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Copywrite Liebe in Zeiten von Corona

Seniors
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21.12.2015
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Anmerkungen zum Text

Der Text wurde inspiriert von @Isegrims, Amandine und Ein Morgen danach. Der zweite Text gefällt mir besonders wegen der elliptischen Erzählweise. Sie scheint mir wegen der Atemlosigkeit ganz passend zu meinem Inhalt.

Liebe in Zeiten von Corona

Karl träumt wieder und wieder von Afrika. Jetzt, wo er in Quarantäne sitzt, vergeht keine Nacht ohne Amandine. Wie sie sich wiegt im Tanz, wie ihre Haut glänzt und wie sie die Krallen ausfährt. Jawohl, eine Katze ist sie mit samtweichem Fell, das schwarz oder rötlich schimmert, je nachdem, ob Sonnenlicht oder Mondschein auf sie fällt. Mit den Fingern zeichnet er die Narben nach, die ihre wilden Umarmungen auf Schultern und Brust hinterlassen haben. Gleich, gleich wird er eine gewaltige Eruption erleben und Amandine überfluten.
Aber vorher wacht er auf. Jedes Mal. Das bisschen Erektion im Glied verschwindet unter seinem prüfenden Blick. Zeit zum Fiebermessen. Zeit, die neuesten Nachrichten über das Corona-Virus zu erkunden.

Ob er es ernst meine, fragt Amandines Mutter, häuft Bohnen und Fleischstücke auf seinen Teller, übergießt alles mit roter Soße. Über ihr weites, mit bunten Ornamenten bedrucktes Kleid hat sie eine weiße Schürze gebunden. Eine imposante Erscheinung, etwas füllig vielleicht. Aber man erkennt sofort, woher ihre Tochter die Schönheit hat.
Maman stellt eine Karaffe mit Zitronenlimonade auf den Tisch und rückt die Gläser zurecht. Sie lässt den Gast nicht aus den Augen.
“Amandine ist ein gutes Kind, sie hat die katholische Mädchenschule besucht."
"Ja, und sie ist eine gute Dolmetscherin. Das sagen alle im WHO-Büro. Wissen Sie, sie könnte auch in Europa gut arbeiten. Wenn sie das möchte."
Karl ist hungrig, auch ist er ermattet von der Taxifahrt durch die quirlige Metropole Yaoundé. Er kennt solche Millionenstädte, in denen Glanz und Elend untrennbar verwoben sind. Fast auf der ganzen Fahrt bis vor das einfache Holzhaus in der Vorstadt, wo Amandine aufgewachsen ist, hat er die Augen geschlossen gehalten. Elendsviertel, wo Kinder mit allem spielen, was sie finden.
Heute will er nichts davon sehen.

Amandine stellt sich hinter ihn und streichelt seinen Hals.
"Du kannst auch Bier haben, wenn du möchtest. Pass auf, die Soße ist ziemlich scharf."
Sie lacht und wirft den Kopf zurück. Eine kunstvoll geschlungene Perlenkette hält die schwarze Lockenpracht in Schach. Karl hat sie bisher nur einmal wie eine corona radiata um ihren Kopf schweben sehen. Das war, als Amandine ihn bis zu seiner Zimmertür im Hotel begleitet hat. An seinem letzten Arbeitstag im WHO-Büro, mit einem Abschiedsessen der Belegschaft für die Delegation aus Genf. Karl hat ein paar Tage Urlaub bekommen, bevor er zur UNO-Vollversammlung nach New York fliegen muss.
Sie wollte nicht mit aufs Zimmer kommen.
"Ich bin kein Escort-Mädchen", sagte sie und küsste ihn trotzdem. “Morgen besuchen wir meine Familie. Du willst sie doch kennenlernen, oder?" Es klang nicht so, als ob sie daran zweifeln würde.
"Aber natürlich, du kannst ja übersetzen, wenn sie mich nicht verstehen.“
"Maman wird dich verstehen. Sie kann sogar ein bisschen Deutsch."

Auf der Anrichte im spärlich möblierten Esszimmer stehen gerahmte Fotos von dunkelhäutigen jungen Männern in Uniform, dazwischen, halb verblichen, das Bild eines blonden Hünen mit ponceaurotem Band an seinem Hut. Amandine fängt Karls Blick auf und lacht wieder.
"Hübsch, n'est-ce pas? Mein Ur-Ur-Urgroßvater, glaube ich. Aber wer weiß das schon genau. Die zwei anderen sind meine Brüder, beide bei der Armee. Leider können sie heute nicht kommen."
"Du bist nicht mehr jung", sagt Maman, "willst du Kinder?"
Jetzt muss Karl Farbe bekennen. Ja, er möchte endlich Familie, sich dauerhaft niederlassen nach langen Jahren in Jets, von einem Erdteil zum anderen, wochenlang nur aus dem Koffer lebend. Er verdiene gut, habe einige Ersparnisse und eine große Penthauswohnung in Basel, von der aus er in drei europäische Staaten blicken könne. Der internationale Flughafen liege vor der Tür, kein Problem also, nach Yaoundé zu fliegen, wann immer es nötig sei.
"Warum gerade Amandine?"
"Ich liebe sie", sagt Karl. Es ist das erste Mal in seinem Leben, dass er diesen Satz ausspricht. Karl ist ein Mann der Zahlen, für seine Statistiken und Diagramme wird er in seinem Team geschätzt. Komplizierte Zusammenhänge kann er auf einfache Formeln herunterbrechen, die dann von medientauglichen Kollegen auf Konferenzen und im Netz kommuniziert werden.
"Ich liebe sie", wiederholt er und greift nach Amandines Händen auf seinen Schultern. Maman betrachtet das Paar aufmerksam. Schließlich nickt sie, steht auf, holt eine Schale mit Früchten von der Anrichte. Guaven, Safous, kleine gelbe Mangos.

Wenige Meter hinter dem Haus beginnt die Savanne, das Grasland. Amandine zerrt Karl nach dem Essen nach draußen. Sie will ihm etwas zeigen. Die Sonne verliert bereits an Kraft, wechselt von Gelb zu rot. Es wird schnell dunkel werden. Amandine lotst ihn an den Rand eines Wäldchens und lässt sich im Gras nieder.
"Bist du müde, alter weißer Mann", fragt sie, "willst du schlafen?" Sie lächelt und ihre weichen Hände streicheln über die grauen Schläfen, das schüttere Haar, die Stirn, die Augen. "Dann schlaf!"
Sie streckt sich neben ihm aus und schmiegt sich an seine Hüfte. Für ein paar Minuten liegt sie still, dann übernimmt sie die Regie. Sie ist jetzt kein zärtliches Kätzchen mehr, sondern eine fauchende Pantherfrau, die ihm das Hemd vom Leib reißt und die Krallen in seinen Rücken schlägt. Der Schmerz weckt seine Lebensgeister und facht seine Lust an. Jetzt ist kein Halten mehr, nicht für ihn, nicht für sie. Amandine stößt schrille Triumphschreie aus, als er in sie eindringt. Danach bleiben sie schwer atmend im Gras liegen und betrachten Hand in Hand den rasanten Sonnenuntergang. Worte sind unnötig. Das Gras hat die zerrissene Perlenkette verschlungen.

