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Mahlzeit

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23.01.2002
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Mahlzeit

Er saß wiedereinmal total erledigt in seiner großzügigen Wohnung im dritten Stock und schaute auf die gelbe Neonschrift des kurdischen Schnellimbiss, die auf der anderen Straßenseite in der Dunkelheit leuchtete. Er stellte sich die drängelten Kunden vor, die wie Marktschreier ihr vermoses „Mit Alles, bitte!“ dem genervten, immer wieder nachfragenden Angestellten an den Kopf warfen. Er sah die Falafeln im heißen Fett brutzeln, er roh die scharfe Nuance der Soße, spürte die Hitze des Grills und des heruntertropfenden Fetts. Sein Heißhunger schien ihn geradezu zu beflügeln. Er spürte, wie das Blut durch seinen Körper schoß, die Muskulatur kurz vor der Kontraktion stand. Doch erschien es ihm wie eine Ewigkeit, bis der erste elektronische Impuls vom Gehirn seinen Weg in sein linkes Bein fand. Genau in das Bein, das den ganzen Tag in dem Ausgelatschteren seiner Turnschuhe die Lagerhallen in der nahegelegenen Recyclingfirma umhergeschlurft war. Nachdem es das ungeheure Gewicht des monströsem Torsos und des unproportionalem Kopfs endlose Kilometer geschleppt hatte, mußte es noch zusätzlich das Gewicht des Körper seines Kollegen und den vom ihm gehaltene Kaffeetasse samt Inhalt für ein paar Augenblicke ertragen.
Er erhob sich langsam aus seinem gemütlichen Platz am Fenster. Sein Bein reagierte auf die Impuls umgehend mit einem schmerzproduzierendem Reiz.
Doch Letztendlich hatte er es wiedereineinmal geschafft. Er stand endlich vor dem Schnellrestaurant. Er hatte sich die Treppen runtergequält, die schwere Haustür aufgerissen und sich trotz seines fast invalidenrententauglichen Körpers athletisch zwischen den Autos über die Straße geschlängelt.
Doch seine Stimmung sollte eine extrem akute Schwankung erleiden, dabei wußte er nicht einmal, was der Grund für das „GESCHLOSSEN!“ war. Hätte er gewußt, daß die Mutter des Besitzers beim Versuch die Bordsteinkante vor ihrer Haustür zu erklimmen, nur knapp scheiterte und sich arg böse den Oberschenkelknochen gebrochen hatte, wäre seine Reaktion gemäßigter ausgefallen. Doch ahnte er nichts von der emotional schwierigen Zeit des Besitzers. So entfuhr im nur ein dumpfes „Scheiße!“.

 

es passiert ja eh fast nichts. es geht um etwaige Hungerattacken des Nachts, die in einer Tragödie enden, wenn der Kühlschrank von Nachbarn leergeliehen ist und der inkompetente Angestellte des leckeren Schnellimbisses wiedereinmal die Leuchtreklame über seiner Bude angelassen hat.

 

Nette Geschichte!
Mir gefällt vor allem die Beschreibung der Qualen die der Besitzer dieses monströsen körpers aushält!
Dein Schreibstil ist gut und bringt mich zum schmunzeln.
Was mir fehlt, sind die Gedanken, die der Besitzer dieses monströsen körpers aushält als er vor verschlossenen Türen steht.
Da könnte man noch so einiges humorvolles hinzufügen. Ansonsten ist die Story gut geschrieben.

luja sog i

 

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