Unterführung hindurch, auf der anderen Seite die Treppen hoch und schon wäre sie beim Bahnhof.
Die 25 Minuten, die der Zug in die Stadt braucht ... sind im Nebensatz zu viel; wenn es wichtig ist, dass der Zug schnell in der Stadt ist, könntest du das in einem weiteren Satz sagen.Dort würde sie in den Zug steigen, der halbstündlich kommtund fünfundzwanzig Minuten braucht, um in die Stadt zu fahren
Dort würde sie in den Zug steigen, der halbstündlich kommt. In fünfundzwanzig Minuten wäre sie in der Stadt; würde sich dort etwas zu essen kaufen ...
Hat sie noch eine weitere Mutter?keinen Ärger gibt mit der Mutter, die vor einer halben Stunde von der Arbeit kam
Ebenso.Der Lehrer, der ihr ein Arbeitsblatt hinlegt, ist ein Schwächling.
Wenn er meint, dass sie still sein sollen? Später im Text erklärst du, dass er aufgehört hat, etwas zu sagen:Niemand hört ihm zu, wenn er meint, dass sie still sein sollen oder wenn er ihnen Arbeitsaufträge gibt oder wenn er überhaupt irgendetwas will von ihnen
---Also sagt er nichts mehr und er sagt auch nichts, als Leonardo durch den Klassenraum ruft:
Wenn sie niemand macht, kann sie auch niemand abgeben, insofern funzt die Steigerung nicht. Wenn, dann andere Reihenfolge.Strafarbeiten zu verteilen, die niemand machtund niemand abgibt.
Der Satz ist verdreht, ich musste den 2-mal lesen. Wer macht den Fehler?Maria sagte nichts mehr, als Karo sich vor ihr aufbaute und sie vor allen anschrie, obwohl sie wusste, dass sie damit einen Fehler macht.
Gefällt mir. Sehr anschaulich geschrieben.Als sie aufschaut, sieht sie eine ältere Frau, die ihr freundlich zulächelt. Maria weiß nicht, was die von ihr will. Schnell schaut sie weg, steht auf, setzt sich woanders hin, sieht aus dem Fenster und stellt sich vor, sie wäre alleine.
Ein wenig wunderte mich, dass sie das 'darf'.Maria ist mit ihrer Cousine unterwegs.
Sagte ich bereits: So wie M. beschrieben ist, ist mir das zu viel. Wäre das anders, hätten wir an jeder Schule jedes Jahr 2-3 Messerattacken. Denn Teenager wie Maria, die in solcher Bedrängnis sind, gibt es zuhauf. Dafür hat sich, zumindest im Text, noch nicht genug zugespitzt, die M. ist zu distanziert und reflektiert; eine psychische Deviation aufgrund des Familiensystems, ist nicht sichtbar; die Konstellation passt nicht richtig.Im hintersten Fach des Rucksacks versteckt sie das Messer.
Gruß
Flic
Hallo @Frieda Kreuz und danke für deinen Kommentar!
Das ist sicherlich so. Ich deute es ja zumindest an. Auf der anderen Seite wollte ich, dass es ja nicht aus bewusster Entscheidung heraus so ist, sondern die (vor allem auch Arbeits-) Umstände da eine Rolle spielen. Die Eltern müssen schuften - die Tochter gerät aus dem Blick. Ich bin aber unzufrieden mit der Schwerpunktsetzung, muss ich sagen. Ursprünglich war dieser Teil umfangreicher. Ich habe dann viel gestrichen und habe jetzt das Gefühl, dass da was fehlt.Deine Hauptfigur hat zwar Familie, aber niemand kümmert sich um sie. Alle sind nur mit sich selber beschäftigt.