Auf dem Rückweg ins Hotel, wieder im Taxi, geht es um die Zukunft.
"Ich melde mich, sobald ich in Zürich gelandet bin. Du musst darauf achten, dass dein Handy immer geladen ist."
"Was denkst du denn, Karl, das Handy ist mein wichtigstes Arbeitsgerät."
"Du kannst jederzeit anrufen. Tag und Nacht. Ich meine es so, wie ich sage."
"Das weiß ich doch. Ich kenne dich besser, als du glaubst."
"Ja, jetzt kennst du mich und ich dich." Ihre gegenseitigen Berührungen verraten, was sie fühlen.
Der Abschied ist kurz. Eine stürmische Umarmung. Küsse überall ins Gesicht und auf die Hände. Karl muss früh am Flughafen einchecken, Amandine fährt zu ihrer Mutter zurück, mit der will sie Hochzeit und Abreise nach Europa planen. Als Erstes wird sie den Job im WHO-Büro kündigen. Sie möchte keine Zeit verlieren.

Das Fieber hat 38 Grad überschritten, Kopfweh und Hustenanfälle wechseln sich ab. Hände waschen, viel trinken, ab und zu eine Schmerztablette. Mails beantworten, Unterlagen sortieren, letzte Daten für den Abschlussbericht überprüfen. Auf dem Schreibtisch stapeln sich Fachzeitschriften. Manchmal verschwimmen Buchstaben und Zahlenreihen zu bedrohlichen Gestalten mit unscharfen Profilen. Da hilft auch die frisch geputzte Brille nicht.

Bei der Ankunft in Zürich fühlte sich Karl schon etwas matt. Sein Sitznachbar, ein älterer Tourist aus Konstanz, schwärmte unentwegt von dem tollen Verhältnis zwischen Deutschland und Kamerun.
"Die Kameruner träumen noch immer von der deutschen Kolonialzeit. Kaum zu glauben, wie viele gute Erinnerungen die daran pflegen."
"Kann sein. Ist ja schon ein paar Jährchen her. Da verklärt sich manches."
Am Transportband verabschiedete sich der Konstanzer per Händedruck.
"Hat mich gefreut", sagte er, "so war der Rückflug nicht so langweilig. Afrika ist im Kommen."
Als Mitarbeiter einer UNO-Organisation hat Karl ein differenzierteres Bild im Kopf, aber keine Lust, sich auf eine Diskussion einzulassen. Er muss überlegen, wie schnell er die Attikawohnung auf Amandines Bedürfnisse ausrichten kann. Er wird seine Zugehfrau um Hilfe bitten. Sie betreut sein Domizil schon seit einigen Jahren, wenn Karl unterwegs ist. Bei seiner Heimkehr sorgt sie auch mit Blumensträußen für etwas Farbe in der funktionalen, grau-weißen Wohnlandschaft. Farben, ja Farben müssen unbedingt in sein Leben kommen. Dann ist da noch der Trip nach Genf in die WHO-Zentrale. Klären, wie sein Arbeitsbereich künftig aussehen soll.
In die Freude, dass bald sein neues Leben beginnen wird, schleicht sich die Befürchtung ein, Amandine könne sich, isoliert über den Dächern von Basel, eingesperrt fühlen. Da würde wohl auch eine Dauerkarte für den Zolli nicht helfen. Er muss grinsen. Amandine Aug in Aug mit dem schwarzen Panther! Sofort schämt er sich für diesen Anfall von Humor, gräbt im Adressbuch des Handys nach alten Freunden und Bekannten. Fehlanzeige. Er wird eben viel Zeit mit ihr verbringen. Kleine Reisen, Museen, eventuell leichte Bergtouren. Amandine hat noch nie Schnee aus der Nähe gesehen. Und natürlich Paris, der Jardin des Plantes, Rilke, der Panther, immer wieder der Panther. Fiebrige Erregung packt ihn.

Den Flug nach New York muss Karl canceln. Eine Woche nach der Rückkehr aus Kamerun fürchtet er, sich eine Grippe eingefangen zu haben. Als in der Schweiz die ersten Zahlen zum Corona-Virus auftauchen, fühlt er sich nicht betroffen. Gegen die Grippe ist er geimpft, die kann natürlich trotzdem in abgeschwächter Form auftreten, das hat er schon erlebt. Italien, das europäische Epizentrum, liegt jenseits der Alpen, mit Skiurlaubern hatte er sowieso keinen Kontakt. Aber der Husten ist hartnäckig, und so folgt er dem Rat seiner Kollegen, sich bei dem Treffen in Genf testen zu lassen. Ihm fällt der Sitznachbar im Flieger ein, der Vielschwätzer. Ansteckung über feuchte Aussprache. Wer weiß, wo der Vielflieger sich überall herumgetrieben hat! War nicht auch von China die Rede?
Amandine meldet sich brav jeden Abend, meistens per WhatsApp. Sie erzählt lustige kleine Geschichten und wie sie von den Kollegen beneidet wird. Sie trägt am Zeigefinger einen kleinen Ring, Geschenk ihrer Mutter, die bedauert, dass die Zeit nicht für eine ordentliche Verlobung gereicht hat. Die Botschaften garniert sie mit Emojis, sucht diejenigen heraus, die auf dunkelhäutige Menschen zutreffen.
Karl verschweigt, dass er infiziert ist. Schickt Bilder vom Penthaus und fragt sie nach Wünschen.
"Ein paar Tage noch, dann komme ich zurück", sagt er, "nächste Woche kann ich wahrscheinlich buchen. Es ist alles gut."

Nichts ist gut. Aus den leichten Beschwerden entwickeln sich ernstzunehmende Beeinträchtigungen, die Hoffnung, dass er nach vierzehn Tagen wieder fit ist, schwindet zusehends. Die Zugehfrau verabschiedet sich ebenfalls in Quarantäne.
"Nur zur Vorsicht", mailt sie, "wie Sie ja wissen, bin ich alleinerziehend. Ich wünsche Ihnen gute Besserung."
Karl muss Nachbarschaftshilfe in Anspruch nehmen. Immerhin gibt es in seiner Wohnanlage ehrenamtliche Helfer, die Einkäufe erledigen. Man verständigt sich wortlos, schreibt Zettelchen und rechnet über PayPal ab. Natürlich weiß Karl längst, dass er mitten in einem Hotspot Europas steckt, am Basler Rheinknie, nur wenige Kilometer sind es nach Südbaden und ins Elsass. Erste Grenzschließungen haben stattgefunden. Wie lange wird es noch Flüge ins Ausland geben? Verdammte Pandemie!

