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Leeres Papier

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24.06.2007
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Leeres Papier

Leeres Papier. Staubige Tasten, auf denen schon lange niemand mehr gespielt hat, weil es niemanden gibt der spielen kann und will. Vertrocknete Stifte. Geöffnet, einer, die Kappe auf dem Boden, unter dem Tisch auf dem roten Teppich. Jemand wollte etwas schreiben. Einen Brief, wie zum Abschied, doch dazu kam er oder sie nicht mehr. Keine Zeit in der Angst, keine Ruhe, schon lange keine Ruhe mehr. Nur Verzweiflung.
Es ist Winter, so wie damals, und der Schnee fällt ganz sanft, unberührt von den Ereignissen. Auf den Strassen, den Fensterbänken, die wie von Puder bedeckt die Wimpern für die leeren, augenlosen Fenster bilden, aus denen nichts blickt als Dunkelheit. Keine Fußspuren unten auf der Strasse, keine Trippelschritte von kleinen Mädchen und Jungen, die zum Krämer laufen um sich Weihnachtsschokolade zu erbetteln, weil sie wissen dass der alte Herr so schlecht Nein sagen kann. Keine Frauen, die sich geschäftiger geben als sie eigentlich sind und zwischen der Wäscherei und der Blumenhandlung wie kopflose Hühner hin und her laufen. Keine Männer mit Pfeifen, die über ihre Aktien schimpfen und sich beklagen, weil man sie enteignet, zu Staatszwecken die sie nicht verstehen können weil sie so irrational sind, dass es nichts zu verstehen gibt. Niemand. Nur Schnee.
Eine Treppenstufe knarrt. Das wird niemand sein, eine Katze vielleicht, höchstens ein Hund. Kein Mensch. Menschen gibt es hier schon lange, lange nicht mehr. Alte Bücher im Schrank, große Schriftsteller, Philosophen. Denker, bedeckt mit einer silbernen Schicht Staub, der aufgescheucht zum Husten und wenn er so still liegt zum Weinen anregt. Ein alter Ohrensessel, eine gesteppte Decke, ein Bild an der Wand. Man wusste hier wohl die alten Meister zu schätzen. Wäre es nicht so kalt, es wäre gemütlich. Vaters Pfeife und ein silbernes Tabakdöschen auf dem kleinen Tisch neben der Lampe mit dem grünen Schirm, die so warmes Licht spenden würde, ginge sie noch.
Aus dem Arbeitszimmer weiter in die Küche, zu den Töpfen, Tassen, Tellern wo die Mutter bestimmt oft stand und Kinder ihr zwischen den Beinen herum sprangen. Ein Topf mit Blumen, altmodisch würde man sagen oder wenn man Geschmack hat klassisch, verlassen auf der Herdplatte. Nichts zu essen mehr da, nicht mal Kartoffeln, die es noch gab , am Ende, jeden Tag anders. Kartoffelstock, Kartoffeln mit ein wenig Kräutern, gebratene Kartoffeln. Ein Reigen aus Kartoffeln, und doch, man war dankbar. Die Küche führt ins Esszimmer. Man hatte Geld in dieser Familie, das ist sicher. Ein Tisch, Imperialstil, massiv und kunstvoll. Wie oft hatte man nach einem guten Essen hier bis in die Nacht herein diskutiert. Realistisch, wie man war, auch über die Zukunft und über drohende Schatten, um dann noch Kerzen anzuzünden und die Dunkelheit zu verscheuchen. Nur aus dem Raum, nicht aus dem Herzen. Dort saß sie schon zu tief. Nur keine Sorge, sagte man sich oft, noch war man jemand, noch könne man ein Schiff nehmen, nur um dann doch zu bleiben. Heimweh und Angst sind oft stärker als Rationalität. Noch war man jemand. Das hoffte man, doch glauben konnte man es nicht, egal wie oft man es wiederholte. Vom Küchenfenster sieht man den Hinterhof, das Schaukelgerüst. Wenn sie nur hoch genug kämen, so dachten die Kinder, würden sie es bis zum Mond schaffen. Schnee auch auf dem braunen Gras im Hof, und keine Lebenszeichen. Lachen wird hier wohl nie wieder jemand. Was so friedlich und still wirkt, wenn man sich nicht auskennt, wirkt so grausam und deprimierend, wenn man weiß. Weiß, was geschah.
Müde wippt eine Schaukel ächzend hin und her, dabei traut sich nicht einmal der Wind mehr in diese Strassen. Sogar die Ketten am Gerüst klagen.
Durch den Flur in das Zimmer des Großvaters. Wahrlich, das war ein Mann. So stolz, so voller Würde. Seine Enkel hatten geklopft, immer abends, damit er ihnen eine Geschichte erzählte. Und er konnte erzählen wie kein zweiter. Dann nahm er sie auf seinen Schoss, das Mädchen und den Jungen, und ließ sich nicht anmerken was er darüber dachte dass sie immer dünner wurden. Er erzählte von persischen Prinzen, Tausend und einer Nacht, von fernen Ländern, von Löwen die sich in der Savanne sonnen und ihre Macht genießen.


