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Mein Baby

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28.03.2002
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Mein Baby

Unruhig schaue ich auf die Uhr an der Wand. Ihre Zeiger bewegen sich nur quälend langsam weiter...Bald bin ich endlich wieder bei dir und kann mich um dich kümmern!
Eine halbe Stunde später höre ich den Bus draußen, der mich nach Hause zu dir bringen soll. Lächelnd packe ich all meine Sachen zusammen und hole meine Jacke. Mit einem letzten:“Schönes Wochenende, Leute!“ fahre ich raus in die warme Juniluft und warte, bis der Busfahrer die Rampe für mich runtergefahren hat. Im Bus riecht es nach Zigarettenrauch und Mc Donalds.:
„Ha, erwischt, du warst wieder bei Mäckes!“ grinse ich Ingo, seit drei Jahren meinen Busfahrer, an.
„Ja, stimmt, musste mal wieder sein, war lange nich’ mehr da!“
Lächelt er und schnallt im gleichen Moment meinen Rollstuhl mit schon geübten Griffen an die Gurte fest, damit ich nicht durch die Gegend rollen kann. „Hast du am Wochenende Zeit? Sollen wir dann mal wieder was zusammen machen? Kino, oder so was?“
„Moment, ich mache hier nur zu und steige dann vorne ein!“
Ingo klettert von der Ladefläche, wo ich gerade noch raufgefahren bin und wirft die Türen des Bullis mit einem lauten blächernen „rrrruums!“ zu. Draußen steht Hilke mit ihren Gehstützen und lächelt mich zum Abschied noch einmal an.

Die Landschaft ist sehr schön. Ingo und ich fahren an unzähligen bunten Wiesen mit allerlei Blumenarten vorbei und hören nebenbei gerade die Wise Guys auf ndr2 ihr „jetzt ist Sommer“ singen. Ich sehe Ingo’s Gesicht im Kleinen Rückspiegel sein Gesicht verziehen. Er mag die Wise Guys nicht besonders.
„Ist nicht meine Musikrichtung!“
Sagt er, wenn ich ihm mal wieder von einem Konzert von ihnen wo ich war, erzähle.:
“ Wenn du willst schalt doch um!“ Rufe ich etwas lauter nach vorne, damit er mich durch die Motorengeräusche hindurch hören kann.
„Ach, passt schon, so lang muss ich das ja nich’ mehr ertragen, wir sind ja gleich da!“ Er grinst mich im Spiegel an und weiß schon was ich ungefähr sage:
“ Ach, du hast doch keine Ahnung von guter Musik!“
Rufe ich in gespielt eingeschnappten Ton zu ihm nach vorne. „Hmmm, na ja...“ brummelt er in seinen nicht vorhandenen Bart.