Wieder erwacht Karl schweißgebadet. Seine Träume haben ihn in menschenleere Eiswüsten und ausgestorbene Großstädte katapultiert. Ein undeutlicher Schatten am Horizont scheint ihm zuzuwinken. Es könnte Amandine sein. Ja, es ist seine Liebe, sie streckt die Arme aus, ruft ihm etwas zu. Aber er kann sie nicht erreichen, bei jedem Schritt vorwärts weicht sie zurück.
Ihre letzte WhatsApp ist einige Tage alt. Vielleicht ist mit dem Handy etwas nicht in Ordnung. Das WHO-Büro in Yaoundé weiß nichts über sie, von einem Tag auf den anderen ist sie verschwunden. Hat die Kündigungsfrist nicht eingehalten. Aber man verspricht nachzuforschen.

Heute ist der 29. März. Zehn Tage der Quarantäne sind vergangen. Kann es sein, dass er sich etwas besser fühlt? Hat er die Krise überstanden?
Hoffnung keimt auf. Er möchte wissen, wie es um die Welt steht. Schließlich ist dies sein Beruf. China meldet zum ersten Mal, dass die Zahl der Neuinfizierten zurückgegangen sei. Aber was ist mit Afrika? Er ruft die Weltkarte der Johns Hopkins University auf. Die Seuche hat Afrika erreicht. Kamerun: 91 bestätigte Infektionen. Tendenz steigend. Karl muss hoffen und warten. Warten und hoffen.

 
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Ich habe zwei Texte von Isegrims verwendet: Amandine und Ein Morgen danach.
Den letzteren wegen des Stils, der mir wegen der Atemlosigkeit gut zum Thema passend schien.

 

Hallo, @wieselmaus
Schön, dass du wieder so schnell warst und es endlich was vom Copywrite zu lesen gibt!
Ich hab erstmal nur ein paar Flusen für dich, die mir aufgefallen sind.

Auf dem Schreibtisch stapeln sich Fachzeitschrifte.
Fachzeitschriften.

ein älterer tourist aus Konstanz
Tourist

Ein wenig schämt er sich vfür diesen Anfall von Humor
für

Als in der Schweiz die ersten Zahlen zum Coronus-Virus auftauchen
Corona?

Beeinträchtigungen. die Hoffnung, dass er nach vierzehn Tagen wieder fit ist, schwindet zusehens.
Der Satzanfang muss groß sein.

Erste Grenzschließungen haben stattgefunden. wie lange wird es noch Flüge ins Ausland geben? verdammte Pandemie!
Hier sind auch nochmal zwei kleine Satzanfänge.

Das ist jetzt nicht viel, ich glaube, ich bin beim Kommentieren noch etwas eingerostet. :)

Liebe Grüße,
Anna

 

Hallo @annami ,
danke, du bist ja flink! Ich war schon am Korrigieren, da hast du mich doch glatt überholt. Na ja, du hast schnellere Beine und bessere Augen. Beides lässt mich derzeit etwas im Stich. Also nochmals Dank, es wären ja auch peinliche Fehler.
Liebe Grüße
wieselmaus

 

Hallo @wieselmaus ,

ich hatte auch überlegt einen Text mit Bezug zur aktuellen Situation zu schreiben. Wenn ich so deinen Text lese, denke ich du hast das besser hinbekommen als ich es gemacht hätte.

Deinen finde ich wirklich gut, lies sich flüssig lesen und erzählt eine interessante Geschichte.

Ein paar Kleinigkeiten sind mir dennoch aufgefallen:

Mit den Fingern fährt er die Narben nach, die ihre wilden Umarmungen auf Schultern und Brust im Grasland hinterlassen haben.
Das "im Grasland" hatte ich erst verstanden, als ich den späteren Absatz gelesen hatte. Ich dachte erst du meinst seine Brustbehaarung.

Karl ist hungrig, auch ermattet von der Taxifahrt durch die quirlige Metropole Yaoundé, Kameruns Hauptstadt.
Würde mir persönlich besser gefallen, wenn du daraus zwei Stätze machst, oder ein wenig umschreibst.

Slums und Favelas, in denen Kinder spielen mit allem, was sie finden.
Finde ich ein wenig unglücklich formuliert.

Es wurde auch getanzt.
Dieser kurze und nichtssagende Satz passt nicht so recht zwischen die langen, ausfrühlichen Sätze in die er eingequetscht ist.

"Aber natürlich, du kannst ja übersetzen, wenn sie mich nicht versteht."
Ich glaube mit "wenn sie mich nicht verstehen." ist der Satz realistischer und leichter zu lesen.

"Das weiß ich doch. Ich kenne die besser, als du glaubst."
Vertipper: "dich"

"Kann sein. Ist ja schon ein paar Jährchen her. Die haben zur Zeit andere Sorgen."
Habe diese Antwort nicht verstanden. Für mich scheint es damit nicht auf das Einzugehen, was vorher gesagt wurde.

Er muss grinsen. Amandine Aug in Aug mit dem schwarzen Panther! Ein wenig schämt er sich für diesen Anfall von Humor,
Das passt meiner Meinung nach irgendwie nicht in den Absatz. Vielleicht ist es aber auch nur eine Sache der Formulierung.

und rechnet über Bankkonten ab
Wenn du das schon schreibst, würde ich vielleicht "Online Banking", oder "Paypal" oder irgendwas in diese Richtung schreiben. Da er unter Quarantäne ist, kann er ja nicht auf die Bank gehen und eine Überweisung tätigen.

Aber trotzdem wirklich ein guter Text auf hohem Niveau.

Viele Grüße
Murph

 

Hej, liebe @wieselmaus ,

ich erinnere mich gut an Amandine und Karl, vor allem an meine olympiareife Hirnakrobatik während des Lesens, damit ich all die Informationen, Bilder, Gerüche, Temperaturen und Sprünge verweben konnte, die mir @Isegrims seinerzeit um die Ohren haute.

In deiner Geschichte mangelt es auch nicht an Informationen und ja, auch nicht an Erklärungen, die mir hin und wieder vorkommen, als würdest du während des Schreibens all die Fragen und das Nachhaken, die ganzen Wenn und Abers der Leser hören und umgehend beantworten wollen. Du hast nichts dem Zufall überlassen und so konnten sich bei mir nur schwer eigene Bilder aufbauen (weswegen ich das Lesen visueller Reize vorziehe, denn ich male mir meine Welt, wie sie mir gefällt). :D
In gekonnter Manier erzählst du mir die Geschichte von den beiden Liebenden aus unterschiedlichen Kulturen, verschiedenen Alters, die sich rücksichtsvoll und wissend behandeln, dass es eine Freude ist. Dass sich das innerhalb der Geschichte nicht aufbaut, sondern einfach vorhanden ist ... okay. Aber auch hier hast du die Eile eingebaut, die ich eben auch durchaus im Original empfand. Das war beabsichtigt, ich habe es gelesen, aber weißt du, wieselchen, du erzählst ruhiger ... schöner. Ich sag es unverblümt, denn diese beiden hätten deinen Stil gut gebrauchen können ... gerade in Zeiten von Corona. ;) Ich spüre Amandines Kraft und ihre Lebenslust, Karls Sprödigkeit, ich hätte nur zu gerne gelesen, wie es dazu kam. Und vor allem: du nimmst mir Amandine in diesen Zeiten, in denen ich ohnehin um alle Menschen bange, in Afrika, Südostasien oder Mittel- Südamerika. :(

Ach, vielleicht vermisse ich einfach Irene, die ihre Hände auf die jugendlichen Hüften stemmt und ihrem Papa kampfeslustig ins Gesicht sieht. Vielleicht sollte ich Birnen und Äpfel nicht vergleichen und vor allem das Thema des Copywrites beachten. :teach:
Vor allem wollte ich dir wohl sagen, wie schön es ist, dass du hier weiterhin schreibst!

