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Kritiken

Die Art des Lesens ist verschieden; zu verschieden, als dass man jedem Einzelnen erlauben könnte, so zu kritisieren, wie er möchte. Dann ist es einfach keine Kritik mehr, sondern bloß eine Meinung, die auch durchaus nützlich sein kann, aber nun einmal keine Kritik ist.
Was ist Kritik?
Bezogen auf Literatur würde ich sagen (und das ist auch das allgemeine Verständnis) eine strenge, prüfende Beurteilung. Man unterzieht also z.B. eine Geschichte einer Prüfung. Nun funktioniert eine Prüfung aber nur, wenn, wenn man Prüfungskriterien hat. Die müssen vorher also festgelegt werden. Kriterien sind demnach wichtig, um überhaupt prüfen zu können. Das ganze Kritisieren kann somit durchaus als ein wissenschaftliches Vorgehen gesehen werden. Doch ist für Meinungen in der Wissenschaft kein Platz. Daher ist ein Kriterium, um überhaupt kritisieren zu können, gerade das Abschalten der eigenen PERSÖNLICHEN Meinung.
Um nun zurück zur anfänglichen Feststellung zu kommen: Die Art des Lesens ist verschieden. Während der eine viel Handlung erwartet und Spannung verlangt, sich also „mitreißen“ lassen möchte, sucht der andere vielleicht mehr nach neuen, interessanten Gedankengängen, Wortspielereien oder was auch immer. Daher ist eine Prüfung, die aus dem Bauch heraus geschieht und völlig planlos ist, nicht hilfreich für jemanden, der daran interessiert ist, seine Fähigkeiten zu verbessern. Das was er als unerfahrener Autor meist nicht sieht, sind seine Fehler. Das was einen Meinungsmenschen nicht interessiert ist der Gegenüber. Denn denkt man über die eigene Meinung nach, dann beschäftigt man sich ausschließlich mit sich selbst, anstatt dem Autor Hilfe zu bieten.
Um nun das Problem der verschiedenen Arten zu lesen überwinden zu können, muss man zwingend Kriterien festlegen. An diese sollte man sich als Kritiker sodann auch halten. Nur dann kann man von einer Kritik sprechen. Alles andere wäre nichts anderes als Meinungsaustausch, der sicherlich auch seinen Platz hat, den man aber fälschlicherweise nicht unter Kritik verstehen sollte.

[Beitrag editiert von: Zaza am 12.12.2001 um 22:23]

 

So, damals hat Ben den Thread geschlossen, was auch wirklich von Nöten war.
Heute ist mir das in den Sinn gekommen, nachdem ich ein Kapitel aus Dostojewskis "Jüngling" gelesen hatte. Ich habe darüber nachgedacht, wie schnell man selbst seine Lektüre wechselt. Eben weil der Mensch sich stetig verändert.
Na, und dann musste ich an dieses Thema denken und habe einen Grund mehr gefunden, warum man die eigene Meinung nicht in einer Kritik einbringen darf.
Ich möchte nur von euch wissen, ob ihr dem zum größten Teil zustimmen könnt. Vielleicht ist ja jetzt eine vernünftige Diskussion möglich.

 

Dem stimme ich überhaupt nicht zu. Eine rein objektive Kritik gibt es nicht, da festgelegte Kriterien in der Literatur nicht, wie in den Naturwissenschaften, messbar sind. Auch wenn man noch so "wissenschaftlich" vorgeht, die Interpretation eines Textes ist eigentlich doch nur Meinungssache.

 

Ach, und was ist dann mit der ganzen Literaturwissenschaft? Ist die etwa überflüssig?
Solche Diskussionen gab es auch oft in der Schule. Ich sage es mal so:
Von totaler Objektivität kann sowieso nie die Rede sein. Heisst das aber, dass der Mensch sich noch nicht einmal bemühen sollte, objektiv zu sein?

 

Zaza, Dein Zauberwort heißt Intersubjektivität. Nachzulesen bei Norbert Groeben: Der Paradigma-Anspruch der empirischen Literaturwissenschaft. :naughty:

 

Das ist ja echt niedlich; die Wissenschaft beschäftigt sich mit Literatur (vielleicht auf Zahlenebene :D ) und die Literatur beschäftigt sich mit Mathematik (a + b etc. hihi)... Ich find das richtig süß! :D :D :D

Zum Übrigen habe ich ja schon viel dazu gesagt. Und von den "Kritiken zu Geschichten" habe ich mich auch zurückgezogen. Ich steuer ja in vielen Augen hier nichts "Produktives" bei - also kann ich es auch sein lassen, so viele Kurzgeschichten hier zu lesen. Was ich hiermit auch tue. Vielleicht ja das einzig "Produktive", das man von mir je hören wird, also genießt es! :D