Von Menschen, die fremd und spannend aussehen, mit Haut so wie Schokolade oder so wie Marmor, und doch nur normale Menschen sind. Nicht anders als du und ich, pflegte der Alte dann zu sagen. Da muss man keine Angst haben. Angst vor Fremden ist gefährlich. Für die Fremden. Auf dem Schreibtisch liegt ein Teil der Memoiren von einem, der viel erlebt hat, zum Ende hin mehr negatives als positives. Man würde sich wundern, warum sie so jäh enden wo er doch kein Jahr ausgelassen hat, von seinem fünften Lebensjahr an. Man würde sich wundern, aber ach, man weiß ja, man weiß. Und man wundert sich nicht.
Hinaus auf den Flur, zu den Zimmern der Kinder, und die Holzbohlen knirschen und man hat Angst dass sie brechen so wie man selbst unter der Last der Vergangenheit. Unter der Schuld, die man trägt, unfreiwillig. Es gibt keine Gnade der späten Geburt für die, die nicht verdrängen.
Ein Holzpferd, schön und weiß, mit aufgemalten Zügeln. Bedächtig beugt es sich nach vorn und wieder nach hinten, ein letztes Aufbäumen vor langem Stehen in Ermangelung eines Reiters. Die Schränke geöffnet, die Scharniere zerstört. Kleider in aller Hast hinaus gerissen, auf dem Boden verteilt, in Koffer geworfen die dann doch stehen bleiben mussten.
Kleine Betten, das des Jungen in Blau, das des Mädchens in Pink. Vergilbter Lack auf altem Holz. Alles strebt zur Unordnung, physikalisch ist das längst bewiesen. In einem Jahrhundert, selbst wenn man hier nichts berührte, wäre das meiste schon aufgelöst. Nur die Gedanken bleiben. Man darf und kann nicht vergessen. Eine Bürde sollte man es nennen, eine die man sich selbst nicht auferlegt hat.
Die Garderobe kommt näher, man geht darauf zu und möchte schon nach der Türklinke greifen, möchte ach so gerne nach draußen an die frische Luft, wo man nicht so in die Enge getrieben wird von sich selbst. Und dann hängt da ein kleiner Mantel, ein Kindermantel. Man ist so an das Grau gewöhnt, an das Braun, an die Farblosigkeit. Das Gelb des aufgenähten Sterns sticht ins Auge, es schmerzt weil es so hell ist und so durchdringend. Fast fröhlich.
„JUDE“ steht auf dem Stern. Steht da gleichkommend mit einem Urteil, einem Todesurteil. Jude.
Es ist lange her. Sie kamen in Lastern, in Bussen wie zu Arbeit an Akten und Berichten. Sie kamen aber, um Leben zu nehmen. Dann gingen sie in die Wohnungen, die Gesichter verzerrt zu Fratzen, gespannt, voller Vorfreude. Sie liefen, und man konnte nur braune Hemden erkennen. Die Mutter stand am Herd, der Großvater sah aus dem Fenster während sein Sohn eine Pfeife rauchte. Die Kinder hielten Mittagsschlaf. Sie würden bestimmt aufwachen und weinen. Doch das störte kaum. Die Braunhemden waren ja daran gewöhnt, sie hatten Routine. Sie klopften, schrieen man solle sofort öffnen. Und natürlich öffnete man. Mitnehmen konnte man nichts mehr, man brauchte ja auch nichts. Da , wo man hinging.
Gerüchte bewahrheiteten sich. Man hatte sie schon fast erwartet, voller Furcht, und die Kinder verwöhnt, so gut es noch ging. Nur für alle Fälle wollte man alles getan haben was man noch so erfreuliches tun konnte, im letzten Atemzug eines zu kurzen Daseins.
Wohin sie gehen würden, fragten die barsch aufgeweckten Kinder. Ein Mann lachte, einer schwieg. Sie fragten noch einmal, verlangten nach ihrer Mutter, wollten sich losreißen. Schwiegen für immer. Der Mann lachte immer noch, und der andere jetzt auch. Judenbengel, sagten sie, Judenbengel, nichts wert. Einer setzte sich ans Klavier, er spielte nicht gut, er war noch jung. Grausam sein konnte er besser. Die Familie wurde hinaus ins Treppenhaus getrieben, dort standen bereits die Nachbarn und mehr Braunhemden, mit Hunden zur Einschüchterung als sei ihr Auftreten nicht schon einschüchternd genug. Sie rufen, schreien, weinen.
Stille. Wieder allein in der leeren Wohnung, im Dunkeln dass die Hoffnung verschluckt.
Niemand, bei dem man sich entschuldigen könnte. Eins der Fenster ist zerbrochen. Der Wind pfeift eine Schneeflocke hinein, weht Blätter vom Tisch, die Flocke landet auf einem. Auf den ersten Blick – leeres Papier. Auf den zweiten Blick ein Wort.

