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Laura, lass den Quatsch!

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14.12.2008
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Laura, lass den Quatsch!

Laura hastet zum Bus, sie möchte ihn auf keinen Fall
verpassen. Der Tag war viel zu stressig, und sie hat keine Lust, auf den nächsten
zu warten. Die Bustüren schließen sich bereits und sie sieht ihn schon direkt
vor ihrer Nase losfahren. Laut fluchend und schneller werdend versucht sie den
Busfahrer auf sich aufmerksam zu machen. Er hat sie anscheinend bemerkt, denn
die hintersten Türen öffnen sich wieder. Laura ist erleichtert. Sie eilt die Stufen
hoch und nimmt den nächstbesten Sitzplatz. Sie schmeißt ihre Tasche auf den
freien Platz neben sich und atmet tief durch. Dabei bemerkt sie jetzt erst,
dass ihr gegenüber einer sitzt. Ein Kerl, ein verdammt gut aussehender wie sie
feststellt. Ihre Blicke treffen sich für einen kurzen Moment. Er lächelt ihr zu;
„Hübsches Repertoir an Kraftausdrücken hast du da.“. Autsch, das war jetzt aber
peinlich. War sie etwa SO laut vorhin? Laura ist perplex, sie weiß nicht, was
sie darauf sagen soll, wie immer in solch einem Moment. Sie versuchte sich
schnell etwas einfallen zu lassen, aber ihr Kopf ist leer. Jetzt trennt er
seinen Blick von ihrem und richtet ihn auf seinen ipod. Laura dreht ihren Kopf
zur Fensterscheibe. Erst jetzt fällt ihr auf, was sie gerade für ein Gesicht
zieht. Den hat sie wohl seit dem Fluchen behalten. Sie richtet kurz ihre Haare,
versucht eine etwas entspanntere Miene zu ziehen und wendet unauffällig ihren
Blick zurück zu dem Gegenüber. Er hatte sich wohl in der Zwischenzeit Musik
angemacht. Sein Kopf liegt abgestützt an der Sitzlehne und seine Augen sind
geschlossen. >Wow, er sieht verdammt scharf aus.<, Lauras Blick wandert
auf seine Lippen. Sein Mund ist minimal geöffnet. Sie sehen weich und einladend
aus. Es muss ein Traum sein, sie zu berühren. Sie zu küssen. Laura stellt sich
diese wunderschönen Lippen auf ihrer Haut, auf ihrem Hals vor. Sie spürt den
leichten Atem, der sie dabei auf der Haut kitzelt. Sie fühlt die feuchte Zungenspitze,
die ihre Haut erschmeckt.
Plötzlich ruckelt der Bus und holt Laura aus ihrem Traum. Sie
schaut durch die Fensterscheibe auf die Straße, es sieht noch alles gut aus. Keiner
verletzt. Das reicht ihr zu wissen. Also wendet sie ihren Blick wieder zurück zu
diesen warm aussehenden Lippen, verweilt noch ein wenig dort und lässt ihn dann
langsam an dem Kerl runterwandern. Sie betrachtet sich seine Hand, die auf
seinem Oberschenkel verweilt. Sie schaut sich seine Finger an. In dieser
männlichen Hand würde sich ihre Hand sicherlich sehr geborgen fühlen. Laura
muss bei dem Gedanken lächeln.
Sie stellt sich vor, wie sich ihre Finger aneinander streifen
und ineinander verhacken. Wie er ihre Hand fest zudrückt. Wie sich ihre Hände
von einander lösen und seine Finger an ihrem nackten Arm hochstreicheln, über
die Schulter, sich in ihren BH-Träger verhacken um ihn ihr von der Schulter zu
streifen.
Durch ein erneutes Ruckeln wird Laura aus ihrer Phantasie
geholt. Verärgert schaut sie wieder aus dem Fenster, um sich zu vergewissern,
dass alles in Ordnung ist, denn der Bus hat angehalten. „Verdammt!“, Laura
hält sich verlegen die Hand vor den Mund, greift nach ihrer Tasche, steht auf
und stolpert über seine Füße. Auch das noch. Sie dreht sich kurz um und
entschuldigt sich. „Nichts passiert.“, er grinst ihr zu. >Diese Augen…<,
denkt sich Laura, aber sie besinnt sich schnell wieder. Der Bus hält nicht
ewig.
………………….
Laura hat eigentlich so gar keine Lust auf den
„Sonntagskaffee“ bei ihren Eltern. Die Woche war anstrengend genug, und am
liebsten würde sie sich jetzt ins Bett verkriechen und den Tag an sich
vorbeilaufen lassen. Aber es nützt alles nichts, ihre Mum bestand darauf als
sie Laura anrief. Sie hatte ihre Eltern nun schon einige Wochen nicht besucht,
und konnte sich nun nicht mehr rausreden.
Laura atmet tief durch und drückt auf den Klingelknopf. Die
Tür ging sehr rasch auf;„Ich dachte schon, du würdest gar nicht mehr kommen!“.
– „Danke Mum, hallo erstmal.“, Laura setzt ein gequältes Lächeln auf, aber im
gleichen Moment spürt sie die Hand ihrer Mum am Rücken, welche sie regelrecht
durch die Eingangstür hinein schiebt. Sie hört nur noch ein; „Wir haben