Ein Leseeindruck und lieber Gruß,

Kanji

 

Liebe wuselige @wieselmaus,

ich habe letztens erst festgestellt, dass es tatsächlich Mauswiesel gibt. So süß! :herz:

Liebe in Zeiten von Corona
Da fällt dir doch noch etwas besseres ein. Das finde ich etwas plump. Und in der Geschichte geht es ja um noch viel mehr.

An Isegrims Amadine erinnere ich mich noch gut, den anderen Text kannte ich nicht. Der ist auch kaum in deinen Text eingeflossen, oder? Du orientierst dich in großen Teilen an Isegrims Text. Ich mach das erste Mal beim Copywrite mit, aber ich hätte mir da irgendwie etwas mehr Abstand, also mehr eigenes gewünscht. Du erzählst viele Situationen ähnlich, verwandelst erzählte Passagen in szenische Darstellung. Das lässt sich gut lesen und wenn das einfach nur deine alleinstehende Geschichte gewesen wäre, hätte ich wahrscheinlich nicht gemeckert. Im Rahmen des Copywrites hätte ich mir da noch etwas mehr gewünscht.

Dein Zusatz ist hauptsächlich die Coronakrise. Was macht die mit so einer jungen Liebe über Kontinente hinweg? Da werden ja nochmal ganz andere Sorgen und Probleme erzeugt. Das finde ich gut gemacht und auch interessant. Vielleicht hättest du den Fokus eher darauf setzen sollen.

Noch ein bisschen Textkram:

übergießt alles mit roter Soße. Über ihr weites, mit bunten Ornamenten bedrucktes Kleid
Unglücklicher Übergang. Man könnte meinen sie übergießt das Kleid mit Soße.

Eine imposante Erscheinung, etwas füllig vielleicht. Aber man erkennt sofort, woher ihre Tochter die Schönheit hat.
Wieso das aber? Stehen „imposant“ oder „füllig“ im Widerspruch zu der Schönheit?

Slums und Favelas, in denen Kinder spielen mit allem, was sie finden. Heute will er nichts davon sehen.
Spielen hört sich ja erstmal recht harmlos an. Du meinst aber, dass er das Elend, die Armut nicht sehen will, oder? Da würde ich ein deutlicheres Bild zeichnen.

Das war, als Amanda ihn bis zu seiner Zimmertür im Hotel begleitet hat.
Hatte.

Karl hat ein paar Tage Urlaub bekommen, bevor er nach New York zur UNO-Vollversammlung fliegen muss.
Müsste hier nicht auch „hatte bekommen“ und „fliegen musste“ hin?

Sie kann sogar ein bisschen deutsch.
Deutsch groß.

dunkelhäutigen jungen Männern
dunkelhäutigen, jungen Männern

Die Sonne ist schon ein wenig vom Gelb ins Rot mutiert.
Diese Formulierung gefällt mir nicht. Mutieren ist so negativ.

Er wird seine Zugehfrau um Hilfe bitten.
Unter Zugehfrau konnte ich mir nichts vorstellen und musste googlen. Wieder was gelernt. :)

"Nur zur Vorsicht", twittert sie, "Sie wissen ja, ich bin alleinerziehend. Ich wünsche Ihnen gute Besserung."
Das twittert sie?

Die Hoffnung stirbt zuletzt.
Kann weg.

Freut mich, dass du beim CW mitmachst und uns nochmal zu Amandine und Karl geführt hast.

Liebe Grüße,
Nichtgeburtstagskind

 
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Kann es sein, wieselmaus, dass ich noch nie eine Geschichte von dir kommentiert habe?
Hmm.
Andererseits, ich hab gut dreißigtausend Geschichten hier nicht kommentiert, so gesehen also kein Beinbruch, oder?
Wie auch immer, jetzt bin ich da. Und ich will vorausschicken, dass mir durchaus gefallen hat, was ich hier gelesen habe.
Zum Inhalt, bzw. dazu, wie du die Copywrite-Aufgabe gelöst hast, werde ich dir in den nächsten Tagen noch was schreiben. Das schaffe ich momentan zeitlich nicht. Vorerst will ich mich auf ein paar kleine Störfälle beschränken, die mir aufgefallen sind:

Mit den Fingern fährt er die Narben nach, die ihre wilden Umarmungen auf Schultern und Brust im Grasland hinterlassen haben.
Da ist die Syntax ein bisschen unglücklich, finde ich. Diese zweimalige ... öhm, Ortsbestimmung? (auf Schultern/im Grasland) ließ mich beim Lesen kurz innehalten und mich fragen, wo denn nun die wilden Umarmungen die Narben hinterlassen haben. Würde ich umformulieren.
Karl ist hungrig, auch ermattet von der Taxifahrt durch die quirlige Metropole Yaoundé, Kameruns Hauptstadt.
Ich hätte jetzt auf Anhieb nicht gewusst, dass Yaoundé die Hauptstadt Kameruns ist. Trotzdem stört mich dieser explizite Hinweis. Klingt ein bisschen wie die Fußnote in einem Reiseführer, bzw. zu sehr nach Erklärung von dir, der Autorin, also nicht unbedingt nach Karls personaler Perspektive. Ich würde es weglassen, weil ohnehin sehr bald klar wird, dass hier offenbar von einem afrikanischen Land die Rede ist. Und von welchem ist ja im Grunde egal.*) Und Leser, die es genau wissen wollen, sollen halt ... öhm, im Lexikon nachschlagen.
Was sie vermutlich spätestens hier eh tun:
Slums und Favelas, ...
... weil sie wissen wollen, ob Yaoundé gar in Südamerika liegt.
Abgesehen davon, dass die beiden Begriffe sowieso dasselbe bedeuten, kenne ich den Begriff Favelas nämlich ausschließlich als Bezeichnung für die Armenviertel in Brasiliens Städten.
Okay, die ersten Europäer im heutigen Kamerun mögen portugiesische Seefahrer gewesen sein, die das Land später unterjochenden ausbeutenden unterdrückenden prägenden ScheißKolonialmächte waren allerdings Deutschland und Frankreich. Also wenn du schon neben Slums einen weiteren Begriff (für dieselbe Sache, wie gesagt) zu brauchen meinst, dann schreib doch Elends- oder Armenviertel.
... in denen Kinder spielen mit allem, was sie finden.
... in denen Kinder mit allem spielen, was sie finden.
Besser, oder?
"Maman wird dich verstehen. Sie kann sogar ein bisschen deutsch."
Du warst früher Deutschlehrerin, wieselmaus, stimmt's? Trotzdem behaupte ich jetzt einfach mal, dass Deutsch hier großgeschrieben gehört. (Im Sinne von: Sie beherrscht das Deutsch/die deutsche Sprache.) Ein kleingeschriebenes Adjektiv wäre es nur dann, wenn du schreibst: "Sie kann (wie?) deutsch sprechen. Capisce?
mit ponceaurotem Band an seinem Hut
Kein Störfall, im Gegenteil. Ich musste schmunzeln, weil das so verdammt manieristisch klingt, als hätte es dir @Isegrims höchstpersönlich ins Ohr geflüstert, der alte Poet. :Pfeif:
Die Sonne ist schon ein wenig vom Gelb ins Rot mutiert.
Schlechte Wortwahl. Mutieren ist eindeutig und explizit ein Begriff aus der Biologie. Und dort sollte er auch bleiben.
Danach bleiben sie schwer atmend auf dem Rücken im Gras liegen und betrachten Hand in Hand den rasanten Sonnenuntergang.
Würde ich auch streichen. Ist immer etwas irritierend, wenn sich zwei Personen einen Körperteil teilen.
"Was denkst du denn, Karl, das Handy ist mein wichtigstes Arbeitsgerät."
"Meine Nummer hast du ja. Du kannst jederzeit anrufen. Tag und Nacht. Ich meine es so, wie ich sage."
"Das Gras ist grün." Nein. im Ernst jetzt, Warum sollte Karl das sagen?
... die Hoffnung, dass er nach vierzehn Tagen wieder fit ist, schwindet zusehens.
zusehends
Aber man verspricht nachzuforschen.
Ohne eine Regel bemühen zu wollen, behaupte ich jetzt einfach mal, dass vor dem Infinitiv ein Komma hingehört.
Amandine stößt schrille Triumpfschreie aus,
Und darüber, dass es Triumph heißt, brauchen wir wohl auch nicht dskutieren, Rechtschreibreform hin oder her. :D

Du hörst noch einmal von mir, wieselmaus.
offshore


*) Nachträgliches Edit:
Natürlich ist das nicht egal. Genauso wenig wie es egal wäre, ob ein Senegalese in die Schweiz oder nach Finnland fliegt. (Das war jetzt mein PC-Beitrag zum Tag.)

 

Moin, liebe wieselmaus,

nur ganz kurz, denn ich höre gerade, dass das mir angetraute Weib sich regt und aufstehen will (ja, wir führen ein Lotterleben) und darum nur - ohne in Regeln zu wühlen - lieber @ernst offshore,

Aber man verspricht nachzuforschen.
und der Mutmaßung
Ohne eine Regel bemühen zu wollen, behaupte ich jetzt einfach mal, dass vor dem Infinitiv ein Komma hingehört.
die Behauptung des Gegenteils: Kein KOmma vorm Infinitiv, "nachzuforschen versprechen" - ein wie ich finde ziemlich "komplexes" Prädikat, würde sonst zerschlagen.

Bis nachher

Friedel

 
Zuletzt bearbeitet:

Kein KOmma vorm Infinitiv, "nachzuforschen versprechen" - ein wie ich finde ziemlich "komplexes" Prädikat, würde sonst zerschlagen.
Danke, Friedel, für die Klarstellung.
Ich mahnte das Komma deshalb ein, weil ich es in dem Satz "Aber man verspricht nachzuforschen" quasi "lese". (Also von der Betonung her, was natürlich nix mit Schriftsprachregeln zu tun hat.)

Sorry, @wieselmaus, fürs Offtopic.

 

Danke, @Friedrichard , ich wusste, dass du als edler Ritter dahergaloppieren würdest. Und nicht ärgern, @ernst offshore, wenn‘s nach meinem Gefühl gegangen wäre, hätte ich auch ein Komma gesetzt. Aber es geht halt nicht immer nach dem Gefühl, oder?

LG wieselmaus

 

Hallo @murphy_does_his_best ,

vielen Dank für deine konstruktive Kritik. Als Neuling machst du das prima. Kein Grund, in Sorge zu sein. Deine Bedenken und Überlegungen, die du anderswo geäußert hast, sind unbegründet. Ich jedenfalls habe schon davon profitiert. aber nun zu den Details.

ich hatte auch überlegt einen Text mit Bezug zur aktuellen Situation zu schreiben. Wenn ich so deinen Text lese, denke ich du hast das besser hinbekommen als ich es gemacht hätte.

Schade, das Thema hat ja viele Facetten. Ich würde auf jeden Fall deine Version lesen wollen. Warum sollte die schlechter sein?

Würde mir persönlich besser gefallen, wenn du daraus zwei Stätze machst, oder ein wenig umschreibst.
ein wenig geändert.

Finde ich ein wenig unglücklich formuliert.

Ja, geändert. Hoffentlich zum Besseren.

Dieser kurze und nichtssagende Satz passt nicht so recht zwischen die langen, ausführlichen Sätze in die er eingequetscht ist.

Ich habe ihn gestrichen. Er sollte lapidar auf Karls Schüchterheit und Einsamkeit verweisen, reduziert auf das rein Faktische. Aber klar, dies wird auch so deutlich, hoffe ich.

Ich glaube mit "wenn sie mich nicht verstehen." ist der Satz realistischer und leichter zu lesen.

übernommen

Vertipper: "dich"

danke, gut gesehen

Zu einigen inhaltlichen Aspekten.

Das "im Grasland" hatte ich erst verstanden, als ich den späteren Absatz gelesen hatte. Ich dachte erst du meinst seine Brustbehaarung.

Witzig! Ich habe das Grasland hier gestrichen. Es taucht ja nochmal auf. Es ist die offizielle Bezeichnung für Kameruns Savanne

Das passt meiner Meinung nach irgendwie nicht in den Absatz. Vielleicht ist es aber auch nur eine Sache der Formulierung.

an dem Ausdruck "grinsen" habe ich lang herumgebastelt. "Lächeln" war mir zu betulich. Eigentlich wollte ich eine Art "schwarzer Humor" kennzeichnen. aber da war zu viel "schwarz" in der Gegend. Hast du eine Lösung?

Wenn du das schon schreibst, würde ich vielleicht "Online Banking", oder "Paypal" oder irgendwas in diese Richtung schreiben. Da er unter Quarantäne ist, kann er ja nicht auf die Bank gehen und eine Überweisung tätigen.

yep! Ich habe paypal genommen. Ist auch kürzer

Aber trotzdem wirklich ein guter Text auf hohem Niveau.

