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- 09.09.2007
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Meer
Meer
Lachend liefen sie über den Strand, spürten den warmen Sand auf ihren nackten Füßen und die Strahlen der Sonne auf ihrer Haut. Ihr Haar war fast schneeweiß, mit einem leichten grauen Schimmer während das seinige Hellblau war, ähnlich dem ruhigen Meer einer Lagune. Dieselben Farben hatten auch ihre Augen. Ihre waren sturmfarben, seine trugen die Farben der schäumenden See und waren genauso tief. Sie liefen fröhlich durch die Reihen der Menschen, die sich in der Sonne drehten um von beiden Seiten schön braun zu werden oder die sich in die Fluten des Meeres stürzten um sich abzukühlen. Keiner von ihnen bemerkte, dass die beiden, die dort so viel Spaß hatten, sich vom Wasser fern hielte. Ebenso fielen ihnen ihre grazilen, Elfengleichen Bewegungen nicht auf, auch wenn selbst jemand, der jahrelang Ballett getanzt hatte nie so leichtfüßige und grazile Bewegungen hätte ausführen können. Die beiden bargen anscheinend ein Geheimnis.
Wir wurden geblendet
von magischen Lichtern
den goldenen Kronen
der Wellen geweiht
Wir stürzten uns lachend
ins eigene Verderben
vom Leben berauscht
und zur Abfahrt bereit.
Ja, dieses Leben war wohl ihr Verderben. „Pass auf, komm dem Wasser nicht zu nah...“ vernahm er die besorgte Stimme seiner Partnerin. Er sah ihr in die Augen. „Nein nein, ich werde schon aufpassen...“ Er zwang sich zu einem Lächeln. Der Weg in die Fluten war der einzige Weg, diesem Leben zu entkommen, doch er konnte es ihr nicht antun. Doch vielleicht war das Meer angenehmer als ein ewiges Leben... wer wusste das schon? Sie tanzten weiter über den Silbersand, wirbelten sich herum, drehten sich im Kreise. Ja, sie war wirklich zu schön, ihre blasse Haut und ihre silbernen Haare, die im Schein der Sonne strahlten wie tausend kleine Diamanten auf Schnüren. Das gleiche dachte sie von ihm, er, mit seinen ungewöhnlichen Haaren in einem leuchtenden Blau, die sie noch nie gesehen hatte, doch sie waren nicht gefärbt. Lag das an ihrem Schicksal, keine normalen Menschen zu sein? Sie lächelte, dann nahm sie seinen Arm und zog ihn mit sich. „Warum zögerst du Haku? Lass uns tanzen!“ Sie lächelte, doch die Zweifel in ihm übermannten. „Ich weiß nicht... was, wenn wir das Wasser berühren?“ „Kohaku Negihayami, du bist ein elender Pessimist...“ Sie grinste ihn an, wie sie es immer tat, niedlich aber zeitgleich ein wenig verführerisch, dann rannte sie weiter. Ihre Augen funkelten, und so ließ auch Haku sich mitreißen. „Hey, Yuki, warte!“ Er rannte ihr hinterher, folgte ihren Fußspuren im warmen Sand.
auf schaurigen Riffen
in eisigen Wogen
Sirenen verfallen
passieren die Wracks
von den anderen Schiffen
und hören dort tausend
Posaunen erschallen
Haku ließ sich einfangen, tollte mit Yuki über den Strand, spielte mit ihr fangen. Sie merkten nicht, dass sie dem Wasser gefährlich nahe kamen, dem Wasser, das sie wieder zu dem machen würde, was sie eigentlich waren. Doch war es nicht besser als dieses Leben? Waren sie nicht einem Scharlatan auf den Leim gegangen, als er ihnen erzählte, dass ihr neues Leben besser werden würde, frei von Pflichten und Regeln, frei von Schmerzen, ein Leben, in dem sie ihre Beziehung ausleben konnten? Er hatte gelogen, das hatten sie längst bitter festgestellt. Er hatte sie belogen, hatte ihnen unwahre Dinge versprochen, doch wollten sie wirklich aus dem Leben unter Menschen fliehen? Wollten sie all das hinter sich lassen, was sie erlebt hatten? Wollten sie in stetiger Angst vor dem Meer leben? Plötzlich sah er zu Yuki, die wie versteinert dastand. „Was ist los?“ „Das Wasser...“ hauchte sie. Haku sah sie fragend an, dann sah er auf ihre Füße... sie stand knöcheltief im Meer! „Yuki... komm da weg!“ „Ich kann nicht Haku... es war der Schwur, ich kann nicht... irgendetwas hält mich fest!“ Sie sah ihn aus ihren großen Augen an. Langsam wurde ihr Bild schwächer, sie wurde schwächer, und ein leichter Wind kam auf, eine sanfte Brise, die Hakus Haut sanft streichelte. Yuki- der Wind. Sie würde wieder zu dem werden, was sie war, würde wieder ihre Brisen über das Land schicken. Haku schluckte. Er war dabei, Yuki zu verlieren! Er sah sie noch einmal lächeln, spürte ihren warmen Blick, dann verschwand sie gänzlich. Ein Kloß hatte sich in seinem Hals gebildet, er war unfähig, etwas zu sagen, und doch konnte er klar denken. So fasste er seinen Entschluss, und stieg langsam in die Fluten. Kohaku- das Meer.
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Lyrix by: Tanzwut, taken from the song "Meer"