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Liebe Henriette!
Liebe Henriette!
Langsam aber sicher reicht es mir! Ich kann dein Gehabe nicht mehr aushalten! Weißt du eigentlich, was es für eine Zumutung für mich ist, mit dir zusammen zu leben?
Pausenlos schleppst du mich durch die halbe Nachbarschaft, in Geschäfte und Discos. Ich muss stundenlang deinen Damenrunden lauschen:
„Habt ihr die neue Bank von Philippe Starck gesehen? Die wäre genau richtig für meinen Garten. In Rot hätte ich mir gedacht.“
„Na ich weiß nicht, ob das Rot sich nicht mit dem Rot deiner Rosen schlägt. Da wäre ich vorsichtig.“
„ Ja ich würde auch eher für Gelb plädieren. Gelb ist voll im Kommen dieses Jahr.“
Und dann, wenn wir endlich zuhause angekommen sind und ich mich schon in Sicherheit wähne, ja dann kommt es das I-Tüpfelchen: das Nachbesprechen der Damenrunde. Nochmals eine Stunde Gelaber.
Wer soll das bitte durchhalten? Ich nicht mehr! Keine meiner Ablenkungsversuche hilft mir, das unbeschadet zu überstehen. Ich hab schon alles versucht. Hab mich gedanklich weggebeamt, auf Durchzug geschaltet. Hilft alles nichts. Das Geschwätz bekomm ich nicht raus.
Und ist es dann endlich soweit und ich liege erledigt, am Ende, halbtot auf der Couch, schaust du mich alle 10 Sekunden an. Wie soll man sich da entspannen? Wie abschalten? Kontrolliert rund um die Uhr, ja so komm ich mir vor. Keine meiner Regungen darf dir entgehen. Du könntest ja was Lebenswichtiges verpassen, wenn ich zu lange ruhe.
Aber der Gipfel, liebe Henriette, kommt ja erst! Schaffe ich es doch wirklich mal 2 Stunden keinen Piep von mir zu geben und einfach bewegungslos herumzuliegen, ja dann bricht die wahre Hölle los.
Neben mir sitzend trommelst du mit den Fingern auf den Tisch. Fühlst dich vernachlässigt, vergessen, einsam. Heulst, schreist, wirfst mit Sachen.
Ich vergesse dir nie, wie du mich aus lauter Zorn brutal von der Couch gestoßen hast.
Wie soll man mit so einer Frau leben?
Auf der einen Seite behandelst du mich wie das Letzte und auf der anderen möchtest du dich mit mir schmücken und präsentierst mich stolz: Mein Auto, mein Haus, mein………
Ja, was bin ich eigentlich für dich? Meine Aufgabe sehe ich nicht darin dich zu schmücken.
Du musst deine Einstellung zu mir ändern. Lass mich mal allein daheim. Du wirst sehen es wird uns beiden gut tun.
Kontrolliere mich nicht alle zwei Minuten! Schalte mal ab! Schau auf dich und weniger auf mich! Miss deinen Wert nicht an mir!
So geht es nämlich nicht weiter! Diese Abhängigkeit, diese Sucht zerstört mehr als sie bringt. Sie schränkt dich ein und nervt mich.
Bevor du mich hattest, bist du ja auch nicht uninformiert dahin vegetiert.
Also, ich sehe nur einen Weg für uns: nimm mich weniger wichtig und bitte: Erspar mir diese abgrundtief verhassten Damenrunden! Ansonsten, vergiss mich und such dir gleich ein anderes Objekt der Begierde!
Mit hoffnungsvollen Grüßen
Dein Handy
PS: Das neue rosa Cover mit den gelben Blumen finde ich scheußlich, auch wenn es noch so modern ist.