Besuch.“, und schon ist ihre Mum im Wohnzimmer verschwunden. >Besuch? Warum
tust du dir das mit 26 eigentlich noch an. Einen Sonntagnachmittag könnte man
doch auch spannender verbringen.<, Laura hat sich fest vorgenommen, nicht
länger als eine halbe Stunde zu bleiben. Ihr muss nur noch schnell eine gute
Ausrede dafür einfallen. Naja, um sich darüber Gedanken zu machen, würde sie
gleich beim Kaffe noch Zeit genug haben, also macht sie sich auf den Weg ins
Wohnzimmer.
Sie schaut flüchtig hinein. Keiner da? Ihr Blick fällt als
erstes auf die offene Terrassentür. Laura stöhnt erleichtert für den Augenblick
auf. Plötzlich hört sie eine Stimme: „Die schauen sich gerade die Fische im
Teich an.“. Laura greift sich reflexartig an die Brust, da ihr Herz gerade
einen riesigen Sprung gemacht hatte und dreht ihren Kopf nach rechts zum
Esstisch. Noch nicht von dem ersten Schreck erholt bekommt sie einen zweiten;
>Das ist doch der Kerl aus dem Bus! Was macht der denn hier?... Oh, diese Wahnsinnslippen
würde ich sicherlich nie wieder vergessen!<. – „Diesen Gesichtsausdruck
werde ich sicherlich nie vergessen.“, er lacht auf, streicht sich kurz über
seinen Mundwinkel, „Wollen wir die Chance nutzen und hier abhauen?“
„Ich heiße übrigens Mark.“. Da sitzen diese Wahnsinnslippen
gegenüber von Laura, reden mit ihr und trinken aus der Kaffeetasse. Laura
kann es noch gar nicht wirklich fassen. Irgendwie ist der Besuch bei ihren Eltern
anders verlaufen, als sie es sich gedacht hatte. Und erst auf dem Weg ins Cafe
ist ihr plötzlich in den Sinn gekommen, dass ihre Mum es tatsächlich drauf angelegt
hatte, sie zu verkuppeln. Ist es bei ihr wirklich schon so weit? Laura war
tierisch wütend, dass sie das anscheinend nötig hatte, von der eigenen Mutter
verkuppelt zu werden. Aber gerade, als sie sich innerlich immer weiter ärgerte,
fiel ihr ein, was ihre Mum ihr jedes Mal zum Abschied mit auf den Weg gab; „Laura,
sei nicht so tollpatschig. Du bist erwachsen, also lass den Quatsch.“. Und
Laura wusste, immer wenn sie sich ärgerte oder sie stress hatte, kam das eine
zum anderen. Dabei reichte es Laura’s Meinung nach, dass Mark bereits dachte,
sie wäre ein fluchender, auf die Füße tretender, kein Wort rausbringender
Trampel , der sich von der eigenen Mutter verkuppeln lässt.
„Also, Mark. - “, sie versucht locker zu wirken und lächelt
in seine braune Augen. „ - Woher kennst du meine Eltern? Ich hab das noch nicht
ganz verstanden.“. Mark lässt sich einige Momente Zeit mit der Antwort. Er hat
sich in Laura’s großen, dunklen Augen verfangen. Laura jedoch kann diesen für sie
intensiven Blick nicht ertragen und entreißt sich ihm als Erste um nach den
Zuckertütchen Ausschau zu halten. „Ich wollte meine Eltern eigentlich nur zum Kaffe
da absetzen, da ich mir das Auto bis morgen ausleihen wollte. Aber deine Mum bestand
drauf, dass ich…“. Laura unterbricht Mark und fährt sich dabei mit der Hand über
ihre langen Haare; „Ja, das war klar. Meine Mum.“. Sie lächelt etwas verlegen
und stellt sich dabei die Situation vor.
>Oh nein!<, ihr Lächeln verlässt sie plötzlich und ihr
für Mark gewohnter Gesichtsausdruck kommt wieder durch als ihr in den Sinn schießt;
„Hat sie dir irgendetwas über mich erzählt?“
…………………
„Da vorne noch mal links, dann sind wir da.“, Laura deutet
auf die vor ihnen liegende Straßenkreuzung. Sie ist überglücklich. Überglücklich
über die Begegnung mit Mark, überglücklich darüber, dass ihre Mum ihn
sicherlich förmlich gezwungen hatte mit rein zu kommen. Und sie ist auch sehr
glücklich darüber, dass sie nicht den Bus zurück nach Hause nehmen brauch. Es
waren die wunderbarsten 65 Minuten seit Ewigkeiten, die sie gerade mit einem
Mann, mit Mark, verbracht hatte. Und das Grinsen aus ihrem Gesicht will einfach
nicht verschwinden, egal wie sie sich auch anstrengt.
„So, da sind wir dann also.“, Mark hat direkt vor dem Hauseingang
des Wohnblocks geparkt und stellt den Motor aus. Er dreht seinen Kopf zu Laura,
die immer noch ungewollt grinsend ein nickendes „Hmm.“ raushaucht, muss bei dem
Anblick von Lauras funkelnden Augen dann selber lächeln; „Kann ich dich noch
zur Tür bringen?“. „Klar.“, Laura wurde bereits etwas mulmig bei dem Gedanken
daran, dass sie ihn womöglich nie wieder sehen würde. Sie greift gedankenversunken
nach ihrer Tasche und steigt aus dem Auto.

