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Konnichiwa und die Kunst des Lächelns

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03.08.2003
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Anmerkungen zum Text

Diese Story ist ein sogenanntes Drabble. Drabbles sind Kurzgeschichten aus exakt 100 Worten, die Überschrift nicht mitgerechnet. Außerdem sollten sie eine Pointe enthalten.

Konnichiwa und die Kunst des Lächelns

Konnichiwa, der japanische Osterhase, war von seinem Sensei öfter ermahnt worden, dass er zu mürrisch aussehe. Was sollten die Kinder denken, wenn sie ihn einmal beobachteten?
Also beschloss Konnichiwa, einen Lächelkurs in der Schule von Keiko Kawano zu absolvieren. Frau Kawano lehrte die „Hollywood-Style-Smiling Technik“ und Konnichiwa machte gute Fortschritte. Bald schon beherrschte er Übungen wie das „Sichelauge“ oder die „runde Wange“ und zog seine Mundwinkel in einem perfekten 45-Grad-Winkel nach oben.
Dennoch scheiterte er in der Abschlussprüfung. Die Prüfungskommission verlangte ausgerechnet die „acht Jadesteine“ und er konnte statt der geforderten acht nur zwei Zähne der oberen Zahnreihe aufblitzen lassen.

 
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Hallo @Sturek ,

Kürze mag ich und Drabble sagt mir etwas (obwohl funktionierende wirklich rar gesät sind) - aber bei diesem Text fehlt mir ganz eindeutig etwas: Die Geschichte.

Ja, du hast Figuren, du hast Handlung (im Sinne von: es passiert etwas), aber es fehlt der Plot. Letztlich auch die Konsequenz und der literarische Konflikt. Damit ist das so keine Geschichte, was ja Drabbles wohl immer noch darstellen sollen.

Ich würde sehr gern eine Wette mit dir eingehen: Ich wette, dass du den Text nicht länger verfasst und dann radikal gekürzt hast, um auf die 100 Wörter zu kommen. Sondern ich denke, du hast ihn im word.doc / Dokument direkt geschrieben und dabei immer einen Blick auf den Wortcount gehabt, sodass diese Fassung nahezu mit der Rohfassung identisch ist. Ja? Nein?

Eine Geschichte - egal welcher Länge - sollte imA nicht einfach irgendein Ende haben, weil der Text durch die Zeichenbegrenzung irgendwo aufhören muss. Damit ein Ende den Text sinnvoll abschließt, sollte es eine Konsequenz aus dem Erzählten, vllt. sogar eine Art Quintessenz, eine Einsicht, eine angedeutete Entwicklung zu etwas Bestimmtem hin sein.

Das ist hier nicht der Fall. 95% des Textes sind eine isolierte Szene, die dafür unnötig lang ausgebreitet wird. Die letzten 5% sind einfach irgendein Satz / Witz, damit der Text nicht einfach im Nichts ausläuft - der Effekt ist aber so immer noch derselbe: Ob nicht alle Zähne zu sehen sind wie gefordert, ob dem Hasen der Bommel abfällt, ein Blitz einschlägt oder Godzilla den Stadtteil plättet, ist vollkommen gleichgültig - und das sollte nicht sein.

Als Übung ist so eine Kurzstrecke sicher super, aber dann muss man immer noch die Form einer KG wahren. Vielleicht fällt dir ja noch Entsprechendes ein. Das könnte sich - wenn du vorher angemessen kürzt - sich auch ruhig etwas 'länger' herleiten.

Herzliche Grüße,
Katla

 

Hallo @Katla:

Vorweg erstmal herzlichen Dank für die Zeit, die du in die Kritik meiner kleinen Ostergeschichte investiert hast, und natürlich für die Kritik selbst, und das zu Ostern.