Stimmt. Wobei das nicht der Kern meiner Geschichte seine sollte. Vielmehr wollte ich etwas über das Verständnis von Stärke und Schwäche schreiben. Was gilt als stark, was als schwach? Wie kann ich (in einem bestimmten Alter und Kontext) mich behaupten? Wie verschaffe ich mir Respekt? Was für Möglichkeiten habe bzw. kenne ich überhaupt?Interessant war für mich, dass sie in der Schule als Bitch gilt, obwohl sie vollkommen harmlos ist
Ich glaube, dass das teilweise schon der Fall ist. Die Rückbesinnung auf bestimmte traditionelle Modelle stelle ich schon fest. Ob das aber wirklich zu Ende gedacht ist oder einfach aus einer generellen gesellschaftlichen Verunsicherung heraus als eine Art Anker geschieht, bin ich mir unsicher. Aber schön, dass es bei dir durch den Text ankommt.Extrem kleinbürgerliche Moralvorstellungen herrschten dort, auch unter den Jugendlichen, so wie in Deiner Geschichte ebenfalls.
Hallo @Detlev
das freut mich sehr!runde Sache, Deine Story - hat mich mitgerissen.
Ich denke, dass ungeliebt es nicht so ganz trifft. Vielleicht eher aus dem Blick verloren. Ich habe es weiter oben schon beschrieben: Ich wollte eigentlich mehr in den Fokus rücken, dass die Eltern auch aufgrund der eigenen Situation vielleicht nicht so den Blick drauf haben (mit allen Fehlern und Überforderungen, die dann damit zusammenhängen). Es ging nicht darum, da jetzt einfach nur zu sagen: Schaut mal, die Eltern interessieren sich ja gar nicht für ihr Kind.Vom Elternhaus "ungeliebt" trachtet sie in ihrem Umfeld nach Anerkennung, setzt sich als Vorbild ihre Freundin, will dazu gehören und ist doch verletzt in ihrer Unsicherheit
Schön, dass du es so empfindest. Ich muss sagen, dass ich leider immer unzufriedener werde, je länger dieser Text hier steht. Ich glaube, dass ich mir noch mal grundlegender etwas damit überlegen muss und da sicherlich in den kommenden Wochen noch mal ein wenig etwas ausprobieren werde. Wenn es dir aber taugt, dann ist das für mich erst mal schön zu lesen!Der Schluss ist gut gelöst - die Frage nicht nur eines Mädchens, auf der Schwelle zur Frau, sondern auch die Zukunftsfrage einer ganzen Generation, einer ganzen Gesellschaft.
Hallo @H. Kopper und danke für deinen Kommentar! Auch wenn es mich schmerzt, muss ich dir wohl in einigen deiner Kritikpunkte recht geben. Ich bin mittlerweile nicht mehr zufrieden mit dem Text und ich fürchte, dass ich ihn werde ändern müssen, dass er funktioniert. Ich gehe mal auf deine Kritikpunkte ein, die ich teilweise teile, teilweise auch nicht.
Das will ich nicht machen. Für mich hat diesen Szene auf der Kirmes ja eine bestimmte Funktion. Andere Szenen, vor allem zB auch die im Badezimmer sind für mich aber ebenfalls essenziell für den Text. Du hast aber recht, dass ich vielleicht an anderer Stelle etwas wegnehmen könnte und generell die Schwerpunktsetzung überarbeiten muss.ch würde den Text hier beginnen lassen und dann hauptsächlich – wahrscheinlich inklusive Einsatz des Messers – auf der Kirmes spielen lassen.
Du hast recht. Ich habe mich gefragt, warum mir selbst der Text so seltsam distanziert vorkommt. Und ich glaube, dass es an zwei Dingen liegt. Zum einen ist der Ton einfach sehr nüchtern. Das trägt wahrscheinlich dazu bei. Zum anderen das von dir bereits angesprochene Erleben. Das findet zu wenig statt. Es gibt wenig wirklich konkrete Handlungen, man befindet sich entfernt von dem eigentlichen Geschehen.Denn in meinen Augen ist der Text zu erklärend. Er liest sich irgendwie gar nicht wie eine "echte" Geschichte, sondern mehr wie die Beschreibung einer Geschichte.
Dadurch verfehlt der Text in meinen Augen eine emotionale Wirkung und bekommt etwas Dozierendes: So sieht soziales Elend aus und das sind dann die Folgen.
In meinen Augen müsstest du hier szenischer, situativer Vorgehen und dem Leser mehr Stoff zum Entdecken und Folgern liefern, mehr mit Andeutungen und Symbolen arbeiten.
