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Metamorphose
Sie zog die dunkle Luft tief durch die Nase in sich ein. Sie war so kalt, dass es in den Lungenflügeln brannte. Beim Ausatmen kondensierte ein bisschen an ihrer Nase. Es war fast so, als wenn sich millionen kleiner Eiskristalle bildeten, die dann klirrend zu Boden fielen. Und so begann die schmerzhafte aber lebenswichtige Tortur von Neuem. Jedesmal nahm sie Gerüche von unterschiedlicher Intensität war. Jedesmal die eine Frage im Kopf. Was ist dieses leicht süßliche? Es erschien immer nur kurz und verschwand wieder. Jeden anderen Geruch hatte sie identifiziert. Da war Leder, rostiges Metall, alte Erde und moderiges Holz. Aber dieser eine Duft ließ sie nicht los. Was war das wohltuende, belebende nur? Er blieb jetzt immer einen kurzen Moment mit ihr. Sie wollte das Aroma in sich aufnehmen, es schmecken und fühlen, sich innerlich daran wärmen.
Wie lange sie hier schon bewegungslos lag, wusste sie nicht. Jedes Zeitgefühl war verloren. Die Dunkelheit war bereits zu ihrem Verbündeten geworden. So war es leichter sich ganz auf einen ihrer Sinne zu konzentrieren.
Von weit, weit hinten drang ein immer lauter werdendes Klacken an ihre Ohren. Sie zwang sich ihrem Gehör mehr Aufmerksamkeit zu widmen. Das Klacken wurde stetig lauter. Schritte! Es mussten Schritte sein!
Wieder holte sie tief Luft. Der belebende Wohlgeruch erfüllte ihre Sinne. Die Schritte verschwanden in die Unwichtigkeit. All ihre Wahrnehmung wurde von einem Schleier umhüllt.
Gewaltsam griff eine Hand ihren Haarschopf und riss ihren Kopf in die Höhe. Verzweifelt versuchte sie durch die Ränder der Augenbinde etwas zu erkennen. Aber Finsternis umgab sie. Sie merkte wie ihr Kopf fixiert wurde und ihr Hals mit einem Lederriemen am Tisch festgezurrt wurde. Das Atmen viel ihr jetzt schwer. Dennoch machte sie tiefe Züge um mehr und mehr des betörenden Geruchs aufzunehmen. Es war als würde er sich ihrer innerlich bemächtigen und eine Flamme erzeugen, die immer heller und heißer wurde. Die äußerliche Kälte verflog plötzlich und es war, als würde der Duft sie innerlich auftauen. Schweiß bildete sich auf ihrer nackten Haut. Es entstanden kleine Tropfen, die langsam ihre Brüste hinab auf ihren Bauch liefen. Heißer und heißer loderte es in ihr. Sie bewegte ihren entblößten Körper unruhig auf dem Tisch hin und her. Ihre Handgelenke scheuerten sich langsam an den Lederriemen auf.
Der Geruch entfaltete sich in ihr vollkommen. Sehnsucht, Liebe, Schmerz stiegen aus der Tiefe ihrer Seele hinauf. Alles was sie fühlte, alles was sie spürte war von diesem Geruch erfüllt.Diese lieblich erschreckende Sünde!
Mit ekstatischer Agonie wand sie sich schwer atmend auf dem Tisch.
"Jetzt bist du mein." hauchte es in ihr Ohr. Sie spürte einen kurzen stechenden Schmerz im Unterleib. Sie wollte Schreien, doch irgendetwas verbot es ihr. Kein einziger Laut war zu hören. Sie fühlte die Bewegungen in ihr. Langsam, dann schneller, mal heftiger und mal sanfter. Es gefiel ihr. Grobe Hände umfassten ihren Hals, sie konnte die Kraft und Gewalt, die in ihnen lag spüren. Finger fuhren über ihre Lippen. Die Hitze brodelte in ihr. Der Siedepunkt war nahe. Bloß nicht die Kontrolle verlieren.Voller Ekstase bäumte sie ihr Becken auf. Mit immenser Stärke wurde sie niedergedrückt. Eine Hand lag jetzt auf ihrer Brust. Ihre harten Nippel schmerzten vor Lust unter dem Druck der Finger. Die andere Hand hielt ihr Becken unten. Die Schläge in ihr wurden heftiger. Sie merkte wie pure, animalische Gier in ihr aufstieg. Was würde passieren, wenn ich die Kontrolle aufgebe? Es war kaum noch aufzuhalten. Noch einmal konzentrierte sie sich auf die Bewegungen in ihr. Sie waren jetzt heftig und hart. Und dann geschah es.
Ihr Bewusstsein verändertet sich schlagartig. Es war, als wäre sie außerhalb ihres Körpers und etwas Fremdes ergriff Besitz von ihr. Alle Muskeln in ihr spannten sich und sie übergab das letzte bisschen Kontrolle dem Grenzenlosen. Eine Explosion in ihr. Ihr Körper wurde abwechselnd heiß und kalt. Sie hörte alles und auch nichts, fühlte sich stark und schwach. Euphorisch! Und alles geschah in diesem einen Moment, diesem Augenblick der Ewigkeit.
Die Lederriemen rissen ein. Mit ihren Fingernägeln krallte sie sich in den starken Armen ihres Verführers fest. Ihr Griff wurde erwidert. Sie bäumte sich auf und schrie ihre Lust heraus, das alles und jeder sie hören konnte. Sie würde nie wieder die Selbe sein.
Der Dämon in ihr erwachte. Die Symbiose war vollzogen. Sie zerriss die Augenbinde und krallte sich in die muskellöse Brust. Mit ihren Fingern riß sie tiefe Wunden. Der Geschmack des warmen, süßen Blutes durchströmte ihren Mund und lief ihren Hals hinab. Eng umschlungen gaben sie sich der Lust sowie dem Schmerz hin. Raum und Zeit verschmolzen. Sie war jetzt kein Mensch mehr. Sie war jetzt wie er. Ein Geschöpf der Dunkelheit.
Jetzt endlich! - Freiheit!