Ich fange mal mit deiner Wette an. Da ich den Werdegang aller meiner Drabbles dokumentiere, kann ich dir dazu genaue Auskunft geben. Die Recherche dazu – die Lächelschule gibt es wirklich – umfasst genau 187 Worte. Daraus habe ich einen ersten Entwurf für eine Drabblegeschichte geformt (109 Worte), dann noch einen (104 Worte), bevor das jetzige Ergebnis entstand (100 Worte). Ob du jetzt recht hast? Urteile selbst. Ich kann dir versichern, dass ich nicht nur solange weitergeschrieben habe, bis die Wortzahl erreicht war. Es gibt eine Pointe und ich vermute mal, dass sie an dir vorbeigegangen ist.

Das Drabble besteht ganz klassisch aus Einleitung, Mittelteil und Schluss.

In der Einleitung wird der Protagonist mit seinem Problem vorgestellt. Es ist der Osterhase, der zu mürrisch wirkt.
Im Mittelteil unternimmt er etwas dagegen.
Am Schluss wird gezeigt, ob er sein Problem lösen konnte. Er scheitert, aber nicht irgendwie zufällig, wie du offenbar meinst, sondern aufgrund seiner Natur. Er hat ein Hasengebiss und kann beim Lächeln nur zwei Zähne zeigen.

Damit gibt es einen Plot. Alle drei Teile der Geschichte, Einleitung, Mittelteil und Schluss hängen zwingend miteinander zusammen.

Nicht sehr tiefgründig, zweifellos. Aber mein Testleser hat am Schluss gelacht, sonst hätte ich die Story nicht gepostet. :)

Dir noch ein frohes Restostern, natürlich auch allen anderen.

Grüße
Sturek

 

Hallo @Sturek ,

klar, dein Text, wenn der so toll ist wie du geplant hast, ist ja alles gut. :-)

Das Drabble besteht ganz klassisch aus Einleitung, Mittelteil und Schluss.
Das sehe ich - mit Fremdblick - absolut nicht so, aber wie gesagt: Dein Text.
Am Schluss wird gezeigt, ob er sein Problem lösen konnte. Er scheitert, aber nicht irgendwie zufällig, wie du offenbar meinst, sondern aufgrund seiner Natur. Er hat ein Hasengebiss und kann beim Lächeln nur zwei Zähne zeigen.
Das ergibt null Sinn, weil ja der Hase bei etwas trainiert wird, wobei sofort auffallen müsste, dass das, was er trainiert, gar nicht umgesetzt werden kann. Von daher ist da weder ein logischer Konflikt, noch ein stimmiges Ende. Daher meine ich: unzusammenhängend.

Aber nix für ungut, und wenn die richtigen Leute lachen ...
:-) Herzlichst, Katla

 

So wirklich befriedigt mich der Text nicht. Gut, ich weiß jetzt, dass Texte mit ner Wortzahl von 100 Drabbles heißen. Aber ein Osterhase in Tokio könnte doch typisch deutsch auf Härtefall oder Handicap zu plädieren versuchen. Natürlich japanisch, nicht in der deutschen "Ich will das jetzt und kenne meine Rechte"-Haudrauf-Weise. Also müsste er erst mal eine Geschichte in der Geschichte erzählen. Oder versuchen, sich ein künstliches Menschengebiss einzusetzen. Oder so. Ob das in 100 Wörtern zu machen ist, tja, das hast du dir ja selber zur Aufgabe gemacht.

 

Hallo @Katla

klar, dein Text, wenn der so toll ist wie du geplant hast, ist ja alles gut. :-)
Na ja, geplant ist, dass es bei mehr als nur einem Leser funktioniert.
Das ergibt null Sinn, weil ja der Hase bei etwas trainiert wird, wobei sofort auffallen müsste, dass das, was er trainiert, gar nicht umgesetzt werden kann. Von daher ist da weder ein logischer Konflikt, noch ein stimmiges Ende. Daher meine ich: unzusammenhängend.
So ein Fremdblick kann doch manchmal wie eine Lupe sein. Diese winzige logische Schwäche hat mich bis jetzt nicht so gestört, aber jetzt hast du sie vergrößert. Dankeschön.