Grundsätzlich wollte ich einfach insgesamt zu viel auf zu wenig Platz mit den falschen Mitteln. Ich wollte über ein überfordertes Mädchen schreiben, dass in der Schule und im Elternhaus mit massiven Problemen überfordert ist und sich gegen Ende nicht mehr anders zu helfen weiß, als in eine Phase der Eskalation einzutreten.und nicht so von oben auf sie draufschaust.
Hallo @FlicFlac auch dir Danke für deinen Kommentar!
Das stimmt und das sehe ich selbst auch kritisch. Andererseits ist das auch nicht der wesentliche Kern der Geschichte. Ich muss mir über die Schwerpunktsetzung noch mal Gedanken machen. Ggf. müsste ich das noch mal ausbauen oder zumindest anders darstellen.Wenig beleuchtest du das Verhältnis Marias zu den Eltern; die ersten Sätze gehen ja in die Richtung, dass sie nicht gesehen wird, sich stark unterordnen muss, streng behandelt wird.
Das verliert sich dann
Ja, auch ein Problem. Diese massive Überforderung kommt nicht genug raus, bzw wird nur angedeudet. Ich habe es oben beschrieben: Ich wollte zu viel in zu wenig Text thematisiern und so funktioniert es nicht.Auch die diversen Probleme mit den Mitschülern sind zwar angerissen, gewinnen aber nicht an Brisanz, das Üble an der Lage (Mobbing) könnte noch deutlicher sein; denn, offen gesagt, ich nehme dir den Schluss nicht ab: dass sie sich jetzt des Messers bedienen wird.
Diesen Schluss würe ich aber (auch unabhängig von meinem Text) nicht ziehen:
So wie M. beschrieben ist, ist mir das zu viel. Wäre das anders, hätten wir an jeder Schule jedes Jahr 2-3 Messerattacken.
Es gibt massive Gewalt in und außerhalb von Schulen. Du hast recht, dass da selten Waffen eingesetzt werden, aber dass Messer unter Jugendlichen verbreitet sind (heißt dabeihaben) IST ein Problem und lässt sich auch nachweisen. Der Text spart ja aus, ob Maria das Messer wirklich einsetzt, oder ob sie es (vielleicht auch einfach als Stütze: Wenn alle Stricke reißen, habe ich immerhin noch ein Messer und kann zeigen, wer hier die wirklich Stärkste ist...) nur mitnimmt, ohne es einzusetzen. Ich finde, dass man das dem Text aus guten Gründen negativ auslegen kann. Der Autor ist zu feige, das zu Ende zu denken.Denn Teenager wie Maria, die in solcher Bedrängnis sind, gibt es zuhauf. Dafür hat sich, zumindest im Text, noch nicht genug zugespitzt, die M. ist zu distanziert und reflektiert; eine psychische Deviation aufgrund des Familiensystems, ist nicht sichtbar; die Konstellation passt nicht richtig.
Danke für eure Kommentare! Ich werde versuchen, den Text noch mal neu aufzurollen und dann hier noch mal reinstellen. Wenn es in Ordnung ist, werde ich euch dann taggen.
Beste Grüße
Habentus
Hallo @Frieda Kreuz @Detlev @H. Kopper @FlicFlac und @Akka
ich habe den Text überarbeitet und versucht, manches von eurer Kritik umzusetzen. Ich habe vor allem versucht, den Text nicht mehr so statisch und distanziert zu belassen, sondern näher heranzugehen. Ich finde, dass er besser wirkt, bin aber noch nicht zufrieden. Auch den Anfang habe ich verändert, habe manche Szenen etwas gekürzt und andere dafür ausgebaut.
Ich glaube, dass der Text noch zu knapp ist und vermutlich mehr Inhalt bräuchte, um zu wirken. Aber auch da bin ich mir noch unsicher.
Wenn ihr wollt, gebt mir doch gerne eine Rückmeldung, ob die Änderungen dem Text gutgetan haben, oder ob ich da in eine falsche Richtung laufe.
Danke auch noch an @Akka für deinen Kommentar. Hat mich gefreut! Nur fürchte ich,
->
das Tempo quasi Marias Innenleben widerspiegelt.