Jude.

 
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Hallo JoHap

Geöffnet, einer, die Kappe auf dem Boden, unter dem Tisch auf dem roten Teppich

Sehr holpriger Satz, wie ich finde. Ausserdem wirkt es so, na ja, gewollt theatralisch und bedeutungsschwanger. Ein Tick zu deutlich halt.


Es ist Winter, so wie damals, und der Schnee fällt ganz sanft, unberührt von den Ereignissen.

An Formulierungen, wie hier letztere, stör ich mich immer ein bisschen. Für mich hat sowas keine Aussage und ist einfach nur Schmückwerk.

die wie von Puder bedeckt die Wimpern für die leeren, augenlosen Fenster bilden, aus denen nichts blickt als Dunkelheit.

Ist mir erneut ein bisschen zu viel Theatralik. (Ich würde ausserdem "augenlosen" überdenken)


Keine Männer mit Pfeifen, die über ihre Aktien schimpfen und sich beklagen, weil man sie enteignet, zu Staatszwecken die sie nicht verstehen können weil sie so irrational sind, dass es nichts zu verstehen gibt.

Die Stelle gefällt mir recht gut, ich würde aber "weil sie so irrational sind" streichen und dafür einfach "weil sie nicht zu verstehen sind" einsetzen - klingt prägnanter.

Denker, bedeckt mit einer silbernen Schicht Staub, der aufgescheucht zum Husten und wenn er so still liegt zum Weinen anregt.

Auch ein schönes Bild. Den unterstrichenen Teil würd ich aber umformulieren - knapper, treffender.

Ein alter Ohrensessel, eine gesteppte Decke, ein Bild an der Wand. Man wusste hier wohl die alten Meister zu schätzen.

Zusammenhang erschließt sich mir nicht ganz. Meinst du wegen dem Bild? Denn die "Meister der Ohrensessel" kann ich mir kaum vorstellen. Dann wäre es aber immer noch EIN Bild - aber ach, jetzt werd ich zu pedantisch... :)

Hinaus auf den Flur, zu den Zimmern der Kinder, und die Holzbohlen knirschen und man hat Angst dass sie brechen so wie man selbst unter der Last der Vergangenheit.

Ja ja, die Bilder sind deutlich deine Stärke.

Alles strebt zur Unordnung, physikalisch ist das längst bewiesen.

Letzten Teil würd ich streichen (Ist doch hoffentlich eh jedem klar)

„JUDE“ steht auf dem Stern.

Hm, grenzwertig: Ich würde das der Phantasie des Lesers überlassen, die Beschreibung des Stern vorher hat schon alles gesagt und jedem dürfte klar sein was gemeint ist.


Dann gingen sie in die Wohnungen, die Gesichter verzerrt zu Fratzen, gespannt, voller Vorfreude.

Hm, das würde ich viel nüchterner schildern (passend zum vorherigen Bild: "Arbeit an Akten und Berichten"). Ich zumindest fände es dann noch bedrückender - diese systematische Rationalität der Entmenschlichung und Vernichtung. Aber gut, das ist auch eine Frage auf was man sein Augenmerk richtet, deine Herangehensweise kann ich auch nachvollziehen.