Das ist mal ein schönes Lob. Vielen Dank!

wieselmaus

 

Weißtu eigentlich,

liebe wieselmaus,
dass ich mit Michelangelo und Garcia Marquez und vierzehn weiteren Leuten gerade eben, genau morgen vor vier Wochen beim Chinesen (keine Bange, in keiner Wartehalle) Geburtstag feierte – de Bergerac wollte eigentlich auch vorbeikommen, schließlich werd ich allzuviele neue Jahrzehnte nicht mehr betreten. Cyrano hatte aber was mit oder in der Nase, wahrscheinlich, weil es das Wochenende war, an dem Covid_19 linksrheinisch nachgewiesen wurde.

Jetzt hoff ich mal erst, nicht als der Vielschwätzer zu erscheinen … Denn: Nun also statt »El amor en los tiempos del cólera« ein »del corona«, dass ein merkwürdiges Wortspiel daraus wird, ist doch die »corona de espinas« (= „Dornenkrone“), nicht die »de Espan(i)a«.

Aktueller kann man eigentlich nicht sein … und auch das offene Ende besonders für Afrika oder die letzten Amazonasindianer zeigt alles andere als rosige Farben ... ist vllt. ein Abendrot ..


Wie dem auch wird, „Karl“ hat auch im Alter noch Träume – und das ist gut so!, und ich hab eigentlich nur ein paar Kleinigkeiten, wie etwa hier

Wie sie sich biegt im Tanz, wie ihre Haut glänzt und wie sie die Krallen ausfährt.
„Biegen“ hat was von „krümmen“ und „verbiegen“, m. E. vllt. besser passend „wiegen“, das schwache Verb - keinesfalls das vom wägen!, sondern von der „Wiege“ ...

Jetzt muss ich mich ganz vorischtig – nach letzten Erfahrungen - näher

Mit den Fingern fährt er die Narben nach, die ihre wilden Umarmungen auf Schultern und Brust hinterlassen haben.
Klingt mir seltsam – nicht doch eher Dativ, „den“ Narben nachfahren?

Das bisschen Erektion im Glied verschwindet unter seinem prüfenden Blick.
Warum so deutlich symbolisch mit der Tür ins Haus fallen? „Hummeln“ sind nicht mehr so viel in den Hosen …

Eine kunstvoll geschlungene Perlenkette hält die üppige schwarze Lockenpracht in Schach.
m. E. bezieht sich „üppig“ weniger auf die Farbe (die ja ziemlich deutlich ist und schwärzer als schwarz geht so wenig, wie weniger als schwarz eher gräulich wäre), dass besser ein Komma zwischen gleichrangigen Adjektiven gesetzt werden sollte. Die Gegenprobe mit „und“ widerspricht dem nicht …

Kleine Flüchtigkeit

Das Gras hat die zer[r]issene Perlenkette verschlungen.

Eine Woche nach der Rückkehr aus Kamerun fürchtet er, eine Grippe eingefangen zu haben.
Nee, ne Grippe kann man nicht einfangen wie den „Panther“, er fürchtet, „sich“ eine Grippe eingefangen zu haben ... was ja hier beim Test gelingt
Aber der Husten ist hartnäckig, und so folgt er dem Rat seiner Kollegen in Genf, sich testen zu lassen.

Sie hat am Zeigefinger einen kleinen Ring stecken, ...
warum das zwistellige „stecken haben“, wenn es doch ein schlichter geht etwa der Art „Der kleine Ring am/an ihrem Zeigefinger ist ein Geschenk ihrer Mutter ..."

Gern gelesen vom

Friedel

 

Jetzt muss ich mich ganz vorischtig – nach letzten Erfahrungen - näher
Mit den Fingern fährt er die Narben nach, die ihre wilden Umarmungen auf Schultern und Brust hinterlassen haben.
Klingt mir seltsam – nicht doch eher Dativ, „den“ Narben nachfahren?
Ich misch mich da jetzt ganz frech wieder ein. (Nicht aus Widerspruchsgeist, sondern weil das Nachdenken über solche Sprachspitzfindigkeiten einfach Spaß macht.)
Ich verstehe den Begriff "nachfahren" hier im Sinne von "nachzeichnen". Und wenn ich zum Beispiel eine Linie nachzeichne, zeichne ich sie (Akkusativ) nach, nicht ihr (Dativ). Einem Auto (Dativ) kann ich natürlich nachfahren, im Sinne von nachfahren. Ich kann dem Auto natürlich auch nachlaufen. :D

 

Liebe @wieselmaus,

das isses also, dein Copy Write. Der erste Text überhaupt, den ich conoroid lese. Und einer, der eine meiner Geschichten (oder zwei) verwendet, um ein Thema zu beschreiben, das uns lange beschäftigen wird: die Sehnsucht nach Nähe. (in Zeiten der Seuche)

Den Karl meines Textes erkenne ich wieder. Du erklärst ihn genauer, seine Lebensumstände, sein Job und gestaltest die Figur zu einer Art Homo Faber, wodurch er eine klare Kontur erhält. Das gefällt mir gut. Unschärfer finde ich Amandine. Sie bleibt ein wenig ein Schatten, obwohl sie als selbstbewusste junge Frau dargestellt wird. Einige Nebenfiguren (die Brüder, die Kinder) gehen verloren und Maman wird eine Art Klischee.
Ganz verzichtet hast du auf die mystischen Elemente, was ich (naturgemäß) bedaure und was ich auch vermisse. Ein Kommentar erwähnt die Bildhaftigkeit des Originaltextextes. (vielleicht einen Ticken zu viel drin, mag sein). Das nimmt deinem Text mMn allerdings die Farben.

Tja: und den Titel finde ich ehrlich gesagt richtig schlecht gewählt. Weil sofort die Marquee-Assoziation entsteht und ich als Leser eine Art Persiflage darauf erwarte.

So weit mein erster Eindruck: ich danke dir für den Text, deine Interpretation, Version, und werde ganz bestimmt noch mal reinschauen.

Paar Textstellen:

Mit den Fingern fährt er die Narben nach, die ihre wilden Umarmungen auf Schultern und Brust hinterlassen haben.
mm, na ja, der arme Karl

Eine kunstvoll geschlungene Perlenkette hält die üppige schwarze Lockenpracht in Schach.
zu viele Adjektive

Karl hat sie bisher nur einmal wie eine corona radiata um ihren Kopf schweben sehen.
cooler Vergleich

Karl hat ein paar Tage Urlaub bekommen, bevor er nach New York zur UNO-Vollversammlung fliegen muss.
ehrlich gesagt: in seiner Position (so wie du die berufliche Stellung schilderst) - bekommt er keinen Urlaub, sondern nimmt ihn sich

"Ich liebe sie", sagt Karl. Es ist das erste Mal in seinem Leben, dass er diesen Satz ausspricht. Karl ist ein Mann der Zahlen, für seine Statistiken und Diagramme wird er in seinem Team geschätzt.
schön gemacht: gerade weil er das nicht zu Amandine selbst sagt

kleine gelbe Mangos.
ach herrje, die afrikanischen Mangos, direkt in Kenia oder Kamerun oder ... gegessen: wann werde ich wieder dieses gaumenüberflutende Aroma schmecken können?

