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Mein erster Besuch im Fitnesscenter

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29.01.2009
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Mein erster Besuch im Fitnesscenter

Mein erster Besuch im Fitnesscenter

,, Ich hätte gern einen Autosimulator.“
,, Was, nee – kenn ich nicht, ham wa nicht …“

Anscheinend war die Dame am Einlass des Fitnesscenters auf meine nahe liegende Bitte nicht richtig vorbereitet. Jedenfalls fiel ihr der Unterkiefer runter und sie war eine Weile nicht in der Lage, ihn wieder zu schließen. Vielleicht sollte sie selber ihre Kaumuskulatur an einem entsprechenden Gerät – sagen wir mal an einer hydraulischen Kaumuskelpresse – auftrainieren, schoss es mir durch den Kopf, verkniff es mir aber, mich auch noch nach dem Vorhandensein eines solchen Gerätes zu erkundigen. Erstens hätte dies ihren augenblicklichen Zustand eher noch verschlimmert und zweitens verstärkte sich in mir dann doch die Annahme, dass ihr Problem psychosomatische Ursachen besitzt.
Ich probierte also das Ansinnen meiner Bitte etwas genauer zu erklären:

,, Viele Kunden fahren doch mit ihrem Auto hierher um sich dann anschließend auf einem dieser Fahrradergometer abzustrampeln. Da ich aber schon mit dem Fahrrad gekommen bin, bräuchte ich im Anschluss einen Art Autosimulator. Käme ja aufs Gleiche raus.“

,, Hee, nee, ham wa nicht. Ham wa nie jehabt. Wat soll dat denn bringen?“

Was das bringen soll? So langsam kam ich in Rage. Mein Typberater meint, ich müsste mehr aus mir machen. Um weiter zu kommen, müsste ich auch nach außen zeigen, wohin ich innerlich will. Das fängt im häuslichen Umfeld an: ,,Solange deine Wohnung nicht aufgeräumt ist, solange wird in deinem Innern auch Chaos herrschen!“ und setzt sich in der Öffentlichkeit fort: ,,Zeige nach außen, dass du erfolgreich bist bzw. dass du den Erfolg anstrebst, gibt dich dynamisch, kraftvoll, zielsicher, dann wird deine Psyche, dein Geist auch eine höhere Struktur erlangen. Schau dir beispielsweise Leute aus der Nachbarschaft an, die dir als Vorbild dienen könnten und eifere ihnen nach.“

Da fiel mir als aller erstes Herr Behrends von gegenüber ein. Möglicherweise sollte ich einige Sachen von ihm abschauen, um meinem Leben einen neuen Wind zu geben. Alle drei Jahre holt der sich ´nen neuen Wagen, kann er sich wohl leisten, und kümmert sich in seiner begrenzten Freizeit auch noch um seinen Körper; indem er mindestens viermal die Woche ins Fitnesscenter fährt. Dynamisch, erfolgreich – na gut, ansonsten ´n scheiß Typ, aber darum geht es jetzt nicht.
Mmm, mit dem neuen Auto alle drei Jahre wird es bei mir wahrscheinlich nicht gleich klappen, weil da für den Anfang, sagen wir mal, knapp 20 000 Euro fehlen, aber die von mir als nachahmenswert empfundenen Aktivitäten des Herrn Behrends, die nüchtern betrachtet in einer Kombination aus Auto und Fahrrad fahren bestehen, bekomme ich als ersten Schritt auch imitiert. Nur bräuchte ich dafür verdammt noch mal so ´ne Art Autosimulator. Dies versuchte ich der Dame noch einmal mit etwas lauterer Stimme verständlich zu machen.

,,Hee, nee – versteh ick nicht. Wat meinste? - Und schrei mich nicht so an!“, kam als Antwort aus ihr heraus.

Mit dem Anschreien dürfte sie recht gehabt haben, jedenfalls unterbrachen alle aus dem Fitnesscenter ihre Übungen und starrten mit merkwürdigem Gesichtsausdruck in meine Richtung. Mir blieb nichts anderes übrig, als dem Gespräch schnell eine Wendung zu geben:

,, Ähhh - Welche Fortbewegungsarten könnte man denn noch hier an einem Gerät simulieren?“

,, Hee, nah, emm – Sie könnten ja aufs Laufband jehn.“

Auf`s Laufband? - Ich drehte mich um und sah einen etwas korpulenten Mann auf einem dieser Bänder schwitzend, prustend anscheinend gegen etwas Unausweichliches ankämpfen. Ein Schleier der Hoffnungslosigkeit lag auf den leicht abgehackten Bewegungen und ich hoffte, dass sich die Dissonanzen zwischen Gerät und Nutzer nicht schädigend auf diese entladen würden. Doch worin bestand das Unausweichliche dieser Szene? Ich konnte es nicht gleich beim Namen nennen, aber dann – na klar, der Mann kam nicht vom Fleck. - Eine Erfahrung, die an sich für mich nicht grundlegend etwas neues bedeutete, neu erschien mir jedoch, dass selbst größte Anstrengungen einen Menschen nicht von der Stelle bringen, ja das genau genommen die Anstrengungen der Grund für die festgefahrene Situation in der vorliegenden Szene waren. – Das war nun wahrlich auch keine Alternative für mich, so wollte, so konnte ich mein neues Leben nicht beginnen. Das Laufband flüsterte mir förmlich zu: ,, Kämpfe, ackere meinetwegen, du wirst es nicht vom Fleck schaffen.“


Ich sagte der Dame, dass ich versehentlich die falschen Sportschuhe eingepackt hätte – obwohl ich eigentlich nur ein Paar besitze und das auch nur seit neuesten – und verließ das Fitnesscenter. Zu Hause angekommen überlegte ich, ob ich nicht meinen Plan ändern sollte, indem ich mit Phase 2 beginne. Phase 2 lautet: ,,Beseitigung des häuslichen Chaos´ und Schaffen eines strukturierten, arbeitsfördernden Wohnumfelds“. Leider fand ich keinen Stift, um dies in dem schriftlich niedergelegten Plan zu ändern.

 

Hallo Schlunz.

Viele Kunden fahren doch mit ihrem Auto hierher um sich dann anschließend auf einem dieser Fahrradergometer abzustrampeln. Da ich aber schon mit dem Fahrrad gekommen bin, bräuchte ich im Anschluss einen Art Autosimulator. Käme ja aufs Gleiche raus.“
Äh ja, lol?

dass selbst größte Anstrengungen einen Menschen nicht von der Stelle bringen, ja das genau genommen die Anstrengungen der Grund für die festgefahrene Situation in der vorliegenden Szene waren.
Juchu, Philosophie! ^^

Also, um es mal so zu sagen: Die Situation ist ziemlich absurd, aber nicht witzig ...
In dem letzten Zitat scheint noch ein tieferer Sinn drin zu stecken, genau wie in dem letzten Satz mit dem Stift. Hat - glaube ich - sogar miteinander zu tun, verdeutlicht vermutlich die festgefahrene Situation des Prot, aber um die Aussage zu finden, müsste ich wohl die Lupe auspacken. *fg*

Also: Schreiben kannst du, aber eine vernünftige Story muss her!

Grüße von Jellyfish

 

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