-> dass ich den Text exakt in die Richtung verändert habe, die du bemängelt hast ... Tja, so läuft es wohl manchmal. Ich für meinen Teil finde, dass der Text davon profitiert. Würde mich auf jeden Fall auch interessieren, was du sagst!Den Eindruck hat man ja sowieso ständig im Leben, am stärksten aber sicher in der Jugend, wenn die Synapsen beim Wachsen gar nicht hinterher kommen. Wenn sich schon Verzweigungen bilden, wo der Ast noch ganz grün ist.
Bests Grüße
Habentus
Hallo @Habentus,
da deine Geschichte ausgefeilt geschrieben ist, habe ich nur zwei Stellen, die mir seltsam vorkommen:
Das kaufe ich ihr/dir als Autor nicht ab: Wie soll man jemanden durch einen Blick verraten, welche physische Handlung vielleicht begangen wird? Ohne die Vermittlung entsprechender Erfahrungen hängt diese Aussage spekulativ in der Luft. Gut, sie könnte sich das einfach zusammenfantasieren - dann fehlt mir aber ebenfalls der Hintergrund.sieht er sie an, als wolle er ihr gleich eine scheuern. Als wolle er allen hier, den Leuten im Haus, den Bulgaren an der Ecke, den Rollerfahrern am liebsten eine drücken.
Zuerst dachte ich, das "sie" bezieht sich auf die Zahnspange.Wenn sie spricht, sieht man die Brackets ihrer Zahnspange und sie ist groß.
+
Deine Protagonistin lebt in Konflikt mit ihrer Umgebung und trägt einen Konflikt in sich. (Einerseits Anfeindung und Wehrlosigkeit - andererseits ein 'Sich-Vertreten-Wollen' gepaart mit großer Unsicherheit: Selbst das freundliche Lächeln der Frau wird negativ interpretiert). Dadurch hat dein Text eine zusätzliche Ebene, die ihn von anderen Geschichten mit ähnlicher Zielrichtung abhebt. Das ist eigentlich die Kunst beim Schreiben - selbst bei der Schilderung bekannter Probleme dem Leser Neuland zu erschließen.
Positiv empfand ich das Fehlen eines gewalttätigen Elternhauses (fast schon üblich bei ähnlichen Erzählungen), diese partielle Normalität (Schichtarbeit und Montage sind für viele Normalität) kontrastiert die konflikbeladene Seite deines Textes angenehm. Man muss nicht immer das ganze Arsenal möglicher Betroffenheiten bemühen, um glaubwürdig Konflikte zu vermitteln. Das ist dir gelungen.
Zum Schluss zum Schluss: Du lässt offen, ob ihr die Vorstellung sich extrem wehren zu können, genügt oder ob sie wirklich ... ist interessant, eine ganz andere Lösung (gewissermaßen 'ein Sprung aus der Box') ist vielleicht auch möglich
.
Hat Spaß gemacht diesen Text zu lesen!
Woltochinon
Hallo @Akka und vielen Dank dir für das erneute Kommentieren!
Das stimmt. Der Anfang ist da vielleicht ein wenig anders als der Rest des Textes. Den habe ich komplett umgeschrieben. Ich wollte hier ein wenig mehr auf die Sicht Marias auf ihre Umwelt eingehen. Das war mir in der vorherigen Version ein wenig zu holprig und stakkato-mäßig.Der Text hat nach wie vor Tempo, es gibt keine Längen - wobei, vielleicht die Einleitung, die Beobachtungen Marias beim Rauchen. Aber das finde ich in Ordnung. Eine kurze Verschnaufpause, bevor es dann richtig losgeht.
Das freut mich sehr! Ich hatte eigentlich befürchtet, dass ich im Gegenteil in eine andere Richtung schreibe, aber falls dem nicht so sein sollte, umso besser!Besonders fällt mir aber auf, dass meine erste Kritik jetzt nicht mehr zutrifft, die sprachlichen und inhaltlichen "Stops" fügen sich jetzt harmonisch ein, wirken nicht mehr wie bewusste Effekte.
Eigentlich arbeitet alles, was der Text erzählt, auf dieses Ende hin: Die Eltern (oder die Erwachsenen allgemein, wenn man den Lehrer und den Gassimann dazuzählt), die Maria hier positiv beeinflussen könnten, sind nicht greifbar.