Danach bleiben sie schwer atmend im Gras liegen und betrachten Hand in Hand den rasanten Sonnenuntergang. Worte sind unnötig. Das Gras hat die zerissene Perlenkette verschlungen.
die Symbolik der Perlenkette bleibt mir verschlossen. Und die Szene in der Savanne klingt sehr nach "Out of Africa."

Hände waschen, viel trinken, ab und zu eine Schmerztablette.
der braucht sich doch keine Hände waschen (jedenfalls nur so oft wie sonst auch) wenn er in Quarantäne ist; und von Schmerztabeltten würde ich abraten

Er muss grinsen. Amandine Aug in Aug mit dem schwarzen Panther! Ein wenig schämt er sich für diesen Anfall von Humor,
mm, das Bild hat einen rassistischen Hauch, würde ich entschärfen

Die Botschaften garniert sie mit Emojis, sucht diejenigen heraus, die auf dunkelhäutige Menschen zutreffen.
braucht es die Info?

dass er mitten in einem Hotspot Europas steckt, am Basler Rheinknie, nur wenige Kilometer sind es nach Südbaden und ins Elsass. Erste Grenzschließungen haben stattgefunden. Wie lange wird es noch Flüge ins Ausland geben? Verdammte Pandemie!
rein zeitlich gesehen wurden die Flugbetriebe längst eingestellt, oder?

Ja, es ist seine Liebe, sie streckt die Arme aus, ruft ihm etwas zu. Aber er kann sie nicht erreichen, bei jedem Schritt vorwärts weicht sie zurück. Ihre letzte WhatsApp ist einige Tage alt. Vielleicht ist mit dem Handy etwas nicht in Ordnung. Das WHO-Büro in Yaoundé weiß nichts über sie, von einem Tag auf den anderen ist sie verschwunden. Aber man verspricht nachzuforschen.
ich weiß nicht, wie mir die Lösung mit der verschwundenen Amandine gefällt, habe aber derzeit keine Idee, was besser wäre.
Die Hoffnung stirbt zuletzt.
Die Hoffnung lebt, ist halt eine ziemlich Floskel

Schön, @wieselmaus, das mal fürs Erste
viele Grüße aus dem frühlingssonnigen Taunus
Isegrims

 

Liebe @Kanji,


Vor allem wollte ich dir wohl sagen, wie schön es ist, dass du hier weiterhin schreibst!

Ja, liebe Kanji, so ähnlich geht es mir auch mit dir. Immer war ich auf der Suche, glaubte dich verschollen wie Amandine im Grasland.

In deiner Geschichte mangelt es auch nicht an Informationen und ja, auch nicht an Erklärungen, die mir hin und wieder vorkommen, als würdest du während des Schreibens all die Fragen und das Nachhaken, die ganzen Wenn und Abers der Leser hören und umgehend beantworten wollen.

Wo du recht hast, hast du recht. Ich bin nochmals die damaligen Kommentare zu @Isegrims Text durchgegangen und dachte : Dem Manne kann geholfen werden.:D Schade, wenn dir dadurch die eigene Kreativität abhanden gekommen wäre. Aber ehrlich, das glaube ich nicht. Es gibt viele einige Passagen, die das Kopfkino (oder Bauchkino) anschalten können. Ich verweise mal auf die Szene im Grasland.

Dass sich das innerhalb der Geschichte nicht aufbaut, sondern einfach vorhanden ist ... okay. Aber auch hier hast du die Eile eingebaut, die ich eben auch durchaus im Original empfand. Das war beabsichtigt, ich habe es gelesen, aber weißt du, wieselchen, du erzählst ruhiger ... schöner.

Genau, die furchtbare Eile ist es, die das Tempo bestimmt. Gewissheiten, die man am Morgen noch hat, sind am Abend schon Makulatur. Die Sonne geht schnell unter im Grasland. Nur ein kurzes Abendrot (@Friedrichard). Was die Sinnlichkeit des Erzählens betrifft, gibt es begabtere Autoren als mich hier im Forum. Ernst zum Beispiel, du gehörst auch dazu.

Ich spüre Amandines Kraft und ihre Lebenslust, Karls Sprödigkeit, ich hätte nur zu gerne gelesen, wie es dazu kam.

Immerhin kannst du Amandine spüren, auch wenn sie, nach Isegrims Meinung zu kurz kommt. Wenn Karl nicht so sehr mit sich selbst beschäftigt wäre, was verständlich ist, könnte ich natürlich in weiteren Rückblenden diese Liebe aufblühen lassen und zeigen, wie de coup de foudre in voller Länge (!) einschlägt. Ich habe den Satz "Es wurde auch getanzt" herausgestrichen. Aber da könnte mMn etwas Derartiges andocken.

Ach, vielleicht vermisse ich einfach Irene, die ihre Hände auf die jugendlichen Hüften stemmt und ihrem Papa kampfeslustig ins Gesicht sieht. Vielleicht sollte ich Birnen und Äpfel nicht vergleichen und vor allem das Thema des Copywrites beachten.
Aber das tust du ja. Es ist halt ein furchtbares Szenario.

Zuletzt: Wer ist denn Irene? Ich leide neuerdings an Vergesslichkeit (echt jetzt). In meinen Texten habe ich nur eine gefunden, die kann es aber nicht sein.

Danke für deinen Leseeindruck. Er ist weit mehr als das.


Ganz liebe Grüße
wieselmaus

 

Liebes @Nichtgeburtstagskind ,

es freut mich, dass du als Kennerin des Textes von @Isegrimms kommentierst. Das ist ja schon der Sinn der Sache. Zuerst möchte ich allerdings auf meinen Titel und den Schlusssatz eingehen.

Da fällt dir doch noch etwas besseres ein. Das finde ich etwas plump. Und in der Geschichte geht es ja um noch viel mehr.
Kann weg.

Der Titel ist in Anlehnung an Garcia Marquez' Roman "Die Liebe in Zeiten der Cholera" gewählt. Dieser Titel hat in der deutschen Medienlandschaft fast wie ein geflügeltes Wort Einlass gefunden, in der verkürzten Form, wie ich ihn verwendet habe. Er ist wie eine abgegriffene Münze. Plump finde ich ich ihn nicht, nur eben abgegriffen. Ähnlich ist es mit dem letzten Satz.: Die Hoffnung stirbt zuletzt. Die Berichterstattung in den Medien bedient sich unentwegt beider Formulierungen. Ich erkenne daraus, dass vielen Journalisten inzwischen die Worte ausgegangen sind, nicht etwa die Wörter. Die Krise als Medienereignis. Stilistisch sollte es eine Klammer darstellen. Mal sehen, wie andere Kommentare darauf eingehen.