Niemand, bei dem man sich entschuldigen könnte. Eins der Fenster ist zerbrochen. Der Wind pfeift eine Schneeflocke hinein, weht Blätter vom Tisch, die Flocke landet auf einem. Auf den ersten Blick – leeres Papier. Auf den zweiten Blick ein Wort.

Jude.


Das Ende gefällt mir nicht. Das ist mir schon wieder ein Stück zu dick aufgetragen - ich hätte es viel apprubter und, na ja, unrunder aufhören lassen, auf das es den Leser noch verstörter zurücklässt.


Wie ich schon bei deiner letzten Geschichte anmerkte: Du hast ein Talent für ausdrucksstarke Bilder und melancholische Stimmungen (fotografierst du zufällig gerne - ich hab häufig den Eindruck; perspektivisch vor allem). Das machst du teilweise wirklich richtig gut: sehr treffend und bewegend.
Etwas stört mich allerdings, das hattest du bei deiner letzten Geschichte vermieden: Du überschreitest meiner Meinung nach des öfteren die schmale Grenze zur Theatralik und zum Kitsch. Das musste wohl zwangsläufig passieren, da die ganze Geschichte eine Aneinanderreihung von Bildern, Vergleichen, Stimmungen ist. Wie gesagt, für sich genommen sind die meisten sehr gut und auch hinterlässt die Geschichte Eindruck, aber alles in allem, ist es mir eine Spur zu dick aufgetragen. Bei deiner letzten Geschichte gab es einen richtigen Protagonisten, aus dessen Sicht man erlebte und der, wie soll ich das beschreiben, den Bildern soetwas wie Bodenständigkeit verlieh (hoffe du kannst dir grob unter meinem Kauderwelsch was vorstellen). Hier dagegen fehlt so etwas (zumindest erschien mir der Erzähler nicht wirklich als Prot.) und dadurch verschwimmt alles, ein wenig, in spekulativen Bildern und Stimmungen während deine andere Geschichte einen Fixpunkt hatte.
Na ja, alles sehr subjektiv, hoffe es hilft dir trotzdem irgendwie weiter.
Und abschließend sei noch gesagt, damit kein falscher Eindruck entsteht: Trotz meiner Einwände, immer noch eine der besten Geschichten zu diesem, sehr schwierigen, Thema, die ich bisher hier gelesen habe.

schöne Grüße, Skalde.

 

hallo skalde,

ja, ich hätte sicherlich einige dinge besser machen können. nur verzwickterweise merkt man das oft erst hinterher...danke, dass du dir zeit genommen hast um eifrig zu lesen und zu kommentieren - und zu kritisieren, was ich sehr gut finde, denn ich will ja lernen ;)

und - danke für das kompliment!

JoHap

p.s : ich gebe dir vollkommen recht bei der sache mit den bildern, da hätte ich zwei mal nachdenken sollen...und nein, ich kann gar nicht gut fotografieren, ich schreibe lieber.

 

Hallo JoHap,

ja, ich hätte sicherlich einige dinge besser machen können. nur verzwickterweise merkt man das oft erst hinterher...danke, dass du dir zeit genommen hast um eifrig zu lesen und zu kommentieren - und zu kritisieren, was ich sehr gut finde, denn ich will ja lernen ;)

Du hättest nicht nur - du kannst ja jetzt, nachdem sich Skalde mit deiner Geschichte befasst hat, daran herumfeilen. Ich schreibe das nur, weil manche neue Mitglieder nicht überblicken, dass es erwünscht ist, an den bestehenden Geschichten zu arbeiten :).

Lieben Gruß
bernadette

 

Hallo JoHap,

so, nun habe ich die Geschichte auch gelesen und kann inhaltlich etwas dazu sagen. Stilistisch gefiel mir diese gehäufte Negation nach dem x-ten Satz nicht mehr. Dann aber zuviel wurde es mir bei:

Eine Treppenstufe knarrt. Das wird niemand sein, eine Katze vielleicht, höchstens ein Hund. Kein Mensch. Menschen gibt es hier schon lange, lange nicht mehr.
Das ist eine Wiederholung, die mich als Leser denken läßt: Ja, ich habe es ja schon kapiert - der Autor schreibt von einer verlassenen Wohngegend.

