Leidvolle Erfahrungen
Brief von Frau H. an den Konsumentenschutz
Sehr geehrter Konsumentenschutz,
ich möchte mich hier ausdrücklich über die Firma D. beschweren, deren offensichtliche Verantwortungslosigkeit jedem Fass den Boden ausschlägt! Es ist skandalös! Wie Sie sicher bereits bemerkt haben, ist die Schreiberin dieser Zeilen im höchsten Maße aufgeregt. Also werde ich jetzt tief durchatmen und den sich ereigneten Vorfall so bedächtig und genau wie möglich erzählen, damit auch ich und meine Familie zu unserem Recht kommen.
Angefangen hat alles mit dem dreißigsten Geburtstag meiner Tochter Annemarie. Die ganze Familie war in Aufruhr deswegen. Schließlich ist ein runder Geburtstag immer etwas Besonderes, finden sie nicht? Wir sinnierten über ein passenden Präsent und stießen nach reiflicher Überlegung auf die Firma D, die sich mit ihren Produkten weltweit einen makellosen Ruf geschaffen hat. Unberechtigterweise, wie Sie im Laufe meines Briefes feststellen werden! Natürlich, auf der Homepage prahlt diese unwürdige Firma mit ihrer rafffinierten Technik und ihrer außerordentlichen Kompetenz, aber das ist alles nur heiße Luft, wie ich später empört feststellen musste.
Ich rief bei der Firma an und bestellte für meine über alles geliebte Tochter die Artikel-Nr. 007-01, also das Beste vom Besten, leicht verträglich und als äußerst unproblematisch in der Handhabung beschrieben. Unter anderem war auf den Lieferpapieren (mit gültigem Firmenstempel!) bestätigt worden, dass die Ware einen Probelauf und eine Sicherheitsprüfung bestanden hätte.
Die Lieferung erfolgte prompt an ihrem Geburtstag. Die Ware war äußerlich makellos bis hin zu der gewünschten hellen Farbe, der Tisch war gedeckt, die Blumen zum Festtag in hübschen Vasen arrangiert und Annemarie stieß freudestrahlend entzückte Seufzer aus. Herz, was willst du mehr, was für ein gelungener Geburtstag! Wir waren so gerührt, dass wir unser liebes Mädchen mit ihrem Geschenk alleine ließen, auf dass sie sich so richtig ihrer Freude über unsere Gabe hingeben könne. Was sie auch Anfangs tat, wie wir an ihren nicht enden wollenden Freuderufen entnehmen konnten.
Aber dann kam es zu einer Wendung, unter der unsere Familie noch immer zu leiden hat. Der Dichtungsring leckte. Ja, sie haben ganz richtig gelesen. Das Gerät war defekt. Und vorbei war es mit der Herrlichkeit, die ganze Verwandtschaft war unfähig, das Unglück, dass über uns hereingebrochen war, seelisch zu verarbeiten. Und erst meine arme, bemitleidenswerte Tochter! Sie ist heute noch ganz verstört, dass kann ich Ihnen versichern.
Ich blieb in dieser prekären Lage die einzige Person, die einen klaren Kopf bewahrte. Mit dem Mut der Verzweiflung nahm ich mir das Gerät selbst vor, aber sofort trat derselbe Fehler erneut auf. Ohne zu zögern, rief ich den Kundendienst an, aber die Leitungen waren besetzt. Hartnäckig wie ich nun mal bin, probierte ich es weiter, und als ich endlich einen Techniker an den Hörer bekam hatte ich so viele Martinis intus, dass ich kaum mehr wusste, warum ich eigentlich anrief. Natürlich brachte ich meine Beschwerde dennoch klar und deutlich hervor und jetzt kommt der Knüller! Der Techniker wagte es, mir ins Gesicht, ich meine in den Telefonhörer zu sagen, dass wir höchst wahrscheinlich das Gerät falsch aufgestellt hätten. Was sagt man dazu??? Soviel zur Kundenfreundlichkeit dieser Firma.
Also wende ich mich heute an Sie, lieber Konsumentenschutz, und hoffe aufrichtig, dass ich mit meinem Anliegen auf offene Ohren stoße. Sagen Sie der Firma D. den Kampf an, treten Sie ein für eine gerechtere und bessere Welt!
Mit freundlichen Grüßen
Frau H.
Brief Konsumentenschutz an Frau H.
Sehr geehrte Frau H.,
wir haben Ihren Fall auf Herz und Nieren geprüft und müssen Ihnen mitteilen, dass kein Fehler verschuldet wurde, weder von Ihnen noch von der Firma D. Die von Ihnen bestellte Artikel-Nummer 007-01 fällt unter die Begriffsdefinition „Callboy“, und es gibt kein Gesetz der Welt, dass dem Dichtungsring eines „Callboys“ vorschreibt, nicht lecken zu dürfen.
Natürlich bedauern wir die für sie entstandenen Unannehmlichkeiten, aber Sie werden verstehen, dass es uns nicht möglich ist ...
blabla. ...
... irgendwelche rechtlichen Schritte gegen die Firma D. einzuleiten.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr Konsumentenschutz