Mein "Korrekturleser" sagt manchmal zu mir: "Diese Geschichte ist einfach nur scheiße. Ich kann dir nicht sagen, warum, aber sie ist scheiße ohne Ende." --- und jupp, das hilft mir. Warum? Weil ich in erster Linie Gefühle ansprechen will (als Schreiberling, Autor klingt zu professionell und entspricht hierbei nicht der Wahrheit - bei mir jedenfalls nicht). Ich will Gefühle erzeugen - egal, welche. Ich möchte auf dieser Ebene ansprechen. Und weil ich das so will, nützt es mir persönlich auch nichts, wenn jemand daher kommt und meine Rechtschreibfehler auflistet. Das sagt nichts über Gefühle aus. Oder wenn jemand meinen Satzbau außeinander nimmt... war ja alles schon mal da... Hilft mir soweit nichts, weil es meine "Frage" nicht beantwortet. Aber ich find's dennoch niedlich und nett... ;)
Ich schließe allerdings nicht von mir auf andere. Wie gesagt; hab mich ja schon zurückgehalten und werde das auch weiterhin tun.

Gruß
stephy

[Beitrag editiert von: stephy am 13.12.2001 um 06:28]

 

Tja, weiß nicht ob Zaza die Intersubjektivität gefallen wird. Ist ja auch nur das übereinstimmen mehrerer Meinungen.
Auch wenn man Kriterien festlegen will, so wie Zaza sagt, spiegeln selbst diese noch die persönliche Meinung wieder.

 

So, wenn Ben behauptet, Armelles Tipp werde mir nicht gefallen, dann muss ich es ja lesen.
Jedenfalls finde ich, dass Du Dich viel zu sehr an der persoenlichen Meinung festnagst. Ich wuerde das als natuerlich bezeichnen, aber trotzdem versuchen, so weit wie moeglich davon wegzukommen.
Alpha, Du nennst Dich selbst doch Profi. Sag doch mal etwas dazu! Du behauptest, festlegen zu koennen, ob eine Geschichte gut ist oder nicht. Wie denn?

 

Wir reden grad sowas von aneinander vorbei, Ben. Aber weisch was? Es macht mir nichts aus, denn es ist mir egal. :eek1:

 

Wir könnten natürlich endlos theoretisieren. Aber einigen werden wir uns sicher nie können.
Literatur ist mehr als Aneinanderreihung von Buchstaben. Wenn dem so wäre, könnte man bestimmte Abfolgen als gut und schön und wahr, und andere als scheiße bezeichnen.
Is aber net so.

Vielleicht meinst du, ein Kritiker sollte sich selber gewisse Regeln auferlegen und nach diesen JEDE Geschichte beurteilen.
Selbst das halte ich für unmöglich!

Das was er als unerfahrener Autor meist nicht sieht, sind seine Fehler.

Und wer bestimmt, WAS Fehler sind??? Mir sind Kings frühe Werke zB am liebsten, obwohl sie stilistisch meist ungelenk und ziemlich krude sind. Aber damals steckte noch viel Herzblut in den Storys.
Verstehst du?
Aber gut, dass wir darüber gesprochen haben... Der nächste, bitte! :)

 

Du behauptest, festlegen zu koennen, ob eine Geschichte gut ist oder nicht. Wie denn?

Wenn sie mir gefällt, ist sie gut. :D Nein, leider nicht, man muss den persönlichen Geschmack ignorieren, speziell bei Lyrik. Entscheidend ist natürlich der Stil - soweit vorhanden. Die Wortwahl ist wichtiger als der Inhalt. Rainer hat nicht Unrecht, als er schrieb, dass es keine allgemein gültigen Richtlinien gibt. Das ist (nur) tendenziell wahr. Bestimmte Texte kommen ohne Bilder, Similes oder Metaphern aus, für andere sind sie essentiell. Oder der Inhalt. Nehmt Anna und mich, so ziemlich die gegensätzlichsten Schreiber, die man sich vorstellen kann. Für meine stories sind Handlung und Spannungsbogen lebenswichtig - für ihre absolut nebensächlich. Ich bin eher ein Karrikaturist, sie ein impressionistischer Maler. Uns beide mit den selben Maßstäben zu messen, würde keinem von uns gerecht. Dennoch existieren allgemeine Parameter, die sich zu großen Teilen über Fehler definieren. Wortwiederholungen, zu viele Hilfsverben, monotoner Satzbau, schlechte Rechtschreibung und Interpunktion z.B. sind Klöpse, die jede story verschlechtern. Andersherum bedeutet das nicht, dass ein Autor, der diese Fehler nicht begeht, automatisch gut ist. Wie bewertet man Originalität? Es gehört viel (Lese-)Erfahrung dazu, das beurteilen zu können. Dann erkennt man immer wiederkehrende stereotype Motive schnell, aber auch ungeschliffene Rohdiamanten, die dem Unkundigen in ihrer Mausgrauheit gar nicht auffallen. Lies mal meine Kritik zu Pains Athera, Zaza! Da habe ich die ersten 3 Sätze mal gründlich seziert. Da findest Du auch noch andere Bewertungskriterien. Alle aufzuzählen gelänge mir eh nicht. Viele sind auch genrespezifisch.