Ungefähr fünf Minuten später biegen wir in meine Straße ein, wo ich mit meinem Freund Alex eine Wohnung habe. Mein Herz schlägt vor Freude schneller und ich bekomme wieder dieses, wie ich finde, dümmlich-grinsende Gesicht, was ich immer mache, wenn ich von der Arbeit nach Hause komme. Ingo parkt in unserer Einfahrt und stellt den Motor ab.
„So, dann will ich dich mal von deinen Gurten da hinten befreien!“ Er öffnet seine Tür und springt aus dem Auto.Jetzt reckt und streckt er sich erst mal. Seine Knochen werden immer so müde beim Autofahren, sagt er. Als er fertig ist, öffnet er hinter mir die Wagentüren um die Ladefläche wieder für mich aufzubauen.
„Und was sagst du, hast du Lust mit Alex und mir morgen ins Kino zu gehen? Wir wollen uns „the day after tomorrow“ anschauen.
“Hmm, weiß noch nicht, Michael und ich wollen morgen Abend vielleicht mal wieder unseren Zocker-Abend machen. Haben wir schon länger nicht mehr gemacht!“ Ingo schnallt mich von den Gurten ab und fährt mich auf die Ladefläche, um mich mit der elektrischen Rampe runter zu fahren. Als ich unten angekommen bin, fahre ich von der Rampe herunter und Ingo gibt mir meine Jacke und meine Tasche und meine Jacke.
„Na ja, schade. Vielleicht hast du irgendwann anders mal wieder Lust was mit uns zu machen.“ Ingo schmeißt wieder Die Türen des Wagens zu und geht langsam nach vorne, weil er noch andere Leute von der Arbeit holen muss.
„Bestimmt, ich melde mich dann bei euch...Bis Montag dann!“
„Jau, bis Montag!“ Ingo lächelt noch einmal und setzt sich dann wieder in seinen Wagen um weiter zu fahren. Als er aus der Einfahrt fährt hupt er wie immer noch einmal kurz und fährt dann mit knatternden Geräuschen davon. Ich winke ihm nach und krame dann meinen Haustürschlüssel aus meiner Tasche um aufschließen zu können, da kommt Frau Wenke gerade aus der Tür:“ Ach, Sandra, na, alles klar? Wie war die Arbeit?“ Lächelnd hält sie mir die Haustür auf, damit ich reinfahren kann:
“Hallo Frau Wenke, war ganz gut die Arbeit, danke! Wie geht’s ihnen denn mit ihrem Bein?“ „Ach, tut immer noch weh, bin gerade noch mal auf dem Weg zum Arzt.“ Sie reibt sich vorsichtig das Bein und zieht ihren Verband wieder zurecht, der verrutscht ist.
„Die Wunde will irgendwie nicht heilen, keine Ahnung.“ Sie richtet sich wieder auf und lächelt mich nett an.
Ich lächele:„Dann wünsche ich Ihnen noch gute Besserung! Ich muss jetzt hoch, mein Freund kommt in einer halben Stunde von der Arbeit.“
„Ja, dann grüßen sie ihn mal von mir, ja? Auf wiedersehen, Sandra!“ Frau Wenke lächelt ein letztes Mal und macht sich auf den Weg zur Bushaltestelle.
Ich fahre zum Aufzug und drücke auf den Knopf um nach oben fahren zu können. Eine halbe Minute später öffnet sich der Aufzug und ich fahre hinein und drück auf 5, mein Stockwerk. Als ich oben angekommen bin, sehe ich es schon...mein Baby...Es steht da, nicht besonders groß, aber so schön, dass ich lächeln muss. Ich fahre darauf zu und berühre leicht den weichen Stoff des Sitzes...Dann gleiten meine Finger langsam über das Eisen, das meine Fußstützen hält und murmele fast unhörbar: “Mein neuer E-Rolli...Mein Baby!“

 

ferni schrieb unter ihre Geschichte:

Wäre toll, wenn ihr mir schreibt, wie euch meine geschichte gefallen hat!viele grüße,

*ferni*

Bitte solche Sachen nicht direkt in das Geschichtenfenster.

Hallo ferni!

Lebendig und gut geschrieben!
Die Dialoge sind lebensnah und glaubwürdig, du hast ein gewisses Tempo, das den Leser mitzieht.
Hat mir sehr gefallen, diese Selbverständlichkeit der Behinderung, der Umgang damit - nicht aufdringlich, sondern wie nebenbei.
Natürlich hab ich mir während des Lesens die komischsten Sachen ausgedacht, wie Du auf ein Baby kommen kannst - der Schluss ist für mich eine gelungene Pointe!


schöne Grüße
Anne

 
Zuletzt bearbeitet:

hallo Maus!

uff...was hab' ich angst gehabt vor der 1. reaktion auf meine geschichte! schreibe nich' sehr oft kg's (eigentlich sehr selten), daher hatte ich panik, dass die geschichte grottenschlecht empfunden wird! freut mich aber sehr, dass sie dir doch gefallen hat! echt, hab' mich voll gefreut! :)

viele grüße,

*ferni* :read:

__________________
what you give is what
you get return!

 

Hallo *ferni*

erstmal herzlich willkommen auf kg.de, auch wenn du schon ein bißchen länger hier bist.
Eine nette Geschichte hast du da geschrieben. Leicht zu lesen und auf die Pointe wäre ich wahrlich nicht gekommen.
Tja, was sieht man mal, dass nicht immer ein luxeriöses Auto das Wichtigste auf der Welt ist.
Auf die Freiheit kommt es an und das bringt ein schöner Rolli der leicht und bequem zu fahren ist sicher viel mehr.
Wir nichtbehinderte machen uns darüber sicher zu wenig Gedanken.
Es wäre schön, wenn du den Drang zu schreiben noch etwas mehr bekommen würdest, du wirst sehen es macht rießig Spaß!

Einen schönen Abend wünscht dir

Morpheus

 
Zuletzt bearbeitet:

moin Morpheus!

hättest gerade mal mein gesicht sehen müssen, hab' gegrinst wie so 'n honigkuchenpferd! *g* danke auch für deine kritik! :)
ja, hab' mir das auch so gedacht mit dem vergleich e-rolli=mein <a href="http://www.ntsearch.com/search.php?q=baby&v=56">baby</a>.manche autofahrer sagen ja selbst von ihren <a href="http://www.ntsearch.com/search.php?q=autos&v=56">autos</a>, dass es ihr <a href="http://www.ntsearch.com/search.php?q=baby&v=56">baby</a> is'. find' ich eigentlich immer ganz witzig, aber ich kann's verstehn, hab' nämlich auch eins! :D

also, dankeschön & 'n schönen tag noch,

*ferni* :read:

___________________
what you give is what
you get return!

 

Hallo *ferni*,

die Selbstverständlichkeit der Behinderung hat mir in deiner Geschcihte auch gefallen. Ein schönes Stück Alltag. Die Fehlerauflistung ist also keineswegs bös gemeint, sondern soll nur der Optimierung dienen. :)

„Ha, erwischt, du warst wieder bei Mäckes!“ Grinse ich Ingo, meinen Busfahrer seit 3 Jahren, an.
... Mäckes!", grinse ...
hier geht es trotz des Ausrufezeichens klein weiter. Den Fehler hast du des Öfteren.
- ich würde schreiben: grinse ich Ingo, seit drei Jahren mein Busfahrer, an. Das ist deutlicher.
- Wenn du beim Wechsel der sprechenden Person jeweils einen Zeilenumbruch machst, wird es übersichtlicher.
Ungefähr fünf Minuten Später biege
später (klein)
Ingo parkt in Unserer Einfahrt
unserer (auch klein)
„Dann wünsche ich ihnen noch gute Besserung!
Ihnen (in wörtlicher Rede, wie in Briefanreden hingegen groß)
Frau Wenke lächelt einletztes Ma
ein letztes (Leerzeichen)
und rück auf 5, mein Stockwerk.
drück


Lieben Gruß, sim

 

hallo sim!

danke für deine kritik und dafür, dass du mir meine fehler gezeigt hast! bin froh, dass du mir gesagt hast, was ich noch verändern müsste. war keinesfalls böse auf dich oder irgendjemand anderes! :) find's gut, wenn ihr mir "zeigt" wie ich das besser formulieren kann, oder wenn ihr mir sagt, wenn was groß oder klein geschrieben werden muss. das hilft mir ja sehr!
diese fehler mit der groß-und kleinschreiberei hab' ich oft, wenn ich am compi sitze. dann will ich schnell alles schreiben, wenn mir was in 'ner geschichte einfällt, und dann passiert sowas. jetzt z.b. schreib' ich alles klein, weil's einfach flotter geht! *g*

viele grüße & danke nochmal!

viele grüße,

*ferni* :read:

 

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