Nun habe ich das mit der jetzigen Version hoffentlich entschärft, musste aber dafür ein paar Worte opfern.

Hallo @wörtherr

Reizen würde es mich schon, deine Ideen umzusetzen. Das Handicap mehr thematisieren, auf die Gnade der Prüfungskommission setzen, an das Gutmenschentum appellieren, das wäre originell. Ich fürchte aber, das in 100 Worten umzusetzen ist im Moment eine zu große Herausforderung für mich. Ich stecke da auch noch zu sehr in meiner ersten Idee drin. Jetzt stelle ich es erstmal so dar, dass Konnichiwa gehofft hat, mit einem passenden Thema durch die Prüfung zu kommen.

Österliche Grüße
Sturek

 

Hallo @Sturek,

solche kurzen Texte finde ich interessant, weil dem Leser nicht jeder Gedanke und jede Einzelheit leicht verdaulich serviert wird.
Wenn es um vorgeschriebene Wortzahlen (oder, bei Haiku, Silben) geht, bin ich skeptisch. Unter Umständen geht Inhalt verloren, weil man sich der Regel unterordnen muss.

Bei deinem Text gibt es Spielraum für einen 'Wortgewinn', z.B.:

Was sollten die Kinder denken, wenn sie ihn einmal beobachteten?
"... wenn sie ihn sahen."
Vielleicht sind Ergänzungen möglich.

er konnte statt der geforderten acht nur zwei Zähne der oberen Zahnreihe aufblitzen lassen.
Das ist zwar ganz nett, aber keine starke Pointe. Der Hase hatte mit der Aufgabe rechnen müssen, man weiß auch nicht, ob diese Aufgabe boshafterweise gestellt wurde.
Vielleicht wird dem Hasen die Erleuchtung zuteil, wenn er den Test als Kōan begreift (auch wenn keine gesprochene Antwort erwartet wird).

Beste Grüße,

Woltochinon

 

Hallo @Woltochinon

Vielen Dank für deine Gedanken und Anregungen zu meiner Mini-Geschichte. Ich kann deine Vorbehalte verstehen. Eine Obergrenze für die Wortzahl ist willkürlich und hat erstmal nichts mit dem Inhalt zu tun. Gleichzeitig stellt sie aber auch eine Herausforderung für den Autor dar und ist eine gute Übung, um unnötiges Labern zu vermeiden. Aber der Leser sollte im Idealfall nicht merken, dass eine Wortobergrenze existiert, und deswegen können auch mal ein paar Füllwörter eingestreut werden.

Bei deinem Text gibt es Spielraum für einen 'Wortgewinn', z.B.:
Was sollten die Kinder denken, wenn sie ihn einmal beobachteten?
"... wenn sie ihn sahen."
Das würde so klingen, als ob es die Regel wäre, dass Kinder ihn beobachten.
Das ist zwar ganz nett, aber keine starke Pointe. Der Hase hatte mit der Aufgabe rechnen müssen, man weiß auch nicht, ob diese Aufgabe boshafterweise gestellt wurde.
Vielleicht wird dem Hasen die Erleuchtung zuteil, wenn er den Test als Kōan begreift (auch wenn keine gesprochene Antwort erwartet wird).
Es gibt sicher bessere Pointen, aber imerhin siehst du sie als solche. Als der Hase in die Lächelschule eintrat, wusste er nicht, welche Übungen ihn dort erwarten, und dann hat er bei der Prüfung eben auf sein Glück vertraut, eine beliebte Strategie bei Prüflingen. :D

Witzigerweise habe ich deinen Vorschlag mit dem Kōan schon in einem anderen Konnichiwa-Drabble verwirklicht. Dort ist Konnichiwa Teil des Kōans. Und in einem weiteren Drabble habe ich ihm auch schon Erleuchtung zuteil werden lassen.

Grüße
Sturek

 

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