Das stimmt auch. Aber es würde in meinen Augen hier nicht passen, ein positiven Gegenpart in die Welt zu setzen, einfach, damit es einen gibt. Das würde sich für mich nicht organisch ergeben und hätte keinen Platz.Übrig bleiben also ihre Mädels. Die aber in derselben Welt aufwachsen und deshalb dieselben Erfahrungen machen wie Maria selbst, die also nur das Motto "Fressen oder gefressen werden" kennen, und Natalia, die Maria dann als Vorbildersatz dient, wird dabei ganz deutlich: Fick sie. Und so ein Messer ist ein guter Schwanzersatz.
Ja, das könnte spannend sein. Dann müsste der Text aber deutlich ausgebaut werden und würde wohl die Länge einer Kurzgeschichte verlassen. Ich nehme deinen Impuls auf jeden Fall (ggf. für längere Texte) mit, glaube aber, dass das hier so keinen Platz finden wird.Spannend fände ich es jetzt, wenn Maria auf irgendeinem Schleichweg zu einer abweichenden Einsicht gelangt.
Streng genommen ist sie das ja auch nicht. Es bahnt sich etwas an, aber das heißt nicht zwingend, dass es zu einer völligen Eskalation kommen muss. Vielleicht nimmt sie das Messer mit, um ein Gefühl für Sicherheit zu schaffen ("Wenn ich wollte, könnte ich ...").Trotzdem weigere ich mich, in Maria eine Messerstecherin zu sehen, nachdem ich sie kennengelernt habe.
Danke für deine Zeit und deinen guten Kommentar!
Beste Grüße
Hallo @Woltochinon freut mich sehr, dich wieder unter einem meiner Texte zu finden!
Ja, ich weiß, was du meinst. Andererseits geht es hier ja eher um die Perspektive von Maria statt um den Mann und was er tatsächlich macht oder wie er schaut. Maria empfindet es so. Und darum ging es mir. Aufzuzeigen, wie sie ihre Umwelt wahrnimmt. Nämlich in der Regel als feindselig. Aber ich sehe auch deinen Punkt! Mmh, ich werde mir Gedanken machen und die Stelle evtl. noch mal umformulieren. Danke fürs Aufzeigen!Das kaufe ich ihr/dir als Autor nicht ab: Wie soll man jemanden durch einen Blick verraten, welche physische Handlung vielleicht begangen wird? Ohne die Vermittlung entsprechender Erfahrungen hängt diese Aussage spekulativ in der Luft.
Stimmt - unschön formuliert. Ich sehe es mir an!Zuerst dachte ich, das "sie" bezieht sich auf die Zahnspange.
Wenn der Text so bei dir ankommt und das deine Gedanken dazu sind, habe ich alles damit erreicht, was ich wollte! Freut mich sehr!Deine Protagonistin lebt in Konflikt mit ihrer Umgebung und trägt einen Konflikt in sich. (Einerseits Anfeindung und Wehrlosigkeit - andererseits ein 'Sich-Vertreten-Wollen' gepaart mit großer Unsicherheit: Selbst das freundliche Lächeln der Frau wird negativ interpretiert). Dadurch hat dein Text eine zusätzliche Ebene, die ihn von anderen Geschichten mit ähnlicher Zielrichtung abhebt. Das ist eigentlich die Kunst beim Schreiben - selbst bei der Schilderung bekannter Probleme dem Leser Neuland zu erschließen.
Positiv empfand ich das Fehlen eines gewalttätigen Elternhauses (fast schon üblich bei ähnlichen Erzählungen), diese partielle Normalität (Schichtarbeit und Montage sind für viele Normalität) kontrastiert die konflikbeladene Seite deines Textes angenehm. Man muss nicht immer das ganze Arsenal möglicher Betroffenheiten bemühen, um glaubwürdig Konflikte zu vermitteln. Das ist dir gelungen. Zum Schluss zum Schluss: Du lässt offen, ob ihr die Vorstellung sich extrem wehren zu können, genügt oder ob sie wirklich ... ist interessant, eine ganz andere Lösung (gewissermaßen 'ein Sprung aus der Box') ist vielleicht auch möglich
Vielen Dank für deine Zeit und deinen guten Kommentar!
Beste Grüße
Habentus
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