 

@Zaza

Zuerst sagtest Du,

Daher ist ein Kriterium, um überhaupt kritisieren zu können, gerade das Abschalten der eigenen PERSÖNLICHEN Meinung.

und dann,

Ich wuerde das [persönliche Meinung] als natuerlich bezeichnen, aber trotzdem versuchen, so weit wie moeglich davon wegzukommen.

Beobachte ich hier womöglich eine Veränderung in Deiner Meinung über Literaturkritik? :rolleyes:

 

Eine Meinung bildet man sich eh. Der persönliche Geschmack ist es, der beiseite treten muss, wenn man eine gute Kritik schreiben will. Nur bei Lobhymnen und absoluten Verrissen macht es Spaß, d.h. wenn sich der Geschmack mit der professionellen Meinung absolut deckt. Obwohl. Habe auch schon enthusiastische Kritiken verfasst, obwohl mir z.B. das Genre oder das Thema nicht gefiel. Aber das tritt dann in den Hintergrund, weil man sich an der Sprache aufgeilt. Wenn jemand richtig gut schreibt, ist es fast egal, worüber.

Wenn jemand scheiße schreibt übrigens auch. :D

 

Recht hast Du. Wahrscheinlich hat Zaza auch Meinung und Geschmack verwechselt.

 

Nö, Ben, ich sehe da keinen Widerspruch oder eine Veränderung, lediglich eine Konkretisierung meiner Gedanken.
Zumindest ein Gefühl ensteht automatisch schon beim Lesen, das ist nicht zu vermeiden. Schreibt man nun daraufhin eine Kritik, dann muss man dies abschalten, weglassen.
Vielleicht ist "Meinung" wirklich schlecht gewählt, aber "Geschmack" trifft es auch nicht.
Na ja, Alpha, ich wollte auch von Dir nicht eine Liste von verschiedenen Kriterien; unser Lehrer hat damals im Geschichtsunterricht darauf Wert gelegt, dass wir selbst unsere Bewertungen in Kriterien unterteilen. Das war anfangs sehr schwer, weil man nie drüber nachgedacht hatte. Doch schließlich gehört es zu den nützlichsten Dingen, die ich je in der Schule gelernt habe. Es vermeidet Wiederholungen, Ungenauigkeiten und es verleiht dem Ganzen eine Ordnung. Kaum kann es passieren, dass man argumentlos dasteht. Und verrät man dem Gegenüber seine Kriterien, so versteht auch der besser, worum es geht.

Steph, meine liebe Steph, ist es Dir auch möglich ohne persönliche Erfahrungen über ein Thema nachzudenken? Ohne dieses "So und so mache ich es, so mag ich es ..."?
Lerne doch mal endlich, Deine Gefühle erst einmal aussen vor zu lassen. Glaub mir, gerade daran liegt es, dass einige Leute mit Dir nicht gut diskutieren können (wobei ich nicht sagen will, dass Du nur Fehler machst; ich mache sie auch). Es wäre schön, wenn Du einmal darüber nachdenken würdest; und zwar ohne dann zu schließen, dass Du einfach so bist. Nur mal so, falls es Dich interessiert.

 

Zumindest ein Gefühl ensteht automatisch schon beim Lesen, das ist nicht zu vermeiden. Schreibt man nun daraufhin eine Kritik, dann muss man dies abschalten, weglassen.

Ich denke, es ist völliger Unsinn zu behaupten, man kann eine Kritik verfassen, ohne seine eigenen Gefühle mit einfließen zu lassen... Wenn man nur Stil und so weiter bewertet, geht man ja auch nach seinen Richtlinien! Obiges Zitat kann ich so nicht stehen lassen, weil es einfach nicht stimmt!

Bitte Links zu Kritiken setzen, die mir das Gegenteil beweisen!

 

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