Das war aber auch das einzige, was mir negativ auffiel. Ansonsten eine subtile Geschichte über die Judenverfolgung. Ich denke auch, es wäre besser, das "Jude" im Text zu lassen, weil die nachfolgenden Generationen evtl. nicht mehr so selbstverständlich den gelben Stern geschichtlich zuordnen können.

Den Schluss finde ich auch etwas zu dick mit dem Jude auf dem Papier.

Aus dem Arbeitszimmer weiter in die Küche, zu den Töpfen, Tassen, Tellern wo die Mutter bestimmt oft stand und Kinder ihr zwischen den Beinen herum sprangen.

... Tellern, in der die Mutter (statt wo)


Ein Topf mit Blumen, altmodisch würde man sagen oder wenn man Geschmack hat klassisch, verlassen auf der Herdplatte.
...Geschmack hat, klassisch,

Dann nahm er sie auf seinen Schoss, das Mädchen und den Jungen, und ließ sich nicht anmerken was er darüber dachte dass sie immer dünner wurden.
anmerken, was er darüber dachte, dass


Von Menschen, die fremd und spannend aussehen, mit Haut so wie Schokolade oder so wie Marmor, und doch nur normale Menschen sind.
normal gefällt mir in dem Zusammenhang nicht so gut. Wie wäre es mit gewöhnlich?
Man würde sich wundern, warum sie so jäh enden wo er doch kein Jahr ausgelassen hat, von seinem fünften Lebensjahr an.

... jäh enden, wo er doch

Hinaus auf den Flur, zu den Zimmern der Kinder, und die Holzbohlen knirschen und man hat Angst dass sie brechen so wie man selbst unter der Last der Vergangenheit.
Angst, dass (vor einem dass immer Komma ;) )

Ich würde die Geschichte nach dem Satz: Niemand, bei dem man sich entschuldigen könnte enden lassen, dann hättest du auch wieder die Kurve zu den vielen Beschreibungen, in denen es darum geht, dass niemand da ist.
Die Zusammenhänge werden ja schon aus dem Judenstern geklärt, so dass es den Jude auf dem Papier nicht mehr zwingend braucht.

Die Szene, in denen die Braunhemden die Familie abholt, könnte vielleicht noch damit abgerundet werden, dass das eine Kind in der Hast nicht einmal seinen warmen Mantel mitnehmen konnte.

Trotz der Kritikpunkte eine für mich im Großen und Ganzen gelungene Geschichte, die trostlose Stimmung konntest du gut transportieren.

Lieben Gruß
bernadette

 

kleiner Nachtrag:

Würde ich auch stehen lassen, denn in der Gegenwart scheint es immer mehr Menschen zu geben, die nicht wissen, was und wie das mit dem gelben Stern genau war.

Ich denke auch, es wäre besser, das "Jude" im Text zu lassen, weil die nachfolgenden Generationen evtl. nicht mehr so selbstverständlich den gelben Stern geschichtlich zuordnen können

Tja, das ist natürlich ein Argument... auch wenn ich das noch nie erlebt habe.

Irrational ist eine Beurteilung, die erhalten bleiben sollte.

Eine Beurteilung schon, aber keine die mir wirklich einleuchted: Denn eben gerade die brutale und perfide Rationalität des Regimes ist es, die mich am meisten schaudern lässt. Natürlich gab es "irrationale" und fadenscheinige Begründungen - aber das System selbst war sogar so rational, dass es Menschen nur noch als Ware betrachtete.
Ist sicher auch eine Begriffsdefinitionsfrage: Ich verstehe unter Rationalität vor allem das nüchterne Prinzip des Verhältnisses von Mittel und Zweck.
Man kann natürlich auch argumentieren, das die "Ratio" des Menschen die Achtung der Würde anderer mit einschließt; insofern wäre es dann wieder richtig... kann man drüber streiten. :dozey:

Da würde ich auch nichts ändern, weil dies eine Begründung der Unordnung ist und Unordnung nicht eine spezifisch jüdische Eigenart

Nichts für Ungut, aber die Stelle "Alles strebt zur Unordnung" liest sich auch ohne Physik-Einschub wirklich nicht so, als ob die dies der Fall wäre weil Juden in dem Haus gewohnt haben.
und völlig klar wird es spätestens im nächsten Satz: "In einem Jahrhundert, selbst wenn man hier nichts berührte, wäre das meiste schon aufgelöst."

Gruß an alle, Skalde

 

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