Du orientierst dich in großen Teilen an Isegrims Text. Ich mach das erste Mal beim Copywrite mit, aber ich hätte mir da irgendwie etwas mehr Abstand, also mehr eigenes gewünscht. Du erzählst viele Situationen ähnlich, verwandelst erzählte Passagen in szenische Darstellung. Das lässt sich gut lesen und wenn das einfach nur deine alleinstehende Geschichte gewesen wäre, hätte ich wahrscheinlich nicht gemeckert. Im Rahmen des Copywrites hätte ich mir da noch etwas mehr gewünscht.

Ich halte mich an die vorgegebenen Regeln, die allerdings eine große Spannweite haben. Wichtig dabei ist, dass das CW eindeutige Bezüge zum Original hat, andererseits auch auf eigenen Füßen stehen kann. Die Gewichtung kann allerdings ganz unterschiedlich ausfallen. Möglicherweise kommt dir Amandine als zu blass, weil Isegrims ihr sehr viel Raum gegeben hat, wie schon sein Titel sagt. Aber mein Thema war der Pandemie gewidmet.

Unglücklicher Übergang. Man könnte meinen sie übergießt das Kleid mit Soße.

Soße und Schürze sind natürlich assoziativ gewählt. Die Sätze an sich sind korrekt durch den Punkt getrennt.

Wieso das aber? Stehen „imposant“ oder „füllig“ im Widerspruch zu der Schönheit?

Das ist Karls Bild, nicht meines. Er steht halt auf grazile Frauen. Trotzdem möchte ich ihn nicht als "Macho" erscheinen lassen.

Spielen hört sich ja erstmal recht harmlos an. Du meinst aber, dass er das Elend, die Armut nicht sehen will, oder? Da würde ich ein deutlicheres Bild zeichnen.

Die Passage habe ich ganz umgeschrieben. Aber nicht als Infodump über die schreckliche Lage in den Elendsviertel der Welt. Ich würde sonst die personale Ebene verlassen, denn Karl will ja auf dieser Fahrt nichts sehen (sonst schon, es gehört ja zu seinem Beruf).

Das war, als Amanda ihn bis zu seiner Zimmertür im Hotel begleitet hat.
Hatte.

Karl hat ein paar Tage Urlaub bekommen, bevor er nach New York zur UNO-Vollversammlung fliegen muss.
Müsste hier nicht auch „hatte bekommen“ und „fliegen musste“ hin?
Es ist immer schwierig, Vorvergangenheit darzustellen. Das Plusquamperfekt gilt als schwerfällig und unnötig. Mal sehen, ob es noch mehr Leser gibt, die ähnlich drüber stolpern.

dunkelhäutigen[,] jungen Männern
Kein Komma. Ich sehe die Adjektive nicht als gleichrangig an. An anderer Stelle sagt Amanda "Bist du müde, alter weißer Mann?" auch hier kein Komma. Karl ist ein weißer Mann, der alt ist.

Diese Formulierung gefällt mir nicht. Mutieren ist so negativ.

Ja, hab ich geändert. Der Begriff transportiert tatsächlich zu viele nicht passende Bilder.

Das twittert sie?

Danke, habe ich geändert. Jetzt mailt sie.

Vielen Dank, liebe NGK, ich wünsche dir viel Erfolg für deine Geschichte. Ich werde sie bestimmt kommentieren. ich finde, man lernt durch dieses Experiment sehr viel.

wieselmaus

 

Hallo @Isegrims ,

ist ja immer sehr spannend, was die (frechen) Copywriter sich erlauben. ;)
Aber der Reihe nach.

Den Karl meines Textes erkenne ich wieder. Du erklärst ihn genauer, seine Lebensumstände, sein Job und gestaltest die Figur zu einer Art Homo Faber, wodurch er eine klare Kontur erhält. Das gefällt mir gut.

danke, der Hinweis auf Homo Faber gefällt mir natürlich.

Unschärfer finde ich Amandine. Sie bleibt ein wenig ein Schatten, obwohl sie als selbstbewusste junge Frau dargestellt wird. Einige Nebenfiguren (die Brüder, die Kinder) gehen verloren und Maman wird eine Art Klischee.

Hier habe ich versucht, mich von der Vorlage zu emanzipieren. Mein Thema ist ja die Pandemie und nicht deine Titelheldin. Die ist sowieso bei dir, was ihre Motive angehen, bestens gezeichnet, da wäre ich nur untergegangen. Dass Maman als Klischee erscheint, ist für mich kein Fehler. Karl nimmt sie genau so wahr. Er wird sie ja kaum näher kennenlernen können. Ich könnte mir auch vorstellen, dass er etwas Angst vor ihr hat.

Ganz verzichtet hast du auf die mystischen Elemente, was ich (naturgemäß) bedaure und was ich auch vermisse.

Magisches ist Deins, ich kann das nicht, würde auch nicht dahinterstehen.

Tja: und den Titel finde ich ehrlich gesagt richtig schlecht gewählt. Weil sofort die Marquee-Assoziation entsteht und ich als Leser eine Art Persiflage darauf erwarte.
Die Hoffnung lebt, ist halt eine ziemlich Floskel

Marquez' Titel ist ja schon zum geflügelten Wort geworden und der letzte Satz eine noch relativ junge Redensart. Die Idee dahinter habe ich bei @Nichtgeburtstagskind näher erklärt. (Kommentar über dir)

die Symbolik der Perlenkette bleibt mir verschlossen. Und die Szene in der Savanne klingt sehr nach "Out of Africa.

Eine einfache Deutung: Die Perlenkette verschwindet genauso unauffindbar wie später Amandine.
Lieber Isegrims, ich war noch nie in Afrika, habe also nur mediale Bilder vor Augen. Da ist "Out of Africa" doch ganz brauchbar, oder?

der braucht sich doch keine Hände waschen (jedenfalls nur so oft wie sonst auch) wenn er in Quarantäne ist;

Quarantäne-Ritual. Seit vier Wochen übe ich es aus, obwohl eigentlich nicht notwendig ;)

mm, das Bild hat einen rassistischen Hauch, würde ich entschärfen

Yep! Hab's entschärft, er schämt sich jetzt sofort. Aber solche Anwandlungen gibt es zuweilen.

braucht es die Info?

Amandine ist jung, jung, jung!

rein zeitlich gesehen wurden die Flugbetriebe längst eingestellt, oder?

Hab ich überprüft. Nach Afrika zu dem Zeitpunkt noch nicht.

Ich bin sehr zufrieden mit deinem Urteil. Dass du der Poet bist und ich der Chronist, zeigt sich mal wieder deutlich.

Beste Grüße
wieselmaus

 

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