.. ..

Vor der Tür angekommen dreht sich Laura Mark zu; „Danke dir,
der Nachmittag heute war doch besser als ich gedacht habe.“. Sie schaut runter
in ihre offene Tasche, in der sie bereits den kurzen Weg vom Auto bis hierhin
versucht, den Hauschlüssel zu ertasten. Plötzlich fühlt sie Mark’s Finger, wie
sie sich langsam streichelnd um ihre Hand schlängeln. Was für ein Gefühl, es
kribbelt von der Hand rüber in ihren Bauch. Sie lässt die Tasche los. Dabei
verteilt sich der ganze Inhalt auf der Erde. Das ist Laura egal. Sie schaut
hoch zu Mark. Seine Hand um ihre zu spüren, das ist in echt tausendmal schöner,
als sie sich das vorgestellt hat. Diese Nähe, diese Wärme. Dieses Kribbeln. Mark
schaut ihr tief in ihre großen Augen und kommt langsam einen Schritt näher.
Laura sieht nur noch seine Lippen, sie fühlt seinen leichten Atem auf ihren
Lippen und schließt ihre Augen, um den Moment vollkommen genießen zu können. Ihre
Lippen berühren sich ganz zart und lösen sich wieder. Sie berühren sich erneut.
Laura ist so hin und weg, dass sie hinter sich Halt sucht. Sie vergisst
allerdings, dass die Tür noch eine Stufe entfernt ist und stolpert rückwärts. Dabei
sucht sie erneut Halt und greift reflexartig an Mark’s Kragen und beide landen
sehr unsanft auf der Treppe. Nach kurzer Realisierung der Situation müssen
beide lachen. „Das ist echt gefährlich mit dir.“, Mark steht auf und reicht
Laura die Hand. Sie greift nach seiner Hand und reibt sich mit der anderen am
Hinterkopf; „Ich weiß, ich sollte den Quatsch langsam mal lassen.“

 

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