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Mal ganz was anderes

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21.09.2001
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Mal ganz was anderes

Schon im September die ersten Anzeichen von Weihnachten. In den Supermärkten wenigstens. Spekulatius, Weihnachtsmänner, Pfefferkuchen. Die Zeiger der Weihnachtsuhr überschlagen sich. Entenbraten, Weihnachtsbaum, Geschenke beginnen mich zunehmend zu beschäftigen. Dann noch das Telefonat mit Tina. Natürlich wird sie kommen. Wie immer. Mattgelber Schein der Wachskerzen, Geruch von Gebratenem, Geraschel des Weihnachtspapiers, „Oh, wie schön!“ „So eine Überraschung!“ Freude pur am Fest der Feste. Wenigstens einmal im Jahr. Nun gut, in den letzten Jahren, ja es mögen inzwischen zehn Jahre her sein, da singen wir nur noch allein die Weihnachtslieder. Ich hole das Akkordeon hervor, die Noten, und dann geht´s los:
„Oh Tannenbaum…“
Was wäre Weihnachten ohne Weihnachtslieder? Tina singt nicht mehr mit. Und Hans, mein Ehemann? Natürlich singt er mit.
Es waren noch ganze vier Wochen Zeit, da meldete sich Tina.
„Hi Mum! Du, mit Weihnachten…“
„Hallo mein Schatz! Na das ist ja eine Überraschung. Ich hatte schon an dich gedacht. Die Ente liegt schon im Gefrierfach. Wie immer mit Rotkohl.“
„Mum… wir kommen am nächsten Sonntag…“
„Was? Ist etwas Besonderes? In vier Wochen kommst du doch…“
„Nein Mum. Peter und ich wollen euch am Sonntag besuchen. Wir wollen…“
„Peter?“
„Peter ist mein Freund. Wir kennen uns seit zwei Monaten. Ich möchte ihn euch vorstellen.“
„Passt es euch nicht am Heilig Abend? Am ersten Feiertag…“
„Mutter, nun hör doch mal zu! Wir werden nicht an Weihnachten kommen. Deshalb wollen wir euch…“
„Aber Tina! Was soll ich denn nun mit dem Braten machen? Hans ist ganz gewiss auch nicht damit einverstanden…“
„Mutter! Peter und ich möchten in diesem Jahr ganz allein das Weihnachtsfest verbringen. Wir werden in die Alpen fahren. Deshalb kommen wir…“
„Tina! Hat es dir denn nicht gefallen in den vergangenen Jahren? Es war doch immer so schön. Zu Weihnachten gehört die Familie zusammen. Wir sehen uns so selten.“
„Deshalb kommen wir am Sonntag, Mum. Mach dir keine Umstände.“
„Umstände! Du hast gut reden. Ich habe schon alles vorbereitet. Wenn ihr nicht kommt…“
„Ich habe nie von dir verlangt, dass du solchen Aufstand machst. Ich möchte dieses Fest so verbringen, wie ich es möchte, möchte bis zum Mittag schlafen…“
„Und der Kirchgang? Noch im letzten Jahr hast du mir auf dem Nachhauseweg von der Kirche gesagt, dass der Weihnachtsgottesdienst dazugehört zu diesem Tag, dass…“
„Das war im letzten Jahr, Mutter. Inzwischen habe ich dazugelernt. Mir reicht`s mit diesem Friede-Freude-Eierkuchen-Fest.“
„Was soll das denn heißen?“
„Warum gibt Hans sich denn immer die Kante zu Weihnachten? Die obligatorische Flasche Cognac, die schon am zweiten Weichnachtstag bis auf den letzten Tropfen geleert ist? Hast du dir darüber mal Gedanken gemacht?“
„Sag mal! Vater arbeitet hart jeden Tag. Da wird er wohl mal zu Weihnachten…“
„Nur zu Weihnachten? Du glaubst doch selbst nicht, dass das alles ist….“
„Tina, nun reicht´s mir aber. Was ist denn nur mit dir los? Was ist mit deinem neuen Freund? Ist er kein Familienmensch?“
„Mutter, du willst mir einfach nicht zuhören. Versteh´s doch! Ich bin erwachsen. Ich möchte selbst entscheiden, wie ich diese Tage verbringe.“
„Nun gut, wenn du meinst. Am Sonntag sind wir übrigens nicht zu Hause. Herta Meyer hat Geburtstag. Da müssen wir hin.“
„Nun gut, dann wird´s eben nichts. Wenn dir Herta Meyer wichtiger ist…“
„Was heißt hier wichtiger? Sie kommt doch auch zu meinem Geburtstag. Übrigens wird sie sechzig, da…“
„Ist gut Mutter, dann frohe Weihnachten und grüß Herta Meyer schön.“

Frohe Weihnachten! Es gab Ente, es gab Cognac. Nur hatten Hans und ich uns die Flasche geteilt. Sie wurde schon an Heilig Abend geleert. Wir gingen früh ins Bett. Das war der Dank. Unsere Tochter hatte uns das ganze Weihnachtsfest versaut.

 

o man!
so kanns gehen. family freut sich auf weihnachten, tochter ruft an und sagt ab, schon ist für die eltern weihnachten versaut.
schade, wenn eltern es nicht verstehen, dass ihre kiner erwachsen werden und mit dem partner allein feiern/ wegfahren wollen. und dass sie sich dadurch das fest vermiesen lassen.
fiede- freude- eierkuchen. wer's glaubt.
aber es geht ja zum glück auch anders.
hat mir gut gefallen!
bye und schöne weihnachten!!!

 

Hey,

schöne Geschichte, vor allem weil sie mal aus einer andern Perspektive erzählt wird. Sprachlich fand ichs ziemlich gut. Weihnachten kann kommen :D!

Liebe Grüße
Roman

 

hi moonshadow,
hi prodi
danke für Eure Nachricht.
Tja, nicht nur tralala an Weihnachten
Man sollte nicht zu viel Erwartungen reinpackten in diese Feiertage.
vorweihnachtliche Grüße
Heidi

 

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